Band 1: „Chalions Fluch“
Band 2: „Paladin der Seelen“
Handlung
Prinz Boleso ist tot. Was nicht gerade bedauerlich ist, denn nach dem Mord an einem Dienstboten, dessen Leiche er danach gehäutet und in Stücke geschnitten hat, ist die königliche Familie froh, das im Exil lebende schwarze Schaf los zu sein, bevor es ihren Ruf weiter beschmutzen kann.
Leider ist der Prinz zu einem ungelegenen Zeitpunkt gestorben: Der Geheiligte König selbst kränkelt und Prinz Boleso ist unter alles andere als normalen Umständen gestorben. Er wurde erschlagen – von seiner eigenen Gespielin, Lady Ijada dy Castos, einem Kammerfräulein seiner Schwester, Prinzessin Fara.
Dies ist der Startband einer neuen Science-Fiction-Reihe namens „Das Sternenreich von Skolia“ von jeweils eigenständigen Romanen. Die amerikanische Physikerin Catherine Asaro verbindet Sternenoper mit Hightech und Romantik zu einer fesselnden Mischung, die für durchaus gelungene Unterhaltung sorgt.
Die Autorin
Die amerikanische Physikerin Catherine Asaro, geboren Ende der 50er Jahre und verheiratet mit einem Astrophysiker, verbindet Sternenoper mit Hightech und Romantik zu einer fesselnden Mischung, die manchmal für durchaus gelungene Unterhaltung sorgt, manchmal aber auch nicht. Ihre erste Story erschien 1993, und sie hat ein eigenes Fanzine namens „Mindsparks“.
Hinweis: Dieser Bericht beruht auf der Lektüre des englischen Originals.
Im Herzen des Waldes Ryhope Wood liegt eine Welt der vergessenen Helden und Urbilder. Schamanen wohnen hier ebenso wie das Böse … Als Steven Huxley 1947 aus dem Krieg heimkehrt, um den Spuren seines inzwischen gestorbenen Vaters und seines verschwundenen Bruders nachzugehen, führt ihn sein Weg nach Ryhope Wood.
In diesem Urwald verläuft die Zeit nicht wie in der Menschenwelt, und die Vergangenheit erwacht zum Leben. Im gleichen Maße, in dem Steven seine eigene Vergangenheit zu bewältigen versucht, wird er hineingezogen in die kollektiven Phantasien zahlloser Generationen, die im Mythenwald greifbare Gestalt annehmen – mitunter tödliche Gestalt … Robert Holdstock – Mythenwald (Ryhope Wood Zyklus 1) weiterlesen →
Dr. Alf Dean, ein Anthropologe und Aborigine, forscht im Norden Australiens nach den Wurzeln seines Volkes. Bei der Untersuchung einer geheimnisvolle Höhle stoßen er und sein kleiner Neffe Maus auf eine leuchtende Kugel mit verblüffenden Eigenschaften. Es handelt sich um einen Materietransmitter, und als Alf unvorsichtigerweise durch sein Tor tritt, wird er nicht nur schwer verletzt, sondern landet auch in einer anderen Zeit und Gegend. Die Militärforscher, denen er begegnet, sind ziemlich erstaunt – allerdings auf unangenehme Weise.
Drei Jahre sind in Chalion vergangen, seit Königinwitwe Ista dy Boacia vom Fluch des Wahnsinns befreit wurde, der sie auf dem Stammsitz ihrer Familie gefangen hielt. Doch ihre neu entdeckte Freiheit ist nicht unbeschwert. Ehemann, Eltern und Sohn sind gestorben, und die Tochter lebt meilenweit entfernt am Königshof zu Cardegoss.
