Schlagwort-Archive: Horror

Markus Heitz – Blutportale (Lesung)

Nicht willkommen: Freifahrschein für einen Höllenfürsten

Saskia führt eigentlich ein ganz normales Leben. Das ändert sich, als sie bei einem Fechtturnier gegen den geheimnisvollen Levantin antritt. Mit seinem Degen fügt er ihr einige tiefe Schnitte zu, die sich schon nach kurzer Zeit von selbst schließen. Saskia ahnt nicht, dass ihr Gegner ein Dämon ist, der seit Jahrhunderten nach ihr sucht. Er will, dass sie für ihn die Blutportale öffnet, durch die er endlich in seine Heimat zurückkehren kann. Doch niemand hat Saskia auf ihr dunkles Talent vorbereitet. Und so stößt sie unbeabsichtigt Türen auf, die nie geöffnet werden sollten … (Verlagsinfo)
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Pat Cadigan – Alien³ Der Roman nach dem Drehbuch von William Gibson

Mit knapper Not sind Ripley, Newt, der Androide Bishop und der schwer verletzte Corporal Hicks den Xenomorphen entkommen. Auf dem Rückweg vom Planeten LV-426 docken sie mit der Sulaco an der Raumstation Anchorpoint an, in Sicherheit sind sie deshalb aber noch lange nicht. Kaum haben die Marines die Sulaco betreten, um sie zu inspizieren, werden sie angegriffen. In höchster Bedrängnis können sich die Soldaten mit den Neuankömmlingen nach Anchorpoint zurückziehen. Doch dann kommen Gerüchte über eigenartige Experimente auf, die auf der Raumstation durchgeführt werden. Experimente, die ein Geschöpf hervorbringen könnten, das schrecklicher ist als alles, dem sich Ripley, Newt, Bishop und Hicks je entgegenstellen mussten …

Jetzt schon ein einzigartiges Werk der Science-Fiction – Hugo-Award-Preisträgerin Pat Cadigan hat aus dem nie verfilmten Drehbuch von William Gibson einen bis zur letzten Zeile fesselnden Roman gemacht.
(Verlagsinfo)

Wir erinnern uns:
Ein Facehugger verursacht einen Brand im Raumschiff Sulaco, wodurch die kälteschlafenden Passagiere in einer Rettungskapsel ausgestoßen werden und auf einem Strafplaneten notlanden. Corporal Hicks stirbt bei dieser Notlandung ebenso wie das Mädchen Newt, die in ihrer Kälteschlafkammer ertrinkt. Ripley überlebt als einzige – und natürlich der Facehugger, der seinerseits rasch ein Opfer in dem Rottweiler der Strafkolonie findet. Nun nimmt alles seinen Gang: Ripley wird von dem Alien verschont, da sie den Parasiten einer Königin trägt. Und in letzter Minute gelingt es ihr, dem Zugriff der gößenwahnsinnigen Firma Weyland-Yutani durch Tod zu entkommen.

Neu im Vergleich zu den beiden Vorgängern war hier die Erkenntnis, dass die Aliens auch Hunde befallen können, ihre Königin langsamer heran wächst und Weyland-Yutani immer noch nicht genug hat. Ansonsten ist der Film im Grunde nur ein Platzhalter zwischen Teil zwei und vier, und im krassen Gegensatz dazu siehtdas Drehbuch von William Gibson radikaleVeränderungen auf Seiten der Xenomorphen vor. Dies kann man nun in Pat Cadigans Roman nachlesen.

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Clive Barker – Die Bücher des Blutes IV-VI. Horror-Storys

Das Grauen der neuen irdischen Götter

Nichts für schwache Gemüter und zart besaitete Seelen – so lautet die Warnung im ursprünglichen Vorwort von Ramsey Campbell, ebenfalls ein renommierter Horrorautor. Für seine „Bücher des Blutes“ bekam Clive Barker 1985 den |World| und den |British Fantasy Award|. Seine Schrecken sind (meist) in der realen Welt angesiedelt, im Hier und Jetzt, oft sogar mitten in der Großstadt.

Das vorliegende Buch versammelt die „Bücher des Blutes“ IV bis VI, die im Internet häufig zu überhöhten Preise angeboten werden. Neuausgaben aus den achtziger und neunziger Jahren sind längst vergriffen beziehungsweise noch nicht in Sicht.

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Robert E. Howard – Tauben aus der Hölle (Gruselkabinett 52) (Hörspiel)

Rache für Gettysburg? Voodoo-Horror in den Südstaaten

Amerika 1935: Griswell und John, zwei Freunde, bereisen gemeinsam die Südstaaten der USA. Sie entdecken ein verlassenes Herrenhaus am Rande eines Sumpfgebietes und beschließen, dort die Nacht zu verbringen. Wie sich herausstellt, eine Entscheidung mit fatalen Folgen … (Verlagsinfo)

Der Autor
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Algernon Blackwood – Das unbewohnte Haus (Gruselkabinett Folge 180)

Mit Tante Julia auf Geistersuche

Seit im berüchtigtsten Spukhaus am Platz ein Mord geschehen ist, halten es keine Mieter länger als wenige Tage dort aus, bevor sie überstürzt die Flucht antreten. Gelockt vom Ruf des Abenteuers beschließen der junge Jim Shorthouse und seine Tante Julia, gemeinsam dort auf Geistersuche zu gehen. Ihr Wagemut wird jedoch alsbald auf eine harte Probe gestellt … (Verlagsinfo)

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Eric Van Lustbader – Testamentum (Testament Band 1)

Freund oder Feind: Krieg der Ordensritter

800 Jahre lang hütet ein Geheimorden eine Textsammlung, die das Christentum bis ins Mark erschüttern kann: Jesu Testament. Als der letzte Hüter des Schatzes ermordet wird, muss sein nichts ahnender, aber gut vorbereiteter Sohn die Nachfolge antreten. Er wird unterstützt von einer Wächterin des Ordens, einer zwielichtigen jungen Frau, und gnadenlos verfolgt von Gefolgsleuten des Vatikans, Leuten, die er bislang für seine Freunde gehalten hat. Doch diese wollen nicht nur das Jesus-Testament zerstören, sondern noch etwas viel Wertvolleres, um dem sterbenden Papst das Leben zu retten …
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Eric Van Lustbader – The Fallen (Testament, Band 2)

Der Jason Bourne der okkulten Mystik

In einer verborgenen Höhle der libanesischen Gebirge macht ein Mann eine folgenschwere Entdeckung. Er wird von einer dunklen Wesenheit beauftragt, als Bote für eines der schrecklichsten Dinge zu dienen, die man aus dem Dunkel ans Tageslicht bringen kann: das Testament Luzifers.

