Wann steht nach »das heißt« ein Komma? Wird am Ende von Fußnoten ein Punkt gesetzt? Stehen Punkt und Komma vor oder nach dem Anführungszeichen? – In diesem Handbuch finden Sie alles, was Sie über Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen wissen müssen; auch die schwierigsten Zweifelsfälle werden hier gelöst. Praxisnahe Beispiele illustrieren jede Regel – besonders hilfreich: die Tabellen zur Kommasetzung bei Konjunktionen. Das ausführliche Register macht es Ihnen leicht, die Antwort auf Ihre Frage zu finden. Das Handbuch wurde auf Basis des neuen Amtlichen Regelwerks von 2024 vollständig aktualisiert. (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Zeichensetzung … wer liebt sie nicht? So ziemlich jeder, würde ich mal so behaupten. Kommas nach Gefühl zu setzen, hat in der Schule bei mir immer nur so mittelprächtig funktioniert. Und da gibts ja auch noch ganz andere Dinger. Das Semikolon zum Beispiel … wer hat das damals eigentlich erfunden und wozu braucht mans heute überhaupt noch?
Interview mit KI-Stratege Christoph Santner zu seinem Buch »Alles KI?«
Während die einen in Künstlicher Intelligenz unseren Untergang sehen, und die anderen begeistert von ungeahnten Möglichkeiten schwärmen, sind sich in einer Tatsache doch alle einig: KI ist längst keine ferne Zukunftsversion mehr. Sie hat eine Zeitenwende eingeläutet, und schon in den nächsten Jahren entscheidet sich, ob sie zum Fluch oder Segen wird. Künstliche Intelligenz ist bereits überall im Einsatz – oft, ohne dass wir es wissen. Sie übernimmt sowohl im Alltag als auch in der Wirtschaft und Wissenschaft vielfältige Aufgaben.
Der Journalist und KI-Stratege Christoph Santner beschäftigt sich seit den 1980ern mit der KI-Szene. In „Alles KI?“ liefert er spannende Insights von Expert*innen aus der Forschung, den Big Playern einschlägiger KI-Firmen ebenso wie Tech-Start-up-Gründer*innen. Santner legt damit ein umfassendes Grundlagenwerk vor, das Berührungsängste abbaut, die Einsatzgebiete der KI verständlich erklärt und neben einhergehenden Chancen auch Herausforderungen in den Blick nimmt. Denn eine Auseinandersetzung mit dem Thema Künstliche Intelligenz ist für uns alle unabdingbar.
Zehn Gedichte Hölderlins, die stellvertretend für das Gesamtwerk des Autors stehen, werden zusammen mit einem ausführlichen Zeilenkommentar, Interpretationshilfen sowie ausgesuchten Forschungsstimmen vorgestellt, ergänzt durch Informationen zum Autor: ‚Diotima – Buonaparte – Da ich ein Knabe war … – Heidelberg – Brod und Wein. An Heinze – Dichterberuf – Patmos. Dem Landgrafen von Homburg – Hälfte des Lebens – Mnemosyne – Der Spaziergang‘. (Verlagsinfo)
Bist du leidenschaftlicher Gamer und auf der Suche nach den besten Videospielen aller Zeiten? Dann ist das dritte Buch von Gregor Kartsios nach »Das ABC der Videospiele« und das »ABC der Videospiele Level 2« genau das richtige für dich! Auf 256 Seiten rezensiert der leidenschaftliche Gamer in seinem unverkennbaren Stil und mit vielen Bildern 100 Videospiele, die man seiner Meinung nach mindestens einmal im Leben gespielt haben muss. Von Klassikern, die die Gaming-Welt geprägt haben, bis hin zu modernen Meilensteinen: Dieses Buch ist ein absolutes Must-have und ein tolles Geschenk für alle Gamerinnen und Gamer. (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Listen von Spielen, die der jeweilige Ersteller dieser Liste als besonders spielenswert erachtet, gibts im Internet unzählige … und auch kostenlos. In verschiedenen Längen und Ausführungen, nach Genre unterteilt und mit schicken Videos dazu, damit der geneigte Leser sich das Spiel direkt anschauen kann. Um dann schon vorab zu entscheiden, ob er/sie es überhaupt mal antesten möchte.
Bücher über Bienen gibt es viele, vor allem weil das Bewusstsein für die Bedeutung der fleißigen Helfer für die Landwirtschaft und die gesundheitlichen Vorteile der Propolis für Medizin und Kosmetikprodukte in den letzten Jahr angestiegen ist. Daher ist es nur folgerichtig, dass auch Kinder sowohl mit dem Thema vertraut gemacht als auch zum Schutz der Bienen angehalten werden. Auch in diesem Bereich kann man sagen, dass es erfreulich viele Bücher über Bienen für Kinder gibt, aber „Bienen. Wilde Helfer der Natur“ von Johanna Prinz sticht definitiv daraus hervor.
Steine gibt es auf der ganzen Welt. Die einen ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als die anderen. Jeder Mensch sieht vielleicht etwas anderes in den Steinen. Während manche Menschen besonders von einer Farbe angezogen werden. Fasziniert wiederum andere Menschen eine bestimmte Steinform. Wie auch immer, eines haben die Steine jedoch gemeinsam – eine heilende, kraftvolle Wirkung auf unseren Organismus.
Heilsteine lassen sich vielfältig als Handschmeichler, Glücksbringer oder Schmuckstück verwenden und können so ihre Kräfte ganz individuell entfalten.
Selbstbewusste Kinder sind unsere Helden von morgen – genau dafür wurde dieses bezaubernde Kartenset entwickelt, denn durch die regelmäßige Anwendung der Affirmationen entwickeln unsere Kinder Stück für Stück mehr Resilienz und Selbstvertrauen. Um die Wirkung der positiven Glaubenssätze noch mehr zu verstärken, kann man die Karten wenn man mag mit der Kraft ätherischer Öle kombinieren.
Ein großformatiges, quadratisches All-Age-Bilderbuch bei dem die Umschlagillustration mit dem Titel Hand in Hand geht und man sofort weiß, dass drin ist, was drauf steht – beim dritten Buch von Katharina Vlcek wirkt das Design schon wie ein Markenzeichen. Nach „Amazonien“ (2021) und „Afrika“ (2022) nimmt die Autorin ihre Leser in diesem Jahr mit ans Mittelmeer und lässt sie nicht nur in die Artenvielfalt des Meeres, sondern auch in die kulturelle Vielfalt der mediterranen Welt eintauchen.
„Eine Gartenbau-Geschichte über Liebe, Lust und Wahnsinn“ – das klingt vielleicht etwas dick aufgetragen, aber andererseits: Wer würde schon sein gesamtes Vermögen einer Spezies von Blumen opfern, wenn nicht ein völlig Süchtiger?