Somit bleibt Ista allein mit ihren Schuldgefühlen und Geheimnissen – denn sie weiß, was ihr Land an den Rand des Abgrunds führte! Auf der Suche nach Absolution tritt Ista eine Pilgerfahrt an, den Göttern zur Buße und Abbitte. Aber auf sie wartet eine neue Gefahr, die größer ist, als sie ahnen kann: Erneut wird Chalion bedroht, und diesmal von einem heimtückischen Bösen, das nur Ista aufzuhalten vermag … (Verlagsinfo) Lois McMaster Bujold – Paladin der Seelen (World of the Five Gods 2) weiterlesen →
Eine zerstückelte und gekochte Leiche wird gefunden – ein Fall für die ‚Fabrik‘, Scotland Yards Abteilung für ungeklärte Todesfälle. Der namenlose Sergeant stößt bald auf den Hauptverdächtigen: ein irischer Berufskiller mit sadistischen Gelüsten. Aber wer und was steckt dahinter? Wer ist der Auftraggeber? (Verlagsinfo)
Den abenteuerreichen Aufstieg eines jungen Kriegerführers schildert dieser erste Band eines neuen Heroic-Fantasy-Zyklus des einschlägig bekannten britischen Autors David Gemmell. Der Rigante-Zyklus wendet sich wie schon der Drenai-Zyklus an ein junges männliches Publikum, und dieses weiß er hervorragend zu unterhalten.
Inzwischen sind vier Rigante-Romane veröffentlicht. Man darf davon ausgehen, dass weitere folgen. Die deutsche Ausgabe ist sehr schön aufgemacht – mit einem verzierten Hardcover-Einband. Das Sammeln lohnt sich also.
Diese zweite Anthologie mit den besten SF-Stories der 50er Jahre aus dem Hohenheim-Verlag deckt die zweite Hälfte des Jahrzehnts ab, das als Goldenes Zeitalter der Magazin-SF in die Annalen einging. Die technikgläubigen und patriotischen 40er Jahre sind passé, die Kritik an gewissen Missständen nimmt zu und verschafft sich literarischen Ausdruck. Neue Autoren wie Kornbluth erstrahlen in dieser Dekade und verschwinden plötzlich wieder. Alte Knaben wie Asimov und Heinlein schlagen sich mit Jugendwerken und kleineren Werken durch, bringen aber auch Klassiker wie „Foundation“ (als Zusammenfassung der in den 40ern publizierten Storys) hervor. Hans Joachim Alpers / Werner Fuchs (Hrsg). – Die 50er Jahre 2 (1955-59) (Bibliothek der besten SF-Stories) weiterlesen →
Farnham, ein umsichtiger Makler, hat vorgesorgt. Er überlebt mit fünf Gefährten einen atomaren Angriff, weil er sich zu Friedenszeiten einen Bunker gebaut hat. Doch sein scheinbar so sicherer Bunker wird in eine Welt der Zukunft gescheudert … (Verlagsinfo)
Dieser Roman ist unter dem Titel „Reise in die Zukunft“ 1967 als Heyne SF 3087 und 1977 als Heyne SF 3535 erschienen. Bastei-Lübbe veröffentlichte 1994 die ungekürzte Fassung.
Dem Ewigen Helden ebenbürtig, aber lausig übersetzt
Harald Schmetteraxt, ein junger Norweger, von Odin verflucht, wird zu einem wahnsinnigen Krieger, der Tausenden den Tod bringt. Wenn ihn der Kampfrausch überkommt, treibt er ganze Heere in die Flucht, und nicht einmal seine eigene Familie ist vor ihm sicher. Verzweifelt flieht er vor dem eigenen Schicksal, aber wohin er auch kommt, bringt er Tod und Verderben – er ist ein Berserker. (Verlagsinfo) Robert Holdstock – Odins Wolf (Berserker-Saga 1) weiterlesen →
Der Berserker trifft König Artus: eine Odyssee durch Irland
Harald Schmetteraxt, ein junger Norweger, von Odin verflucht, wird zu einem wahnsinnigen Krieger, der Tausenden den Tod bringt. Wenn ihn der Kampfrausch überkommt, treibt er ganze Heere in die Flucht, und nicht einmal seine eigene Familie ist vor ihm sicher. Verzweifelt flieht er vor dem eigenen Schicksal, aber wohin er auch kommt, bringt er Tod und Verderben – er ist ein Berserker.
