London 1948: Trümmer, Ruinen, Leichen. Eine sogenannte Wunderwaffe der Nazis hat den Bluttod über die Weltstadt gebracht. Von dem schleichenden Tod bleiben nur wenige Menschen verschont, die der Blutgruppe AB-negativ angehören.
Fünf von ihnen suchen Zuflucht in den Ruinen eines verlassenen Grandhotels: Zwei junge Frauen, die über die Schranken unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft hinweg eine tiefe Freundschaft verbindet; ein Deutscher mit undurchsichtiger Vergangenheit und ein weltfremder Engländer vom Zivilschutz. Und Hoke, der Kriegsfreiwillige aus Kanada, der seit drei Jahren auf der Flucht vor jenen Menschen lebt, die wissen, dass sie sterben müssen.
Ein nervenzerfetzendes Drama von ungeheurer Intensität entwickelt sich zwischen diesen fünf Menschen. (Verlagsinfo)
Midge und ich waren überglücklich: wir hatten unser Traumhaus gefunden. Es lag mitten im Wad, zauberhaft romantisch, und es strahlte eine Ruhe aus, die wir beide für unsere Arbeit als Künstler so dringend brauchten. Die erste Zeit in unserem kleinen Liebesnest erlebten wir wie im siebten Himmel. Es war, als läge über diesem Haus ein ganz eigenartiger Zauber, als hätte es magische Kräfte. Aber dieser erste Eindruck war gefährlich trügerisch.
Es geschahen Dinge, die einfach unglaublich waren und die mir bis heute unbegreiflich geblieben sind. Es geschahen Wunder, wirklich Wunder, Wunderheilungen.
Und dann diese Sekte, die unser Haus für sich allein haben wollte, die abscheulichen Kreaturen, die aus den unteren Regionen heraufgekrochen kamen, und die Fledermäuse, ja, die Fledermäuse, die werde ich wohl niemals in meinem Leben vergessen. Bis heute will ich das, was damals geschehen ist, nicht glauben. Aber es ist die Wahrheit. Die grausame Wahrheit. Also, seien Sie gewarnt. Dies ist – bei Gott – keine Gute-Nacht-Geschichte. (Verlagsinfo)
Der Horrorautor packt ein heißes Eisen an: Experimente mit behinderten Menschen. Hinzu kommen ausgefallene Charaktere und unheimliche parapsychologische Phänomene. Verpackt in eine realistisch erzählte Krimihandlung, bietet die Handlung befriedigende Spannung bis zum langen Finale.
Ich dachte zunächst, dies wäre die Romanvorlage zu Nicole Kidmans erfolgreichem Horrorfilm „The Others“. Da hatte ich mich aber getäuscht. Dessen Drehbuch stammt von einem spanischen Autor. Und Herberts Roman ist auch schwierig zu verfilmen. Nicht wegen vieler Szenen, sondern wegen seiner Thematik: menschliche Missgeburten und ihr Missbrauch. James Herbert – Jenseits. Schauerroman weiterlesen →
Als Wardlin Stuart bei einem Streit in einer Bar einen Mann erschlägt, wird er zu zehn Jahren Haft verurteilt. Während er die Haftstrafe absitzt, beginnt er, Gebete niederzuschreiben. Das Besondere daran: Sie gehen alle in Erfüllung. Therese aus Arizona schreibt ihm auf seine Kontaktanzeige, nach einem Jahr heiraten sie, er kann endlich raus.
Nachdem seine gesammelten Bittsprüche unter dem Titel „Ein Handbuch amerikanischer Gebete“ veröffentlicht wurden und immer mehr Gebete in seiner neuen Heimat in Erfüllung gegangen sind, wird er zum Begründer einer neuen Religion und eine nationale Berühmtheit. Doch dieser Ruhm bringt ihn in Konflikt mit einem fundamentalistischen christlichen Fernsehprediger … und es scheint, als würde der Gott, zu dem Stuart betet, leibhaftig auf Erden wandeln.
_Der Autor_
Lucius Shepard, geboren 1947, zunächst ein Dichter, war in den achtziger Jahren einer der wichtigsten SF-Autoren, der mehrfach mit Preisen des Genres ausgezeichnet wurde. In seinen Erzählungen „Salvador“ (1984) und mit dem Roman „Das Leben im Krieg“ (1987) setzte er sich sehr kritisch und provokativ mit dem Engagement der Vereinigten Statten unter Präsident Reagan in Mittelamerika auseinander. Die CIA, das Pentagon und sicherlich noch andere Behörden des Geheimdienstapparates bildeten Contras aus: Sie sollten in El Salvador und Nicaragua gegen das sozialistische Regime operieren. Die Folge war ein Stellvertreterkrieg, in dem nicht nur tausende von Zivilisten ums Leben kamen, sondern auch die Iran-Contra-Affäre (Waffenschmuggel) die totale Amoralität der Verantwortlichen offenlegte.
Mit seinen anderen Werken war Shepard nicht so erfolgreich. In „Grüne Augen“ (1984) stellt die CIA illegale Experimente zur Wiederbelebung von Leichen an; in „Kalimantan“ wandelt die Hauptfigur auf den Spuren Joseph Conrads. Aber jede Erzählung Shepards hält ein gutes Leseerlebnis bereit, so etwa in „Delta Sly Honey“ (1989) und „Muschelkratzer-Bill“ (1994). „Der Mann, der den Drachen Griaule malte“ (1984) bildet mit „The Scalehunter’s Beautiful Daughter“ (1988) und „Father of Stones“ (1988) eine schöne Sequenz aus der High Fantasy.
_Handlung_
Wardlin Stuart ist im Winter 2001 ein friedliebender Barmann in einem abgelegenen Kaff in der Nähe von Seattle, als das Schicksal in Gestalt einer betrunkenen Frau hereinschneit. Sie nennt sich Wanda und sagt, sie brauche einen Drink. Sie habe aber kein Geld, denn sie sei gerade vor ihrem Freund weggelaufen und habe ihre Brieftasche vergessen. Wardlin bedauert, ihr nicht helfen zu können. Höchstens unter einer Bedingungen: Wenn sie ihm ihre Brüste zeigt. Gesagt, getan. Sie bekommt ihren Drink und fährt weg.