Von solchen Verrückten berichtet Eric Hansen in seinem erzählenden Sachbuch „Orchideenfieber“ – dessen Titel natürlich an den bekannten Begriff „Diamantenfieber“ angelehnt ist. Es ist eine bizarre Welt, in die er den Leser mitnimmt: Sie hat aber auch ihre Schurken und Helden, wobei nicht von vornherein klar ist, welcher davon auf der Seite des „Rechts“ und des „Gesetzes“ steht. Eric Hansen – Orchideenfieber. Roman weiterlesen →
In Louise Hays Buch „Liebe Deinen Körper“ findet man über 50 positive Affirmationen, die dabei helfen sollen, eine gute und gesunde Beziehung zum eigenen Körper aufzubauen oder zu stärken.
Wenn eine Sache am eigenen Körper nicht so gefällt, so wird die entsprechende Affirmation über einen längeren Zeitraum täglich ausgeübt, bis eine positive Wendung festgestellt werden kann.
Dies ist der 17. Band in der Sachbuch-Reihe „SF Personality“ des Berliner |Shayol|-Verlags. Kurt Vonnegut (*1922) gilt als Humanist, Schwarzseher, Apokalyptiker, Idylliker und Zivilisationspessimist, als Satiriker „von heiterer Ironie und beklemmender Brutalität“ – oder einfach als Autor satirischer SF-Romane. Er selbst behauptete immer wieder, seine Bücher seien keine Science-Fiction, sondern weitaus fremdartiger. Nicht nur in den USA haben einige seiner Werke Kultstatus erlangt. (Verlagsinfo)
_Der Autor Kurt Vonnegut jr._
Der amerikanische Autor Kurt Vonnegut jr. wurde 1922 am Tag des Waffenstillstands von Compiègne, dem 11.11., geboren. Wie man seinem Namen schon entnehmen kann, ist er deutscher Abstammung. Seine Eltern lebten in Germantown, einem Ortsteil von Indianapolis, und entsprechend war auch sein Umfeld von deutschen Traditionen geprägt.
Wenn es nach Familientradition gegangen wäre, dann hätte auch Kurt Architekt werden müssen. Doch da die Branchenaussichten schlecht waren, zog er zunächst den Militärdienst vor. Allerdings wurde er erst 1944 in den Einsatz geschickt. Er wurde mit seinem Bomber abgeschossen und kam in Kriegsgefangenschaft nach Dresden. Dort erlebte er im Februar 1945 den alliierten Bomberangriff, der die Stadt in Schutt und Asche legte. Dies erzählt er eindrucksvoll in seinem verfilmten Roman [„Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug“ 3005 sowie in „Mutter Nacht“.
Nach seiner Rückkehr in die USA heiratet Kurt am 1.9.1945 seine Jugendliebe Jane Marie Cox, zieht mit ihr nach Chicago, um Anthropologie zu studieren, beginnt als Reporter zu arbeiten und zieht 1947 nach Schenectady an der Ostküste, um als Public-Relations-Mann für den Konzern General Electric zu arbeiten. Das ist eine ganz neue, ganz andere Welt für ihn. Dass sein Bruder Bernard in der Forschungsabteilung arbeitet, hält Kurt nicht davon ab, die Atomwaffenproduktion des Rüstungskonzerns aus tiefstem Herzen abzulehnen. Ab 1949 betrachtet er sich als Schriftsteller und verkauft die ersten Storys und Artikel. Er kündigt den GE-Job 1951 und zieht nach Cape Cod, Massachusetts.
Bis heute hat Vonnegut über ein Dutzend Romane geschrieben, Dutzende von Kurzgeschichten veröffentlicht sowie einige Theaterstücke produziert. Einiges davon wurde aufgeführt, verfilmt, in eine Oper (Schlachthof 5) umgearbeitet und vieles mehr. In den neunziger Jahren erklärte Vonnegut, er wolle nicht mehr schreiben. Zuletzt erschien auf Deutsch im Jahr 2006 jedoch das Erinnerungsbuch „Mann ohne Land“ (Pendo-Verlag, München und Zürich, 170 Seiten, 16,90 EU).
_Die drei Autoren_
Stefan Pinternagel, geboren 1965 in Straubing, seit 1995 in Augsburg lebend, ist Autor düsterer Phantastik wie [„Fragmente“ 2973 und „CyberJunk“. Zuletzt erschien der SciFi-Roman „Und morgen der ganze Weltraum“. Zudem hat er weit über hundert Artikel in diversen Print- und Onlinemedien veröffentlicht. Seine Werke waren nominiert für den Kurd-Laßwitz-Preis und den Bayerisch-Schwäbischen Literaturpreis, einige kleinere Auszeichnungen hat er bereits verliehen bekommen.
Zu den weiteren Autoren dieses Buches gehören Hans-Peter Neumann, der die umfangreiche und detaillierte Bibliografie beitrug, sowie Christian Hoffmann, der Vonnegut bei einer Lesung im Münchner Schlachthof (wie passend!) begegnete.
_Inhalte_
Das Buch ist wie eine wissenschaftliche Monografie aufgebaut und folglich auch so gegliedert und durchnummeriert. Die Gliederungsebenen reichen nur bis zur 2. Ebene, lauten also maximal 11.6. Eine dritte Ebene wurde vermieden (im Gegensatz zur Bibliografie). Durch diese Gliederung wird erstens die Übersicht gewährleistet, zweitens lassen sich dadurch auch Querverweise viel leichter unterbringen und nutzen. Praktisch auf jeder Seite beginnt ein neues Unterkapitel, und so ist das Finden eines Querverweises anhand der Gliederungsangabe sehr einfach.
|Die Biografie|
Ich habe die Biografie oben gerafft wiedergegeben. Weitere Gattinnen, Kinder und Selbstmordversuche habe ich übergangen, aber sie werden in den Jahren ab 1951 ebenfalls abgedeckt. Natürlich endet die Biografie eigentlich erst mit dem Ableben des verehrten Schriftstellers. Erstaunlich ist vielleicht die Erwähnung der Tatsache, dass sich Vonnegut auch als Maler betätigt.
|Die Kurzgeschichten und Romane|
Pinternagel geht strikt nach der Chronologie vor, wenn er die einzelnen Kurzgeschichten, Romane, Theaterstücke (z. B. „Happy Birthday, Wanda June“), Memoiren und sonstigen Werke vorstellt und würdigt. Die Angaben sind möglichst detailliert. So fehlt bei den Storys weder der Monat noch das Jahr oder gar die Publikation, bei allen Werken ist stets – sofern übersetzt – auch der deutsche Titel angegeben. (Eine Ausnahme ist natürlich „Venus on a Half-Shell“, das nicht von Vonnegut stammt. Dazu unten mehr.) Stets wird auch aus dem Werk zitiert.
