Laurell K. Hamilton – Dunkle Glut (Anita Blake 7)

Anita Blake ist tough, aber selbst sie ist mit ihrer momentanen Situation ein wenig überfordert. Als Animator und Vampirhenker von St. Louis ist sie schon von Berufs wegen mit Monstern und Magie vertraut. Schließlich hat sie übernatürliche Biologie studiert! Doch in letzter Zeit fällt es ihr immer schwerer, die Monster aus ihrem Privatleben heraus zu halten. Jean-Claude, der mächtigste Vampir der Stadt, hat einen Narren an Anita gefressen, die er Ma-Petite nennt und mit weißen Rosen überhäuft. Doch da ist auch noch Richard, eigentlich Anitas erste Wahl, wenn es um Männer geht. Allerdings stellt sich Richard als Werwolf heraus und im letzten Band, [„Tanz der Toten“, 3679 musste Anita feststellen, dass ihr Magen revoliert, wenn Richard zum Wolf mutiert. Also ist ihre Beziehung auf Eis gelegt und Anita fällt in die wartenden Arme Jean-Claudes. Doch Anita, Richard und Jean-Claude verbindet auch das Triumvirat, durch das sie ihre Kräfte und Energien vereinigen können, das sie aber auch unauflösbar miteinander verbindet. Kompliziert …

In „Dunkle Glut“ nun hat sich Richard zunächst aus St. Louis verabschiedet, um an seinem Master zu arbeiten und Abstand zu Anita zu gewinnen. Diese ist derweil in ein einsam gelegenes Haus umgezogen, weil sie es ihren Nachbarn nicht länger zumuten kann, dass dauernd Pistolenschüsse durch den Hausflur hallen. Ihre Scheu vor vorehelichem Sex hat sie wunderbarerweise angesichts Jean-Claudes abgelegt (endlich!), was ihr jedoch auch einige Gewissensbisse verschafft: Ihr katholischer Vater ist von der Beziehung überhaupt nicht begeistert und Anitas Polizeikollege Dolph glaubt, sie sei zu den Monstern übergelaufen. Und tatsächlich scheint es, dass sie in letzter Zeit die Monster eher beschützt als exekutiert: Denn die Luft wird bleihaltig in St. Louis.

Der Rat hat sich angesagt, eine Art europäische Vampirregierung, bestehend aus den mächtigsten und ältesten Vampiren. Eines ihrer Mitglieder ist getötet worden. Eigentlich von Anita, doch um diese zu schützen behauptet Jean-Claude, er selbst habe das Ratsmitglied getötet. Nun verlangt der Rat, dass Jean-Claude den Sitz des getöteten Mitglieds übernimmt, doch dieser lehnt ab.

Mit dem Rat trifft ein alter Bekannter von Jean-Claude in der Stadt ein. Asher wurde bereits kurz in „Tanz der Toten“ erwähnt. Zusammen mit Jean-Claude und seiner menschlichen Dienerin waren die drei im 17. Jahrhundert durch Europa gereist, bis Asher von der Kirche gefangen genommen wurde. Deren Versuch, den vampirischen Dämon mit Hilfe von Weihwasser auszutreiben, ist nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Doch Asher überlebte die Prozedur, auch wenn von da an seine linke Körperhälfte durch Narben entstellt ist. Seine Geliebte wurde jedoch als Hexe verbrannt. Asher macht Jean-Claude verantwortlich und will nun Anita töten, damit Jean-Claude ebenso leidet wie er.

