Schlagwort-Archive: Bastei Lübbe

Mike Resnick – Wilson Cole 2: Die Piraten (Starship 02)

Tough: Reality Check für Jack Sparrow

Rund 3000 Jahre in der Zukunft (im Jahr 4875) führt die Republik der Menschen Krieg gegen die Teroni-Föderation. Der Offizier Wilson Cole hat Befehle missachtet – und damit Millionen von Menschen das Leben gerettet. Trotzdem soll er sich vor dem Kriegsgericht verantworten. Mit seinem Schiff |Teddy R| flieht Cole in die gesetzlosen Gebiete der Galaxis, an die Innere Grenze zur Teroni-Föderation. Sein Plan ist einfach: Piraterie! Doch Cole stellt fest, dass er zwar ein guter Soldat, aber ein lausiger Pirat ist. Er beschließt, sich Nachhilfe bei den Profis zu holen.
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Mike Resnick – Jäger des verlorenen Einhorns. Fantasy-Krimi

Unter Elfen & Dämonen: Detektiv auf Einhornsuche

Dringend gesucht: ein Einhorn. Just am Silvesterabend erhält Privatdetektiv John Justin Mallory den merkwürdigsten Auftrag seines Lebens – von einem Elf. Er soll in New York City nach einem entführten Einhorn suchen. Die Elfengilde hatte es ihrem Mitglied Mürgenstürm anvertraut, und nun fürchtet der Elf die Rache seiner Auftraggeber, wenn er es nicht bis Mitternacht zurückbringt.

Mallory braucht nicht lange, um sich in diesem New York der Gnome, Geister, Katzenmenschen und Elefanten-Taxis zurechtzufinden. Doch auch der schrecklichste Dämon aller Zeiten, der Grundy, ist hinter dem Einhorn her, um ihm den begehrten Rubin zu entreißen, mit dessen Hilfe man zwischen den Welten wandeln kann. Zu spät erkennt Schlapphut Mallory, dass dieser Auftrag eine Nummer zu groß für ihn ist.

Die vorliegende Ausgabe enthält nicht nur eine vollständig neue Übersetzung, sondern auch die komplette Anzahl der Anhänge des Originals. Sie ist daher fast 50 Seiten länger als die Heyne-Ausgabe, über die ich mal berichtet habe.
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Mike Resnick – Wilson Cole 5: Flaggschiff

_|Wilson Cole|:_

Band 1: [„Die Meuterer“ 5304
Band 2: [„Die Piraten“ 5589
Band 3: [„Die Söldner“ 6167
Band 4: [„Die Rebellen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6278
Band 5: [„Flaggschiff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6944

_Rehabilitiert! Der Pirat mischt die Republik auf_

Rund 3000 Jahre in der Zukunft (im Jahr 4875) führt die Republik der Menschen Krieg gegen die Teroni- Föderation. Der Offizier Wilson Cole hat Befehle missachtet – und damit Millionen von Menschen das Leben gerettet. Trotzdem soll er sich vor dem Kriegsgericht verantworten. Mit seinem Schiff „Theodore Roosevelt“ flieht Cole in die gesetzlosen Gebiete der Galaxis, an die Innere Grenze zur Teroni-Föderation. Sein Plan ist einfach: Piraterie! Doch Cole stellt fest, dass er zwar ein guter Soldat, aber ein lausiger Pirat ist. Nach der Nachhilfe bei den Profis verdingt er sich als Söldner. Schließlich kommandiert er eine eigene Flotte von rund 50 Schiffen, meidet aber die Regierungsstreitmacht nach Möglichkeit.

Nun steht ein Krieg bevor. Die „Theodore Roosevelt“ bereitet sich unter Coles Kommando darauf vor, in die Republik vorzudringen, ist den Feindschiffen aber hoffnunslos unterlegen. Coles Strategie lautet daher: Jedes Gefecht vermeiden. Bald erkennt er, dass er bis nach Deluros VIII vorstoßen muss, der Hauptwelt der Republik. Doch eine neue Gefahr lauert zwischen den Sternen, und auf diese sind Cole und seine Crew nicht vorbereitet … (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Mike Resnick wurde am 5. März 1942 in Chicago geboren. Bereits mit 15 veröffentlichte er seinen ersten Artikel, mit 17 seine erste Kurzgeschichte und mit 20 seinen ersten Roman. Inzwischen hat er mehr als 250 Bücher veröffentlicht. Er zählt zum Urgestein der SF und Fantasy und hat im Lauf seiner Schriftstellerkarriere alle international begehrten Genre-Preise gewonnen, darunter seit 1989 allein fünfmal den HUGO Award (für den er weitere 27-mal nominiert war). Er gilt als einer der fleißigsten Autoren der Szene und ist auch als Herausgeber sehr aktiv. Seine Werke wurden bisher in 20 Sprachen übersetzt. Da sich bei ihm alles ums Buch dreht, verwundert es nicht, dass auch seine Frau Carol Schriftstellerin ist – wie auch seine Tochter Laura, die bereits ihre ersten SF/Fantasy-Preise gewonnen hat.

Auf Deutsch erschienen unter anderem:

– [„Elfenbein“ (1988; Heyne, 1995)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6462
– „Einhornpirsch“ (1987; Heyne 1997; siehe meinen Bericht)
– „Santiago“ (1987, Heyne 1993)
– „Walpurgis III“ (Knaur, 1986)
– „Das Zeitalter der Sterne“ (Knaur, 1985, „Birthright“)
– „Die größte Show im ganzen Kosmos“ 1-4 (Goldmann 1984/85)
– „Herr der bösen Wünsche (Bastei-Lübbe, 1984)

Der |Starship|-Zyklus:
– „Die Meuterer“ („Starship: Mutiny“)
– „Die Piraten“ („Starship: Pirate“)
– „Die Söldner“ (Starship: Mercenary)
– „Die Rebellen“ (Starship: Rebel)
– _“Flaggschiff“_ (Starship: Flagship)

_Handlung_

Die Schlacht um die Station Singapur ist vorüber. Sie war sehr verlustreich, doch die Rebellen an der Inneren Grenze haben den Angriff der Republik abgewehrt. Nur wenig später sieht sich Wilson Cole mit seinem Schlachtschiff „Theodore Roosevelt“ jedoch einer weiteren Streitmacht der Republik gegenüber. Diesen 800 Schiffen hat er nichts entgegenzusetzen. Ein strategischer Rückzug ist angebracht. Auch der Platinherzog, sein Gönner, kommt mit an Bord, ebenso der Alien-Hehler, der sich „David Copperfield“ nennt und den göttlichen Charles Dickens verehrt.

