Schlagwort-Archive: Ullstein

[NEWS] Antonia Blum – Kinderkllinik Weißensee. Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)

Berlin-Weißensee, 1948: Elisabeth „Lissi“ Vogel kann es kaum erwarten, als Assistenzärztin an der Kinderklinik Weißensee endlich in die Fußstapfen ihrer Tante Marlene zu treten. Doch der Klinikdirektor schätzt die begabte, junge Frau wegen ihres verformten Beines, das von einer überstandenen Kinderlähmung herrührt, gering. Außerdem legt er ihr immer neue Steine in den Weg. Aber Lissi lässt sich so schnell nicht einschüchtern, genauso wie ihre Tante Marlene. Die musste in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Westberlin fliehen und dort bei null anfangen. Als sich in Berlin Fälle von Kinderlähmung häufen, wird die frisch verliebte Lissi plötzlich mit ihrer größten Angst konfrontiert und verliert den Mut, für ihre kleinen Patienten und für den Mann ihres Herzens zu kämpfen. (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 512 Seiten
Ullstein

Jack Kerley – Den Wölfen zum Fraß (Carson Ryder 3)

Bittere Erkenntnis: Die eine Hand gibt, die andere nimmt

Carson Ryder, Alabama-Polizist mit Psychologieausbildung, und sein Partner Harry Nautilus werden zum Schauplatz eines grausigen Verbrechens gerufen. Eine junge Reporterin wurde auf brutale Weise ermordet. Der Mann, dessen Fall sie untersuchte, stirbt im Gefängnis an Gift. Bei einem Hochhausbrand kommt eine Prostituierte ums Leben. Ryder und Nautilus kombinieren messerscharf – und glauben nicht an das Werk eines einzelnen Psychopathen. (Verlagsinfo)

_Der Autor_

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Jack A. Kerley – Krank (Carson Ryder 7)

Ein Detektiv im Bündnis mit dem Teufel

Eine Frau wird in einem Teich ertränkt, ein Pfarrer qualvoll ersäuft, ein LKW-Fahrer unter seinem Truck zermalmt. Detective Carson Ryder jagt einen Serienmörder, dessen bizarre Mordlust keine Grenzen kennt. Er sieht nur einen Ausweg und bittet heimlich seinen psychopathischen Bruder Jeremy, ein Profil des Mörders zu erstellen. Doch als dieser ihm den entscheidenden Tipp gibt, ist es scheinbar zu spät – Carson wird selbst zum Gejagten … (Verlagsinfo)
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Jack Kerley – Bestialisch (Carson Ryder 4)

Cop & Killer als Team: spannend bis zur letzten Seite

Carson Ryder, Alabama-Polizist mit Psychologieausbildung, wird nach New York City beordert, wo eine Psychiaterin auf grausame Weise getötet wurde. Dr. Evangeline Prowse betreute einen psychopathischen Serienmörder, der nun auf der Flucht ist. Ryder verschweigt, dass er den Verdächtigen kennt – es ist sein Bruder Jeremy. Und die neuesten Morde passen nicht zu Jeremys Schema. In einem Katz-und-Maus-Spiel versucht Ryder, den echten Mörder zu finden und Jeremy zu retten. (Verlagsinfo)

Der Autor
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Régine Deforges – Die Reisende. Erzählungen

Das Leben in vollen Zügen: Erotische Phantasien einer Reisenden

Eine Frau auf Reisen – allein, in einem Zug, einer Wartehalle oder in einem Bahnhofscafé. Sie beobachtet das Geschehen um sich herum, ihre Gedanken schweifen ab… Sind ihre erotischen Begegnungen Traum oder Realität? Hat der attraktive dunkelhäutige Mann in ihrem Abteil wirklich seine Hand in ihre Bluse gleiten lassen? Und was passierte an jenem verregneten Vormittag am Gare Saint-Lazare?
… (Verlagsinfo)
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Jack Kerley – Der letzte Moment (Carson Ryder 2)

Der Serienmord als schöne Kunst betrachtet

Ein Serienmörder, der über die Kunst des letzten Moments philosophiert und dabei erschossen wird. Erinnerungsstücke an ihn, die Jahre später zu Höchstpreisen versteigert werden. Und eine Frauenleiche, die kunstvoll in einem Hotelzimmer arrangiert wurde. Carson Ryder, Alabama-Polizist mit Psychologenausbildung, und sein Partner Harry Nautilus stehen vor einem Rätsel. Nur gut, dass Carsons Bruder Jeremy selbst als Serienkiller hinter Gittern sitzt und ihm wertvolle Tipps geben kann. Oder führt er ihn diesmal hinters Licht? (Verlagsinfo)

Der Autor
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Jack Kerley – Einer von hundert (Carson Ryder 1)