Nun sucht Harald Erlösung von dem Fluch, doch der Weg führt zurück an den Anfang, in sein Heimatdorf. Dort wird er getötet. Nun erwacht er wieder, denn sein Geist findet keine Ruhe. Es ist das wilde Irland des 5. Jahrhunderts, und Harald kämpft mit den Stämmen gegen die Jägerinnen von Connacht. In diesem Kampf scheint sich sein Schicksal zu wiederholen … (wenig zutreffendes Verlagsinfo) Robert Holdstock – Die Jägerinnen von Connacht ( Berserker-Saga 2) weiterlesen →
Was tun zwei verrückte Amerikaner in Nepal? Für Kim Stanley Robinson bietet diese Frage Stoff für vier im wahrsten Sinne des Wortes wunderbare Geschichten. Seine Helden George Fergusson und Freds Fredericks schlagen sich eigentlich als Touristenführer durch, doch so ganz nebenbei erleben sie die unglaublichsten Abenteuer.
So befreien sie mit der ganz und gar unfreiwilligen Hilfe von Jimmy Carter einen leibhaftigen Yeti aus dem Badezimmer eines Luxushotels. Dann erklimmen sie ohne Sauerstoffgerät den Mount Everest, um einen tibetanischen Guru von einem mehr als wunderlichen Fluch zu befreien. Und schließlich steigen sie in ein Tunnelsystem unter der hauptstadt Katmandu hinab, geraten an bewaffnete Revolutionäre und verschaffen sich beim König von Nepal eine Privataudienz – mit dem Ergebnis, dass die ganze Armee sie jagt… (Verlagsinfo) Kim Stanley Robinson – Flucht aus Katmandu. Eine verrückte SF-Tour durch den Himalaja. Erzählungen weiterlesen →
Bisher hatten Sex und Science Fiction nur eines gemeinsam -den Anfangsbuchstaben. Nach Lektüre der vorliegenden Sammlung mit Stories von Brian W. Aldiss, Barry N. Malzberg, Michael Moorcock, Ron Goulart und vielen anderen, wird man beruhigt feststellen, dass es auch in der Zukunft noch etwas geben wird, das schöner ist als Fliegen. (Verlagsinfo)
Postviktorianischer Steampunk: An Seilen über Londons Dächer
Eigentlich will der Drehbuchautor Robert Linden nur für einen neuen Film recherchieren, doch dabei kommt er einer Geheimbande auf die Spur, die mit ihren Ritualmorden der Polizei Rätsel aufgibt. Auf den Dächern von London leben sonderbare junge Leute nach eigenen Gesetzen. Nachts fliegen sie an Nylonschnüren über die verhasste, laute Metropole.
Doch während die einen die Freiheit ihrer Schattenwelt bewahren wollen, haben die anderen der ganzen Stadt den Krieg erklärt. Robert Linden gelingt es, einen Weg in jenes dunkle Reich auf Londons Dächer zu finden. Und bald steckt er mitten in einem Bandenkrieg, wie er grausamer nicht sein könnte… (Verlagsinfo)
Dies ist Chris Fowlers erster Roman, und er machte ihn schlagartig berühmt – zumindest in der phantastischen Literatur. In so manchem Aspekt erinnert die Story an Tim Powers‘ Roman „Die Tore zu Anubis‘ Reich“, der im viktorianischen London spielt (siehe meinen Bericht). Seine folgenden Romane wie etwa „Gilde der Nacht“ oder „Runen“ erreichten nicht wieder dieses hohe Niveau. Christopher Fowler – Über den Dächern von London weiterlesen →
Heroic Fantasy: Frauen mit Schwert, Herz und Köpfchen
Für ihre Fantasy-Anthologie „Amazonen!“ erhielt die Herausgeberin den World Fantasy Award. Die engagierte Fantasy-Autorin und Feministin Jessica Amanda Salmonson, eine Freundin der feministischen Autorin und Literaturdozentin Joanna Russ, legte mit diesem Band phantasievolle, bewegende Geschichten um kämpfende Frauen vor.
