Schlagwort-Archive: Wolfgang Hohlbein

Wolfgang Hohlbein – Anubis (Lesung)

Auf Cthulhu-Jagd in Kaliforniens Untergrund

Mogens VanAndt ist Professor für Archäologie an einer kleinen Provinzuniversität an der amerikanischen Ostküste. Ihm stand einmal eine glänzende Karriere bevor. Doch es gibt einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit, der ihm anhaftet. Da erhält er eine neue Chance – aber ausgerechnet von dem Mann, den er hasst wie sonst keinen. Es geht um die größte archäologische Entdeckung auf amerikanischem Boden: einen unterirdischen Tempel in Kalifornien.

Der Autor

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Hohlbein, Wolfgang / Lüftner, Kai / Weick, Kathrin – Kevins Reise (inszenierte Lesung)

Drogen und Gral: Abenteuer im heiligen Land

„Kevin von Locksley:“ Mittelalter in England. Eines Tages taucht ein seltsamer junger Mann in den Wäldern um Nottingham auf. Er nennt sich Kevin von Locksley und behauptet, der leibhaftige Halbbruder des legendären Robin Hood zu sein. Niemand glaubt ihm, doch Kevin kann seine Behauptung mit Brief und Siegel belegen – und er weiß etwas, was sonst niemand im Lande weiß: Der tapfere König Richard Löwenherz soll Opfer einer großen Verschwörung werden.

Die Fortsetzung in „Kevins Reise“: Kevin reist ins Heilige Land, um den König vor der Verschwörung Gisbornes zu warnen. Wird der Junge dieser großen Aufgabe gerecht werden? Denn auch Kevins alter Erzfeind Hasan as Sabah taucht in Palästina auf. Nun gerät nicht nur das Leben des Königs, sondern die Zukunft ganz Englands in Gefahr, von Kevin ganz schweigen.

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

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Wolfgang Hohlbein – Hagen von Tronje (Lesung)

Hagens Heimat liegt im hohen Norden, doch seine Treue gehört König Gunther von Burgund, dessen Waffenmeister und engster Vertrauter er ist. Seine Liebe, wenn es je eine in seinem Leben gegeben hat, gehört Gunthers Schwester Kriemhild. Die Ankunft des Recken Siegfried von Xanten an Gunthers Hof in Worms kündet von drohendem Unheil. Nur zu deutlich wird Gunthers Schwäche offenbar – und nur zu bald die verhängsnisvolle Liebe zwischen Siegfried und der Thronerbin Kriemhild.

Der Autor
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Wolfgang Hohlbein – Dunkel (Lesung)

Vampirjagd in Neuss

Ein actionreicher Vampirroman, den uns der deutsche Bestsellerautor da auftischt: komplett mit Zweikämpfen zwischen Vampyr und Vampjäger, die meist in irgendwelchen Wohnungen oder Anlagen stattfinden. Und stets spielen ein Fotoapparat (auch digital) und ein Spiegel eine wichtige Rolle …

Der Autor

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953, ist bekanntlich der erfolgreichste deutschsprachige Autor von Unterhaltungsliteratur für jugendliche und erwachsene Leser. Seine Heimatstadt Neuss zwischen Düsseldorf und Köln ist auch im Hörbuch Schauplatz des Geschehens.

Der Sprecher
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[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Verderben. Kinder des Zorns

Als Kriminalhauptkommissarin Conny Fesser undercover auf einer Vernissage des Gangsterbosses Maxim Kutzow eingesetzt wird, hält sie das für einen Routineeinsatz. Drogenhandel, Schmuggel, das Übliche. Als sie dort auf junge Mädchen trifft, die nicht freiwillig anwesend zu sein scheinen, erwacht in ihr ein furchtbarer Verdacht – betreibt Kutzow auch noch Mädchenhandel? Conny setzt sich in den Kopf, die Sache aufzuklären und Kutzow hinter Gitter zu bringen. Doch der vermeintliche Routinefall stellt sich schnell als Sumpf heraus, in dem niemand ist, was er vorgibt – inklusive Conny selbst …
(Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 640 Seiten
Piper

Wolfgang Hohlbein – Erbe der Nacht (Der Magier 1)

Die Wiederkehr der Großen Alten: der Kampf des Magiers

Wenn die sieben Siegel der Macht sich vereinen, werden die GROSSEN ALTEN, boshafte Alien-Götter, auf die Welt zurückkehren und Tod und Verderben über die Menschheit bringen. Als der Millionenerbe Robert Craven jr. mehrfach Besuch von einem seltsamen Herrn namens H. P. erhält und sich die Standuhr des Großvaters sonderbar verhält, schwant ihm, dass er es sein könnte, der das siebente Siegel ist. Und deshalb darf er den Großen Alten niemals in die Hände fallen…

„Es begann in einer Mainacht, um Punkt Mitternacht. Der zwölfte Schlag der alten Standuhr war noch nicht verklungen, da hatten sich fremde, fürchterliche Welten aufgetan, von deren Existenz er nichts geahnt hatte. Ein langer Weg durch Grauen und Schrecken steht ihm bevor, ehe er lernt, die geheimen Kräfte, die in ihm schlummern, zu deuten: Nur er kann das Erwachen jener finsteren Gottheiten, die die Erde Jahrmillionen vor Entstehung der Menschheit beherrscht haben, verhindern.“ (Verlagsinfo)

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[NEWS] Wolfgang Hohlbein und Jens Schumacher – No Escape – Insel der Toten: Ein Rätsel-Thriller

»No Escape – Insel der Toten« ist ein interaktiver Escape-Room-Thriller, der eine rasante Mystery-Story mit illustrierten Rätsel-Aufgaben und Entscheidungsmöglichkeiten verbindet.  
Ein Karibik-Ausflug an Bord einer Luxus-Yacht wird für einen Millionär und seine Gäste zur tödlichen Herausforderung: Sie geraten in einen Sturm und stranden auf einer einsamen Insel. Allem Anschein nach ist sie unbewohnt, Funk- und Handynetz funktionieren nicht. Erst, als die Schiffbrüchigen Hinweise auf einen alten Militärstützpunkt finden, schöpfen sie neue Hoffnung: Lässt sich von dort Hilfe herbeirufen? Sie teilen sich auf, um ihn zu suchen. Doch ihre Erkundungen führen sie auch zu den Überbleiblseln eines Dorfes der Ureinwohner, das diese scheinbar von einem Tag auf den anderen verlassen haben. Zurückgeblieben sind lediglich Malereien, die etwas zutiefst Beunruhigendes zeigen …
(Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 336 Seiten
Knaur

Wolfgang Hohlbein – Als der Meister starb (Gespenster-Krimi 2)

Dramatisch inszeniertes Grusel-Hörspiel

Man schreibt das Jahr 1883. Vor der Küste Schottlands zerschellt der Viermastsegler „Lady of the Mist“ auf den tückischen Riffen. Okkulte Kräfte haben ihn angegriffen. Nur wenige Menschen überleben die Katastrophe, unter ihnen befindet sich ein Mann, der die Schuld an dem Unglück trägt. Ein Mann, der gejagt wird von uralten, finsteren Göttern, aber auch von Zauberern, denen er zu entkommen suchte: Roderick Andara, den man den „Hexer“ nennt. (Verlagsinfo)

|Hinweis|

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Wolfgang Hohlbein – Nemesis 4: In dunkelster Nacht (Lesung)

Nemesis: Entscheidung auf dem Turm

Der exzentrische Multimillionär von Thum hat drei Männer und drei Frauen auf die Burg Crailsfelden eingeladen. Zwei von ihnen sollen sein Millionenerbe antreten. Nichts verbindet die Eingeladenen, außer dass ihre Eltern irgendwann gemeinsam mit von Thum ein Internat in Craisfelden besucht haben.

In der Nacht ihrer Ankunft kommen bereits drei von ihnen auf mysteriöse Weise ums Leben. Kein Wunder, dass die Überlebenden einander misstrauen. Ihr Gastgeber ist verschwunden, und in den dunkelsten Nachtstunden sind sie allein mit ihren Ängsten und der Gewissheit, dass in den Mauern der Burg der Tod umgeht.

Wer hat in der Küche den wehrlosen Ed Krause als Opfer Nr. 2 getötet? Und was hat es mit der seltsamen Kinderstimme auf sich, die Carl, der Hausmeister, gehört haben will? Kinder scheinen in der düsteren Vergangenheit von Burg Crailsfelden in der Eifel mehrfach eine Rolle gespielt zu haben. Und zwar nicht nur in den letzten Jahrzehnten, als das Gemäuer ein Internat unter der Leitung des verstorbenen Rektors Klaus Sänger beherbergte, sondern schon früher. Sind Marias Behauptung über Menschenversuche in der Nazizeit nicht doch etwas weit hergeholt? Außerdem ist sie seit dem Mord an Ed verschwunden. Und so richtig hatten ihr die anderen Überlebenden auch nicht getraut …

Der Autor

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Der Sprecher

Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er vor allem aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.

Regie führte Lutz Schäfer, der Tonmeister war Heiko Schlachter. Die Aufnahme fand im Juli 2006 bei Kino-im-Kopf-Produktion, Augsburg, statt (toller Name!).

Das Titelbild entspricht dem der Buchausgabe beim |Ullstein|-Verlag.

Vorgeschichte

Die Erben: Frank Gorresberg (der Erzähler), Stefan, Eduard Krause
Die Erbinnen: Maria Gärtner, Judith, Ellen
Der Hausmeister: Claus Zerberus
Der Rektor: Klaus Sänger (tot)
Der Burgbesitzer: von Thum (verschwunden)

Sechs potenzielle Erben werden auf Burg Crailsfelden eingeladen, doch die Umgebung ist der Gesundheit nicht sonderlich zuträglich. Erst haben alle sechs den gleichen üblen Albtraum, dann verschwindet der Gastgeber auf rätselhafte Weise in einem Brunnenschacht. Ein erster Fluchtversuch mit einem Auto scheitert auf spektakuläre Weise: Der Wagen wird von einem herunterrauschenden Fallgatter fast zweigeteilt.

In den mittelalterlichen Säulengängen unter der Burg sind nicht nur Kerkerzellen zu besichtigen. Hinter einem Kanisterstapel entdeckt der scharfsinnige Stefan auch einen geheimen Raum. Hier finden sich nicht nur ein Dolch der Napola (einer nationalsozialistischen politischen Anstalt), sondern auch Zeitungsartikel über Nazigold. War unser braver Hausmeister hinter diesem Zeug her? Er erzählt, im Dritten Reich seien in der Burg nicht nur Nazis untergebracht gewesen, sondern auch ein Kinderheim und eine Klinik, wo Frauen uneheliche Kinder zur Welt bringen konnten.

Frank, der Erzähler, fragt Maria Gärtner wegen der von ihm im Rektorzimmer gefundenen Fotos, denn sie stammt aus dem Dorf Crailsfelden. Nun, sagt sie, eines steht fest: Die sonderbaren Runen auf den Fahnen dieser Pfadfinder sind keine Hakenkreuze. Es sind die Runen, die für den Lebensborn reserviert waren. Der „Lebensborn“ war eine reichsweite Organisation, in der SS-Angehörige und andere „rassische Eliteangehörige“ mit ausgewählten Frauen Kinder zeugen konnten, um die arische Rasse zu verbessern und ihren Fortbestand zu sichern. Eine Zuchtanstalt. Aber eigentlich kann das nicht sein, denn das Auto, vor dem die Pfadfinder auf dem Foto stehen, wurde erst ab 1953 gebaut …

Als Stefan, der Hüne, sich über die Burgmauer abseilen will, wird er von gierigen Fledermäusen attackiert. Doch nicht an den Bissen stirbt Stefan, sondern an dem Nazi-Dolch, der in ihm steckt. Nach einem weiteren Ausflug in die Katakomben der Nazi-Forschungslabore kehren die Überlebenden in die Küche zurück, nur um dort Ed Krause mit durchschnittener Kehle vorzufinden …

Handlung

Nach einigem ergebnislosen Rätselraten, wer für den blutigen Mord an Eduard Krause verantwortlich sein könnte, raffen sich die drei überlebenden Erben wieder auf, um zusammen mit Carl, dem Hausmeister, die Wunden zu behandeln. Und wo ist überhaupt Maria Gärtner abgeblieben? In drei Stunden sollte die Sonne aufgehen.

Die Chirurgin Ellen vernäht Judiths Oberarmwunde fachgerecht, dann geht sie in die Dusche, die zuvor von Frank und Judith benutzt worden ist. Während Ellen weg ist, denunziert Carl sowohl sie als auch Judith. Das löst in Frank, der sowieso einen Hass auf Carl schiebt, einen Angriff aus, den nur Judith in letzter Sekunde abwenden kann. Frank würde Carl am liebsten umbringen. Als Ellen wieder zurückkehrt, ist sie so aufreizend gekleidet, dass sich Judith und Frank provoziert fühlen. Ellen verachtet die hausbackene Judith.

Nachdem man allgemein erkannt hat, dass es keinen Ausweg aus dieser Burg gibt und eine Handyverbindung wegen Funkloch nicht zustande kommt, fragen sich alle, wo Maria ist. In ihrem verwüsteten Zimmer ist nur ihr Koffer. Als Carl ihn umdreht und auch die Geheimfächer durchsucht, gibt es ein paar Überraschungen: Maria ist Journalistin, die das Naziprojekt „Lebensborn e. V.“ erforscht: Menschenzucht, Bordelle für SS-Offiziere, aus ganz Europa verschleppte Frauen, arischer Nachwuchs usw. In Brandenburg, so besagen Marias Unterlagen, wurden 1940 Kinder vergast und seziert. Und was war dieses ominöse „Projekt Prometheus“?

Carl weist dies alles weit von sich. So ein Ort sei Burg Crailsfelden in der schönen Eifel nie gewesen! Und es war strategisch so unwichtig, dass die Amis Anfang 1945 hier einfach durchgerollt seien. Die Burg sei ein einfaches Mütterheim gewesen, nichts weiter. Aber warum schloss dann Rektor Sänger 1986 sein Internat, als er bereits siebzig war? Eine seiner Internatsschülerinnen brachte sich um. (An dieser Stelle bekommen Frank und Judith wieder Kopfschmerzen.) Im Koffer finden sich auch Patronen für eine Pistole vom Kaliber .38: Maria Gärtner, die sie alle für eine graue Maus und harmlose Bibliothekarin hielten, ist bewaffnet!

Dieser Fund löst einen Stress aus, der wiederum in dem labilen Frank einen Schub schizophrener Dissoziation auslöst. Nicht nur begibt sich sein Geist wieder auf Zeitreise in die Vergangenheit. Nein, diesmal zieht sich sein Ego in einen kleinen Winkel seines Bewusstseins zurück und schaut zu, wie eine andere Ebene seines Wesens, die ihm bislang unbekannt war, das Kommando übernimmt.

Im Traum sieht er sich nun als Kind im Körper eines Erwachsenen. Wieder steht er auf den Zinnen des Zentralturms Miriam gegenüber. Aber da sind nun auch Maria, mit einer Pistole, sowie Ellen und die anderen Erben. In der folgenden Auseinandersetzung erklingen das Lied „Lili Marleen“ und ein Schrei, der in der Tiefe verhallt …

Mein Eindruck

In dieser Episode scheint Sex eine große Rolle zu spielen. Doch während sich Frank und Judith durch ihr Liebesspiel nur enger aneinander binden, versucht Ellen durch ihr sexy Outfit unter den übrig gebliebenen drei Gefährten Zwietracht zu säen, indem sie sexuelle Übergriffe provoziert. (Man sollte berücksichtigen, dass keiner aus der Zwangslage in der Burg entkommen und ihr aus dem Weg gehen kann.)

Im zweiten Teil der Episode führt der Autor den parallel geführten Handlungsstrang um die geheimnisvolle Miriam zu Ende. In dieser Traumhandlung erkennt Franks verändertes Ich, dass alle wie an Marionettenfäden hängen und dementsprechend agieren. Sigmund Freud hätte an solchen Szenen sicher seine helle Freude.

Ohne mehr verraten zu wollen: Wieder einmal gilt das Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip, das vorschreibt, dass ein weiterer Erbberechtigter das Zeitliche segnet. Die Art und Weise, wie dies herbeigeführt wird, ist völlig zusammenhanglos und hätte sich ebenso gut auf andere Weise zutragen können. Zunehmend wirken die Szenenwechsel völlig unmotiviert und lassen sich nur mit Franks Dissoziation erklären, die keinen Zusammenhang in Wahrnehmung und Erleben zulässt.

Dass dies alles nur mäßig spannend ist, braucht wohl kaum extra betont zu werden. Das Kaleidoskop an Eindrücken, die dem Zufallsprinzip gehorchen, mutet eher wie ein Panoptikum an, das mit immer neuen Sensationen aufzuwarten hat. Sexszenen wechseln auf diese Weise mit Kampf ab, dieser wiederum mit einem geistigen Zusammenbruch, worauf wieder eine Traumsequenz folgt und so weiter ad infinitum.

Zeitreise: stets etwas knifflig

Immerhin gelingt dem Autor etwas, woran sich schon viele Autoren die Zähne ausgebissen haben: eine psychologische Begründung für die Zeitreise. Da das menschliche Gehirn bekanntlich die beste Zeitmaschine ist, die uns zur Verfügung steht (versetzen uns Träume nicht jede Nacht in die Vergangenheit?), liegt es nahe, das Bewusstsein so zu beeinflussen, dass es sich in eine andere Zeit versetzt fühlt. Diese Anderzeit wird subjektiv dann als Realität erfahren. So geschieht es – ganz geplant – in Jack Finneys fabelhaftem Roma „Das andere Ufer der Zeit“, und in „Nemesis 4“ erfolgt dies im Zuge eines geistigen Zusammenbruchs eher passiv und erleidend.

Der Sprecher

Dem Sprecher gelingt es, die durch die Klischees vorgegebenen Figuren einigermaßen zum Leben zu erwecken. Allerdings gehen ihm langsam, aber sicher die Rollen aus, die es noch zu interpretieren gibt: Stefan und Ed sind bereit abserviert, und in Episode 3 und 4 taucht Maria gar nicht mehr auf. Frank selbst, der Ich-Erzähler, erklingt mit einer ganz normalen männlichen Stimme – allerdings viel zu selten. Judith ist die schutzbedürftige junge Frau, kann aber durchaus auch zu einer Waffe greifen. Ellen, die kaltschnäuzige Ärztin, ist ihr genaues Gegenteil: eine kühle Managerin, aber zunehmend hart am Abgrund der Hysterie.

Einige gute Szenen liefert die Interpretation von Carls Wandlung. Der Hausmeister und Wirt und Althippie, der sonst immer etwas schleppend spricht, windet sich unter der Folter, die Frank ihm androht, fleht und bettelt zum Steinerweichen. Doch als Frank wegen seines Zusammenbruchs ausfällt, ist kein ernst zu nehmender Gegner mehr übrig und Carl kann endlich das Kommando übernehmen. Am Ende hat er Marias Pistole Kaliber .38 in der Hand und sagt, wo’s langgeht.

Das Hörbuch verfügt weder über Geräusche noch über Musik, aber dafür ist es recht preisgünstig.


