E. Benjamin Skinner – Menschenhandel. Sklaverei im 21. Jahrhundert

Der moderne Sklavenhandel – ein Milliardengeschäft

Nie gab es mehr Sklaven als heute: 27 Millionen Menschen. Sklaverei ist ein globales Phänomen und aktueller denn je. Auch in Deutschland ist Sklaverei in Form von Zwangsprostitution an der Tagesordnung. Überall auf der Welt begegnet der Autor einem blühenden Menschenhandel. Er infiltrierte Schleusernetzwerke, traf sich mit Kinderhändlern auf Haiti und im Sudan, beschreibt das Schicksal einzelner Opfer und lässt diese zu Wort kommen. Doch was unternehmen westliche Industrienationen wie die Vereinigten Staaten gegen Sklavenhandel? Dieses Kapitel ist so spannend wie ein Krimi.

Der Autor

E. Benjamin Skinner stammt aus Wisconsin und lebt als Journalist in Brooklyn, New York City. Er hat für „Newsweek International“ und „Foreign Affairs“ Reportagen über Lateinamerika, Afrika und den Nahen Osten geschrieben. Für dieses Buch bereiste er fünf Jahre lang über ein Dutzend Länder, eine intensive Recherche, die ihn mitten hinein in das Innere des modernen, globalen Menschenhandels führte. (abgewandelte Verlagsinfo)

Inhalte

Nur ganz allmählich führt der Autor den Leser an das Thema heran. Zwei Vorworte, eines von Richard Holbrooke und eines vom Autor, bieten einen ersten Überblick über die Informationen zum Thema Sklaverei und Menschenhandel. Aber das ist natürlich nicht der Stoff, der den Leser berührt.

Grundbegriffe

Was ist das überhaupt – Menschenhandel und Sklaverei? Was ist überhaupt ein Sklave? Bereits bei diesen grundlegenden Begriffen scheiden sich die Geister, wie der Autor immer wieder zeigt. Die verschiedenen Definitionen seitens religiös-politischer Lobby-Gruppen in den USA oder seitens der Vereinten Nationen klaffen weit auseinander.

Die konservativ-christlichen Lobbys in Washington, welche die Bush-Regierung so massiv beeinflusst haben, halten beispielsweise nicht nur Zwangsprostitution, sondern jede Form von Prostitution für Sklaverei. Dafür sind sie auf dem anderen Auge blind: Nur dies ist Sklaverei, aber nicht die Schuldknechtschaft in Indien oder die Haussklaven in Haiti. Dementsprechend schwierig ist es, Hilfe für die anderen Sklaven zu organisieren, wie John Miller, der US-Regierungsbeauftragte für die Bekämpfung des Menschenhandels, feststellen musste.

Die UNO hingegen würde am liebsten gar nicht von Sklaverei sprechen, sondern allenfalls von Menschenhandel. Davon gibt zumindest gibt es jede Menge. Aus Indien und Pakisten, von den Philippinen und aus Indonesien schleusen Schleppen Sklaven in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Saudi-Arabien. Aus Moldawien führt eine Sklavenroute bis nach Serbien und Kroatien. Von dort fliegen die modernen Sklaven weiter in alle Länder der EU, besonders nach Spanien.

Der Elefant und die Blinden

Was ist ein Sklave? Unter den zahlreichen Definitionen hat sich der Autor für folgende entschieden: Es ist eine Person, die permanent ausgebeutet wird, keine oder extrem niedrige Bezahlung oder materielle Entschädigung erhält und andauernd körperliche und psychische Gewaltanwendung erdulden muss. Diese Personen werden häufig auch als „Wegwerfmenschen“ bezeichnet und behandelt.

Dass diese Begriffsdefinition nicht nur auf zwei oder drei solchermaßen Ausgebeutete weltweit zutrifft, leuchtet ein. Vielmehr lässt sie sich auf die mindestens 27 Millionen Sklaven anwenden, die der Sozialwissenschaftler Kevin Bales 1999 (also vor zehn Jahren!) in seinem Buch „Die neue Sklaverei“ geschätzt hat. Inzwischen dürften es wesentlich mehr sein. Die Sklaverei ist ebenso eine Industrie wie der Menschenhandel. Ohne Sklaven, Leibeigene, Schuldknechte usw. wären die Wirtschaftswunder in Indien, China und den Scheichtümern nicht möglich gewesen.