„Die Erzählungen in diesem Buch wollen sicher in erster Linie unterhalten. Aber die Tatsache, dass Frauen zum ‚Schwert‘ greifen, bedeutet in einer Gesellschaftsform wie der unseren einen Akt der Revolution… In diesem Kontext ist ‚Amazonen‘ keine eskapistische Fantasy, sondern hat einen unleugbaren subversiven Charakter.“ Jessica A. Salmonson (Verlagsinfo)
Gruselkrimi: Von Untoten, Grabräubern und der Liebe der Fischer
Ohne Abschied zu nehmen, ist Kommissar Erlendur in die Ostfjorde gereist – dorthin, wo er als Kind seinen kleinen Bruder im Schneesturm verloren hat. Jahrzehnte zuvor hatten sich hier dramatische Szenen abgespielt: Englische Soldaten gerieten in ein tödliches Unwetter und eine junge Frau verschwand spurlos. Deren Schicksal zieht Erlendur in seinen Bann: Er will unbedingt herausfinden, was sich damals zugetragen hat, so schmerzlich es für ihn auch sein mag, Ereignisse aus dieser Zeit ans Licht zu bringen. (Verlagsinfo)
Solch ein Werk hat uns noch gefehlt: ein elbisches Wörterbuch! Damit können die Elben nun endlich den Klingonen Konkurrenz machen, von denen es ebenfalls bereits ein Wörterbuch gibt (von Marc Okrand, einem der Star-Trek-Experten). Mal sehen, wer das Rennen macht. Bis es soweit ist, behelfen wir Stuttgarter uns immer noch mit Schwäbisch (bekanntlich können wir ja alles – außer Hochdeutsch).
Seit hundert Jahren kämpft die Allianz verzweifelt gegen die Syndikatswelten, und die erschöpfte Flotte ist in Feindgebiet gelandet. Ihre einzige Hoffnung: Captain John Geary. Seit seinem heildenhaften Gefecht hält man ihn für tot. Doch wie durch ein Wunder hat er im Kälteschlaf überlebt. Nun soll er als dienstältester Offizier das Kommando über die Flotte übernehmen. In einem Krieg, der nur in einem Fiasko enden kann … Jack Campbell – Furchtlos. Die verschollene Flotte 1 weiterlesen →
Eigentlich ist Arthur Penhaligon kein Held. Genau genommen, ist ihm sogar ein früher Tod vorherbestimmt. Doch dann rettet ihm ein geheimnisvoller Gegenstand das Leben: Er sieht aus wie ein Uhrzeiger und wird von seltsam gekleideten Männern als „Schlüssel zum Königreich“ bezeichnet.