Unterm Strich

Sechs kleine Negerlein – drei gingen drauf dabei, nun sind es nur noch drei. Erben will sowohl gelernt als auch verdient sein. Doch was die sechs Erben auf der Burg durchmachen müssen, ist weit mehr als das übliche Spießrutenlaufen beim Nachlassverwalter. Hier wird mehr als Geld und Vermögen vererbt. Hier werden auch Altlasten weitergegeben: Erinnerungen, Konditionierungen, wohl auch Erbgut. Eine Versuchsanordnung, die einem bislang noch im Dunkeln liegenden Zweck dient.

Der Sprecher tut sein Bestes, die klischeehaften Figuren mit Leben zu erfüllen. Er unterstützt die Spannung und die Mystik ebenso wie den ironischen Humor, der hie und da durchblitzt. Die Wandlung, die mit Carl vor sich geht, ist noch die beste Leistung, die der Sprecher hinsichtlich seiner stimmlichen Flexibilität abliefern muss. Fortsetzung folgt – hoffentlich zu einem ebenso günstigen Preis.

141 Minuten auf 2 CDs
Buchausgabe: Nemesis 4, 2004

www.hoerbucHHamburg.de“

Hohlbein, Wolfgang – Tage des Wahnsinns

_Panik im Wald: Angriff des Baumdämons!_

Auf der Fahrt von Schottland nach London geraten Robert Craven, H. P. Lovecraft und ihr Begleiter Rolf in eine Falle der Großen Alten: Ein Baumdämon oder Shoggote hat Besitz von dem Wald ergriffen, den sie durchqueren müssen, und lockt sie in ein verfallenes Jagdhaus. Er will ihnen das Buch „Necronomicon“ abnehmen. Zu spät erkennen sie, dass kein Weg mehr hinausführt. Dem Hexer bleibt keine Wahl: Er muss sich dem Kampf gegen die Kreatur stellen.

Das Hörbuch ist mit Rockmusik der Band „Andara Project“ angereichert. Es handelt sich aber nicht um ein Hörspiel. Das würde verteilte Rollen und eine Theaterdramaturgie erfordern.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss. (keine Verlagsinfo)

_Der Sprecher_

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis. (Verlagsinformation)

Der Text wurde von Albert Böhne bearbeitet, der auch als Regisseur, Tonmeister, Produzent und Sänger fungierte.

Der Sprecher des Prologs ist Dirk Vogeley. Der Gesang stammt u. a. von Albert Böhne, Nicole Rau und Steve Whalley („The age of damnation“). Die Band heißt „Andara Project“.

_Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

_PROLOG_

Eine ernste Stimme (Dirk Vogeley) klärt den Hörer darüber auf, was es mit den Großen Alten auf sich hat und dass mit ihnen grundsätzlich nicht gut Kirschen essen ist. Vor Millionen von Jahren beherrschten sie die Erde, doch ihre Sklaven rebellierten. Die Großen Alten schlugen den Aufstand nieder, aber nur unter Opfern, denn sie weckten die Älteren Götter, die sie bekriegten. Die Älteren Götter verbannten die Großen Alten in die finstersten und ungemütlichsten Ecken des Universums, einer jedoch schlummert in der Tiefe der Ozeane, im vergessenen R’lyeh: Cthulhu!

Eine düstere Stimme prophezeit: „Doch das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass der Tod die Zeit besiegt.“

_Handlung_

Die Handlung schließt direkt an das vorhergegangene Hörbuch „Das Haus am Ende der Zeit“ an. Die drei okkulten Abenteurer Howard Phillips Lovecraft, Robert Craven und ihr Begleiter Rolf haben sich vor den aufgebrachten Bewohnern des schottischen Fischerdorfes Durness in Sicherheit bringen müssen: Sie sprangen in das Hafenbecken, doch als angezündetes Petroleum auch das Wasser im Hafen erhitzte, wurde ihre Lage im wahrsten Sinne des Wortes brenzlig.

Dennoch konnten sie sich retten, und während das Feuer ein Haus nach dem anderen niederbrennt, verstecken sie sich in einem Hinterhof. Als Verfolgte können sie aber hier nicht ewig bleiben, sondern müssen mit etwas Hilfe raus aus dem Dorf. Ende November herrschen hier bereits Minusgrade, und Rolf in seinen nassen Klamotten zeigt als erster Anzeichen eines Fiebers. Und Craven muss das „Necronomicon“, das er bei sich trägt, in Sicherheit bringen. Außerdem will er seine Verlobte Priscilla besuchen.

Craven gewinnt die Hilfe der Mutter jenes Mädchens (Sally), das er von dem Einfluss der Großen Alten befreit hat. Miss Wyndham lässt sich überzeugen, dass er kein Hexer sei und besorgt eine Kutsche, mit der sie alle Durness verlassen können. Sie sagen dem Kutscher, McMurdoch, dass sie 30 Meilen weiter wollen, nach Batty Hill, um einen Arzt für Rolf zu suchen. McMurdoch kennt eine Abkürzung durch den Wald. Sie hätten nicht auf ihn hören sollen.

Dieser Wald entpuppt sich nämlich als von etwas heimgesucht, das Finsternis und Tod verbreitet. Durch die Bäume führt eine Schneise wie ein Tunnel von Norden nach Süden. Als die Kutsche im Morast stecken bleibt, müssen alle aussteigen. Ein nahes Jagdhaus bietet Obdach, selbst wenn es nur eine Ruine ist und nach Fäulnis stinkt.

McMurdoch schreit auf. Er hat im ersten Stock hinter einem Schreibtisch die Leiche eines Mannes entdeckt. Von der Hüfte abwärts ist er in grauen Schleim gehüllt, als kröche eine riesige Amöbe an ihm hoch. Es ist ein Shoggote, ein Diener der Großen Alten. Was hat der hier zu suchen? Da fällt draußen ein Schuss, das Geländer der Treppe zum oberen Stockwerk wird schwer beschädigt.

Als fünf Bewaffnete hereinstürmen, erkennt der Kutscher nur Brennan wieder, der ihm aus Sorge um ihn nachgeritten ist. Und er will die beiden Hexer umlegen! Doch McMurdoch und Miss Wyndham setzen sich für die beiden Bedrohten ein und zeigen, dass es hier bereits eine sehr merkwürdige Leiche gibt. Wozu noch mehr davon produzieren?

Der schockierte Brennan rennt entsetzt nach draußen vor die Tür, doch da werden die Wurzeln und Äste der Bäume lebendig und packen ihn, brechen ihm die Knochen. Seine Schreie ersticken. Offensichtlich werden die Insassen des Jagdhauses von einem Baumdämon bedroht, in dessen Falle sie nichts ahnend getappt sind. Und der Dämon reagiert äußerst allergisch auf Schüsse und Axthiebe …

_Mein Eindruck_

Dies ist der erste von zwei Handlungshöhepunkten, die das relativ kurze Hörbuch aufweist. Der zweite folgt später und dreht sich um Priscilla. In beiden großen Szenen geizt das Geschehen nicht mit Action. Im Kampf mit dem Baumdämon besteht natürlich die große Frage darin, wie man einem solchen Riesenbiest beikommen kann, das man nicht erschießen und nur sehr begrenzt abhacken kann. Natürlich mit Feuer, aber auch das nur punktuell, quasi mit Nadelstichen gegen einen Elefanten. Endlich kommt Craven auf den Trichter: Könnte man nicht Übernatürliches mit Übernatürlichem bekämpfen? Ganz recht, Herr Craven.

In der zweite Szene, die im Keller einer psychiatrischen Klinik stattfindet, stößt Craven auf mehrere Überraschungen: a) Scotland Yard ist auch schon da, und b) seine geliebte Priscilla beugt sich gerade mit einem Dolch über eine wehrlose junge Frau, die nackt auf einer Art Altar liegt, und c) wird Craven sofort von einem Mann angegriffen, der offenbar Priscilla in seine geistige Gewalt gebracht hat. Da kann man dem guten Craven nur die Daumen drücken und auf ein gutes Ende des erbitterten Zweikampfes hoffen.

Wie man sieht, ist auch diesmal das Handlungsschema denkbar einfach: Gefahr erscheint, Gefahr wird erkannt, Gegenmittel wird gefunden, Gefahr gebannt. Ob nun wild gewordene Bäume und Wurzeln oder auch in Trance verfallene schöne Damen – stets weiß Craven oder einer seiner Freunde Rat und Hilfe.

_Der Sprecher_

Der über 66 Jahre alte Sprecher Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Tage des Wahnsinns“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an. In eingeschränktem Maße kann er seine Stimme verstellen. So verleiht er beispielsweise Brennan, dem Anführer der Bewaffneten, eine krächzende Stimme. Offenbar ist Brennan nicht nur starker Raucher, sondern auch noch dem Whisky sehr zugetan.

_Die Musik_

Das Hörbuch weist einen erstaunlich hohen Gehalt an Musik auf. Schon der Prolog weist Hintergrundmusik auf, dann folgt in der Pause ein längeres Stück professionell produzierten Mystic oder Gothic Rocks. Später folgen auch Songs, gesungen von Steve Whalley und anderen (s.o.).

Über die Qualität von Songtexten auf Hörbüchern kann man sich streiten, so etwa über Kunzes Stück „Der weiße Rabe“ auf den Poe-Hörspielen Lübbes. Bei Böhnes englischen Texten ist jedenfalls weitaus weniger zu verstehen, worum es geht. Das liegt aber nicht an der Aufnahmequalität, sondern vielmehr an der leisen Wiedergabe auf meiner Stereoanlage. Ich empfand ansonsten die häufig in den dramatischen Szenen eingesetzte Hintergrundmusik nicht als aufdringlich oder gar störend, sondern vielmehr als passend.

Allerdings fragt sich manchmal der Hörer, warum er die Musikstücke mitbezahlen soll, die doch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Laufzeit ausmachen – geschätzt etwa 20 Minuten Pausenmusik und Abspann. Immerhin teilen die Songs den langen Text deutlich auf.

_Unterm Strich_

„Tage des Wahnsinns“ richtet sich von seiner begrenzten Originalität und seinem einfachen Stil her an ein junges Publikum, das wohl vor allem männlich sein dürfte – schade also, dass von den beiden Damen der Schlussszene in dramatischer Hinsicht so gut wie gar nichts zu haben ist. Da waren mir Priscilla als die Hexe in „Als der Meister starb“ wesentlich lieber.

Der Sprecher Jürgen Hoppe macht im Zusammenspiel mit der Band ANDARA Project das Hörbuch beinahe zu einem Hörspiel, so spannend und eindrucksvoll sind die Szenen dargestellt. Wer also keinen hohen Ansprüche an Horrorliteratur stellt, wird mit diesem Hörbuch gut unterhalten werden. Es bietet eben Horror Marke Hohlbein, nicht zu wenig Erzählkunst, aber eben auch keineswegs zu viel.

|176 Minuten auf 3 CDs|

Wolfgang Hohlbein – Die Chrono-Vampire (Inszenierte Lesung)

Gruß an den Papst: Rock me, Benedictus!

Dies ist der sechste Teil der Serie „Der Sohn des Hexers“. Ein riesiger Mottenschwarm belagert Andara House. Alles, was die scheinbar harmlosen Tiere berühren, zerfällt in Sekunden zu Staub. Auch Menschen. Als Robert Craven, der Sohn des Hexers Roderick Andara, das Rätsel um die Herkunft der mysteriösen Insekten zu lösen versucht, stößt er auf eine Spur, die ihn zu jemandem führt, den er bisher zu kennen glaubte: zu seinem Freund H. P. Lovecraft.

Das Hörbuch ist mit Rockmusik der Band „Andara Project“ angereichert. Es handelt sich aber nicht um ein Hörspiel. Das würde verteilte Rollen und eine Theaterdramaturgie erfordern.

Der Autor

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Die Hörbücher aus der HEXER-Reihe:

1) Als der Meister starb
2) Auf der Spur des Hexers
3) Das Haus am Ende der Zeit
4) Tage des Wahnsinns
5) Der Seelenfresser
6) Die Chrono-Vampire
7) Das Haus des Puppenmachers

Der Sprecher und andere Mitwirkende

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis. Er trägt eine gekürzte Romanfassung vor. Der Text wurde von Albert Böhne bearbeitet, der auch als Regisseur, Tonmeister, Produzent, Komponist und Sänger fungierte.

Der Gesang stammt u. a. von Albert Böhne, Jörg/Shorty Thimm/Reinhard Titz („Benedictus Dominus“) und Steve Whalley („The Age of Damnation“). Die Band heißt „Andara Project“. Alle Angaben sind in der Jewel-Box auf den Einlegern zu finden. Neun Musiker bilden die Band Andara Project, hinzu kommen die „betenden Mönche“. Der Autor himself spricht Intro und Outro.

Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

Handlung

Nachdem Craven aus der öden und furchteinflößenden Welt der Großen Alten durch ein Dimensionstor – eine Standuhr – zurückgekehrt ist, entdeckt zu seinem Missvergnügen, dass sein Freund H. P. Lovecraft nicht ganz der ist, der er zu sein scheint. In dessen Jacke entdeckt er nicht einen, sondern zwei Pässe, die sich in einem wichtigen Punkt unterscheiden. Im einen wird HPLs Geburtsdatum mit 1840 angegeben, was gut zum aktuellen Datum des 11. Juni 1885 passt. Doch im anderen Pass steht ein Geburtsdatum aus dem Jahr 1890 …

Von Craven mit dem zweiten Pass konfrontiert, reagiert Howard jedoch recht ungehalten und kündigt an, auf den Kontinent reisen zu wollen, denn dort befänden sich die gesuchten Doppelgänger von Dr. Gray und seiner selbst. (Doppelgänger haben Craven in „Der Seelenfresser“ das Leben schwer gemacht.) Doch auch das Faktotum Rowlf erweist sich nicht als das, was er bisher erschien. Er berichtet Craven von einem gewissen Van der Groot, der in Arkham vorgab, Lovecraft zu sein. Dieser Mann sei Mitglied der „Bruderschaft“, die Lovecraft verfolge, weil er sie verraten habe. Nun wolle sich Lovecraft ihr stellen. Das sei natürlich Wahnsinn, denn sie würden ihn niemals am Leben lassen.

Da ertönt ein Schrei aus dem Garten. Sie stoßen auf die Leiche einer Frau, die eine entsetzte Miene im Gesicht und ein zerlumptes Kleid am Leib trägt. Von ihr schwebt etwas empor: Motten. Ein Kutscher namens Ron stellt sich vor: Er habe die Dame, Gloria Martin, hierher gefahren, denn sie wollte sich hier als Hausdame bewerben. Doch als er sie fuhr, war sie höchstens 20 Jahre alt. Und jetzt sieht sie aus wie hundert. Als Ron Craven der Hexerei zeiht, schlägt Lovecraft ihn nieder. Sie tragen dessen Körper ins Haus, doch als sie das Gleiche mit Gloria machen wollen, zerfällt sie zu Staub, und Hunderte von Motten flattern von ihren Überresten auf.

Eine der Motten setzt sich auf Rowlfs Schulter. Der Stoff seines Hausmantels wird sofort grau und zerfällt zusehends! Noch mehr Motten explodieren daraus und greifen die Menschen an. Die einzige Rettung bietet Andara House, doch die Motten, so fürchtet Craven, könnten einen Weg hinein finden. Eine verzweifelte Abwehrschlacht beginnt …

Mein Eindruck

„Du kriegst die Motten!“, dürfte sich Robert Craven zusammen mit dem Hörer denken. Und obendrein sind es höchst perfide Motten: Sie verursachen eine tödliche Beschleunigung des Zerfalls des betroffenen Objekts. Und wehe, wenn sie losgelassen! Die Herren der Motten bereiten einen Generalangriff auf London vor.

SPOILER

Später begibt sich Craven nach Amsterdam, doch dort entwickelt sich wider Erwarten eine weitere Reise durch Dimensionen. Er muss einem Großen Alten standhalten und kann nur um Haaresbreite entkommen. Er erwacht aus der Bewusstlosigkeit und als Erstes fällt sein Blick auf einen Ritter, der in die traditionelle Tracht der Templer gewandet ist.
SPOILER ENDE

Wieder einmal besteht die Handlung des Hörbuchs aus mehreren Teilen. Im Auftakt führt sich Craven wie ein Detektiv auf, dann folgt das Abenteuer mit den Motten, dann die Odyssee durch andere Welten, die von Amsterdam ihren Ausgang nimmt. Ich hatte den Eindruck, mehrere Bände der Heftromanreihe auf einmal vorgesetzt zu bekommen. Das ist in Ordnung, denn nun weiß ich, dass ich hinsichtlich deren Lektüre nichts verpasst habe. Und wer unbedingt scharf darauf ist, die Reihe selbst zu lesen, der wird nächstes Jahr mit mehreren Sammelbänden beglückt, in denen die Romane zusammengefasst erscheinen sollen. Damit dürfte Hohlbeins Wiederverwertung bei |Lübbe| hoffentlich abgeschlossen sein.

Der Sprecher und andere Mitwirkende

Der 68 Jahre alte Sprecher Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Der Seelenfresser“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an.

In eingeschränktem Maße kann er seine Stimme verstellen. Rowlf beispielsweise hat eine sehr tiefe Stimme, während die anderen alle recht normal sprechen. Eine Ausnahme bietet der Meister der Bruderschaft deVries, der sich eines salbungsvollen, hochmütigen Tons befleißigt, als er Lovecraft abkanzelt. Seine Stimmlage ist entsprechend etwas höher als die der anderen Männer.

Die Musik

Das Hörbuch weist einen erstaunlich hohen Gehalt an Musik auf. Schon der Prolog weist Hintergrundmusik auf, dann folgt in der Pause ein längeres Stück professionell produzierten Mystic oder Gothic Rocks. Später folgen auch Songs, gesungen von Steve Whalley und anderen (s. o.).

Über die Qualität von Songtexten auf Hörbüchern kann man sich streiten, so etwa über Kunzes Stück „Der weiße Rabe“ auf den Poe-Hörspielen Lübbes. Bei Böhnes englischen Texten ist jedenfalls weitaus weniger zu verstehen, worum es geht. „Age of Damnation“ ist der lange Abspannsong (Outro), und der dürfte Gothic-Rock-Fans ansprechen. „Shadowland“ finde ich recht gelungen. Der Song ist fünf Minuten lang. Recht ungewöhnlich in dieser Hexer-Reihe ist der Choral „Benedictus Dominus“. Dies ist nicht mehr der gewohnte Gitarrenrock, eher basslastiger Techno-Rhythmus. Allerdings werden die wenigen Textzeilen endlos wiederholt, bis endlich sechs Minuten geschafft sind.

Ich empfand ansonsten die häufig in den dramatischen Szenen eingesetzte Hintergrundmusik nicht als aufdringlich oder gar störend, sondern vielmehr als passend. Allerdings fragt sich manchmal der Hörer, warum er die Musikstücke mitbezahlen soll, die doch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Laufzeit ausmachen – geschätzt etwa 20 Minuten Pausenmusik und Abspann. Immerhin teilen die Songs den langen Text deutlich auf.

