Mike Resnick – Die Söldner (Wilson Cole 03)

Ironisch: Die Rückkehr der Piratenkönigin

3000 Jahre in der Zukunft: Die Menschheit hat sich in Form einer Republik über die Galaxis ausgebreitet. Der große Krieg gegen die Teroni-Föderation erfordert die Wehrpflicht der Menschen, doch ihr berühmtester Offizier Wilson Cole wurde wegen Meuterei (die einem Planeten mit mehreren Milliarden Bewohnern das Leben rettete) lebenslänglich verknackt. Seine Mannschaft befreite ihn aus dem Untersuchungsgefängnis und flüchtete mit ihm als Captain an Bord der Theodore Roosevelt in den Grenzbereich der Republik. Für Cole stellt sich eine wichtige Frage: Wie soll er das Schlachtschiff unterhalten und seine Mannschaft ernähren, geschweige denn bezahlen? Als Pirat hielt er sich mehr schlecht als recht, doch was kann ein Soldat besser, als seine Wehrkraft zu verkaufen? Kurzerhand werden sie zu Söldnern … (Verlagsinfo)

Eines Tages nimmt er einen Auftrag mit unvorhersehbaren Folgen an. Seine wichtigste Verbündete, eine gefürchtete Piratin mit dem Decknamen Walküre, steht auf der gegenseite – und wird plötzlich zu seiner erbittertsten Feindin.

Der Autor

Mike Resnick wurde am 5. März 1942 in Chicago geboren. Bereits mit 15 veröffentlichte er seinen ersten Artikel, mit 17 seine erste Kurzgeschichte und mit 20 seinen ersten Roman. Inzwischen hat er mehr als 250 Bücher veröffentlicht. Er zählt zum Urgestein der SF und Fantasy und hat im Lauf seiner Schriftstellerkarriere alle international begehrten Genre-Preise gewonnen, darunter seit 1989 allein fünfmal den |HUGO Award| (für den er weitere 27-mal nominiert war) und einen |Nebula Award|. Er gilt als einer der fleißigsten Autoren der Szene und ist auch als Herausgeber sehr aktiv. Seine Werke wurden bisher in 20 Sprachen übersetzt. Da sich bei ihm alles ums Buch dreht, verwundert es nicht, dass auch seine Frau Carol Schriftstellerin ist – wie auch seine Tochter Laura, die bereits ihre ersten SF/Fantasy-Preise gewonnen hat, darunter den |John W. Campbell Best New Writer Award| 1993.

Auf Deutsch erschienen unter anderem:

Elfenbein (1988; ersch. bei Heyne, 1995)
Einhornjagd (1987; ersch. bei Heyne 1997)
– Santiago (1987, bei Heyne 1993)
– Walpurgis III (Knaur, 1986)
– Das Zeitalter der Sterne (Knaur, 1985)
– Die größte Show im ganzen Kosmos 1-4 (Goldmann 1984/85)
– Herr der bösen Wünsche (Bastei Lübbe, 1984)

Der Starship-Zyklus:

Die Meuterer (Starship: Mutiny)
Die Piraten (Starship: Pirate)
Starship: Mercenary/Die Söldner
Starship: Rebel/Die Rebellen
Starship: Flagship/Flaggschiff

Mehr dazu unter „Anhänge“.

Vorgeschichte

Wilson Cole stand schon vor dem Kriegsgericht, weil er befehlswidrig fünf Millionen Menschen das Leben gerettet hatte, da holte ihn seine Manschaft aus dem Militärgefängnis und flog mitsamt der gekaperten „Theodore Roosevelt“ in die Randgebiete der Galaxis. Doch nun sind sie allesamt Meuterer und müssen sich vor der Navy in Acht nehmen. Sie können nicht einfach in die gewohnten Bars auf den Hauptwelten spazieren. Man würde sie sofort verhaften. Die Besatzung hält erstaunlicherweise loyal zu ihrem Captain.

Doch Cole muss einen Weg finden, um den Unterhalt des Schiffes zu gewährleisten. Von Bezahlung der Mannschaft kann eh keine Rede sein: Sie sind nun alle Piraten. Siedlerwelten zu überfallen, ist ehrlos und unlukrativ, ebenso der Überfall auf Frachtschiffe. Also bleibt noch der Überfall auf andere Piraten übrig, und davon gibt es im Randgebiet jede Menge.