Doch zugleich mit dem Schlüssel erscheinen bizarre Wesen aus einer anderen Dimension, die ihn um jeden Preis zurückgewinnen wollen. In seiner Verzweiflung wagt es Arthur, ein geheimnisvolles Haus zu betreten – ein Haus, das nur er sehen kann und das in andere Dimensionen führt. Dort will er nicht nur sein wahres Schicksal erkennen, sondern auch sieben Schlüssel besorgen …
Sechs Schlüssel hat Arthur bisher aus den magischen Reichen erobert. Doch als er in seine eigene Welt zurückkehren will, stellt er fest, dass die Macht von Lord Sonntag seine eigene übertrifft – er landet in dessen Unvergleichlichen Gärten in Gefangenschaft…
Der Umweltinspektor: Goldkäfern und Silberschätzen auf der Spur
Zwei französische Insektenforscher verschwinden spurlos. Die Suche nach ihnen führt Pierre Sénéchal, Spezialist für Umweltverbrechen, ins Amazonas-Gebiet. Er stößt auf die Kopie eines Kreuzes, das mit kabbalistischen Zeichen übersät ist. Mit Hilfe der brasilianischen Polizistin Maria-Esperanza Saint-Louis befragt er Mönche und Priester darüber – es entfacht offenbar religiöse Leidenschaften, die er am eigenen Leib zu spüren bekommt, als die frommen Männer ihm unvermittelt nach dem Leben trachten …
Der Autor
Patric Nottret hat kriminalistische Hörspiele für das Radio geschrieben, bevor er sich mit seinem ersten Thriller „Grünes Gift“ in Frankreich in die Bestseller-Charts katapultierte. Danach folgte „Über den Wäldern ruht der Tod“. Sein dritter Roman um den Umweltinspektor Pierre Sénéchal ist „H2O“. Nottret wurde laut Verlagsinfo 1953 in Saint-Denis de la Réunion geboren und hat eine ökologische Ausbildung vorzuweisen.
Mehr von Patric Nottret auf |Buchwurm.info|:
[„Grünes Gift“ 4533
[„H2O“ 5858
Handlung
Der hünenhafte und mit einem sarkastischen Humor ausgestattete Pierre Sénéchal, Spezialist für Umweltverbrechen, wird von seiner Chefin, der „verehrungswürdigen“ Dame Pottier in den brasilianischen Urwald geschickt. Das französische Pharmaunternehmen Chitinex, das aus Insekten und Pflanzen des dortigen Urwaldes neue Wirkstoffe gewinnt, hat zwei seine Forscher verloren, die nach neuen Spezies suchten. Sénéchal nimmt den dicken Chemiker Serge „Lucrèce“ Mejaville mit, quasi als Geheimwaffe, und das erweist sich als kluge Wahl.
Er ahnt nicht, dass in der brasilianischen Region hinter Belém sehr merkwürdige Dinge vor sich gehen. Erst verschwinden zwei französische Forscher mitsamt ihrem Luftschiff, dann werden Kautschuksammler von Bombenfallen zerfetzt, und schließlich stoßen Indianer auf eine unheimliche Schlange, die Blitze aus Laserstrahlen verschießt. Auch von der Schießerei auf der Sojafarm des Magnaten Munoz hat Sénéchal noch nichts gehört. Ihr fielen sowohl Munoz als auch seine Konkurrent Darvalho zum Opfer. Sie wurden aus einer Entfernung von 1800 Metern von einem Scharfschützen erschossen.
Vor Ort in Belém arbeitet Sénéchal mit der wehrhaften Umweltpolizei-Kommissarin Maria-Esperanza Saint-Louis, zusammen, einer Indianerin, die weiß, wie man einen „Pushdagger“ einsetzt, einen in der Hand versteckten Dolch. In den Wohnungen der verschwundenen Franzosen stoßen Sénechal und seine Kollegen auf eine kleine Versuchsstation zur Züchtung von Goldskarabäen, die eine bestimmte Sojasorte zu fressen bekommen.
Von einem Insektenforscher erfährt Sénéchal, dass die Larven dieses bislang unbekannten und daher auf dem Sammlermarkt sehr wertvollen Skarabäus zu den größten Schädlingen von Sojapflanzungen zählen. Soll das heißen, dass hier ein Wirtschaftskrieg mit biologischen Waffen geführt wird, fragt Sénéchal. Diese Frage kann der Professor leider nicht beantworten. Aber klar ist, dass Sammler hohe Summen für die Insektenart zahlen würden, und das erklärt vielleicht auch die Webcam, mit der die zwei französischen Forscher ihre geflügelten Goldstücke fernüberwachten.
