Archiv der Kategorie: Zeitgeschichte & Gesellschaft

Sherko Fatah – Der große Wunsch

Worum geht’s?

„Der große Wunsch“ erzählt die Geschichte eines Vaters, der sich auf die Reise nach Syrien begibt, um dort nach seiner Tochter zu suchen. Naima ist dorthin aufgebrochen, um einen Glaubenskrieger zu heiraten. Ihren Vater Murad hinterlässt sie mit großen Vorwürfen. Er selbst ist auch dieser Gegend vor Jahrzehnten entflohen. Nun aber begibt er sich erneut in das Kriegsgebiet um Naima zu retten.

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Catherine Breillat – Pornokratie. Erotische Novelle

Eine junge Frau führt ein Experiment durch: Sie bezahlt einen Schwulen dafür, dass er sie beobachtet, nackt, im Schlaf, rund um die Uhr, um herauszufinden, ob sie ihn mit ihren weiblichen Reizen verführen kann. Wird er sie hassen oder sie lieben?

Die Autorin

Catherine Breillat, geboren 1948, ist Regisseurin, Drehbuchautorin (z. B. für Fellini und zu „Bilitis„) und hat mehrere Romane veröffentlicht. Seit ihrem Film „Romance XXX„/“Romance“ ist sie auch dem deutschen Publikum bekannt. Sie plant die Verfilmung von „Pornokratie“ (ist aber in der Wikipedia noch nicht gelistet). Die dürfte ebenso für Diskussionen sorgen wie „Romance X“.

Handlung

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Ingeborg Drewitz – Gestern war Heute – Hundert Jahre Gegenwart

Der Roman „Gestern war Heute – Hundert Jahre Gegenwart“ von Ingeborg Drewitz beschreibt das Leben einer kleinbürgerlichen Familie in Berlin vom Geburtsjahr der Hauptfigur Gabriele 1923 bis zum Jahr 1978. Dabei zweigt sich vor allem, was in den Familien an Problemen, Gewohnheiten und vor allem Rollenverhältnissen gleichgeblieben ist und was sich verändert hat. So ist zum Beispiel das unterschiedliche Emanzipationsbestreben der verschiedenen Frauen in dieser Familie ein zentrales Thema des Romans: Die Urgroßmutter und die Großmutter Gabrieles zweifeln ihre Rolle als Hausfrau und Mutter gar nicht an. Aber schon Susanne, die Mutter der Hauptperson, hat eine Chance auf Karriere, weil sie gelernt hat Klavier zu spielen.

Als Gabriele auf die Welt kommt gibt sie diese Zukunftspläne jedoch zu Gunsten der Familie auf. Gabriele ist in dieser Hinsicht eine gegensätzliche Figur. Schon an den ersten Wörtern: „Ich“ und „Heute“ (S. 26) die das Kind spricht kann man ihren Drang nach Selbstverwirklichung erkennen. Sie engagiert sich in der Nazizeit für verfolgte Randgruppen und später gilt ihr Engagement einer Zeitschrift, die sie mit einigen anderen zusammen herausgeben möchte. Als sie dann mit der Begründung „Warum eigentlich nicht“ (S.188) heiratet und auch bald ein Kind bekommt, verwirft sie ihre Emanzipationspläne und schlüpft in genau die Frauenrolle hinein, die sie eigentlich vermeiden wollte.

Doch irgendwann bemerkt sie, dass sie so nicht glücklich werden kann, verlässt ihren Mann Jörg und zieht mit den beiden Kindern zu einer Freundin. Über diese Zeit erfährt man als Leser nur das, was Gabriele in ihren Briefen an Jörg schreibt. Dies hat den Nachteil, das man nur Gabrieles Sicht der Dinge erfährt und eine Gegendarstellung von Jörgs Standpunkt aus ausbleibt. Nach dem Tod der jüngeren Tochter Cornelia, die in der Schule beim Geländerrutschen verunglückt, kehrt Gabriele wieder zu Jörg zurück, weil sie an der Selbstverwirklichung zweifelt, die ihrer Meinung nach durch den Tod immer wieder aufgehoben werden würde.

Bei der letzten Generation in diesem Buch, zeigen sich zwei unterschiedliche Frauenbilder: Die älteste Tochter Renate ist in der 68er-Bewegung engagiert und setzt sich für die „Emanzipation aller“ (S. 369) ein. Sie verlässt dazu die Familie und lebt in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen zusammen. Doch auch sie kann ihre Ziele nicht erreichen, denn am Ende steht sie unbeachtet auf der Straße und verteilt Flugblätter gegen die Fußball Weltmeisterschaft in Argentinien 1978. Das dritte und letzte Kind Claudia, das erst auf die Welt kommt, als Gabriele wieder bei Jörg lebt, verhält sich vollkommen anders: Sie stellt die Rolle der Frau gar nicht in Frage, heiratet früh und bringt einen Sohn zur Welt.

Deutsche Geschichte

Doch der Roman handelt nicht nur von der Entwicklung der Frauen, sondern beinhaltet auch viele geschichtliche Inhalte, die natürlich immer aus der Perspektive der Personen geschildert werden. Besonders sind Themen wie der Zweite Weltkrieg, der Mauerbau und die 68er-Bewegung in das Romangeschehen mit eingearbeitet. Manche Geschehnisse fallen dafür ganz oder zum Teil weg, weil sie für Gabriele und die Menschen in ihrem Umfeld nicht so wichtig sind.