Explosiver Showdown in Mobile, Alabama

Man muss ein Dieb sein, um einen Dieb zu überführen. Und wie fasst man einen Serienmörder? Detective Carson Ryder hat auch hierfür gute Voraussetzungen: Sein Bruder sitzt als Frauenkiller hinter Gittern und versorgt ihn immer wieder mit wertvollem Insiderwissen. Doch diesmal scheint der Mörder schneller zu sein … (Verlagsinfo)

Der Autor
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Gustav Meyrink – Der Golem

Meyrinks „Golem“ gehört zu den besten Werken seines Genres. Wie sein Vorbilder E.T.A. Hoffmann und E.A. Poe lässt Meyrink das Traumhafte schon in der Alltagswelt beginnen, Realität und Überwirklichkeit fließend ineinander übergehen. Hier werden Erfahrungen im Grenzbereich der Seele zwingend in eine spannende Handlung umgesetzt. Die kongenialen Illustrationen von Hugo Steiner-Prag, einem Zeitgenossen Meyrinks, erhöhen den Reiz dieser Ausgabe. (Amazon.de)

„Der Golem“ ist ein spannender, unheimlicher Schauerroman, der aber in einer modernen, einfachen Sprache geschrieben wurde. Wer E. A. Poe und Kafka mag, ist hier richtig.

Wer je in der Altstadt von Prag den alten jüdischen Friedhof besucht hat (so wie ich 1979), wird erstens auf das Grab des Rabbi Löw hingewiesen und zweitens seinen Augen kaum trauen: Da stehen Grabsteine dicht an dicht, manche halb umgestürzt, fast von Grün überwuchert und ungepflegt, auf jedem Stein eine verwitterte Inschrift in hebräischer Schrift. So viele Tote, Legenden, so viel Vergangenheit. Dort unten, auf diesem kleinen Grundstück, lebt er noch, der Geist des Golems.
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Lyon Sprague de Camp – Vorgriff auf die Vergangenheit. Zeitreise-Roman

Technik oder Zauber? Ein Amerikaner bei den Goten

Den amerikanischen Archäologen Martin Padway verschlägt es an einer dünnen Stelle des Raumzeitkontinuums plötzlich ins Rom des Jahres 535 n. Chr. Was könnte er hier nicht alles ausrichten! Er könnte Orakel spielen und den Lauf der Geschichte ändern! Doch die Zeit hat ihre Tücken und eigenen Gesetze …

Der Autor
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Stephen King – Im Kabinett des Todes. Düstere Geschichten

Klassische Horrorgeschichten, erstklassig zubereitet

„Im Kabinett des Todes“ enthält vierzehn düstere Geschichten, die für jeden Leser etwas bereit halten.

King zeigt sich in „Der Mann im schwarzen Anzug“ in literarischer Höchstform und erhielt für diese Geschichte den O’Henry-Award. Jede der Geschichten dieser Sammlung ist absolut einzigartig und zieht den Leser in ihren Bann, egal ob er sich mit Howard Cottrell als Scheintoter im „Autopsieraum Vier“ befindet oder in „Alles endgültig“ mit dem jungen Dinky Earnshaw mitleidet, dessen Traumjob sich als höllischer Albtraum entpuppt.

Viele blutige und unblutige Überraschungen warten auf den Leser in diesen faszinierenden Geschichten – und sie zeugen alle von der unbändigen Schaffenskraft eines Autors, der zu den anerkannt Größten seines Faches zählt.

Stephen King schrieb seine erste Kurzgeschichte mit 21 Jahren. Seitdem hat er eine Vielfalt von Romanen veröffentlicht, die ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben. Doch in seinem Werk hat die kürzere Form – die Novelle und die Story – nie an Bedeutung verloren, seine Story-Bände waren nicht minder erfolgreich. Das beweist er auch mit seiner neuen Sammlung von Kurzgeschichten. (Verlagsinfo)
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Nele Neuhaus – Monster

Worum geht’s?

Ein 16-jähriges Mädchen wird erdrosselt an einem Marienkreuz gefunden. Ein abgelehnter Asylbewerber gerät in Tatverdacht.  Jedoch taucht er nach dem Absitzen seiner Haftstraße ins Nirvana ab, noch bevor er von der Polizei vernommen werden konnte. Kurze Zeit später findet man die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes im Wald. Das Opfer war verantwortlich für den Tod einer schwangeren Frau. Sie und ihr ungeborenes Baby kamen durch ein illegales Autorennen ums Leben. Pia Sander und Oliver von Bodenstein stehen vor einem großen Rätsel und sie ahnen zu Beginn des Falls noch nicht, dass sie geradewegs auf eine Katastrophe zusteuern.

