Seit ihrer Erschaffung durch den Gott Vraccas bewachen die fünf Stämme der Zwerge das Geborgene Land, wo Menschen, Elben und Zauberer friedlich miteinander leben. Doch als die Festung des Zwergenstammes der Fünften von Orkhorden, Ogern und Alben überrannt wird, ergießt sich ein Strom von hasserfüllten Bestien ins Geborgene Land. Als der Rat der Zauberer von einem Verräter fast vollständig vernichtet wird, hängt das Schicksal der Bewohner des Landes von einem einzigen Zwerg ab, der noch nicht mal weiß, woher er kommt: Tungdil wurde als Kind einem Zauberer in die Obhut gegeben.
Die Albae (Dunkelelben) sind gefährlich, grausam und scheuen keinen Krieg. Ihre Feinde fürchten sie, und ihre Sklaven folgen ihnen bedingungslos. Doch die dunklen Geschöpfe bergen ungeahnte Geheimnisse, und ihre Macht ist nicht unbegrenzt. Das Reich der Albae ist bedroht, und die ungleichen Krieger Sinthoras und Caphalor erhalten vom Herrscherpaar den Auftrag, einen mächtigen Dämon als Verbündeten im Krieg zu gewinnen. Es stellt sich aber schnell heraus, dass jeder der zwei Albae eigene Pläne verfolgt. Der Kampf um Ehre, Macht und Leidenschaft bringt sie in höchste Gefahr. Das Schicksal ihres Volkes steht auf dem Spiel. (abgewandelte Verlagsinfo) Markus Heitz – Gerechter Zorn (Die Legenden der Albae 1) (Lesung) weiterlesen →
Der amerikanische Weihnachtsklassiker hat am 25. November weltweit Premiere als Zeichentrickfilm. Dabei ist auch die deutsche Stimme von Tom Hanks zu hören. Alle kleinen und großen Träumer können sich dann vom Polarexpress auf eine magische Reise zum Nordpol nehmen lassen, um – wen wohl? – zu besuchen.
Chloe wurde von ihrem Mann Adrien verlassen und steht nun als Mutter von zwei kleinen Töchtern allein da. Ob all der vergeblichen Opfer, die brachte, muss sie ständig weinen, bis Pierre, der Vater Adriens, sie und ihre Kinder in sein Landhaus mitnimmt. Ausgerechnet der „alte Kotzbrocken“. Er geht für sie einkaufen, kocht ihr ein Abendessen und holt den besten Wein aus dem Keller – erstaunlich. Schließlich erzählt er ihr von der großen Liebe seines Lebens, zu der er sich nie zu bekennen wagte, von heimlicher Untreue und nie wiedergutzumachender Schuld, von gestohlenem Glück und den ungelebten Träumen.
In 97 kurzen Kapiteln erzählt Péter Esterházy von rund 97 Frauen (minus einen Mann). Und so kann man nicht unbedingt von einer Enzyklopädie der ungarischen Frau sprechen, eher von einem Kaleidoskop erotischer Begegnungen. Aber es finden sich auch ernstere Töne, wenn man genau hinhört.
Das Hörbuch verspricht dem Artemis-Fowl-Freund zwei neue Abenteuer mit seinem Helden. Tatsächlich dreht sich aber nur eines um ihn, das andere ist für Captain Holly Short von der Zentralen Untergrund Polizei (ZUP) reserviert. Holly besteht ihre ZUP-Aufnahmeprüfung auf recht ungewöhnliche Art und Weise, und Artemis – oder „Artie“, wie ihn seine Mutter nennt – klaut mit der Hilfe eines notorisch bekannten Zwerges das wertvollste Diadem der Welt.
Die Haupt- und Nebenfiguren der A.-F.-Romane geben jeweils Interviews, ja, sogar der Autor selbst. Als Bonus gibt es einen „Artenführer“, der die Völker des Erdlandes unterscheidbar macht.
_Der Autor_
Eoin Colfer, geboren 1968, ist Lehrer und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Wexford, Irland. Er hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet. 2011 erhielt er den Children’s Book Award, den wichtigsten Kinder- und Jugendbuchpreis Großbritanniens, und 2004 den Deutschen Bücherpreis in der Kategorie „Kinder- und Jugendbuch“. Seine bislang drei „Artemis Fowl“-Romane wurden allesamt Bestseller und sind von Rufus Beck kongenial ins Medium Hörbuch übertragen worden. Das Hörbuch zum nächsten Roman ist bereits in Vorbereitung.
_Der Sprecher_
Rufus Beck, geboren 1957, ist Bühnen-, Film- und Fernsehschauspieler und hat als deutsche Stimme der „Harry Potter“-Hörbücher mit seiner vollendeten Sprechkunst die Herzen zahlreicher HP-Fans erobert. Er hat aber auch alle Bücher des Iren Eoin Colfer als Hörbücher aufgenommen, insbesondere eben die über „Artemis Fowl“.