Damit ist aber nicht Feierabend. Ihr Freund schneit herein, beschuldigt Wardlin, es mit seiner Freundin getrieben zu haben (was nicht stimmt) und wird rabiat. Um ihn ruhigzustellen, haut ihm Wardlin eine Flasche übern Schädel – leider zerbricht nicht die Flasche, sondern das Blutgefäß unter dem Schädel. Der Typ stirbt und weil „Wanda“ die Bullen gerufen hat und ihnen die entsprechende Story auftischt, landet unser Barmann hinter Gittern. Mit zehn Jahren kommt er noch billig weg.
|Erhörte Gebete|
Sein erstes Gebet wird erhört, nachdem ihn ein Zellengenosse zusammengeschlagen hat. Zwei Tage später fällt der Typ eine Treppe runter und rennt sich den Schädel ein. Nach diesem offenkundigen Erfolg beginnt Wardlin seine Lage im Knast schrittchenweise zu verbessern. Das bleibt seinen Mithäftlingen nicht verborgen und sie fragen ihn nach seinem Erfolgsrezept. Beten! Na, toll, aber wie?
Er zeigt ihnen seine Art zu beten, und das sind in der Tat sehr merkwürdige Gebete, denn sie haben überhaupt nichts mit kirchlicher Sprache zu tun, noch nicht einmal viel mit Poesie. Aber worauf es ankommt, sagt Wardlin eindringlich, ist die Inbrunst, mit welcher der Betende sich an den Gott der Einsamkeit wendet, den Wardlin erfunden hat. Insgeheim betrachtet er seine Gebete als physikalische Akte, die auf die quantentheoretischen Zusammenhänge des Universums einwirken und dabei tatsächlich wahrnehmbare Veränderungen bewirken.
|Love of my life|
Nach acht Jahren kann sich Wardlin über seinen Erfolg nicht beklagen, denn immer mehr Mitinsassen geben funktionierende Gebete bei ihm in Auftrag. Was er aber wirklich will, sind eine Frau und Freiheit. Also betet er darum. Es ist Therese aus dem fernen Arizona, die ihm auf seine Kontaktanzeige antwortet. Anders als die anderen ist sie der No-nonsense-Typ: Sie werde erkennen, wenn er sie anlüge, schreibt sie. Beim nächsten Mal schickt sie schon ein Foto von sich, und das wird für ihn zu seinem neuen Himmel. Ein Jahr später heiraten sie und ziehen zu ihr nach Pershing, wo sie einen Esoterik-für-Touristen-Laden betreibt.
|Das erste Buch|
Die Liebe mit Therese ist fantastisch und sie vögeln wie die Karnickel. Hier schreibt Wardlin seine bisherigen Fürbitten zusammen und schickt das Manuskript an einen Verlag. Ein Traum wird wahr: Man will es dort veröffentlichen, und tatsächlich entwickelt es sich insgeheim zu einem Kultbuch. Also muss schnellstens eine zweite Auflage her, die noch mehr Gebete enthält. Wardlin erbittet Zeit.
Nach den ersten Abtastversuchen kreuzt eines Tages der erste Vertreter der Wirtschaft von Pershing auf, ein Versicherungsmakler. Er hat ein ganz profanes Ziel: Er will im nächsten Quartal seinen Umsatz erhöhen. Ganz einfach. Aber er weigert sich, das Gebet, das Wardlin für ihn schreibt, selbst zu sprechen, das muss der Autor selbst tun. Gegen eine Beteiligung an der Umsatzsteigerung erklärt sich Wardlin auch dazu bereit. Nachdem es bei dem Versicherungsmakler so gut geklappt hat, kann er sich vor Anfragen aus dem 4000-Seelen-Kaff kaum noch retten. Religion, die funktioniert: cool!
|Die neue Religion|
Aber es gibt, wie nicht anders zu erwarten, erste Proteste von Seiten der etablierten Kirchenvertreter. Insbesondere nimmt man Anstoß an Wardlins offenherzigem Sprachgebrauch. Beispiel gefällig? Dieses Gedicht wendet sich an Cheerleader:
|“Ihr posiert, meine Damen,
Mit keck geneigten Cowboyhüten,
Beugt euch nach vorn und zeigt uns
Die Rundungen eurer zarten Brüste,
Kurze Miniröcke und Strapse mit Firmennamen,
Roziers Geländewagen sei Dank,
Über Haut in Netzstrümpfen …“| (usw.)
Erst bei der Lesetournee nach der Veröffentlichung der zweiten Auflage macht ihm ein schwarzer Collegeprofessor in Chicago deutlich, dass Wardlin eine neue Religion gegründet habe. Das hält unser Autor erst einmal für absurd, um dann aber doch eines Besseren belehrt zu werden. Außerdem kommen die Argumente nicht unerwartet, denn Therese hat schon öfters ihre Zweifel an Wardlins Texten und seiner Haltung dazu geäußert. Sie hatten sogar ihren ersten handfesten Streit darüber. Ihm liegt nichts ferner, als eine verdammte Religion zu gründen und sich an die Spitze einer Bewegung zu setzen. Man könnte sich genauso gut eine Zielscheibe auf die Stirn malen …
|Wandelt Gott auf Erden – oder der Teufel?|
Was ihm neuerdings mehr zu schaffen macht, ist die Vorstellung, dass sein Gott der Einsamkeit auf Erden wandeln könnte. Der Typ taucht zu Wardlins Verwunderung tatsächlich in einem seiner frühen Texte auf: ein Mann ganz in Schwarz, mit einem gekrümmten, schwarz lackierten Fingernagel. Und als er mit Therese seinen Streit hatte und nach draußen ging, stand da tatsächlich ein Typ ganz in Schwarz und mit schwarz lackierten Fingernägeln. Er ließ sich von ihm einen Witz erzählen, aber der war so lang und völlig ohne Pointe, dass er sich nur darüber ärgerte und den Erzähler wieder vergaß. Jedenfalls bis der College-Professor vom Herrn der Einsamkeit anfing. Da kommt Wardlin ein wenig ins Grübeln.
|Religionskrieg|
Es kann nicht ausbleiben, dass sich die etablierten Fernsehprediger, die sich von der wachsenden Anhängerschaft Wardlins, den Wardliniten, bedrängt fühlen, diesen neuen Konkurrenten kritisieren. Doch keiner tut es so aggressiv wie Monroe Treat aus Arizona. Live in der „Larry King Show“ erklärt er Wardlin Stuart den Krieg. Und genau das bekommt er auch.