Schon der erste Coup gelingt, doch es erweist sich als ebenso schwierig, die Preziosen zu verscherbeln, wie sie zu beschaffen. Der Hehler, der sich wie eine Dickens_Figur als „David Copperfield“ bezeichnet, verlangt beispielsweise einen Anteil von 95% am Wert der Sore. Mit popligen 5 Prozent ist Cole keineswegs einverstanden, daher versucht er es bei den Versicherungsgesellschaften. Das ist zwar ein heißes Pflaster, aber beim ersten Mal zcokt er auf diese Weise immerhin an die 20%. Aber er hätte nicht erwartet, dass sein Steckbrief umgehend auf sämtliche Welten der Inneren Grenze verschickt wird (elektronisch versteht sich). Der zweite Versuch endet daher wesentlich riskanter.

Die Erkenntnis breitet sich an Bord aus, dass sie einen Lehrmeister brauchen, der ihnen das Piratenhandwerk beibringt. Und wo findet man solch einen Guru, wenn nicht auf einem Planeten, der für seine Piraten berüchtigt ist. Gesagt, getan. Allerdings hat sich Cole seinen Guru etwas anders vorgestellt. Die scharfe Braut, die sich von ihm „Walküre“ nennen lässt, ist zwei Meter groß, muskelbepackt und bis an die Zähne bewaffnet. Leider ist sie auch geistigen Getränken allzusehr zugetan. Im Vollrausch hat sie ihr eigenes Schiff „Pegasus“ verloren; die Mannschaft klaute es und verlor es gleich wieder an ihren Erzrivalen, den „Hammerhai“.

Als Cole ihr verspricht, ihr Schiff wiederzubeschaffen, tritt sie seiner Mannschaft bei. Nachdem sie mit den Jungs und Mädels trainiert und „Bilsang“ gespielt hat, ist sie ein vollwertiges Mitglied. Allerdings muss Cole noch Wallis Problem, sich unterzuordnen, beheben, bis alles so klappt, wie er sich das vorstellt. Dann kann die Jagd nach der „Pegasus“ losgehen. Cole muss seinen ganzen Grips einsetzen, um vom „Hammerhai“ nicht in Stücke geschossen zu werden.

Handlung

Nach dem harten Gefecht gegen den Hammerhai am Ende von „Die Piraten“ will Ex-Offizier Wilson Cole der Mannschaft ein wenig Entspannung gönnen und zugleich einen neuen Auftraggeber suchen, der nicht mit der terranischen Raumflotte kooperiert. Walli, die Piraten-Walküre, der er geholfen hat, kennt nur einen geeigneten Ort an der Inneren Grenze: die Station Singapur. Sie ist ein Zusammenschluss aus mehreren Unterstationen und ein riesiger, autonomer Komplex mit eigenen Gesetzen: Es gibt keinerlei Polizei, und an der Inneren Grenze ist die Terranische Raumflotte ebenso weit weg wie die der Teroni.

Regiert wird Station Singapur vom „Platinherzog“ in seinem „Palast“, und er ist so freundlich, ihnen einen Abend zu widmen. Der mächtige Kasinobetreiber nennt sich so, weil zahlreiche seiner Körperteile aus dem edlen Metall gefertigt sind; von seinem gesicht sind nur die Lippen und Augen nicht aus Metall und naturbelassen.

Coles Freund, ein ehemaliger Hehler, der sich „David Copperfield“ nach einer Romanfigur des verehrten Charles Dickens nennt, fädelt einen Deal mit dem Platinherzog ein. Demnach erhält Cole jedesmal ein entsprechenden Lohn, wenn er sich um die Belange des Herzogs auf anderen Welten kümmert. Und Cole kann seiner Crew (und Walli) die Vorstellung schmackhaft machen, mal etwas mehr als Ruhm und Ehre zu verdienen (denn die Piraterie hat sich als ziemlicher Flop erwiesen).

Schon bald zeigt sich in mehreren Kampagnen, dass es zwar jede Menge Kriegsherren gibt, die allesamt stärker bewaffnet und mengenmäßig überlegen sind, Cole jedoch in puncto Intelligenz nicht das Wasser reichen können. Ein ums andere Mal bewundern Coles Geliebte Sharon Blackstone, die Sicherheitschefin der „Theodore Roosevelt“, und Walli, die Zwei-Meter-Walküre mit der roten Mähne, seine Hinterlist. Seine Taktik läuft meist darauf hinaus, den Gegner mit dessen eigenen Gegnern auszutricksen. Auf diese Weise muss Cole keinen einzigen Schuss abfeuern.