Schreibweise

Ein Problem in dem Roman stellt jedoch die Schreibweise von Ingeborg Drewitz dar: So erschweren häufige Perspektivenwechsel, unvollständige Sätze und fehlende Zeichenangaben bei wörtlicher Rede das Lesen. Gleichzeitig macht dies das Buch jedoch interessanter, weil es auch beim zweiten Lesen noch nicht langweilig wird.

Wer sich also für die oben beschriebenen Themen interessiert und sich mit einem anspruchsvolleren Schreibstil anfreunden kann, der kann sich das Buch getrost kaufen.

Leseprobe:

„Es ist alles so schnell gegangen, Jörgs Anstellung bei Schering, im Altbau, sehr beengt, aber Chemie – da wird was draus! Und seine Frage. Und ihre zögernde Antwort: Warum eigentlich nicht? Warum eigentlich nicht. Sie mögen sich. Sie erzählt ihm von dem Sommertag in Grünau. Ganz nüchtern, ganz offen wollen sie beginnen. Seine Mutter ist gestorben, ein Männerhaushalt, der Vater und der Sohn brauchen eine Frau.
Angst, Angst vor dieser Idylle: Mann und Frau, vielleicht auch ein Kind oder zwei. Angst vor der Immer-Wiederkehr: Mann und Frau und Mann und Frau. Angst vor dem Leben, das Mutter gelebt hat und Großmutter und Urgroßmutter: Draußen die Welt und hinter den vier Wänden – nein keine Geborgenheit.

Bisher hat sie doch immer gehofft, mit jedem Jahr deutlicher zu werden, endlich wieder so unbefangen Ich zu sagen, wie als Kind. ICH.“ (S. 188)

Die Autorin

Ingeborg Drewitz (* 10. Januar 1923 in Berlin als Ingeborg Neubert; † 26. November 1986 in West-Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin. (Quelle: Wikipedia.de)

Werke

Dramen

Unio mystica – ein Spiel. 1949
Alle Tore werden bewacht. 1955

Hörspiele

Das Labyrinth. 1962
Der Mann im Eis. 1976 ISBN 3-15-009834-3
Hörspiele. Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1977

Erzählungen

Und hatte keinen Menschen. Eckart-Verlag, Berlin/Witten 1955
Im Zeichen der Wölfe. Sachse & Pohl, Göttingen 1963 (enthält u. a. Der Hund)
Eine fremde Braut. Erzählungen. Claudius-Verlag, München 1968
Der eine, der andere. Stuttgart: Werner Gebühr 1976. Neuausgabe: Goldmann TB 6386, 1981, ISBN 3-442-06386-8
Bahnhof Friedrichstrasse. Hrsg. von Agnes Hüfner. Claassen, Hildesheim 1992, ISBN 3-546-00021-8

Romane

Der Anstoß. Schünemann, Bremen 1958
Das Karussell. Sachse & Pohl, Göttingen 1969
Gestern war heute: Hundert Jahre Gegenwart. Claassen, Düsseldorf 1978 ISBN 3-546-42185-X. Zahlreiche Neuausgaben.
Oktoberlicht oder Ein Tag im Herbst. Nymphenburger, München 1969. Neuausgabe: Fischer TB 5479, Frankf./M. 1983, ISBN 3-596-25749-2
Wer verteidigt Katrin Lambert? Stuttgart: Werner Gebühr 1974. Neuausgabe: Fischer TB 1734, Frankf./M. 1976, ISBN 3-596-21734-2
Das Hochhaus. Stuttgart: Werner Gebühr 1975. Neuausgabe: Goldmann TB 3825, München 1979, ISBN 3-442-03825-1
Eis auf der Elbe. Tagebuchroman. Claassen, Düsseldorf 1982, ISBN 3-546-42188-4. Neuausgabe: Goldmann TB 6740, München 1984, ISBN 3-442-06740-5
Eingeschlossen. Claassen, Düsseldorf 1986. Neuausgabe: Goldmann TB 8947, München 1988, ISBN 3-442-08947-6

Autobiographische Prosa

Mein indisches Tagebuch. Radius-Verlag, Stuttgart 1983. Neuausgabe: Rowohlt, rororo 7993, Reinbek 1986, ISBN 3-499-17993-8
Hinterm Fenster die Stadt. Aus einem Familienalbum. Claassen, Düsseldorf 1985. Neuausgabe: Goldmann TB 9205, München 1988, ISBN 3-442-09205-1
Lebenslehrzeit. Autobiographie 1932-1946. Radius-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-87173-706-2
Die ganze Welt umwenden: ein engagiertes Leben. Claassen, Düsseldorf 1987. Neuausgabe: Goldmann TB 9391, München 1989, ISBN 3-442-09331-7

Sachbücher

Die dichterische Darstellung ethischer Probleme im Werke Erwin Guido Kolbenheyers. Univ. Diss., Berlin 1945
Berliner Salons: Gesellschaft und Literatur zwischen Aufklärung und Industriezeitalter. Haude & Spener, Berlin 1965, Schriftenreihe: Berlinische Reminiszenzen Band 7.
Leben und Werk von Adam Kuckhoff. Friedenauer Presse, Berlin 1968
Bettine von Arnim. Romantik – Revolution – Utopie. Biographie. Diederichs, Düsseldorf/Köln 1969, Claassen, Hildesheim 1992, ISBN 3-546-00025-0
Zeitverdichtung: Essays, Kritiken, Portraits; gesammelt aus 2 Jahrzehnten. Europaverlag, Wien/München/Zürich 1980, ISBN 3-203-50745-5
Kurz vor 1984. Radius-Verlag, Stuttgart 1981
Gekürzte Neuausgabe: 1984 – am Ende der Utopien: Literatur und Politik; Essays. Goldmann TB 6699, München 1984, ISBN 3-442-06699-9
Schrittweise Erkundung der Welt. Reise-Eindrücke. Europaverlag, Wien u. a. 1982, ISBN 3-203-50745-5
Unter meiner Zeitlupe. Porträts und Panoramen. Europaverlag, Wien u. a. 1984
Junge Menschen messen ihre Erwartungen aus, und die Messlatten stimmen nicht mehr – die Herausforderung: Tod. Radius-Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-87173-724-0

Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3123537004
www.klett-cotta.de

Naomi Alderman – Die Gabe

Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ein nigerianisches Mädchen am Pool. Die Tochter einer Londoner Gangsterfamilie. Eine US-amerikanische Politikerin. Doch sie alle verbindet ein Geheimnis: Von heute auf morgen haben Frauen weltweit die Gabe – sie können mit ihren Händen starke elektrische Stromstöße aussenden. Ein Ereignis, das die Machtverhältnisse und das Zusammenleben aller Menschen unaufhaltsam, unwiederbringlich und auf schmerzvolle Weise verändern wird.

(Verlagsinfo)

Vergewaltigung, Genitalverstümmelung, Bevormundung, Unterdrückung, Ideenraub, Abhängigkeit, Benachteiligung … unvorstellbar für den Einzelnen, und doch alltäglich und allgegenwärtig; man hat sich irgendwie dran gewöhnt. Dieses Buch zeigt: Nein! Es ist nicht normal! Es ist das grausame Antlitz der Menschheit – und wir sollten das nicht vergessen. Es ist ein ergreifender Roman voller Kälte und Grausamkeit, voller Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.

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Buchheim, Lothar-Günther – Boot, Das

Den Kinofilm Wolfgang Petersens oder gar den zugrunde liegenden, dreiteiligen Fernsehfilm aus dem Jahre 1982 kennt eigentlich fast jeder und kann man mit Fug und Recht als ein Meilenstein der deutschen Filmindustrie betrachten. Nebenher bemerkt, verhalf das einigen Darstellern und Petersen selbst zum internationalen Durchbruch. Doch erstaunlich wenige Menschen kennen die literarische Vorlage, geschweige denn den Autor und sein restliches Schaffen, von dem „Das Boot“ nur einen Ausschnitt darstellt. Grund genug, einmal in dieses Stück Kulturgut und Geschichte abzutauchen und in Augenschein zu nehmen, warum das Werk von 1973 eine solche Faszination verströmt.

_Der Autor_
Der heute einäugige Buchheim ist Jahrgang 1918, in Weimar geboren und galt schon als Vierzehnjähriger als künstlerisches Talent und Wunderkind. Seine Kindheit verbrachte er in Chemnitz, machte Abitur und studierte später Kunst in Dresden. Bereits in seiner Jugend waren seine Zeichnungen und Malerarbeiten in diversen Zeitungen und Kollektiv-Ausstellungen anzutreffen. Heute unterhält er eine der größten privaten Kunstsammlungen des deutschen Expressionismus in seinem Wahl-Heimatort Feldafing.

Kurz nach dem Krieg eröffnete er eine Kunstwerkstatt / Kunstgalerie – 1951 hob er sogar einen eigenen Kunstverlag aus der Taufe. Während des Krieges diente der schon immer maritim interessierte Buchheim als Marinekriegsberichter auf diversen Schiffen, von Minenräum- und Schnellbooten über Zerstörer bis eben hin zu den U-Booten, die ihm dann letztendlich auch den heutigen Ruhm und natürlich den Stoff für seine zahlreichen Bücher bescherten. Diese Art der Vergangenheitsbewältigung ist aber nicht sein gesamtes literarisches Schaffen, er verfasste auch schon einige Standardwerke über Kunst, speziell den Expressionismus.

Gerade aber sein beinahe autobiographischer und bekanntester Roman, in dem er seine Fahrten und Erlebnisse auf Schiffen im und nach dem Krieg verarbeitet, ist nicht unumstritten und stieß bei einigen seiner ehemaligen Kameraden auf teils weniger Gegenliebe – wie sagt er schon selbst im Vorwort?: „Dies ist ein Roman – aber kein Werk der Fiktion“. Einige Veteranen sehen das wohl etwas anders und brandmarken „Das Boot“ als zu übertrieben und zu unsachlich. Diese gingen sogar so weit und veröffentlichten eine Gegendarstellung mit dem Titel: „So war es damals nicht!“.

_Zur Story_
Saint Nazaire, Nordfrankreich – Herbst/Winter 1941:
Der Roman beginnt, wie auch der Film, mit der Anfahrt des Kriegsberichterstatters Leutnant Werner, dem „Alten“ (dem Kommandanten von U-96) und dem LI (Leitender Ingenieur) des Bootes auf St. Nazaire, wo Leutnant Werner als Gast des BdU auf dem U-Boot mitfahren soll. Sie werden bereits auf dem Weg über die Landstraße in die Stadt zur „Bar Royal“ von volltrunkenen Teilen der Mannschaft in ihrem Wagen belästigt. Klartext: Sie werden angepöbelt und angepinkelt – was der Kommandant jedoch nur lakonisch kommentiert.