Sehr löblich sind die zahlreichen Illustrationen: Wiedergaben der Titelseiten der entsprechenden Magazine oder Bücher. Meist handelt es sich um die deutschen Ausgaben. Das ist für den deutschen Sammler ja auch wichtiger. Bei wichtigen Publikationen wie etwa „Katzenwiege / Cat’s Cradle“ sind beide Sprachen berücksichtigt.
|Die Bibliografie|
Dieses umfangreiche und unentbehrliche Kapitel umfasst auf 16 Seiten exakt 68 Einträge der obersten Ebene. Darunter können, etwa bei einem Erzählband, beliebig viele Untereinträge folgen, meist sind es aber nicht mehr als ein Dutzend.
Bei wichtigen Werken wie etwa den bekannten Romanen „Katzenwiege“ oder „Schlachthof 5“ werden auch die verschiedenen Ausgaben in den deutschen Verlagen aufgeführt. Hat eine Ausgabe mehrere Auflagen erlebt, wie etwa „Katzenwiege“ bei |Rowohlt|, so werden in der 3. Gliederungsebene auch die einzelnen Auflagen aufgeführt (S. 78). Dieses Phänomen ist zum Glück sehr selten, denn der geistige Nährwert solcher Listen ist sehr begrenzt, von der optischen Ödnis mal ganz abgesehen.
Da die Bibliografie nichts mit dem Buchaufbau zu tun hat, ist der Leser auf den Index angewiesen, um entsprechende Suchbegriffe zu finden, z. B. „Kilgore Trout“ auf S. 35 und 47.
|Vonneguts Lesung in München|
Christian Hoffmann erlebte diese Vonnegut-Lesung am 5. Oktober 1998. Da sie im Wirtshaus „Ottis Schlachthof“ stattfand, passte sie thematisch recht gut zu Vonneguts Roman „Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug“. Harry Rowohlt las aus den Büchern vor, insbesondere aus dem neu erschienenen Roman „Zeitbeben“. Der Eindruck, den Vonnegut beim Chronisten hinterließ, war der eines humorvollen, wenn auch etwas düsteren Zeitgenossen.
Dann kommt die Pointe seines Berichts. Um sein Gedächtnis nach 2400 Tagen wieder etwas aufzufrischen, greift Hoffmann zum letzten, absolut verzweifelten Mittel: Er ruft Kilgore Trout an. (Zur Erinnerung: KT ist eine Erfindung KVs.)
|Der Literaturhinweis auf „Venus on a Half-Shell“ von Kilgore Trout|
Dies ist ein Literaturhinweis zu Philip José Farmers SF-Roman „Venus on a Half-Shell“, der im |Knaur|-Verlag unter dem Pseudonym „Kilgore Trout“ (!) erschien. Den Namen hatte Farmer von Vonnegut entliehen. Warum der Hinweis? Der Klappentext der deutschen Ausgabe zitiert aus dem Roman. Das Zitat deckt sich in auffälliger Weise mit einem Textauszug aus der deutschen Übersetzung des KV-Roman „God Bless You Mr. Rosewater“. Auf Seite 47/48 wird Farmers Machwerk so kurz wie möglich vorgestellt, und zwei Zitate belegen den üblen Eindruck, den es hinterlässt. Auf Seite 35f wird der Rosewater-Roman vorgestellt, in dem Kilgore Trout seinen ersten Auftritt hatte.
Anhang II listet die medialen Verarbeitungen von KVs Werken auf, darunter Filme und TV-Produktionen. Nach den Quellenangaben, die auch Webadressen aufführen, folgt der Index.
_Mein Eindruck_
Wer sich einen schnellen Überblick über das Werk eines SF-Schriftstellers verschaffen möchte, der ist mit der |Shayol|-Reihe „SF Personality“ gut bedient. Man erhält konzise Informationen, ohne gleich mit Fußnoten erschlagen zu werden. Auch mit Meinungen und Spekulationen des Verfassers wird man nicht belästigt, sondern vielmehr beschränkt sich der Verfasser darauf, die wichtigsten Fakten zu einem Werk oder einer Schaffensperiode herauszuarbeiten, insbesondere auch durch Zitate. Nur bei der Darstellung von „Schlachthof 5“ hätte ich mir noch ausführlichere Informationen gewünscht, aber das ist meine persönliche Meinung – schließlich bedeutete dieser Roman KVs literarischer Durchbruch auf die Mainstream-Ebene, nachdem er jahrelang SF und Phantastik schreiben musste, um etwas zu verdienen.
Vonnegut als Mensch kommt ebenfalls recht gut zur Geltung, und ein halbwegs genaues Bild entsteht. Allerdings ergeht sich der Verfasser nicht in philosophischen Exkursen, was es mit KVs pessimistischer Weltanschauung auf sich habe. Jeder Leser mit ein wenig gesundem Menschenverstand kann sich den Rest zusammenreimen und zwar anhand dessen, was KV erlebt (im Zweiten Weltkrieg, aber auch in seinem Job bei General Electric) und geschrieben hat (also durch das vorliegende Buch).
Der umfangreiche Anhang genügt, soweit ich dies als Literaturwissenschaftler beurteilen kann, auch wissenschaftlichen Ansprüchen. Das bezieht sich aber lediglich auf die umfangreiche Bibliographie, die wie alle Bibliographien aus dem Hause |Shayol| ganz hervorragend gemacht ist (hierfür zeichnet Hans-Peter Neumann verantwortlich). Fuß- bzw. Endnoten fehlen hingegen, was bei einer wissenschaftlichen Arbeit ungewöhnlich ist. Immerhin gelingt es dem Interessenten, solche Schlagworte wie „Bokononismus“ oder „Tralfamadore“ über den Index aufzufinden und zu klären.
|Schwächen|
Es gibt ein paar bedauerliche Druckfehler, die ein Korrektor hätte finden können. Auf Seite 38 unten heißt es „benetzt“ statt „benutzt“, auf Seite 58 links ist aus „armenisch“ plötzlich „aramäisch“ geworden. Auf Seite 61f ist dreimal die Rede von einem KV-Buch namens „Fats worse than death“. Dieser Titel ergibt erst nach einem Blick in die Bibliografie (S. 74) einen Sinn, wo es „Fates worse than death“ heißt: Schicksale, schlimmer als der Tod.
