Sebastian Fitzek – Mimik

Hannah Herbst ist Mimikresonanz-Expertin und kann winzigste Zuckungen und Bewegungen im Gesicht anderer Menschen genau analysieren. Diese Fähigkeit hat sie schon häufig eingesetzt, um die Polizei bei Verhören zu unterstützen. Zuletzt im Fall des Fischermanns, der Kinder entführt und brutal ermordet.

Doch nun wird Hannah mit einem Video konfrontiert, in dem sie selbst gesteht, ihre Familie ermordet zu haben. Nur ihr Sohn Paul scheint überlebt zu haben, aber niemand weiß, wo er sich versteckt. Hannah kann nicht glauben, dass sie diese bestialische Tat tatsächlich verübt hat. Leider kann sie sich an nichts erinnern, weil sie eine seltene Unverträglichkeit gegen Betäubungsmittel hat und nun nach einer OP das Gedächtnis verloren hat.

Also beginnt sie, ihre eigene Mimik zu entschlüsseln und Unstimmigkeiten in ihrer Aussage zu suchen. Damit möchte sie zunächst ihr eigenes Leben retten, denn ein Mörder hat sie entführt und will nun Hannah dafür büßen lassen, dass sie ihre Familie ermordet hat.

Die Zeit läuft also für Hannah, und aufgrund ihres Gedächtnisverlustes weiß sie nicht, wem sie wirklich trauen kann. Zudem passt nichts so recht zusammen. Was ist also wirklich geschehen mit ihrer Familie? Um dies herauszufinden, begibt sie sich zurück an den Tatort…

Versteckte Zeichen

Bevor wir in der eigentlichen Handlung landen, präsentiert uns Sebastian Fitzek zwei Rückblenden: Zunächst liegt ein sechsjähriges Mädchen zusammen mit seiner Mutter auf den Gleisen, als sich ein Güterzug nähert. 27 Jahre später betritt Hannah Herbst den Kindergarten, um ihren fünfjährigen Sohn Paul abzuholen, als sie Zeugin wird, wie der Praktikant zwei Geiseln genommen hat und nun mit einer Waffe bedroht. Das eine Kind ist ihr eigener Sohn. Mit winzigen Gesten kann sie mit ihrem Sohn unbemerkt kommunizieren und diesen aus der Gewalt des Entführers retten.

Sieben Jahre später ist sie selbst eine Gefangene – schwer verletzt und in der Gewalt eines wahnsinnigen Mörders. Wie all dies zusammen hängt, was Hannah und ihrer Familie passiert ist, liegt vollkommen im Dunkeln.

Sebastian Fitzek packt auch in seinem neusten Thriller wieder sein übliches und bereits bekanntes Repertoire aus: Sein Buch ist unterteilt in fast 80 sehr kurze Kapitel, die häufig auch von einer Szene zur nächsten springen, um den Leser so schnell wie möglich an das Buch zu fesseln und ihm keine Möglichkeit zum Durchatmen zu geben.

Wieder gibt es viele Fäden, die einfach nicht zusammenzupassen scheinen. Hannah ist überzeugt, dass sie niemals in der Lage gewesen sein kann, ihre eigene Familie zu ermorden. Und dennoch muss sie ihrem eigenen Geständnis zusehen. Doch finden sich darin versteckte Zeichen? Was kann sie aus ihrer Mimik und aus ihrer Körpersprache ablesen? Gibt es hier Unstimmigkeiten, die sie auf die richtige Fährte bringen?

Die Suche nach der Wahrheit wird zu einer lebensbedrohlichen Hatz, denn mit Mühe und Not kann Hannah ihrem Entführer entkommen und sich in ihr eigenes Haus flüchten, um dort nach Spuren zu suchen. Dort findet sie immerhin ein Erinnerungsbuch mit wichtigen Fakten über ihr Leben und ihre Vertrauten, sodass sie in der Amnesie eine Orientierungshilfe hat.

Wendepunkte

Das Tempo in dem Buch ist durch die vielen kurzen Kapitel, die meist mit einem Cliffhanger enden, sehr hoch. Sebastian Fitzek schafft es wie immer, die Spannung gekonnt ansteigen zu lassen und seine Leserinnen und Leser zu verwirren. Es ist schwierig, hier die wahren Täter zu entlarven, denn immer wieder gibt es neue Andeutungen, sodass man mal diesen und mal jenen verdächtigt. Aber am Ende ist natürlich wieder alles ganz anders als gedacht. Sebastian Fitzek wäre nicht Sebastian Fitzek, wenn er nicht ganz am Ende nochmal eine alles entscheidende Wende hinlegen würde, um den eigentlichen Täter als Unschuldigen zu entlarven.

Und so geschieht es auch hier. Leider ist es auch in diesem Buch diese eine Wendung zu viel, die die Handlung aus meiner Sicht dann an Glaubwürdigkeit verlieren lässt.

„Mimik“ ist ein wahrer Pageturner, keine Frage. Die Geschichte ist spannend und fesselt von Beginn an. Ich hatte das Buch innerhalb von nur zwei Tagen durchgelesen und bin Sebastian Fitzek auch nicht auf die Spur gekommen. Ich glaube, das ist in diesem Buch auch kaum möglich – es sei denn, man geht von Beginn an vom vermutlich unwahrscheinlichsten Szenario aus?!

Ich fand die Auflösung am Ende etwas enttäuschend. Ja, sie lässt es einem eiskalt den Rücken runterlaufen. Aber ist diese Auflösung glaubwürdig? Ich finde nicht. Fitzek-Fans kommen hier wieder auf ihre Kosten, da der Erfolgsautor hier wieder mit den altbekannten Mitteln arbeitet. Aber schön finde ich es, wenn er seine Fans mal damit überraschen würde, dass er etwas Neues versucht und nicht jeden Thriller exakt gleich aufbaut.

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3426281574
www.droemer.de

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