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David Ambrose – Level X. Thriller

Gekonnter Psychothriller in der Welt nebenan

Wenn du deinen Namen nicht mehr kennst, wenn du denkst, deine Frau sei tot, wenn dein Sohn nie existiert hat und dein bester Freund dich skrupellos hintergeht… (Verlagsinfo)

Diesmal schickt Ambrose seinen Helden durch mehrere Parallelwelten, bis ein Drama um Liebe, Tod und Eifersucht seinen guten Ausgang gefunden hat. – Wieder einmal nutzt Ambrose moderne wissenschaftliche Theorien als Grundlage für eine verzwickte Thrillerhandlung, die mit etlichen Überraschungen aufwartet.

Der Autor
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Ambrose, David – Epsilon

Charlie Monk ist ein perfekter Agent: ein gewissenloser Killer. Allerdings verliert er die Loyalität zu seinen Auftraggebern. Und die Neurologin Dr. Susan Flemyng, die ihn für ihre Rachepläne gewinnt, setzt ihn auf eben diese Auftraggeber an. Ein Thriller mit doppeltem Boden, der in der Welt von Wissenschaft und Politik spielt.

_Der Autor_

David Ambrose steht für spannende Wissenschaftsthriller am Rande der Wahrscheinlichkeit. Er begann seine Karriere als Drehbuchautor für den Regisseur Orson Welles, lehrte Recht an der Universität Oxford und hat für Theater, Film und Fernsehen gerarbeitet. In Deutschland ist er mit [„EX“ 135 bekannt geworden, der neben unangenehmen Geistern auch eine interessante Zeitschleife vorzuweisen hat.

Ambroses Thriller waren schon immer ein wenig verwirrend für Leser, die unvorbereitet sind. Im Falle dieses Buches wäre es recht hilfreich, sich schon einmal mit Virtueller Realität (VR) und Gentechnik beschäftigt zu haben.

_Handlung_

Dr. Susan Flemyng hat einen Patienten namens Brian Kay. Kay hat zum Teil sein Erinnerungsvermögen verloren. Er ist schon seit 20 Jahren in Susans Obhut, und immer noch erkennt er seine Frau Dorothy nicht wieder, wenn sie ihn besuchen kommt. Seine Erinnerung reicht nur für etwa zwei bis drei Minuten. Sein Langzeitgedächtnis ist ausgefallen. Immerhin konnte ihm Flemyng die visuellen Eindrücke, das „Bild“ seiner Frau, einpflanzen. Und wer weiß? Vielleicht hat Kay tatsächlich etwas mit dieser Geschichte zu tun …

|A) Susan|

Flemyng bekommt eines Tages eine schlimme Nachricht: Ihr Mann, ein Ingenieur, ist in Sibirien bei einem Flugzeugunglück umgekommen. Von ihrem Vater Amery Hyde getröstet, wird sie erst durch einen mysteriösen Besucher stutzig, der vorgibt, ein Reporter zu sein: Ihr Mann sei nicht abgestürzt, sondern ermordet worden, weil er etwas Wichtiges herausgefunden hatte. Wenig später ist auch der Reporter tot.

Susan war noch nie der Typ Mensch, der die Dinge auf sich beruhen lässt. Sie fliegt mit einer Führerin nach Ostsibirien in die hinterste Taiga. Dort stößt sie in einem mickrigen Hotel auf geheime Unterlagen des toten Reporters, die sie sofort weiterleitet, aber auch auf ein supergeheimes Forschungsinstitut, das zu ihrer Verblüffung genau jener Organisation gehört, das auch ihre eigene neurologische Forschungsarbeit finanziert: die Pilgrim Foundation. Sie war von ihrem Vater für unbedenklich erklärt worden.

Doch Susan wird zu ihrem Entsetzen nicht nur ihrer Freiheit beraubt, sondern auch zur weiteren Kooperation gezwungen: Man hat ihren Sohn Christopher als Geisel genommen. Da er alles ist, was ihr noch geblieben ist, willigt sie ein. Ihr erstes supergeheimes Projekt ist ein menschliches Wesen, das man mit Gentechnik aus einem Schimpansen herangezüchtet hat (ein momentan höchst unwahrscheinliches Szenario, aber wer weiß, was man in 20, 30 Jahren alles kann). Es handelt sich um Charlie Monk. Sie soll ihm „Bilder“ einpflanzen. Sie sieht eine Chance, sich und ihren Mann zu rächen.

|B) Charlie|

Charlie Monk ist der perfekte Agent für geheime US-amerikanische Regierungsstellen: gut aussehend, durchtrainiert, präzise und vor allem absolut gewissenlos und loyal zu seinen Auftraggebern. Er agiert sozusagen auf Knopfdruck, ohne Fragen. Sein „Führungsoffizier“ ist ein Mann, der sich Control nennt. Charlie kennt sein Gesicht.