Erst wirft jemand die Schaufensterscheibe von Thereses Laden ein, doch schließlich ist es eine Brandbombe, die dem Laden den Garaus macht. Eine Krise. Der Herr der Einsamkeit hat ihn ja gewarnt, damals in Chicago. Aber Wardlin wollte ja nicht hören, hoffte, der Trubel würde sich legen. Doch im Gegenteil ging der Trubel und Medienrummel erst richtig los: Reporterscharen überfielen Pershing ebenso wie verfeindete Jünger von Treat und Wardlin.
|Versuchung|
Wardlin und Therese sind nach Phoenix geflüchtet. Dort besuchen sie eine Handelsausstellung. Wieder taucht der Schwarzgekleidete auf. Er lässt sich jetzt Darren nennen. Er bietet ihm an, ihm zu zeigen, wie er Treat fertigmachen kann. Ein für alle Mal. Die Versuchung ist in der Tat groß, Treat in der Wüste zu beobachten. Da drückt ihm Darren einen Revolver in die Hand …
_Mein Eindruck_
Ist dies das Neue Testament nach Shepard? Da haben wir also einen überführten, verurteilten und möglicherweise sogar reuigen Sünder. Eine Art Maria Magdalena, die ihn liebt und ihm so etwas Ähnliches wie eine Erlösung ermöglicht. Der reuige Sünder gründet eine neue Religion, verkündet die Frohe Botschaft (= Evangelium), dass jeder sein eigener Weltverbesserer sein könne, wenn er oder sie es nur genügend stark wolle. Selbstredend scharen sich Jünger um ihn, die er gar nicht wollte, aber wenigstens erwählt er keine Apostel, die seine Botschaft in die Welt hinaustragen sollen. Das tut Sue Billick, seine Lektorin, schön völlig freiwillig.
Doch der Versuchungen und Widersacher sind viele. Monroe erklärt unseren Religionsgründer zum Antichristen, zum Obersatan. Doch nicht Treat führt ihn in Versuchung. In der Wüste, in der Jehoschua von Nazareth vierzig Tage und Nächte verbrachte, gesellt sich ein anderer Versucher zu Wardlin. Dieser Schwarzgekleidete, der der erflehte „Herr der Einsamkeit“ sein mag oder auch nicht, drückt Wardlin die Waffe der Vernichtung in die Hand. Soll Wardlin selbst abdrücken und diesen „Darren“ zum Zeugen seiner Bluttat machen – sich ihm somit ausliefern? Oder soll er die Existenz dieses Darren einfach leugnen und sich elegant aus der Affäre ziehen – und sich selbst als Idioten bezeichnen?
Danach wird es noch einen weiteren Versucher geben, doch auf welcher Seite steht dieser zwielichtige Mr. Brauer? Kann er helfen, den Krieg mit Treat zu beenden, damit Wardlin und Therese wieder ein friedliches Leben führen können? Als Wardlin dieser Versuchung nachgibt, gerät er in die Hölle. Er hat eine Grenzlinie (nicht nur die nach Mexiko) überschritten und muss eine Höllenfahrt erleben, die ihn leicht sein Leben, seine Seele oder zumindest seinen Verstand kosten könnte. Er fleht das erste Mal aus größter Not zum „Herrn der Einsamkeit“. Und wer weiß? Vielleicht hilft ihm dieser – wieder einmal – aus der Patsche. Doch um welchen Preis?
|Eine Satire|
„Ein Handbuch amerikanischer Gebete“ ist eine handfeste und sehr eindrucksvolle Satire auf das Mediengeschäft mit der Religion in den USA. Aber das hat man schon öfters gelesen, zuletzt in Monteleones Horrorschinken [„Das Blut des Lammes“. 1490 Shepards Beschreibung eines „Tinnef-Christus“, wie Darren seinen Jünger spöttisch nennt, geht weit darüber hinaus. Er gräbt psychologische und kulturelle Tiefenschichten auf, die man bei anderen Autoren, die nicht so viel Welt- und Menschen-Erfahrung haben wie Shepard, vermisst.
Im letzten Drittel, dem mit Abstand stärksten Teil des Buches, erinnert Wardlins Höllenfahrt an der Oberfläche an die schönsten Auswüchse des Cyberpunk der kokaingetränkten achtziger Jahre, doch in der Tiefe geht es etwas anderes vor sich. Der Höllentrip führt zu einer Selbsterkenntnis (das ist ja wohl das Mindeste), wie sie uns von den Figuren Joseph Conrads am ehesten vertraut ist, sagen wir mal: von Lord Jim oder dem „Verdammten der Inseln“.
|Joseph Conrad|
Denn auch Wardlin Stuart ist ein Verdammter. Er hat fast zehn Jahre Knast hinter sich und sich entsprechende Verhaltensweisen antrainiert, die ihn im Knastsystem überleben ließen. Unbewusst setzt er diese Verhaltensweise schon wieder um, um sich zu behaupten: gegen Treat, gegen die Medien und seine Anhängerschaft, vielleicht sogar gegen Therese, die nicht besonders zufrieden mit ihm ist. An den Rand seiner Möglichkeiten gedrängt, einer Revolvermündung ins Auge blickend, ist Wardlin auf seine innersten Mechanismen zurückgeworfen. Wieder mal hat er ein Gebet geschrieben, auf eine 100-Dollar-Note, und gefleht: „Töte ihn für mich!“ Das ist sein ultimativer Sündenfall, und von hier kann es keinen Weg zurück geben. Der Autor der „amerikanischen Gebete“ – es gibt ihn nicht mehr. Stattdessen wird es von nun an ironischerweise Therese sein, die schreibt und Geschichten zu erzählen hat.
|Gratwanderung|
Mir hat der Roman eminent gut gefallen, und ich habe ihn in drei Tagen ausgelesen. Besonders hat mir gefallen, dass sich Wardlin nie dem Wahnsinn des Ruhms und des Erfolgs hingibt. Es gibt eine köstliche Szene, in der Wardlin in der „Larry-King-Show“ mit der live zugeschalteten Sharon Stone redet, die ihm eine Teilnahme an ihrer Party anbietet. Doch da bekommt Wardlin plötzlich kalte Füße, denn er erkennt die Falle, die sie für ihn aufgestellt hat. Der Ruhm, sprich: das Medieninteresse, soll auch ein bisschen auf diejenigen abfärben, die er, Wardlin, trifft – sozusagen als Geben und Nehmen unter Promis: „Du bist okay, ich bin okay.“
Diesen schmalen Grat wandelt Wardlin die ganze Zeit in der zweiten Hälfte des Buches (ab der Lesereise, die ihn nach Chicago führt). Der Leser merkt, über welche Macht der Verführung Wardlin verfügt – nicht nur direkt in der Beziehung zu seinen Zuhörern, sondern auch indirekt zu den Promis, die ihn wie Sharon Stone umgarnen. Und so verwundert es nicht, dass auch Sue Billick, seine Lektorin, ein „Pfund Fleisch“ von Wardlins Körper haben will (vgl. Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“).