Aber was ist mit den mindestens 500 Millionen Indern, die täglich weniger als zwei Dollar verdienen? Sind sie frei, dorthin zu gehen, wohin sie wollen? Warum stürzen sich jährlich zahlreiche indische Landbauern in den Selbstmord, um ihren Schulden zu entgehen?

Reisen und Befunde

Um diesen und anderen Fragen auf den Grund zu gehen, unternahm der Autor zahlreiche Reisen für dieses Buch. Sie führten ihn nach Haiti, in den Sudan, nach Rumänien und Moldawien, nach Nordindien und Südostasien. Auf Haiti hätte er einen Haussklaven für 50 Dollar kaufen können, stattdessen half er, welche zu befreien. Im Südsudan besuchte er die Flüchtlingslager der Dinka, die regelmäßig von der Regierung in Khartum mit Sklavenjägern versklavt worden waren. In Rumänien fand er in der Hauptstadt Sklavinnen, jedoch kaum in den Dörfern Moldawiens: Dort sind vier von fünf jungen Frauen verschwunden – wo sind sie hin? Tatiana und Natascha landeten auf dem Strich, in Bordellen, sogar in Sklavenzellen irgendwo in Ankara.

Schuldknechtschaft in Indien

Im nordindischen Bundesstaat Bihar stieß der Autor auf ein altes System der Schuldknechtschaft. Betroffen sind die Dalit, die wie Parias außerhalb des uralten (und verbotenen) Kastensystems stehen und besonders von Brahmanen, also Angehörigen der Oberkasten, ausgebeutet werden. Mag sein, dass der Großvater sich 60 Cent von seinem Arbeitgeber lieh, aber 100 bis 200 Prozent Zinsen zahlen sollte. Was er nicht rückzahlen konnte, erbten seine Nachkommen. Die Schuldknechtschaft konnte gar nicht beendet werden und setzte sich mindestens zwei Generationen weiter fort.

Sie wäre endlos weitergegangen, hätte der Schuldherr nicht Verbrechen begangen, die ihn zur Flucht zwangen, und hätten nicht Aktionsgruppen vor Ort die Sklaven über das Unrecht ihres Daseins aufgeklärt. Nur sie selbst konnten sich befreien. Hätte es jemand anderer getan, wären sie wieder zurückgegangen. Nach einer Weile wird die totale Entmündigung zu einem Geisteszustand.

Schicksale

Was jedoch dem Leser wirklich an die Nieren geht, sind die Einzelschicksale. Der Autor hat sie zwischen die Berichte über John Miller und andere Sklavereibekämpfer eingestreut, so dass der Leser nicht von Mitleid überschwemmt wird, sondern stets auch die andere Seite der Medaille sieht: Wo es Sklaven im Angebot gibt, muss es auch eine Nachfrage geben. Wer sind diese Menschen, die andere Menschen total ausbeuten?

Wir lesen von jungen Mädchen auf Haiti und mitten in Miami, die als Restavèks sowohl als Haus- wie als Sexsklavinnen ausgebeutet werden. Wir lesen vom Dinka-Sklaven Mouang, der von arabischen Sklavenjägern, den Jinjaweed, verschleppt und versklavt wurde – mit Genehmigung und Unterstützung der sudanesischen Regierung. Das ist eine Form von Völkermord und Staatsterror.

Die Aktivisten

Und wer etwas gegen das System der Ausbeutung und des Menschenhandels unternimmt, muss ebenfalls bestimmte Qualifikationen mitbringen – wer sind diese Aktivisten und Beamten? Auch sie haben ihre Schicksale. Da ist der bereits erwähnte John Miller, der zunächst von rechtskonservativen, christlichen Lobbykreisen sowie dem politischen Berater und Redenschreiber George W. Bushs engagiert wurde, um Menschenhandel und „Sklaverei“ (nach der oben genannten Definition) zu bekämpfen.