Unterm Strich

„Die Chrono-Vampire“ (gemeint sind die Motten) richtet sich von seiner begrenzten Originalität und seinem einfachen Stil her an ein junges Publikum, das wohl vor allem männlich sein dürfte. Frauen kommen kaum vor, und wenn, dann entweder als Engel, Dämon oder Hexe. Diese jugendfreie Version von Weiblichkeit ist sicherlich ebenso legal wie klischeebehaftet, aber das ist ja nichts Neues.

Auch deswegen fühlte ich mich in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhundert zurückversetzt, als ich Cravens Abenteuern lauschte. Damals schrieb nicht nur Lovecraft seine besten Storys, sondern auch Schriftsteller wie Edgar Rice Burroughs, der Erfinder Tarzans, und Robert E. Howard, der Erfinder des Barbaren Conan – allesamt Jungenabenteuer, die für die Serienproduktion wie geschaffen waren. Und deshalb auch heute noch aufgelegt und verfilmt werden. Heute wie damals bieten sie Ablenkung durch gefahrlos genießbare Illusionen aus einer pubertären Märchenwelt.

Innerhalb der Hexer-Hörbuch-Serie ragen „Die Chrono-Vampire““ durch eine Odyssee à la „Reise ins unbekannte Kadath“ heraus. Auf der musikalischen Seite ist erstmals ein Techno-Rhythmus zu hören, ulkigerweise zu einem Mönchsgesang mit dem Titel „Benedictus Dominus“. Ob das wohl eine verschlüsselte Grußbotschaft an den neuen Papst Benedictus XVI. ist? Rock me, Benedictus.

Der Sprecher Jürgen Hoppe macht im Zusammenspiel mit der Band ANDARA Project das Hörbuch beinahe zu einem Hörspiel, so spannend und eindrucksvoll weiß Hoppe die Szenen darzustellen. Wer also keinen hohen Ansprüche an Horrorliteratur stellt, wird mit diesem Hörbuch letzten Endes gut unterhalten werden. Es bietet eben Horror Marke Hohlbein, nicht zu wenig Erzählkunst, aber eben auch keineswegs zu viel.

194 Minuten auf 3 CDs
http://www.luebbe-audio.de

Hohlbein, Wolfgang / Weick, Kathrin – Der Todesstoß (Die Chronik der Unsterblichen, Lesung von Band 3)

_Täuschend: der Werwolf mit der Tarnkappe_

Transsylvanien im 15. Jahrhundert. Als der unsterbliche Vampir Andrej Delany eine junge Zigeunerin vor dem Scheiterhaufen bewahrt, ahnt er nicht, dass diese Begegnung sein Leben verändern wird. Alessa ist eine Unsterbliche wie er selbst, doch sie leidet an einer mysteriösen Krankheit. Fassungslos muss Andrej wenig später ihren Tod beklagen, nahm er doch bislang an, Wesen seiner Art könnten nur durch eine Gewalttat steben. Gemeinsam mit Abu Dun, seinem nubischen Gefährten, macht er sich auf die Suche, um mehr über die Herkunft des Mädchens – und damit auch über seine eigene – zu erfahren. Doch was er dabei erfährt, ist nicht unbedingt das, was er zu erfahren hoffte …

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zwölf Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

|Die Chronik der Unsterblichen| umfasst zahlreiche Bände:

1) Am Abgrund (1999)
2) Der Vampyr (2000)
3) Der Todesstoß (2001)
4) Der Untergang (2002)
5) Die Wiederkehr (2003)
6) Die Blutgräfin (2004)
7) Der Gejagte (2004)
8) Die Verfluchten (2005)
9) Das Dämonenschiff (2007)
10) Blutkrieg (2007)
11) Göttersterben (2008)
12) Glut und Asche (2009)

[„Am Abgrund“ 4848 (inszenierte Lesung)
[„Am Abgrund“ 891 (Autorenlesung)
[„Am Abgrund“ 1566 (Graphic Novel)
[„Der Vampyr“ 5883 (inszenierte Lesung)
[„Der Gejagte“ 972
[„Die Verfluchten“ 2006

Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Kevin von Locksley“ 4593 (Hörbuch)
[„Kevins Reise“ 5082 (Hörbuch)
[„Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge“ 5482 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Der Sohn des Hexers“ 4898 (Der Hexer von Salem 7)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Sprecher & Produktion_

Dietmar Wunder ist Theaterschauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er als deutsche Stimme u. a. von Adam Sandler, Cuba Gooding jr. sowie von Daniel Craig in dem James-Bond-Film „Casino Royale“.

Regie führte Kathrin Weick, die Aufnahme leitete Tobis Barthel. Die musikalischen Motive für die Hintergrundmusik trugen Andy Matern, Dennis Kassel & Dicky Hank bei.

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde „Der Cthulhu-Mythos“ zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Vorgeschichte_

Band 1: Andrej Delany, ein Ausgestoßener, reitet ziellos durchs Land, nachdem er Frau, Mutter und Stiefvater verloren hat. Wie ein Magnet zieht ihn sein Heimatdorf Borsa an, wo sein Sohn Marius lebt. Doch dort erwartet ihn ein grauenvoller Anblick. Im Wehrturm stapeln sich die Leichen der Hälfte der Dorfbewohner, darunter auch die seines Sohnes. Der Rest wurde offenbar verschleppt. Doch von wem? Das kann ihm der junge Frederic erzählen, ein entfernter Verwandter Andreijs. Gemeinsam beschließen sie, die Verfolgung der Gefangenen aufzunehmen, um sie zu befreien. Doch sie stoßen auf einen schier übermächtigen Feind …

Band 2: Delany und Frederic verschlägt es auf das Segelschiff des Piraten und Sklavenhändlers Abu Dun. Eigentlich möchten sie dort ihre Verwandten aus dem Borsa-Tal befreien. Doch als der Inquisitor Domenicus auftaucht und den Befehl gibt, die „Hexen“ zu verbrennen, bleibt Andrej nichts anderes übrig, als sich mit Abu Dun zusammenzutun. Eine weise Entscheidung, denn kurze Zeit später treffen die Verbündeten auf eine finstere Macht, die nur ein Ziel kennt: das Geheimnis von Andrej und Frederic zu ergründen – und für ihre Zwecke zu missbrauchen: Vlad Tepes, genannt „Der Pfähler“ – und „Dracul“ …

_Handlung_

Zehn Jahre lang haben Delany und sein nubischer Freund Abu Dun nach Andrejs Freundin Maria gesucht, die außerhalb der Burg von Vlad Tepes entführt worden war. Doch sie konnten sie nicht finden. Als sie eines Tages von einem Hügel herab auf ein Dorf in Transsylvanien blicken, sehen sie, wie zwei Scheiterhaufen brennen, auf denen Menschen stehen. Als ein gellender Schrei von einer der Frauen erschallt, erkennt Andrej, dass es sich um eine von seiner Art handelt, um eine Unsterbliche. Es ist völlig klar für ihn, dass er sie retten muss.

Nachdem sie dies getan haben, erfahren sie von einem Gefangenen, dass der Priester das Mädchen und seinesgleichen für die schlechten Ernten verantwortlich gemacht hat. Und als dann auch noch ihre Wunde viel schneller heilte als normal, war klar, dass sie des Teufels sein musste. Andrej schlägt den Mann bewusstlos und bringt das Mädchen an einen See, um es zu waschen. Doch es ist traumatisiert und muss erst zur Besinnung gebracht werden.

Alessa, die ihre Familie verloren hat, sagt, sie sei erst durch ein Fieber zu einer Unsterblichen geworden. Eine heilige Frau namens Anka, die Puuri Dan des Zigeunervolkes, riet Alessa, ihr Geheimnis zu bewahren, doch der Zufall verriet sie. Zuletzt habe sie Anka in Bayern gesehen, unweit der Grenze zu Österreich. Als Andrej am nächsten Morgen entdeckt, dass Alessa gestorben ist, trauert er und reitet weiter. Abu Dun errät schnell, wohin Andrej will: nach Bayern, zur Puuri Dan. Aber das sei ja genauso, als wolle man eine Nadel im Heuhaufen suchen, wendet Abu Dun ein, doch er lässt seinen Freund nicht im Stich.

|Bayern|

Die Reise nach Bayern dauert fünf Wochen und ihr Geld geht zur Neige. Als sie ein Dorf in einem engen Tal, das in der Nähe des Gebirges liegt, erblicken, beschließen sie, hier zu übernachten. Der erste und einzige Mensch, den sie zu Gesicht bekommen, ist Pater Ludowig vor der Kirche. Er ist sehr misstrauisch. Aber ein Mann namens Birger begrüßt sie wesentlich freundlicher und lädt sie in sein Haus ein. Er warnt sie vor den Ungeheuern in den Wäldern rings um Trentklamm. Nach einem Abendessen mit den Bürgern und einem nächtlichen Zwischenfall mit Pater Ludowig macht ihnen Birger ein ungewöhnliches Angebot.

Dafür, dass er ihnen einen Abkürzung durch die Wälder zeigt, sollen sie seine Tochter aus dem Kerker der Klosterfestung befreien. Sie wurde ihm vor zwei Jahren geraubt, als die Klosterbrüder und die Soldaten des Landgrafen das Dorf überfielen. Seine Frau töteten sie damals, doch er rächte sich nicht, denn das hätte nur zu weiteren Angriffen geführt. Abu Dun erkennt, dass ihnen Birger nicht die volle Wahrheit sagt. Doch Andrej sagt Birger Hilfe zu.

Im tiefen Wald werden sie von einer bösartigen Kreatur angegriffen, die halb Mensch, halb Wolf zu sein scheint. Andrej wird schwer verletzt und musst mit seinen Vampirsinnen ausgreifen, um den Geist des Werwolfs zu bezwingen. Dabei dringt dessen hasserfüllte Seele in ihn ein. Fortan schlummert ein Blutdurst in ihm, der ihn möglicherweise bei Vollmond übermannen wird. Birger ist fassungslos angesichts der Geschwindigkleit, mit der Andrejs Wunden heilen.

Obwohl Delany geschwächt ist, überwinden sie die Wachen der Festung und dringen bis zum Verlies vor, wo sie Birgers Tochter nackt und angekettet finden. Sie fällt ihn Ohnmacht und lässt sich leicht davontragen, doch auf dem Weg nach draußen gibt es ein Problem: Ein weiterer Wächter findet leblos daliegende Wachen und schlägt Alarm. Drei Soldaten können sie überwinden und Abu Dun schlägt einen jungen Ordensbruder bewusstlos. Aber die Übermacht ist zu groß. Während der riesige Nubier ihm Rückendeckung gibt, gelingt es Andrej, mit Birgers Tochter zu entkommen.

Doch Birger erweist sich alles andere als dankbar. In seinen Augen brennt ein teuflischer Hass, sobald er seine Tochter in Händen hält. Und sein Spießgeselle zückt einen Dolch. Andrej verspürt einen höllischen Schmerz im Rücken und bricht zusammen. Als er wieder erwacht, liegt er in einem Bett in der Klosterfestung, neben dem jungen Klosterbruder. Pater Tobias hat ebenfalls ein verlockendes Angebot für ihn …

_Mein Eindruck_

Dies ist also wieder mal ein Werwolf-Roman von Wolfgang Hohlbein, dem Verwerter sämtlicher Mythen, Sagen und Legenden, von denen man im deutschen Sprachraum je gehört hat. (Täusche ich mich, oder hat er noch keinen Roman über Rübezahl geschrieben?) So mancher Leser und Hörer dürfte gespannt darauf sein, wie sich Hohlbein einen Werwolf vorstellt.

Immerhin hat er sich etwas Neues einfallen lassen: Diese Kreatur ist eine hybride Mischung aus Mensch und Wolf und von etwas undefiniertem Dritten. Folglich braucht diese Kreatur auch keine Verwandlung, die sie bei Vollmond schicksalhaft überkommt. Vielmehr sorgt ein mysteriöses Fieber dafür, dass aus dem Untoten ein Werwolf wird. Im Finale wächst einem solchermaßen Infizierten sichtbar ein Fell.

Der Werwolf ist jedoch alles andere als eine schöne Kreatur, ganz im Gegenteil: klapperdürr und unterernährt, aber zuweilen mit riesigen Kräften ausgestattet, die selbst einem Vampir wie Andrej zu schaffen machen. Auch die Gier nach dem roten Lebenssaft ist ein Merkmal des Wesens, und bei Vollmond verstärkt sich diese Gier noch einmal bis zur Besinnungslosigkeit. Alle diese Phänomene werden – zumindest im Hörbuch – in keiner Weise erklärt, was nicht gerade zu ihrer Glaubhaftigkeit beiträgt. Langatmige Spekulationen hätte ich aber als langweilig abgelehnt.

Der besondere Dreh der vorliegenden Handlung, der Andrej und Abu Dun überrascht, liegt nun darin, dass es ein Angehöriger der katholischen Kirche ist, der die Werwölfe erschafft und für seine Zwecke einsetzt, um das Land zu terrorisieren. Der perfide Trick, den sich der Autor einfallen ließ, ist die scheinbare Aufgeklärtheit dieses Mannes, der in Nürnberg medizinische Studien angestellt hat, u. a. zur Anatomie. Das war im 16. Jahrhundert keineswegs selbstverständlich. Er mit dem Protestantismus (nach 1525) wurden solche Studien kirchlicherseits erleichtert.

Der Kirchenmann ruft durch das Auftreten der Werwölfe den Auftritt der Inquisition herbei. Allein schon die Drohung mit dieser Folterinstitution macht Andrej beklommen, denn er weiß aus eigener Anschauung (aus Band eins), was ein Inquisitor anrichten kann. Das Wissen um das baldige Erscheinen des Inquisitors erhöht unterschwellig die Spannung im Leser und Hörer – und natürlich auch den Zeitdruck auf Andrej und seinen Gefährten. So ein Inquisitor wird von einer Abteilung Soldaten begleitet, welche die als Feind deklarierten Ungläubigen oder Teufelsbündler unbarmherzig niedermachen. In der Kirche von Trentklamm sind fast einhundert Bürger eingesperrt, deren Leben auf dem Spiel steht: Sind sie mit dem Teufel im Bund, verkappte Werwölfe oder doch unschuldig?

Deshalb bekommt der Showdown Andrejs mit dem Inquisitor und dem Werwolf-Mönch einen tieferen Sinn. Es ist keine Auseinandersetzung um ihrer selbst willen oder um herauszufinden, wer der Stärkste ist, sondern es geht darum, das Land vor dem Verderben und dem Untergang zu retten. Interessanterweise gibt es innerhalb der Kirche drei Fraktionen: den abtrünnigen Werwolf-Mönch, seinen weiterhin gläubigen Vater, der sich als Untoter zum Werwolf wandelt, und schließlich der Inquisitor, der eigentlich über beide zu richten hätte. Doch Martius, der Inquisitor, wird nach Strich und Faden manipuliert, bis er so verwirrt ist, dass er den eigentlichen Angriff nicht kommen sieht.

Andrej mischt sich nur insofern ein, als er auf der Seite der Bürger steht, die unschuldig sind. Seine moralische Position verändert sich jedoch nicht, weil schon die Kleriker für die ganze Auseinandersetzung sorgen, die bis zum Ende ausgespielt werden muss. Als endlich klar ist, wer der Verräter ist, kann der eigentliche Kampf beginnen, und erst dann wirft sich Andrej ins Gefecht. Der Ausgang ist alles andere als vorgezeichnet, sondern offen. Es bleibt somit spannend bis zum Schluss.

|Der Sprecher|

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe von |Lübbe Audio| öfter auftaucht. Die Ergänzung durch Musik und Hintergrundgeräusche ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

Dietmar Wunder verfügt über eine erstaunlich flexible Stimme, die es ihm erlaubt, verschiedene Figuren auf unterscheidbare Weise zu charakterisieren. Während Andreij das männliche „Normalmaß“ als tiefe Tonlage aufweist, spricht Abu Dun, der riesige Nubier, auch mit einer viel tieferen Stimme. Und der Nubier zieht Andrejs Entscheidungen mehr als einmal ironisch und sarkastisch in Zweifel. Er ist uns auf Anhieb sympathisch.

Ziemlich schön fand ich, dass der Sprecher auch die Situationen gekonnt gestaltet. Wenn jemand besoffen, ist, na, dann lallt und nuschelt die Figur eben. Wenn er oder sie bestürzt ist, dann ruft er oder sie, und wenn jemand in Rage gebracht worden, dann brüllt derjenige sein Gegenüber entsprechend an. Alles in allem garantiert der Sprecher damit eine ziemlich mitreißende Handlung, die keinen Zuhörer kaltlässt.

|Geräusche|

Viele Geräusche sind zu hören, aber alle nur sehr gedämpft im Hintergrund, sei es nun das Knurren und Kläffen von Hunden, Flammenprasseln, Menschengeschrei, Schwerterklirren oder dergleichen. Es finden ja zahlreiche Kämpfe statt. Dieses zurückhaltende Gestaltungsprinzip gilt für alle Geräusche, insbesondere für die Kämpfe. Man darf sich also keinen Film-Sound darunter vorstellen.

|Musik|

Die Musik tut ebenfalls wenig, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Je nachdem, ob es auf Dramatik oder Ruhe ankommt, ist der Rhythmus schnell oder langsam. Des Weiteren gibt es diverse Soundeffekte, so etwa ziemlich tiefe Bässe. Auch eine heiter-mystische Musik habe ich vernommen, die mir doch recht bekannt vorkam: Sie stammt aus dem Hörbuch „Der Wunschkrieg 1 – Dschinnland“ von Kai Meyer.

_Unterm Strich_

„Der Todesstoß“ bietet eine durchgängig actionreich und spannend aufgebaute Handlung, die in regelmäßigen Abständen eine Actionszene vorzuweisen hat, die mit dem langen Finale in der Kirche von Trentklamm ihren würdigen Abschluss findet. Das sorgt für gute Unterhaltung, doch habe ich eine Liebesszene stark vermisst. Das einzige Mädchen, das vorkommt, ist schon bald wieder im Jenseits.

Die Story an sich ist allerdings nicht gerade neu, doch gibt es ein paar Aspekte, die der Autor hinzugefügt hat, die den Leser und Hörer in die Irre führen. Die Überraschung gelingt daher umso besser und wirkungsvoller. Als Andrej erkennt, dass er zwar alle Antworten auf der Hand liegen hat, um das Puzzle zusammenzusetzen, fehlt ihm allerdings der richtige Blickwinkel, um die Einzelteile zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen. Er müsste seinen Blickwinkel um 180 Grad drehen, und das ist nicht ganz einfach.

|Das Hörbuch|

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die ziemlich actionreiche Handlung wirklich Spaß macht und den Hörer mit Action, Mystery und Romantik unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

|Als Buch 2001 bei Egmont
259 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3878-8|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.hohlbein.net

Hohlbein, Wolfgang – Unheil (Lesung)

Der Vampir, der ein Schläfer war

Man nennt ihn den „Vampir“: Bestialisch foltert er seine jungen weiblichen Opfer und zapft ihnen das Blut ab. Kommissarin Conny Feisst plant, ihm das Handwerk zu legen. Im Gothic Club „Trash“ kommt sie ihm gefährlich nahe. Von nun an kann sie sich nirgends mehr sicher fühlen. Doch wer ist ihr geheimnisvoller Helfer, der sich „Vlad“ nennt und aus dem 19. Jahrhundert zu stammen scheint? Connys schlimmste Albträume werden Wirklichkeit …

Der Autor

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Gesamtauflage laut Verlag: mehr als 40 Millionen Bücher). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss. (keine Verlagsinfo)

Der Sprecher & die Sprecherin

Dagmar Heller (* 1951 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin. Dagmar Heller absolvierte nach der Schule eine dreijährige Schauspielausbildung bei Else Bongers in Berlin. Zwischen 1972 und 1973 spielte sie Theater in Berlin und Frankfurt und wirkte in einigen Fernsehserien wie Derrick oder Tatort mit. 1977 bis 1980 war sie am Thalia-Theater in Hamburg.