Aber es erklärt nicht die Skizze eines Kreuzes aus dem 16. Jahrhundert, das die beiden im Dschungel nahe ihrer Absturzstelle gefunden haben müssen. Pater de la Vega konsultiert einen Bekannten, Dom Faria de Queroz, einen rosenkranzbetenden Pater, von dem Sénéchal einen ziemlich merkwürdigen Eindruck hat. Dom Faria entdeckt auf dem Abbild des Kreuzes Symbole für die Sterblichkeit und die Apokalypse. Wie passend, knurrt der Umweltinspektor leise.
Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich auf die Spur der zwei Verschwundenen zu setzen. Vielleicht findet man dort dann auch das Original des Kreuzes. Der Ausflug in den Dschungel erweist sich jedoch als wesentlich gefährlicher als erwartet. Zu ihrer Überraschung stoßen Sénéchal und die Kommissarin auf die Ruinen eines vergessenen Dorfes von Kautschukbauern. Doch hier lauert der Tod in Gestalt von Sprengfallen auf sie …
Mein Eindruck
Selbst nach vier Fünfteln des Textes ist der Leser immer noch gespannt darauf zu erfahren, worauf dies alles hinauslaufen soll. Dem Autor gelingt es also hervorragend, den Leser bei der Stange zu halten. Er präsentiert ihm eine Menge Rätsel, die aber alle letzten Endes – wortwörtlich am Ende – ihre Auflösung finden.
Der Dschungel ist hier zugleich eine Metapher für das undurchsichtige Dickicht der Machenschaften von Forschern, Plantagenbaronen, Militärs und ehemaligen Kriegsverbrechern. Deren Interessen stehen denen der Aufklärung, auf die Umweltinspektoren und -polizisten aus Frankreich und Brasilien aus sind, diametral entgegen. Folglich kommt es bei der Aufklärung der Dschungelverhältnisse zu zahlreichen Konflikten, die sich steigern, bis Sénéchal sich schließlich in einer riesigen Falle sieht: Er wird von allen Seiten unter Beschuss genommen. Doch da er selbst bis an die Zähne bewaffnet ist, weiß er seine Haut teuer zu verkaufen.
Die Dschungel-Metapher hat der Autor diesmal auch auf die Form seines Textes übertragen. Durch die sehr kurzen Kapitel, die zwischen einer und maximal fünf Seiten lang sind, erinnert sein Buch diesmal stark Thriller von Jean-Christophe Grangé [(„Die purpurnen Flüsse“), 936 an Dan Brown und vor allem an James Patterson. Die Textsplitter liefern die Puzzlestückchen von Rätseln, aber auch filmische Schnipsel von Szenenfolgen.
Der Film ist wie gesagt die maßgebliche ästhetische Kategorie, mit der der Autor diesmal seine verzweigten Handlungsstränge präsentiert. Weil er weiß, dass das Filmpublikum, das auch sein Publikum ist, inzwischen durch Filme wie „Babel“ oder „Syriana“ an die multiperspektivische Erzählweise gewöhnt worden ist, kann er diese Strategie ebenfalls einsetzen. Es gibt nur eine Bedingung: Der Leser muss zügig lesen, sonst verliert er Anschluss und Übersicht. Das zügige Lesen ist jedoch durch genau diese kleinen appetitanregenden Häppchen sehr erleichtert. Man kann locker 200 Seiten am Stück weglesen, ohne müde zu werden. Die vielen halbleeren Seiten tragen dazu bei, dass sie wie von selbst vorüberfliegen.
Worum geht es überhaupt?
Auf der inhaltlichen Seite präsentiert uns Nottret diesmal ein Sammelsurium von mehreren Themen, und man muss seinen Glauben an die Wahrscheinlichkeit ein wenig aufgeben, um zuzugeben, dass alle diese Themen gleichzeitig auftreten können. Die Realität ist komplex. Warum sollte ein Roman, der vorgibt, sie abzubilden, es nicht auch sein?