_Unterm Strich_
Der Einstieg in das Werk eines der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wird durch das vorliegende Buch sehr erleichtert. Doch es fällt mir schwer, bei einem Buchumfang von 93 Seiten von einer „umfassenden Darstellung“ zu sprechen. Das Buch erhebt auch nicht den Anspruch, sich kritisch mit KV auseinanderzusetzen, sondern will eine „ausführliche Übersicht“ über Leben und Werk KVs liefern. Das ist dem Team von Verfassern im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut gelungen. Insbesondere die vielen Titelbilder und die ausgezeichnete Bibliografie sprechen für das Buch, das mit knapp zehn Euro noch im Bereich des Erschwinglichen für einen Studenten liegt.
In seiner Dachstube entwickelt der niederländische Fernsehreparaturtechniker und Computeramateur Jan Sloot ein revolutionäres Verfahren, das die Elektronikindustrie völlig auf den Kopf stellen würde. Einen ganzen Videofilm im Speicher von 1 Kilobyte unterbringen – unmöglich, oder?
Fachleute sind überzeugt, dass Sloots Erfindung Milliarden wert ist. Doch zwei Tage, bevor das große Geschäft abgeschlossen werden soll, fällt der Erfinder auf seiner Terrasse tot um: Herzinfarkt. Fieberhaft sucht man nach seinem Supercode, doch das Bankschließfach mit den Unterlagen – ist leer! Ein Riesenschwindel?
_Der Autor_
Der Niederländer Eric Smit, geboren 1967, bereiste einige Jahre lang als professioneller Squash-Spieler die Welt. Danach machte er seinen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und begann ein neues Leben als Journalist, zuletzt als stellvertretender Chefredakteur von „Quote“, einem Trendmagazin für Geschäftsleute. Vier Jahre hat er für dieses Buch recherchiert. (Verlagsinfo)
_Inhalte_
Die Story mutet an wie ein Spannungsroman und sollte vielleicht wie ein solcher erzählt werden. Wie konnte ein völlig unbekannter holländischer Fernseh- und Computerspezialist Silicon Valley in Aufregung versetzen und einen Top-Manager vom Weltkonzern Philips abwerben?
Jan Sloot wuchs auf dem platten Land in Groningen auf. Durch verschiedene Umstände wurde er ein Eigenbrötler, der am liebsten mit Elektronik hantierte und schon mit seinem selbstgebauten Radiosender die Nachbarn belästigte. Die Polizei nahm ihm das Gerät sofort wieder weg. Fortan passte er auf, dass ihm niemand jemals wieder etwas, was er geschaffen hatte, wegnahm. Das sollte verhängnisvolle Folgen haben.
Da er als Fernsehraparateur viel zu tun hatte, verfiel er auf die Idee, eine Datenbank – eine Knowledge Base – mit allen Lösungen zur Reparatur von Fernsehgeräten zu schreiben. Diese könnte er dann an Fernsehhändler usw. vertreiben, ja, sogar ein Netzwerk aufbauen, um die neuesten Lösungen zu verbreiten. RepaBase, wie das Produkt heißen sollte, stieß jedoch auf diverse Probleme und wurde nie fertig. Aber etwas Gutes entstand daraus: das Sloot Digital Coding System (SDCS), mit dem die Datenübertragung möglichst wirtschaftlich erfolgen sollte.
Das SDCS wird in einem Anhang ziemlich genau beschrieben. Es handelt sich nicht, wie der Name schon sagt, um eines der üblichen Datenkomprimierungsverfahren, sondern um eine Verschlüsselungsmethode für digitale Inhalte: Video, Audio, Text. Das klingt paradox, denn wie soll eine Kodierung Inhalte kleiner machen? Um es kurz zu sagen: Es geht. Wer Details wissen will, sollte das Buch lesen.
Ausschlaggebend ist jedoch folgendes Leistungsmerkmal: Eines oder mehrere Videos lassen sich auf einer Chipkarte unterbringen. Eine Festplatte ist nicht im Spiel – das ist der entscheidende Unterschied. Die Größenunterschiede zu herkömmlichen Verfahren sind astronomisch. Sloot achtete penibel darauf, dass absolut niemand dahinter kam, wie genau die Sache vonstatten ging. Er beteuerte aber seinem Vertrauten und Investor Mierop, dass die Technik funktioniere und er sie in einem Papier beschrieben habe, das im Safe eines Notars oder einer Bank liege.
|Die Investoren|
Statt nun aber misstrauisch zu werden oder Sloot für verrückt zu erklären, glauben verschiedene Investoren, der Sache, die Sloot ihnen anbot, trauen zu können. Nicht wenige Selfmade-Millionäre sind darunter, denn von 1997 bis 1999, als Sloot starb, ging es auch der niederländischen Wirtschaft nicht schlecht. Die New Economy war in aller Munde. Ein paar Hunderttausend oder ein Milliönchen ließ sich da schon mal reinstecken, in die Wunderkiste des Jan Sloot. Und wegen seiner Gläubiger ist Sloot seinerseits um jede Million froh. Schon macht sich seine Frau Annie Sorgen um sein Herz, um das es offenbar nicht allzu gut steht.
Der Erste, der mit dem SDCS das große Ding drehen will, ist ein zwielichtiger Abenteurer namens Leon Sterk. Wenn Mierop an diesen Weltverbesserer denkt, wird ihm schlecht und er schüttelt bloß den Kopf. Doch Sterk versteht es, mit ausgefallenem und großspurigem Marketing weitere Investoren anzulocken, um Sloots Erfindung zur Industriereife entwickeln zu können. Aber als ihm die Schulden über den Kopf wachsen und das SDCS noch nicht fertig ist, taucht Sterk unter.
|Der neue CEO|
Über Umwege lassen die wichtigsten Investoren ihre Beziehungen spielen. Zu einer die Beziehungen gehört Roel Pieper, um die vierzig Jahre alt und „Kronprinz“ beim niederländischen Weltkonzern Philips Electronics. Pieper ist in Kreisen der Informationstechnologie kein unbeschriebenes Blatt, war er doch mal der Vorstandsvorsitzende (CEO) von Tandem Computers, bevor er das Unternehmen an Compaq verkaufte. Bill Gates und Charles Wang (von Computer Associates) zählen zu seinen guten Bekannten. Pieper ist der eigentliche Held dieser Geschichte.
Aber seine Tage bei Philips sind gezählt, agiert er doch offenbar etwas zu selbstherrlich für die Unterfürsten im Königreiche Philips, und dass er den König vom Thron stoßen will, ist diesem sicherlich nicht willkommen. Nach nur einem Jahr verlässt Pieper den Konzern, um sein eigenes Unternehmen zu steuern: Dipro. Dipro entwickelt Sloots Erfindung. Sobald er sich von den phänomenalen Fähigkeiten des SDCS hat überzeugen lassen, steigt Pieper mit großen Plänen ein: aber nur als CEO. Die Anteilseigner sind einverstanden.
|Widerstand und Falltüren|
Er benennt Dipro in Fifth Force um und nimmt sich vor, die Niederlande – so viel Patriot steckt schon in ihm – auf die Landkarte der IT-Industrie zu setzen. So groß wie Cisco oder Sun Microsystems soll Fifth Force werden. 30 Mio. Gulden gibt ihm die ABN Amro Bank als Starthilfe. Nur zwei stehen ihm stets kritisch gegenüber: der stets von seiner Paranoia beherrschte Jan Sloot und sein bodenständiger Vertrauter Mierop. Pieper gedenkt beide auszubooten und Alleinherrscher des Unternehmens zu werden.