Beck liest den ungekürzten Text. Regie führte Margit Osterwold. Für den Ton im Studio Giesing/München zeichnet Martin Stock verantwortlich. Das Titelbild zeigt das Buchcover des List Verlags.
_Für die Akten_
1) Das Jahreszeugnis. Artemis Fowls Lehrer an der St. Bartleby’s School* sind mit seinen Leistungen – nun, nicht direkt unzufrieden, aber von ihm selbst etwas irritiert: Er tut oft so, als wäre er klüger als sie: ein notorischer Besserwisser, der zudem den Spieß umdreht und seine Lehrer belehrt. Im Physikunterricht kündigte er an, eine Zeitmaschine bauen zu wollen. Nur zu! Mit dem jungen Mann kann man nicht diskutieren, denn man weiß von vornherein, dass man verlieren wird.
* Einen Heiligen namens St. Bartleby gibt es meines Wissens nicht. Aber es gibt eine berühmte literarische Figur namens Bartleby der Schreiber, den Herman Melville erfand. Bartleby – das dürfte alle frustrierten Schüler freuen – sagt am liebsten zu jedem Ansinnen, das man an ihn richtet: „Ich möchte das lieber nicht tun.“ (I prefer not to.) Hier erlaubt sich der Autor einen Insiderscherz, einen von vielen. Schließlich war er lange Jahre Grundschullehrer.
2) – 8) Interviews mit Artemis Fowl II (AF), Captain Holly Short, Butler (AFs Leibwächter und Faktotum), dem Zwerg Mulch Diggums, dem Erfinder-Zentauren Foaly (ZUP), dem ZUP-Commander Julius Root und schließlich mit ihrem Erfinder, Eoin Colfer, folgen.
Die Fragen, die sie mehr oder weniger bereitwillig beantworten, lauten: Was denkst du/denken Sie über XYZ? Was war Ihr stolzester bzw. Ihr peinlichster Moment? Was sind Ihre Hobbys bzw. Lieblingsfächer in der Schule? Wie heißt Ihr Lieblingsbuch bzw. -song? Was ist Ihr Lieblingsort? Was raubt Ihnen den Schlaf bzw. was macht Ihnen Angst? Wie heißt Ihr bester Freund (eine sehr heikle Frage, die der Commander rundweg zurückweist). Was inspiriert Sie? Was ist Ihr kostbarster Besitz? Was würden Sie XYZ raten – drei Tipps für: angehende ZUP-Offiziere, Schriftsteller, Erfinder usw.
Colfers kostbarster Besitz seien Bücher, sagt er, und konsequenterweise gehört Lesen zu seinem Lieblingshobby. Aber wenn er wieder einen anderen Beruf ergreifen müsste, würde er wieder, wie früher, Grundschullehrer werden, denn mit Kindern zu arbeiten, sei das Erfrischendste und Inspirierendste überhaupt.
9) „Das Erdvolk – ein Artenführer“ (TOP SECRET)
Schon oft habe ich mich gefragt, wie die unterirdischen Spezies wohl aussehen mögen und worin sie sich unterscheiden. Die Spezies der Unterwelt auseinanderzuhalten, ist gar nicht so einfach, denn im Sprachgebrauch der Völker werden beispielsweise Zwerge und Wichtel mit Kobolden und Trollen in einen Topf geworden und viele meinen sogar, Elfen und Feen wären ein und dasselbe. Sind sie mitnichten! Feen haben Flügel, Elfen aber nicht.
Nachdem der Artenführer die Eigenarten der sieben Spezies genau beschrieben hat, vermerkt er noch, welche Situationen man in der Begegnung mit ihnen möglichst vermeiden sollte. So ist es wenig ratsam, sich hinter einem Zwerg zu befinden, wenn dieser gerade zu graben anfängt … Menschen kommen nicht vor, denn sie leben in aller Regel nicht unter der Erdoberfläche.
_Mein Eindruck_
Die Antworten überraschten mich wenig, denn alle passen genau zur jeweiligen Figur. Hie und da blitzt etwas Individualität hervor, besonders bei dem egozentrischen Erfinder Foaly. Sein kostbarster Besitz seien übrigens Alukappen, sagt er. Seine beste Freundin sei Holly Short, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber einer engeren Beziehung zwischen einem Zentauren und einer Elfe sind gewisse natürliche Grenzen gesetzt – schade.
Der Artenführer war schon längst überfällig! Er hätte schon von Anfang an in jedem der Romane abgedruckt werden müssen. Endlich herrscht Klarheit, was eine Elfe von einem Feenmann unterscheidet: Flügel und Schweben, das können nur Feen.