Der „Alte“ wird dem Leser als stoischer, ruhiger Dreißigjähriger präsentiert, der aber durch das Erlebte aussieht, als wäre er schon weit über 40. Ganz besonders deutlich wird sein Charakter, als er später am Abend in der besagten Bar nicht – wie so viele andere – dem Suff verfällt, sondern als ruhender Pol das stattfindende und gegen Ende immer mehr ausufernde Gelage der zurückgekehrten „Seehelden“ über sich ergehen lässt. Man ist ausgelassen und überspielt den eigenen Schiss mit demonstrativ zur Schau gestelltem Optimismus und noch mehr Alkohol.

Das Leben der U-Besatzungen wird in diesen Tagen des Krieges immer schwerer: Die Briten stellen sich auf die U-Boote ein, haben neue Messmethoden, sie aufzuspüren und greifen mit Bombern beinahe unablässig die deutschen Marinestützpunkte an der französischen Küste an… Allein wer lebend von der Feindfahrt zurückkehrt, ist schon ein Held, wer auch noch Versenkungen aufzuweisen hat, kann sich des Ritterkreuzes schon beinahe sicher sein.

Doch eben die prestigeträchtigen Versenkungen durch die U-Waffe nehmen in dieser Phase des Krieges rapide ab, teils durch das von den Alliierten eingeführte Konvoi-System – mit Begleitzerstörern, die über Unterwasserortung (ASDIC) verfügen – teils durch unerfahrene, frisch von der Ausbildung kommende Kommandanten ohne Fronterfahrung. Zudem ist oft die Technik der stählernen Särge von Fehlfunktionen geschüttelt, Torpedos detonieren nicht und allerhand geht an Bord aus diversen Gründen „einfach so“ zu Bruch – ganz zu schweigen von den durch pausenlose Einsätze physisch und psychisch ausgebrannten Mannschaften.

Auf der einen Seite nervenaufreibende, oft wochenlangene Gammeldienste auf Patrouille ohne Feindkontakt oder eben das genaue Gegenteil: Nicht enden wollende Bombenteppiche, die bei Entdeckung durch einen Begleitzerstörer drohen. Kein Wunder, dass die Crews nervlich verständlicherweise vollkommen platt sind. Hinzu kommen natürlich die gnadenlose Enge und der hygienische Ausnahmezustand nach unzähligen Seetagen an Bord eines U-Boots.

Kurzum: Mensch und Material sind an der absoluten Belastungsgrenze, manchmal sogar bereits weit jenseits davon. Da aber die U-Waffe Hitlers und Dönitz’ liebstes Prestige-Objekt ist, kommen solche Marinekriegsberichter wie Leutnant Werner (das Alter-Ego Buchheims) als Propaganda-Lieferanten zum Einsatz, man will an der Heimatfront ein möglichst gutes Bild präsentieren. Der Leser begleitet den jungen Leutnant mit U-96 auf einer „typischen“ Feindfahrt in den Atlantik – quer durch das volle Programm des gnadenlosen U-Boot-Krieges…

_Kritik_
Pate für das Material des Romans stehen Buchheims reale Erlebnisse in der deutschen Kriegsmarine (auch auf U-96, richtiger müsste es aber heißen: UA), allerdings ist ihm aus berufenen Mündern schon oft der Vorwurf gemacht worden, er betreibe Geschichtsverfälschung. „Das Boot“ ist ein Stelldichein aus Buchheims gesammelten Erfahrungen im (See-)Krieg und nicht alle kleinen Geschichtchen und handelnden Personen rund um das legendäre U-Boot gehören wirklich hierher, sondern sind vom Autor in Romanform nur auf U-96 vereint worden. Sie sollen aber einen realen Background haben und nicht vollends aus der Luft gegriffen sein.

Die Figur des „Alten“ ist beispielsweise seine Hommage an (mit ihm lange Jahre nach dem Krieg noch befreundeten) Kapitänleutnant Heinrich Lehmann-Willenbrock, der das Boot, als Buchheim darauf Dienst tat, befehligte, doch auch dieser verwies zu Lebzeiten einige der geschilderten Vorfälle ins Reich der Phantasie und Übertreibung. Hervorzuheben ist beispielsweise der „Gibraltar-Unfall“ (eine dramatische Schlüsselstelle im Roman sowie im Film), dort sollen sich die Ereignisse weit weniger tragisch und nicht so spektakulär abgespielt haben, wie Buchheim sie ausführt – das lässt sich im Nachhinein sogar belegen; was nämlich Fakt ist: Das Meer ist an betreffender Stelle flach und nicht 300 Meter tief.

Hier in diesem speziellen Fall hat Buchheim offensichtlich und nachweislich viel zu dick aufgetragen – was jeder anhand eines guten Atlas mit Seekarten selbst nachprüfen kann. Nicht überall treten die Flunkereien im Dienste der Ausschmückung so deutlich zu Tage. Trotzdem tat er gut daran, das Buch nicht als biographisches Werk zu etikettieren, sondern als „Roman“, wenn er auch steif und fest behauptet, die Begebenheiten seien keine Fiktion – so hat man immer eine passende Entschuldigung parat, wenn mal etwas historisch oder geographisch nicht ganz akkurat beschrieben wird.

Man merkt Buchheim aber an, dass er sich mit der Seefahrt und den technischen Hintergründen exzellent auskennt; Leser, die keine Ahnung vom Bord-Jargon oder auch maritimen Begriffen haben, werden den Text eventuell als etwas holprig empfinden – er geht sehr ins seemännische Detail und bedient sich Ausdrücken, die nicht jeder Landratte geläufig sein dürften. Gottseidank befindet sich aber am Ende des Buches ein Glossar, sodass man dort im Zweifelsfall nachschlagen kann, was der eine oder andere Begriff bedeutet.