Das Synchronsprechen wurde ab etwa 1980 zu ihrem Hauptbetätigungsfeld. 1980 war Dagmar Heller bei Nils Holgersson als Erzählerin zu hören. Sie ist die Stammsprecherin von Mia Farrow und Beverly D’Angelo. Seit 1981 synchronisierte sie regelmäßig Barbra Streisand. Auch wird sie häufig für Jamie Lee Curtis eingesetzt. Heller wohnt in München. (Wikipedia)

Michael Schwarzmaier (* 11. September 1940 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. 1965/66 debütierte er an der Landesbühne in Verden (Aller). 1966/67 spielte er am Deutschen Theater Göttingen, 1967/68 an den Städtischen Bühnen Münster, 1968 bis 1971 am Niedersächsischen Staatstheater Hannover, 1971/72 an den Deutschen Kammerspielen in Buenos Aires, 1972 bis 1974 an den Münchner Kammerspielen und 1974 am Berliner Hansa-Theater. Danach war er freischaffend tätig.

Bekannt ist er für seine Rolle des Joachim Herbolz in Lotta in Love, die er von 2006 bis 2007 spielte. Als Synchronsprecher lieh er unter anderem Daniel Stern und James Warwick seine Stimme. In der Serie Law & Order sprach er in den ersten vier Staffeln Chris Noth. Außerdem synchronisierte er einige Animes, darunter den Erzähler in Pokémon (von 1999 bis 2012) und Soun Tendo in Ranma ½. Er hat über 50 Hörbücher gesprochen. (Wikipedia)

Regie führten Volker Gehr und Claus Vester.

Handlung

Weil Lea, die Tochter ihrer besten Freundin, ermordet am Straßenrand gefunden wurde und die Polizei der Stadt nach ihrem Mörder fahndet, begibt sich Kommissarin Conny Feisst an einen Ort, den sie nicht mal in ihren Albträumen besuchen würde: den Gothic-Club. Alle, meist jungen Leute sind in Schwarz gekleidet, und so sticht sie als 42-Jährige und in ihrem dunkelroten Outfit doppelt hervor.

Conny hat eine E-Mail erhalten, die sie hierhergelotst hat. Sie will dem Spuk, den der achtfache Mädchenmörder und die Sensationspresse, die ihn einen „Vampir, der umgeht“ nennt, ein Ende bereiten. Als Leiterin der Sonderkommission „Vampir“ ist sie besonders gespannt auf den Mailschreiber, der sich „Vlad“ nennt.

Nachdem der 17-jährige Tom sie angebaggert hat, muss er einem distinguiert aussehenden älteren Herrn Platz machen. Ist das „Vlad“, fragt sie sich. Er nennt sich in der Tat „Vlad“, das sei die Kurzform von „Vladimir“, und er wolle ihr helfen. Der Mörder sei hier im Raum. Nicht sonderlich dezentzeigt er auf einen Typen an der Theke, der ein kindhaftes Gesicht, aber einen teuflischen Jägerblick aufweist. Vlad nennt ihn DIE SPINNE.

Kaum ist Vlad verschwunden, nimmt Tom sie an der Hand, um sie ins Obergeschoss zu führen, wo ein Graffito UNHEIL verheißt. Ein Schrei! Conny zieht ihre Dienstwaffe und stürzt los. Hier oben sind die Räume in Verschläge aufgeteilt. Der Schrei dringt aus einem davon: ein gefesseltes Mädchen auf einem Bettgestell, über ihr ein Typ, der ihr Blut abzapft. Als er Conny bemerkt, wirft er das bett samt Mädchen und Blutgefäß um. Conny feuert, daneben, feuert erneut, doch er greift sie mit einer silbernen Kralle an, trifft sie in die Magengrube. Im folgenden Fight zieht sie den Kürzeren. Er zielt bereits auf ihren Kopf, als sich jemand bemerkbar macht und in den Verschlag kommt: ein Riese. Der Vampir sucht das Weite und Conny bittet um einen Notarzt – für das Mädchen…

Im Gegensatz zu ihrem Chef ist „Vlad“ keineswegs zufrieden mit der Arbeit, die Conny geleistet hat. Er gibt ihr einen weiteren Tipp, im Gegenzug hat er bei ihr einen Gefallen gut. Der Zugriff mitsamt Technikern und Scharfschützen erweist sich als Desaster. Wieder versemmelt Conny den Zugriff. Doch sie gibt nicht auf, folgt ihm in Tiefgarage und Heizungsanlage des Wohnblocks. Wieder kommt es zu einem vehementen Kampf, und Conny feuert mehrmals, bevor sie bewusstlos zu Boden.

Als sie erwacht, lobt ihr Mentor und alter Kollege Trausch sie: Sie habe Eisler, den Vampir, erwischt. Doch ihr Chef, Eichholz, ist keineswegs glücklich. Woher wusste Conny immer, wo der Vampir zu finden sei? Steckt sie etwa mit ihm unter einer Decke, um ihre Karriere zu fördern? Auch der Gerichtsmediziner Lefevre hat seine Zweifel: Der „Vampir“ Eisler sei eine medizinische Unmöglichkeit. Und er sei gar nicht an einem Schuss gestorben, sondern an einem Stich in die Halsschlagader. Moment mal! Gibt es einen Trittbrettfahrer? Betreten berichtet Conny von ihrem Informanten „Vlad“. Das lässt sie keineswegs besser dastehen.

Nachdem Eislers Leiche aus der Gerichtsmedizin verschwunden ist, will Vlad Conny treffen. Okay. Doch was sie nicht ahnt: Die Polizei, misstrauisch wie immer, stellt ihr und ihrem „Vampirlover“ eine Falle …

Mein Eindruck

In diesem unheimlichen Thriller kombiniert der Bestsellerautor Horrorversatzstücke mit einem Kriminalmilieu, das recht realistisch beschrieben ist. Er stellt die Frage, ob Kriminalisten überhaupt in der Lage sein können, mit ihren Mitteln ein übernatürliches Wesen zu verstehen und zu fassen. Cops wie Eichholz, die nach Vorschrift vorgehen, beginnen, lieber die eigenen Beamten zu verdächtigen, als das Unwahrscheinliche für möglich zu halten, wie Sherlock Holmes es stets fordert.

Nach mehreren actionreichen Kämpfen mit dem „Vampir“ Eisler, einem Eisler-Nachahmer oder mit Trittbrettfahrern, die sich seine Anhänger nennen, beginnt sich Conny Feisst zu fragen, wie weit sie zu gehen bereit ist, um den Serienkiller zu fassen. Und was wäre, wenn sie dabei selbst zum Gesetzesbruch bereit und willens wäre? Der Autor stellt also die Frage, wie weit Behördenvertreter selbst Verbrecher sein dürfen, um Erfolg zu haben. Das ist angesichts des Verhaltens des Verfassungsschutzes in der NSU-Affäre eine brandaktuelle Frage. Inzwischen ist die Bundesregierung soweit, den Verfassungsschutz zu reformieren. Sagt sie jedenfalls.

Der Plot schreitet rasch voran, das Tempo ist hoch, der Hörer kann stets mit einem weiteren Action-Höhepunkt rechnen. Das sollte eigentlich auch mich bei der Stange gehalten haben, doch das Gegenteil war der Fall. Durch die Kürzungen, die der Audio Media Verlag vorgenommen hat, erscheinen die Konfrontationen bald ebenso beliebig wie die Begegnungen zwischen Conny und ihrem Mentor Vlad.

Wer ist dieser Vlad überhaupt, lautet noch eine der spannendsten Fragen. Stammt er wirklich wie ein Untoter aus dem 19. Jahrhundert, als wäre er dem Roman von Bram Stoker entsprungen? Sicher nicht, selbst wenn er hervorragend mit einem viktorianischen Stockdegen umzugehen versteht. Er wirkt sehr lebendig, wenn er Conny Fotos mit GPS-Daten überreicht.

Es ist ausgerechnet dieser romantisierte Vlad, der die Figur Conny schlecht aussehen lässt. In fast jedem Kampf geht sie regelmäßig zu Boden, bis er sie wieder auf die Beine bringt. Immer wenn sie niedergeschlagen ist, muntert er sie wieder auf. Er verhält sich wie eine Kombination aus Schutzengel, Mentor und Vater. Das macht sie jedoch zum kleinen Mädchen, das nicht für sich selbst sorgen kann. Es klingt wie eine Märchenstunde, dass er sie am Schluss mit einem Haus und der Rolle als sein Nachfolger belohnt. Braves Mädchen. Note eins. Setzen!

Der Sprecher & die Sprecherin

Dagmar Heller spricht die Szenen, die wir aus Conny Feissts Blickwinkel erleben, Michael Schwarzmaier die Szenen, in denen Vlad spricht – was natürlich viel seltener ist. Die Abwechslung sorgt für ein bisschen Anregung beim Zuhören. Die Sprecher rufen, flüstern, zischen wütend und hängen sich auch sonst gehörig rein.

Allerdings verhindert dies nicht, dass Vlad als Connys Ersatzvater erscheint und sie als seine meist unfähige Tochter, die nichts kapiert und nach einem Fight meist in einer Ohnmacht endet. Was Vlad sich als Gegenleistung für seine Hilfe von ihr wünscht, kann man sich schon denken. Es ist immer dieselbe alte Leier. Seine sanfte Stimme ist die eines hinterhältigen Verführers.

Der Gerichtsmediziner doziert herablassend, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen, und Polizeipräsident Eichholz wirkt ungewöhnlich aggressiv gegen Conny- bis ihn die blutigen Ereignisse klein- und reumütig werden lassen. Ich kam mir bald vor wie in einem Comic, etwa auf dem Niveau von „Batman“.

Geräusche

Um dem Geschehen einen möglichst realistischen Anstrich zu verleihen, hat die Regie Geräusche eingespielt. Wir hören Motoren, Sirenen, auch mal Kirchenglocken. Ein Puls-Geräusch und das Piepen eines Elektrokardiogramms manipulieren die Stimmung des Hörers unterschwelliger.

Musik

Meist kommt eine akustische Gitarre zum Einsatz, um eine neue Szene einzuleiten. Aber es gibt auch andere Musikformen. Leider ergeben die musikalischen Beiträge kein erkennbares Konzept.

Unterm Strich

Die Kombination des Horrormotivs „Vampir“ mit einem kriminalistischen Plot lädt uns dazu ein, die Ereignisse mit angemessenem Spürsinn zu betrachten, statt uns von Übernatürlichem und Unerklärlichem einlullen zu lassen. Das trägt einiges zur Spannung der Handlung bei. Auch das Rätsel, das den Informanten „Vlad“ umgibt, ist eine Denksportaufgabe. Wohl dem, der die Parallelen zu einer anderen Figur entdeckt. Dann jedoch löst sich das Rätsel in Wohlgefallen auf und die Handlung wird vorhersehbar.

Da es an einem übergreifenden Spannungsbogen mangelt – vielleicht aufgrund der Kürzung -, erscheinen die immer wieder eingeflochtenen Kampfszenen völlig grundlos und beliebig. Nach einer Weile wird klar, dass überall, wo Conny hinkommt, Kampf und Blut angesagt ist. Das macht die Story ziemlich fade. Da die Figuren auch nicht sonderlich tief gezeichnet sind, interessiert uns ihr Schicksal auch herzlich wenig. Sollen sie doch von mir aus zur Hölle fahren. Das einzige Argument, das dem entgegensteht, sind die jungen Opfer. Sie gilt es zu rächen und Neue zu verhindern. Go, Conny, go!

Das Hörbuch

Das Hörbuch, das in der ersten Szene noch richtig gute Action bieten kann, verflacht alsbald zu einer Nummerrevue. Die war nicht etwa extravagant, denn sie bot stets mehr vom Gleichen, sondern schläferte mich im Gegenteil zunehmend ein. Das ist der Effekt, der eintritt, wenn man überfüttert wird und nicht zum Verdauen kommt.

Schließlich muss ich dann in meinem Dämmerzustand irgendetwas verpasst haben, denn eine der Hauptfiguren wird auf halber Strecke getötet, taucht aber am Schluss wieder quicklebendig auf. Hm, muss wohl ein Traum gewesen sein. Meiner oder der von Conny?

Ich rate daher lieber zur Lektüre des Buches, selbst wenn die wesentlich länger dauert, oder zur Gesamtfassung auf 20 CDs. Aber man läuft dann wenigstens nicht Gefahr, die Hälfte zu verpassen (oder zu verpennen).

6 Audio-CDs
Spieldauer: 446 Minuten
Autorisierte Kurzfassung
ISBN-13: 978-3868044898

http://www.audio-media-verlag.de

_Über 50 weitere Rezensionen zu Werken von |Wolfgang Hohlbein| findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book _

Hohlbein, Wolfgang / Weick, Kathrin – Der Vampyr (Die Chronik der Unsterblichen, Lesung von Band 2)

_Showdown in der Burg: Vampire gegen Dracula_

Transsylvanien im 15. Jahrhundert. Andreij Delany, ein Ausgestoßener, reitet ziellos durchs Land, nachdem er Frau, Mutter und Stiefvater verloren hat. Wie ein Magnet zieht ihn sein Heimatdorf Borsa an, wo sein Sohn Marius lebt. Doch dort erwartet ihn ein grauenvoller Anblick. Im Wehrturm stapeln sich die Leichen der Hälfte der Dorfbewohner, darunter auch die seines Sohnes. Der Rest wurde offenbar verschleppt. Doch von wem? Das kann ihm der junge Frederic erzählen, ein entfernter Verwandter Andreijs. Gemeinsam beschließen sie, die Verfolgung der Gefangenen aufzunehmen, um sie zu befreien. Doch sie stoßen auf einen schier übermächtigen Feind …

Band 2: Delany und Frederic verschlägt es auf das Segelschiff des Piraten und Sklavenhändlers Abu Dun. Eigentlich möchten sie dort ihre Verwandten aus dem Borsa-Tal befreien. Doch als der Inquisitor Domenicus auftaucht und den Befehl gibt, die „Hexen“ zu verbrennen, bleibt Andrej nichts anderes übrig, als sich mit Abu Dun zusammenzutun. Eine weise Entscheidung, denn kurze Zeit später treffen die Verbündeten auf eine finstere Macht, die nur ein Ziel kennt: das Geheimnis von Andrej und Frederic zu ergründen – und für ihre Zwecke zu missbrauchen: Vlad Tepes, genannt „Der Pfähler“ – und „Dracul“ …

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zwölf Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

|Die Chronik der Unsterblichen| umfasst zahlreiche Bände:

1) Am Abgrund (1999)
2) Der Vampyr (2000)
3) Der Todesstoß (2001)
4) Der Untergang (2002)
5) Die Wiederkehr (2003)
6) Die Blutgräfin (2004)
7) Der Gejagte (2004)
8) Die Verfluchten (2005)
9) Das Dämonenschiff (2007)
10) Blutkrieg (2007)
11) Göttersterben (2008)
12) Glut und Asche (2009)

|Die Chronik der Unsterblichen| auf |Buchwurm.info|:

[„Am Abgrund“ 891 (Autorenlesung)
[„Am Abgrund“ 1566 (Graphic Novel)
[„Der Gejagte“ 972
[„Die Verfluchten“ 2006

Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Kevin von Locksley“ 4593 (Hörbuch)
[„Kevins Reise“ 5082 (Hörbuch)
[„Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge“ 5482 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Der Sohn des Hexers“ 4898 (Der Hexer von Salem 7)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Sprecher & Produktion_

Dietmar Wunder ist Theaterschauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er als deutsche Stimme u. a. von Adam Sandler, Cuba Gooding jr. sowie von Daniel Craig in dem James-Bond-Film „Casino Royale“.

Regie führte Kathrin Weick, die Aufnahme leitete Dennis Kassel. Die musikalischen Motive für die Hintergrundmusik trug Andy Matern bei.

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde „Der Cthulhu-Mythos“ zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Vorgeschichte_

Andreij Delany reitet ziellos durchs Transsylvanien des 15. Jahrhunderts. Als er 16 war, wurde der Bauernsohn von seinem Dorf ausgestoßen, weil er angeblich die Kirche geschändet hatte, doch er fand Aufnahme und Unterweisung bei einem weltgereisten Mann namens Mikael Nadasti, seinem Stiefvater. Er machte aus dem Bauerntölpel nicht nur einen klugen Mann, sondern auch einen hervorragenden Schwertkämpfer. In der hübschen Raki fand Andreij zudem die Liebe seines Lebens. Doch aus für Andreij unverständlichen Gründen wurden alle Delanys verfolgt, so dass Mikael, Raki und Andreijs Mutter getötet wurden. Nur sein Sohn Marius, glaubt er, hat die Verfolgung überlebt, weil er ihn bei Verwandten versteckte.

Nun reitet Andreij in sein Heimatdorf Borsa, allerdings ohne viel zu erhoffen. Er will nur Marius wiedersehen. Doch das Dorf ist wie ausgestorben. Erst als er sich zum Whetrum auf die Flussinsel begibt, entdeckt er die Bewohner. Sie wurden fast alle massakriert und hier abgelegt. Seltsamerweise steckt im Herzen seines Sohn ein Holzpflock,an seinem Hals findet er Bisswunden, doch Andreij kann sich darauf keinen Reim machen. (Offenbar eine Bildungslücke.) Als er ein Stöhnen hört, findet er seinen Onkel Barak, doch er wurde derart gefoltert, dass Barak ihn um Erlösung von seinen Qualen bittet.

Andreij gewährt sie ihm, zum Beifall eines Jungen, der sich versteckt gehalten hat: Frederic Delany nennt er sich und verrät ihm, wer das Massaker begangen hat. Es waren Soldaten, aber auch ein paar „goldene Ritter“ und ein „Papst“, waren dabei. Frederic meint wohl einen Kardinal. Aber was will die katholische Kirche in den transsylvanischen Ländern?

Sie haben einen Zauberer gesucht, erzählt der Junge, und klagten Barak des Teufelswerks an, um ihn anschließend zu foltern. Frederic entging dem Tod nur dadurch, dass er verirrte Ziegen suchte und von den Soldaten nicht gefunden wurde, weil er sich versteckte. Doch wohin hat man den Rest der Dorfbevölkerung gebracht, will Andreij wissen. Offenbar wurde sie verschleppt. Sie beschließen, dem Trupp, der vor zwei Tagen abgezogen sein muss, zu folgen, um die Gefangenen zu befreien. Sonst droht diesen nämlich das schlimme Schicksal der Sklaverei irgendwo in der Fremde.