_Die Erzählung „Blaue Spinnen“_
Corporal Holly Short hat sich für die Abschlussprüfung als erste weibliche Offizierin der ZUP-Abteilung für Aufklärung vorbereitet, aber noch schiebt sie als gewöhnliche Verkehrspolizistin in Haven City, Erdland, Dienst. Dann ist endlich der große Tag gekommen und sie erfährt, dass Commander Julius Root sie persönlich prüfen will, wie jeden anderen Absolventen auch. Captain Trouble Kelp, der das schon hinter sich hat, wird sie dabei auf Video aufnehmen.
Zusammen fliegen die drei erst zur 8000 Kilometer entfernten Erdoberfläche und dann an die Ostküste Irlands, zu der Vogelinsel Tern Mor. Hier leben 200 geschützte Vogelarten, doch glücklicherweise ist ihr menschlicher Beschützer gerade für drei Tage aufs Festland gefahren. Holly hat also maximal 36 Stunden Zeit, um die Prüfung zu bestehen. Die Aufgabe ist sehr simpel: Prüfling und Prüfer erhalten jeweils eine Farbpistole. Wer den anderen zuerst erwischt, hat gewonnen. Holly bekommt einen Zeitvorsprung, um sich zu verstecken, dann geht die Jagd auf sie los. Root zieht sich mit seinem Shuttle zurück, und Holly ist mit Kelp allein.
Jedoch nicht ganz. Holly ist eine aufgeweckte Elfpolizistin und bemerkt aus dem Augenwinkel ein verdächtiges Schimmern am Boden der kargen Insel. Das kann nur von einer Tarndecke herrühren. Sie will gerade Kelp warnen, als ein Laserschuss ihren Kollegen niederstreckt. Ein Zwerg steht auf und setzt auch Holly außer Gefecht. Offenbar hat man ihnen und Commander Root auf dieser Insel eine Falle gestellt. Aber wer konnte wissen, wo die Prüfung stattfinden würde? Doch nur ein hochrangiger Offizier der ZUP. Liegt Verrat vor – oder etwas noch Schlimmeres?
_Mein Eindruck_
Diese Erzählung zeigt eine neuartige Foltermethode, um Geständnisse zu erpressen. Der Schurke im Stück setzt blaue Tunnelspinnen ein (Tolkiens Kankra ist so ein Exemplar, nur etwas zu groß geraten). Mit ihren scharfen Krallen richten sie an dem wehrlosen Opfer allerlei gesundheitsschädliche Dinge an, und nur heißer Kaffee kann ihnen den Garaus machen. Prost!
Außerdem machen wir Bekanntschaft mir jener rätselhaften Krankheit, die nur Elfen heimsucht, wenn sie die Behausung eines Menschen betreten – dies ist ihnen ja verboten: die Schwellenkrankheit. Nun, Elfen sind bekanntlich magische Wesen, und wer weiß, wie Magie funktioniert? Jedenfalls erwischt es nicht nur Trouble Kelp, sondern auch Commander Root ganz gehörig.
Nur Holly Short ist noch in der Lage, ihnen aus der Patsche zu helfen. Aber wie? Sie steht vor der Wahl zwischen Karriere und Kameraden. Um Letzteren zu helfen, muss sie gegen den Befehl des Commanders verstoßen, und das wiederum wäre nicht besonders gut für ihre Chancen in der Abschlussprüfung. Aber wir wissen, dass Holly das Herz auf dem rechten (oder war’s der linke?) Fleck hat und die richtige Wahl treffen wird. Daumen drücken!
_Die Erzählung „Der siebte Zwerg“_
Das Flörsheim Plaza ist ein recht nobles Hotel in New York City. Allerdings wird sein Grund und Boden gerade von einem kleinen Beben erschüttert. Es ist der kriminelle Zwerg Mulch Diggums, der sich gerade bis unter den Betonboden des Kellers vorgegraben hat. Mit der speziellen Grab- und Antriebstechnik, die jeder Zwerg besitzt, stößt er sogar durch den Betonboden und betritt den Keller. Mit seinen lichtempfindlichen Augen beäugt er die Ausstellungsstücke eines Museums. Hier erwartet ihn ein Schatz: das wertvollste Diadem der Welt, das der Lady Feifei aus China. An einer Goldkette prunkt unter anderem ein blauer Diamant, ein rares Stück.
Diggums ist nicht blöd, obwohl mancher über die Intelligenz von Zwergen anderer Ansicht ist. Und daher wundern ihn zwei Umstände an seiner Entdeckung. Warum liegt das Diadem ganz offen da, damit jeder es sich schnappen kann? Er weiß, er sollte sofort wieder abhauen, aber welcher Zwerg konnte jemals dem Glitzern von Gold widerstehen? Eben! Und zweitens fällt ihm jetzt auf, dass der Glanz des Goldes zu blass schimmert und das Glitzern des Diamanten etwas Öliges an sich hat … Potzblitz, eine lausige Fälschung!