Ansonsten ist der Schreibstil sehr bildhaft-blumig, dann wieder – kontrastierend – überdeutlich vulgär und reich an Ironie, die streckenweise sogar als überzogen heiter zu bezeichnen ist. Die handelnden Charaktere sind ebenfalls sehr detailliert ausgeführt, weswegen mir auch klar ist, warum so einige seiner alten Kameraden aufheulten (die werden sich wohl wiedererkannt haben) – wer sieht sich schon gerne als ungewaschenen, stets zotenreißenden Haudegen und somit Antiheld beschrieben, von denen das Buch nur so strotzt? Also ich wäre auch nicht glücklich darüber, so unvorteilhaft wegzukommen.

In meinen Augen sind die dargestellten Personen dennoch realistisch und überaus glaubhaft in ihrem Verhalten in diesen Ausnahmesituationen, die hier beschrieben werden – ich hab keinen Zweifel, dass Buchheim der psychologischen Wahrheit des U-Krieges hier zumindest sehr nahe kommt, auch wenn die einen oder anderen Konversationen, Figuren und Vorfälle vielleicht erfunden – oder nicht auf eben diesem Boot geschehen – sein mögen. Nebenbei erfährt man auch eine Menge Wissenswertes über U-Boote, deren Technik an sich und im Speziellen natürlich über den legendären Typ VII-C, dem U-96 angehört – Buchheim beschreibt gerade während der ansonsten langatmigen ersten 200 Seiten, wo die Mannschaft ohne Feindkontakt Gammeldienst schiebt, sehr plastisch, wie ein U-Boot funktioniert.

In diesem Abschnitt werden auch die Figuren und ihre Funktionen an Bord etwas näher vorgestellt und immer wieder ergießt sich der Autor in prosaischer Beschreibung des Meeres und des Himmels – was anderes hat man ja eh nicht zu tun, wenn der Kahn sinnlos durch den Nordatlantik schippert. Zwischendrin werden die Reibereien, Sympathien und Antipathien deutlich, wenn fünfzig Mann einen Monat lang stupide ohne eigentliche Aufgabe auf engstem Raum zusammenhocken. Die desolate, sich stets weiter verschlimmernde hygienische Lage an Bord tut ihr Übriges und verbessert das Betriebsklima natürlich auch nicht die Bohne.

Die Mannschaften geben sich vorzugsweise Thema Nummer Eins in allen erdenklichen Varianten hin, während die Offiziere gegen die Seekriegsführung und die Politik des Reiches generell (meist verkappt) wettern. Lediglich der penetrante und ideologisch durchgestylte Eins-WO ist, was der „Alte“ gern verächtlich einen „Kinnmuskelspanner“ nennt. Die arme Socke wird an Bord gern geschnitten und hat ein hartes Los als Außenseiter auf dem engen Kahn. Wenn die erste Feindberührung stattfindet, ist das alles jedoch obsolet, jetzt muss man funktionieren – Politik wird zweitrangig – jetzt gilt nur noch das nackte Überleben in der stickigen und verwundbaren Stahlröhre.

Die Ich-Form, in der das Werk verfasst ist, unterstreicht die Ambitionen des Autors, sich seine Erlebnisse von der Seele zu schreiben und erleichtert uns Lesern den Einstieg in die Handlung, man empfindet die stickige Enge, die ständig drohende Gefahr, entdeckt und mit Wasserbomben belegt zu werden, förmlich nach und kann sich in die Rolle eines Crew-Mitglieds versetzen. Ja, man hofft, dass der Zosse den nächsten Angriff trotz aller eingehenden Ausfallmeldungen heil übersteht und möglichst ohne Tote sicher zum Hafen zurückkehren wird.

Allerdings besteht gerade hier die große Gefahr, sich mit den Hauptfiguren und ihrem eigentlich menschenverachtenden „Handwerk“ zu sehr zu identifizieren, zu solidarisieren und alle beschriebenen Geschehnisse unreflektiert für bare Münze und tatsächlich stattgefundene Realität zu nehmen – wie wir gesehen haben, sind jedoch beim Wahrheitsgehalt des Buches einige Abstriche zu machen. Zudem sollte man nie vergessen, dass auch auf der anderen Seite des Periskops Menschen auf den Schiffen ihr Leben riskieren und im Falle der Versenkung auch qualvoll verlieren.

Zwar widmet sich Buchheim auch dem menschlich-moralischem Aspekt des U-Krieges und pflegt neben ein wenig gutem, deutschem Rittertum auch überaus kritische Töne, doch insgesamt ist der Blickwinkel naturgegeben ziemlich einseitig – trotz des Versuchs den Gegner zu ent-anonymisieren. Also: Vorsicht und Nachdenken sind angebracht, wenn man sich mit der Mannschaft über einen gelungenen Torpedotreffer freut: Die lieb gewonnene Mannschaft „unseres“ Bootes ist erfolgreich. Stimmt. Aber zum Preis des Lebens der „anderen“. Überzogenen Pathos, Kriegsverherrlichung und Deutschtümelei kann man Buchheim nicht vorwerfen, dennoch neigt er verständlicherweise zu Parteilichkeit – logisch -, handelt es sich doch um ein Buch mit autobiographischen Zügen, aus der Sicht eines jungen Kriegsberichters erzählt.