Da sind zunächst die Insektenjäger, mit denen alles anfängt. Sie wollen die Goldskarabäen verkaufen und in der Wissenschaft Ruhm ernten, kein Problem. Sie finden ein Grabkreuz aus dem 16. Jahrhundert, doch wie kommt dieses in den hintersten Dschungelwinkel? Es gehört zu einer Kirche und zu einem Friedhof, die beide diverse gefährliche Geheimnisse bergen.
Raubbau
Dann ist da noch der mehr oder weniger verborgene Dschungelkrieg, den sich die Soja- und Rinderbarone liefern, allen voran Munoz und Carvalho. Diese roden den Urwald völlig illegal, weil sie die korrupten Beamten schön längst in der Tasche haben – auch den Gouverneur. Jede Minute fallen ihnen und anderen Räubern wie etwa Rohstoffkonzernen 2000 Hektar Urwald zum Opfer, also mehrere zehntausend Quadratkilometer pro Jahr.
Im Jahr 2050 wird der Amazonas-Urwald auf die Hälfte seiner aktuellen Größe geschrumpft sein. Das sind erschreckende Zahlen, wenn man bedenkt – und Nottret erinnert uns laufend daran -, dass das Amazonasbecken nicht nur die Lunge der Welt ist, sondern auch die größte Artenvielfalt der Welt aufweist (das Fachwort lautet „Biodiversität“ und wird im Text nicht näher erläutert, da es sich selbst erklärt). Dass dieser Vernichtungsprozess die ganze Welt angeht, sollte eigentlich jedem klar sein. Die Folgen der 33.000 Brände pro Jahr lassen sich an der zunehmenden Klimaerwärmung ablesen (ich vermeide den scheinheiligen Politiker-Terminus „Klimawandel“, der überhaupt nichts aussagt, denn damit könnte genauso gut die nächste Eiszeit gemeint sein).
Mehr Themen
Also müsste es eigentlich ganz toll sein, wenn diese gierigen Sojabarone und Hamburgerlieferanten (denn von dort holen viele Schnellimbissketten ihr Rindfleisch) erschossen werden. Inspektor Zé Ferrara hat damit jedoch ein Problem, denn erstens mag er es nicht, wenn in seinem Bezirk irgendwelche Unbekannten seine Schützlinge abmurksen, und zweitens sind die Umstände in höchstem Maße mysteriös. Wie konnte es dem unbekannten Täter gelingen, durch einen verschlossenen Eingang auch noch ins verbarrikadierte Allerheiligste der Wochenendhütte von Senhor Munoz vorzudringen? Von drei erschossenen Leibwächtern ganz zu schweigen.
Die Ermittlung des aufrechten Inspektors und die Forschungen von Sénéchal und seiner Umweltkommissarin führen unweigerlich zusammen, denn beide folgen den Spuren einer tödlichen Technologie: Kampfroboter. An der Militärakademie erklärt ihnen ein Ingenieur voller Stolz auf die neuesten Errungenschaften der Kampfrobotik, die die glorreichen Vereinigten Staaten von Amerika seinem armen Verbündeten Brasilien wohltätig zukommen lassen. Dumm nur, dass die Kamproboter eigentlich für den Einsatz gegen Eingeborene vorgesehen waren. Aber herrje, manchmal haben die Menschen nicht nur Pech, sondern sind auch noch im Unglück. Zum Beispiel der Indiojunge Xingu, dem eine mit Laserstrahlen bewaffnete Schlange ein Auge versengt.
Die Drahtzieher hinter diesen mörderischen Aktivitäten werden erst in einem abschließenden und klärenden Dialog zwischen dem Umweltinspektor und seiner hochwohlgeborenen Chefin bis ins Detail vorgeführt und erläutert. Dabei scheinen dann auch Verbindungen bis in den Algerienkrieg auf, und der ist ja nun wirklich eine französische Erblast. (Wer mal „Der Schakal“ von Frederick Forsyth |gelesen| hat, wird mit der Terrororganisation OAS vertraut sein.) Ich kann diesen politischen Hintergrund jedoch an dieser Stelle nicht vertiefen. Interessant ist allemal, was Nottret dazu ausgegraben hat.