Meistens jedenfalls. Manchmal bedarf es auch handfesterer Drohungen. So geraten Walli und ihre Mitstreiter einmal in die Gefangenschaft von humanoiden Massenmördern, sogenannten Thuggees, auf dem Planeten New Calcutta. Doch dieses Land befindet sich mit vier anderen Nationen in dauerhaftem Krieg. Der Bedarf an Waffen ist deshalb stets hoch. Als Wallis Kidnapper drohen, Coles Leute umzubringen, wenn sie nicht die gewünschten Waffen bekommen, droht Cole seinerseits, nach einer kleinen Domo, stärkere Waffen an eine feindliche Nation zu liefern – geschenkt. Die Entführer sehen die Sinnlosigkeit ihres Tuns ein.

Doch an einem Punkt endet auch Coles Bereitschaft, seine Feuerkraft zu verkaufen, und deshalb kommt es mit Walli zu einem erheblichen Streit. Es geht darum, sich dem Kriegsherrn Csonti anzuschließen oder nicht, als der ein bis dato friedliches System namens Prometheus angreifen will, um Tribut zu fordern. Als sich herausstellt, dass zwei Mitglieder von Coles Mannschaft im dortigen Orbitalkrankenhaus gesundgepflegt werden, leitet Cole eine Rettungsaktion ein. Walli jedoch will die Kohle und schließt sich Csonti an.

Doch die Evakuierung des Hospitals in der Umlaufbahn bedeutet, dass Cole alle seine fünf Schiffe bis zur totalen Auslastung mit Kranken und ihrer Pflegeausrüstung vollstopfen muss. Doch die Sache hat zwei gute Seiten. Zum einen kann er die Hauptwelt des Prometheus-Systems vor dem kommenden Angriff warnen und zweitens schließt sich ihm ein Teroni an, Angehöriger jener Rasse, gegen die die terranische Raumflotte seit Jahrhunderten Krieg führt. Jacovic ist ein alter Bekannter Colesaus einem früheren Zusammentreffen (in „Die Meuterer“) und hat die Sinnlosigkeit dieses endlosen Krieges eingesehen, also ein Deserteur. Da Cole dringend einen neuen Dritten Offizier braucht, der Walli ersetzt, stellt er Jacovic gerne ein.

Um zum nächsten Hospital auf Meadowbrook zu gelangen, fliegt Coles kleine Krankenflotte durch ein Wurmloch in umkämpftes Gebiet – und es dauert keine zwei Minuten, bis auch schon die Raumflotte aufkreuzt. Sie gewährt den Krankenschiffen zwar freies Geleit, doch weil auf Coles Kopf Millionensummen ausgesetzt sind, soll er kapitulieren. Weil Cole dies zu keinem Zeitpunkt vorhat, muss er sich etwas einfallen lassen. Und da kommt ihm der Teroni, angeblich Angehöriger einer feindlichen Streitmacht, gerade recht…

Mein Eindruck

Die wichtigsten Charaktere in diesem dritten Band des fünfteiligen Zyklus um Wilson sind natürlich die Titelfigur, aber auch Walli, die karatekämpfende Walküre mit der roten Mähne. Wie der Autor selbst im sechsten Anhang (siehe unten) amüsant ausführt, ist ihm mit der Schöpfung Wallis ein Geniestreich gelungen. Die lustvolle, keine Grenzen anerkennende Kriegerin mit der harten Handkante und dem hohen Verschleiß an Männern und Alkohol appelliert an kleine und große Jungs zwischen zwölf und neunzig Jahren gleichermaßen.

Die Piratenkönigin

Allerdings gibt Resnick freimütig zu, dass solche Phantasiegestalten nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen sind, sondern schon ab 1928/30 in der phantastischen Literatur der amerikanischen Pulp Fiction auftauchten. Resnick gab sogar einen extra Band über solche „Piratenköniginnen“ heraus (zu denen auch Amazonen und Hohepriesterinnen zählten): „Girls for the Slime God“ (bei Obscura Press).

Der Grund, warum Wilson Cole nicht den Stab über ihr bricht, besteht darin, dass sie wie ein junges, zweijähriges Rennpferd erst noch ihre beachtlichen Kräfte austesten muss, bevor sie bereit ist, etwas Verstand anzunehmen. Sie verpasst ihm zwar ein paar mordsmäßige Schläge, doch er weiß, dass sie es nicht ernstmeint – sonst hätte sie ihm gleich das Genick gebrochen. Er kennt ihren großen Wert sowohl für eine Crew, als auch für ein Schiff. Am Ende darf sie wieder als Dritter Offizier für ihn arbeiten.

