Wilson, Robert Anton – Cosmic Trigger 3: Mein Leben nach dem Tod

Am 11. Januar dieses Jahres starb Robert Anton Wilson, bekannt für seine anarchistische und verquere Literatur. Just ist nun die deutsche Übersetzung von Wilsons \“Cosmic Trigger 3\“ erschienen, und just trägt das Buch den Untertitel \“Mein Leben nach dem Tod\“. Das ist doch mal eine interessante Synchronizität!

\“Cosmic Trigger 3\“ erschien in Originalsprache im Jahr 1995. Das Buch ist anders als die übrigen Werke Wilsons. Es ist – trotz Wilsons unverkennbaren Zynismus\‘ – ein nachdenkliches Buch. 1994 starb Wilsons Freund und Kollege Robert Shea an Krebs. (Zur Erinnerung: Mit Shea schrieb Wilson die \“Illuminatus!\“-Trilogie, mit der beide Schriftsteller bekannt wurden.) Wilson schreibt nun in \“Cosmic Trigger 3\“ über den Tod seines Freundes, und über seinen eigenen. Angeblich, so hieß es in einem der zahlreichen \“Weltverschwörungsforen\“ im Internet, sei Wilson 1995 verstorben. Verblüfft über den eigenen Tod, nimmt sich Wilson dieses Gerücht zum Anlass, über seinen eigenen Tod zu schreiben. Im Sinne seiner eigenen Weltbildentwürfe schließt Wilson letztlich nicht völlig aus, dass er sich über seinen eigenen Tod nicht auch von einem Gerücht eines Besseren belehren lassen könnte. Es folgt die typisch Wilson\’sche Bearbeitung: Generierung und Vermischung von Fakt und Fiktion – Guerilla-Ontologie eben.

Synchronizität oder Zufall? Ganz gleich, wie man diese Verquickung bewertet, sie ist für das Werkverständnis nicht uninteressant, denn sie ermöglicht einen zusätzlichen Zugang zu Wilsons nicht immer einfacher Schreibweise. \“Cosmic Trigger 3\“ thematisiert diesmal die Erzeugung subjektiver Realität und ihre \“Ontologisierung\“ in der objektiven Welt auf eine besondere Art und Weise. Wilsons Bezugssystem, aus dem er seine Anekdoten und Beispiele herleitet, ist die \“Welt des schönen Scheins\“, wie es Schiller nannte, die Kunst.

Nach sechsunddreißig praktischen Kapiteln folgt ein theoretisches: Wilson \“erlöst\“ den Leser von der geballten Fülle seiner konkreten Beispiele und schreibt vom allgemein philosophischen Prinzip besagter Realitätserzeugung durch \“ästhetische Masken\“. Es geht um die künstlerische Inszenierung von Welt, mit der man es schaffen könne, \“echte\“ Realität zu erzeugen. Dieser Ansatz ist nun bei weitem nicht mehr so skurril wie manche Anekdote in \“Cosmic Trigger 3\“ auf den ersten Blick vermitteln mag, dieser Ansatz zeugt von der Möglichkeit eines ernsthaften In-Beziehung-Setzens von kulturell erzeugten Werken und agierendem Subjekt. Die künstlerischen \“Weisen der Welterzeugung\“, von denen Wilson spricht, erinnern stark an eine ästhetische Theorie, die zum Beispiel bei Nelson Goodman ihresgleichen findet.

\“Cosmic Trigger 3\“ ist anders. Es markiert eine besondere Phase in Wilsons Leben und Schreiben. Es bedient sich nicht außerordentlich ungewöhnlicher Sujets, besitzt doch aber innerhalb Wilsons Werk einen besonderen Stellenwert. Die deutsche Ausgabe von \“Cosmic Trigger 3: Mein Leben nach dem Tod\“ ist im |Phänomen|-Verlag erschienen. Das Buch selbst präsentiert sich als \“künstlerische Maske\“: Der Maler Tate Tränensohn hüllte es in eines seiner abstrakten Ölgemälde.

http://www.phaenomen-verlag.de/

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