Seit Miller einige der Opfer getroffen und mit ihnen gesprochen hatte, rieb sich der über sechzig Jahre alte Politiker derartig in seiner Aufgabe auf, dass er fast einen Burnout oder Herzinfarkt erlitten hätte, wie so viele seiner Altersgenossen. Er verlor seine Frau, und sein Sohn ging zu den Marines statt aufs College. Ihm sei es zu verdanken, so der Autor, dass die Bush-Regierung zu den erfolgreichsten Bekämpfern der Sklaverei seit 1948, als sie verboten wurde, avancierte. Das erkennt der Autor neidlos an. Natürlich ist es angesichts der Unmengen von Sklaven, der gigantische Gewinne der Drahtzieher und des raschen Wachstums dieser Branche, die mehr einbringt als Waffenhandel, keineswegs genug.

Ein ganz anderer Mann ist John Eibner, der Dinka-Sklaven im Südsudan freikaufte. John Miller und der Autor flogen vor Ort, um zu prüfen, ob es dabei mit rechten Dingen zuging. Eibner ist ein Privatmann, der im Auftrag einer christlichen Aktionsgruppe vorging, das Geld sammelte er mit Spenden. Er will in einem Jahr 87.000 Sklaven freigekauft haben. Eine unglaubliche hohe Zahl, erscheint es Skinner und Miller. Tatsächlich stellt sich der Freikauf als eine Show heraus, die lediglich den Sklavenhändler und Rebellen zur Geldbeschaffung dient, aber keine echten Dinka-Sklaven aus ihrer Knechtschaft unter den sudanesischen Arabern befreit.

Was soll das überhaupt?

Es gibt durchaus Stimmen, moniert der Autor, die dagegen sind, wirtschaftliche und politische Sanktionen gegen Staaten zu verhängen, wie es die US-Gesetze seit dem Jahr 2000 erlauben. Von der Erklärung der Menschenrechte 1948 und dem Völkerbundabkommen von 1926 ganz zu schweigen. Diese Stimmen halten also quasi die Hand über Sklavereisysteme, aus politischem und wirtschaftlichem Interesse. Und sie behaupten sogar, dass es zwar Zwangsprostitution gebe, aber sonst keine Sklaverei, Menschenschmuggel, aber keinen -handel. Hat nicht schon der Verfassungsvater und US-Präsident Thomas Jefferson Sklavinnen gehalten und mit ihnen Kinder gehabt? Was ist so schlecht daran?

Es fällt dem Autor nicht leicht, diese Stimmen zu widerlegen. Er führt in den einzelnen Kapiteln über die Aktivisten an der „Heimatfront“ (Miller, Eibner etc.) zahlreiche Verfechter wie William Wilberforce an, die für die Abschaffung der Sklaverei kämpften. Der Brite brauchte Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts nicht nur einen reichen Geldgeber und eine politische Lobby, um sein Ziel bekannt und politisch vertretbar zu machen, sondern die Kriegsmarine musste weltweit gegen die Sklavenschiffe und -händler vorgehen. 2000 Mann verloren in den jahrelangen Kampagnen und Kämpfen ihr Leben. Davon ist die US-Regierung weit entfernt.

Mein Eindruck

Abgesehen von den Kapiteln über John Miller und die Bekämpfer der Sklaverei, liest sich das Buch spannend wie ein Krimi. Mehrmals wagte sich der Autor in jene dunklen Kampfzonen vor, wo sich Menschen kaufen und verkaufen lassen. Seitdem die US-Regierung erheblichen Druck auf Regierungen ausübt und bekannt ist, dass Sklavenhändler verfolgt werden (können!), schützen sich die Menschenhändler mit zahlreichen Vorkehrungen. Schließlich geht es um eine Menge Geld. Sie setzten weltweit schon 100 Milliarden Dollar pro Jahr um, also mehr als im Waffenhandel. Und der ist schon ziemlich lukrativ.