Nach dem letzten Auftrag hat man Charlie jedoch „stillgelegt“. Er fühlte sich beschattet und entkam seinen Bewachern. Nun erwacht er in einem Affengehege, das sich offenbar in einer Art Zoo befindet und an jeder Stelle von Kameras überwacht wird. Doch an einer Stelle gibt es Fenster, die sein Gehege überwachen. Und zu seiner Überraschung sieht er dort Katie, seine Jugendliebe. Katie sieht genauso aus wie Dr. Susan Flemyng.

Als Charlie wieder einmal erwacht, sieht er Susan vor sich. Er erfährt, dass er das Schimpansengehege als eine perfekte Virtuelle Realität (VR) erlebt habe. Ein spezieller Apparat, den man ihm über den Kopf stülpt, versetzt ihn in eine andere Welt, die sich genauso „real“ anfühlt wie die Realität erster Ordnung, in der er bislang zu leben meinte – auch diese war VR! Wer also ist Charlie Monk „wirklich“?

Susan gelingt es, den immens starken Charlie zu überzeugen, für sie zu arbeiten – sie gewinnt seine Loyalität. Und gemeinsam werden sie ihren Sohn Christopher befreien und sich an den Hintermännern dieser ganzen Sauerei rächen, oder?

Leider hat Susan nicht damit gerechnet, dass zu diesen Hintermännern auch ein Mann gehört, dem sie bisher bedenkenlos ihr Leben anvertraut hätte: Es ist der Mann, der sich Control nennt.

Anmerkung: „Epsilon“ ist der 5. Buchstabe im griechischen Alphabet. Er bezeichnet im Buch die 5. Generation jener aus Schimpansen gezüchteten Menschen wie Charlie Monk.

_Mein Eindruck_

Es gibt manchmal Bücher wie diese, die einem den rationalen Verstand ebenso durcheinanderwirbeln wie das gewohnte Weltverständnis. Diese Wirkung verunsichert den Leser stark und macht ihn entweder frustriert oder wütend oder beides. Als Endergebnis wird die Zumutung einfach beiseite geschoben und verdrängt. Problem vergessen, Problem erledigt.

Diese Reaktion wäre nur zu verständlich auch bei diesem Buch. Erst verlangt der Autor, dass man diesen James-Bond-Verschnitt namens Charlie Monk als eine Inszenierung der Virtuellen Realität akzeptiert, die sich eine höchst illegale Regierungsagentur in ihren Labors ausgedacht hat. Danach soll man auch noch akzeptieren, dass dieser Monk aus einem Schimpansen gezücktet worden sei. Man fragt sich allerdings: Wozu der Aufwand der Gentechnik, wenn doch eh alles virtuell realisierbar ist? Offenbar ist auch die Schimpansensache reine VR.

Und das macht die Geschichte noch frustrierender. Denn nun erhält die Geschichte den Anschein, als seien alle Realitätsebenen darin VR und untereinander austauschbar, also völlig beliebig. Letzten Endes auch die des Lesers. Der Autor führt für die VR-Experimente an Charlie historisch verbürgte Psycho-Forschungen eines gewissen B.F. Skinner an, den Autors des utopischen Romans „Walden Two“. Und dass unsere eigene Realität lediglich von Sinneswahrnehmungen abhängt, wusste schon René Descartes im 17. Jahrhundert („Ich denke, also bin ich.“).

So weit, so verwirrend. Da nun alles ein virtuelles Spiel mit inszenierten Realitäten zu sein scheint, so hat doch der Leser durch den Kauf dieses Buches das Recht erworben, durch ein solches VR-Medium (= Roman) zufriedenstellend unterhalten zu werden.

Immerhin funktioniert das Buch als VR-Maschine recht gut: Die Anfangskapitel, die Charlie Monk als Agent 007 zeigen, sind flott erzählt und entbehren nicht einer gewissen Spannung. Seine Existenz als Schimpanse ist durchaus ironisch auffassbar, denn der ansonsten zur Diplomatie neigende Affe muss sich nun mit brachialer Gewalt gegen die anderen Männchen durchsetzen.

Das Finale zeigt dann wieder Charlie Monk, nun in eigener Regie an Susans Seite, in voller agentenmäßiger Aktion, wobei sich als hilfreich erweist, dass er wegen seiner äffischen Herkunft schneller reagiert, stärker ist und sich rascher bewegt als seine Widersacher, die allesamt Control unterstehen.