Buchheim gibt sich erkennbar Mühe, die damalige menschenverachtende Politik und grotesk-unsinnige Kriegsführung – bei der er selbst ja auch ein Zahnrad im Getriebe war – zu illustrieren, zu hinterfragen und dem sonst so gesichtslosen Haufen von armen Schweinen, die dafür den Kopf hinhalten mussten, eine Identität zu verleihen. Auch wenn er nachweislich zur Überzeichnung neigt und nicht alle Personen tatsächlich auf U-96 Dienst taten, lässt sich schwer sagen, wer davon nun erfunden ist und wer nicht, die Charaktere sind allesamt in sich schlüssig. Gleiches gilt auch für die Handlung als solches: Es _könnte_ trotz der offensichtlichen Ausschmückungen wirklich so gewesen sein.

_Fazit_
Ein stimmungsvoller, in weiten Teilen glaubwürdiger und zuweilen prosaischer Roman über das Bordleben einer WK2-U-Boot-Mannschaft, den ich immer wieder gerne lese. Einige Punkte im Wahrheitsgehalt dürfen hier durchaus bezweifelt werden, doch da Buchheim sein Werk ausdrücklich als Roman und nicht als Tatsachenbericht ausgibt, ist das aber völlig legitim. Spannend (ab etwa Seite 200) und lesenswert (über die gesamte Länge) ist das Buch auf jeden Fall – Auch wenn manche militärischen und seemännischen Fachtermini zu verdauen sind, ist es doch dank der sonst locker-gefälligen Schreibweise relativ leichte und kurzweilige Kost, sieht man vom etwas zäheren ersten Drittel einmal ab. Hat man erstmal Zugang gefunden, legt man den Wälzer so schnell nicht mehr aus der Hand. Relativ geübte Leser ziehen das Buch schätzungsweise in etwa acht bis zehn Stunden reiner Lesezeit durch.

Susanna Clarke – Piranesi

Ein riesiges Gebäude, in dem sich endlos Räume aneinanderreihen, verbunden durch ein Labyrinth aus Korridoren und Treppen. An den Wänden stehen Tausende Statuen, das Erdgeschoss besteht aus einem Ozean, bei Flut donnern die Wellen die Treppenhäuser hinauf. In diesem Gebäude lebt Piranesi. Er hat sein Leben der Erforschung des Hauses gewidmet. Und je weiter er sich in die Zimmerfluchten vorwagt, desto näher kommt er der Wahrheit – der Wahrheit über die Welt jenseits des Gebäudes. Und der Wahrheit über sich selbst.
(Verlagsinfo)

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Yeva Skalietska – Ihr wisst nicht, was Krieg ist

Worum geht’s?

Yeva ist ein zwölf Jahre altes Mädchen. Sie hatte gerade vor 10 Tagen Geburtstag, da war die Welt noch in Ordnung – Yeva lebt in der Ukraine als das Land von Russland angegriffen wird. Der 24. Februar 2022 veränderte ihr Leben auf einen Schlag. Noch nie hat sie eine solche Angst verspürt. Durch das Führen eines Kriegstagebuchs lenkt versucht sie ihre Panik in Schach zu halten und sich ein Stück weit abzulenken. Ihre Aufzeichnungen sind ein erschütternder Kriegsbericht aus der Sicht eines jungen Mädchens.

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Martin Compart – G-man Jerry Cotton. Sachbuch mit Bonusmaterial

Sammlerstück und Einstiegsdroge: Jerry Cotton deluxe

Kürzlich (2009/10) kam der neue „Jerry Cotton“-Film als Komödie in die deutschen Kinos, verfilmt mit Christian Tramitz und Christian Ulmen. Offenbar ist der G-Man des FBI inzwischen Kult und mit seinem roten Jaguar XKE zu einer Pop-Ikone geworden. Wie sonst wäre dieses Motiv als Centerfold des neuen Sachbuches über Cotton zu erklären? Solche „Ehre“ widerfährt nur Pin-up-Motiven – weil man sie ja an die Wand pinnt. Das vorliegende Sachbuch ist das erste seiner Art, verfasst von einem deutschen „Krimi-Papst“.

Die limitierte Sonderauflage enthält neben dem Centerfold auch einen Heftchenroman aus dem Jahr 1965/66 – als Anschauungsunterricht für Einsteiger sowie als Bonusmaterial für Sammler.
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Hera Lind – Mit dem Rücken zur Wand

Sara steht mit dem Rücken zur Wand: Sie hat ein kleines Kind und ist mit dem zweiten schwanger, als ihr Mann tödlich verunglückt. Gleichzeitig hat sie Schulden, da ihr Mann und sie mit einem gemeinsamen Restaurant gescheitert sind. Da kommt es einem Glücksfall gleich, als ihre Oma ihr ein Haus vererbt – würde dieses nicht genau neben Saras Elternhaus stehen, in dem immer noch ihr Vater wohnt.

Saras Vater ist gewalttätig und hat sowohl Sarah als auch ihre Mutter jahrelang drangsaliert und geschlagen. Eines Tages hat Sara ihre blauen Flecken und Verletzungen einer Schulfreundin gezeigt. Daraufhin haben der Klassenlehrer und der Hausarzt dafür gesorgt, dass Sara ins Heim kommt – fort von ihrem brutalen Vater.

Sie ahnt, dass die Nachbarschaft nicht gut gehen wird. Dennoch macht sie zunächst einen Versuch und geht auf ihren Vater zu. Doch schon wieder beginnt er damit, sie zu beleidigen. Dies tut er in der Hoffnung, dass sie sich verteidigt und er daraufhin weiter draufhauen kann – im wahrsten Sinne des Wortes. Sara versucht, ihrem Vater aus dem Weg zu gehen. Doch eines Tages kommt es zum Eklat: Sie weist ihn darauf hin, dass er Dachziegeln gestohlen hat, woraufhin er sie so hart mit der Faust ins Gesicht schlägt, dass sich einige Zähne lockern und Sara große Verletzungen im Kiefer davon trägt.