Haiti

Fünf Flugstunden von Washington, D.C., kann jeder Sklaven kaufen, der das Geld und den Mut dazu hat. Der Autor geht nach Port-au-Prince, die Hauptstadt Haitis, und in eine bestimmte Straße, zu einem bestimmten Mann. Sagt, er suche einen Restavèk, einen Haussklaven. Der Mann will 100 Dollar, obwohl er den Sklaven wahrscheinlich für null Dollar bekommen kann, von armen Landbauern. Der Autor handelt ihn auf 50 Dollar runter. Aber er kauft nicht, er erzählt. In das von Gangsterbanden beherrschte Viertel Cité Soleil wagt er sich ebenso wenig hinein wie jeder andere, der noch bei Verstand ist. Wer weiß, was in diesem Höllenloch alles abgeht.

Ursachen

Schon hier wird deutlich, dass Sklaverei wirtschaftliche Wurzeln und Gründe hat. Werden diese wirtschaftlichen Grundlagen gebessert, sinkt schlagartig die Zahl der Sklaven. (Deshalb sind Spendenaktionen so wichtig.) Ebenso bei politischen Restriktionen und polizeilichen Sanktionen. Aber manchmal stehen dem kulturelle und politische Gründe entgegen. So ist die Schuldknechtschaft der Dalit in ganz Indien ein kulturelles Phänomen und wurde offenbar schon von den Rajas vor den Briten praktiziert. Kurios und erschreckend: Die indische Polizei verfolgt die Drahtzieher, aber die indische Justiz ist derartig langsam und korrupt, dass sie die Verbrecher wieder laufen lässt, so dass sie ihr Unwesen weiter treiben können.

Rumänien

Eines der zugleich spannendsten wie auch düstersten Kapitel ist die Expedition nach Rumänien, Moldawien und Transnistrien. Diese Länder des Armenhauses Europas sind durch eine Sklavenroute miteinander verbunden, die von Kiew und Odessa bis nach Sarajewo führt, also mehrere tausend Kilometer. Transnistrien ist eine Republik, die sich von Moldawien abgespalten hat und international nicht anerkannt wird. Dort sind die Händler, die die hübschen Moldawierinnen verkaufen, zum Beispiel in Sklavenkerker irgendwo in Istanbul (auch dazu gibt es eine Reportage) oder Ankara.

In Bukarest tritt ein ganz anderes Phänomen in Erscheinung: Verbrecherbanden, die mafiaartig organisiert sind und sich gegenseitig bekriegen. Die Beute, um die es geht, sind Sklavinnen, Drogen und Waffen. Das sind Milliardenwerte. Die Zwangsprostitution, die der Autor nachts mit Mittelsmännern erkundet, zeigt ihre hässlichste Seite, als er vorgibt, eine solche Sklavin mieten zu wollen. Die Besitzer und Händler zeigen ihm ein weibliches Wesen, bei dessen Anblick sich dem Autor sowohl der Magen umdreht als auch die Seele windet.

Die Frau gehört zu der unterdrückten Minderheit der Roma, den sogenannten Zigeunern. Seit der von der EU verlangten Schließung der berüchtigten rumänischen Waisenhäuser verkaufen sich Hunderttausende von jungen Personen: auf dem Strich, beim Betteln, bei unzähligen Arbeiten, in Diebesbanden, die europaweit auf Raubzüge geschickt werden.

Opfer werden Helfer

In Amsterdam landete die Rumänin Tatiana auf dem Strich, den damals ausgewiesen Tippelzonen, einem legalen Straßenstrich. Ihr Freund hatte sie kaltblütig an einen Zuhälter verkauft, wie schon Frauen zuvor. Bis sie aus dem Milieu herauskam, wo sie täglich von Freiern vergewaltigt wurde, dauerte es Jahre, eine massive Polizeiaktion war erforderlich, um sie vor dem Ermordetwerden zu bewahren. Heute engagiert sie sich für weitere Opfer und gegen die Zuhälter.

Lehren

Was ich aus dem Gelesenen mitgenommen habe, ist ein gestärktes und erweitertes Bewusstsein für alle jene Phänomene, hinter denen sich Sklaverei verbirgt: Zwangsprostitution, Schuldknechtschaft, aber auch Haussklaven. Selbst ein Nachbar könnte ein Sklavenhalter sein, wenn sich eine auffällig junge Frau um die Hausarbeit kümmert, im Haus wohnt und auffallend niedergeschlagen aussieht oder sich heimlichtuerisch verhält. Es ist dann mitunter schwer, überhaupt das Sklavenverhältnis nachzuweisen.