Durch ein Wurmloch nach dem anderen weiß Cole sich dem Zugriff der Republik zu entziehen. Durch geschickte Propaganda verbreitet er Misstrauen innerhalb der Sternenflotte der Republik und gegenüber den unterworfenen Völkern. Leider sind schon bald schwere Übergriffe zu beklagen: Wer sich nicht rechtzeitig identifiziert, wird zu Staub zerblasen. Die Republik zeigt auch gegenüber den Vasallen keine Gnade und macht sich so ganze Sternsysteme zu Feinden.

Als der Oktopus, ein Partner Coles, von der Flotte gefangengenommen wird, muss Cole einen drastischen Schritt unternehmen: Entweder entlockt er einem gefangenen Flottenangehörigen die relevanten Informationen oder der Oktopus und 80 seiner Leute werden hingerichtet. Es kommt zu zwei befehlsverweigerungen, doch schließlich erhält Cole die Informationen und kann mit einer listigen Täuschung den Oktopus samt Crew befreien. Er gibt ihm ein Frachtschiff, um wieder auf Kaperfahrt zu gehen.

Fortan sammelt Cole weitere Ressourcen auf Welten, die abtrünnig geworden sind. Doch das alles sind nur Stützungsmaßnahmen für den eigentlichen Coup: In seiner kühnsten Aktion als „Trojanisches Pferd“ lässt er sich von einem gekaperten Schlachtschiff „gefangen nehmen“ und zur Zentralwelt der Republik bringen, wo ihm bereits der Premierminister eine „faire Hinrichtung“ versprochen hat. Doch besagter Premierminister wird eine böse Überraschung erleben, sobald Cole erst einmal vor ihm steht …

_Mein Eindruck_

Dieser Vorstoß ins Herz der Republik ist natürlich der älteste Trick im Buch: Schon Homer wusste vom Trojanischen Pferd zu berichten. Aber der Trick zeigt, welche Art von „Held“ Wilson Cole ist – gar keiner, sondern vielmehr ein Pragmatiker, der die Kunst des Möglichen betreibt. Und das ist die Definition eines Poliitikers. Diese Definition würde er jedoch weit von sich weisen. Ganz einfach aus dem Grund, weil es ihm lediglich um zwei Ziele geht: seine Haut zu retten (und die seiner Lieben) sowie der Republik ein neues, menschenfreundliches Gesicht zu geben. Dummerweise kann er das eine nicht ohne das andere haben.

|Das Gewissen|

Sharon Blacksmith, seine Sicherheitsoffizierin an Bord der „Teddy R“ und seine Primärgeliebte, spielt sein Gewissen. Sie darf ihm Fragen stellen, die er bei niemandem sonst beantworten würde. So auch die entscheidende Frage, bei der es um die wichtigste ethische Frage des ganzen Buches geht (und auf die der Autor in seinem ANHANG Nr. 5 gesondert eingeht, siehe unten). Die Frage nämlich, ob man foltern darf, und wenn ja, unter welchen Bedingungen.

|Folter oder Verhör?|

Diese Frage hatte für die amerikanischen Leser (und für aufmerksame US-Beobachter im Ausland) eine aktuelle Bedeutung: Unter George W. Bush war die Foltermethode des Waterboardings ausdrücklich zugelassen. Resnick stellt infrage, dass es sich überhaupt um Folter gehandelt habe, denn niemand sei dabei zu Schaden gekommen. Das möchte ich doch stark bezweifeln. Er hat jedoch ein starkes Argument für die Anwendung dieser „Verhörmethode“, wie er es nennt: Damit wurde ein potenziell verheerender Anschlag auf Los Angeles aufgedeckt. Von diesem Anschlagsplan habe ich noch nie etwas gehört, was für die Effizienz der amerikanischen Vertuschungsmethoden spricht.

|Krieg oder Frieden|

Die Republik führt sich in ihrem Imperium, das von vier Kriegen charakterisiert wird, auf wie der Diktator und Despot, den wir vom Faschismus und Totalitarismus (Hitler, Stalin, Mussolini, Franco) gewohnt sind. Ausbeutung, Unterdrückung, Rechtslosigkeit sind an der Tagesordnung. Es gehört zu Coles zweitem Ziel, diesen Despotismus, der seinen Freund Forrice mutwillig hinrichtete, zu beenden. Er will die Republik reformieren. Leichter gesagt als getan. Denn die erste Frage, die man ihm stellt: „Wollen Sie an die Stelle des Premierministers treten? Geht es auch Ihnen um Macht, Captain?“

Dieser Verdacht liegt natürlich nahe. Doch Cole weist die Unterstellung weit von sich. Er will nur sein eigenes Leben (und das seiner Lieben) selbst bestimmen können. Das geht aber nicht, wenn ständig gegen aufmüpfige Dissidenten Krieg geführt wird. Und die vier Kriege sollten ebenfalls beendet werden, führen sie doch nur zu Blutvergießen und Ausbeutung der Ressourcen. Dass Frieden mit dem Feind möglich ist, demonstriert er sogleich: Sein Erster Offizier auf der „Teddy R“ ist ein Teroni, ein Alien, mit dessen Rasse der Rest der Republik Krieg führt.

|Der Anhang|

Der „Birthright“-Zyklus, dessen Chronologie mehrere Seiten umfasst und in den ersten COLE-Bänden vorgestellt wurde, umfasst nicht nur den fünfteiligen „Wilson Cole“-Zyklus, sondern auch viele Einzelromane wie etwa „Elfenbein“, „Santiago“ und „Kirinyaga“ (siehe meinen Bericht). Alle dazugehörigen Werke, egal ob Roman oder Story, werden in eine zusammenhängende Chronologie gestellt. „Flaggschiff“ etwa spielt ca. im Jahr 1970 GE, was dem Jahr 2908+1970 = 4878 AD entspricht. Diese Chronologie spielt im SONG eine Rolle, der als Anhang 6 zu finden ist.

Anhang 4 (Anhänge 1-3 sind in Band 4 zu finden) wird von einer kurzen Abhandlung über Wurmlöcher bestritten. Gibt es sie oder sind sie bloß poetische Erfindung? Nun, zumindest gibt es sie theoretisch, seit 1921 ein deutscher Mathematiker namens Weyl sie postulierte, Albert Einstein und Alfred Rosen die „Einstein-Rosen-Brücken“ erfanden und 1959 diese Theorie ausgebaut wurde. Voilà, le „Wurmloch“.