|Sex als Währung|
Wieder eine der zahllosen Versuchungen, die aufzuzeigen der Autor nicht müde wird. Sex spielt als Währung eine ganz bedeutende Rolle im Leben Wardlin Stuarts, aber genau da liegt die Gefahr: Wenn auch Sex mit Therese zu einer Ware und Währung wird, dann ist Wardlins Ehe am Ende. So weit darf er es nicht kommen lassen. Und als Sue Billick ihm eine geile Nacht anbietet, da steht nicht nur der Moment auf dem Spiel, sondern auch Wardlins Ehe, die Liebe zu Therese, seiner Maria Magdalena, und nicht zuletzt seine Erlösung. Falls es so etwas für ihn geben kann.
|Die Übersetzung|
… von Joachim Körber trägt sehr viel zum Lesevergnügen am Buch bei. Denn er überträgt nicht wortwörtlich, sondern, wie es richtig ist, sinngemäß. Auch die Ausdrücke des Jugendslangs – vielleicht nicht der allerneueste auf der Straße – ist Körber geläufig, und so gelingen ihm sehr realistische und ironische Dialoge, die vor Sprachwitz sprühen. Das ist besonders in den Kneipenszenen wichtig und in den Unterhaltungen mit „Darren“.
Leider unterlaufen Körber immer wieder Flüchtigkeitsfehler, die den unverhofft darauf stoßenden Leser verwirren können. Ich haben mir neun Stück davon notiert und bin überzeugt, nur die wichtigsten bemerkt zu haben. Ich will meinen Leser nicht damit langweilen, diese Fehler herunterzubeten. Wer will, kann die Liste anfragen.
Die Fehler sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass Bücher heute im Allgemeinen nicht mehr korrekturgelesen werden. Stattdessen lässt man nur noch die Rechtschreib- und Grammatikprüfung über den Text gehen. Allerdings werden dabei korrekt geschriebene, aber sinngemäß falsch eingesetzte Wörter nicht entdeckt. Ich muss das nicht zuletzt auch bei mir ab und zu feststellen.
_Unterm Strich_
Der Roman, der nur am Rande etwas mit Phantastik zu tun hat, verbindet zwei unterschiedliche Elemente zu einem beeindruckenden Ergebnis. Zum einen ist Wardlin Stuarts Weg zu Ruhm und Erfolg eine satirische Groteske, die dem Leser leider nur allzu bekannt vorkommt. Wieder einmal wird der amerikanische Drang nach ständiger Selbstverbesserung auf die Schippe genommen, der American Dream dem Spott preisgegeben.
Zum anderen ist es jedoch auch die Tragödie eines Mannes, der der Erlösung bedarf und ständig in Versuchung geführt wird. Was ist die richtige Erlösung für ihn? Ist es Sex, ist es Macht, ist es Liebe? Seine innere Psychologie, die er bis zum Schluss selbst nicht erkennt, obwohl er sich misstraut, stellt ihm immer wieder ein Bein. Es ist einer der großen Momente der Erzählung, in dem dies geschildert wird. Shepard setzt dafür eine Sprache ein, die man in der heutigen Literatur in ihrer Leuchtkraft und Treffsicherheit lange suchen muss, ganz besonders in der stark verarmten amerikanischen Phantastik (seltene Ausnahme: Ursula K. Le Guin).
Dies zu lesen, erfordert vom Leser sowohl Interesse als auch Sprachbegeisterung und Geduld. Diese Passagen sind sehr lang, meist mehrere Seiten, doch sie lohnen sich. Danach geben wieder Dialoge Gelegenheit zu einer geistigen Verschnaufpause. Nichts davon ist überflüssig, alles ist notwendig. Wer mal wieder so richtig in neuen Erfahrungsbereichen und sprachlichen Dimensionen schwelgen will, kommt bei diesem Shepard-Roman voll auf seine Kosten. Hier knüpft der Autor an seine frühen Meisterwerke wie „The Jaguar Hunter“ und „Life during Wartime“ an.
|Originaltitel: A Handbook of American Prayer, 2004
301 Seiten
Aus dem US-Englischen von Joachim Körber|
http://www.edition-phantasia.de
Eine neue Kommunikationstechnik zapft bislang unausgelotete Dimensionen des subatomaren Raums an. Klingt kompliziert, doch die Vorteile sind einfach: Man braucht keine Telekom mehr als Vermittler, zahlt keine Vermittlungs- und Leitungsgebühren und muss keine Zeitverzögerung berücksichtigen, außerdem ist die Sprachqualität erste Sahne. Es gibt nur einen Haken: Die Toten melden sich zurück …
|Der Autor|
Greg Bear wurde 1951 in San Diego, einer wichtigen US-Marinebasis, geboren und studierte dort englische Literatur. Unter den Top-Hard-SF-Autoren ist er der einzige, der keine naturwissenschaftliche Ausbildung hat. Seit 1975 als freier Schriftsteller tätig, gilt er heute dennoch als einer der ideenreichsten wissenschaftlich orientierten Autoren.
Sein „Das Darwin-Virus“, der hierzulande in einem Wissenschaftsverlag erschien, wurde zu einem preisgekrönten Bestseller. Erst damit konnte sich Bear aus dem Science-Fiction-Ghetto herausschreiben, so dass man ihn heute ohne weiteres mit Michael Crichton vergleicht. Nur dass Bear da anfängt, wo Crichton aufhört. Dieses Jahr erschienen bei uns „Darwins Kinder“, die Fortsetzung von „Darwin-Virus“, [„Jäger“ 487 sowie der vorliegende Roman „Stimmen“.
Bear hat eine ganze Reihe von Science-Fiction- und Fantasyzyklen verfasst. Die wichtigsten davon sind (HSF = Heyne Science Fiction):
– Die Thistledown-Trilogie: Äon (HSF 06/4433), Ewigkeit (HSF 06/4916); Legacy (bislang unübersetzt).
– Der Amboss-Zyklus: Die Schmiede Gottes (HSF 06/4617); Der Amboss der Sterne (HSF 06/5510).
– Der Sidhe-Zyklus: Das Lied der Macht (06/4382); Der Schlangenmagier (06/4569).
Weitere wichtige Werke: „Blutmusik“ (06/4480), „Königin der Engel“ (06/4954), „Slant“ (06/6357) und „Heimat Mars“ (06/5922). Er hat zudem Beiträge für die Buchreihen des Foundation-, Star-Trek- und Star-Wars-Universums geschrieben.