Fortan reift der Plan, es ihrem Vater heimzuzahlen: Er müsste auch einmal so geschlagen und gedemütigt werden. Sara weiß auch schon, wer ihr bei diesem Plan helfen könnte. Doch dann geht alles furchtbar schief…
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John Marrs – Wenn Schweigen tötet

Inhalt
Jeden zweiten Abend essen Maggie und Nina zusammen. Wenn sie fertig
sind, bringt Nina Maggie zurück in ihr Zimmer im Dachgeschoss und
legt sie in Ketten. Denn Maggie hat Dinge getan, die unverzeihlich sind,
und jetzt bezahlt sie den Preis dafür. Aber in der Vergangenheit gibt es vieles, was Nina nicht weiß, und Maggie wird dafür sorgen, dass es so bleibt – auch wenn es sie tötet. Denn in diesem Haus ist die Wahrheit gefährlicher als jede Lüge. (Verlagsinformation)

Mein Eindruck:

Maggie kennt viele vernichte Wahrheiten, die sie Nina nicht zumuten konnte bzw. kann – doch was ist mit den Begebenheiten von denen sie nichts weiß? Oder schlimmer noch, was wenn sie sich irrt? Was wenn eine fatale Fehleinschätzung reicht, um mehrere Leben qualvoll langsam zu zerstören? John Marrs – Wenn Schweigen tötet weiterlesen

Michael Ignatieff – Charlie Johnson in den Flammen

Der Schatten einer brennenden Frau

Charlie Johnson ist ein abgebrühter Kriegsreporter, der seit 20 Jahren Kriegsgebiete besucht. Nichts kann ihn wirklich berühren, er lässt nichts an sich rankommen. Doch während eines Einsatzes auf dem Balkan (Bosnien) pokert er zu hoch. Eine junge Zivilistin muss dafür mit ihrem Leben bezahlen. Charlie wird das Bild der von serbischen Milizen mit Benzin übergossenen, brennenden Frau nie vergessen können. Er beschließt, den brutalen Täter zu stellen. Dieses eine Mal soll Vergeltung geübt werden. Ein Himmelfahrtskommando?

Der Autor

Michael Ignatieff, ein kanadischer Publizist, wurde bekannt für seine Grundsatzartikel zu Fragen über Macht und Moral. In Harvard leitet er ein Institut für Menschenrechtspolitik (und natürlich eine Webseite).

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Mary L. Trump – Zu viel und nie genug

Worum gehts?

Donald Trump ist das Produkt der lieblosen, pathologischen Erziehung seines Vaters Fred. Donald lebt das Märchen, das sein Vater ihm bereits in Kindertagen vorgelebt hat, fort. An erster Stelle dieser Erziehung stand immerzu der Überzeugung zu sein, man sei schlau, besonders und außergewöhnlich. Während Empathie, Reue und Nachgiebigkeit ein Zeichen von Schwäche sind.

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Caleb Carr – Terrorismus – die sinnlose Gewalt

Ein überzeugendes Buches mit Überraschungen

Wie reagiert die Welt auf lange Sicht am angemessensten auf die Anschläge vom 11. September 2001? Die Antwort ist nicht einfach, doch vielleicht kann uns die Geschichte von Krieg und Terror Aufschluss darüber geben.

Das Sachbuch trägt den deutschen Untertitel: „Historische Wurzeln und Möglichkeiten der Bekämpfung„. Treffender ist der Originaltitel „The lessons of terror: A history of warfare against civilians: Why it has always failed and why it will fail again„. Dies ist auch schon das zentrale Fazit des Buches: Terrorismus mag zwar erfolglos, doch wie bekämpfen wir ihn?
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Helmut Newton – Autobiographie

Nude Photographer: Das Abenteuer Leben

Wer ist der Mann hinter der Linse der kamera? Wer ist der Mann, der uns auf dem Titelbild über den gestreckten Zeigefinger anvisiert? Man kennt Newtons Bilder, seine Nuditäten, seine teuren Bücher. Aber nur wenig ist über den Menschen Helmut Newton bekannt, der als Jude Neustaedter geboren wurde. Schlicht erzählt er von einem aufregenden Leben in einem unruhigen Jahrhundert. Darum ist wohl auch seine Autobiographie einfach nur so genannt: „Autobiographie“.
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E. Benjamin Skinner – Menschenhandel. Sklaverei im 21. Jahrhundert

Der moderne Sklavenhandel – ein Milliardengeschäft

Nie gab es mehr Sklaven als heute: 27 Millionen Menschen. Sklaverei ist ein globales Phänomen und aktueller denn je. Auch in Deutschland ist Sklaverei in Form von Zwangsprostitution an der Tagesordnung. Überall auf der Welt begegnet der Autor einem blühenden Menschenhandel. Er infiltrierte Schleusernetzwerke, traf sich mit Kinderhändlern auf Haiti und im Sudan, beschreibt das Schicksal einzelner Opfer und lässt diese zu Wort kommen. Doch was unternehmen westliche Industrienationen wie die Vereinigten Staaten gegen Sklavenhandel? Dieses Kapitel ist so spannend wie ein Krimi.