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Eric Van Lustbader – The Kobalt Dossier / Die Kobalt-Akte (Evan Ryder 02)

Showdown in den Karpaten

Als die Kinder ihrer verstorbenen Schwester entführt werden und jemand ihren Schwager ermordet, ahnt Evan Ryder, dass die Jagd auf sie eröffnet ist. Hinter all diesen Vorfällen scheint Omega zu stecken, eine ultrareligiöse Organisation, die vor nichts zurückschreckt, um die westliche Welt zu destabilisieren. Da ihre Abteilung beim amerikanischen Geheimdienst geschlossen wurde, muss Evan Ryder sich auf einen Verbündeten einlassen: Ben Butler, ihren früheren Vorgesetzten, mit dem sie eine bewegte Vergangenheit teilt. Die Suche nach den Kindern führt die beiden von Washington über Moskau, Istanbul und Köln bis zu einer alten Kirche tief in den Karpaten und stellt alles in Frage, was Evan Ryder über sich selbst und ihre Familie zu wissen meint. (deutsche Verlagsinfo)

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Emily St. John Mandel – Das Meer der endlosen Ruhe

Werden wir die Erde vermissen?
Die Menschheit kommt nicht zur Ruhe. 1912 wird Edwin St. Andrew, Adelsspross aus England mit einer ketzerischen Haltung zum britischen Imperialismus, in die britische Kolonie Kanada exiliert und sucht dort sein Glück. 2203 bricht die berühmte Schriftstellerin Olive Llewellyn eine weltweite Lesereise ab, um zurück zu ihrer Familie auf den nun kolonialisierten Mond zu fliegen, als erste Meldungen über eine Pandemie laut werden. 2401, es gibt inzwischen Kolonien auf den Monden des Saturns, soll Gaspery-Jacques Roberts durch die Zeit reisen, um einer Anomalie nachzugehen, die vermuten lässt, dass die gesamte Geschichte der Menschheit nichts weiter ist als eine Simulation.

(Verlagsinfo) 

Wow. Werden wir die Erde vermissen? Wir kolonisieren den Mond, das Sonnensystem und auch ferne Kolonien. Zeitreise-Mission. Pandemie? Da wird ein Mix der großen Fragen der Science Fiction auf dem Klappentext vorgestellt, und der Roman hat nur 288 Seiten. Kann das gut gehen?

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Raphael, Frederic – Eyes Wide Open. Eine Nahaufnahme von Stanley Kubrick

Als Stanley Kubrick den Entschluss fasste, Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ zu verfilmen, brauchte er einen kundigen Autor, der das Drehbuch verfasste. Er suchte lange und sorgfältig. Seine zögerliche Wahl fiel auf Frederic Raphael. Dies sind die Protokolle und Erlebnisse des Autors mit einem Genie des Filmemachens.

|Der Autor|

Frederic Raphael lebt als Autor, Feuilletonist und Dramaturg in Frankreich und Großbritannien. Sein Drehbuch für „Darling“, das 1965 mit Julie Christie verfilmt wurde, wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. In den beiden Jahren 1995 und 1996, als er für und mit Kubrick an dem Drehbuch für „Eyes Wide Shut“ (1999) schrieb, beschreibt er sich selbst als „um die sechzig Jahre alt“ – er wurde 1931 in Chicago geboren. Er gehört der |Royal Society for Literature| an. Seine Fernsehserie „After the War“ wurde weltweit ausgestrahlt.

Ich setze Stanley Kubrick als bekannt voraus. Wer Infos braucht, lese meine Artikel zu
[„2001: Odyssee im Weltraum“]http://www.powermetal.de/video/review-294.html
[„Eyes Wide Shut“]http://www.powermetal.de/video/review-297.html
[„Full Metal Jacket“.]http://www.powermetal.de/video/review-296.html

_Inhalte_

Stanley Kubrick starb bekanntlich am 7. März 1999. Die Erleichterung über die wohlwollende, um nicht zu sagen: enthusiastische Aufnahme seines neuesten, letzten Films „Eyes Wide Shut“ bei den Studiobossen und den ersten Kritikern hatte ihm eine derartige Last von der Seele gewälzt, dass offenbar eine körperliche Reaktion einsetzte. Sein Film hatte noch nicht das Stadium des allerletzten Schnitts erreicht, und so kam in die Kinos eine Fassung, die unfertig war. Sie ist die Fassung letzter Hand, wie man in der Literatur sagt.

Nichtsdestotrotz stellt sie das Ergebnis von zwei Jahren Arbeit am Drehbuch und noch einmal zweieinhalb Jahren bei Dreharbeiten und Schnitt dar. Frederic Raphaels Buch beschreibt lediglich die Arbeit am Drehbuch und stoppt vor den Dreharbeiten, die im November 1996 begannen.

Schon lange hatte Kubrick nach Raphaels Worten den Plan, einen Kunstporno zu drehen. Den entsprechenden Versuch seines Drehbuchautors an „Dr. Seltsam“, Terry Southern, mit „Candy“ fand er erbärmlich misslungen. Er selbst nutzte die liberale Kunstzensur der USA, die nach einem Urteil seit 1966/67 bestand, ebenfalls aus, und zwar mit „Uhrwerk Orange“. Darin waren schon eine Menge leicht bekleidete Damen zu sehen, ja sogar eine Massenvergewaltigung. Der Skandal nach dem Film war so enorm, dass die Kubricks Morddrohungen erhielten und ans Auswandern dachten. Fortan verschanzte sich der Maestro in seinem Landhaus und gestaltete seine Kontakte zur Umwelt sehr umsichtig und mit größter Vorsicht.