Der Angang 5 ist der Ethik Wilson Coles gewidmet. Dabei stellt der Autor dar, welche knifflige ethische Frage für jeden einzelnen Band zu beantworten war. In Band 1 war es für Cole beispielsweise moralisch nicht zu rechtfertigen, acht Millionen Menschen für einen Treibstoffvorrat zu opfern, der nicht in die Hand des Feindes fallen sollte. Und so weiter. Dieser handlungsphilosophische Gehalt ist es, der für mich diese fünf Bände aus der Masse der Militär-SF heraushebt. Und natürlich der Humor.

|Die Übersetzung|

Thomas Schichtel war nicht besonders beansprucht, hat aber seine Sache gut gemacht. Besonders aufgefallen ist mir, dass er genau zwischen „ich denke, dass“ und „ich glaube, dass“ unterscheidet. In vielen Übersetzungen wird beides synonym verwendet, aber das läuft auf eine Täuschung des Lesers hinaus. Das Denken ist ein mentaler Akt und drückt eine Meinung aus. Das Glauben ist ein gefühlsmäßiger, meist irrationaler Akt und drückt eine innere Einstellung aus, die sich selten rational begründen lässt. Dazwischen können Welten liegen. Wir können aber davon ausgehen, dass ein routinierter Autor wie Resnick genau zu unterscheiden weiß, was ein Denk- und was ein Glaubensakt ist.

Der Text ist bemerkenswert frei von Druck- und Flüchtigkeitsfehlern. Das erleichterte die Lektüre ungemein.

_Unterm Strich_

Wer am Anfang dieses Abschlussbandes der Reihe denkt, Cole könnte es nie schaffen, die Sternenflotte der Republik, die rund 3,4 Mio. Schiffe zählt, zu überwältigen und schließlich sogar anzuführen, wird im Finale eines Besseren belehrt. Der Angriff auf die Zentralwelt der Republik kommt aus dem Nichts und trifft Coles Gefährten im Augenblick ihres größten Triumphs: der Gefangennahme des Premierministers. Nun muss Coles Schiff den Gegenangriff einleiten – daher ist der Titel „Flaggschiff“ durchaus gerechtfertigt. Dass er seinen Ruf als militärisches Genie – und aufmüpfiger Querdenker – nichts umsonst hat, belegt er in der finalen Raumschlacht, die den Höhepunkt dieses Bandes bildet (ähnlich wie schon in Band 4).

|Etwas für jeden|

Leser, die sich an schneller Action im Weltraum erfreuen, kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Leser, die den ironischen Humor der Hauptfigur einfach vergnüglich finden. Dazu gehöre beispielsweise ich, aber mich interessierte auch die Art und Weise, wie Cole ethische Dilemmata anpackt und löst. Im Anhang erläutert der Autor, dass jeder Band dieses Zyklus ein solches ethisches Problem aufgreift, erörtert und verarbeitet. Selten entspricht die Lösung den Erwartungen des Lesers, so auch hier. Dass Resnick die Methode des „Waterboardings“ als unter gewissen Umständen gerechtfertigt betrachtet, finde ich nicht so witzig.

„Flaggschiff“ ist der spannend und flott zu lesende Abschluss einer herausragenden Serie von Weltraumabenteuern. Auch Afrika taucht wieder auf, ganz besonders Resnicks geliebtes Kenia (mit „Nyerere“ und anderen Namen). Ich bin gespannt, ob Bastei-Lübbe auch die anderen Zyklen dieses höchst produktiven Autors veröffentlicht.

Fazit: vier von fünf Sternen.

|Taschenbuch: 365 Seiten
Originaltitel: Starship: Flagship (2009)
Aus dem US-Englischen von Thomas Schichtel
ISBN-13: 978-3404233502|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de
[Autorenhomepage]http://www.fortunecity.com/tattooine/farmer/2/

 

Mike Resnick – Wilson Cole 4: Die Rebellen (Starship 04)

Finale Raumschlacht: Angriff der Sternenflotte

Rund 3000 Jahre in der Zukunft (im Jahr 4875) führt die Republik der Menschen Krieg gegen die Teroni-Föderation. Der Offizier Wilson Cole hat Befehle missachtet – und damit Millionen von Menschen das Leben gerettet. Trotzdem soll er sich vor dem Kriegsgericht verantworten. Mit seinem Schiff |Teddy R| flieht Cole in die gesetzlosen Gebiete der Galaxis, an die Innere Grenze zur Teroni-Föderation. Sein Plan ist einfach: Piraterie! Doch Cole stellt fest, dass er zwar ein guter Soldat, aber ein lausiger Pirat ist. Nach der Nachhilfe bei den Profis verdingt er sich als Söldner. Schließlich kommandiert er eine eigene Flotte von rund 50 Schiffen, meidet aber die Regierungsstreitmacht nach Möglichkeit.

Da kommt es zu einem Zwischenfall, der alles verändert. Cole sieht sich gezwungen, der Republik den Krieg zu erklären. Eigentlich ist seine schwach bewaffnete Flotte kein Gegner für die unzähligen Schiffe der Republik. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Aber genau darauf versteht sich Cole besonders gut … (abgewandelte Verlagsinfo)
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Mike Resnick – Wilson Cole 1: Die Meuterer (Starship 01)

Commander Cole, der aufmüpfige Offizier

Rund 3000 Jahre in der Zukunft (im Jahr 4875) führt die Republik der Menschen Krieg gegen die Teroni-Föderation. Der Offizier Wilson Cole hat bereits zweimal sein Schiff samt Crew in der Schlacht verloren. Zur Strafe soll er nun als zweiter Offizier auf einem geradezu schrottreifen Schlachtschiff dienen, noch dazu in einem weit abgelegenen Raumsektor.

Die Reibereien an Bord nehmen zu, die Disziplin sinkt, doch Cole ist kein Mann, der gern Däumchen dreht, während woanders der Krieg tobt. Während der Kapitän eine ruhige Kugel schieben will und meint, sein Raumsektor sei der letzte Ort in der Milchstraße, wo der Feind angreifen würde, lässt Cole erst einmal die Datenbank aktualisieren – und siehe da: ein Volk ist zu den Teroni übergelaufen und hat eine Republikwelt angegriffen. Klammheimlich schleicht sich Cole mit zwei Offizieren von Bord der |Teddy R|, um mal nachzusehen, was da Sache ist. Er sticht in ein Wespennest …
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Andrea Camilleri – Das Ritual der Rache. Commissario Montalbano vermisst einen guten Freund

Commissario Montalbano:

01 [„Die Form des Wassers“
02 [„Der Hund aus Terrakotta“
03 [„Der Dieb der süßen Dinge“
04 [„Die Stimme der Violine“
05 [„Das Spiel des Patriarchen“
06 [„Der Kavalier der späten Stunde“
07 [„Das kalte Lächeln des Meeres“
08 „Die Passion des stillen Rächers“
09 [„Die dunkle Wahrheit des Mondes“
10 [„Die schwarze Seele des Sommers“
11 [„Die Flügel der Sphinx“
12 [„Die Spur des Fuchses“
13 [„Das Ritual der Rache“
14 „L’età del dubbio“ (2006)
15 „La danza del gabbiano“ (2009)
16 „La caccia al tesoro“ (2010)
17 „Il sorriso di Angelica“ (2010)
18 „Il gioco degli specchi“ (2011)

Außerhalb der Reihe – „Acqua in bocca“ (2010)

Armer Commissario: In den Klauen der Schönheit

Im Umland von Vigàta liegt ein Toter in einem Plastiksack. Wenig später taucht eine Frau im Kommissariat auf, die ihren Ehemann als vermisst meldet. Commissario Montalbano fühlt sich an eine Geschichte aus der Bibel erinnert, an den Verrat des Judas. Denn: Der Leichnam wurde in dreißig Teile zerstückelt, im sogenannten Töpferland verscharrt, der Schuss in den Nacken deutet auf Rache wegen Verrats hin, und bei dem Toten handelt sich offensichtlich um einen Fremden.