Klingt das hanebüchen? Ja, genauso hanebüchen wie jeder James-Bond-Film. Wie das dem Buch vorangestellte Sean-Connery-Zitat verrät, musste auch 007 erst einmal erfunden werden, um auf der Leinwand, einer weiteren VR, halbwegs glaubhaft zu erscheinen: Er hat keinerlei Eltern oder Geschwister und fiel im Alter von 33 Jahren vom Himmel, gewissenlos, wie Fleming (!) ihn schuf.

_Unterm Strich_

Wenn man nicht vor Zorn und Frust gegen die Zumutungen des Autors aufbegehrt und das Buch nach zehn Seiten in die Ecke feuert, kann man ein paar nette Kapitel genießen, in denen man sich an der Seite von Charlie Monk wähnt oder in denen man mit Susan Flemyng einem Komplott auf die Spur kommt. Und dies geht dann nach einem recht verwirrenden Mittelteil in ein actiongeladenes Finale über.

Akzeptiert man diese Zumutungen des Autors, so könnte man diesen Roman als ironische Antwort auf den James-Bond-Kult auffassen. Das geht aber nur, weil damit auch eine Kritik an den Medien verbunden ist, die sich allesamt skruppellos der Ausbeutung dieses selbst geschaffenen Medienkultes befleißigen. Wie lukrativ dies ist, hat man ja wieder am letzten, zwanzigsten JB-Film gesehen, der das 40-jährige „Dienstjubiläum“ des unsterblichen 33-Jährigen markierte.

Die VR-Maschine läuft allen Kanälen auf Hochtouren und heraus kommt – nun was? Dollars und noch mehr Dollars. Dass einigen Leutchen dabei der Sinn für die Realität erster Ordnung abhanden kommt, was macht das schon? Sind wir nicht alle Charlie Monks? Doch wer ist dann Control?

|Originaltitel: The discrete charm of Charlie Monk, 2000
Aus dem Englischen übertragen von Stefan Bauer|

David Ambrose – EX

Die Geister, die ich schuf, werd ich nicht mehr los!

Ein Thriller, der auf einem realen parapsychologischen Experiment beruht: Acht Freiwillige wollen einen Geist erschaffen. Der Erfolg kommt schneller als erwartet, doch das Experiment gerät außer Kontrolle. Der Geist verhindert den Abbruch der Sitzungen – das Grauen beginnt… (Verlagsinfo)

„EX“ basiert auf einem Experiment, das Anfang der siebziger Jahre in Toronto tatsächlich stattfand. David Ambrose macht einen effizienten Thriller daraus. Aufgrund der zeitlichen Abfolge kann sein Buch durchaus dem weitaus bekannteren Stephen King und dessen Roman „Sara“ (O-Titel „Bag of Bones“) als Anregung gedient haben. Auch in „Sara“ geht es um Geister und die Schatten der Vergangenheit.

Handlung

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Ambrose, David – EX

Joanna Cross recherchiert als Journalistin verdeckt im „Camp Starburst“, um die dortigen Machenschaffen der Esoterik- und Spiritisten-Maffia auffliegen zu lassen. Dies gelingt ihr auch, und neben dem Hass der Hauptakteure Eleanor „Ellie“ und Murray Ray zieht sie damit die Medienaufmerksamkeit auf sich, landet unter anderem in einer Talkshow zu diesem Thema. Einer der Gäste der Gesprächsrunde ist Mr. Towne. Dr. Sam Towne ist Psychologe an der Manhattan University und leitet dort mit Hilfe von Physikern, Technikern, Statistikern und anderen Psychologen das Parapsychologische Institut, das sich anomalen Phänomenen wie Telepathie, Präkognition, Psychokinese oder Hellsichtigkeit befasst. In Gesprächen nach den Fernsehaufnahmen weckt Sam das Interesse von Joanna an der Parapsychologie, diese wiederum kann ihren Herausgeber für das Thema erwärmen und gemeinsam vereinbaren sie ein ganz besonderes Experiment, das abseits von Signifikanzen und Statistiken für die Eingeweihten auch genug handfestes Material zu bieten hat, um als Aufhänger für einen Zeitschriftenartikel dienlich zu sein. Dabei soll versucht werden, mittels Gruppendynamik einen Egregor, ein energetisches Geistwesen zu erschaffen, das sich real manifestiert und allerlei ungewöhnliche Effekte mit sich führt. Diese Zielrichtung ist deshalb bereits zu Beginn so klar umrissen, weil es nicht das erste Mal ist, dass dieses Experiment durchgeführt wird; es gab bereits einige frühere Versuche anderer Gruppierungen mit ähnlichen Auswirkungen. Das Experiment gelingt in der Tat, doch sind die Auswirkungen für die Teilnehmergruppe alles andere als erfreulich, denn der erschaffene Geist „Adam Wyatt“ zeigt so gar keine Bereitschaft, das Experiment enden zu lassen und wieder in die Tiefen der Psyche seiner Erschaffer zu verschwinden. Viel lieber scheint es ihm, dass jene an seiner Statt diese Realitätsebene verlassen. Realität und Illusion, Materie und Geist beginnen sich zu durchdringen, die Wirklichkeit verändert sich und ein Mystery-Thriller der Königsklasse beginnt sich zu entfalten…