Nun mag man sich fragen, wie es der Autor schafft, all diese Themen in nur einem Roman unterzubringen. Ganz einfach: durch die oben beschriebene Verhackstückung und häppchenweise Präsentation. So läuft es ja auch bei Dan Brown und James Patterson. Nur dass mir Nottrets Roman wesentlich relevanter erscheint als etwa [„Illuminati“ 2106 oder das neueste Abenteuer von Alex Cross.
Die Übersetzung
Im Vergleich mit dem ersten bei Lübbe verlegten Nottret-Roman, „Grünes Gift“, schneidet der vorliegende Roman um Längen besser ab, was die Quantität der Druck- und Satzfehler anbelangt. Tatsächlich wurde ich nur auf Seite 144 fündig: „… er hörte das Schnarchen der Schäfer“. Natürlich handelt es sich um das Schnarchen der SCHLÄFER!
Ansonsten ist die anspruchsvolle Übersetzung, die ja mindestens fünf Sprachen umfasst – Französisch, brasilianisches Portugiesisch, Spanisch, Latein und Englisch – ausgezeichnet gelungen.
Unterm Strich
Der zweite Öko-Thriller funktioniert auf zwei Ebenen. Im Vordergrund unterhält uns die in kurze, mundgerechte Häppchen zerschnipselte Handlung mit ihrem Indiana-Jones-Flair von Dschungel, Rätsel und einem verschwundenen Silberschatz. Diese Handlung wird erfreulicherweise über vier Fünftel des Romans aufrechterhalten und gipfelt in einem bleihaltigen Showdown, der mit allen kinematografischen Tricks multiperspektivisch in Szene gesetzt wird.
Doch die Hintergründe dieses mit Rätseln gespickten Geschehens müssen unbedingt nacheinander aufgedeckt werden, sonst ergäbe das Ganze keinen rechten Sinn und hinge wie eine Zaubershow in der Luft. Diese Hintergründe reichen zurück bis zum Algerienkrieg, bis zur Besiedelung Brasiliens durch die Portugiesen und weiter. Es ist eine Geschichte der Ausbeutung und des Raubes: an indianischen Sklaven, an deren Land, an Rohstoffen und bis heute am Urwald.
Aber es gibt auch Umweltpolizei und engagierte Urwaldschützer, etwa unter den Bauern vor Ort. Dummerweise vermutet niemand, dass mitten im Zentrum der Organisation der Umweltpolizei ein Verräter sitzt. Das mag ein thrillerübliches Element sein, aber es liefert eine Erklärung für viele rätselhafte Phänomene, auf die der französische Umweltinspektor stößt. Und der Verräter steht nur stellvertretend für die Korruption, die in jeder Behörde Lateinamerikas zu finden sein dürfte.
Ich habe mich in nur drei Tagen durch diesen Thriller gekämpft und mich nie gelangweilt, selbst dann nicht, als sich Sénéchal und seine Chefin die Informationen nur so um die Ohren hauen, um uns endlich über alles aufzuklären, was wir nicht verstanden haben. Das hat mich doch sehr an die ehrwürdigen Krimis à la Sherlock Holmes und Nero Wolfe erinnert. Hauptsache, es bleiben keine Fragen unbeantwortet.
Tja, und dann bleibt nur noch eines zu tun: Selber handeln und der Vernichtung der grünen Lunge Einhalt gebieten.
Originaltitel: Mort sur la forêt, 2007
Aus dem Französischen von Eliane Hagedorn und Barbara Reitz
415 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-431-03754-8 / Taschenbuch 978-3-404-16352-6 www.luebbe.de
Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: (No Ratings Yet)
Geist ist geil! Seit 2002 – Ständig neue Rezensionen, Bücher, Lese- und Hörtipps