Autorenhomepage: http://www.gregbear.com/
_Handlung_
Peter Russell, 58, war früher mal ein Schriftsteller, Fotograf und halbwegs erfolgreicher Softpornoregisseur in Los Angeles, aber das ist schon eine Weile her. Seitdem er nämlich vor über einem Dutzend Jahren den reichen Filmproduzenten und Immobilienhändler Joseph Benoliel und dessen schöne, freundliche Gattin Michelle kennen gelernt hat, ist er nur noch deren Laufbursche. Diese Aufträge als Mädchen für alles sind lukrativer als das Filmen. Zumal er eine Frau und Tochter zu ernähren hat: Helen und Lindsey.
Das Bedauern über die verlorenen Träume der Jugend wächst sich für Peter zu einer seelischen Krise aus, als am selben Tag sein Jugendfreund Philip stirbt und er eine geheimnisvolle Frau namens Sandaji trifft. Diesem Medium soll er in Benoliels Auftrag nur eine einzige Frage stellen: „Kann jemand ohne Seele leben?“. Kurz darauf sieht er den Geist eines Jungen in einer hundert Jahre alten Tracht in Sandajis Haus. Er erinnert sich an seine tote Tochter Daniella, die auf grausame Weise ermordet wurde, ohne dass diese Tat bislang aufgeklärt worden wäre. Helen und Lindsey, Daniellas Zwillingsschwester, sind ausgezogen, als Peter nach dem Verlust seines Lieblings dem Alkohol verfiel.
Diese Vision ist ihm – zunächst – ebenso unerklärlich wie das, was ihm in Phils Haus nahe San Francisco widerfährt. Dort findet eine kleine Totenfeier statt, an der natürlich auch Phils Ex-Ehefrau Lydia teilnimmt. Phils Haus ist bis zur Decke vollgestopft mit Comicheften und Büchern, aber das ist es nicht, was Peter stört. Als er übernachtet, wird er von einem Schrei geweckt: Eine Vision von Lydia beklagt Phils Tod, doch ihre Geistergestalt ist umgeben von schwarzen Schatten, die über sie herfallen …
Doch wo ist Phil eigentlich gestorben? Im Wohnmobil findet Peter endlich eine letzte Botschaft seines besten Freundes – und schon wieder Schatten. Als einziges Erinnerungsstück nimmt Peter ein schönes Schachspiel mit populären Figuren mit, das u. a. Monster, eine wunderschöne Marsprinzessin und Detektive im Trenchcoat umfasst.
Lydia hat sich seine letzten paar Kröten geschnappt, deshalb ist er total froh über den Anruf von Stanley Weinstein, dem Marketingmanager von Trans, einer Firma mit einem neuartigen Telekommunikationssystem. Schon bei Benoloiel hat Weinstein Peter eine ganze Ladung von seinen handyartigen Endgeräten („Nennen Sie es nie ein Handy!“) in die Hand gedrückt, und Peter hat ständig eines bei sich. Wenn er mit seinem Kumpel Hank, der gerade in Prag dreht, telefoniert, ist die Sprachqualität fantastisch.
Weinstein will, dass Peter eine Werbekampagne mit Spots und so konzipiert. Zunächst ist Peter begeistert: ein rettender Strohhalm! Doch als er den Trans-Firmensitz begutachtet, kommen ihm erste Bedenken: Es handelt sich um den Todestrakt des aufgelassenen San-Andreas-Gefängnisses. Und der Transponder, der die Trans-Kommunikation ermöglicht, steht im Zentrum des Komplexes: in der ehemaligen Gaskammer. Nur der Cheftechniker, ein Ukrainer mit deutsch-ungarischem Namen, scheint in Ordnung zu sein. Peter macht, dass er wegkommt – mit einem dicken Vorschussscheck.
Ist Peters Seelenleben schon ein wenig in die Schieflage geraten, so gibt ihm das nächste Ereignis quasi den Rest: Seine Tochter Daniella meldet sich aus dem Totenreich zurück. Das erschüttert ihn umso mehr, als er sie zunächst für ihre Schwester Lindsey gehalten hat, die er erwartet hatte. Daniella sieht so lebensecht aus, dass er sie streichelt und mit ihr spricht. Kein Wunder, denn Daniella ist stets in seinen Gedanken und seinem Herzen, denn er kann sie nicht loslassen, bis das Geheimnis ihres Todes gelöst ist.
Erst als er die furchtbare Wahrheit erkennt, bemerkt er auch die Schatten, die in den Ecken des Zimmers lauern und darauf warten, sich auf das Gespenst zu stürzen. Etwas geht vor sich, und es scheint nicht gut für die Lebenden zu sein. Peter ist keineswegs der einzige, der Gespenster sieht.
Nach einem weiteren Gespräch mit dem Medium Sandaji und ihrem 105 Jahre alten Mann Schelling, der im 1. Weltkrieg ebenfalls solche Gespenster oder Wiedergänger sah, wird Peter einiges über den Zusammenhang zwischen Trans und der Rückkehr der Toten (und ihrer dunklen Feinde) klar. Er sieht einen Weg, alle Rätsel um Daniellas Tod zu lösen und sie zu rächen.
_Mein Eindruck_
Zunächst liest sich „Stimmen“ wie ein Gesellschaftsporträt-Krimi von Raymond Chandler. Man erinnere sich auch an die riesigen Anwesen und Herrenhäuser, die in Roman Polanskis Film „Chinatown“ vorkommen. Das ist die mondäne Seite von Los Angeles, aber auch die morbide Unterseite des Glamourstädtchens Hollywood. Warum sollte ein reicher, mächtiger Mann wie Joseph Benoliel anfragen lassen, ob es möglich sei, ohne eine Seele zu leben?
Nicht nur die Gemütsverfassung, auf die diese Frage schließen lässt, gibt Peter Russell Anlass zur Sorge. Es ist auch die makabre Vergangenheit des Benoliel-Anwesens Salammbo: Hier sind etliche Menschen gestorben, ein Brand ist ausgebrochen und der Tunnel, der zwei Häuser verbindet, begrub bei seinem Einsturz Leute unter sich. Manche davon waren Filmsternchen, die sich bei den Filmproduzenten, die hier residierten, die Klinke in die Hand gaben. Wo sind sie geblieben?