David Ambrose war bereits vor „EX“ mit „Der 8. Tag“ ein Bestseller gelungen, der es in sich hatte. „EX“, im Original von 1997 „Superstition“ betitelt, basiert auf einem Experiment, das Anfang der Siebzigerjahre tatsächlich stattgefunden hatte und in der Fachliteratur ausführlich behandelt wird. Hilfe bekam er dabei durch Berichte von Teilnehmern, er studierte insbesondere die Werke „Conjuring Up Philip – An Adventure in Psychokinesis“ von Iris M. Owen und Margaret Sparrow, „Margins of Reality“ von Robert G. Jahn, „Parapsychology – A Concise History“ von John Beloff, zudem Werke von Kit Pedlar, Stan Gooch, Michael Harrison, Alan Gaud und A. D. Cornell. Unterstützt wurde er in seinen Recherchen vom PEAR (Princeton Engineering Anomalies Research Program), von der Eileen-J.-Garrett-Bibliothek der Parapsychology Foundation Inc. New York sowie von Michaeleen C. Mather aus New York, die sich in ihren Arbeiten mit paranormalen Phänomenen beschäftigt und von deren hohem wissenschaftlichem Standard Ambrose sich sehr beeindruckt zeigte.

Wie man sieht, steckt hinter der Arbeit an diesem Thriller ein solides Interesse und einiges an Fachkundigkeit in der Thematik. Für grenzwissenschaftlich Interessierte und Mystery-Liebhaber gibt es einiges an fachkundigen Ausführungen sowie theoretischen Ansätzen zu entdecken, aber auch philosophische Gedankengänge lassen sich finden. Davon ab gehört „EX“ eindeutig zu den spannendsten Thrillern, die mir bislang untergekommen sind. Dementsprechend zügig und mit gebannter Aufmerksamkeit habe ich mir den Buchinhalt dann einverleibt. Allein die finalen Wendungen sind geradezu erstaunlich. Auch an der Charakterzeichnung gibt es nichts zu bemängeln, und die emotionale Ebene kommt ebenfalls nicht zu kurz, wenngleich beides keine Schwerpunkte bildet und vornehmlich den beiden Hauptprotagonisten vorbehalten bleibt. Etwas mehr lebensnahe und zwischenmenschliche Ausgestaltungen und Nebenhandlungen hätten das Werk zwar perfektioniert, tun in der vorliegenden Form der Gewichtung und Erzählung selbst jedoch keinen Abbruch. Das inhaltliche Material, die Geschichte selbst sowie die Art der Darstellung gäben auch einen ausgezeichneten Psycho-Thriller auf der Leinwand ab, ich wüsste allerdings gerade nicht, ob das Buch tatsächlich schon verfilmt wurde. Wenn nicht: Zeit wird’s, aber die wissenschaftlichen Grundlagen dabei nicht vergessen.

Ambrose beginnt seine Darstellung übrigens fast am Ende der Erzählung, was beim neugierigen Leser Fragen aufwirft, die für Spannung sorgen und im Verlauf der Geschichte eigentlich erst zum Ende hin klarer werden. Nach dem Prolog geht es dann in die Vergangenheit, die Charaktere und Hintergründe werden aufgebaut, aber nichts davon ist irgendwie für die Hauptgeschichte unwesentlich. Alles hat seine Bedeutung, jede handelnde Person bekommt im Verlauf ihre Rolle zugewiesen, die ganze Geschichte ist sehr sorgsam konstruiert und sorgt für allerlei Aha-Effekte und staunende Momente. Und wer auf ein Happy End hofft – nun, lasst euch überraschen und von diesem Meisterstück gefangen nehmen.

Wer übrigens herausgefunden hat, warum das Buch im Deutschen „EX“ heißt, möge sich bei mir melden.