In Istanbul wird Bravo Shaw, Oberhaupt der gnostischen Sekte der Observatinen, von Fra Leoni vor dieser Entwicklung gewarnt: der Beginn der finalen Schlacht zwischen Gut und Böse. Denn das Gleichgewicht ist durch die Ankunft eines Gefallenen Engels gestört worden. Die Gefallenen Engel bilden die Vorhut für Luzifers Heerscharen.

Doch erst, wenn drei tödliche Gegenstände des Bösen in Luzifers Hände gelangen, ist sein Sieg gewiss. Das erste dieser Objekte ist ein uraltes Buch: Luzifers Testament.

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Straub, Peter – Hellfire Club – Reise in die Nacht. Schauerroman

Mit „Hellfire Club – Reise in die Nacht“ hat Peter Straub einen packenden Psychothriller geschrieben, in dem es um ein altes Unrecht geht, das bis in die Gegenwart hineinwirkt. Dabei stehen eine reiche Verlegerfamilie, die Chancels, und ihre dunkle Vergangenheit, ein skrupelloser Frauenmörder, eine brutale Entführung und ein mysteriöses Kultbuch in komplexem Zusammenhang. „Reise in die Nacht“ ist mit Abstand Straubs gelungenstes Buch, ästhetisch und künstlerisch wie auch für den Leser befriedigend, weist aber auch ein paar Fragen auf, die offen bleiben.

Der Autor

Peter Straub zählt neben Stephen King, John Saul und Dean Koontz zu den herausragenden amerikanischen Horror-Autoren. Er wurde in Milwaukee, Wisconsin (wo viele deutsche Auswanderer wohnten), geboren und lebte ein Jahrzehnt lang in England und Irland. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden und hatten 1994 eine Weltauflage von 10 Millionen bereits weit überschritten. Heute lebt er mit seiner Frau auf einer Farm in Connecticut.

Zusammen mit Stephen King schrieb er „Der Talisman“ und dessen Fortsetzung „Das schwarze Haus“. Seine eigenen Romane sind ebenfalls – meistens – bei Heyne erschienen:

Schattenland
Geisterstunde
Das geheimnisvolle Mädchen /Julia / Die fremde Frau
Der Hauch des Drachen
Wenn du wüsstest
Koko und die Fortsetzung „Der Schlund“ (Romane mit Tim Underhill)
Mystery
Reise in die Nacht /Der Hellfire-Club (später umbenannt)
Mister X / Schattenbrüder (später umbenannt)

Die Story-Sammlungen „Haus ohne Türen“ und „Magic Terror“ (beide bei Heyne ) sind ebenfalls sehr zu empfehlen.

Handlung

Im Mittelpunkt des Interesses steht die sympathische Nora Chancel; der Leser verfolgt ab dem zweiten Drittel des Buches, wie sich ihr bis dato behagliches Leben in atemberaubenden Tempo „von innen nach außen kehrt“ – eine häufige Metapher in diesem Roman. Denn bis zum Schluss enthüllen sich Geheimnisse, lösen sich Rätsel und verändert sich das Bild, das der Leser von den Figuren anfangs erhalten hat. Es ist ein Buch mit zahlreichen Falltüren und unerwarteten Wendungen – umso besser!

Auf „Reise in die Nacht“, so der Titel eines fiktiven, 1939 erschienen Bestseller-Romans von Hugo Driver, gründen sich Vermögen und Erfolg der neuengländischen Familie Chancel und ihres Verlags Chancel House (ein Anklang an Random House). Davey Chancel, Sohn des Inhabers Alden, gehört ebenfalls zur großen und besessenen Fangemeinde dieses Kultbuches. Er ist ein Träumer, abhängig von seinem Vater.

Seine Frau Nora, die als Krankenschwester in Vietnam mit einer brutalen Realität konfrontiert war, teilt Daveys Enthusiasmus nicht. Aber nicht allein aus diesem Grund gilt sie in der Familie Chancel als Außenseiterin. Das Grauen aus Vietnam verfolgt sie noch immer in ihren Träumen, und hin und wieder sieht sie hämisch grinsende Dämonen im Augenwinkel.

In der Kleinstadt Westerholm, Connecticut, wo auch die Chancels residieren, versetzt seit Wochen ein kaltblütiger Frauenmörder die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Als Natalie Weil, die heimliche Geliebte Davey Chancels (wie auch seines Vaters) unter mysteriösen Umständen aus einem verwüsteten, blutgetränkten Zimmer verschwindet und erst einige Zeit später wieder auftaucht, fällt der Verdacht auf Nora.

Auch der wankelmütige Davey hält nicht zu ihr, als das FBI aufkreuzt. Doch kurz bevor der wahre Sachverhalt – ein schlechter „Scherz“ von Daveys Vater – aufgeklärt werden kann, wird Nora von dem Rechtsanwalt Dick Dart, der bereits als der Killer überführt ist, im Polizeibüro als Geisel genommen und entführt.

Während ihrer Flucht durch Neuengland kann Nora nur überleben, indem sie vorgibt, auf der Seite dieses Psychopathen zu stehen, während Dart jeden erbarmungslos umbringt, der sich ihm in den Weg stellt. Nora begegnet wieder ihren Dämonen.

Allmählich enthüllt Dart seiner Gefangenen, was er als seine „Mission“ begreift: Er hat in seiner Kanzlei, die Chancel House seit Jahren betreut, erfahren, dass die Angehörigen der 1938 verstorbenen Schriftstellerin Katherine Mannheim Rechte auf das Manuskript „Reise in die Nacht“ beanspruchen – die Dichterin sei die wahre Urheberin des Buches. Sie war 1938 mit Hugo Driver und anderen Dichterkollegen Gast auf einem Landgut namens Shorelands und verschwand unter mysteriösen Umständen.

Dart versucht nun, alle Zeugen, die die Urheberschaft Drivers an dem von Dart kultisch verehrten Buch in Frage stellen könnten, zu beseitigen. Dabei geht er keineswegs zimperlich vor.

Als Nora sich schließlich von ihrem Entführer befreien kann, stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an und kommt dabei dem ebenso düsteren wie blutigen Geheimnis um das berühmte Manuskript Zug um Zug näher, stets verfolgt von FBI und Dart.

Als sie ihm wieder in die Hände fällt und sie zusammen nach Shorelands fahren, zurück zum Ursprung des Unheils, findet sie den „goldenen Schlüssel“ zum Untergang des Hauses Chancel wie auch ihre eigene innere Freiheit.