Es gibt nur einen Haken: Für das SDCS gibt es bislang weder ein angemeldetes Patent noch den Quellcode. Sollte Sloot den Löffel abgeben, wird es bald lange Gesichter geben – auch in Silicon Valley, wo man auf Pieper große Stücke hält. Am 11. Juli 1999 ist der Tag X gekommen …
_Mein Eindruck_
Dass er sich die Story und alle ihre zahlreichen Verästelungen nicht aus den Fingern gesogen, sondern vielmehr aus dem „prallen Leben“ geschöpft hat, belegt der Autor mit zahlreichen Zitaten. Vielfach sind die Zitate grau unterlegt und entsprechend hervorgehoben. Alle Textstellen, sogar die Motti, sind in den Endnoten des Anhangs belegt.
Sollte es also zu einer Verleumdungsklage kommen, so legt hier der Autor schon mal seine Karten auf den Tisch. Eine Zeittafel erleichtert dem Leser die zeitliche Orientierung. Die Beschreibung des SDCS habe ich bereits erwähnt. Sie ist leicht zu verstehen, zumindest für Leute, die schon mal einen Computer angefasst haben.
|Comédie humaine|
Dies ist keine der üblichen Entdecker- und Erfindergeschichten, die als Abenteuer inszeniert werden und in Glanz und Gloria enden oder mit einer Tragödie. Die Art und Weise, wie sie erzählt wird, hat mehr mit der gewöhnlichen comédie humaine zu tun. Es ist eine Farce, eine Posse, jedoch ohne dass sich die Mitspieler dessen bewusst sind, dass sie eine derartige Rolle spielen. Vielmehr scheint es den meisten ziemlich ernst mit dem zu sein, was sie da tun. Aber sie tun es nach Regeln, die nicht sie aufgestellt haben, sondern die Industrie, in der sie agieren.
|Die Regeln der Posse|
Allein schon der Auftritt des „Kronprinzen“ Roel Pieper ist ein Paradebeispiel für das Geschäftsgebaren, dessen sich die Techno-Könige befleißigen – oder denken, dies tun zu müssen. Die üblichen Präsentationen und Demos sind ja Usus, aber dass Pieper auch mit Risikokapitalgebern ebenso umspringt wie mit seinen Anteilseignern, mit Bankern ebenso wie mit Wirtschaftsministern, geht schon etwas weiter. Er macht jedem klar, dass er weiß, wovon er redet. Dabei ist dies gar nicht der Fall. Es ist das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern, nur dass diesmal keiner die Wahrheit sagt. Und Jan Sloot schweigt zu all den Possen. Er fürchtet lediglich eines: dass ihm die großen Konzerne und deren Forscher seine Entwicklung wegnehmen könnten.
|Der hohle Kern|
So wie in Fifth Force der Kern hohl war, so traf dies auch auf die New Economy zu. Als die Blase nach dem Ende der Goldgräberzeit platzte, war der Katzenjammer groß. Sloot erlebte dies nicht mehr mit, aber der Autor weist an seiner Stelle kritisch darauf hin, welche irrealen Marktwerte und Börsennotierungen damals der Fall waren. Mit Fifth Force wollte Roel Pieper sich ein ordentliches Stück abschneiden – und fiel auf die Nase, weil er das Pferd am Schwanz aufzäumte. Er hätte als Erstes das Patent sichern sollen, bevor er die Investoren köderte. Doch „Time-to-market“ drängte ihn, als Erster durchs Ziel zu gehen, wenn der Run auf die hohen Bandbreitenkapazitäten losging. Mit SDCS wollte er den Trumpf ausspielen, der seinem Pokerblatt zum Sieg verhelfen würde.
|Sicherheitslücken wie Scheunentore|
Daraus wurde nichts, und hinterher ist das Rätselraten groß, wie das passieren konnte. Warum wurde der Quellcode für das SDCS nie gefunden? Mierop hat so seine Theorien, und eine davon stützt sich auf seine Beobachtungen. Als er merkte, dass Pieper von Datensicherheit nicht die Bohne verstand, stellte er einen Sicherheitsdienst an, um die Familie Sloot zu überwachen. Tatsächlich wurde beobachtet, wie die Tochter, die nicht gut auf ihren Vater zu sprechen gewesen war, mehrere Kartons wegschaffte und sie ihrem Bruder übergab.
Was machten sie damit? War dies der Quellcode, von dem ihm Sloot erzählt hatte? Keiner weiß es. Ja, Pieper verbietet Mierop sogar mehrmals, der Familien nachzuschnüffeln. Als er schließlich einen anderen Sicherheitsdienst auf die Sache ansetzt, ist schon alles zwecklos. Daten weg, Patent weg, Quellcode futsch.
Bis heute ist die Firma Fifth Force keineswegs liquidiert, sondern lediglich in „Winterschlaf versetzt“. Denn es gibt noch einen Banksafe, in dem einer von Sloots Teilhabern Dokumente hütet. Ist dies der heilige Gral des SDCS? Wie bei den Kreuzfahrern heißt es schließlich: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
_Unterm Strich_
Aus niederländischer Perspektive gesehen, ist dies die Geschichte eines verpassten Eintritts in die oberste Liga der New Economy. Doch ebenso wie diese Superblase des Silicon Valley musste auch die Erfolgsgeschichte von Fifth Force an ihren inneren Widersprüchen scheitern. Statt es nach alter Väter Sitte Schritt für Schritt anzugehen, machten Glücksritter und arrogante Global Player erst Schritt B nach Schritt A. Das Patent lag noch nicht vor, als es schon Kredite hagelte und Investoren mit Millionen Dollars auf der Matte standen.
Jeder wollte die Erfindung, doch den Menschen Sloot, den wollte keiner: Er war nicht kompatibel. Und als er merkte, dass der Tag der Offenbarung kommen und es entweder Millionen regnen oder ihm die Handschellen angelegt würden, da hielt es sein Herz nicht mehr aus. Oder lief es anders? War Sloot kein Betrüger, sondern Opfer der Konzerne, die um ihre Pfründe bangten und ihn daher beseitigen ließen? Man durfte ihn nicht einmal obduzieren.