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Reimer Boy Eilers (u.a.) – Fluchtpunkt Hamburg

Texte im Exil

Diese Anthologie versammelt die literarischen Stimmen von 22 Autorinnen und Autoren, von denen die Meisten in Hamburg eine neue Bleibe gefunden haben – als Übergang, für eine gewisse Zeit, für immer? Niemand weiß es. Wo, wenn nicht unter Geflüchteten, ist die Welt in Bewegung.

Menschen im Exil, die in ihrem Heimatland als SchriftstellerInnen, Blogger oder JournalistInnen, die ihre abweichende Meinung in fundierten Essays öffentlich gemacht haben, finden sich mit einer doppelten Schwierigkeit konfrontiert. Sie haben nicht nur ihr Zuhause und ihren Arbeitsplatz verloren, sondern müssen auch um ihr Handwerkszeug bangen, die Sprache.

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Andreas Eschbach – NSA

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet …

Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien – und deren totale Überwachung?


(Verlagsinfo)

George Orwell schrieb mit „1984“ die Dystopie der totalen Überwachung. Inzwischen leben wir darin. Geht da noch mehr?

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Per Mertesacker – Weltmeister ohne Talent: Mein Leben, meine Karriere

Worum gehts?

Per Mertesacker – der blonde, lange Schlacks, oder wie man ihn in England liebevoll nennt – „Big Fucking German“. Nicht nur aufgrund seiner für den Fußball nicht optimalen Körpergröße von 1,99 Meter sticht er aus der breiten Masse heraus. Darüber hinaus ist er für seine faire Spielweise und sein taktisches Verständnis bekannt.

„Weltmeister ohne Talent“ ist die packende Autobiografie eines sympathischen Mannes, dessen Karriere ganz klein begann und groß geendet ist. Er beschreibt zahlreiche emotionale Momente wie seine Wechsel zu den unterschiedlichen Vereinen, mehrere verpasste Titel bei großen Turnieren und als Höhepunkt den Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien.

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Agnes Flügel – Die Honigfrau

Ihr Glück sind zwei Millionen Bienen

Nach vielen Berufsjahren in der Medienbranche kommen Agnes Flügel Zweifel. Ihre Liebe zu Natur und Tieren bringt sie dazu, ihren Job als Online-Redakteurin aufzugeben und an der Ostsee eine Imkerei aufzubauen. Unterhaltsam und mit einer gehörigen Portion Selbstironie erzählt Agnes Flügel vom Leben auf dem Lande und den Hindernissen, die die Provinz für eine Städterin bereithält. Inzwischen ist sie mit ihrem Edelhonig höchst erfolgreich: die beflügelnde Geschichte eines Neuanfangs.

Agnes Flügel ist eine der wenigen Frauen unter den deutschen Imkern. Für ihren Traum von einer sinnvollen Tätigkeit hat sie High Heels gegen Gummistiefel und Großstadtleben gegen Reetdachhaus eingetauscht. Fortan schlägt sie sich nicht nur mit Fragen des richtigen Honigmarketings herum, sondern auch mit imkernden Besserwissern und im Morgengrauen lärmenden Nachbarn. Aber auch wenn ihr neues Leben nicht immer das reine Honigschlecken ist, hat sie ihren Neustart doch nie bereut. Agnes Flügels Buch ist ein ermutigender Appell, den Sprung in den Traumberuf und in die Selbstständigkeit zu wagen.

(Verlagsinfo)

Ein Platz am Meer.
Eine Vision.
Und die nötige Tatkraft, das Glück und den Partner dazu, sie umzusetzen.

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Thomas D. Seeley – Auf der Spur der wilden Bienen

In seinem neuen Buch ›Auf der Spur der wilden Bienen‹ beschreibt der renommierte Bienen-Experte Thomas D. Seeley, wie sich der Mensch über Jahrtausende auf die Spuren wilder Bienen machte, um ihren Honig zu erbeuten. Erst die Erfindung der Bienenstöcke machte diese Jagd überflüssig. Doch zunehmend mehr Menschen schätzen diese traditionsreiche Beschäftigung, die großes Geschick erfordert und Einblick in das Leben der Bienen ermöglicht, ohne ihnen Schaden zuzufügen. In seinem neuen, reich bebilderten Buch erzählt Seeley von der aufregenden Jagd nach Honig, gibt Tipps und erklärt liebevoll die Hintergründe dieser alten Kulturtechnik. Entstanden ist sowohl eine anekdotenreiche Kulturgeschichte der Biene als auch ein Leitfaden der Zeidlerei – geschrieben mit großem Charme von einem, der seine Bienen wahrhaftig kennt und liebt.
(Verlagsinfo)

Auf der Spur der wilden Bienen – mir als Honigliebhaber drängen sich sofort Bilder auf von Waldbäumen, Felsenritzen oder verfallenem Mauerwerk als Unterkunft für wilde Bienen. Sollen Bienen doch, wenn man dem allgemeinen imkerlichen Tenor folgt, in der Wildnis überhaupt nicht mehr überlebensfähig sein, suggeriert der Titel die Suche nach der Ausnahme, nach dem Volk, das der mannigfaltigen modernen Krankheiten der Honigbiene zum Trotz selbstständig überlebt. Der Autor ist als Bienenforscher bekannt und in bestimmten imkerlichen Kreisen ein Begriff für den Versuch, dem größten Feind der Bienen, der Varroa-Milbe, resistente Völker entgegen zu setzen. Vor diesem Hintergrund scheint es naheliegend, von ihm ein Buch über ebendiese Angelegenheit vorgelegt zu bekommen. Auf der Spur der wilden Bienen: Erfolggekrönte Forschungsgeschichte?

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