Mein Eindruck

„Hellfire Club – Reise in die Nacht“ enthält eine zielstrebig vorwärts preschende Handlung, die von glaubwürdigen Charakteren gestützt und gelenkt wird, bis die Bösen den verdienten Untergang erleben und die Guten verändert aus dem Showdown hervorgehen. Das Buch setzt sich mit Lebenslügen, verkorksten Beziehungen und dem falschen Kult um Bücher und andere Medien auseinander.

Nora Chancel ist eine Heldin wider Willen auf einer Höllenfahrt, genau wie der leidgeprüfte jugendliche Held in Hugo Drivers verhängnisvollem Roman – einer der zahlreichen Fälle von subtiler Ironie in diesem Buch. Dass der Autor ihr und allen anderen Charakteren die menschliche Würde lässt und sie nicht zu einem Abziehbild degradiert, ist ein hohes Verdienst und trägt sicherlich dazu bei, die Lektüre zu einem eindrucksvollen und befriedigenden Erlebnis zu machen. Ungelöst bleiben lediglich Fragen, die Dick Darts Verhalten am Schluss betreffen – hier hat der Autor einiges unterdrückt, das dem angestrebten Effekt widersprochen hätte. Unklar bleibt auch die Rolle, die Dick Darts Vater spielt – er bleibt zu passiv im Hintergrund.

Unterm Strich

Die knapp 640 Seiten (660 bei der |Heyne|-Ausgabe) lesen sich leicht in zwei, drei Tagen und man bekommt Lust, sie gleich nochmal zu lesen. Straubs zuletzt bei uns veröffentlichte Romane waren die Vietnam-Psychothriller „Koko“ und „Der Schlund“ sowie „Haus der blinden Fenster„, und deren Grauen ist auch hier zu spüren. Doch im Gegensatz zu ihnen ist „Reise in die Nacht“ viel stärker mit der Rolle der Literatur und ihrem Bannkreis beschäftigt: ihren manchmal gar nicht feinen Produzenten, ihren blinden, süchtigen Fans und ihren skruppellosen Vermarktern: „Geschäft ist Geschäft“ ist die Moral Amerikas. Straub führt subtil vor Augen, wohin diese kapitalistische Moral führt, wenn man sie konsequent zu Ende verfolgt. Hut ab, Mister Straub! Dies ist ein Meisterwerk.

Taschenbuch: 637 Seiten
Originaltitel: Night Journey, 1996
Aus dem US-Englischen von Joachim Körber
ISBN-13: 978-3548255866

www.ullstein-buchverlage.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Lovecraft, H. P. – Der Ruf des Dämon. Horrorgeschichten (Inszenierte Lesung)

Grusel-Hörbuch: Wahnsinn reitet den Sternenwind

H. P. Lovecrafts bizarre und hintergründige Geschichten „Der Hund“ und „Das Fest“ führen an sehr unterschiedliche Orte im Kosmos des Grauens und tauchen dabei hinab in die Abgründe der Angst. (aus dem Klappentext)

Das Hörbuch bietet eine deutsch-englische Lesung mit Musik vom „Orchester der Schatten“, die eigens hierfür eingespielt wurde.

Der Autor

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber wie in den Zusatztexten zu „Innsmouth“ zu erfahren war, reicht Lovecrafts Grauen weit über die landläufige Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

Kurz und bündig mehr über Lovecraft: http://www.orchesterderschatten.de/autor.htm.

Die Sprecher

Simon Jäger, geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh u. a. Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty und River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu der kleinen Drache“, und war auch in TV-Serien wie „Waltons“ oder „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur. (Homepage-Info)

Simon Newby, geboren 1961 in Long Eaton, England, studierte an der Guildhall School of Music & Drama (Bachelor-Abschluss in Dramatic Arts). Seit 1990 erledigte er zahlreiche Regiearbeiten an verschiedenen Bühnen Berlins, war als Voice-over- und Synchronsprecher sowie als Dialog-Coach tätig, seine Hobbys sind Trompetespielen und Tauchen. Zu seinen Sprachkenntnissen zählt er: „Englisch (Britisch und Amerikanisch), Deutsch (perfekt)“.

Die Musik: Das „Orchester der Schatten“

„Das Orchester der Schatten präsentiert klassische Geschichten von Kultautoren wie H. P. Lovecraft und E. A. Poe, die mit ihren bizarren Welten des Grauens schon Generationen von Lesern begeistert haben. Ohne vordergründige Effekte wird von Mythen, fremden Mächten oder einfach von dem Horror erzählt, der sich in der menschlichen Seele verbirgt. Begleitet werden die Erzählungen vom Orchester der Schatten, dessen Live-„Filmmusik“ komponierte Scores, Klangeffekte und improvisierte Elemente vereint.“ (Homepage-Info)

Matthias Manzke:

* 4.10.1971; Jazzstudium an der HdK Berlin sowie an der New School New York; Unterricht u. a. bei David Friedman, Peter Weniger, Richie Beirach, und Jane-Ira Bloom; Rumänien-Tournee 1997; Teilnahme am Jazzfestival Hradec Kralove, Engagements bei Theater- und Filmproduktionen; CD-Aufnahmen mit der Berliner Big Band JayJayBeCe (BIT-Verlag 1997), mit dem Sänger Robert Metcalf (Dt. Grammophon 1998) sowie mit dem FRAW FRAW Saxophon4tett (2002); zzt. regelmäßige Konzerttäigkeit mit dem FRAW FRAW Saxophonquartett in ganz Deutschland und mit Projekten im Berliner Planetarium am Insulaner

Stephan Wolff:

1956 in Berlin geboren; Jurastudium; Dirigierstudium, Kompositions-Unterricht bei N. Badinski; tätig als Komponist, Dirigent, Keyboarder; seit 1994 Lehrtätigkeit an der Leo-Borchard-Musikschule; stilübergreifende Kompositionen zwischen Klassik, Jazz und Pop. Produktion und Mitgestaltung diverser Live-Elektronik-Projekte, u. a. „Dialogues“ (1998), „Losing One’s Head“ (1999), Filmmusiken, Bühnenmusiken, Traumspiel-Oper „Abaddon“ (1998/2001); Zahlreiche Songs und Lieder, auch für Kinder, z. B. „Erdenklang & Sternenbilder“ (1996), „Songs aus dem All“ (2000/2001), „Cool & Cosi“ (2000)

Sven Hinse:

* 1974, Absolvent der UdK Berlin und des „Kontaktstudiengangs Popmusik“ an der Hamburger Musikhochschule, CD-Produktionen u. a. mit dem Berliner LandesJugendJazzOrchester (1998) und mit der Band „tritorn“ (2002), Konzertreisen u. a. nach Südamerika, Rumänien, Spanien

Merle Ehlers:

geb. 1974 in Hamburg, lebt in Berlin. Schlagzeugstudium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Langjährige Bühnenerfahrung mit dem zeitgenössischen Tanzensemble „Contact 17“. Spielt Kompositionen für Gitarre und Schlagzeug im Duo „rant“ mit dem Gitarristen Torsten Papenheim, improvisierte Musik im Trio „Tunar“ mit Sabine Vogel (Flöten und electronics) und Dave Bennett (Gitarre) sowie dem Trio „Nom“ mit Dave Bennett und Antoine Chessex (Saxophone). Seit Sommer 2004 existiert das Trio „Tranceducer“ mit Tony Buck (hier:Gitarre, Voc) und Derek Shirley (Bass) für Songs von Tony Buck. Zusammenarbeit mit dem Performer Sten Rudstrøm. Mitinhaberin des Plattenlabels „schraum“ für gegenwärtige Musik.