Die Spur führt Richtung Küste, zur Hafenstadt Constanta. Ein sechster Sinn warnt Andreij, dass aus einem Waldstück Gefahr droht. Tatsächlich attackieren ihn drei Ritter, darunter welche in goldener Rüstung. Dass es sich nur um Messing statt Gold handelt, macht keinen Unterschied, denn diese Ritter mit dem fremden Akzent sind verdammt schnell! Andreij hat alle Mühe, mit ihnen fertig zu werden, dennoch entkommt ihm der größte von ihnen, der ihm ein Wiedersehen verspricht.

Die anderen beiden sind tot. Wie durch ein Wunder ist auch Frederic nicht verletzt. Auch Andreijs Wunden schließen sich vergleichsweise schnell, doch er denkt sich nichts dabei: Er war schon immer so. Dass diese Fähigkeit etwas mit dem Grund für die Verfolgung zu tun haben könnte, kommt ihm nicht in den Sinn.

Ein paar Kilometer vor dem Hafen Constanta kehren die beiden Überlebenden in einen Gasthof an der Straße ein. Die Wirtschaft ist voll, ein paar junge Männer laden sie an ihren Tisch ein. Ihr Sprecher stellt sich als Ansbert vor und nennt sie Schausteller. Andreij hat mehr den Verdacht, es handle sich um Diebe, denn es dauert nicht lange, und Ansbert schlägt ihm vor, sie zu begleiten und in Constanta eine „kleine Unternehmung“ zu beginnen. Die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert haben, würden sicherlich bald vor den Toren der Stadt stehen. Vorher könnte sich dort ein Besuch lohnen, später aber, unter den Muselmanen, sei ein Christenmensch dort nicht mehr sicher.

Als die goldenen Ritter des Kardinals die Gastwirtschaft betreten, ist Andreij aufs Äußerste alarmiert. Aber ausgerechnet jetzt kann Ansberts „Bruder“ Sergeij die Klappe nicht halten und fordert einen der Ritter heraus. Dieser mustert besonders Frederic eingehend, wird aber von dem Ritter namens Maltus zurückgepfiffen, damit sie wieder gehen können.

Aber Andreij ist auf der Hut, und als einer der anderen Gäste die Tür nach draußen öffnen will, ist diese verschlossen und blockiert. Andreij ist alarmiert. Das Fenster wird geöffnet, doch herein kommt keine frische Luft, sondern ein Brandpfeil! Und dann noch weitere. Die Ritter wollen den ganzen Gasthof samt Gästen abfackeln …

_Handlung_

Nach ihren Abenteuern in Constanta, wo Andrej den goldenen Ritter Maltus tötete, haben sich die beiden Gefährten an Bord eines Schiffes des Sklavenhändlers und Piraten Abu Dun geschmuggelt. Er hat hundert Sklaven unter Deck eingesperrt: die Leute des Borsa-Tals. Offenbar will Abu Dun die Donau hochsegeln, um seine Fracht im Binnenland zu verkaufen. Diese Tour wollen sie ihm versalzen.

Sobald das Schiff abends mitten im Fluss vor Anker gegangen und an Bord Ruhe eingekehrt ist, klettert Andrej aus seinem Versteck und schleicht sich in die Kajüte des Kapitäns. Es kommt zu einem Kampf, in dessen Verlauf sich der Hüne als weitaus stärker und geschickter als Andrej erweist. Doch Abu Dun traut seinen Augen kaum: Gerade hat er doch dem Eindringling das Rückgrat gebrochen – und dann steht der Kerl wieder auf, als wäre nichts gewesen! Was für ein Hexenmeister ist das?

Schon zittert Andrejs Schwert an Abu Duns Hals. Der Fremde will die Gefangenen an Land bringen und freilassen, aber Abu Dun warnt ihn vor diesem Plan, denn Türken und die Stämme des Deltas würden die Fremden niedermachen. Deshalb hat er ja in der Mitte des Flusses geankert und nicht am Ufer. Da bringen Abu Duns Krieger den eingefangenen Frederic, doch der Kapitän befiehlt, den Jungen freizulassen. Er will Andrejs Vertrauen erschleichen. Kaum hat Andrej Abu Duns Fesseln durchschnitten, schlägt dieser ihn nieder und lässt beide einsperren. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Abu Dun bietet Andrej weitere Deals an, so etwa Partnerschaft, sofern ihm Andrej ihm nur seine Geheimnisse als Hexenmeister verrät. Andrej vertraut Frederic an, dass man Vampire wie sie auf drei Arten töten könne, und der Inquisitor Domenicus kenne sie alle. Man muss einem Vampir den Kopf abschlagen, das Herz herausschneiden oder ihn verbrennen. Aber Frederic wird sich hüten, dieses Wissen an Abu Dun zu verraten.

|Feindlicher Angriff|

Abu Dun weckt seine Gefangenen, weil er im Nebel des Morgens ein anderes Schiff erspäht zu haben glaubt. Da hallt bereits ein Schuss über den Fluss, ein Einschlag folgt. Offenbar hat den Inquisitor sie gefunden. Wenig später kommt ein weiteres Schiff in Sicht, diesmal ein Kriegsschiff. Der Drache auf dem Hauptsegel kennzeichnet es als Schiff des Drachenritterordens. Sie hören, wie der Inquisitor die Ritter des Drachenschiffes zum Angriff auf Abu Duns Schiff auffordert: „Verbrennt alle Hexen!“

Eine Kanone feuert Griechisches Feuer (Naphta usw.) auf Abu Duns Schiff. Das unlöschbare Feuer setzt es sofort in Brand. Andrej zerrt Frederic von den Sklavenquartieren fort und wirft ihn ins Wasser: „Schwimm!“ Unterwegs zum Ufer rettet Andrej einen Ohnmächtigen, der sich als Abu Dun herausstellt. Hilflos müssen die drei mit ansehen, wie das Schiff mitsamt den hundert Gefangenen verbrennt. Frederic schwört dem Roten Ritter des Drachenschiffs Rache für diesen Massenmord und Andrej richtet seinen Hass auf den Inquisitor.

|Vampire|

Sie verlassen das Flussufer gemeinsam, denn der Kapitän erklärt, den beiden bei der Ausführung ihrer Rachepläne helfen zu wollen. In einem Versteck warten sie, bis der Feind abgezogen ist, dann holt Abu Dun Säckchen seines Goldes aus dem versenkten Schiff. Damit können sie es bis Transsylvanien schaffen, wo der Drachenorden seinen Hauptsitz haben soll.

Im Wirtshaus der nächsten Stadt hören sie, dass ein vermisstes Mädchen ermordet aufgefunden worden sei. Es sei regelrecht zerfleischt worden. Da fällt Andrej der Hase ein, den sie im Wald gefunden haben: ebenfalls zerfleischt, und das Blut war ihm ausgesaugt worden. Möglicherweise sind in dieser Gegend Vampire unterwegs …

_Mein Eindruck_

Die weiteren Abenteuer führen sie in die Burg von Vlad Tepes, eine historische Figur, die sich in den Türkenkriegen wegen ihrer bevorzugten Hinrichtungsmethode den Beinamen „Der Pfähler“ erwarb. Außerdem ist er mit dem Namen Dracul bekannt, also der Ursprung der Dracula-Legende. Doch wie er zu diesem Beinamen gekommen ist, kann man nur aus seiner Mitgliedschaft im Ordo Draconis, dem Orden der Drachenritter, ableiten.

|Ordensritter|

Dracul trägt eine blutrote Rüstung und ist praktisch unbesiegbar, denn er verfügt wie alle Ordensritter über übermenschliche Kräfte – die ebenfalls nicht erklärt werden. Doch es scheint einen Zusammenhang zwischen Vampiren und Ordensrittern zu geben. Im Dienste der Kirche und heiligen Inquisition verfolgen Ordensritter „gottlose Hexenwesen“ wie die Bewohner des Borsatals ebenso wie ausgewiesene Unsterbliche wie Andrej und Frederic. Mit jedem Band der Serie enthüllt der Autor mehr über diesen Zusammenhang.

|Übermensch|

Andrej ist ein Übermensch, so viel dürfte klar sein. Und weil das so ist, hat er alle Hände voll zu tun, die Mächtigen der Welt, wie etwa Abu Dun und Vlad Tepes, davon abzuhalten, ihm sein „Geheimnis“ abzukaufen. Sie bieten ihm alles mögliche an: Partnerschaft, Bündnisse, Frauen (darunter Andrejs Maria) und weltliche Güter. Das Dumme ist natürlich, dass Andrej nicht seine Gene verkaufen kann: Er wurde als Unsterblicher geboren. Aber er kann die Klappe darüber halten, wie es ist, ein Unsterblicher zu sein und wie man ihn töten kann.

Leider hat Frederic diese Zurückhaltung und Skrupel nicht. Weil er hofft, dass Vlad ihm hilft, sich an Domenicus zu rächen, verrät er ihm seine Geheimnisse – unter der Folter. Denn Vlad will wesentlich mehr als nur Worte: Er will unsterblich werden. Dann kann er nicht nur seinen Lastern länger frönen, sondern auch der türkischen Invasion die Stirn bieten, an der Seite der Ordensritter.

|Dracul|

Vlad ist ein faszinierender Charakter, der diesen Band fast völlig beherrscht. Er ist listig, verschlagen und sehr überzeugend. Zunächst gelingt es ihm, Andrej über seine Identität zu täuschen, bis es für diesen zu spät ist und er in der Falle sitzt. Dann will er ihn auf seine Seite ziehen, um an seine Geheimnisse zu gelangen. Schließlich sinnt er darauf, Andrej auszuschalten – in einem Zweikampf gegen einen Ordensritter. Vlad würde von einer Niederlage Andrejs profitieren, denn der Ordensritter würde sich Andrejs Kräfte aneignen.

|Krafttransfer|

Diese Übertragung von Lebenskraft ist aus allen Vapirlegenden sattsam bekannt. Da heißt es dann meist, beim Bluttrinken werde einerseits der Vampirvirus übertragen, andererseits liefere aber das getrunkene Blut des Opfers dem Vampir neue Kraft. (Die Logik dahinter ist schon eine ganz spezielle, nicht wahr?) Wie auch immer, die Übertragung, wie der Autor sie hier interpretiert, betrifft nicht nur die Lebenskraft, sondern auch – man höre und staune – die biologischen Eigenschaften des Opfers. Deshalb ist Andrej auf einmal verblüfft, wie gut er nachts sehen kann und wie scharf sein Gehör ist, fast wie bei einem Wolf. Das macht er sich gleich für einen Einbruch in Vlads Burg zunutze.

|Sex|

Anstatt jedoch geil zu werden wie beispielsweise Anne Rices Vampirlover reißt sich Andrej mehrmals am Riemen, um nicht über Frauen und andere Menschen herzufallen. Er ist eben ein guter, ein jugendfreier Vampir. Das erinnert mich an die zwei Hammerhaie in „Findet Nemo“, die dem Verspeisen unschuldiger Fischlein abgeschworen haben, weil das inhuman wäre. Nun, Vlad Dracul kennt solche Skrupel nicht, als er Maria, Andrejs Freundin, bei sich in der Burg aufnimmt. Als Andrej sie befreit, ist klar, dass Vlad ihr etwas Schlimmes angetan hat. Und danach zu urteilen, dass sie halbnackt in Vlads Bett liegt, kann das nur eines sein.

Wäre dies ein Hollywood-Schmachtfetzen, dürfte man darauf hoffen, dass sich Jungfer Maria an die Brust ihres Helden wirft – o ja, das tut sie auch – und ihm ihre unverbrüchliche Treue schwört – was sie leider unterlässt. Als sie sich auch noch herablässt, sich ihm anzubieten, sollte er sie aus diesem Schlamassel herausbringen, ist sie vollends bei ihm unten durch. Andrej ist eben ein ungewöhnlicher Übermensch. Offensichtlich braucht er eine Übermenschin als Gefährtin.

|Der Sprecher|

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe von |Lübbe Audio| öfters auftauchen. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

Dietmar Wunder verfügt über eine erstaunliche flexible Stimme, die es ihm erlaubt, verschiedene Figuren auf unterscheidbare Weise zu charakterisieren. Während Andreij das männliche „Normalmaß“ als tiefe Tonlage aufweist, spricht Frederic, weil viel jünger, auch mit einer viel helleren Stimme. Vlad Tepes, der Drachenritter, hingegen wirkt mit seiner sehr tiefen Stimme vom ersten Satz an bedrohlich und furchteinflößend. Diese Wirkung erweist sich als begründet.

Maria, die Schwester des Inquisitors, ist die einzige weibliche Figur im ganzen Roman, was geradezu ein Kunststück ist. So wirkt sie als Alibifrau, als Feigenblatt. Sie erklingt mit einer höheren Stimme als Andreij. Natürlich stellt sie den „love interest“ des Helden dar und bringt ihn schwer in die Bredouille: Er hat sie aus den Klauen des verruchten Dracul zu befreien, das versteht sich ja von selbst.

Ziemlich schön fand ich, dass der Sprecher auch die Situationen gekonnt gestaltet. Wenn jemand besoffen, ist, na, dann lallt und nuschelt die Figur eben. Wenn er oder sie bestürzt ist, dann ruft er oder sie, und wenn jemand in Rage gebracht worden, dann brüllt derjenige, so etwa Andrej, der Tepes herausfordert.

Alles in allem garantiert der Sprecher damit eine ziemlich mitreißende Handlung, die keinen Zuhörer kaltlässt. Blöd waren nur die langen Dialoge zwischen Andreij und seinen Kontrahenten, darunter Abu Dun und Vlad Tepes. Sie sind allzu oft lediglich Schlagabtausch, statt Informationen zu liefern. Wenigstens gewähren sie Einblicke in die psychologischen Motivationen der Hauptfiguren.

|Musik und Geräusche|

Viele Geräusche sind zu hören, aber alle nur sehr gedämpft im Hintergrund, sei es nun Hufgetrappel, Flammenprasseln, Menschengeschrei, Schwerterklirren oder dergleichen. Immerhin findet eine veritable Schlacht statt, neben mehreren Scharmützeln. Dieses zurückhaltende Gestaltungsprinzip gilt für alle Geräusche, insbesondere für die Kämpfe. Man darf sich also keinen Film-Sound darunter vorstellen.

Die Musik tut ebenfalls wenig, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Je nachdem, ob es auf Dramatik oder Ruhe ankommt, ist der Rhythmus schnell oder langsam. Wiederholt ist der unheilvolle Klang von tiefen Trommeln zu vernehmen, und auch das Outro wird damit bestritten. Des Weiteren gibt es diverse Soundeffekte, die die Trommeln an anderen Stellen ergänzen, so etwa ziemlich tiefe Bässe.

_Unterm Strich_

Die inszenierte Lesung ist wesentlich kürzer und unterhaltsamer als die bisher erhältliche 6-CD-Lesung des Autors selbst. Mit 266 Minuten ist sie sogar noch einmal knapp 35 Minuten kürzer als das erste Hörbuch dieser Reihe. Die Streichungen finde ich jedoch positiv, denn dadurch fallen die langen Dialoge weg, die mich im ersten Teil derartig genervt haben, dass ich einfach weghörte – nie ein gutes Zeichen bei einem HÖR-Buch. Diesmal jedoch sind die Dialoge erträglich kurz, selbst wenn sich Vlad Tepes und Andrej mal wieder ihre unterschiedlichen Ansichten um die Ohren hauen. Manchmal kommen hier auch psychologische Aspekte zum Tragen. Darf ja auch mal sein.

„Der Vampyr“ bietet eine durchgängig actionreich und spannend aufgebaute Handlung, die in regelmäßigen Abständen eine Action- oder Liebesszene vorzuweisen hat, die mit dem langen Finale ihren würdigen Abschluss findet. Das sorgt für gute Unterhaltung. Die Story selbst ist allerdings nicht gerade neu, kennt man doch langlebige Vampire schon zur Genüge aus Anne Rices saftigen Schinken. Doch diesmal haben wir es nicht erotischen Verführern zu tun, sondern mit deren jugendfreier Version, und müssen uns mit hasserfüllten Jünglingen und hinterhältigen Fürsten wie Vlad Tepes herumschlagen. Über Inquisitoren hat Hohlbein ebenfalls schon geschrieben – er bleibt sozusagen bei Schusters Leisten.

|Das Hörbuch|

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die ziemlich actionreiche Handlung wirklich Spaß macht und den Hörer mit Dramatik, Mystery und Romantik unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

|266 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3667-8|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.hohlbein.net

Hohlbein, Wolfgang – Raven – Das Schwert des Bösen

_Wildwest-Kasperletheater nach Highlander-Art_

König Artus‘ Schwert Excalibur wird von Professor Jacob Biggs aus seinem nassen Grab geborgen. Er weiß, dass dieses magische Schwert nie im Sinne von egoistischer Machtausaübung gebraucht werden darf, sondern nur für das Gute. Doch für seinen Sohn Lance (für Lancelot) zählt nur Geld, denn er muss seine Spielschulden bei einem Gangster begleichen. Was bedeutet ihm da schon die geheime Kraft eines alten Eisens? Doch der Geist, der das Schwert erfüllt, übernimmt ihn: In Trance macht er sich auf, um seine Feinde zu vernichten … Ob Privatdetektiv Raven ihn wohl stoppen kann?

„Das Schwert des Bösen“ ist der zweite Teil der im |Bastei|-Verlag anno 2003 erschienenen Heftromanserie „Raven“.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006; es folgen unter den neuen deutschen Autoren Peter Berling mit 2 Millionen, Andreas Eschbach mit 1,7 und Kai Meyer mit 1,5 Millionen). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

_Der Sprecher_

David Nathan, geboren 1971 in Berlin, gilt laut Verlag als einer der besten Synchronsprecher Deutschlands. Er leiht seine Stimme Darstellern wie Johnny Depp, Christian Bale und Leonardo DiCaprio. Er hat beispielsweise das Hörbuch [„The Green Mile“ 1857 von Stephen King ausgezeichnet gestaltet.

Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme leitete Klaus Trapp, die musikalischen Motive trugen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel bei. Der Text wurde von Katia Semprich gekürzt.

_Handlung_

|PROLOG.| Sir Lancelot du Lac steht auf einer Klippe über dem Meer und fühlt sich alt und verbittert. Alle Ritter der Tafelrunde sind tot, er ist der letzte, Artus’ Traum ist zu Ende. In Sir Lancelots Hand befindet sich Excalibur, jenes magische Schwert, welches der junge Artus einst von der Herrin vom See erhielt (und das häufig mit dem Schwert, das er aus dem Stein zog, verwechselt wird). In den richtigen Händen kann das Schwert Wunder wirken, doch in den falschen wird es zum Fluch. Lancelot hat damit bereits einen Menschen getötet. Nun hält er sein Versprechen, das er Artus gegeben hat, und wirft er es ins Meer hinab.

|Haupthandlung. Die Gegenwart.|

Lance, 29, lenkt das Boot seines Vaters, des Archäologieprofessors Jason Biggs, an die Küstenfelsen. Biggs gibt seinem Sohn 2500 Pfund, um die Arbeiter damit auszuzahlen, doch Lance braucht wegen seiner Spielschulden beim Pokerkönig Thompson noch 1500 Pfund mehr. Biggs aber ist pleite: Er hat sein Vermögen in die Suche nach Artus’ Schwert gesteckt. Lance ist sauer, muss sich aber damit zufrieden geben. Thompson jedoch ist mit der mickrigen Anzahlung keineswegs zufrieden und verlangt noch einmal 4000 Mäuse. Und wenn Lance nicht klein beigibt, so sollte er sich um seine Gesundheit Sorgen machen. Als Thompsons Schläger ihn zu Kleinholz verarbeiten wollen, wehrt er sich, verletzt einen von ihnen und haut ab.