Die Tat eines bibelkundigen Mafioso? Oder nur die blühende Fantasie eines Commissario? Eines weiß Montalbano jedenfalls genau: Sein Vize Mimí Augello verhält sich derzeit ziemlich merkwürdig und ist ihm nicht gerade eine Hilfe. Wie gut, dass manchmal auch Bücher inspirierend wirken. Zum Beispiel Der zweite Kuss des Judas – von Andrea Camilleri … (Verlagsinfo)
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David Ambrose – Level X. Thriller

Gekonnter Psychothriller in der Welt nebenan

Wenn du deinen Namen nicht mehr kennst, wenn du denkst, deine Frau sei tot, wenn dein Sohn nie existiert hat und dein bester Freund dich skrupellos hintergeht… (Verlagsinfo)

Diesmal schickt Ambrose seinen Helden durch mehrere Parallelwelten, bis ein Drama um Liebe, Tod und Eifersucht seinen guten Ausgang gefunden hat. – Wieder einmal nutzt Ambrose moderne wissenschaftliche Theorien als Grundlage für eine verzwickte Thrillerhandlung, die mit etlichen Überraschungen aufwartet.

Der Autor
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Arthur C. Clarke – Rendezvous mit Rama (RAMA-Zyklus 01)

Spannende Erforschung einer unbekannten Welt

Das rätselhafte Objekt, das die Astronomen auf den Namen Rama taufen, gibt allen Rätsel auf. Es ist noch sehr weit entfernt, deutlich außerhalb der Jupiter-Umlaufbahn. Etwas, das auf eine solche Entfernung auf dem Radar erscheint, muss riesig sein. Seltsamerweise ist es jedoch weder ein Asteroid noch ein Planetoid. Es ist nicht einmal ein natürlicher Himmelskörper. Während es auf seinem kometenartigen Weg zur Sonne rast, zeigt sich, dass es wie ein perfekter Zylinder geformt ist – ein Artefakt.

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David Gemmell – Waylander der Graue (Drenai-Saga 03)

Der 3. Waylander-Roman aus David Gemmels Drenai-Saga ist eine bemerkenswert komplexe und gefühlsgeladene Geschichte, wenn man sie mit ihren Vorgängern vergleicht.

Der Autor

David Gemmell (geb. 1948), früher selbst einmal Soldat, ist der führende britische Autor (wenn nicht sogar weltweit) von Fantasy-Action-Romanen. Besonders bekannt wurde ab 1984 er mit der Drenai-Saga, in der kernige Helden wie „Druss die Legende“ in einem untergehenden mittelalterlichen Reich schier aussichtslose Kämpfe ausfechten.
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Jim Turner (Hrsg.) – Spur der Schatten. Neue Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos

Für HPL-Fans: Cthulhu, die Anstandsdame

„Neue Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos“ verspricht der Herausgeber mit diesen 18 Erzählungen und Novellen. Das Ergebnis ist jedoch recht durchwachsen. In jedem Fall ist dem Leser anzuraten, sich vorher gut im Werk H. P. Lovecrafts, des Phantasten aus Providence (im folgenden ‚HPL‘), auszukennen, um alle Insider-Witze mitzubekommen.

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Orson Scott Card – Play Kosmos. Planetenspiele. Stories aus der Welt von Übermorgen

Planetenspiele: viel Licht und viel Schatten

Nur dem äußeren Anschein nach ist Andrew Wiggin, genannt Ender, ein ganz normaler Junge. Tatsächlich hat man ihn dazu auserwählt, zu einem militärischen Genie zu werden, das die Welt braucht, um einen übermächtigen Feind zu besiegen. Aber Enders Geschichte verläuft anders, als es die Militärs geplant haben. Völlig anders …Dieser Erzählband enthält noch rund ein Dutzend weitere verblüffende Erzählungen wie diese.

Der Autor

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Orson Scott Card – Der siebente Sohn (Die Legende von Alvin, dem Schmied 1)


Kind des Teufels: Alvin, der junge Magier

In seinem mehrteiligen Alvin-Zyklus schildert Card ein Amerika, das es nie gegeben hat: Der Unabhängigkeitskrieg hat – noch – nicht stattgefunden. Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts existieren so unterschiedliche Staaten wie die der kolonialen Engländer, der Franzosen in Kanada, der Irrakwa-Indianer (Irokesen) und der unabhängigen Siedler im Westen der Appalachen-Berge. Um die Zersplitterung komplett zu machen, sind die Kolonien der Engländer in königstreue Gebiete und in Länder des Lord-Protektors Oliver Cromwell aufgeteilt.

Im Startband „Der siebente Sohn“ kommt daher Benjamin Franklins Erfindung des Begriffs „Amerikaner“ und „Amerikanische Nation“ einer Revolution gleich. Und Franklins Freund und Dichterkumpel William Blake trägt diese Idee zu den Siedlern im Westen. Dort trifft er unvermutet Alvin Miller, den jungen Magier, dem in den folgenden Ereignissen eine Schlüsselrolle zufällt. Dessen Feind ist der Unschöpfer, die dunkle Macht des Zerstörers vom Anbeginn der Welt…
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David Baldacci – Finstere Lügen (Travis-Devine-Thriller 01)

Packender Wall-Street-Thriller

»Sie ist tot« – diese Textnachricht unterbricht den routinierten Arbeitsweg des ehemaligen US–Army–Rangers Travis Devine. An seinem Arbeitsplatz, einer Investment–Firma an der Wallstreet, angekommen, erfährt er, dass seine Kollegin und Ex-Freundin ermordet aufgefunden wurde. Als am gleichen Abend ein Polizist bei ihm auftaucht, ist Travis sofort klar, dass er ganz oben auf der Liste der Verdächtigen steht. Ein Ausweg scheint das zweischneidige Angebot des US-Geheimdienstes zu sein, als Undercover-Agent dem illegalen Treiben seines Arbeitgebers auf die Spur zu kommen und dabei Saras Mörder zu finden. Doch dieser hat einen ganz eigenen Plan, und Travis ist die Zielscheibe … (Verlagsinfo)