Fotograf und Regisseur Peter Russell weiß aus eigener Erfahrung, was aus Filmsternchen wird, aus Fotomodellen und Pornodarstellerinnen. Er hat selbst mit einigen davon zusammengelebt. Sie scheinen alle etwas von ihrer Substanz, ihrer Seele zu verlieren, während sie in den Filmhimmel aufsteigen. Und in einem Studio für Computergrafik (CGI) bekommt er vorgeführt, was die moderne Technik mit ihnen anstellt: Jane Russell, Bettie Page und Jean Harlow stehen auf Knopfdruck in jeder Weise zu Diensten und reagieren per interaktiver Spracherkennung auf jeden Befehl ihres „Meisters“.
|Lovecraft reloaded|
Doch die Trans-Technik geht noch einen unheimlichen Schritt weiter. Es gibt Gespenster bzw. Wiedergänger, die über den Kanal, den das Trans im subatomaren Bereich geöffnet hat, zurückkommen. Und sie sind nicht allein. Unheimliche Wesen stürzen sich auf sie, Räuber, deren Aufgabe darin besteht, die aus Erinnerungen aufgebauten Wiedergänger zu vernichten. Und es erscheint Peter Russell – und Daniella – möglich, dass diese schwarzen Aasfresser es nicht bei den Toten belassen, sondern sich ihr Appetit auch auf die Lebenden erstreckt …
Ist die Raymond-Chandler-Atmosphäre schon zunehmend in ein Dean-Koontz- und Richard-Matheson-Szenario umgeschwungen, so bringt das letzte Drittel eindeutigen den Eintritt in das unheimlichste aller Horroruniversen: das von H. P. Lovecraft. Hier bleibt es nicht mehr bei Wiedergängern und ihren Ghulen, sondern die sich daraus ergebenden Kombinationsmöglichkeiten drohen Peter den Verstand zu rauben – oder zuerst die Seele?
|Eine Art Erlösung|
Das klingt, als würde sich Peter Russell als „John Sinclair, Geisterjäger“ oder „Buffy the Vampire-slayer“ versuchen. Nichts könnte ferner liegen. Dafür ist Peter ist viel zu erfahren und zu bodenständig. Das wären Jobs für Halbwüchsige und Twens, doch Peter ist fast sechzig und steht wohl kurz vor einem Herzinfarkt.
Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, warum der Autor so viel Wert auf die Schilderung des Innen- und Außenlebens seiner Hauptfigur legt. Erst ganz allmählich beginnt man sich zu fragen, was mit ihm nicht stimmt. Und eine Menge Fragen müssen eine nach der anderen, aber hübsch der Reihe nach beantwortet werden. Daniella heißt der Poe’sche Alb, der Peter auf der Seele liegt. Und erst wenn dieses Problem gelöst ist, können Peter und seine Familie Erlösung finden und in die Zukunft blicken. Vorausgesetzt, Peter geht einen langen Weg durch Schmerz und Horror und befreit dabei Daniella ebenso wie sich und Lindsey.
Dass dies auf glaubwürdige Weise gelingt und der Prozess den Leser ebenso bewegt wie die Figuren, hinterlässt eine sehr befriedigendes Gefühl.
_Unterm Strich_
Anders als in dem überdrehten [„Jäger“ 487 lässt der Autor es hier langsam angehen – vielleicht zu langsam für Leute, die sich Actionhorror erhoffen. Die Ahnenliste, die vor Beginn des Buches steht – Fritz Leiber, Arthur Machen, Richard Matheson usw. – deutet es bereits an: Hier geht es um subtilen, unheimlichen Horror, der weit tiefer unter die Haut geht als die gängige John-Sinclair- und Buffy-Serienkost.
So schräge Konzepte, wie sie in Spike Jonze’s Film „Being Malkovich“ zur Sprache kommen, oder auch Ideen, die sich in Dan Simmons‘ fabelhaftem Geister-Thriller „A Winter haunting“ finden – die hat Bear sich offenbar zu Herzen genommen und ein Garn gestrickt, das zwar ganz im Diesseits angesiedelt ist, uns aber den Einbruch des Jenseits, der Geisterwelt, als eine reale und sehr erschreckende Möglichkeit ausmalt. Und nur der Wechsel der Perspektive reicht aus, um aus dem Gezeigten ein Wunderland zu machen. Man denke etwa an „The Others“.
Die Episode aus dem 1. Weltkrieg, die Schelling so lebensnah und plastisch schildert, hat mich an den Anfang von Tad Williams‘ [„Otherland“ 603 erinnert. Auch dort erscheinen seltsame Geister im Schützengraben. Doch wenn die ganze Welt – eben „Otherland“ – virtuell ist, macht das nichts aus. In „Stimmen“ hingegen ist die Welt real, und das Auftreten der Wiedergänger ist um daher um einige Grade bedrohlicher.
Ich konnte „Stimmen“ in einem Rutsch durchlesen, weil es einerseits spannend wie ein Chandler-Krimi und genau recherchiert ist, sich aber andererseits – erfolgreich, wie ich meine – bemüht, den Leser am Schicksal und den Kämpfen der Hauptfigur teilhaben zu haben. Das erfordert psychologisches Feingefühl, denn es ist so leicht, beispielsweise eine Empfindung falsch zu schildern oder zu interpretieren, und schon war alle Mühe umsonst: Die Figur erscheint unglaubwürdig. Zum Glück umschiffte Bear diese Klippen und verschaffte mir ein schönes Leseerlebnis: ein Gleichnis auf die Geister, die in Hollywood erzeugt werden, jeden Tag.
|Die Übersetzung|
Usch Kiausch ist eine sehr gute Kennerin der Sprachen und Dialekte, die in Großbritannien und den Vereinigten Staaten gesprochen werden. Sie hat zahlreiche Interviews mit amerikanischen Science-Fiction-Schriftstellern geführt und veröffentlicht. „Stimmen“ ist keineswegs ihre erste Übersetzung.
Sie lässt die Sätze, die die Figuren sprechen, natürlich klingen und zwar so, wie sich auch ein Deutscher in der Umgangssprache ausdrücken würde – wenn er gut erzogen ist und über ein gewisses Bildungsniveau verfügt. Hier wird kaum je geflucht, und viele Ausdrücke werden zusammengezogen.
Erfreulich sind nicht nur die genauen Entsprechungen der gebrauchten Stilfiguren und Redensarten, sondern zudem die Fußnoten, in denen zum Beispiel erklärt, warum an dieser Stelle Humpty Dumpty eine besondere Bedeutung hat. Diese Figur aus „Alice hinter den Spiegeln“ ist ein Symbol für eine Sache, die unwiederbringlich verloren ist. Auch der Filmtitel „All the President’s Men“ – deutsch „Die Unbestechlichen“ – bezieht sich darauf (und ersetzt die Zeile „all the king’s men“) und assoziiert so, dass Richard Nixon wie Humpty Dumpty ist: Er saß auf einer hohen Mauer und tat einen tiefen Sturz.