Mehr Infos: http://www.orchesterderschatten.de.

Handlung von „Der Hund“ (Länge: ca. 36 Min.)

Der Berichterstatter hält während der Niederschrift der zurückliegenden Ereignisse bereits den Revolver bereit, um sich nach Abschluss dieser Aufgabe eine Kugel durch den verzweifelten Schädel jagen zu können. Denn die zurückliegenden Ereignisse lassen ihm keine andere Wahl …

Es muss sein Kumpel Saint John gewesen sein, der damit angefangen hat; ganz bestimmt. Zunächst waren sie nur vom Dasein gelangweilt, dann reichten ihnen auch der Nervenkitzel durch die verstiegenen Erzählungen und Gedichte der Dekadenten Baudelaire, Huysmans und wie sie alle heißen nicht mehr. Es war ganz bestimmt St. John, der auf die Idee mit der Grabräuberei verfiel, oder?

Sie richteten ein gut verstecktes Museum bei sich ein, in dem sie die Statuen von Dämonen, antike Mumien, Grabsteine und Schrumpfköpfe sammelten, natürlich auch Schmuckstücke aller Art. Es gab eine Mappe aus Menschenhaut, Musikinstrumente, die seltsame Disharmonien erzeugten. Die Raubzüge, die sich über die ganze Welt erstreckten, waren von der Umgebung, der Stimmung und der Jahreszeit bestimmt: Ein zugefrorenes Grab aufhacken zu müssen, ist sicherlich kein Vergnügen. Schließlich hörten sie von dem wertvollen Amulett im Grab eines 500 Jahre zuvor begrabenen holländischen Kapitäns. Das war der Anfang vom Ende.

Die holländischen Bauern erzählten ihnen, der Seemann sei seinerzeit von einer Bestie zerfleischt worden und seine Leiche verfluche jeden, der ihre letzte Ruhestätte berauben wolle. Sie hätten darauf hören sollen. Den Sarg zu öffnen, war erstaunlich leicht, doch dann grinste sie ein gut erhaltenes Gerippe an. Das Amulett auf seiner Brust ist aus grüner Jade und in Form eines Hundes oder einer Sphinx geformt, die Augen scheinen voll Bosheit zu funkeln. Die beigelegte Inschrift können sie leider nicht entziffern, doch offensichtlich sind sie auf einen Schatz gestoßen, der nur im verbotenen Buch „Necronomicon“ als Talisman eines Körperfresserkultes aus Zentralasien erwähnt wird.

Als sie sich gegenseitig auf die Schulter klopften, begann das Grauen. Fledermausschwärme stiegen auf, und ein großer Hund begann in der Ferne zu heulen …

Die drei Gedichte (ca. 7:40 Min.)

Lovecrafts Gedichte werden von Simon Newby vorgetragen. Die drei englischsprachigen Texte sind im Booklet abgedruckt (allerdings mit einem Druckfehler, auf den ich später zu sprechen komme.) Eine Übersetzung fehlt.

|The Cats|

In der erfundenen Albtraumstadt Arkham streunen nur die Katzen durch die nächtlichen Gassen. Alles ist öde und verlassen, von Verfall erfüllt, ein Inbild des Untergangs. Nichts geschieht außer dem unheilvollen „Heulen“ und „Schreien“ der geisterhaften Katzen.

|The Wood|

Der uralte majestätische Wald, der hier einst stand, hat dem Wald der hochragenden Wolkenkratzer weichen müssen; nur wenige Jahrhunderte waren dazu nötig. Doch der alte Wald war keineswegs unbewohnt. Die Bewohner der Marmortürme feierten bis zu jenem Tag, als ein unvorsichtiger Troubadour mit fluchwürdigen Worten einen alten Schrecken aus den Tiefen weckte. Nun steht hier, wo sich die Stadt einst befand, wieder ein urtümlicher Wald. Doch die Morgensonne weigert sich, dort zu scheinen.

|Festival|

Die Toten feiern das Julfest zur Wintersonnenwende an einem Altar, der inmitten von Druidengräbern in einem Eichenwald liegt. Und der Hörer mag ein Abt oder Priest sein, der sich dem Satan geweiht hat und dem Altar das „Zeichen des Tiers“ zeigt, von dem der Evangelist berichtet.

Handlung von „Das Fest“ (Länge: 44:44 Min.)

Unser Chronist ist ein junger Mann, der zur Stadt seiner Väter am Ostmeer (= Providence an der US-Ostküste) gereist ist, von der er nur aus seinen Träumen weiß, aber wohin man ihn gerufen hat. Es ist die Zeit des Julfestes, das unter Christenmenschen als „Weihnachten“ bekannt ist. Nur ist unser Berichterstatter alles andere als ein Christenmensch. Das Land wurde vor 300 Jahren besiedelt, doch sein Volk ist weit älter und kam aus dem Meer, weshalb es noch die alten Riten ehrt.

Er trifft in Kingsport ein, der uralten, verwinkelten Stadt unter dem kirchengekrönten Berggipfel, wo der Friedhof noch viele alte Grabsteine beherbergt, darunter auch die von vier Verwandten, die im Jahr 1692 wegen Hexerei hingerichtet wurden. Er findet das Haus an der Green Lane, das noch vor dem Jahr 1650 erbaut worden ist.

Auf sein Klopfen öffnet ein alter Mann, doch weil der stumm ist, schreibt er dem Besucher seinen Willkommensgruß auf ein Stück Papier. Sein Gesicht ist so wächsern bleich, dass es aussieht, als trage er eine Maske. Zwischen Möbeln aus dem 17. Jahrhundert sitzt eine Alte an einem Spinnrad, die ihm zunickt. Nach der Lektüre bekannter Bücher wie dem verbotenen „Necronomicon“ schließt sich der junge Mann seinen Gastgebern an. In Kapuzenmäntel gehüllt, machen sich die drei auf den Weg, um am Julfest teilzunehmen. Er wundert sich, dass er und seine Begleiter im Schnee keine Fußabdrücke hinterlassen …

((Weiterlesen auf eigene Gefahr!))