Diese Besprechung beruht auf der US-amerikanischen Originalausgabe.
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Stephen R. Lawhead – Das Schattenlicht (Die Schimmernden Reiche 4)

Frucht des Frevels: das Ende des Universums

Es gibt sie wirklich: die Ley-Linien. Pfade, auf denen man durch die Zeit reisen kann und die nur die wenigsten kennen. Kit Livingston kennt sie, denn er hat sie bereits benutzt. Mit seiner Freundin Mina ist er auf der Suche nach der Meisterkarte der möglichen Universen, zu denen die Ley-Linien führen. Diese Karte wurde zerteilt und in alle Welten zerstreut. Aber Kit ist nicht der einzige, der sie haben will …

Doch es geht um viel mehr, als um eine Schatzsuche: Scheinbar steht die Welt an der Schwelle zu einer Katastrophe, die das gesamte Universum bedroht! Kit und seine Freunde müssen nun alles tun, um das Rätsel der Karte zu entschlüsseln … Wie hängen die Meisterkarte, die Seelenquelle und die Schattenlichter zusammen? (erweiterte Verlagsinfo)

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Ambrose, David – Epsilon

Charlie Monk ist ein perfekter Agent: ein gewissenloser Killer. Allerdings verliert er die Loyalität zu seinen Auftraggebern. Und die Neurologin Dr. Susan Flemyng, die ihn für ihre Rachepläne gewinnt, setzt ihn auf eben diese Auftraggeber an. Ein Thriller mit doppeltem Boden, der in der Welt von Wissenschaft und Politik spielt.

_Der Autor_

David Ambrose steht für spannende Wissenschaftsthriller am Rande der Wahrscheinlichkeit. Er begann seine Karriere als Drehbuchautor für den Regisseur Orson Welles, lehrte Recht an der Universität Oxford und hat für Theater, Film und Fernsehen gerarbeitet. In Deutschland ist er mit [„EX“ 135 bekannt geworden, der neben unangenehmen Geistern auch eine interessante Zeitschleife vorzuweisen hat.

Ambroses Thriller waren schon immer ein wenig verwirrend für Leser, die unvorbereitet sind. Im Falle dieses Buches wäre es recht hilfreich, sich schon einmal mit Virtueller Realität (VR) und Gentechnik beschäftigt zu haben.

_Handlung_

Dr. Susan Flemyng hat einen Patienten namens Brian Kay. Kay hat zum Teil sein Erinnerungsvermögen verloren. Er ist schon seit 20 Jahren in Susans Obhut, und immer noch erkennt er seine Frau Dorothy nicht wieder, wenn sie ihn besuchen kommt. Seine Erinnerung reicht nur für etwa zwei bis drei Minuten. Sein Langzeitgedächtnis ist ausgefallen. Immerhin konnte ihm Flemyng die visuellen Eindrücke, das „Bild“ seiner Frau, einpflanzen. Und wer weiß? Vielleicht hat Kay tatsächlich etwas mit dieser Geschichte zu tun …

|A) Susan|

Flemyng bekommt eines Tages eine schlimme Nachricht: Ihr Mann, ein Ingenieur, ist in Sibirien bei einem Flugzeugunglück umgekommen. Von ihrem Vater Amery Hyde getröstet, wird sie erst durch einen mysteriösen Besucher stutzig, der vorgibt, ein Reporter zu sein: Ihr Mann sei nicht abgestürzt, sondern ermordet worden, weil er etwas Wichtiges herausgefunden hatte. Wenig später ist auch der Reporter tot.

Susan war noch nie der Typ Mensch, der die Dinge auf sich beruhen lässt. Sie fliegt mit einer Führerin nach Ostsibirien in die hinterste Taiga. Dort stößt sie in einem mickrigen Hotel auf geheime Unterlagen des toten Reporters, die sie sofort weiterleitet, aber auch auf ein supergeheimes Forschungsinstitut, das zu ihrer Verblüffung genau jener Organisation gehört, das auch ihre eigene neurologische Forschungsarbeit finanziert: die Pilgrim Foundation. Sie war von ihrem Vater für unbedenklich erklärt worden.

Doch Susan wird zu ihrem Entsetzen nicht nur ihrer Freiheit beraubt, sondern auch zur weiteren Kooperation gezwungen: Man hat ihren Sohn Christopher als Geisel genommen. Da er alles ist, was ihr noch geblieben ist, willigt sie ein. Ihr erstes supergeheimes Projekt ist ein menschliches Wesen, das man mit Gentechnik aus einem Schimpansen herangezüchtet hat (ein momentan höchst unwahrscheinliches Szenario, aber wer weiß, was man in 20, 30 Jahren alles kann). Es handelt sich um Charlie Monk. Sie soll ihm „Bilder“ einpflanzen. Sie sieht eine Chance, sich und ihren Mann zu rächen.

|B) Charlie|

Charlie Monk ist der perfekte Agent für geheime US-amerikanische Regierungsstellen: gut aussehend, durchtrainiert, präzise und vor allem absolut gewissenlos und loyal zu seinen Auftraggebern. Er agiert sozusagen auf Knopfdruck, ohne Fragen. Sein „Führungsoffizier“ ist ein Mann, der sich Control nennt. Charlie kennt sein Gesicht.

Nach dem letzten Auftrag hat man Charlie jedoch „stillgelegt“. Er fühlte sich beschattet und entkam seinen Bewachern. Nun erwacht er in einem Affengehege, das sich offenbar in einer Art Zoo befindet und an jeder Stelle von Kameras überwacht wird. Doch an einer Stelle gibt es Fenster, die sein Gehege überwachen. Und zu seiner Überraschung sieht er dort Katie, seine Jugendliebe. Katie sieht genauso aus wie Dr. Susan Flemyng.

Als Charlie wieder einmal erwacht, sieht er Susan vor sich. Er erfährt, dass er das Schimpansengehege als eine perfekte Virtuelle Realität (VR) erlebt habe. Ein spezieller Apparat, den man ihm über den Kopf stülpt, versetzt ihn in eine andere Welt, die sich genauso „real“ anfühlt wie die Realität erster Ordnung, in der er bislang zu leben meinte – auch diese war VR! Wer also ist Charlie Monk „wirklich“?

Susan gelingt es, den immens starken Charlie zu überzeugen, für sie zu arbeiten – sie gewinnt seine Loyalität. Und gemeinsam werden sie ihren Sohn Christopher befreien und sich an den Hintermännern dieser ganzen Sauerei rächen, oder?

Leider hat Susan nicht damit gerechnet, dass zu diesen Hintermännern auch ein Mann gehört, dem sie bisher bedenkenlos ihr Leben anvertraut hätte: Es ist der Mann, der sich Control nennt.

Anmerkung: „Epsilon“ ist der 5. Buchstabe im griechischen Alphabet. Er bezeichnet im Buch die 5. Generation jener aus Schimpansen gezüchteten Menschen wie Charlie Monk.