Postskriptum: Fast hätte ich es vergessen: Ihr seid die nächsten! Ihr habt doch alle ein Handy, oder?
Anita Blake, ihres Zeichens Animator und Vampire Executioner, gerät immer tiefer in die Fänge der Unterwelt in St. Louis. Ihr Leben war einmal so wunderbar einfach: Vampire, Werwölfe und andere Nasties waren Monster. Monster galt es zu vernichten. Dazu benutzte man schwere Waffen, am liebsten Anitas Liebling, ihre Browning High Power. Doch in letzter Zeit sind Anitas Prioritäten durcheinander gekommen.
Immer öfter ist sie dabei, die Monster vor anderen Monstern zu retten, anstatt sie zu vernichten. Keinen geringen Anteil an diesem Lebenswandel haben die beiden Männer in ihrem Leben: Jean-Claude, der mächtigste Vampir der Stadt, und Richard, der Pack Leader des örtlichen Werwolfrudels. Im Moment teilt die gefürchtete Anita Jean-Claudes Bett (Sarg), doch kann sie Richard auch nicht wirklich vergessen. Nicht zuletzt, weil sie an beide Männer durch eine Art Blutpakt gebunden ist, der die drei zu einem mächtigen Triumvirat in Monster Town macht. Laurell K. Hamilton – Ruf des Blutes (Anita Blake 8) weiterlesen →
Anita Blake ist tough, aber selbst sie ist mit ihrer momentanen Situation ein wenig überfordert. Als Animator und Vampirhenker von St. Louis ist sie schon von Berufs wegen mit Monstern und Magie vertraut. Schließlich hat sie übernatürliche Biologie studiert! Doch in letzter Zeit fällt es ihr immer schwerer, die Monster aus ihrem Privatleben heraus zu halten. Jean-Claude, der mächtigste Vampir der Stadt, hat einen Narren an Anita gefressen, die er Ma-Petite nennt und mit weißen Rosen überhäuft. Doch da ist auch noch Richard, eigentlich Anitas erste Wahl, wenn es um Männer geht. Allerdings stellt sich Richard als Werwolf heraus und im letzten Band, [„Tanz der Toten“, 3679 musste Anita feststellen, dass ihr Magen revoliert, wenn Richard zum Wolf mutiert. Also ist ihre Beziehung auf Eis gelegt und Anita fällt in die wartenden Arme Jean-Claudes. Doch Anita, Richard und Jean-Claude verbindet auch das Triumvirat, durch das sie ihre Kräfte und Energien vereinigen können, das sie aber auch unauflösbar miteinander verbindet. Kompliziert … Laurell K. Hamilton – Dunkle Glut (Anita Blake 7) weiterlesen →
Randi Wade besitzt in der Großstadt Chicago ein genretypisch schlechtgehendes Detektivbüro. Die Tochter eines hoch gerühmten Polizisten wurde aus dem Gleis geworfen, als ihr Vater vor Jahren bei einem Einsatz auf mysteriöse Weise ums Leben kam: Obwohl er seinen Angreifer mit sechs Revolverkugeln getroffen hatte, wurde Wade senior in Stücke gerissen sowie zum Teil aufgefressen – ein Fall, der nie gelöst wurde.
Willie Flambeaux könnte seine beste Freundin zwar aufklären, hat darauf aber mit gutem Grund bisher verzichtet: Während der schwächliche, von Asthma geplagte Mann tagsüber ein Inkasso-Unternehmen führt, streift er seine Haut in manchen Nächten buchstäblich ab und verwandelt sich in einen Werwolf. Diese Kreaturen der Nacht sind schon lange Teil der Gesellschaft. Sie haben sich ihr angepasst und verzichten auf die Menschenjagd, um den inzwischen eingekehrten Frieden nicht zu gefährden. Dabei kontrollieren sich die Mitglieder jedes „Rudels“ gegenseitig. In Chicago ist Jonathan Harmon, Spross einer uralten, steinreichen und mächtigen Familie, der Anführer. George R. R. Martin – In der Haut des Wolfes. Kurzroman weiterlesen →
Anita Blake ist ein Animator – jemand, der Tote als Zombies wieder zum Leben erweckt. In St. Louis, wo Autorin Laurell K. Hamilton (siehe unten) ihre Romane spielen lässt, lässt sich damit gutes Geld verdienen, denn Anita ist zudem noch einer der mächtigsten Totenbeschwörer überhaupt.
Im letzten Band der Serie, „Bleiche Stille„, schaffte sie es sogar, einen ganzen Friedhof wiederzuerwecken. Anita ist außerdem noch der offizielle Vampirhenker des Staates. Wenn Vampire gegen das Gesetz verstoßen, ist es ihre Aufgabe, sie zur Strecke zu bringen. Und diese Arbeit hat sie auch bis vor nicht allzu langer Zeit mit Überzeugung gemacht. Entgegen der landläufigen Meinung und dem amerikanischen Gesetz hält sie Vampire nämlich nicht für ganz normale Bürger, sondern für Monster. Man geht ihnen entweder aus dem Weg oder man tötet sie. Zimperlich ist Anita in der Hinsicht nicht gerade … Laurell K. Hamilton – Tanz der Toten (Anita Blake 6) weiterlesen →
Anita Blake verbeißt sich in ihre Arbeit, denn es wird ein harter Tag werden. Allerdings steht sie vor zwei Aufträgen, die selbst sie an ihren Fähigkeiten zweifeln lassen: Sie soll einen ganzen Friedhof mit zweihundert Jahre alten Gräbern erwecken und zugleich herausfinden, wer drei Teenager bestialisch ermordet hat, mit einer Mordmethode, die selbst ihr völlig unbekannt ist … und das will etwas heißen! (Verlagsinfo)
Laurell K. Hamilton (s.u.), ihres Zeichens amerikanische Fantasy-Autorin, ist eine vielbeschäftigte Frau. Ihre beiden Romanserien um die Vampirjägerin Anita Blake und die Sidhe-Prinzessin Merry Gentry scharen eine immer größere Fangemeinde um sich, und folglich muss ständig Nachschub an Lesefutter geschaffen werden. Die „Anita Blake, Vampire Hunter“-Serie umfasst mittlerweile mehr als ein Dutzend Bände (s.u.) und „Bleiche Stille“ ist bereits die fünfte deutsche Episode um die Vampirjägerin. Laurell K. Hamilton – Bleiche Stille (Anita Blake 5) weiterlesen →
WARNUNG: Dieses Buch widmet sich der kulinarischen Lust am Fleische, und zwar einer sehr speziellen Variante solcher Wonne: Menschenfleisch. Sittlich und moralisch ist das Thema ein Tabu und nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet. Dies ist die erste Anthologie dieser Art weltweit. Falls Sie zugreifen, dann tun sie es auf Ihre eigene Verantwortung! 13 Leckerbissen von H. P. Lovecraft, E. T. A. Hoffmann, Greg F. Gifune, Tim Curran, Edgar Allan Poe, Robert Bloch, David Case, Graham Masterton, Harlan Ellison, Anthony Boucher u. a. (Verlagsinfo) Festa, Frank [Hg.] – Kannibalen – Menschenfleisch, sittlich und moralisch tabu weiterlesen →
Ein Serienmörder versetzt die Jugendlichen der Kleinstadt Millhaven in Angst und Schrecken. Den 15-jährigen Mark Underhill, der gerade seine Mutter verloren hat, jedoch beschäftigt etwas ganz anderes: Er ist besessen von dem verfallen aussehenden und verlassenen Haus, das an die Rückseite seines eigenen Hausgrundstücks grenzt, getrennt nur durch eine hohe Mauer. Er meinte, hinter den schmutzigen Fensternscheiben ein Mädchen gesehen zu haben, und sein Freund Jimbo hat darin angeblich einen dicken Mann mit silbernen Augen gesehen. Eines Nachts brechen sie zusammen in das Gebäude ein und machen eine grausige Entdeckung. Peter Straub – Haus der blinden Fenster. Schauerroman weiterlesen →
Straubs Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1989 und 1993 mit dem World Fantasy Award für „Koko“ als bestem Roman, dem British Fantasy Award und dem Bram Stoker Award. 2010 erhielt er den World Fantasy Award für sein Lebenswerk. Aber auch seine Novellen und Kurzgeschichten können sich sehen (und lesen) lassen. Mit „Haus ohne Türen“ liegt seine erste Storysammlung auf Deutsch vor.