Bei seinem Vater erlebt er eine Überraschung: Er hat Excalibur gefunden! Was für ein Schwert: Es zeigt überhaupt keine Rostflecken und als Biggs damit eine Marmorbüste zerschlägt, geht das mühelos wie Brotschneiden. Die Klinge singt in einem hohen Ton. Es ist unbezahlbar. Biggs wirft es seinem Sohn, der ihm seine Schwierigkeiten gebeichtet hat, vor die Füße und sagt: „Mach es zu Geld!“ Wenigstens dafür sollte der Grips des ungeratenen Sprösslings reichen.

Doch da stürmt Thompson mit seinen Schlägern herein: Er will nicht mehr nur 4000 Mäuse, sondern 10.000 Pfund, denn schließlich hat Lance ja auch einen Mann verletzt. Während einer der Kerle seinen Vater umstößt, packt Lance den Griff Excaliburs und wird sogleich von einer Art Wahn ergriffen. Er schwingt es, um die Feinde zu erschlagen. Da trifft ihn ein Schuss …

Inspektor Cart von Scotland Yard ruft den stets in Geldnöten steckenden Privatdetektiv Raven an. Es ist zwei Uhr morgens, aber Raven ist jeder Auftrag recht, und so schwingt er sich ohne zu fragen in seinen roten (gepfändeten) Maserati und prescht damit zum Tatort: der Villa von Professor Biggs. Cart setzt ihn ins Bild. Zwei Leichen schmücken den Boden des Wohnzimmers auf unziemliche Weise – zwei von Thompsons Leuten. Lance Biggs, der frischgebackene Schwertkämpfer, werde gerade operiert. Prof. Biggs, der am Boden liegt, warnt Raven eindringlich vor dem Fluch des Schwertes. Lance habe es missbraucht und damit einen Geist freigesetzt. Er nennt Raven später zwei Beschwörungsformeln, die den Fluch bannen.

Um Mitternacht taucht der frisch operierte Lance Biggs, nur in sein Nachthemd gewandet, in der Asservatenkammer von Scotland Yard auf und verlangt sein Schwert zurück. Der Nachtwächter Steve Craddock ist jedoch der Ansicht, dass kein käsiger Typ im Nachthemd Anspruch auf ein Beweisstück erheben darf. Diesen Widerstand bezahlt er mit seinem Leben.

Nun ist für Sir Lancelot du Lac der Weg frei, seine Rache an Thompson und allen anderen Feinden zu vollziehen. Und wehe dem, der sich ihm in den Weg stellt …

_Mein Eindruck_

Besessenheit durch den Geist einer längst verstorbenen Gestalt ist eines der Standardmotive des Horrorgenres. Ob das nun König Artus, einer seiner Ritter oder irgendein Beserker von den Äußeren Hebriden – vorzugsweise ein Conan-Verschnitt – ist, so hat doch stets der darunter Leidende plötzlich einen entsprechend veränderten Charakter und stellt somit eine Gefahr für seine Umgebung dar. Seltsamerweise sind in den seltensten Fällen von dieser Übernahme aus der Vergangenheit Frauen betroffen, obwohl es sie genauso treffen könnte.

Das liegt vielleicht an dem Instrument der Übernahme. Es muss ein Werkzeug und Symbol der Macht sein, und die sind nun einmal in den Genres meist männlich definiert. (Was ja nun auch ungerecht ist, aber so sind die Genres nun mal: Wer gegen diese Regeln verstößt, hat keinen Erfolg und wird schon bald vergessen. Es sei denn, die Autorin ist derartig gut, dass sie zum Klassiker wird, so geschah es mit C. L. Moore und Leigh Brackett – löbliche Ausnahmen, die leider nur noch Experten bekannt sind.)

Das Symbol und Instrument der Macht ist im Falle von „Schwert des Bösen“ Excalibur. Artus erhielt es von der Herrin vom See als Zeichen seiner Stärke, Unverwundbarkeit und Souveränität (Herrschaftsanspruch) über das Land. Wichtiger noch war jedoch die Schwertscheide, und nachdem Morgan le Fay sie ihm gestohlen hatte, sank Artus’ Stern. Die Sagen verraten uns auch, was aus dem Schwert wurde: Sir Bedivere warf es in einen See und eine Hand fing es auf, die es mit ins Wasser nahm. Es war die Hand der Herrin vom See.

Das Schwert von Lancelot Biggs (ein Insider-Witz, denn es gibt einen humoristischen SF-Roman namens „Lancelot Biggs’ Weltraumfahrten“) hingegen ist ein Schwert, das sowohl zum Guten wie zum Bösen eingesetzt werden kann. Denn es liegt ein Fluch darauf, und das ist nun ein ganz neuer Aspekt: Wer hat es verflucht, warum und wozu? Wir erfahren es nicht. Das ist ziemlich unbefriedigend, denn es lässt die ganze nachfolgende Metzelei als reines Kasperletheater erscheinen, das lediglich der Show dient.

Der arme Lance Biggs kann nichts dafür, dass er besessen ist, und wirkt daher wie eine Marionette an den Fäden eines Puppenspielers aus längst vergangener Zeit. Da wir dessen Identität jedoch als Lancelot du Lac präsentiert bekommen, müssten wir nun den Ritter als Zauberer ansehen – eine Charakterzeichnung, die sich mit keiner der Legenden und Sagen deckt. Wie man es auch dreht und wendet: Diese Story ist lediglich Show um ihrer selbst willen.

Und diese Story heißt: „Highlander“! Wieder mal wird ein Schwertkämpfer gegen die Bösen gestellt, aber diesmal geht es nicht um die Oberherrschaft unter Unsterblichen, sondern lediglich um einen Wahn: Der wiedergeborene Lancelot du Lac will offenbar England verteidigen. Er hinterlässt bei seinem Verschwinden das in den Stein gestoßene Schwert – und das ist ein weiterer Hinweis auf die Vermischung aller Fakten um Excalibur: Es ist eben nicht das Schwert im Stein, das Artus herauszog und das ihn zum König machte, sondern etwas ganz anderes. Aber das kümmert den Autor natürlich nicht, denn ihm geht es nur um die Schauwirkung.

|Genrefigur|

Die Nähe von Ravens Figur zu Hohlbeins Lovecraft-Geschichten um den Hexer Robert Craven ist unverkennbar. Darauf weist auch die Namenswahl für den Serienhelden RAVEN hin. Dass er keinen Vornamen hat, muss uns nicht wundern, denn er teilt dieses Schicksal mit vielen Comicfiguren. (Dass es neben dem Heftroman auch bald mal einen Comic geben dürfte, ist wohl ebenso unausweichlich.) Dass er aber mit Verlobter, seiner früheren Sekretärin Janice, und einem Maserati als Einsatzfahrzeug ausgestattet ist, widerspricht dem Fantasy-Genre und rückt die Figur in die Nähe von James Bond, welcher ja bekanntlich die Marken Aston Martin und BMW bevorzugt.

_Der Sprecher_

David Nathan stellt wieder einmal seine Meisterschaft beim Vortragen unheimlicher Texte unter Beweis. Es ist nicht nur seine Flexibilität in Tonhöhe und Lautstärke: Er flüstert und krächzt, dass für Abwechslung gesorgt ist. Aber sein eigentlich effektvoller Kniff ist die winzige Verzögerungspause vor einem wichtigen Wort. Der Eindruck entsteht, als gebe es einen Zweifel an diesem Wort und als zöge dieser Zweifel ein gewisses Grauen nach sich oder leite sich daraus ab.

Es gibt zwar keine Geräusche, aber doch ein wenig Musik. Diese wird als Intro und Extro hörbar. Wie es sich gehört, stimmt sie den Hörer auf die unheimlich-angespannte Atmosphäre der Geschichte ein.

_Unterm Strich_

Diese Raven-Episode macht die Methode Hohlbeins mehr als deutlich: Ausbeutung aller verfügbaren Mythen, Legenden und Sagen ohne Rücksicht auf deren inneren Zusammenhang oder äußeren Kontext. Hauptsache, der Showeffekt wirkt aufs Publikum und verkauft sich gut. Man könnte es auch Postmoderne nennen, aber dann müsste die Story auf ihre Quellen verweisen und ihren Storycharakter offenlegen. Das geschieht aber in keiner Weise. Und so ergibt die Story lediglich Wildwest-Kasperletheater, zubereitet nach „Highlander“-Art. Wohl bekomm’s!

David Nathan macht die doch recht seltsam anmutende Geschichte zu einem packenden Erlebnis. Die Musik von Horst-Günter Hank und Dennis Kassel stimmt den Zuhörer schon mal auf Grusel und Action ein.

|70 Minuten auf 1 CD|
http://www.luebbe-audio.de

Hohlbein, Wolfgang – Nemesis 2 – Geisterstunde

_Nemesis: Die Rache des Lebensborns_

Der exzentrische Multimillionär von Thum hat drei Männer und drei Frauen auf die Burg Crailsfelden eingeladen. Zwei von ihnen sollen sein Millionenerbe antreten. Nichts verbindet die Eingeladenen, außer dass ihre Eltern irgendwann gemeinsam mit von Thum ein Internat in Crailsfelden besucht haben.

In der Nacht ihrer Ankunft sind bereits drei von ihnen auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Kein Wunder, dass die Überlebenden einander misstrauen. Ihr Gastgeber ist verschwunden, und in den dunkelsten Nachtstunden sind sie allein mit ihren Ängsten und der Gewissheit, dass in den Mauern der Burg der Tod umgeht.

Der Gastgeber ist in einem Brunnenschacht verschwunden – ein tödlicher Unfall? Ein Entkommen wird vereitelt – Zufall? Angst und Argwohn machen sich breit, und selbst die eher Friedfertigen entdecken an sich plötzlich eine Tendenz zur Gewaltbereitschaft.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: acht Millionen Bücher). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

_Der Sprecher_

Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er vor allem aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.

Regie führte Lutz Schäfer, der Tonmeister war Heiko Schlachter. Die Aufnahme fand im Juli 2006 bei Kino-im-Kopf-Produktion, Augsburg, statt (toller Name!).

Das Titelbild entspricht dem der Buchausgabe beim |Ullstein|-Verlag.

_Vorgeschichte_

Sechs potenzielle Erben werden auf Burg Crailsfelden eingeladen, doch die Umgebung ist der Gesundheit nicht sonderlich zuträglich. Erst haben alle sechs den gleichen üblen Albtraum, dann verschwindet der Gastgeber auf rätselhafte Weise in einem Brunnenschacht. Ein erster Fluchtversuch mit einem Auto scheitert auf spektakuläre Weise.

_Handlung_

Ellen, die Ärztin, flickt Frank, den Ich-Erzähler mit den Halluzinationen, in einer Notoperation zusammen. Dass auch Ed, der Fahrer, überlebt hat, grenzt an „göttliche Fügung“, wie Ellen sagt. Frank wundert sich, denn er hatte genau gesehen, wie Ed getötet wurde. Noch eine Halluzination? Wo ist er hier nur hineingeraten?

Da nun klar ist, dass die Burg eine Todesfalle ist, müssen sie dringend einen anderen Ausgang suchen. Wer wüsste besser über dieses Gemäuer Bescheid als Karl, der Wirt, der hier oben auch als Hausmeister arbeitet? Doch der alte Hippie lügt das Blaue vom Himmel, als er ihnen etwas darüber erzählen soll. Sie nehmen ihn mit in den Keller. Zu ihrem Erstaunen funktioniert die Elektrizität hier unten ausgezeichnet. Tatsächlich scheinen die Gänge kürzlich renoviert worden zu sein.

In den mittelalterlichen Säulengängen sind nicht nur Kerkerzellen zu besichtigen. Hinter einem Kanisterstapel entdeckt der scharfsinnige Stefan auch einen geheimen Raum. Hier finden sich nicht nur ein Dolch der Napola (einer nationalsozialistischen politischen Anstalt), sondern auch Zeitungsartikel über Nazigold. War unser braver Hausmeister hinter diesem Zeug her? Er erzählt, im Dritten Reich seien in der Burg nicht nur Nazis untergebracht gewesen, sondern auch ein Kinderheim und eine Klinik, wo Frauen uneheliche Kinder zur Welt bringen konnten.

Frank hat nicht nur seinen Albtraum mit der mysteriösen „Miriam“ wieder, sondern auch eine halbbewusste Erinnerung, der er nun folgt. Er fühlt sich, als sei er vor langer Zeit schon einmal in dieser Burg gewesen, vielleicht im Internat? Seine einsame Suche führt ihn ins Rektorzimmer, zum Schreibtisch und zu einem Geheimfach. Ein stechender Kopfschmerz streckt ihn nieder, und die Fotos, die er gefunden hat, sind bei seinem Erwachen verändert. Sie tragen nun Kringel, die bestimmte Köpfe bezeichnen.

Als Judith ihn findet, kehrt er zu den anderen zurück und fragt Maria Gärtner wegen der Fotos, denn sie stammt aus dem Dorf Crailsfelden. Nun, sagt sie, eines steht fest: Die sonderbaren Runen auf den Fahnen dieser Pfadfinder sind keine Hakenkreuze. Es sind die Runen, die für den Lebensborn reserviert waren. Der „Lebensborn“ war eine reichsweite Organisation, in der SS-Angehörige und andere „rassische Eliteangehörige“ mit ausgewählten Frauen Kinder zeugen konnten, um die arische Rasse zu verbessern und ihren Fortbestand zu sichern. Eine Zuchtanstalt. Mit allen möglichen Gerüchten, die sich darum ranken.

Aber eigentlich kann das nicht sein, denn das Auto, vor dem die Pfadfinder stehen, wurde erst ab 1953 gebaut …

_Mein Eindruck_

Allmählich wird den in der Burg eingeschlossenen Besuchern klar, dass nicht nur dieser Ort, sondern auch sie selbst ein Geheimnis bergen, dessen Schleier früher oder später gelüftet werden muss. Leider weigern sie sich, darüber zu reflektieren, was auf sie zukommt (oder diese Passagen wurden gekürzt), weshalb sie weiterhin blindlings in die nächste Kalamität taumeln.

Offenbar hindert eine dunkle Macht, die über Feldermäuse und / oder Vampire gebietet und im alten Turm haust, die Eindringlinge an der Flucht. Und zwar mit allen Mitteln. Es gibt kein Entrinnen. Also müssen sie in die Gewölbe vordringen, um einen verborgenen Ausgang zu finden. Das bedeutet mehr Entdeckungen: über die Geschichte des Ortes und seine antisemitische Schuldlast. Wie schon in der Rezension zu Episode 1 festgestellt, könnte es sich dabei nicht nur um mittelalterliche Pogrome handeln, sondern auch um neuzeitliche, unter den Nazis, die die Burg nutzten und ausbauten. Wen kümmert schon eventuell hier verstecktes Nazigold, wenn das Wissen um die Vorgänge in dieser Burg noch wesentlich wertvoller – und explosiver – sein kann?

Der Hinweis auf Menschenzüchtung in einer Ordensburg der SS, die in Crailsfelden einen Lebenborn-Hort einrichtete, deutet bereits in die richtige Richtung. Doch die unfreiwilligen Gäste haben – noch – nicht den Mut, diesem Hinweis bis zur letzten Konsequenz zu folgen. Sie weigern sich, in den Spiegel zu blicken. Stattdessen plagen sie sich mit einem weiteren fruchtlosen Fluchtversuch ab. Sie sollten sich ebenso darüber wundern, warum sie Gelüste verspüren, ihre Aggressionen an einem wehrlosen Opfer wie dem gefesselten Karl auszuleben.

Wie schon in Episode 1 sind die Hinweise, mit denen der Autor Spannung erzeugt, fein dosiert und führen nicht nur in eine, sondern in mehrere Richtungen. Die Figurenentwicklung kann man jedoch vergessen: Wann immer der Ich-Erzähler Frank einer wichtigen Entdeckung auf die Spur kommt, ereilt ihn entweder ein Blackout oder ein Albtraum. Kein Wunder, dass er sich gewissermaßen selbst Scheuklappen anlegt, um nicht über die Bedeutung seiner Entdeckung nachdenken zu müssen. Das ist seitens des Autors ein fieser Trick, um die Spannung und das Mysterium aufrechtzuerhalten. Man könnte es auch Seitenschinderei nennen.

_Der Sprecher_

Dem Sprecher gelingt es, die durch die Klischees vorgegebenen Figuren einigermaßen zum Leben zu erwecken. Stefan ist der verlässliche Hüne mit einem ebenso tiefen Organ wie der Wirt Karl. Ed nervt mit seiner meckernden Proletenstimme à la Martin Semmelrogge. Gero von Thun, der alte Bürohengst, hat eine gepresst klingende Stimme, die gut zu ihm passt. Frank selbst, der Ich-Erzähler, erklingt mit einer ganz normalen männlichen Stimme – allerdings allzu selten.

Interessanter sind die Frauen. Judith ist die schutzbedürftige junge Frau, kann aber durchaus auch zu einer Waffe greifen. Ellen, die kaltschnäuzige Ärztin, ist ihr genaues Gegenteil: eine kühle Managerin. Maria liegt irgendwo dazwischen und wirkt deshalb am glaubwürdigsten. Allerdings ist diese Tonhöhe durch die männlichen Stimmbänder des Sprechers etwas begrenzt. Rufus Beck könnte in dieser Hinsicht sehr viel mehr Eindruck hinterlassen.

Nicht zu vergessen die Kinder. Kinder?, wird sich der Leser nun fragen. Kinder treten doch gar nicht auf. Doch, tun sie, und zwar in den Albträumen, die Frank und die anderen immer wieder erleiden (geschickt bekommen?). Das Traum-Ich Franks rennt mit Miriam durch die brennende Stadt, verfolgt von Kindern. Deren Rufen und Drohen drückt der Sprecher sehr gut aus. Es klingt aber nicht so richtig bedrohlich.

Das Hörbuch verfügt weder über Geräusche noch über Musik, aber dafür ist es recht preisgünstig.

_Unterm Strich_

Neben vielfältigen Spekulationsgrundlagen wie etwa dem Nazigold – eine falsche Fährte, wenn es je eine gab – sollten sich die Figuren (und wir natürlich mit ihnen) darüber Gedanken machen, wer sie sind, woher sie kommen und warum sie deshalb ausgerechnet auf Burg Crailsfelden einbestellt wurden. Wer war dieser Klaus Sänger, Leiter und Mäzen eines Internats – Internats für welche Art von Kindern? Haben der Lebensborn und das arische Aussehen der Besucher (mit Ausnahme von Judith) etwas miteinander zu tun? Offenbar sind noch Rechnungen offen, aber mit wem?