_Mein Eindruck_

Es gibt manchmal Bücher wie diese, die einem den rationalen Verstand ebenso durcheinanderwirbeln wie das gewohnte Weltverständnis. Diese Wirkung verunsichert den Leser stark und macht ihn entweder frustriert oder wütend oder beides. Als Endergebnis wird die Zumutung einfach beiseite geschoben und verdrängt. Problem vergessen, Problem erledigt.

Diese Reaktion wäre nur zu verständlich auch bei diesem Buch. Erst verlangt der Autor, dass man diesen James-Bond-Verschnitt namens Charlie Monk als eine Inszenierung der Virtuellen Realität akzeptiert, die sich eine höchst illegale Regierungsagentur in ihren Labors ausgedacht hat. Danach soll man auch noch akzeptieren, dass dieser Monk aus einem Schimpansen gezücktet worden sei. Man fragt sich allerdings: Wozu der Aufwand der Gentechnik, wenn doch eh alles virtuell realisierbar ist? Offenbar ist auch die Schimpansensache reine VR.

Und das macht die Geschichte noch frustrierender. Denn nun erhält die Geschichte den Anschein, als seien alle Realitätsebenen darin VR und untereinander austauschbar, also völlig beliebig. Letzten Endes auch die des Lesers. Der Autor führt für die VR-Experimente an Charlie historisch verbürgte Psycho-Forschungen eines gewissen B.F. Skinner an, den Autors des utopischen Romans „Walden Two“. Und dass unsere eigene Realität lediglich von Sinneswahrnehmungen abhängt, wusste schon René Descartes im 17. Jahrhundert („Ich denke, also bin ich.“).

So weit, so verwirrend. Da nun alles ein virtuelles Spiel mit inszenierten Realitäten zu sein scheint, so hat doch der Leser durch den Kauf dieses Buches das Recht erworben, durch ein solches VR-Medium (= Roman) zufriedenstellend unterhalten zu werden.

Immerhin funktioniert das Buch als VR-Maschine recht gut: Die Anfangskapitel, die Charlie Monk als Agent 007 zeigen, sind flott erzählt und entbehren nicht einer gewissen Spannung. Seine Existenz als Schimpanse ist durchaus ironisch auffassbar, denn der ansonsten zur Diplomatie neigende Affe muss sich nun mit brachialer Gewalt gegen die anderen Männchen durchsetzen.

Das Finale zeigt dann wieder Charlie Monk, nun in eigener Regie an Susans Seite, in voller agentenmäßiger Aktion, wobei sich als hilfreich erweist, dass er wegen seiner äffischen Herkunft schneller reagiert, stärker ist und sich rascher bewegt als seine Widersacher, die allesamt Control unterstehen.

Klingt das hanebüchen? Ja, genauso hanebüchen wie jeder James-Bond-Film. Wie das dem Buch vorangestellte Sean-Connery-Zitat verrät, musste auch 007 erst einmal erfunden werden, um auf der Leinwand, einer weiteren VR, halbwegs glaubhaft zu erscheinen: Er hat keinerlei Eltern oder Geschwister und fiel im Alter von 33 Jahren vom Himmel, gewissenlos, wie Fleming (!) ihn schuf.

_Unterm Strich_

Wenn man nicht vor Zorn und Frust gegen die Zumutungen des Autors aufbegehrt und das Buch nach zehn Seiten in die Ecke feuert, kann man ein paar nette Kapitel genießen, in denen man sich an der Seite von Charlie Monk wähnt oder in denen man mit Susan Flemyng einem Komplott auf die Spur kommt. Und dies geht dann nach einem recht verwirrenden Mittelteil in ein actiongeladenes Finale über.

Akzeptiert man diese Zumutungen des Autors, so könnte man diesen Roman als ironische Antwort auf den James-Bond-Kult auffassen. Das geht aber nur, weil damit auch eine Kritik an den Medien verbunden ist, die sich allesamt skruppellos der Ausbeutung dieses selbst geschaffenen Medienkultes befleißigen. Wie lukrativ dies ist, hat man ja wieder am letzten, zwanzigsten JB-Film gesehen, der das 40-jährige „Dienstjubiläum“ des unsterblichen 33-Jährigen markierte.

Die VR-Maschine läuft allen Kanälen auf Hochtouren und heraus kommt – nun was? Dollars und noch mehr Dollars. Dass einigen Leutchen dabei der Sinn für die Realität erster Ordnung abhanden kommt, was macht das schon? Sind wir nicht alle Charlie Monks? Doch wer ist dann Control?

|Originaltitel: The discrete charm of Charlie Monk, 2000
Aus dem Englischen übertragen von Stefan Bauer|

David Gemmell – Eisenhands Tochter (Die Falkenkönigin 1)

Die Highlander haben ihre Unabhängigkeit in der Schlacht von Colden Moor verloren. Aus der Blutlinie der Könige hat nur eine einzige Frau überlebt: Sigarni, Gejagte und Jägerin, Hure und Prinzessin. Auf sie gründen sich alle Hoffnungen im Kampf gegen die Unterdrücker. Erster Band eines neuen Zweiteilers vor keltischem Hintergrund. (Verlagsinfo)

Dieser Fantasy-Roman gehört zwar zu einer Dilogie, kann aber auch abgeschlossen für sich bestehen und alleine gelesen werden. Er erzählt die Geschichte von Sigarni, der Falkenkönigin, die den Aufstand des Nordens gegen die Outlander anführt.

Die zwei Romane um die Falkenkönigin folgen einem völlig anderen Strickmuster als die übrigen Bücher Gemmells. Die Fortsetzung erschien unter dem Titel „Die Keltenkriege“  im Oktober 2000 (Taschenbuchausgabe Februar 2003).

Der Autor

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Sheffield, Charles – Kalt wie Eis

_Post-Holocaust: Das Geheimnis von Europa_

Das 21. Jahrhundert (huch, das ist ja unseres!): Vor 25 Jahren hat im Sonnensystem ein mörderischer Krieg stattgefunden. In vier Monaten starben neun Milliarden Menschen, denn es wurden entsetzliche Waffen eingesetzt. Die Rivalitäten sind aber im Jahr 2092 immer noch latent vorhanden, die Waffen existieren noch an verborgenen Stellen des Systems. Sie sind ein eifersüchtig gehütetes Geheimnis. Und wer dies zu lüften versucht, setzt sein Leben aufs Spiel.

Der Klappentext führt diesmal völlig in die Irre. Daher ist er keine Erwähnung wert.

_Der Autor_

Der 1935 in England geborene und seit den Sechzigern in den USA lebende Charles Sheffield studierte Mathematik und Physik in Cambridge, England, und gilt als eine Kapazität auf dem Gebiet der Astronomie – er war Präsident der |American Astronautical Society| und Vizepräsident der |Earth Satellite Corporation|.