Da springt der Deckel eines Sarkophags in der Ecke auf und heraus klettert sein alter Erzfeind Artemis Fowl, ausgerüstet mit einer Nachtsichtbrille. Neben ihm steht sein muskulöses Faktotum Butler. Artemis gratuliert Diggums dazu, seinen Test bestanden zu haben. Test?!
Während sie in Artemis‘ Learjet nach Irland fliegen, „überredet“ der geniale Junge den diebischen Zwerg, ihm das echte Diadem zu beschaffen. Sechs Zwerge, die beim Zirkus Kunststücke vorführen, haben es gestohlen. Diggums soll sich ihnen in Irland anschließen – als siebter Zwerg – und das Diadem besorgen. Artemis behauptet, er wolle den blauen Diamanten für ein neues Lasergerät, das er konstruiert, aber das nimmt ihm Diggums nicht ab. Er lässt sich widerwillig „überzeugen“ und macht mit. Partner? Partner!
Was beide nicht wissen: Captain Holly Short ist von ZUP-Commander Julius Root aus dem Urlaub zurückbeordert worden, denn sobald Artemis Fowl irgendetwas unternimmt, ist bestimmt etwas oberfaul – bzw. ober-fowl. Schon bald wird sie vom Kommunikationstechniker Foaly, einem Zentauren, nach Irland gelotst, bis sie zu dem „Circus Maximus“ gelangt. Ihr Gleiter schwebt unsichtbar über dem großen Zelt. Recht bald beobachtet Holly recht seltsame Vorgänge um das Zelt herum, ganz besonders im Boden …
_Mein Eindruck_
Zeitlich ist dieses Fowl-Abenteuer direkt nach dem ersten Band, aber noch vor dem zweiten Band angesiedelt. Die Indizien: 1) Fowl hat bereits Bekanntschaft mit Mulch Diggums und anderem unterirdischen Gelichter gemacht, die Fowl Manor im ersten Band belagerten, weil Artemis ihren Schatz geklaut hatte. 2) Der Vater von Artemis II., Artemis I., ist in Russland verschollen, und die Mutter des jungen Verbrechergenies ist untröstlich. Ein bestimmter Gegenstand, den er klaut, soll ihren Kummer lindern. Und er schwört ihr, er werde Vater finden und ihn zurückbringen. Wie er dieses Kunststück fertigbringt, schildert der Autor in Band 2: „Artemis Fowl – Die Verschwörung“ (The Arctic Incident).
Freunde von Zwergen dürften sich über ein Wiedersehen mit dem ungehobelten Graber freuen, der zwar ein schlichtes Gemüt hat, aber doch nicht auf den Kopf gefallen ist. Der Autor zeigt einen weiteren Vorteil der zwergischen Grabtechnik: Um das Zauberkunststück des „Transported Man“ (man sehe sich dazu den kommenden Film [„The Prestige – Die Meister der Magie“]http://www.powermetal.de/video/review-955.html an) zu bewerkstelligen, haben sich die sechs „Superzwerge“, die das Diadem gestohlen haben, lediglich in den Boden des Zirkus zu graben und an anderer Stelle, ersetzt durch einen Reservezwerg, wieder aufzutauchen. Presto!
Allerdings macht sich der Autor wenig aus solcherlei Magie und erklärt das Kunststück recht banal, denn er konzentriert sich nur auf die etwas komplexen Vorgänge hinter den Kulissen. Schließlich muss er Diggums, Artemis Fowl samt Butler sowie Holly Short zu einem geeigneten und fein abgestimmten Zeitpunkt zusammenführen. Und die sechs Superzwerge haben auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber das klappt dramaturgisch alles wie am Schnürchen. Der Leser bzw. Hörer hat Spannung und Spaß, und das ist schließlich die Hauptsache.
_Der Sprecher_
Rufus Beck erhält wieder einmal Gelegenheit, seine sprachakrobatische Kunst voll auszuspielen. Gerüchte besagen, ihm stünden mindestens 250 verschiedene Intonationen zur Verfügung. Während Holly und Artemis doch recht „normal“ – was ist schon normal? – sprechen, ertönt Butler in tiefstem, grollendem Bass, und auch die Zwerge sind nicht gerade für den Belcanto geeignet.
Mulch Diggums, der Held der ersten und zweiten Episoden, ist wieder mit von der Partie und erfreut uns mit seinem beinahe (aber nur beinahe) schon urbayerischen Tonfall. Was die oberen Ränge der Zentralen Untergrund Polizei (ZUP) angeht, so werden alle Klischees von brummigen, Befehle brüllenden oder raunzenden Vorgesetzten erfüllt. Hierbei tut sich vor allem Commander Root hervor. Das trifft weniger auf den Zentauren Foley zu, der ja nur ein Untergebener ist. Er kann es sich allzu oft nicht verkneifen, dass seine Ponynatur durch- und er in herzliches Wiehern ausbricht.