Auf dem Friedhof brennen Totenlichter, und sie betreten zusammen mit anderen Bewohnern der Stadt ein Kellergewölbe oder eine Krypta, in der eine Wendeltreppe weit hinab in die Tiefe des gewachsenen Felsens führt, durch die stinkenden Katakomben, bis zu einer ausgedehnten Höhle. Hier fließt träge ein Fluss, dessen ölig schwarzes Wasser im Schein einer grünlich leuchtenden Flammensäule glitzert. Neben Giftpilzen werden Pflanzenopfer dargebracht: Das Fest hat begonnen. Da kommen geflügelte Wesen an, die die Gläubigen besteigen, um in weitere Tiefen der Unterwelt zu fliegen, wer weiß, zu welchem Ziel.

Doch unser junger Mann ist mittlerweile derart von Grauen erfüllt, dass er sich weigert, den letzten geflügelten Vorboten des wahren Gottes zu besteigen. Zum Beweis dessen, dass er ein Teil dieser Bevölkerung ist und mitkommen muss, zeigt ihm der stumme Alte, offenbar ein Anführer, zuerst einen Siegelring und eine alte Taschenuhr – sie stammen aus dem Jahr 1698 – dann entfernt er seine Maske. Entsetzen packt den Erzähler, und er wirft sich in den Styx. Nur um im Krankenhaus von Kingsport zu erwachen, wo eine unangenehme Überraschung ihn erwartet …

Mein Eindruck

In diesen beiden frühen Geschichten befolgt Lovecraft konsequent die Forderung des von ihm glühend verehrten Edgar Allan Poes, wonach eine „short story“ in allen ihren Teilen auf die Erzielung eines einzigen Effektes ausgerichtet („unity of effect“) sein solle, egal ob es sich um die Beschreibung eines Schauplatzes, von Figuren oder um die Schilderung der Aktionen handele, die den Höhepunkt ausmachen (können).

Um die Glaubwürdigkeit des berichteten Geschehens und der Berichterstatter zu erhöhen, flicht Lovecraft zahlreiche – teilweise verbürgte, meist aber gut erfundene – Quellen ein, die beim weniger gebildeten Leser den Unglauben aufheben sollen. Erst dann ist die Erzielung kosmischen Grauens möglich, das sich Lovecraft wünschte. In den meisten Erzählungen gelingt ihm dies, und daher rührt auch seine anhaltende Wirkung auf die Schriftsteller weltweit. Erfolgreiche Serien wie Brian Lumleys „Necroscope“ oder Hohlbeins [„Hexer von Salem“ 249 wären ohne Poe und Lovecraft wohl nie entstanden.

Das heißt aber nicht, dass Lovecraft keine negativen Aspekte eingebracht hätte. Als gesellschaftlicher Außenseiter, der nur intensiv mit einer Clique Gleichgesinnter kommunizierte (er schrieb Briefe wie andere Leute E-Mails), ist ihm alles Fremde suspekt und verursacht ihm Angst: „Xenophobie“ nennt man dieses Phänomen. Darüber hinaus hegte er zunächst rassistische und antisemitische Vorurteile (wie leider viele seiner Zeitgenossen), so dass er von kultureller Dekadenz und genetischer Degeneration schrieb.

Degenerierte Antihelden

Degeneration ist das Hauptthema in „Die Ratten im Gemäuer“, eine Story, die 1924 im gleichen Jahr wie „Der Hund“ entstand und nur ein Jahr vor „Das Fest“. In „Der Hund“ sind die beiden frevlerischen Grabräuber moralisch so weit herabgesunken, dass ihre Sünden einen rächenden Fluch heraufbeschwören, der für ihre Bestrafung sorgt. In „Das Fest“ gehört der junge Chronist, ohne es zunächst zu ahnen, einem uralten Geschlecht von Humanoiden an, das seit alters her einem unheiligen Gott opfert, der vermutlich mit Cthulhu gleichzusetzen ist. Denn an einer Stelle heißt es, dass dieses Volk aus dem Meer kam, genau wie die sinistren Bewohner des unseligen Innsmouth. Und in Lovecrafts Meer herrscht immer nur „der träumende Cthulhu“ in der Unterwasserstadt R’lyeh.

Während die erste Story ebenso gut von Wolfgang Hohlbein (vgl. dazu seinen Roman [„Anubis“) 1356 stammen könnte und mit ihrer Grusel-Action jedem modernen Leser gefallen dürfte, ist „Das Fest“ doch ein ganz anderes Kaliber. Sie ist auf sehr spezifische Weise Teil des Lovecraft-Mythos, wonach in der Gegend von Providence und dem nahe gelegenen Salem im 17. Jahrhundert – historisch belegte – Hexenprozesse stattgefunden haben. Dabei habe es sich um echte Hexer und echte Hexen gehandelt, die und deren Verwandte jedoch überlebt haben. Und wenn nicht in Fleisch und Blut, so doch als Gespenst: als untote Erinnerung.

Unheilige Riten

Diese Geister, behaupten diese und andere Storys, versammeln sich zum Julfest, um unheilige Riten in den Tiefen der Hügel Neuenglands etc. zu feiern. Neuengland ist bei HPL der Hort von Dimensionstoren, aus denen die Großen Alten, die einst von Göttern vertrieben wurden, wieder in unsere Welt einbrechen, manchmal um unheiligen Nachwuchs zu zeugen („Das Grauen von Dunwich“), manchmal um Menschen zu ihren Jüngern zu machen („Der Fall Charles Dexter Ward“). Dass die alten Salem-Hexer („Das Ding auf der Schwelle“) ihnen helfen, dürfte klar sein. Und dass Cthulhus Nachkommen hier ihre Feste feiern, ebenfalls.

Das alles kann aber nicht verhindern, dass dieser Story irgendwie die Pointe abhanden kommt. Denn was ganz am Schluss folgt, ist viel zu schwach in der Wirkung, um aus der Story viel mehr als eine stimmungsvolle Studie in Horrorphantasien zu schmieden.