Wilson Cole

Was allerdings die Frage aufwirft, inwiefern sich ein Söldner-Captain von einer Piratenkönigin unterscheidet. Nun, Walli betrachtet alle Angebote, die ihr gemacht werden, nach dem Maßstab des persönlichen Nutzens, den sie davon hat. Sie ist die ultimative Egoistin und Utilitaristin. Trotzdem kann mann mit ihr eine Menge Spaß haben, wenn man ihr nicht in die Quere kommt, so etwa beim Kartenspiel und beim Trinken. In beiden Disziplinen ist sie Spitze.

Cole ist zwar auch ein Söldner und somit käuflich, aber seine Ehre hat mehrere Grenzen. So etwa fühlt er sich immer auch für das Wohl seiner Crew verantwortlich, deren Leben und Wohlergehen von ihm abhängig ist. Im Gegenzug vergilt es ihm die Crew mit größtmöglicher Loyalität. In der finalen Auseinandersetzung Coles mit Walli stellen sich ihr Coles Freunde entgegen, die ihr hoffnungslos unterlegen sind, sogar der kleine David Copperfield – und das kann sie nun überhaupt nicht verstehen. Auf dem des Altruismus ist Walli völlig blind.

Eine andere Grenze ist die Kategorie der Opfer, die er hinzunehmen bereit ist. So etwa kommt die Opferung von Kranken und Gebrechlichen (oder die Einwohnerschaft einer Welt wie in Band 1) zu keinem Zeitpunkt in Frage. Deshalb übernimmt Cole auch die komplette Belegschaft eines Orbitalkrankenhauses, obwohl er ahnt, dass ihm schon bald einige Patienten wegsterben werden. Dennoch kommt es nie in Betracht, sie einem Kriegsherrn wie Csonti, der eher einem wütenden Stier gleicht, oder auch der Terranischen Raumflotte zu überlassen. Diesmal führt die Meinungsverschiedenheit mit Csonti zu einem finalen Konflikt, denn Csonti lässt sich Coles Einmischung und die Abfuhr durch den Herzog nicht bieten.

Die neue Heimat

Daher greift Csontis Flotte von rund 40 Schiffen Station Singapur an, um den Herzog und Cole zu bestrafen. Die Bewaffnung der Station ist ihm hoffnungslos unterlegen, und Walli hat sich auch noch auf seine Seite geschlagen. Für einen Tag ist Cole ziemlich, obwohl die Lösung direkt vor der Nase liegt: über 17.000 Schiffe sind an Singapur angedockt und warten offenbar nur darauf, diese Welt, wo sie ungestört ihren Geschäften nachgehen können, zu verteidigen. Und selbst wenn nur jeder Siebzehnte von diesen Schiffsbesitzern bereit wäre, fremdes Eigentum zu verteidigen, stünde es immer noch 1000 gegen 40.

Am Schluss haben nicht nur diese tausend Schiffseigentümer, wie ihnen Cole klarmacht, eine neue Heimat, sondern auch seine eigene Flotte aus Söldnerschiffen. Dass diese bislang unbekannte Situation auch Probleme und neue Verantwortung mit sich bringt, dürfte Cole im nächsten Band „Die Rebellen“ herausfinden.

Die Anhänge

In mehreren Anhängen beschreibt der Autor sein Privat-Universum, das er im „Birthright“-Zyklus geschaffen hat. Dieser Zyklus umfasst nicht nur den fünfteiligen Starship- bzw. Wilson-Cole-Zyklus, sondern auch viele Einzelromane wie etwa „Elfenbein“, „Santiago“ und „Kirinyaga“ (den meistdekorierten SF-Roman aller Zeiten). Alle dazugehörigen Werke, egal ob Roman oder Story, werden in eine zusammenhängende Chronologie gestellt. „Die Piraten“ etwa spielt im Jahr 1967 GE, was dem Jahr 2908+1967 = 4875 AD entspricht.

Das Birthright-Universum lässt sich mit Alan Dean Fosters Homanx-Commonwealth-Universum vergleichen, für das immerhin schon ein kleines Lexikon gibt. Dieses findet sich in einem der Bände des deutschen Heyne SF Magazins. Für das Birthright-Universum existiert bislang nur eine amerikanische Bibliografie, und von einer Übersetzung dieses Werkverzeichnisses ist mir nichts bekannt.

Der vierte Anhang stellt die Station Singapur vor, geschrieben von der Raum- und Luftfahrtingenieurin Deborak Oakes. Eine Grundrisszeichnung gewährt uns einen Einblick in das Kasino des Platinherzogs, wo die meisten der Besprechungen auf der Station stattfinden.