Sheffield veröffentlichte 1977 seine erste Story im Magazin „Galaxy“, im Jahr darauf erschien sein erster Roman „Sight of Proteus“, der Auftakt seiner Proteus-Trilogie. Er vertritt darin optimistisch den Gedanken, dass mit Hilfe von Maschinen Menschen und andere Lebewesen ähnlich wie der antike Gott Proteus ihre Form verändern können, um zu den nahen Sternen zu fliegen. Es gehört zu Sheffields Markenzeichen, dass er das Universum (auch das mikroskopisch kleine) stets interessant findet und mit Vorfreude auf Entdeckungen wartet – selbst wenn sich diese als weniger angenehm herausstellen sollten. Er ist auch ein Meister in der Verwendung von Ironie.

In seinem zweiten Roman „The Web between the Stars“ (1979) beschrieb er einen „Fahrstuhl“ in die Erdumlaufbahn. Fast gleichzeitig verarbeitete Arthur C. Clarke den gleichen Gedanken in „Fountains of Paradise“. Beide gelangten unabhängig voneinander zur gleichen Idee. Kim Stanley Robinson griff diese Idee wieder in seinem Roman „Roter Mars“ auf, der mit dem katastrophalen Absturz eines solchen Fahrstuhls auf die Marsoberfläche endet.

Weitere interessante Romane Sheffields sind „Zwischen den Schlägen der Nacht“ (1985) mit seiner universumweiten Sicht à la Greg Bear sowie „Die Nimrod-Jagd“, eine Space-Opera mit interessanten Aliens und Cyborgs. Zuletzt erschienen bei uns „Die Welt der Handelsfahrer“ (1988, dt. bei |Heyne|), in der sich eine Post-Holocaust-Menschheit einer Alien-Invasion gegenübersieht, sowie „Feuerflut“ und „Sternenfeuer“. |Bastei-Lübbe| führt die Publikation Sheffields fort, zunächst mit „Der wundersame Dr. Darwin“ (2004), nun mit „Kalt wie Eis“ (1992, dt. 2004) und mit dessen Fortsetzung „Schwarz wie der Tag“ (Juni 2005).

_Handlung_

PROLOG.

Anno 2067: In den letzten Tagen des interplanetaren Krieges, der zwischen den erdnahen Planeten und den äußeren Welten auf Mars und dem Asteroidengürtel geführt wird und neun Milliarden Erdbewohnern das Leben gekostet hat, flieht ein zum Passagierschiff umgebauter Erzfrachter in den Gürtel. Verfolgt wird das Gürtelschiff von einem Sucher, einem halbintelligenten Jäger, der sein Ziel mit Raketen vernichtet. Doch von wem wurde er abgeschossen?

Die Crew des fliehenden Schiffes „Pelagic“ setzt kurz vor dem sicheren Ende neun Kapseln mit den Jüngsten an Bord aus, die in Kälteschlaf versetzt wurden. Man hofft, dass wenigstens sie überleben. Wenige Minuten später vernichtet ein Blitz das Schiff.

HAUPTHANDLUNG.

25 Jahre später hat sich die menschliche Zivilisation wieder von den großen Verlusten erholt und bereits die Monde des Jupiter besiedelt. In Jupiters Gashülle bauen selbstreplizierende Maschinen, nach ihrem deutschen Erfinder „Von Neumanns“ genannt, wertvolle Elemente ab. Mehrere Wissenschaftler, Medienleute und Amateurforscher, die wir einzeln nacheinander kennen lernen, erforschen das Sonnensystem.

Doch etwas Mysteriöses geht vor sich, von dem den Betroffenen wenig bis nichts mitgeteilt wird. Der Tiefseeforscher Jon Perry erhält einen Rückruf, der ihn von seinem Projekt, der Erkundung von heißen Quellen am Meeresboden (Black Smokers) abzieht und auf den Jupitermond Europa schickt. Zudem müssen die beiden führenden Astronomen vom interplanetarisch gestützten Oberservatorium DOS (Delokalisiertes Observations-System) nach Europa gehen, weil die Geldgeber und die Behörde lieber den erdnahen Raum durchsuchen möchten. Lächerlich! Das DOS hat eine Reichweite von elf Milliarden Lichtjahren, und diese Deppen wollen Terras Hinterhof durchsuchen?! Doch die Geheimniskrämerei erhält letzten Endes einen Sinn, als der Mann hinter diesen Aktionen hervortritt: der so genannte „Sonnenkönig“ Cyrus Mobarak.

Dieser Hinterhof scheint aber auch den Amateurforscher Rustum Battachariya, genannt „Bat“ (Fledermaus), auf dem Jupitermond Ganymed sehr zu interessieren. Er sammelt wertvolle Artefakte aus dem Großen Krieg, der vor 25 Jahren zu Ende ging. Und weil diese Artefakte mitunter weit bessere Technik aufweisen als alles, was danach kam, zieht er oft Vorteil daraus – für seine Behörde, die Koordinationsstelle für Transporte zu den Äußeren Systemen (Jupiter, Asteroiden und Saturn).

Bats neuester Kostenantrag an seine Chefin ist etwas kostspieliger als sonst: Er sucht das Wrack eines im Krieg verschollenen Passagierschiffes, der „Pelagic“. Denn er wundert sich, warum ein Gürtelschiff ausgerechnet von einer Jägerrakete vernichtet wurde, die ebenfalls aus dem Gürtel kam. Was ist das Geheimnis der „Pelagic“? Leider muss er schon bald feststellen, dass Leute, die es lüften wollen, sich dadurch in große Gefahr begeben.

_Mein Eindruck_

Der Aufbau der Geschichte hat eine sehr wirkungsvolle Form: ein Fächer, dessen Nabe am Schluss der Haupthandlung platziert ist. Am Anfang sieht sich der Leser daher mit einer ganzen Reihe von unverbundenen Handlungsträngen konfrontiert, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Die Spannung steigt ins Unermessliche – oder die Langeweile. Doch keine Angst, denn schließlich wird doch noch ein Schuh draus. Spätestens dann, als die Akteure auf dem Jupitermond Europa, einer vereisten Wasserwelt, eintreffen, überschlagen sich die Ereignisse auf eine Weise, die für gute Unterhaltung sorgt.

|Elende Politik|

Doch die Action allein macht noch keinen guten Science-Fiction-Roman, wie man an den Machwerken John Ringos ablesen kann. Europa ist vielmehr der Zankapfel zwischen zwei maßgeblichen politischen Strömungen. Die „Auswärtsler“ wollen die Planeten und Monde links liegen lassen und in unberührtem Zustand als Schutzgebiete zurücklassen, wenn sie mit einem Generationenschiff zu fremden Sternen fliegen.