Aber Kubrick wollte noch weiter gehen als in „Orange“ und eine richtige Orgie zeigen. In Schnitzlers „Traumnovelle“ fand er eine, die ihm zusagte. Sie fand natürlich nicht bei den ollen Römern statt, sondern im dekadenten Wien um die Jahrhundertwende von 1900. Und durch die Qualität eines Traums ließ sich das Gezeigte a) leicht als Produktion der Einbildung entschuldigen und b) ohne Schwierigkeiten stilisieren und zu etwas anderem überhöhen. Zu Kunst eben.

Allerdings brauchte er einen Schreiberling, der ihm Schnitzlers Prosa in kompetente Szenen eines dramaturgischen Mediums transformierte. Deshalb bekam Raphael über seine Literaturagentur William Morris im Frühjahr und Sommer 1994 rätselhafte Anfragen, ob er eventuell verfügbar sein. Noch war nicht ganz klar, von wem sie ursprünglich stammten, denn natürlich hatte auch Kubrick seine Agentenscharen.

Als Raphael und seiner Frau endlich klar wird, wer dahintersteckt, erinnern sie sich an einen Filmemacher, den sie 1972 auf einer von Stanley (noch ein Stanley) Donens Partys kennengelernt hatten. Raphael bewunderte „Wege zum Ruhm“ und bis zu einem gewissen Grad auch „Spartacus“, den Kubrick für Kirk Douglas drehte, seinen Hauptdarsteller aus „Wege zum Ruhm“. Raphael hingegen hatte immerhin einen Oscar errungen, für sein Drehbuch zu „Darling“ (1967), und er hatte ein witziges Skript für Donens „Two for the Road“ mit Audrey Hepburn und Albert Finney geliefert (der kaum je im Free-TV gezeigt wird).

Und nun sollte Raphael für das Filmgenie einen Kunstporno schreiben? Nun ja, sagt sich Raphael, es kommt drauf an, wie es gemacht wird. Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer.

_Mein Eindruck_

Raphael hat seine detaillierten Schilderungen der Arbeit mit den Protokollen seiner Dialoge mit Kubrick aufgelockert. Da ruft meist der Regisseur an: „Freddie, stör ich gerade?“ Und Raphael verneint natürlich stets. Schließlich ist Kubrick der Auftraggeber. Doch obwohl dieser nach den ersten 40 Seiten entzückt über das Gelieferte ist, scheint der weitere Verlauf in eine andere Richtung zu gehen. Zunächst ist Raphael froh, ein absolut traditionelles Skript geliefert zu haben, das hohen Ansprüchen genügt. Nach einer Verschnaufpause meldet sich Kubrick wieder, um etwas anderes zu verlangen. „Schreiben Sie alles in Prosa und mit genauen Anweisungen.“ Also keine Dialoge.

|Vercingetorix vs. Caesar|

Das findet Raphael sehr merkwürdig. Und in der Tat kommt auch diese Version nicht gut an. Allmählich macht sich der Autor Sorgen über das, was zwischen ihm und Kubrick läuft. Was ist das für eine Art Verhältnis? Er zieht Parallelen und stößt – als Franzose – auf Gaius Julius Caesar und Vercingetorix, den letzten Feldherrn der Gallier. Dieser musste 52 v. Chr. bei Alesia kapitulieren, nachdem Caesar ihn wochenlang in seiner Bergfestung belagert und auch den Ersatz ausgesperrt hatte.

|Just like Sisyphos|

Immer weitere Änderungswünsche von Seiten Kubricks treiben Raphael, der ein kluger, intelligenter Mann ist, keineswegs in den Wahnsinn. Schließlich gibt es noch anderes und Wichtigeres auf der Welt, als für einen englischen Regisseur zu arbeiten. Doch nachdem das erste Jahr verstrichen ist, denkt Raphael das erste Mal an Sisyphos. Der griechischen Sage nach straften die Götter den überheblichen König, indem sie ihn einen Felsen einen Berg hochwälzen ließen. Sobald er fast den Gipfel erreicht hatte, ließen sie den Felsen wieder hinabrollen. Doch Sisyphos‘ Strafe dauerte ewig, und so musste er den Felsen wieder und wieder hochwälzen.