Die Gedichte

Auch den Gedichten mangelt es eklatant an Handlung. Dies sind allerdings keine Balladen von Goethe („Erlkönig“ lässt sich auch als Grusel interpretieren) oder Schiller (der hatte mit „Der Geisterseher“ richtig guten Grusel-Trash geschrieben), sondern eine Art pseudoviktorianische Dekadenzlyrik, wie man sie vielleicht von einem Epigonen Baudelaires erwarten könnte. Baudelaire schrieb richtig gute Vampirstorys in seinen Gedichten, die in „Die Blumen des Bösen“ veröffentlicht wurden (ab 1861 in mehreren, teils verbotenen und zensierten Ausgaben).

HPL zieht die gleichen Sujets heran, doch hat er es nicht so mit Vampiren (in keiner einzigen Story), sondern mit uralten Flüchen („The Wood“), mit pittoreskem Verfall („The Cats“) und den degenerierten Anhängern verbotener Riten („Festival“). Alle drei Themen gehören zu HPLs Standardrepertoire und bieten dem Kenner nichts Neues. Neu ist jedoch die Tatsache, dass sie erstmals in der Originalsprache auf einem deutschen Medium präsentiert werden, noch dazu von jemandem, der der englischen Sprache mächtig ist.

Leider weist der abgedruckte Text von „Festival“ einen bedauerlichen Druckfehler auf. In der ersten Zeile der vierten und letzten Strophe sollte es statt „myst“, welches kein englisches Wort ist (höchstens der Name eines Computer-Spiels), korrekt „mayst“ heißen. Diese archaische Form könnte direkt aus der King-James-Bibel von anno 1621 stammen und lautet übersetzt „mögest du“. Dazu passt auch das folgende „thou“, das alte englische Wort für „du“. „Mayst“ wird natürlich im Vortrag korrekt ausgesprochen.

Die Sprecher / Die Inszenierung

Simon Jäger, die deutsche Stimme von Heath Ledger und Josh Hartnett, ist ein sehr fähiger Sprecher für diese gruseligen Texte. In der actionbetonten Story „Der Hund“ hat mir sein Vortrag besser gefallen als in „Das Fest“, aber das liegt vor allem an der grundverschiedenen Machart der beiden Erzählungen. In „Das Fest“ muss die Musik einen ungleich größeren Beitrag zur gewünschten Wirkung leisten, was dazu führt, dass Jägers Vortrag ständig von Musik unterbrochen wird.

Auch Simon Newby, der in viel größerem Maße als Jäger als Schauspieler tätig gewesen ist, verfügt über eine ausdrucksstarke Stimme, die es ihm erlaubt, auch so schwierige Texte wie die auf alt getrimmten Gedichte HPLs vorzutragen. Über die korrekte Aussprache solcher exotischen Ausdrücke wie „fungi“ (= Pilze) und „foetor“ (eine Übersetzung dafür konnte ich in meinen Wörterbüchern nicht finden, aber es klingt nicht nach etwas Gesundem [Anm. d. Ed.: vermutlich „fetor“ = Gestank]) lässt sich wohl streiten.

Schwächen

Die Freude über die Premiere der Gedichtvorträge wird dadurch getrübt, dass der Englischkenner statt des erwarteten britischen Akzents, der der britischen Schreibweise der Texte („colour“ und „splendour“ statt des amerikanischen „color“ und „splendor“) angemessen wäre, einen Akzent zu hören bekommt, der mit dem amerikanischen R viel mehr gemeinsam hat als das Britische. Stellt man sich vor, ein BBC-Schauspieler wie, sagen wir mal, Ian Holm würde die Gedichte vorgetragen, so erhielten sie eine ganz andere Versmelodie, die einem kalte Schauer den Rücken hinunterjagen würde. Statt der vorhandenen, gewollt düsteren Wirkung bekäme ich einen nobel erhabenen Vortrag. So jedoch ließen mich die Gedichte unberührt.

Die Forderung nach einem britischen Akzent ist nicht abwegig, denn HPL war erstens ein äußerst gebildeter Bewohner Neuenglands (wo man eher die britische Aussprache pflegte), kein Hinterwäldler aus Texas, und zweitens ein Verehrer von anderen Horrorschriftstellern wie etwa Poe, der ebenfalls sehr klang-abhängige Gedichte („quoth the raven ›Nevermore‹“) verfasste, die für den Vortrag in einer Teegesellschaft bestimmt waren, nicht fürs Lesen. (Horror, richtig vorgetragen, packt das Gemüt des Zuhörers an Stellen, von denen dieser nicht einmal deren Existenz ahnte, und zerrt ihn dann unbarmherzig über die Kante des Abgrunds.)

Dass diese These hinsichtlich der Akustik zutrifft, belegt schon ein kurzer Blick auf das Klangschema der Verse von „The Cats“: Da wimmelt es nicht nur von streng ausgeführten Kreuzreimen, sondern auch von Alliterationen wie „Babels of blocks“ und „High heavens“. Verse wie „Colour and splendour, disease and decaying“ erwachen erst im angemessenen Vortrag zu Leben, um ihre gruselige Wirkung zu entfalten. Der Knackpunkt ist lediglich der „angemessene Vortrag“. An diesem hapert es. Eine Sache der Einstellung zum Text.

Die Musik

Da es keinerlei Geräuschkulisse außer ein paar Spezialeffekten (Hundegeheul etc.) gibt, beruht die emotionale Wirkung der Akustik einzig und allein auf dem Vortrag des Sprechers und auf der Musik. Die Musik stellt so etwas wie ein experimentelles Novum dar (wie so einiges auf dem Hörbuch). Sie wurde nicht von einem einzelnen Komponisten zwecks Aufführung durch ein Orchester geliefert, sondern wird von einem Musikerkollektiv erstellt und zugleich aufgeführt: dem „Orchester der Schatten“.

Wie uns ein Blick auf die Biografien von Stephan Wolff und Matthias Manzke informiert, so sind beide Komponisten, Wolff noch viel mehr als Manzke. Der Musikdozent Wolff bewegt sich als Komponist in Jazz und Pop ebenso gewandt wie in Klassik oder Filmmusik. Ja, selbst für Kinder hat er Songs und Lieder komponiert. Er spielt Keyboards. Manzke trat in Jazzensembles und Bigbands auf, dirigiert und komponiert; auf dem Foto hält er ein Saxophon, das auf der CD ebenso erklingt wie seine Flöte. Neben diesen beiden Herrschaften gehören zum „Orchester der Schatten“ noch Lady Merle Ehlers (drums, perc), Sven Hinse (bass) und Bernhard Suhm (cello).

Über den Einsatz von jazzbasierten Instrumenten und Musikmotiven in einer Gruselproduktion ließe sich trefflich streiten. Das Booklet behauptet, es handle sich um ein „Stummfilmorchester“. Ich für meinen Teil konnte mich nach einer Weile daran gewöhnen, besonders an die einfühlsam eingesetzte Percussion und an das in unheimlichen Kadenzen schwelgende Piano.