Leute wie Cyrus Mobarak hingegen haben handfeste wirtschaftliche Interessen und wollen die Monde und Planeten ausbeuten und wenn möglich sogar terraformen. Native Lebensformen sind ihnen ziemlich schnuppe. Bei ihrem Vorgehen schrecken Mobarak & Co. auch nicht vor fiesen politischen Tricks zurück. Die muss man aber erst einmal aufdecken. Und das machen so clevere Leute wie Battachariya.

|Sherlock Holmes|

Bat ist ein sehr später Nachfahre von Detektiven wie Sherlock Holmes, verfügt aber auch über Hackerqualitäten. Nicht von ungefähr ist er im Netz der schärfste Gegner von Cyrus Mobarak, der dort unter dem Decknamen „Torquemada“ auftritt. Wie in den traditionellsten Fifties-Science-Fiction-Romanen ist es denn auch Bat, der die Ehre hat, alles in jedem Detail zu erklären. Leider muss er aber auch einen großen Irrtum zugeben. Nobody’s perfect.

Der Große Monolog der Großen Erklärers ist denn auch einer der Punkte, an dem die Kritik anzusetzen hat. So etwas gibt es doch heutzutage gar nicht mehr. Allwissenheit gehört der Vergangenheit an und ist nur noch in traditionellen, um nicht zu sagen: nostalgischen Romanen zu finden. Aus dramaturgischer Sicht bietet es aber dem Autor eine gute Gelegenheit, alle Rätsel auf einen Schlag zu erklären und endlich zu einem Schluss zu kommen.

Aber wer mitgedacht und auf Details geachtet hat (etwas schwierig bei so viel Text), der konnte schon frühzeitig auf die Lösung kommen. Dem entlockt Bats Monolog nur noch ein Gähnen. Mir nicht, denn ich war nicht die ganze Zeit kontinuierlich nur mit diesem Buch beschäftigt, sondern hatte auch eine Menge anderer Sachen zu tun. Daher kam mir der Monolog gerade recht.

|Schwächen|

Aber ich ertappte mich dabei, einige Seiten, auf denen der Autor viel beschreibt, einfach zu überspringen. Der Story tat das keinen Abbruch: Sie blieb so spannend wie immer. Wie es sich für einen ordentlichen Krimi gehört, sind auch etliche Rätsel und eine falsche Fährte eingebaut. Dem Leser macht es der Autor denn doch nicht zu einfach. Der Epilog lässt auf die Fortsetzung hoffen: Denn wo sind die restlichen sechs Eiskinder abgeblieben?

Den Jupitermond Europa hat sich Sheffield, wie er offen und dankbar zugibt, bei Arthur C. Clarke „ausgeliehen“. Dieser hatte ja schon in seinem Roman „2010“ aus Europa eine tropische Welt gemacht – siehe die letzten Bilder aus der entsprechenden Verfilmung. Inzwischen wissen wir aus Sondenmeldungen, dass Europa tatsächlich eine gefrorene Wasserwelt ist, und Sheffields 1992 entworfenes Szenario erscheint nicht mehr so abwegig.

Was ich aber mehrmals belächeln musste, ist die Dauer, die Sheffield für komplexe Computerberechnungen veranschlagt: Stunden, ja, sogar Tage! Naja, 1992 steckte Intel noch in den Kinderschuhen, und von Moores Gesetz* hatte Sheffield seltsamerweise noch nichts gehört, sonst hätte er diese Rechenzeiten drastisch herabgesetzt.

_Unterm Strich_

„Kalt wie Eis“ kombiniert auf unterhaltsame Weise kriminalistische Ermittlung mit planetarer Abenteuergeschichte und einem wirtschaftspolitischen Ringen um die Zukunft des Sonnensystems. Das Ergebnis ist ein relativ unblutig ablaufendes, aber dennoch spannendes Abenteuer, das Leute, die über einen wissenschaftlichen und astronomischen Background verfügen, interessieren könnte. Für Fans von „Mechwarrior“ und John Ringo ist hier hingegen kaum etwas zu holen: kein wildes Geballer, keine Aliens und schon gar keine Militärs. Ätsch!

|Originaltitel: Cold as Ice, 1992
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ulf Ritgen|

* – Moore’s Law: Alle 18 Monate verdoppelt sich die Zahl der Transistoren bzw. ihres Äquivalents auf einem Prozessor. Das heißt, die Zeit, die für eine Anzahl von Rechenoperationen benötigt wird, verringert sich in proportionalem Verhältnis. Das gilt für siliziumbasierte CPUs, aber wie es bei Licht- und Molekül-Prozessoren aussieht, ist eine spannende Frage. Es ist immer wieder erstaunlich, dass die Gültigkeit des 1965 aufgestellten Gesetzes (happy birthday, Mr. Moore!) bis heute anhält und dies noch für einige Jahrzehnte tun dürfte.

Lloyd Alexander – Taran – Der Fürst des Todes

Dies ist der fünfte Roman eines fünfbändigen Fantasy-Zyklus, der es vielleicht nicht mit Tolkiens „Herr der Ringe“ aufnehmen kann, der aber ebenso stark auf Mythen und Fantasythemen zurückgreift. Und die Hauptfigur Taran, die im Laufe des Zyklus eindrucksvoll heranreift, lieferte wie Tolkiens „Herr der Ringe“ die Vorlage zu einem Zeichentrickfilm.

Der Autor

Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der Autor der „Chroniken von Prydain“ (= Britannien). Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy für Kinder schrieb, beginnt auch Alexander mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen zu sprechen zu kommen. Der erste und Teile des zweiten Bandes fanden Eingang in einen gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1985: „Taran und der Zauberkessel“.

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Stephen King – Nachtschicht. Ein Stundenbuch des Grauens

Rasenfressende Monster

Die zwanzig Erzählungen in Nachtschicht sind Stephen Kings persönliche Auswahl vom Besten, was er je geschrieben hat: der Stoff, aus dem die Alpträume sind. Unter der Oberfläche unseres Alltags lauert der allnächtliche Wahnsinn. Nachtschicht ist ein Stundenbuch des Grauens. Stephen King blättert es auf. Seite um Seite fällt den Leser das Entsetzen an. Nachtschicht: kein Buch, um früh schlafen zu gehen! (Verlagsinfo)

Dies ist Stephen Kings erste Sammlung von Stories überhaupt – und wohl auch die wichtigste, denn sie umfasst beinahe alle Werke des Meisters, die er in seiner Anfangszeit schrieb. Das Qualitätsniveau ist leider recht unterschiedlich. 16 Geschichten waren bereits vorher in verschiedenen amerikanischen Magazinen erschienen, u.a. in Männermagazinen wie „Penthouse“ und in „The Cavalier„, die besser zahlten als Genremagazine.

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