Allmählich kam sich Raphael wie ein moderner Sisyphos vor. „All diese Monate der Arbeit für Stanley wirkten wie Einzelhaft ohne den Trost des Alleinseins.“ (228) Er änderte hier, er änderte dort. Doch was bezweckte Kubrick mit diesen Änderungen? Warum konnte es ihm Raphael nie recht machen? Nach einer ganzen Weile kommt er zu einer Erkenntnis, dass es für ein Genie wie Kubrick ganz einfach notwendig ist, nichts zu akzeptieren, das man ihm fix und fertig vorsetzt. Er muss einfach alle Möglichkeiten austesten und Untaugliches eliminieren, bis er einen gangbaren Weg gefunden hat. Niemals darf sich ein Autor anmaßen, ihm vorzuschreiben, was er zu drehen habe.

|Der Prozess|

So kommt ein Prozess wie in einer Werkstatt in Gang. Vorsichtig besucht Raphael den Meister, seinen Meister und diskutiert, aber nicht rechthaberisch, sondern konziliant. Die meiste Zeit telefonieren sie, dargestellt in Dialogform. Das sieht mitunter recht komisch aus, mit einer Menge ironischer Untertöne. Sie erörtern die Situation eines jüdischen Menschen um 1900 und heute. Gibt es Unterschiede? Und wenn ja, welche? Welche Filme sind misslungen, welche gut? Heikle Fragen, doch Raphael spricht mit Kubrick auf der gleichen Augenhöhe. Er ist ein enorm gebildeter und auf der Höhe der Zeit befindlicher „homme des lettres“.

Während diese Dialoge kurzweilig zu lesen sind, sind es die – zum Glück wenigen – langen Passagen leider nicht, in denen sich der Autor Überlegungen darüber hingibt, in welcher psychologischen Lage sich er (Sisyphos, Vercingetorix) und Kubrick (Caesar, das Genie, die Diva, der Mann im Käfig) befinden. Danach sollte sich der Leser eine Ruhepause gönnen. Verschnaufen lässt sich auch bei Schilderungen der geschäftlichen Abläufe – ist der Scheck eingetroffen? – und der gesellschaftlichen Ablenkungen wie etwa Urlaub, Partys und Feiertage.

|Ein begnadeter Schweinehund|

Am interessantesten sind vielleicht Kommentare über Kubricks Filme: welche zum Beispiel als misslungen zu betrachten sind, wie Raphael meint. Dazu zählt er eindeutig „Lolita“ und wohl auch „Full Metal Jacket“. Zahlreiche Informationen über Schauspieler wie James Mason oder Kirk Douglas bleiben im Gedächtnis. Douglas, der Produzent von „Spartacus“, sagt auf der Rückseite des Buches: „Stanley Kubrick ist ein begnadeter Schweinehund.“ Voilà, ein Filmfan oder Cineast kann hier einige Funde machen. Über Cruise & Kidman wird man allerdings kaum ein Wort finden. Um die Dreharbeiten kümmerte sich der Autor nicht. Über diesen Aspekt gibt es andere Bücher.

_Unterm Strich_

„Eyes Wide Open“ ist keine populärwissenschaftliche Behandlung des Themas „Wie aus Schnitzlers ‚Traumnovelle‘ ein Kubrick-Film namens ‚Eyes Wide Shut‘ wurde“, auch kein rezensierendes Resümee von Kubricks Werk. Es handelt sich vielmehr um eine intellektuell anspruchsvolle Auseinandersetzung mit einem außergewöhnlichen Regisseur und dessen allerletztem Film. Cruise: „There will never be another Kubrick movie, ever.“

Die Sicht auf diesen zweijährigen Prozess ist durchweg subjektiv, sie kann auch nichts anderes sein. Dadurch aber erringt der Prozess eine menschlich anrührende Dimension: ein Zweikampf und Dialog, eine Auseinandersetzung und ein Austausch.

Der Leser wird Zeuge eines Dramas und eines Einfühlungsvorgangs, einer Analyse. Ob der Autor diesen Regisseur in seiner Gänze erfasst hat, darf bezweifelt werden, aber ich habe bislang keine tiefer schürfenden Analysen der Psyche des Genies Kubrick, des Menschen Stanley, gefunden. Insofern ist das Buch für mich eine Bereicherung gewesen. Aber ich möchte die Mühe nicht noch einmal aufbringen müssen, es zu lesen. Jedenfalls nicht so bald.

|Originaltitel: Speaking with Kubrick, 1999
Aus dem Englischen übersetzt von Johannes Sabinski.|

King, Stephen – Das Leben und das Schreiben

Bestsellerautor – gewusst wie!?

Kann ich hier lernen, wie man einen Bestseller schreibt? Vermutlich nicht ganz, aber der Meister sagt uns, wie er dazu kam und gibt ein paar hilfreiche Tipps – zumindest wie man’s besser macht als bisher.

Hier hat einer der erfolgreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts seine wichtigsten Einsichten zusammengefasst. Es ist ein persönliches, geradezu intimes Buch, andererseits aber auch ein Sachbuch mit brauchbaren Ratschlägen für angehende Autoren.

Inhalte

Nach nicht weniger als drei (!) Vorwörtern legt King endlich los: mit einem von zwei biographischen Teilen. Die Zweiteilung rührt natürlich von jenem schmerzhaften und einschneidenden Unfall im Sommer 1999 her. Davor hatte King bereits die Hälfte des Buches fertig.