Die Story, die der Autor penibel zusammengetragen hat, liest sich für einen Insider wie mich spannend, aber ich merkte auch, dass das Geschäftsgebaren und die Persönlichkeiten Kenntnisse voraussetzen, um sie als charakteristisch für die IT-Branchen erkennen und verstehen zu können. Ein Glossar fehlt; man muss wohl voraussetzen, dass der Leser den Jargon der Branche halbwegs kennt.
Sehr positiv finde ich, dass der Autor sich nie über die Figuren, die er beschreibt, lustig macht, nicht einmal über den zwielichtigen Abenteurer Leon Sterk. Das tun die Zeugen in ihren Zitaten für ihn. Diese neutrale Haltung bedeutet aber auch, dass der Leser häufig selbst werten muss, was denn nun normal und was völlig hirnrissig ist. Vielleicht ist es aber schon so weit gekommen, dass wir das eine vom anderen nicht mehr unterscheiden können, weil die Welt der Computer mittlerweile zur Luft gehört, die wir atmen. Der Wahnsinn hat Methode, und wir merken es kaum noch.
|Originaltitel: De Broncode, 2004
352 Seiten
Aus dem Niederländischen von Andrea Kalbe und Jan F. Wielpütz|
Nach ihrem Bestseller „Die perfekte Liebhaberin“ folgt hier nun das Gegenstück für Ihn: „Der perfekte Liebhaber – Sextechniken, die SIE verrückt machen“. Millionen männlicher Wesen auf zwei Beinen wüssten gerne, was das Mysterium Frau erregt, berauscht und tief befriedigt. (Kommt es etwa doch auf die Größe an?!) Und ebenso viele Frauen wünschen sich einen Mann, der über dieses Wissen verfügt – den perfekten Liebhaber, den Traummann. Lou Paget – Der perfekte Liebhaber. Sextechniken, die SIE verrückt machen weiterlesen →
„So finden Frauen zu sich selbst und zu mehr Freude am Sex ein Leben lang“ – so lautet der ausführliche Untertitel dieses „Aufklärungsbuches“. Dass der Ausdruck “ ein Leben lang“ in den Untertitel aufgenommen wurde, verwundert vielleicht ein wenig. Die Verwunderung liegt eher in der verbreiteten Annahme, dass die sexuelle Leistungsfähigkeit oder Erregbarkeit der Frau mit den Wechseljahren ende. Das trifft nicht zu: Sie dauert durchschnittlich bis zum Alter von 70 Jahren! Erst danach klingt sie ab.
Tolkiens „Hobbit“ oder „Herr der Ringe“ zu lesen, verändert den Leser unwiderruflich. Das zumindest ist der Tenor der „Bekenntnisse“, die in diesem Buch zusammengefasst sind. Vielleicht kann der eine oder andere Leser – ich zum Beispiel – diesem Eindruck beipflichten.
Die Herausgeberin
Karen Haber ist die Frau eines der wichtigsten und bekanntesten Science-Fiction-Autoren, von Robert Silverberg. Sie selbst ist ebenfalls Autorin und hat schon mehrere Anthologien herausgegeben. Jeder Beiträger der Anthologie wird mit einem kurzen Überblick über sein Werk vorgestellt. Bei den „guten“ Autoren finden sich mitunter ellenlange Listen der Preise und Auszeichnungen, die ihnen verliehen wurden (meist amerikanische Nebulas und HUGOs). Man kann wohl mit Fug und Recht sagen, dass Ursula K. Le Guin die „höchstdekorierte“ Beiträgerin ist. Karen Haber (Hrsg.) – Tolkiens Zauber. Anthologie weiterlesen →
Zwei Autoren in christlicher Mission, kritisch betrachtet
Es gibt schon eine Reihe von Biografien über Lewis, den Schöpfer der Narnia-Chroniken, und Tolkien, den Schöpfer von Mittelerde. Das vorliegende Buch ist jedoch eine Biografie der besonderen Art: Nicht nur unternimmt es der Autor, gleich zwei Schriftsteller zu porträtieren, sondern auch noch ihre persönliche und literarische Wechselwirkung so zu würdigen, dass unser Verständnis von ihrer beider Werk erhöht und erweitert wird. Man sollte beachten, dass „Der Herr der Ringe“ ohne das Drängen C. S. Lewis’ nie vollendet worden wäre. Was sich Duriez vorgenommen hat, ist zweifellos eine anspruchsvolle Aufgabe. Mal sehen, ob er sie bewältigen konnte. Colin Duriez – Tolkien und C. S. Lewis – Das Geschenk der Freundschaft weiterlesen →
_Humorvolle, tiefe Einsichten in die HOBBIT-Produktion_
Das Filmbuch schildert die Entstehung des Films in Bild und Text und nimmt den Leser mit hinter die Kulissen. Das ausführliche »Making of« vermittelt das Gefühl, unmittelbar an der Entstehung des Films teilzunehmen – ein Spaß für die ganze Familie. (Verlagsinfo)
_Der Autor_
Der Brite Brian Sibley hat bereits das erste Buch über die filmhistorischen Hintergründe von Peter Jacksons „Herr der Ringe: Die Gefährten“ geschrieben. Das Buch wurde verdientermaßen ein internationaler Bestseller. Der Filmfan findet darin (die einzigen) wirklich nützlichen Filminformationen, die in Buchform vorliegen, also nicht im Internet oder im Magazin von Fanclubs veröffentlicht wurden.
_Inhalte_
Brian Sibley ist so etwas wie der offizielle Hofberichterstatter für dieses Filmprojekt von New Line Cinema/Warner/MGM. Er war in den Weta-Werkstätten und den Studios in Neuseeland vor Ort – viele schöne Fotos zeugen davon. Dementsprechend authentisch sind die Infos, die er mitgebracht hat: alle aus erster Hand (im Gegensatz zu manchem Zeug, das man im Web so findet).
In den schön gestalteten und mit zahlreichen Fotos illustrierten Kapiteln beschreibt er haarklein, was es zu dem jeweiligen Thema zu wissen gilt und stellt die Verantwortlichen mit Bild vor. Wenn es beispielsweise um Maskenbildnerei und Haardesign geht, bekommt man nicht nur die maßgeblichen Leute wie Peter King vorgestellt, sondern darf auch die Ergebnisse ihrer Arbeit begutachten. Man kann sich beispielsweise fragen, wie viel Arbeit in dem mit Vogeldreck bekleckerten Bart von Radagast steckt.