Das Eintreffen des Rats wirft Anitas Leben gehörig durcheinander. Als Jean-Claudes menschliche Dienerin und als Richards Lupa (eine Art Alpha-Wölfin) fühlt sie sich sowohl für die Vampire als auch für die Lykantropen der Stadt verantwortlich. Als ein Ratsmitglied eine Werwölfin brutal vergewaltigt und dem Rattenkönig bei lebendigem Leibe die Haut abzieht, ist sie zum Handeln gezwungen. Jean-Claude verhandelt die Herausgabe der Lykantropen, doch dafür müssen er und Anita sich dem Rat stellen. Zum Showdown in Jean-Claudes „Zirkus der Verdammten“ (eine Art Vampir-Stripclub) erscheint dann auch Richard, der durch die Verbindung zu Anita und Jean-Claude spürte, dass die beiden sich in arger Bedrängnis befinden. Und natürlich wird Anita wieder alle Fieslinge kaltmachen …

Mein Eindruck

Es ist schon ziemlich deutlich, wie sich Anita seit Band 1, [„Bittersüße Tode“, 1009 verändert hat. Damals hauptsächlich auf ihr eigenes Überleben bedacht, hielt sie Vampire und Werwölfe für Monster und vermied möglichst jeglichen Kontakt. Dass diese Taktik nicht funktioniert hat, kann man jetzt immer mehr sehen. Sie geht mit dem Meister der Stadt aus und fühlt sich dadurch für Jean-Claudes Vampire mitverantwortlich. Doch auch den Werwölfen und jetzt den Werleoparden hat sie ihren Schutz versprochen. Anitas Terminplan wird also immer gedrängter und ihre Verantwortlichkeiten gegenüber diversen „Monstern“ der Stadt rücken ihre Arbeit bei Animators Inc. und bei der Polizei immer mehr in den Hintergrund. So gibt es zwar wie immer einen zweiten Handlungsstrang, der sich um eine laufende Polizeiermittlung dreht, doch stehen diese Ereignisse – wie sich relativ spät herausstellt – in direktem Zusammenhang mit dem Eintreffen des Rats und Anita findet sich dabei wieder, wie sie in den Keller eines ausgebrannten Hauses hinab steigt, um einen Haufen schlafender Vampire zu retten.

„Dunkle Glut“ lebt diesmal von den charismatischen männlichen Protagonisten. Jean-Claude erobert als aufmerksamer (und untoter) Liebhaber sofort die Herzen der weiblichen Leser und auch Asher, als Quasibösewicht mit tragischer Vergangenheit angelegt, verspricht in Zukunft noch interessanten Lesestoff abzugeben. Richard dagegen zeigt sich in „Dunkle Glut“ hauptsächlich als schlechter Verlierer; in Anitas Gegenwart kann er sich bissige Kommentare nicht verkneifen und beleidigt sie und Jean-Claude, wo er nur kann. Als Leser möchte man ihn wiederholt im Genick packen und kräftig durchschütteln – denn mit seiner momentanen Taktik wird er Anita wohl kaum zurückgewinnen. Trotzdem, die Dynamik zwischen den Dreien bleibt weiterhin spannend, können sie doch mittlerweile durch das Triumvirat sogar die Gefühle des jeweils Anderen spüren.

Unterm Strich

Band 7 der Anita-Blake-Reihe führt nun endlich den Rat ein, der bisher nur als ein düsterer und allgegenwärtiger Schatten über der Handlung schwebte. Und tatsächlich sind diese Szenen die stärksten und spannendsten des Buches. Laurell K. Hamilton hat sich ein paar reichlich ungewöhnliche und gruselige Ratsmitglieder ausgedacht – schließlich müssen sie nicht nur Menschen, sondern auch Vampire in Angst und Schrecken versetzen. Ihre Gewalttätigkeit und leichtfertige Brutalität ist selbst für den abgebrühten Leser erschreckend. Hamilton bleibt sich damit selbst treu und überbietet sogar noch ihr übliches Maß an Blut und Gewalt. Ein echter Pageturner für Liebhaber des härteren Kalibers.

Broschiert: 555 Seiten
Originaltitel:Burnt Offerings

ISBN-13: 978-3404157563

www.luebbe.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Die Autorin

Laurell K. Hamilton (* 19. Februar 1963 in Heber Springs, Arkansas) ist eine US-amerikanische Autorin von erotischen Fantasy- und Horrorromanen.