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Cajus Bekker – Verdammte See. Ein Kriegstagebuch der deutschen Marine

Tragödien und Possenspiele

In diesem »Kriegstagebuch der deutschen Marine«, das 1971 viele Monate lang an der Spitze der Bestsellerlisten stand, werden die Höhepunkte des Marine-Kampfes im Zweiten Weltkrieg geschildert. Dabei stützt der Autor sich auf die amtlichen Kriegstagebücher, von denen viele erst in jüngerer Zeit an deutsche Stellen zurückgegeben wurden… (Verlagsinfo)

Der Autor

Cajus Bekker (* 12. August 1924 in Düsseldorf; † 10. März 1975; eigentlich Hans Dieter Berenbrok) war ein deutscher Journalist und Marine-Schriftsteller. (Quelle: Wikipedia.de)

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James Redfield – Die Prophezeiungen von Celestine. Mystischer Roman

Visionäres Kultbuch der Zeitenwende

Mit den Erkenntnissen von „Celestine“ hat James Redfield nicht nur eine Serie von Kultbüchern geschrieben, sondern damit den Weg geebnet für ein neues Weltbild im Wechsel zum dritten Jahrtausend. Für Esoterik-Abstinenzler schwer zu akzeptieren, gibt der erste Band leider auch als Abenteuerroman wenig her – man hat schon Spannenderes gelesen.

Der Autor

James Redfield (geb. 1950) ist Soziologe und war 15 Jahre lang als Therapeut in der Jugendarbeit tätig, bevor er mit „Celestine“ einen Weltbestseller schrieb, dem zahlreiche ähnliche Werke folgten.
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Reilly, Matthew – Showdown

Originaltitel : Contest

Matthew Reilly ist ein junger australischer Autor, der nach seinem Jurastudium zunächst als Drehbuchautor tätig war. „Showdown“ ist sein dritter veröffentlichter Thriller, wurde jedoch vor seinen beiden Erfolgsromanen ‚Ice Station‘ und ‚Der Tempel‘ geschrieben und mangels Verlagsinteresse vorerst nur in Kleinstauflage von Reilly selbst vertrieben.

Dr. Stephen Swain wird mit seiner kleinen Tochter Holly in die Räume der New York State Library teleportiert und muss dort an einem Wettkampf auf Leben und Tod mit mehreren außerirdischen Lebewesen teilnehmen. Die Regeln sind einfach, nur der letzte Überlebende kann den Austragungsort lebend verlassen, der rundherum mit Starkstromfallen abgeriegelt wurde. Das ‚Präsidian‘ wird seit 6000 Jahren jeweils im Abstand von eintausend Jahren durchgeführt und jeder der sieben Wettkämpfer repräsentiert eine bestimmte Lebensform des Universums. Die menschliche Rasse wurde nach langer Beobachtung erst vor 2000 Jahren für würdig befunden, an dem Wettkampf teilzunehmen. Anders als die anderen Teilnehmer, für die die Teilnahme eine große Ehre darstellt und die eigene Vorausscheidungen abhalten, wird der menschliche Wettkämpfer von den Veranstaltern ausgewählt und muss gegen seinen Willen kämpfen. Während der blutige Kampf tobt, wird das Gebäude von einer Spezialeinheit der NSA (National Security Agency) umstellt, die nach außerirdischen Aktivitäten auf der Erde fahndet und mit allen Mitteln in das Gebäude eindringen will.

Die Story ist nur mittelmäßig einfallsreich und so anspruchsvoll wie ein Science Fiction Comic, desgleichen gilt für den sprachlichen Ausdruck. Die extraterrestrischen Lebensformen bedienen jedes Klischee, von Arachnoiden über monströse Gestalten, bei denen Computerspiele wie ‚Half Life‘ oder Sci-Fi Klassiker wie ‚Metaluna 4‘ Pate gestanden haben könnten, bis zu weitgehend menschlichen Lebensformen ist alles enthalten. Technische Vorgänge werden derart simplifiziert dargestellt, dass sie kaum noch glaubhaft wirken.

Reilly hat seinem eigenen Vorwort zufolge den Prototyp eines neuen Genre erschaffen wollen, einen ‚Nonstop-Action‘ und ‚High-Energy‘ Thriller, superschnell von der ersten bis zur letzten Seite. Um Anspruch oder Realitätsnähe ist ihm nie gelegen gewesen, sondern um fesselnde Spannung und Action in der x-ten Potenz. Mit „Showdown“ ist ihm dies größtenteils gelungen, seine nachfolgenden Werke kommen diesem Ziel noch ein gehöriges Stück näher. „Showdown“ ist schnelle, einfache Unterhaltung für ‚Zwischendurch‘, ein Buch für einen faulen Tag auf der Couch mit Popcorn, Chips und auf Minimalleistung gedrosseltem Gehirn.