Die lebhaften und mit bemerkenswerten Zitaten gespickten Mini-Berichte und Porträts lassen sich grob in drei Bereiche unterteilen: die Schauspieler, die Crew und die Abteilungen. Haar- und Kostümdesign wäre so eine Abteilung, aber der Kameramann Andrew Lesnie oder der Bewegungschoreograph Terry Notary zählen zur Crew. Dass Andy Serkis, der Mann der die FILMFIGUR Gollum erschuf, nun auch Filmregisseur (für die Second Unit) geworden ist, habe ich hier zum ersten Mal erfahren. Eine ausgezeichnete Wahl, finde ich, denn Serkis bringt ungewöhnliche Ideen neben viel Theater- und Schauspielerfahrung mit.
Die dritte Kategorie ist die bei Weitem umfangreichste: die Schauspieler. Den Anfang macht der Darsteller der Titelfigur, also Martin Freeman. Extra für ihn wurde der Drehbeginn um mehrere Monate verschoben, denn er war in die 2. Staffel der TV-Serie „Sherlock“ eingebunden (und steckt mittlerweile schon in den Arbeiten an der 3. Staffel).
Ihm folgen Richard Armitage als Thorin Eichenschild und Sir Ian McKellen als Gandalf (siehe das Titelbild). McKellen hat natürlich ein wesentlich abgeklärteres Bild von den Dreharbeiten an diesem zwei Jahre dauernden Filmprojekt als seine jungen Kollegen. Aber alle drei Teile des HOBBIT wurden am Stück gedreht, von mehreren Teams, in Neuseelands Natur und in den Studios.
|Die Zwerge|
Am besten gefallen mir die Porträts der 13 Zwerge, denn erstens ist jeder Zwerg verschieden und zweitens haben die jeweiligen Schauspieler ihre ganz eigenen Ansichten: über das Projekt, das sie meist total fantastisch halten (es gibt ja auch viel dabei zu verdienen); die Zwerge als Spezies (mitunter recht sonderbare Zeitgenossen) und über ihre jeweilige Figur. Nori etwa ist ein notorischer Dieb und Rebell, der sich fragt, warum die Expedition NOCH EINEN Dieb benötigt.
Bifur, dargestellt von William Kircher, hingegen läuft mit einer Orkaxt in der Stirn herum und hat deswegen erhebliche Probleme mit der aktuellen Wirklichkeit. Der Unterschied zwischen dem Bewerbungsfoto und dem Endergebnis von Make-up, Haardesign und Kostümierung könnte nicht größer sein. Dass John Callen, Darsteller des schwerhörigen Oin, schon 65 Jahre alt ist, sieht man ihm deswegen keineswegs an.
Adam Brown, Darsteller des jungen Ori, dem Chronisten, tauchte in „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ übrigens als Skelett an Balins Grab auf, das eben diese Chronik in seinen bleichen Händen hält: das Buch von Mazarbûl. Adam, ein Mann mit viel Humor, scherzt über seine erfolgreiche Abmagerungskur für diese prominente Rolle als Skelett.
Übrigens gibt es nicht 13 Darsteller der Zwerge, sondern 52! Jeder Zwerg hat nicht nur seinen Normaldarsteller, sondern auch zwei Größen- und ein Stuntdouble. Folglich gibt es für jede Figur nicht nur ein Kostüm, sondern vier und entsprechend viele Accessoires usw.
|Die Waffen|
Da es alle Filmfiguren auch als Actionfiguren zu kaufen gibt, sind ihre Attribute sehr wichtig. Dazu gehören, besonders für Jungs, immer auch die jeweilige Waffe. Alle sind unterschiedlich bewaffnet, doch manche Waffe ist berühmt, weil sie bereits in der RINGE-Trilogie vorkam. Dazu gehören die Schwerter Glamdring und Stich, die von Gandalf bzw. Bilbo/Frodo geführt werden.
Neu kommt das Elbenschwert Orkrist hinzu, das in Thorins Händen wohl noch einige Orkschädel spalten dürfte (sein Griff ist aus Drachenzahn, und man fragt sich, wo Peter Jackson den entsprechenden Drachen auftrieb). Auf S. 147 ist die Inschrift auf Stich übersetzt: „Stich heiße ich, der Spinnen Tod bin ich.“ Gleiches hätte ich gern auch für Glamdring gesehen, das auf dem Titelbild abgebildet ist.
Gloin hält bereits die Streitaxt, die man in der RINGE-Trilogie in den Händen seines Sohnes Gimli sieht. Die Figuren sind also bis ins letzte Detail durchdacht, und die Schauspieler hatten großen Anteil daran. So erfuhr ich verblüfft, dass diese Zwerge aus drei unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen: aus der Arbeiterklasse, der Mittelschicht und natürlich aus der Adelsschicht, so etwa Thorin und Balin. Das führt zu einigen ironischen Seitenhieben unter den Zwergen.
|Neue Optik|
3D oder nicht 3D – das war die Frage. Ian McKellen ist begeistert von der 3D-Technik, und Peter Jackson hätte seine RINGE-Trilogie und „King Kong“ am liebsten schon dreidimensional gedreht. Dieser Minubericht erklärt die neuen Effekte in leicht verständlichen begriffen.
„Das Böse Auge“ wird die neue Kamera genannt, die die höhere Bildwiederholrate 48 fps erzeugt kann. Hier kommt die Digitaltechnik voll zum Tragen und beschleunigt und vereinfacht alle Bildverarbeitungsvorgänge. Aber sie hat auch unvorhergesehene Folgen: Jeder winzigste Fehler ist sofort zu sehen – im Make-up, im Kostümgewebe und sogar im Schliff von Schwertklingen. Da man sehen würde, dass die Filmschwerter stumpfe Kanten haben, muss man jetzt mit gefährlichen scharfen Klingen drehen! Hoffentlich erfährt die Versicherung nichts davon. Die würde sofort ihre Prämien verdoppeln.
_Mein Eindruck_
Die Berichte, Bilder und Features, die Sibley zusammengestellt hat, bilden in ihrer Gesamtheit das Puzzle eines Gesamtbildes, das sich vielleicht erst nach mehrmaligem Lesen einprägt. Es gibt aber bereits eine Ahnung von der unglaublichen Anstrengung, die Jacksons überdimensionales Projekt bedeutet hat. Die schieren Zahlen können einen glatt überwältigen: mehrere tausend Paar Hobbitfüße – was bedeutet das schon? Tausende von Kleidergarnituren – jeweils in unterschiedlichen Maßstäben, damit Hobbits immer kleiner als Menschen etc. aussahen. Und natürlich hunderte von Perücken (aus Bristol, GB) und Bärten (aus London).
Viel wichtiger als all diese Fakten war mir jedoch zu erfahren, was sich die maßgeblichen Leute bei diesem gigantischen 18-Monate-Projekt gedacht haben. Denn die Querelen mit den Urheber- und Lizenzrechten zogen sich ja über Jahre hin, und schließlich ging das MGM-Studio fast bankrott, was wiederum den ersten Regisseur Guillermo del Toro veranlasste, das Handtuch zu werfen.