Diese Fragen müssen in den verbleibenden Episoden beantwortet werden. Folglich bleibt die Serie spannend. Der Sprecher tut sein Bestes, die klischeehaften Figuren mit Leben zu erfüllen. Er unterstützt die Spannung und die Mystik ebenso wie den ironischen Humor, der hie und da durchblitzt. Fortsetzung folgt – hoffentlich zu einem ebenso günstigen Preis.

|Buchausgabe: Nemesis 2, 2004
155 Minuten auf 2 CDs|
http://www.HoerbucHHamburg.de

Hohlbein, Wolfgang – Nemesis 1 – Die Zeit vor Mitternacht

_Serienkost mit Mystery-Touch_

Der exzentrische Multimillionär von Thum hat drei Männer und drei Frauen auf die Burg Crailsfelden eingeladen. Zwei von ihnen sollen sein Millionenerbe antreten. Nichts verbindet die Eingeladenen, außer dass ihre Eltern irgendwann gemeinsam mit von Thum ein Internat in Crailsfelden besucht haben.

In der Nacht ihrer Ankunft sind bereits drei von ihnen auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Kein Wunder, dass die Überlebenden einander misstrauen. Ihr Gastgeber ist verschwunden, und in den dunkelsten Nachtstunden sind sie allein mit ihren Ängsten und der Gewissheit, dass in den Mauern der Burg der Tod umgeht.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 8 Millionen Bücher). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

_Der Sprecher_

Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er v.a. aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.

Regie führte Lutz Schäfer, der Tonmeister war Heiko Schlachter. Die Aufnahme fand im Juli 2006 bei Kino-im-Kopf-Produktion, Augsburg, statt (toller Name!).

Das Titelbild entspricht dem der Buchausgabe beim |Ullstein|-Verlag.

_Handlung_

Der Ich-Erzähler Frank Gorresberg hetzt mit ICE und Taxi in ein Provinzstädtchen namens Crailsfelden, als gelte es, einen Schatz zu heben. Tut es möglicherweise auch, denn ein Nachlassverwalter hat ihn angerufen, damit er und fünf weitere Personen sich im Ghasthof Taube einfinden. Er denkt, er ist bestimmt der Letzte, der eintrifft, aber das ist ein Irrtum: Nach ihm kommt noch eine Frau: Maria Gärtner. Die anderen Frauen heißen Ellen (schlank, rothaarig, kühl) und Judith (pummelig, lieb, schwarzhaarig), die Männer Ed (Cowboyhut, frech, Typ Martin Semmelrogge) und Stefan (Typ blonder Hüne). Alle außer Judith haben blaue Augen …

Der Wirt, ein Althippie namens Karl, zeigt ihnen den Weg in den Saal, wo der Anwalt Fleming junior sie bereits erwartet. Frank sieht, wie der Typ hinter seinem Laptop steht und sie beobachtet – auch durch seine Webcam. Da sieht Frank, wie Flemings Schädel plötzlich explodiert und sein Gesicht zerläuft. Doch nein, es ist nur Einbildung: Fleming liegt zwar am Boden, aber Ellen, die Ärztin, diagnostiziert nur ein Aneurysma, eine geplatzte Hirnader. Etwas scheint mit Franks Wahrnehmung nicht zu stimmen. Hängt dies mit den gestörten elektromagnetischen Schwingungen zusammen, die jeden Radio- und Mobilfunkempfang verhindern?

Bloß keine Bullen anrufen, warnt Ellen, die halten uns alle für verdächtig. Schließlich sollen wir alle was erben. Auch wieder wahr, muss Frank eingestehen. Karl, der Wirt, fährt alle in seinem klapprigen Landrover auf die Burg. Frank ist es keineswegs unangenehm, dass er bei der holprigen Fahrt mehrmals gegen die weiche Judith geworfen wird, die – wie schön für ihn! – keinen BH trägt.

Die Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert und beherbergte offenbar nicht nur Ritter und Mönche, sondern auch ein Internat. Das Gemäuer wirkt düster und verfallen, unheilvoll auf Frank. Hier heißt sie ihr Gastgeber Gero von Thun willkommen, der sich als Bürovorsteher der Kanzlei Fleming vorstellt: noch ein Aktenreiter. Ganz informell eröffnet von Thun, dass der vor 15 Jahren verstorbene Erblasser Klaus Sänger jedem der zwei Erben, die in Frage kommen, eine siebenstellige Summe vermachen würde. Die Bedingungen: Sie müssen miteinander verheiratet sein und ein gesundes Kind bekommen. Nach drei Jahren wird dann das Vermögen überschrieben, mit Ausnahme der beträchtlichen Immobilienwerte. Außerdem müssen sich die beiden Erben in „Sänger“ umbenennen und ihre Ehe darf keine Scheinehe sein. Eds Sarkasmus kennt keine Grenzen mehr.

Jeder Erbe in spe bekommt ein schäbiges Einzelzimmer im Obergeschoss. Judith verführt Frank mit Cola und Wodka, woraufhin Frank gerne als ihr Beschützer fungiert. Und es wird eine Menge Dinge geben, bei denen er sich bewähren kann …

Beide haben wie die anderen den gleichen Albtraum: Frank findet sich in einer alten Stadt – Crailsfelden? – auf der Flucht. Die Stadt brennt, und er hat ein Mädchen namens Miriam an der Hand. Sie schaut ihn vorwurfsvoll an, als wäre er an allem schuld. Kinder verfolgen die beiden, schreiend vor Hass. Miriams Haar brennt. Wurfgeschosse treffen sie. Da geraten sie in eine Sackgasse: Feuer und Verfolger kommen näher. Da öffnen sich die Tore zum Internat, die aussehen wie Fledermausflügel. Miriam wimmert, und eine weiße Gestalt taucht auf. Da erwacht Frank.

Er geht hinunter, um Judith zu suchen. In der Küche wird Kriegsrat gehalten, denn alle sind durch den Albtraum aufgewühlt, haben Kopfschmerzen und ein sonderbares Déjà-vu-Gefühl. In seiner Einbildung sieht Frank, wie sich eine Vampirfledermaus in Judiths Haar krallt und zu saugen beginnt … Er nennt sie „Miriam“. Wieso das denn?

Dann fällt ihre wichtigste Informationsquelle auf dem Hof des Internats in einen Schacht und verschwindet. Seltsam, der Schacht – ein Brunnen? ein Geheimgang? – war doch vorhin noch abgedeckt. Da nirgendwo ein Telefon zu entdecken ist und Handys keinen Netzempfang bekommen, muss jemand ins Dorf fahren, um Hilfe zu holen. Doch als ob sich die Burg selbst gegen sie verschworen hätte, wird auf grausige Weise auch aus diesem Vorhaben nichts.

_Mein Eindruck_

Die Ausgangslage für den Plot erinnert schwer an Agatha Christies Krimi „Zehn kleine Negerlein“. Einer nach dem anderen wird das Häuflein von sechs potenziellen Erben dezimiert, und dann kommen noch zwei Nebenfiguren (von Thun und Karl, der Hausmeister) hinzu. Da nur zwei Leutchen erben dürfen, ist die Dezimierung sozusagen ein zwangsläufiger Vorgang. Allerdings tauchen manche der Verschwundenen wieder aus der Versenkung auf, und da der Ich-Erzähler ein unverlässlicher Chronist ist, der unter Halluzinationen leidet, können wir uns des Spielstandes nie sicher sein. Raffiniert.

Doch was ist es, das das Häuflein der Erben pro Episode verringert? Die dunkle Bedrohung scheint etwas mit den Fledermäusen im alten, verschlossenen Turm zu tun zu haben. Dies ist meist eine psychologische Beeinflussung, aber in Episode 2 werden die Fledermäuse selbst ganz schön zudringlich. Es gibt kein Entkommen.

Das alles reicht noch nicht für den Fortgang einer interessanten Handlung, denn noch fehlt das Rätsel der Vergangenheit. Und wenn man schon in einer alten Burg einquartiert ist, dann braucht man sich über das Auftauchen von jeder Menge Vergangenheit nicht zu wundern. Die Albträume über die brennende Stadt, die wohl Crailsfelden ist, liefern einen ersten Hinweis darauf, dass hier früher mal Gewalt herrschte. Frank erinnert sich, dass das Mädchen an seiner Seite Miriam heißt – und er nennt Judith ebenfalls Miriam. Miriam ist ein hebräischer Name, eine andere Form von „Maria“ („die von Gott Geliebte“). Wenn Miriam eine Jüdin war, handelt es sich vielleicht bei der Verfolgung um ein Pogrom im Mittelalter. Das muss sich noch erweisen. Dass es um Antisemitismus geht, wird die zweite Episode bestätigen.

Möglicherweise ist da noch eine Rechnung offen. Und die bekommen die Protagonisten, die alle aus ihrem Alltag gerissen wurden, nun vorgelegt. Sie stehen stellvertretend für uns, die wir durch unseren Alltag hetzen. Allerdings sind die Erben auch etwas Besonderes, das sie auszeichnet: Sie alle haben blondes Haar (Ellens rote Haare sind gefärbt) und himmelblaue Augen. Das heißt, alle außer Judith …

_Der Sprecher_

Dem Sprecher gelingt es, die durch die Klischees vorgegebenen Figuren einigermaßen zum Leben zu erwecken. Stefan ist der verlässliche Hüne mit einem ebenso tiefen Organ wie der Wirt Karl. Ed nervt mit seiner meckernden Proletenstimme à la Martin Semmelrogge. Gero von Thun, der alte Bürohengst, hat eine gepresst klingende Stimme, die gut zu ihm passt. Frank selbst, der Ich-Erzähler, erklingt mit einer ganz normalen männlichen Stimme – allerdings allzu selten.

Interessanter sind die Frauen. Judith ist die schutzbedürftige junge Frau, kann aber durchaus auch zu einer Waffe greifen. Ellen, die kaltschnäuzige Ärztin, ist ihr genaues Gegenteil: eine kühle Managerin. Maria liegt irgendwo dazwischen und wirkt deshalb am glaubwürdigsten. Allerdings ist diese Tonhöhe durch die männlichen Stimmbänder des Sprechers etwas begrenzt. Rufus Beck könnte in dieser Hinsicht sehr viel mehr Eindruck hinterlassen.

Nicht zu vergessen die Kinder. Kinder?, wird sich der Leser nun fragen. Kinder treten doch gar nicht auf. Doch, tun sie, und zwar in den Albträumen, die Frank und die Anderen immer wieder erleiden (geschickt bekommen?). Das Traum-Ich Franks rennt mir Miriam durch die brennende Stadt, verfolgt von Kindern. Deren Rufen und Drohen drückt der Sprecher sehr gut aus. Es klingt aber nicht so richtig bedrohlich.

Das Hörbuch verfügt weder über Geräusche noch über Musik, aber dafür ist es recht preisgünstig.

_Unterm Strich_

Wieder einmal legt Hohlbein eine durchdachte und routiniert inszenierte Mysteryserie vor, wie sie inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden sind. Es gibt jede Menge Rätsel und eine unsichere Wahrnehmung der Realität, um das Interesse wach zu halten. Wichtiger scheint mir aber das sich herausschälende Motiv des Antisemitismus zu sein, das sich in Episode 2 noch deutlicher zeigen wird.

Die Figuren sind zwar klischeehaft gezeichnet, aber alle sind – und das ist in einer Serie die Hauptsache – deutlich unterscheidbar. Die kühle Ellen, der kecke Ed, die ängstliche Judith, der hünenhafte Stefan, die zwielichtigen Nebenfiguren, die einiges zu verbergen haben – all dies verrät saubere Routinearbeit eines erfahrenen Erzählers. Das heißt nicht, dass sein Plot so überragend einfallsreich wäre. Die erste Episode dient nur als Exposition für das eigentliche Geschehen, daher ja auch der Titel „Die Zeit VOR Mitternacht“. Wer weiß, was die „Geisterstunde“ alles bringen mag. Dass die erste Episode mit einem Unglück endet, lässt den Hörer angespannt zurück. Denn schließlich will man unbedingt die Lösung des Rätsels erfahren. Das ist das Gesetz der Serie: Cliffhanger-Schlüsse wie dieser sind ein Muss.

|Buchausgabe: Nemesis 1, 2004
147 Minuten auf 2 CDs|
http://www.HoerbucHHamburg.de

Hohlbein, Wolfgang – Der Seelenfresser

_Hexer vs. Hexe: Showdown in Innsmouth_

Auch dies ist wieder eine Geschichte um den Hexer: Robert Craven. Diesmal trifft er auf den sympathischen Shannon, mit dem er sich schnell anfreundet. Er ahnt nicht, dass Necron, der erbittertste Gegner seines Vaters Andara, ihn geschickt hat. Und Shannons Auftrag lautet natürlich: Töte den Hexer!

Das Hörbuch ist mit Rockmusik der Band |Andara Project| angereichert. Es handelt sich aber nicht um ein Hörspiel. Das würde verteilte Rollen und eine Theaterdramaturgie erfordern.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Die Hörbücher aus der HEXER-Reihe:

1) Als der Meister starb
2) Auf der Spur des Hexers
3) Das Haus am Ende der Zeit
4) Tage des Wahnsinns
5) Der Seelenfresser

_Der Sprecher etc._

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis.

Der Text wurde von Albert Böhne bearbeitet, der auch als Regisseur, Tonmeister, Produzent, Komponist und Sänger fungierte.

Der Sprecher des Prologs ist Dirk Vogeley. Der Gesang stammt u. a. von Albert Böhne, Nicole Rau („Dark Fear“) und Steve Whalley („The Age of Damnation“). Die Band heißt |Andara Project|. Eine „Stimme“ stammt von Sabine Keller. Sie rezitiert „Touch my Heart“. Alle Angaben sind in der Jewel-Box auf den Einlegern zu finden.

Der Autor himself spricht Intro und Outro.

_Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

_PROLOG_

Eine ernste Stimme (Dirk Vogeley) klärt den Hörer darüber auf, was es mit den großen Alten auf sich hat und dass mit ihnen grundsätzlich nicht gut Kirschen essen ist. Vor Millionen von Jahren beherrschten sie die Erde, doch ihre Sklaven rebellierten. Die Großen Alten schlugen den Aufstand nieder, aber nur unter Opfern, denn sie weckten die Älteren Götter, die sie bekriegten. Die Älteren Götter verbannten die Großen Alten in die finstersten und ungemütlichsten Ecken des Universums, einer jedoch schlummert in der Tiefe der Ozeane, im vergessenen R’lyeh: Cthulhu!

Eine düstere Stimme prophezeit: „Doch das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass der Tod die Zeit besiegt.“

_Handlung_

Der „Hexer“ Robert Craven trifft in Arkham ein, der Stadt am Miskatonic River, in der die berühmt-berüchtigte Miskatonic Universität liegt. In ihr existiert eine Abschrift des verfluchten Buches „Necronomicon“, das vom verrückten Araber Al-Hazred geschrieben wurde. Es wundert nicht, dass hier alle möglichen übernatürlichen Vorkommnisse auftreten. Das Buch wird von vielen Magiergruppen begehrt.

Das Hotel, in dem Craven eincheckt, ist nicht ganz das, was es scheint. Als Craven seine magischen Schutzsteine auch im Badezimmer aufstellen will, fällt er in ein Loch! Nur ein Balken bewahrt ihn vor dem Absturz in die Tiefe. Dort lauert ein grässliches Wesen, das seine Tentakel nach ihm ausstreckt. Wenn ihn nicht der Fremde herausgezogen hätte, so hätten die Fangarme Craven sicherlich erwischt. Der Retter, der sich als Shannon vorstellt, schleudert einen der Schutzsteine in die Tiefe und das Monster weicht unter heftiger Gestankentwicklung zurück.

Shannon, der für einen Magier recht jung wirkt, holt Craven aus dieser Bruchbude heraus, um ihn in der Uni einzuquartieren. Doch dazu müssen sie erst einmal den Fluss überqueren. Craven gibt sich nicht zu erkennen und nennt sich Jeff Williams. Das erweist sich als klug, denn Shannon behauptet, ein Freund von Robert Craven zu sein und ihn zu erwarten. Weder das eine noch das andere trifft für Craven selbst zu.

Auf dem Fluss folgt ein erneuter Angriff auf Craven. Am Ufer erscheint ihm sein Vater, Roderick Andara. Als dieser den Magier Shannon umbringen will, fällt ihm Craven in den Arm. Auch wenn Shannon gekommen sei, um Craven zu töten und mächtiger sei als er. In der Uni gesteht ihm Shannon, dass er diesen Craven töten soll – für das, was er dem Ort Innsmouth angetan habe. Davon weiß Craven, der sich immer noch als Jeff Williams ausgibt, nichts. Hält Shannon Craven etwa für Roderick Andara?

Die Lösung des Rätsels und das Ende von Shannons Hass kann nur ein Besuch in Innsmouth erbringen. Doch dort lauern bereits zwei Erzfeinde Andaras: die Hexe Lissa, die Craven Freundin Priscilla in ihren Bann geschlagen hat, und ihre Kreatur, der Seelenfresser, ein unsichtbares Gespinst, das – na, was wohl? – Seelen raubt. Offensichtlich ist jetzt ein Showdown fällig …

_Mein Eindruck_

Dies ist nur das erste der beiden Abenteuer, die in dem vorliegenden Hörbuch versammelt sind. Wieder einmal jagen sich die unvermittelt – und allzu häufig auch unmotiviert – auftretenden Anschläge auf das kostbare Leben des magisch begabten Helden Robert Craven. Nichts ist, was es scheint, und die so genannte Realität ist nur Lug und Trug. Sogar von seinem besten Freund Howard (Ph. Lovecraft) tritt ein Doppelgänger auf, und von Priscilla – wir ahnen es schon – ist auch nichts Gutes zu erwarten. So bleibt es fesselnd bis zum überraschenden Schluss.

Dies hat jedoch mit echter Spannung herzlich wenig zu tun. Wie soll sich Spannung aufbauen, wenn der Held von einem Wechselfall in den anderen geworfen wird? Wir wissen ja, dass er wie ein Stehaufmännchen stets wieder auf die Beine kommen wird, damit die Abenteuerserie weitergehen kann.

Die Welt der Großen Alten, die Lovecraft so leidenschaftlich und mühevoll in seinen Erzählungen errichtet hat, dient lediglich als Folie für Cravens Abenteuer. Sogar der Ort Innsmouth, an dem sich eines von Lovecrafts gruseligsten Abenteuern abspielt [(„Der Schatten über Innsmouth“), 424 dient nur als Kulisse für den ersten Showdown. Dadurch gerät der Autor niemals in die Gefahrenzone des Plagiarismus, doch Lovecraft-Jünger werden nicht sonderlich entzückt sein, einen ihrer Lieblingsschauplätze so banal missbraucht zu sehen.

Na ja, dies ist nur eine Groschenheftserie, und auf diesem Niveau spielt sich die Handlung ab: Alle fünf Minuten ist ein „spannender“ Zwischenfall fällig, sonst würde der Hörer bzw. Leser ja die Leere unter den Figuren und Kulissen bemerken. Natürlich werden immer wieder Vorwände für die Überfälle angeführt – das „Necronomicon“ ist ein ebenso guter wie fiktiver Vorwand. Und damit alles schön geheimnisvoll und rätselhaft erscheint, bleiben am Schluss immer ein paar Phänomene unerklärt: Wieso taucht Andaras Geist ständig auf? Wie gelangte einer Attentäter durch die Kellerwand? Manchmal hat die Action auch etwas Komisches, so etwa dann, als der dem Attentäter folgende Craven hinter einer Tür nicht den Kellerraum, sondern die nächste Mauer vorfindet – und sich prompt eine dicke Beule einhandelt.