Karen Duve – Regenroman

Karen Duve meint es nicht gut mit ihren Protagonisten. Mitleidslos reibt die Autorin sie in einem verregneten, sumpfigen Setting und einem zermürbenden Plot auf. Dabei hätte man denken können, dass Frau Duve eine ganz Nette ist, nachdem man ihr Buch „Die entführte Prinzessin“ gelesen hat. Aber sie ist eben nicht die liebe, nette Märchenschreiberin von nebenan, für die man sie halten mag. Dafür eine Autorin, die mit jedem ihrer Romane erneut ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt und damit äußerst positiv aus der Masse der deutschen Pop-Literaten hervorsticht. Karen Duve ist eine Autorin, die einen eben noch überraschen kann und bei der man auf alles gefasst sein muss.

„Regenroman“ ist ihr Erstlingswerk, mit dem sie 1999 die literarische Bühne betrat. Ein Roman, der, da mag der Titel noch so depressionsgeschwängert und missmutig klingen, von Kritikern und Publikum gleichermaßen freudig aufgenommen wurde.

Handlung

Leon ist ein Hamburger Schriftsteller, der für einen Haufen Geld die Biographie der Kiezikone Benno Pfitzner schreiben soll. Vermittelt hat den Deal Leons bester Freund, der Kleinganove Harry. Um zum Schreiben die nötige, inspirierende Einsamkeit zu finden, zieht Leon zusammen mit seiner Frau Martina in ein marodes Häuschen am Rande eines ostdeutschen Moores. Wie er hofft, die perfekte Idylle.

Doch schon kurz nach dem Einzug haben Leon und Martina gegen die ersten Tücken des neuen Domizils zu kämpfen. Der unablässige Regen weicht nicht nur den Garten auf, sondern zunehmend auch die Substanz des Hauses. Blauäugig sind Leon und Martina gleich in das Haus eingezogen, ohne einen Schimmer von Renovierung und Sanierung zu haben. Die Tapeten schälen sich wegen der Feuchtigkeit von den Wänden, während sich im Garten eine Schneckenplage unvorstellbaren Ausmaßes anbahnt.

Und auch an Leon und Martina scheint der Regen nicht spurlos vorbeizuziehen. Gleichgütigkeit und Egoismus schleichen sich in ihre Ehe ein. Schon bald bewohnen sie ihr Häuschen am Moor zu dritt, als sie einen zugelaufenen Hund aufnehmen, der Leon schon bald seine Rolle als engster Vertrauter Martinas streitig zu machen beginnt. Verwunderung und Verwirrung stiften die beiden ungleichen Schwestern Kay und Isadora, Leons und Martinas neue Nachbarn. Doch auch das ist erst der Anfang.

Mit dem Auftauchen von Harry und einem tendenziell eher unzufriedenen Pfitzner, der seinem Biographen die Leviten lesen will, beginnt eine Reihe äußerst turbulenter und folgenreicher Ereignisse, die dafür sorgen, dass schon bald nichts mehr so ist, wie es mal war …

Mein Eindruck

„Regenroman“ ist ein Roman, der sich schwer einordnen lässt. Schon die Fahrt zur Hausbesichtigung in das verschlafene Nest Priesnitz in idyllischer Moorrandlage wird davon überschattet, dass Leon bei der Pinkelpause an einem abgelegenen Parkplatz eine im Fluss treibende Frauenleiche findet. Dieses Ereignis schwebt wie eine dunkle Gewitterwolke über dem Beginn der Geschichte. Eine düstere Vorahnung, die bereits erkennen lässt, dass der Handlungsverlauf nicht ganz so idyllisch und romantisch verlaufen mag, wie sich die Protagonisten anfangs noch erhoffen mögen.

Anfangs erscheinen die Probleme von Leon und Martina in ihrer neuen Heimat noch annehmbar. Ein Wackelkontakt hier, ein verstopfter Abfluss da, die Tücken des Renovierens und der Beginn eines Lebens ohne Telefon- und Fernsehanschluss. Für die ungestörte Idylle nimmt man so etwas in Kauf und als Leon dann auch mit den ersten Kapiteln der Pfitzner-Biographie gut vorankommt, scheint alles in bester Ordnung.

Doch das ist nur Fassade und die gerät ins Wanken, als Harry zusammen mit Pfitzner bei Leon vor der Tür steht. Ein erstes Eskalieren offenbart die wirklichen Probleme, die nicht nur Leons Auftrag betreffen, sondern auch am Seelenleben seiner Ehe zu kratzen beginnen.

Mit fortschreitender Seitenzahl beginnt Karen Duve die Protagonisten zu entblättern. Sie legt ihren Kern frei, stellt sie gnadenlos mit ihren Schwächen bloß und konfrontiert den Leser mit Figuren, die innerlich so kaputt und gleichgültig sind, dass man sich weder mit ihnen identifizieren, noch mit ihnen tauschen will. Leon ist ein ausgesprochener Feigling. Ein Unsympath, der andere durch seine verletzende, herablassende Art beleidigt und der egoistisch seinen eigenen Zielen entgegenstrebt, ohne sich um seine Mitmenschen zu kümmern. Auch Martina ist keine einfache Figur. Hinter ihrer hübschen Fassade verbirgt sich eine zerbrochene Persönlichkeit. Von den Eltern entfremdet, vom Ehemann vernachlässigt und an Bulimie leidend, fristet sie ein trostloses, aber schließlich selbst gewähltes Dasein – innerlich abgestumpft und leer.