„Gierige Schatten“ ist bereits der vierte Roman aus Laurell K. Hamiltons „Anita Blake, Vampire Hunter“ Serie. Für alle, die die bisherigen Romane nicht gelesen haben, hier eine kleine Einführung in die Welt Anita Blakes:
Anita Blake, 24, klein, schlank und drahtig, lebt in St. Louis und verdient ihre Brötchen damit, dass sie bei Animators Inc. Tote wieder zum Leben erweckt. Im Nebenjob hilft sie der Polizei bei übernatürlichen Fällen als Sachverständige (schließlich hat sie mal übernatürliche Biologie studiert). Doch damit nicht genug; in der Vampirgemeinde von St. Louis ist sie außerdem als der Scharfrichter bekannt, da sie auch ganz gern mal den ein oder anderen Untoten (endgültig) um die Ecke bringt.
Den Namen Anita Blake sollte man sich unbedingt merken. Die Heldin von Laurell K. Hamiltons Romanserie ist zwar jung und zart gebaut, passt aber ansonsten in kein gängiges Heldenschema. Ihrer Tätigkeit als Animator und Vampirjägerin geht sie nicht in kurzen Röcken und perfekten Frisuren nacht (wie wir das von einer ihrer Kolleginnen kennen, die hier unerwähnt bleiben soll), sondern kleidet sich am liebsten in Hosen und weite T-Shirts – weil man Waffen dort am besten verstecken kann. Anita arbeitet bei der Firma Animators Inc. und erweckt dort Tote wieder zum Leben, denn durch ihre besonderen Fähigkeiten als Totenbeschwörer hat sie Kontrolle über die kürzlich Verstorbenen.
Nebenbei fungiert sie beim Spukkommando – einer Polizeieinheit, die sich mit übernatürlichen Vorfällen befasst – als Beraterin. Bei seltsamen Morden wird sie hinzugezogen, um die verdächtigen Monster einzugrenzen. In „Zirkus der Verdammten“ hat es das Spukkommando mit einem Pack Vampire zu tun, das scheinbar im Rudel Menschen tötet. Nun sind Vampire zwar per Gesetz ganz normale Bürger der USA, doch töten dürfen sie natürlich trotzdem nicht.
Anita Blake heißt die Heldin von Laurell K. Hamiltons Vampirreihe. Sie ist 24 Jahre alt, klein und zart gebaut. Doch schon in ihrer Kindheit stellte sich heraus, dass sie eine besondere Beziehung zu Toten hat: Sie kann sie beschwören, aus dem Grab holen und ihnen ihren Willen aufzwingen. Diese Eigenschaft ist, so seltsam das auch scheinen mag, in Hamiltons Welt eine begehrte Gabe. Anita arbeitet nämlich bei Animators Inc. Dort erweckt sie im wahrsten Sinne des Wortes Tote zum Leben – für Geld versteht sich -, damit die Angehörigen das Testament klären oder die letzten Abschiedsworte sprechen können.
Anitas Künste als Animator sprechen sich auch in St. Louis herum. So möchte sie der Millionär Harold Gaynor engagieren, um eine jahrhundertealte Leiche zu reanimieren. Doch für einen so alten Toten reicht das normale Opfer eines Huhns (auch schon blutig genug) nicht aus – ein Menschenopfer wäre erforderlich. Anita lehnt dies strikt ab, ist es doch nicht nur illegal, sondern natürlich auch unethisch.
Anita Blake ist jung und schön. Sie hat einen knallharten Job: die Jagd nach gefährlichen Kriminellen und nach… Untoten. Anita Blake ist eine Vampirjägerin. In diesem ersten Band der New-York-Times-Bestsellerreihe macht uns Laurell K. Hamilton mit der ungewöhnlichen Vampirjägerin Anita Blake vertraut, die scharf wie ein angespitzer Pflock und raffiniert wie eine Silberkugel ist. Als der mächtigste Vampir der Stadt sie um ihre Hilfe bittet, muss sie sich ihren geheimsten Ängsten stellen … Laurell Hamilton ist die erfolgreichste Horror-Autorin in den USA. Ihre Mischung aus Erotik, Horror und Krimi fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. (Verlagsinfo)
Die Rückkehr in sein ungarisches Heimatland konfrontiert den Nachfahren einer historischen Serienmörderin nicht nur mit den Verbrechen alter und neuer Kriegsgewinnler, sondern lässt ihn auch fürchten, dass seine böse Ahnin aus dem Jenseits zurückkehren will … – Positiv anstrengende, weil unerhört intensive Lektüre, die nicht nur eine spannende Geschichte erzählt, sondern auch dem Wesen des Bösen nachspürt: ein Buch, das in Erinnerung bleiben wird! Andrei Codrescu – Die Blutgräfin weiterlesen →
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