_Der Sprecher_

Der 68 Jahre alte Sprecher Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Der Seelenfresser“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an.

In eingeschränktem Maße kann er seine Stimme verstellen. Rowlf beispielsweise hat eine sehr tiefe Stimme, ganz im Gegensatz etwa zu der Hexe Lissa, die ihrem Klischee hundertprozentig entspricht, indem sie kreischt und krächzt. Den Vogel schießt der am Schluss auftretende Shoggothe auf, ein Protoplasmadämon, der Craven mit den hochgeistigen Worten „Du wirst sterben, Craven!“ anschnarrt. Hier klingt Hoppes Stimme, als wäre einer der höchst selten benutzten Klangfilter eingesetzt worden.

_Die Musik_

Das Hörbuch weist einen erstaunlich hohen Gehalt an Musik auf. Schon der Prolog weist Hintergrundmusik auf, dann folgt in der Pause ein längeres Stück professionell produzierten Mystic- oder Gothic Rocks. Später folgen auch Songs, gesungen von Steve Whalley und anderen (s.o.).

Über die Qualität von Songtexten auf Hörbüchern kann man sich streiten, so etwa über Kunzes Stück „Der weiße Rabe“ auf den Poe-Hörspielen |Lübbe|s. Bei Böhnes englischen Texten ist jedenfalls weitaus weniger zu verstehen, worum es geht. „Age of Damnation“ ist der lange Abspannsong (Outro), und der dürfte Gothic-Rock-Fans ansprechen. In der Mitte des Hörbuchs, zwischen erstem und zweitem Abenteuer, erklingt der Song „Dark Fear“, der mir Schauder über den Rücken jagte. Allerdings nicht wegen der Lyrics, sondern wegen des schauder- und stümperhaften Klangs und Gesangs. Ich würde der Sängerin empfehlen, noch viele Gesangsstunden zu nehmen. Leider ist auch der Sound der restlichen Musiker eher von einer Garagenband zu erwarten – ganz im Unterschied zu dem Stück „Age of Damnation“.

Ich empfand ansonsten die häufig in den dramatischen Szenen eingesetzte Hintergrundmusik nicht als aufdringlich oder gar störend, sondern vielmehr als passend. Allerdings fragt sich manchmal der Hörer, warum er die Musikstücke mitbezahlen soll, die doch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Laufzeit ausmachen – geschätzt etwa 20 Minuten Pausenmusik und Abspann. Immerhin teilen die Songs den langen Text deutlich auf.

_Unterm Strich_

„Der Seelenfresser“ richtet sich – wie die gesamte HEXER-Reihe – von seiner begrenzten Originalität und seinem einfachen Stil her an ein junges Publikum, das wohl vor allem männlich sein dürfte. Frauen kommen kaum vor, und wenn, dann entweder als Engel, Dämon oder Hexe. Diese jugendfreie Version von Weiblichkeit ist sicherlich ebenso legal wie klischeebehaftet, aber das ist ja nichts Neues.

Auch deswegen fühlte ich mich in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhundert zurückversetzt, als ich Cravens Abenteuern lauschte. Damals schrieb nicht nur Lovecraft seine besten Storys, sondern auch Schriftsteller wie Edgar Rice Burroughs, der Erfinder Tarzans, und Robert E. Howard, der Erfinder des Barbaren Conan – allesamt Jungenabenteuer, die für die Serienproduktion wie geschaffen waren. Und deshalb auch heute noch aufgelegt und verfilmt werden. Heute wie damals bieten sie Ablenkung durch gefahrlos genießbare Illusionen aus einer pubertären Märchenwelt.

Innrhalb der Hexer-Hörbuch-Serie ragt „Der Seelenfresser“ in keiner Weise heraus. Doch der Song „Dark Fear“ in der Mitte ist eindeutig ein qualitativer Tiefpunkt. Er wurde hörbar schlecht produziert. Der Sprecher Jürgen Hoppe macht im Zusammenspiel mit der Band |ANDARA Project| das Hörbuch beinahe zu einem Hörspiel, so spannend und eindrucksvoll weiß Hoppe die Szenen darzustellen. Wer also keinen hohen Ansprüche an Horrorliteratur stellt, wird mit diesem Hörbuch letzten Endes gut unterhalten werden. Es bietet eben Horror Marke Hohlbein, nicht zu wenig Erzählkunst, aber eben auch keineswegs zu viel.

|Originalausgabe: Der Seelenfresser, 1984
216 Minuten auf 3 CDs|
http://www.luebbe-audio.de

Hohlbein, Wolfgang – Anubis

_Auf Cthulhu-Jagd in Kaliforniens Untergrund_

Mogens VanAndt ist Professor für Archäologie an einer kleinen Provinzuniversität an der amerikanischen Ostküste. Ihm stand einmal eine glänzende Karriere bevor. Doch es gibt einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit, der ihm anhaftet. Da erhält er eine neue Chance – aber ausgerechnet von dem Mann, den er für sein Unglück verantwortlich macht und den er hasst wie sonst keinen. Es geht um die größte archäologische Entdeckung auf amerikanischem Boden: einen unterirdischen Tempel in Kalifornien. Einen Tempel, wie es ihn dort gar nicht geben dürfte. Und das Tor, welches die stummen Tempelhüter bewachen, öffnet den Weg in ein Reich, dessen Schrecken jede Vorstellung übersteigt … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein ist seit seinem Mega-Erfolg „Märchenmond“ einer der erfolgreichsten und produktivsten Autoren in Deutschland. Er lebt in Neuss bei Köln zusammen mit seiner Frau und einem ganzen Haus voller Tiere.

_Hintergrund: Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos_

Hohlbein schrieb in den achtziger Jahren mit seiner Serie über den [„Hexer von Salem“ 249 eine Reihe von Romanen in der Tradition H.P. Lovecrafts und griff dabei eine Reihe von dessen Motiven auf. Dazu gehörte vor allem der Cthulhu-Mythos.

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (v. a. der männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“.

Die Welt ist kein gemütlicher Ort, und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit. Unter den Großen Alten bildet Cthulhu eine Ausnahme: Er befindet sich immer noch auf der Erde. Am Grunde der tiefen blauen See träumt er von seiner Rückkehr an die Macht, die er einst besaß, und er ruft seine Diener …

_Handlung_

Wie hat es nur dazu kommen können, dass Mogens VanAndt, Professor der Archäologe und immerhin Harvard-Absolvent, an der kleinen Uni des Provinstädtchens Thomson versauert? Das fragt ihn auch sein früherer Kommilitone Jonathan Graves, der ihn eines Tages in seiner Matratzengruft besucht. Gerade hat Mogens von seiner langjährigen Vermieterin Miss Preussler (sie hat keinen Vornamen – im ganzen Buch nicht) quasi einen freundlich verschlüsselten Heiratsantrag erhalten, den er ebenso freundlich abzulehnen gedachte – als Graves hereinplatzt. Und Graves zu ignorieren ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Denn Graves verbreitet eine Aura des Unwohlseins, hat schlechte Manieren und trägt ständig und überall Handschuhe – die sich von selbst bewegen … Miss Preusslers Katze Cleopatra merkt gleich, was das für ein Typ ist – und kackt ihm auf die Schuhe, bevor sie wie ein geölter Blitz abdüst. Wie auch immer: Graves macht seinem alten Studienkollegen unverdrossen ein lukratives Angebot. Er soll mit ihm in Kalifornien ein Höhlensystem erforschen, unter größter Geheimhaltung, versteht sich. Kaum ist Graves weg, muss Miss Preussler angeekelt feststellen, dass alle ihre Zimtplätzchen verdorben sind.

VanAndt fährt mit dem Zug nach San Francisco, mit 500 Dollar Vorschuss in der Tasche. Am Bahnhof holt ihn ein junger Mann namens Tom ab, der sich als Graves‘ Faktotum herausstellt. Er berichtet, dass bislang drei Archäologen an der Grabungsstätte tätig seien, dass man aber ständig durch die feindseligen Geologen gestört werde, die an der nahen San-Andreas-Verwerfung Messungen durchführen. Und Mogens wundert sich, dass es nahebei einen Friedhof mit schiefen Grabsteinen gibt, die im Morast eines Sumpfes versinken. Ein Schauder überläuft ihn kalt.

Tom bringt ihn schon nach wenigen Stunden in die erste Kammer der Grabungsstätte und von dort in einen Geheimgang. Die Reliefs an den Wänden schockieren Mogens: So etwas kennt er nur aus altägyptischen Pharaonengräbern. Überall sind der schakalköpfige Totengott Anubis und andere Mischwesen abgebildet, aber doch irgendwie nicht richtig. Und die Hieroglyphen stimmen bei näherem Hinsehen auch nicht – eine unbekannte Sprache.

In einer düsteren Grabkammer, in der eine ägyptische Totenbarke steht, begrüßt ihn Graves freundlich und führt ihn zu einer geheimen Tempelkammer, die einen weiteren Schock bereithält: Zwei grässlich anzusehende Wächterstatuen (mit dem Kopf von Cthulhu) stehen vor einer Metalltür, hinter dem etwas Böses darauf lauert, herausgelassen zu werden. Graves phantasiert etwas von alten Göttern, die von den Sternen – genauer vom Sirius, dem Hundsstern – kamen und unter anderem die Pyramiden bauten. Mogens ist versucht, ihn auszulachen, kann aber an sich halten.

|Rückblende|

Als Mogens bei einem nächtlichen Ausflug auf dem Friedhof auf ein Ungeheuer mit Schakalkopf, spitzen Ohren und Reißzähnen stößt, erinnert er sich an seinen schlimmsten Alptraum – daran, wie alles Unheil vor neun Jahren begann. Am Vorabend seines Studienabschlusses in Harvard haben sich Mogens, seine Freundin Janice, Jonathan Graves und ein weiteres Paar auf dem nahen Friedhof in einem Mausoleum verabredet. Die ersten drei wollen dem Pärchen Mark und Ellen einen Streich spielen.

Der 28-jährige Mogens begibt sich in den aufgesperrten Keller des Mausoleums. Zu seiner Überraschung findet er dort einen Sarkophag vor, aber zum Glück auch Janice. Leider kommt Mogens eine Sekunde zu spät, um seine Freundin vor dem zu retten, was aus dem Sarkophag steigt: zuerst eine Pranke, dann ein zähnestarrendes Maul, denn der spitzohrige Kopf – ein Ungeheuer, das aussieht wie der altägyptische Totengott Anubis.

Das Monster schnappt sich Janice und verschwindet in einen Geheimgang im Hintergrund der Gruft. Als Jonathan auftaucht und Mogens sich von seinem Entsetzen erholt, ist schon alles vorüber. Ewig wird sich Mogens Vorwürfe machen. Die Strafe, die ihm die Uni-Leitung aufbrummt, ist schwer genug. Er verliert seine Stelle in New Orleans an Jonathan und kann noch froh sein, dass man ihn nicht einbuchtet.

|Gegenwart |

Das war vor neun Jahren. Doch nun präsentiert Jonathan, der gewiefte Versucher, Mogens eine ideale Gelegenheit, sich zu rehabilitieren – sowohl als Archäologe als auch als Mann, der seine Geliebte im Stich gelassen hat, wie er glaubt.

Und in der Tat kann Mogens beweisen, was in ihm steckt, denn die Schrecken, die jenseits der Metalltür Cthulhus lauern, werden ihm alles abverlangen. Aber er erhält Hilfe von völlig unerwarteter Seite.

_Mein Eindruck_

Fällt Hohlbein nichts Neues mehr ein? Die Hälfte des Plots könnte direkt aus H.P. Lovecrafts Erzählungen stammen, besonders aus „Pickmans Modell“, wo es ja um Ghule geht: Leichenfresser. Die andere Hälfte stammt direkt aus „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“. Die Untersuchung geheimnisvoller Pharaonengräber, die mit unheimlichen Anubisstatuen geschmückt sind, ist ja Indys Spezialität.

Eine dritte Komponente des Plots – direkt aus den 1930er Jahren (man denke an „King Kong und die weiße Frau“) importiert – hat konkret mit Frauen zu tun. Hier wird es dann recht unappetitlich, denn die Menschenfrauen werden entführt und für die Fortpflanzung der Ghule genutzt, was dann recht absonderliche Ergebnisse hervorbringt. Bestimmt, da ist sich Mogens VanAndt sicher, ist auch seine Janice von einem solchen Monster entführt und missbraucht worden. Wiederholt taucht die Gestalt von Janice vor seinen Augen auf, doch das ist sicher nur eine Halluzination, oder? Überhaupt hat Mogens die regste Phantasie von allen Figuren, was uns bezweifeln lässt, dass irgendetwas von dem, was er erlebt, wirklich sein kann.

Immerhin verfügt Mogens überhaupt über eine Charakterisierung. Selbst wenn sie nicht allzu tief geht und sich vor allem in der Konfrontation mit seinem Gegenspieler Jonathan Graves zeigt, so erlaubt sie es doch dem Leser, sich halbwegs mit dieser Figur zu identifizieren, mit Mogens zu bangen und zu staunen. Als auch noch Miss Preussler auftaucht, ist eine weitere Identifikationsfigur gegeben: für weibliche Leser natürlich. Dem männlichen Leser schwant bereits bei ihrer überraschenden Ankunft, dass sie ein leichtes Opfer für die umherstreifenden Ghule sein dürfte. Warum sie aus der Tiefe wieder zurückkehrt, hat einen triftigen Grund … Wahrscheinlich hat sie auch die Ghule mit ihren strenggläubigen Ansichten über Frevel und das Alter der Erde – genau 4000 Jahre – geärgert. Das ist ein netter ironischer Effekt.

Jonathan Graves ist, das muss ich wiederwillig zugeben, der faszinierendste Charakter in dieser Gruppe. Er ist eine Figur à la Goethes Doktor Faust, die sich mit Leib und Seele einem Ziel verschrieb: die Landung der Götter von den Sternen mitzuerleben. Dafür hat er bereits einen hohen Eintrittspreis bezahlt: seine Hände. Er trifft auch rechtzeitig am Landeplatz weit unter der Erdoberfläche ein, nur um dann von der Wirklichkeit bitter enttäuscht zu werden.

Nach den Gesetzen des Genres müsste er für seinen Frevel eigentlich mit dem Leben bezahlen, doch leider sind dies – Miss Preussler weiß es nur zu genau – unchristliche Zeiten, und so darf auch er das Ende erleben. Es fällt aber auf, dass er sich jedes Mal entschuldigt, wenn er mal wieder ausfällig geworden ist. Man sollte meinen, dass die anderen seinen wiederholten Entschuldigungen nicht mehr glauben würden. Sie sind dumm genug, es dennoch zu tun.

Dass Miss Preussler die ganze Zeit nur mit ihrem Nachnamen angeredet wird, passt nicht zu den Gepflogenheiten der Amerikaner. Dort begegnet man sich recht schnell auf einer Vornamens-Basis. Das bedeutet aber nicht, dass man sich wie hierzulande gleich intime Vertraulichkeiten mitteilt. Den deutlichen Unterschied zwischen Sie und Du kennt man dort ja nicht so wie hier. In Amerika hätte die Miss den Männern ziemlich schnell ihren Vornamen angeboten. So klingt es, als gehöre die Miss einer anderen Spezies an. Das macht den Roman noch frauenfeindlicher, als er eh schon ist.

Dass es in den Ghulen eine Spezies von Wesen geben soll, die sich ohne eigene Weibchen fortpflanzt, ließe sich in den Termini des Autors nur so erklären, dass die Götter, allen voran der Meeresbewohner Cthulhu, die Ghule eben so geschaffen haben, dass sie für diesen Zweck auf menschliche Frauen angewiesen sind. Ohne diese Erklärung wäre dies nur Blödsinn. Und natürlich auch die Entführung von Janice, die ja zu Mogens‘ Trauma geführt hat. Und von diesem Punkt ausgehend der ganze Rest des Plots.

An einer Stelle ist sich der Autor seiner eigenen Genrevorgaben so bewusst, dass er dies ironisch zur Sprache bringt. Auf einem unterirdischen Kanal schippert die Gruppe auf einer Totenbarke Richtung Ausgang. Doch was befindet sich im Sarg? Etwa „so eine Art Kastenteufelchen, das die Gefährten kurz vor der sicheren Freiheit noch aufhält“? Es ist die fiese Pflicht des Autors, genau dieses Kastenteufelchen aus dem Sarkophag springen zu lassen (wie schon damals im Mausoleum den Ghul), um genau diese ungläubige Erwartung zu erfüllen. Zeit für den Showdown mit Cthulhu.

_Unterm Strich_

H.P. Lovecrafts Jünger sind offenbar produktiver denn je zuvor. Hohlbeins „Anubis“ gehört, entgegen seinem Titel, ebenfalls zu dieser neuen Welle an Cthulhu-Pastiches, ohne dabei allerdings die Kunstfertigkeit und den Einfallsreichtum des Meisters aus Providence erreichen zu können. Wer also seinen Lovecraft in- und auswendig kennt, kann sich „Anubis“ sparen, denn er findet nur Altbekanntes wieder.

Durch die bekannten Lovecraft-Versatzstücke ist der Roman nur halb so spannend, wie er sein könnte, und ich ertappte mich mehrmals dabei, einfach aufzuhören und etwas Aufregenderes zu lesen. Nur das letzte Drittel mit der Reise in die Unterwelt entschädigt für die ansonsten großteils fehlende Action in vollem Umfang. Hohlbein liefert mal wieder genau das ab, was man von ihm erwartet: solide Unterhaltung für Grusel- und Mystikliebhaber.

Ich finde es seltsam und bemerkenswert, dass die moderne Phantastik wieder an demjenigen Punkt angekommen ist, an dem sie sich bereits vor siebzig Jahren befunden hat. Autoren wie H. P. Lovecraft, Robert E. Howard (der Erfinder von „Conan“), Clark Ashton Smith und vor allem Abraham Merritt lieferten ihrer amerikanischen Leserschaft in Zeiten der wirtschaftlichen Depression bunt zusammengemixtes Fantasy- und Gruselgarn, das diese von ihrer Misere ablenkte und in wolkigste Fantasiewelten entführte.

In diesen Wolkenkuckucksheimen erfüllten sich verruchte sexuelle Wunschfantasien (gerne mit schönen Priesterinnen „verlorener“ Völkerschaften) ebenso wie uneingestandene Ängste, die in schier übermenschlichen Heldentaten bewältigt werden konnten. Cthulhu, Verkörperung höchster Furcht, wurde dabei immer wieder in seine Unterwelt verbannt. Offenbar ist der Bedarf an solchen Geschichten durch den Erfolg von Filmen wie „Indiana Jones 1-3“ geschürt worden, aber sie erfüllen auch ein menschliches Bedürfnis, jetzt ebenso wie damals, in der Großen Depression.