Auch die übrigen Figuren laden nicht gerade dazu ein, sich mit ihnen zu identifizieren. Der Dorfkrämer, der sich heimlich die Fingernägel lackiert, ist kaum weniger sonderbar, als die beiden Schwestern Kay und Isadora es sind. Kay ist ein lesbisches Mannweib, das Leon und Martina mit ihrem handwerklichen Geschick bei der Hausrenovierung zur Seite steht. Isadora ist eine nimmersatte, fettleibige Nymphomanin, die es auf Leon abgesehen hat. Auch das ist eine spannungsversprechende Konstellation, die den weiteren Handlungsverlauf mitprägt.

Man mag Karen Duve vorwerfen, ihre Personen wären zu verrückt, zu klischeebeladen und zu weit weg von jeglicher Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren. Doch scheint diese Distanz zwischen Leser und Figuren bewusst gewählt zu sein. Duve liefert ihre Figuren gnadenlos ans Messer. Wie ein Voyeur beobachtet der Leser fasziniert und erschreckt zugleich den Niedergang der Protagonisten.

Duve baut ein knisterndes Spannungsverhältnis auf, das der Leser, von unheilvollen Vorahnungen geplagt, betrachtet. Sie inszeniert ein düsteres Kammerspiel, bei dem eine enge Bindung zwischen Leser und Protagonisten sicherlich eher hinderlich wäre. So geht einem der Roman vielleicht auch nicht so wahnsinnig nah, aber anders wäre dieser knallharte und brutale Umgang eines Autors mit seinen Figuren wohl auch kaum zu ertragen. Und zu ertragen haben die Figuren so einiges, was der Leser niemals selbst erleben möchte. Nicht einmal mit den Tieren möchte man tauschen: Der Hund wird von einem Bullterrier übel zugerichtet und die Schnecken werden in einem gnadenlosen Massaker dahingerafft.

Das Moor, an dessen Rand Leon und Martina wohnen, lässt sich mit Blick auf die Protagonisten durchaus sinnbildlich verstehen. So wie das Moor tückisch und gefährlich ist, so wie sich dort harmlose Pfützen als bodenlose Sumpflöcher entpuppen, in denen ein Mensch qualvoll vom Moor verschluckt zu werden droht, so offenbaren sich auch die Seelen der Protagonisten. Es tun sich Abgründe auf, die niemand für möglich gehalten hätte. Am wenigsten vermutlichen die Figuren selbst. Garniert mit einer Priese Sex & Crime, entwickelt sich so eine durchaus spannungsgeladene Geschichte.

Sprachlich serviert Karen Duve all das mit einer Lässigkeit und Leichtigkeit, die zu den Geschehnissen in gewissem Kontrast steht. Schlicht formuliert sie ihre Sätze, leichtfüßig erzählt sie von noch so düsteren Begebenheiten. Locker zu lesen zwar, aber was die Verdaulichkeit angeht, kann diese schlichte, leichte Sprache über den harten Brocken im ersten Moment ein wenig hinwegtäuschen, der „Regenroman“ in Wirklichkeit ist. Auf diese Art hat Karen Duve den Leser die ganze Zeit über fest in ihrer Hand. Das beweist sie auch am Ende, als sie dem Leser einen letzten Brocken vor die Füße wirft, der ihn verwirrt und unsicher zurücklässt. So ganz wird man nicht schlau daraus und hat auch später noch etwas zum Grübeln. Ein wenig bleibt „Regenroman“ eben auch rätselhaft und undurchdringlich – so wie die braune Suppe des Moores, die der unablässige Regen in Leons und Martinas Garten spült …

Unterm Strich

Lesenswert, hart, abgründig und faszinierend. Mit „Regenroman“ hat Karen Duve ein ausgesprochen lesenswertes Debüt vorgelegt. Bei ihrer Vielseitigkeit darf man gespannt darauf sein, was sie in den nächsten Jahren noch so alles abliefern wird.

Taschenbuch: 304
ISBN-13: 9783548606033

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Die Autorin vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

John Fowles – Mantissa. Roman über Erotik

Amüsant: Der Schriftsteller im Clinch mit seiner Muse

Ein Mann erwacht unversehens in einem Krankhausbett. Nacheinander bekommt er Besuch von einer Gruppe weiblicher Gestalten, allen voran die strenge Dr. A. Delfie. Erst im Verlaufe der geschliffenen Dialoge à la Menippus stellt sich heraus, dass unser „Held“ ein Schriftsteller ist und mit den Musen seiner Schaffenskraft ringt, insbesondere mit Erato.

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