Abschließend findet sich ein sehr amüsanter Artikel über „Piratenköniginnen“ vom Autor. Diese sexy Mädels waren in der glorreichen Dekade der 1930er allenthalben bei den besten Autoren zu finden, von Abraham Merritt über Robert E. Howard („Conan“) und Stanley Weinbaum bis hin zu Henry Kuttner und C.L. Moore (Jirel of Joiry-Stories, siehe meinen Bericht über „Shambleau“). Resnicks „Piratenkönigin“ ist natürlich Walli, und er schrieb diese Anmerkung, weil sich ein Großteil seiner Fanpost zum Wilson-Cole-Zyklus um sie drehte: Die Fans waren begeistert.

Ein weiterer Anhang, der die wichtigsten Figuren in Kurzbiografien vor stellt, aber ebenso auch das Schiff, die „Theodore Roosevelt“, wurde diesmal aus Platzgründen weggelassen. Auch der Anhang über den Autor traf dieses Schicksal.

Die Übersetzung

Thomas Schichtel war nicht besonders beansprucht, hat aber seine Sache gut gemacht. Besonders aufgefallen ist mir, dass er genau zwischen „ich denke, dass“ und „ich glaube, dass“ unterscheidet. In vielen Übersetzungen wird beides synonym verwendet, aber das läuft auf eine Täuschung des Lesers hinaus. Das Denken ist ein mentaler Akt und drückt eine Meinung aus. Das Glauben ist ein gefühlsmäßiger, meist irrationaler Akt und drückt eine innere Einstellung aus, die sich selten rational begründen lässt. Dazwischen können Welten liegen. Wir können aber davon ausgehen, dass ein routinierter Autor wie Resnick genau zu unterscheiden weiß, was ein Denk- und was ein Glaubensakt ist.

Der Text ist bemerkenswert frei von Druck- und Flüchtigkeitsfehlern. Es mag ab und zu mal eine falsche Endung auftreten, aber so etwas gibt es überall im Taschenbuchmarkt. Auf Seite 194 fragte ich mich allerdings, warum der Übersetzer Thomas Schichtel den medizinischen Fachausdruck „Tourniquet“ aus dem Original übernommen hat. Gemeint ist nämlich ein Druckverband, um Blutverlust aus einem Körperglied (Arm, Bein) zu stoppen. Möglicherweise sollte der Fachausdruck dem Angesprochenen (und uns) suggerieren, dass es sich bei einem Tourniquet um einen Kunstgriff für Fachleute handelt, nicht für Laien. Dann wäre es in Ordnung, den Fachausdruck stehenzulassen.

Unterm Strich

Diesmal lesen sich die Abenteuer von Käptn Cole und seiner gemischten Crew abwechslungsreich und witzig, vor allem weil Cole immer wieder einen Dreh findet, um sich aus einer kniffligen Lage herauszumanövrieren. Diese Situationen steigern sich an Komplexität und Schweirigkeitsgrad zusehends, werden aber auch immer lukrativer. Bald hat Cole eine kleine Flotte beisammen. Und selbst das Zusammentreffen mit dem Erzfeind, der Terranischen Sternenflotte, lässt ihm keine grauen Haare wachsen.

Zynismus und Ironie

Coles Methoden als Söldner sind genau jene, die Agenten der imperialistischen Kolonialmächte seit Jahrhunderten anwenden: 1) Teile und herrsche; 2) Beeinflusse das Gleichgewicht des Schreckens in einer Region; 3) Sorge für ein bisschen Bühnenzauber mit dem Buhmann, und so weiter. Angesichts dieser zynischen Methoden mutet es daher umso ironischer an, wenn Cole ausgerechnet an das noble Gefühl der Solidarität appelliert, um die Nutznießer der Station Singapur zur Unterstützung des Herzogs zu überreden. Mehr als einmal wird Cole dafür kritisiert: Kann ja wohl nicht dein Ernst sein, oder? Muss es aber wohl, denn auch dieser Trick funktioniert. Mit einer weiteren ironischen Konsequenz: Jetzt haben die Söldner eine neue Heimat, also quasi einen Klotz am Bein.

Das Niveau ist erzählerisch auf dem von Groschenromanen, doch der Inhalt könnte genauso gut in einem systemkritischen Politkrimi erzählt werden. Resnick ist eben ein perfekter Unterhalter fürs einfache Volk – und hat dennoch etwas zu sagen. Der lange Anhang ist ein Zugeständnis, das man als Verlag nur einem so etablierten Autor macht. Auch das sollte mal anerkannt werden.

Originaltitel: Starship: Mercenary, 2006
Aus dem US-Englischen von Thomas Schichtel
Taschenbuch: 366 Seiten
ISBN-13: 978-3404233373

www.luebbe.de

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