So fällt es dem jugendlichen Zuhörer leicht, die Figuren auseinanderzuhalten, selbst wenn er sich ihre Namen nicht merken kann. Und diese Charakterisierung trägt wesentlich dazu bei, aus den Erzählungen Hörspiele mit verteilten Rollen zu machen, die an Dramatik nichts zu wünschen übrig lassen.
Vor allem Jugendliche und Kinder ab 12 Jahren dürften an dieser Art der Darbietung Gefallen finden. Erwachsenen könnte es ein wenig übertrieben vorkommen.
_Unterm Strich_
Die Interviews sind nur etwas für Leser, die die Romane um Artemis Fowl bereits kennen und sie lieben. Sonst sagen ihnen die Namen nichts. Immer wieder blitzt ein versteckter Schalk in den Antworten der Befragten auf. Er charakterisiert die Figuren zwar genau, doch gleichzeitig weist er darauf hin, dass man sie nicht allzu ernst nehmen sollte. Dass Fowl eine Zeitmaschine bauen will, verwundert uns wenig, lässt aber wenig für seinen Geisteszustand erhoffen.
Der „Artenführer“ war schon längst überfällig und hätte schon dem ersten Roman beigefügt werden müssen. In „Artemis Fowl“ kommen, wie man an den Fabelwesen und ihren technischen Errungenschaften ablesen kann, mehrere literarische und kulturelle Entwicklungen zusammen. Da ist natürlich der unvermeidliche Harry-Potter-Kult, andererseits auch die uralte Sagenwelt Irlands, zum dritten noch die moderne Welt der Computerspiele. Mit Tolkiens Fantasywelt hat das Fowl-Universum nur noch wenig zu tun, auch wenn Trolle und Elfen daran erinnern mögen. Aber Professor Tolkien hätte sich von einem respektlosen Spaß wie „Artemis Fowl“ mit Grausen abgewandt. Ein Verbrecher als Held! Wert- und respektlos geht die Welt zugrunde.
Die Zuhörer können sich zusätzlich an der Stimmakrobatik eines Rufus Beck erfreuen. Sehr schön charakterisiert er die einzelnen Figuren, von denen die meisten dem Artemis-Fan bereits bekannt sind.
Insgesamt ist also auch dieses Hörbuch zu empfehlen, doch sollte der- oder diejenige, der/die es verschenkt, beachten, dass es in dieser Geschichte keineswegs friedlich zugeht, sondern genauso gewalttätig wie in der Welt der Erwachsenen. Ich würde es ab 12 Jahren empfehlen.
|Originaltitel: The Artemis Fowl Files, 2004
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Feldmann
222 Minuten auf 3 CDs|
http://www.hoerbuchhamburg.de
Die schwedische Ferieninsel Gotland bereitet sich auf den Mittsommer vor, die Hochsaison für den Tourismus. Helena und Per haben Freunde zum Fest eingeladen, doch die Party endet in bitterem Streit. Im Morgengrauen bricht Helena zu einem Spaziergang am Meer auf. Stunden später wird ihre Leiche gefunden. Sie wurde mit einer Axt erschlagen und mit ihrer Unterwäsche geknebelt, ihr Hund liegt enthauptet daneben.
Alles sieht nach einem Eifersuchtsdrama aus, und Hauptkommissar Robert Anders nimmt Per in Haft. Doch die Ruhe ist trügerisch. Als auf dem Friedhof des Hauptortes Visby eine auf gleiche Weise ermordete Frau gefunden wird, ahnt Anders, dass er es mit einem Serienmörder zu tun hat. Verzweifelt sucht er nach einer Verbindung. Nur wenn er den Plan des Mörders kennt, kann er weitere Morde verhindern. Doch Politik und Presse setzen ihn zunehmend unter Druck. Mari Jungstedt – Den du nicht siehst (Hörbuch) weiterlesen →
Sonia, die Mathematikstudentin, verkauft im Nebenjob ihren Körper im Bordell. Sie redet darüber, wie sie in das Rotlichtmilieu geriet, wie es dort zugeht und mit welchen Männern sie es zu tun bekommt. Und wie kommt sie mit ihrem Privatleben klar? Die freimütige Schilderung ihres Doppellebens ist ein autobiografisches Bekenntnis zur Ware Liebe.