Soundqualität (DDD)

Da alle Produktionsstufen auf digitaler Technik basieren, ist der Qualitätsverlust beim Aufnehmen und Übertragen sowie bei der Wiedergabe absolut minimal. Der Zuhörer bekommt folglich optimale Qualität zu hören, sofern er über das angemessene Equipment verfügt. Einem Computerlautsprecher aus China würde ich die CD nicht unbedingt überantworten, eher schon meiner HiFi-Anlage oder auch meinem DVD-Spieler.

Unterm Strich

„Der Ruf des Dämon“ bietet dem Liebhaber gepflegten Grusels aus dem Hause Lovecraft eine interessante Mischung aus total Traditionellem – die Storys und Gedichte – und innovativ Neuem: die akustische Untermalung durch das „Orchester der Schatten“. Nicht jedem wird dieser zweite Aspekt schmecken, muss man doch erst einmal eingefahrene Hörgewohnheiten ablegen oder umstellen, um sich für das Neue zu öffnen.

Abgesehen von einigen kritischen Punkten hinsichtlich der Gedichte halte ich das Hörbuch für eine herausragende Produktion. Das Textmaterial ist ebenso anregend wie die kreativ gestaltete Musik, und das achtseitige Booklet wartet mit umfangreichen, ausreichenden Informationen zu Autor, Orchester, den Machern und mit den Gedichttexten (inkl. Druckfehler) auf. Mehr kann man zu diesem Preis kaum verlangen. Für Lovecraft-Puristen dürfte das ganze Ding der Horror sein.

89 Minuten auf 2 CDs
ins Deutsche übertragen von Susanne Althoetmar-Smarczyk
ISBN-13: 978-3821853918

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Clive Barker – Das fünfte Buch des Blutes. Horror-Erzählungen

Das Grauen irdischer Götter

Im „Fünften Buch des Blutes“ treten irdische Götter auf, die Verkörperungen von Ideen und Prinzipien sind, wie etwa dem der Sünde. Mit seinen sechs „Büchern des Blutes“ hat der britische Superstar des Horrors, Clive Barker, moderne Klassiker des Unheimlichen geschaffen. Am besten bekannt bei uns ist er für seine „Hellraiser“-Filme. Einige der Erzählungen aus den „Büchern des Blutes“ wurden ebenfalls verfilmt.

Die in diesem Band enthaltenen Erzählungen sind:

1. Das Verbotene
2. Die Madonna
3. Babels Kinder
4. Leibhaftig

Der Autor
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Clive Barker – Das dritte Buch des Blutes. Horror-Erzählungen

Dämonen und Verdammte – preisgekönter Horror

Mit seinen sechs „Büchern des Blutes“ hat der neue britische Shootingstar des Horrors, Clive Barker, moderne Klassiker des Unheimlichen geschaffen. Am besten bekannt bei uns ist er für seine „Hellraiser“-Filme. Waren die ersten beiden Bände erstklassiger Stoff, so fällt im dritten Buch sowohl das Niveau der Einfälle als auch die Spannung in der fünf Erzählungen ziemlich ab.

Auch im dritten Band seiner Serie von Horror-Erzählungen steht Clive Barker auf der Seite der Monster. Bei ihm sterben Sympathiepersonen, und das Gute wird nicht immer belohnt. Das macht ihn so ungewöhnlich. „Keine Wonne kommt der des Grauens gleich – solange es nicht das eigene ist“, schreibt der Autor.

Inhalt:

1. Rohkopf Rex
2. Bekenntnisse eines (Pornographen-) Leichentuchs
3. Der Zelluloidsohn
4. Sündenböcke
5. Menschliche Überreste

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Clive Barker – Das zweite Buch des Blutes. Horror-Erzählungen

Die furchterregende Sinnlichkeit Jacquelines

Leser mit schwachen Nerven seien gewarnt: Clive Barker ist nichts für zart besaitete Gemüter! In seinen phantastischen Geschichten beschwört er voller Wortgewalt das Grauen und geht über alles hinaus, was man sich in seinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt hat. (Verlagsinfo) Für seine „Bücher des Blutes“ bekam Clive Barker 1985 den World- und den British Fantasy Award. Seine Schrecken sind (meist) in der realen Welt angesiedelt, im Hier und Jetzt, oft sogar mitten in der Großstadt.

Auch im zweiten Band seiner Serie von Horror-Erzählungen steht Clive Barker auf der Seite der Monster. Bei ihm sterben Sympathiepersonen, und das Gute wird nicht immer belohnt. Das macht ihn so ungewöhnlich. „Keine Wonne kommt der des Grauens gleich – solange es nicht das eigene ist“, schreibt der Autor in seiner ersten Geschichte hier.

Inhalt

1. Moloch Angst
2. Das Höllenrennen
3. Jacqueline Ess: ihr Wille, ihr Vermächtnis
4. Wüstenväter
5. Neue Morde in der Rue Morgue

Der Autor

Clive Barker, 1952 in Liverpool geboren, ist der Autor von bislang 18 Büchern, darunter die sechs „Bücher des Blutes“. Sein erstes Buch für Kinder trägt den Titel „The Thief of Always“ (Das Haus der verschwundenen Jahre). Er ist darüber hinaus ein bekannter bildender Künstler, Filmproduzent und -regisseur („Hellraiser 1“) sowie Computerspiel-Designer. Er lebt in Beverly Hills, Kalifornien, mit seinem Lebenspartner, dem Fotografen David Armstrong, und ihrer Tochter Nicole.
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Clive Barker – Das erste Buch des Blutes. Horror-Erzählungen

Dämonen und Verdammte – preisgekönter Horror

Nichts für schwache Gemüter und zartbesaitete Seelen – so lautet die Warnung im Vorwort von Ramsey Campbell, ebenfalls einem renommierten Horrorautor. Für seine „Bücher des Blutes“ bekam Clive Barker 1985 den World- und den British Fantasy Award. Seine Schrecken sind (meist) in der realen Welt angesiedelt, im Hier und Jetzt, oft sogar mitten in der Großstadt.