Nun setzt Peter Jackson, eh schon als Produzent involviert, seine ganz persönliche Sichtweise auf Mittelerde und den HOBBIT in nicht nur zwei, sondern drei Filme um. Denn, so gibt er zu Protokoll, nur so, mit der eigenen inneren Beteiligung, macht es ihm Spaß, diese drei Filme zu realisieren. Und das ist der Grund, warum vieles, das die Zuschauer im ersten HOBBIT-Film sehen, ihnen so vertraut vorkommt. Ein Guillermo-del-Toro-Film hätte bestimmt ganz anders ausgesehen.
_Die Übersetzung _
Der Text ist erfreulich flüssig zu lesen, und der gewählte Sprachstil ist weder akademisch noch leutselig, sondern sowohl sachlich als auch von menschlicher Wärme geprägt. Die Zahl der Druckfehler – immer ein heikler Punkt in solchen schnell produzierten Begleitbüchern – hält sich erfreulicherweise in Grenzen. Fehler wie „William Kicher“ statt „William Kircher“ sind eher lustig als ärgerlich.
Es ist immer knifflig, ein Buch, das derart viele Werktitel zitiert, ins Deutsche zu übertragen. Viele erwähnte Titel sind noch unübersetzt oder nur in Neuseeland / Australien bekannt. Die Übersetzerin hat daher nicht jeden Werktitel übertragen, sondern vielfach den O-Titel stehen lassen. Aber wichtig war natürlich, jeden einzelnen Tolkientitel mit deutschem Titel zu nennen – Tolkien ist ja fast komplett ins Deutsche übertragen worden (mit Ausnahme von acht Bänden der „History of Middle-Earth“).
_Unterm Strich_
Für Leute, die wissen wollen, wie das Riesenprojekt der Filmtrilogie verwirklicht wurde und welche digitalen und künstlerischen Tricks dabei zum Einsatz kamen, ist dieses Buch ein Muss. Allerdings kommen wirkliche Fachleute hier ein wenig zu kurz. Um wirklich technische Details zu erfahren, sollten sie die „Chroniken“ zum HOBBIT erwerben. Die erste solche CHRONIK ist erhältlich, kostet aber nochmal zwölf Euro mehr als der vorliegende Band, nämlich knapp 30 Euro. Da kommen also noch einige Schmankerln für Sammler.
Auch für Film- und Tolkienfans, die sich mit der Darstellung bestimmter Figuren, wie etwa Bilbo, Radagast oder Thorin Eichenschild, auseinandersetzen wollen, bietet dieses Buch wertvolle Informationen aus erster Hand, nämlich Interviews. Diese sind stets durch filmografische Fakten unterlegt, die den jeweiligen Schauspieler mit seinen Werken vorstellen. Ned Brophy etwa war schon in den RINGE-Filmen in unterschiedlichsten Rollen beteiligt, vom Ork bis zum Elb, doch einen Zwerg darf er nun zum ersten Mal spielen.
Leute, die einen Sinn für Humor haben, werden sich an den zahlreichen kuriosen Fakten und Aussagen der Schauspieler und Crew-Mitglieder ergötzen, die Brian Sibley zusammengetragen hat (und die bei einem Projekt dieser Dimension nicht ausbleiben können). Aber sie seien auch gewarnt: Der Humor, den angelsächsische Schauspieler besitzen, ist mitunter pechschwarz. Das ist ganz besonders beim Motion-Capture-Darsteller des Orkkönigs, Barry Humphries, gut zu bemerken. Und auch Brian Sibley ist keineswegs unempfänglich für den Reiz des Hässlichen und Bizarren.
|Was fehlt|
Derjenige Zuschauer, der den Film gesehen hat, dürfte einige Figuren vermissen. Es handelt sich ausnahmslos um Figuren, die rein im Computer erschaffen wurden, nämlich:
– Smaug
– der Totenbeschwörer (Sauron)
– Azog, der Albino-Ork
– die Adler Thorondors
– Warge & Wargreiter
– The Bunny Wagon (Radagasts Karnickelschlitten, wird aber zumindest begründet)
Aber die drei Trolle findet man ebenso erläutert wie Gollum und den Orkkönig – sie wurden durch Motion Capture zum Leben erweckt. Und gerade zu den Trollen findet sich im Buch eine lustige Geschichte. Die sollte man aber selbst nachlesen. Ein kurioses Foto ist auf Seite 165 zu sehen: Martin Freeman trägt ein Lichtschwert. Möglicherweise hat er sich in den falschen Film verirrt und sollte eigentlich in STAR WARS Episode 7, die Disney plant, auftreten.
|Broschiert: 168 Seiten
Originaltitel: The Hobbit: The Official Movie Guide
Aus dem Englischen von Birgit Herden
ISBN-13: 978-3608939965|
http://www.klett-cotta.de
„Gründlichst recherchiert, mit allen akademischen Wassern gewaschen, setzt sich dieses Buch scharfsinnig mit der Science Fiction der 50er Jahre auseinander – eine der nützlichsten Untersuchungen von Philip K. Dicks dornenreichem Werk.“ Also schrieb John Clute in der „Encyclopedia of Science Fiction“ (1993). Allerdings verschweigt er ein paar Einschränkungen…
Ist Tolkiens großes Epos von Mittelerde eine Allegorie auf den Ersten Weltkrieg? Diese und andere Fragen beschäftigen von jeher die Leser. John Garth stellt diesen Spekulationen ein fundiertes und faszinierend argumentierendes Buch über den großen Autor Tolkien entgegen.
»1914 als junger Mann in all das hineinzugeraten, war eine keineswegs weniger schreckliche Erfahrung als 1939 … 1918 waren alle meine engen Freunde mit nur einer Ausnahme tot.« So äußerte sich Tolkien zu Deutungen, die im »Herrn der Ringe« eine Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg sahen.
John Garth beschreibt hier zum ersten Mal ausführlich, wie Tolkien in seiner Jugend erlebte, dass die Welt um ihn in der Katastrophe versank. Gerade diese Erfahrungen prägten Tolkiens mythologische Erfindungen maßgeblich, in denen er seine eigene literarische Tradition begründete. Mittelerde und seine Anziehungskraft sind daher nicht aus Eskapismus entstanden, sondern aus dem Drang, das Erlebnis der Verwüstung dichterisch in eine Form zu bringen, die bis heute nachwirkt und fasziniert. (Verlagsinfo)
Wie kam Tolkien auf die Ideen zu seinen populären Romanen „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“? Diese Fragen und viele andere versucht Professor Shippey in seinem werkorientierten Buch darzulegen, zu erklären und sogar zu verteidigen. Denn die Schar von Tolkiens Kritikern ist auch heute noch groß und niemals stumm.