Anita-Blake-Serie

Deutsche Ausgaben

Laurell K. Hamilton: Bittersüsse Tode. 3. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003. ISBN 978-3-404-15053-3. (OT: Guilty Pleasures)
Laurell K. Hamilton: Blutroter Mond. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005. ISBN 978-3-404-15258-2. (OT: Laughing Corpse)
Laurell K. Hamilton: Zirkus der Verdammten. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005. ISBN 978-3-404-15371-8. (OT: Circus of the Damned)

Laurell K. Hamilton: Gierige Schatten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006. ISBN 978-3-404-15466-1. (OT: The Lunatic Cafe)
Laurell K. Hamilton: Bleiche Stille. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006. ISBN 978-3-404-15548-4. (OT: Bloody Bones)
Laurell K. Hamilton: Tanz der Toten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007. ISBN 978-3-404-15626-9. (OT: The Killing Dance)
Laurell K. Hamilton: Dunkle Glut. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007. ISBN 978-3-404-15756-3. (OT: Burnt Offerings)
Laurell K. Hamilton: Ruf des Blutes. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009. ISBN 978-3-404-15972-7. (OT: Blue Moon)
Laurell K. Hamilton: Göttin der Dunkelheit. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 978-3-404-16410-3. (OT: Obsidian Butterfly 1. Teil)

Laurell K. Hamilton: Herrscher der Finsternis. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 978-3-404-16442-4. (OT: Obsidian Butterfly 2. Teil)
Laurell K. Hamilton: Jägerin des Zwielichts. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 3-404-16054-1. (OT: Narcissus in Chains 1. Teil)

Laurell K. Hamilton: Nacht der Schatten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2011. ISBN 3-404-16588-8. (OT: Narcissus in Chains 2. Teil)
Laurell K. Hamilton: Finsteres Verlangen. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2012. ISBN 978-3-404-16677-0. (OT: Cerulean Sins)
Laurell K. Hamilton: Schwarze Träume. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2013. ISBN 978-3-404-16740-1. (OT: Incubus Dreams 1.Teil)
Laurell K. Hamilton: Blinder Hunger 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2013. ISBN 978-3-404-16806-4. (OT: Incubus Dreams 2.Teil)

Meredith-Gentry-Serie

Laurell K. Hamilton: A Kiss of Shadows. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2000. ISBN 978-0-345-42339-9.
Laurell K. Hamilton: A Caress of Twilight. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2002. ISBN 0-345-43527-3.
Laurell K. Hamilton: Seduced by Moonlight. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2004. ISBN 0-345-44356-X.
Laurell K. Hamilton: A Stroke of Midnight. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2005. ISBN 0-345-44357-8.
Laurell K. Hamilton: Mistral’s Kiss. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2006. ISBN 978-0-345-44358-8.
Laurell K. Hamilton: A Lick of Frost. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2007. ISBN 978-0-345-49590-7.
Laurell K. Hamilton: Swallowing Darkness. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2008. ISBN 978-0-345-49593-8.
Laurell K. Hamilton: Divine Misdemeanors. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2009. ISBN 978-0-345-49596-9.

Andere Werke

Laurell K. Hamilton: Nightseer. 1. Auflage. Penguin Books, New York 1992. ISBN 978-0-451-45143-9.
Laurell K. Hamilton: Nightshade. 1992. ISBN 978-0-671-79566-5. (Aus der Reihe Star Trek: The Next Generation, Band 24)
Laurell K. Hamilton: Death of a Darklord. 4. Auflage. Wizards of the Coast, Renton 2007. ISBN 978-0-7869-4122-3. (Aus der Ravenloft-Serie)
Laurell K. Hamilton: Strange Candy. Berkley Books, New York 2006. ISBN 0-425-21201-7. (Kurzgeschichtensammlung)