Der Autor

Clive Barker, 1952 in Liverpool geboren, ist der Autor von bislang 18 Büchern, darunter die sechs „Bücher des Blutes“. Sein erstes Buch für Kinder trägt den Titel „The Thief of Always“ (Das Haus der verschwundenen Jahre). Er ist darüber hinaus ein bekannter bildender Künstler, Filmproduzent und -regisseur („Hellraiser 1“) sowie Computerspiel-Designer. Er lebt in Beverly Hills, Kalifornien, mit seinem Lebenspartner, dem Fotografen David Armstrong, und ihrer Tochter Nicole.
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Stephen King – Nachtschicht. Ein Stundenbuch des Grauens

Rasenfressende Monster

Die zwanzig Erzählungen in Nachtschicht sind Stephen Kings persönliche Auswahl vom Besten, was er je geschrieben hat: der Stoff, aus dem die Alpträume sind. Unter der Oberfläche unseres Alltags lauert der allnächtliche Wahnsinn. Nachtschicht ist ein Stundenbuch des Grauens. Stephen King blättert es auf. Seite um Seite fällt den Leser das Entsetzen an. Nachtschicht: kein Buch, um früh schlafen zu gehen! (Verlagsinfo)

Dies ist Stephen Kings erste Sammlung von Stories überhaupt – und wohl auch die wichtigste, denn sie umfasst beinahe alle Werke des Meisters, die er in seiner Anfangszeit schrieb. Das Qualitätsniveau ist leider recht unterschiedlich. 16 Geschichten waren bereits vorher in verschiedenen amerikanischen Magazinen erschienen, u.a. in Männermagazinen wie „Penthouse“ und in „The Cavalier„, die besser zahlten als Genremagazine.

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Stephen King – Im Kabinett des Todes. Düstere Geschichten


Klassische Horrorgeschichten, erstklassig zubereitet

„Im Kabinett des Todes“ enthält vierzehn düstere Geschichten, die für jeden Leser etwas bereit halten.

King zeigt sich in „Der Mann im schwarzen Anzug“ in literarischer Höchstform und erhielt für diese Geschichte den O’Henry-Award. Jede der Geschichten dieser Sammlung ist absolut einzigartig und zieht den Leser in ihren Bann, egal ob er sich mit Howard Cottrell als Scheintoter im „Autopsieraum Vier“ befindet oder in „Alles endgültig“ mit dem jungen Dinky Earnshaw mitleidet, dessen Traumjob sich als höllischer Albtraum entpuppt.

Viele blutige und unblutige Überraschungen warten auf den Leser in diesen faszinierenden Geschichten – und sie zeugen alle von der unbändigen Schaffenskraft eines Autors, der zu den anerkannt Größten seines Faches zählt.

Stephen King schrieb seine erste Kurzgeschichte mit 21 Jahren. Seitdem hat er eine Vielfalt von Romanen veröffentlicht, die ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben. Doch in seinem Werk hat die kürzere Form – die Novelle und die Story – nie an Bedeutung verloren, seine Story-Bände waren nicht minder erfolgreich. Das beweist er auch mit seiner neuen Sammlung von Kurzgeschichten. (Verlagsinfo)
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Stephen King – Der Buick. Roman

Das Monster ist immer das Kult-Auto

Ein alter Buick steht im Mittelpunkt des neuen Romans von Stephen King – ein Straßenkreuzer, der genau wie sein Eigentümer vom Himmel gefallen zu sein scheint. Der Fahrer, ein geheimnisvoller Mann in einem schwarzen Mantel, verschwindet, und schließlich erweist sich, dass der Wagen genauso wenig ein Buick, wie der Typ im schwarzen Mantel ein Mensch ist. Der Wagen wird von den Männern der State Police beschlagnahmt und in einem Schuppen abgestellt, wo der Buick bald ein ungewöhnliches Eigenleben entwickelt… (Verlagsinfo)
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Stephen King – Schwarz (Der dunkle Turm 1)

Western goes Fantasy

„Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.“ So beginnt Stephen Kings berühmter erster Band seines Zyklus‘ um den Dunklen Turm, nach eigenem Bekunden sein Magnum Opus. Auf mindestens 3000 Seiten hat King Rolands Suche nach dem Dunklen Turm bemessen – eine Vorhersage, die angesichts von „Schwarz“ und der Folgebände „drei“, „tot“ und „Glas“ durchaus berechtigt erscheint. An diesen Umfang reicht zur Zeit nur noch Tad Williams‘ Tetralogie „Otherland“ heran, die es auf stolze 4000 Seiten bringt und auch sonst einiges mit Kings Zyklus gemeinsam hat.

Der Autor
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Stephen King – Duddits / Dreamcatcher

Kackwiesel und andere Aliens

Mit „Duddits“ knüpft Stephen King an seine klassischen Erfolge wie Der Friedhof der Kuscheltiere oder Es an: Was die vier Freunde Pete, Henry, Jonesy und Biber als harmlosen Jagdausflug in die Wälder von Maine geplant hatten, endet in einer bizarren tödlichen Bedrohung. Da fällt ihnen Duddits ein, ihr alter Freund mit telepathischen Fähigkeiten – er ist ihre letzte Hoffnung auf Rettung aus diesem nicht enden wollenden Alptraum …

„Duddits“ (im Original: Dreamcatcher) ist ein Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Stephen King aus dem Jahre 2001. Im Jahre 2003 wurde er unter dem Titel „Dreamcatcher“ verfilmt. Das Manuskript, von Hand geschrieben, war ein Mittel des Autors, um sich von einem Autounfall im Jahre 1999 zu erholen und wurde von ihm in einem halben Jahr fertiggestellt. (Quelle: Wikipedia.de)
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Stephen King – ES (ungekürzte Fassung)

Lasset die Kinderlein siegen!

In Derry, Maine, schlummert das Böse in der Kanalisation: Alle 28 Jahre wacht es auf und muss fressen. Jetzt taucht »Es« wieder empor. Sieben Freunde entschließen sich, dem Grauen entgegenzutreten und ein Ende zu setzen.

Stephen Kings Meisterwerk über die Mysterien der Kindheit und den Horror des Erwachsenseins.»Ein Meilenstein der amerikanischen Literatur.« Chicago Sun-Times

Der Autor
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James Herbert – Dunkel

Spagat zwischen Splatter und Charakter

Der Parapsychologe Chris Bishop stellt fest, daß die Gewaltverbrechen in den Straßen um Londons Beechwood plötzlich zunehmen. Auch der Abriß eines verrufenen Hauses kann den wachsenden Terror nicht eindämmen. Denn eine übernatürliche Gewalt bemächtigt sich der hilflosen Menschen, die Robotern gleich über ihre Opfer herfallen. Nächte des Grauens brechen an … (Verlagsinfo)

Den Einbruch des Bösen in die Großstadt schildert dieser sechste Roman von Englands Horrorschriftsteller Nummer 1. „Dunkel“ bezeichnet in Herberts Oeuvre den Übergang von Schema-F-Romanen à la „Die Ratten“ zu späteren Meisterwerken wie „Moon“.

Der Autor
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