Die Autorin
Sonia Rossi wurde 1982 in Italien geboren. Sie lebt in Berlin, arbeitet in der IT-Branche und hat einen Sohn. Ihr zweites Buch, „Dating Berlin. Auf der Suche nach Mr. Right“, ist von 2010. Von 2014: „Kinderwunsch-Tage“. epubli (E-Book). Sonia Rossi – Fucking Berlin (Lesung) weiterlesen →
Richter Kömüves kommt übermüdet mit seiner Frau von einer Veranstaltung nach Hause. Überrascht erfährt er, dass sich ein Fremder in seiner Wohnung befinde, um ihn zu besuchen. Es ist Imre Greiner, ein Schulkamerad und Jugendgefährte, den er seit neun Jahren nicht mehr gesehen hat. Der Richter weiß, dass er Greiners Ehe mit der schönen Anna Fazekas am folgenden Morgen scheiden soll. Gibt es ein Problem damit? Und ob! „Die Verhandlung kann nicht stattfinden, weil ich heute meine Frau getötet habe“, antwortet Greiner. Und er will herausfinden, wer ihm seine Frau weggenommen hat – vor zehn Jahren. Wen hat Anna wirklich geliebt? Den Richter etwa?
Fletcher Moon, von allen wegen seiner geringen Körpergröße auch „Halbmond“ genannt, ist alles andere als eine halbe Portion: Mit seinen 12 Jahren hat er – nach Vorlage der Geburtsurkunde seines Vaters – einen Online-Detektivlehrgang abgeschlossen, und das auch noch mit Bravour!
Als sich an seiner Schule mysteriöse Diebstähle häufen, ist wieder einmal sein Spürsinn gefragt. Wie alle anderen hat er die vermeintlich kriminellen Gebrüder Sharkey in Verdacht. Doch schon bald muss er zwei Dinge einsehen: 1.) Das Leben eines Detektivs ist brandgefährlich, und 2.) Nichts ist, wie es scheint!
Der Mörder zeichnet ein Pentagramm: Angst über Oslo
Seit seine Kollegin Ellen bei einem Einsatz getötet wurde, steckt Harry Hole, Hauptkommissar der Osloer Polizei, in er Krise. Er verliert seine Freundin und ihm droht die Kündigung. Doch dann geschehen in Oslo drei spektakuläre Morde, und Hole bekommt eine letzte Chance. Den grausam zugerichteten Frauen fehlt jeweils ein Finger, und an den Tatorten findet sich immer ein Pentagramm, das auf weitere Opfer hinweist. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Die Ermittlungen gehen nur zäh voran, bis der Täter schließlich einen Fehler macht …
Gerade als Kommissar Harry Hole seine Freundin Rakel wieder für sich gewinnen will, geschieht in Oslo ein ungewöhnlich brutaler Mord. Der junge Robert Karlsen wird offener Straße regelrecht hingerichtet. Während sich die Kripo unter einem neuen Chef aufrappelt, geschieht ein weiterer Mord. Nun macht der Täter offenbar Jagd auf Roberts Bruder Jon. Robert war das falsche Ziel.
Seit Generationen gehören die Karlsens der norwegischen [Heilsarmee]http://de.wikipedia.org/wiki/Heilsarmee an und gelten dort als unbescholtene Mitglieder. Doch die makellose Fassade bekommt Risse, als Hole der Hinweis zugespielt wird, Robert Karlsen habe nicht immer die strikten Regeln der Glaubensgemeinschaft befolgt und sein Bruder Jon sei in lukrative Immobiliengeschäfte verwickelt.
Aber ist der Killer wirklich in den Reihen der Heilsarmee zu suchen? Die Spur führt zurück ins bosnische Vukovar, ins finstere Jahr 1991, als die Serben die Stadt eroberten und alle Bewohner [massakrierten.]http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker__von__Vukovar Bis auf einen … Jo Nesbø/Nesboe – Der Erlöser (Lesung) weiterlesen →
Ans Ende der Welt: eine Ermittlung in Sachen Leben
Eines Morgens steigt Raimund Gregorius, alternder Lateinlehrer in Bern, aus seinem stets geregelten Leben aus. Er hat eine Portugiesin kennengelernt, von der er dachte, sie wolle sich in die Fluten der Aare stürzen. Ganz neue Perspektiven eröffnen sich ihm. Als er das Buch „Worte des Goldschmieds“ des portugiesischen Autors Amadeo Prado in einem Antiquariat geschenkt bekommt, kennt Gregorius kein Halten mehr. Er muss nach Lissabon und mit dem Autor sprechen. Doch was er in Lissabon findet, ist viel, viel mehr …
Erotismus ist nicht das gleiche wie Sexualität, sondern ihre Transzendierung. Die erotische Erfahrung ist für den französischen Schriftsteller Georges Bataille (1897-1962) eine zweifache: die des Tabus und die seiner Überschreitung. Erst die Überschreitung des Tabus ermöglicht den Figuren auch die Transzendierung des Ich. Die Ekstase, das Außer-sich-sein, das die mittelalterliche Mystik in religiöser Versenkung fand, suchen sie im körperlichen Tabubruch und in körperlicher Selbstentäußerung. Dadurch wird Gott überflüssig, und dies wiederum hat zahlreiche philosophische Konsequenzen: Wenn Gott tot ist, dann ist das Universum leer, und die Sterne sind nur kalte Schlackehaufen, die der Entropie unterworfen sind. Letzten Endes ist der Erotismus also eine recht ungemütliche Angelegenheit.