Eine weitere Erkenntnis: Jeder kann etwas gegen die Ausbreitung der Sklaverei tun. Manchmal reichen schon kleine, aber dauerhafte Spenden, die über NGOs, also Nichtregierungsorganisationen, Geld in Programme für Bildung, Medizin und Arbeit investieren. Es muss nicht gleich eine Adoption sein, obwohl es hilft. Es ist besser, die Ursachen zu bekämpfen, als an den Symptomen herumzudoktern. Informationen und Erkenntnisse sind der Anfang, und die kann sich jeder beschaffen, wenn er sich nicht vor dem Thema verschließt.

Die letzte, betrübliche Erkenntnis: Das Ausmaß menschlicher Niedertracht kennt keine Grenzen. Allein der Begriff „Wegwerfmenschen“ ist der Gipfel des Zynismus. Er wird jeden Tag erneut erklommen. Die Sextouristen nennen sich in ihren Internetforen „Monger“: Einmischer, Händler. Ein Euphemismus für sexuelle Ausbeuter.

Die Übersetzung

Jürgen Neubauer hat sich seiner Aufgabe mit Bravour entledigt, so dass die zahlreichen Fachbegriffe, Namen und Bezeichnungen auch im Deutschen sowohl korrekt sind als auch plausibel und lesbar klingen. Doch irgendein Fehlerteufel hat ihm mehrmals ins Handwerk gepfuscht. Es sind nur winzige Fehlerchen, aber sie wirken sich unangenehm aus. Der wohl kurioseste Fehler findet sich auf Seite 123. Da wird ein Mann beschrieben, der „180 Meter groß“ ist. Gemeint ist natürlich 1,80 Meter, aber solche winzigen Kommafehler sehen in einem Sachbuch, das um Genauigkeit bemüht sein muss, stets schlecht aus. Hier muss der Leser Nachsicht üben.

HINWEIS: Statt eine Stichwortregisters hat es der Autor für besser gehalten, Anmerkungen in Form von Endnoten aufzuführen. Alle Meinungen, Zahlenangaben und Quellen sind im Text mit Zahlen vermerkt. Den Zahlen sind in den Endnoten Quellenangaben zugeordnet, manchmal aber auch längere Erklärungen. Deshalb lohnt es sich zuweilen, auch diese Anmerkungen zu lesen.

Unterm Strich

Dieses Buch ist ein notwendiger Augenöffner. Sklaverei und Menschenhandel sind ein globales Phänomen, das sowohl global als auch lokal bekämpft werden muss. Regierungen erweisen sich in erstaunlichem Maß als zu träge in der Bekämpfung. Erstaunlicherweise gehört es zum größten Verdienst der Bush-Regierung (2000-2008), ein Clinton-Gesetz konsequent und mit Nachdruck umgesetzt zu haben. Wer weiß, wie es unter Obama weitergeht.

Aber dies ist auch ein ungeheuer spannendes Buch. Ich habe es in nur wenigen Tagen gelesen. Nicht nur die Szenen sind anschaulich und verständlich, sondern auch die geschilderten Verhältnisse und Zahlen glaubhaft. Der Journalist weiß sich verständlich auszudrücken, so dass jeder die Sätze kapiert. So kann sich der Leser schnell und fast mühelos eine recht komplexe Materie erschließen.

Dass der Leser betroffen zurückbleibt, ist eine erwünschte Wirkung des Buches. Je mehr Menschen es lesen, desto besser für die Opfer des Menschenhandels. Es kann nicht genug Informationen geben, nicht genug Bewusstheit. Wer ein Gewissen hat und danach handelt, tut den Rest von ganz alleine.

Fazit: ein Volltreffer.

412 Seiten, gebunden
Originaltitel: A Crime So Monstrous. Face to face with modern day slavery, 2008
Aus dem US-Englischen von Jürgen Neubauer
ISBN-13: 978-3-7857-2342-5
www.luebbe.de