Die Geschichte von „Jules und Jim“ und Kathe ist durch François Truffauts Film von 1961/62 bereits Legende geworden: eine „amour fou“ zu dritt. Zwei junge Literaten, der Deutsche Jules (gespielt von Oskar Werner) und der Franzose Jim, beide verliebt ins Leben und die Liebe, lernen sich 1907 (!) in Paris kennen und teilen fortan ihre Tage. Nichts kann sie trennen, bis eines Tages Kathe kommt, die aufregendste Frau, die ihnen je begegnet ist. Sie (gespielt von Jeanne Moreau) liebt beide, erst Jules, dann Jim, dann wieder Jules. Sie kann nicht ohne Jim leben, aber auch nicht ohne Jules. Bis zur letzten Konsequenz … Henri-Pierre Roché – Jules und Jim (Lesung) weiterlesen →
Der englische Schiffsarzt Lemuel Gulliver sticht 1699 in See. Er strandet zunächst bei den Liliputanern, auf einer zweiten Reisen bei den Riesen von Brobdingnag und schließlich auf der fliegenden Insel Laputa. Enttäuscht von den seltsamen Wesen, denen er begegnet ist, schließt er sich mit Begeisterung den vierbeinigen Bewohnern des Landes der Hoyhnhms an. Wieder zurück in der Heimat, fällt es ihm jahrelang nicht leicht, wieder mit den Yahoos zusammenzuleben …
In der Eiswüste der Arktis kommen in der Nähe ihrer Forschungsstation „Trudeau“ vier Wissenschaftler unter rätselhaften Umständen ums Leben. Völlig unklar ist die Todesursache – es scheint, als habe etwas die Lungen und Augen in kürzester Zeit zerstört. Die Augen der Toten haben keine Pupille mehr.
Doch woher kam in derlebensfeindlichen Umwelt dieser todbringende Stoff? Jessie Hanley, eine weltweit anerkannte Wissenschaftlerin, wird zur Station in die Arktis eingeflogen, um vor Ort die Untersuchung zu leiten. Was sie am meisten interessiert: Was weiß die kurz vor den Todesfällen abgereiste russische Wissenschaftlerin über die Vorkommnisse in Trudeau? Dummerweise ist das Atom-U-Boot, in dem die Russin abreiste, seitdem verschollen. Juris Jurjevics – Der Trudeau-Vektor (Lesung) weiterlesen →
Japan, Ende des 15. Jahrhunderts: Eines Morgens wird Takeos Dorf überfallen, und er überlebt als Einziger. Lord Shigeru vom Clan der Otori rettet ihn und nimmt ihn in seine Familie auf. Von ihm, einem Helden wie aus versunkenen Zeiten, lernt Takeo die Bräuche des Clans. Er lehrt ihn Schwertkampf und Etikette. Die Liebe zu Kaede entdeckt Takeo allein.
Als er herausfindet, dass er dunkle Kräfte besitzt – die Fähigkeit, an zwei Orten gleichzeitig zu sein und sich unsichtbar zu machen, und dass er so gut „hören kann wie ein Hund“ -, gerät er immer tiefer in die Wirrungen der Lügen und Geheimnisse, aus denen die Welt der Clan-Auseinandersetzungen besteht. Trotz seines Widerwillens ist es ihm bestimmt zu rächen. Takeo verbindet sein Schicksal mit dem der Otori. (Verlagsinfo, modifiziert) Lian Hearn – Der Pfad im Schnee (Der Clan der Otori 2) (Lesung) weiterlesen →
_Ironischer Krimi zwischen Realität und Fantastik_
Zwei höchst unwahrscheinliche Helden geraten im England des Jahres 1933 in einen Erbschaftskrieg, in dem es durchaus Tote gibt. Der eine ist unser Berichterstatter, ein Doktor der Philosophie, der andere ein Oxforder Student von gerade mal 18 Jahren. Erstaunlicherweise behaupten sich beide gegen die Machenschaften der Gegenseite, die es auf den Earl of Gwynedd abgesehen hat. Doch sie werden von einer energischen Deutschen unterstützt, die immer den richtigen Einfall hat, wenn Not am Mann ist.
|Der Autor|
Antal Szerb, geboren 1901 in Budapest, studierte Hungarologie, Germanistik und Anglistik. 1937 wurde er Professor für Literatur an der Uni Szeged. Bis heute ist er in Ungarn einer der meistgelesenen Schriftsteller. Szerb starb 1945 im KZ Balf in West-Ungarn. In seinen wenigen Lebensjahren hat er viele Romane, Essays und Übersetzungen veröffentlicht, u. a. eine „Ungarische Literaturgeschichte“.
|Der Sprecher|
Heikko Deutschmann war nach seinem Schauspielstudium Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne, am Hamburger Thalia Theater, im Schauspiel Köln und Schauspielhaus Zürich. Mittlerweile ist er in zahlreichen Film- und Fernsehrollen zu sehen gewesen, so etwa „Der Laden“, „Operation Rubikon“, „Der Aufstand“ oder Die Affäre Kaminski“.
_Handlung_
London im Jahre 1933. Janos Bathoy (ausgesprochen: janosch batki), 32, geboren in Budapest, ist Historiker, Doktor der Philosophie und erzählt, wie es kam, dass er den Earl of Gwynedd kennen lernte und von diesem eingeladen wurde, seine Bibliothek zu benutzen. Aber was soll an einer Bibliothek schon Besonderes sein, fragt man sich. Allerdings wird Janos von mehreren Seiten davor gewarnt, die Einladung anzunehmen und nach Wales zu fahren. Hätte er doch auf sie gehört!
Als Philosoph beschäftigt sich Janos gerade mit den englischen Mystikern des 17. Jahrhunderts, darunter einem gewissen Robert Flood, seines Zeichens Magier und Hexenmeister, auf den der Earl große Stücke hält. Natürlich stehen dessen Bücher in seiner Bibliothek. Und was das für eine sein mag? „Seit 85 Jahren hat niemand mehr die Pendragon-Bibliothek gesehen“, sagt ein Freund. Aber ein anderer Mann erwarnt, ganz anonym: „Doktor Macgregor ist bei einem Autounfall gestorben – Janos’ Vorgänger.“ Bathoy ist perplex und untersucht diese seltsame Familie erst einmal.
Der erste Earl baute Burg Pendragon, nachdem er 1490 geadelt worden war und ein Lehen in Nordwales bekommen hatte. Pendragon bedeutet auf Walisisch „Drachenkopf“. Sehr interessant ist der sechste Earl namens Asaph, ein Rosenkreuzer und Hexenmeister, der an die Unsterblichkeit des Fleisches glaubte. Und hier kommt wieder besagter Robert Flood ins Spiel. Dieser Schüler des berühmten Paracelsus machte Burg Pendragon zu seiner zweiten Heimat. Natürlich arbeitete er mit Asaph zusammen, als dieser den Stein der Weisen suchte.
Asaph wurde nach seinem Tod noch berühmter, als er in den Sagen und Märchen der Gegend als „mitternächtlicher Reiter“ und strafender Richter auftrat. Und der aktuelle Earl, der es seit 1902 ist, soll ein Wunderheiler sein und ein neues Tier erfunden haben, das nur im Dunkeln lebe. Aber das sei natürlich Unsinn, sagen Janos’ Freunde. Bathoys Neugier ist geweckt.
|Aus Irland|
Auftritt George Maloney. Dieser irische Ex-Soldat aus dem entlegenen County Connemara ist zwar ein moderner Münchhausen, aber ein lustiger Geselle, der den Frauen keineswegs abhold ist. In der Bar des Savoy-Hotels bittet er die süße Pat O’Brien zu ihm, Janos und Osborne Pendragon an den Tisch. Osborne, der Neffe des Earls und Student in Oxford, ist zwar erst 18, aber schon zum Sterben gelangweilt von der Welt. Er produziere gerne Gespensteraufnahmen, sagt er Janos. Von Frauen hält er leider gar nichts und verabschiedet sich zeitig. Höchste Zeit, sich zu besaufen, findet Maloney.
Nicht lange und Janos fällt trotz seines Schwipses auf, dass der Ire ihn aushorcht. Er dreht den Spieß um und fühlt seinerseits Maloney auf den Zahn, um herauszufinden, was er im Schilde führt. Es stellt sich heraus, dass der Earl of Pendragon ein potenzieller Milliardenerbe ist! Sollte sich herausstellen, dass der Milliardär Roscoe eines „gewaltsamen Todes“ gestorben ist, so fiele dem Earl dessen Erbe zu – und nicht dessen Witwe, der ehemaligen Verlobten des Earl. Woher diese Verbundenheit mit den Pendragons? Roscoe hatte dem Vater des jetzigen Earls die Finanzen geführt und sein Vermögen gemehrt.
Und was hat es mit diesem „gewaltsamen Tod“ auf sich? Tja, nun, Roscoe starb an einer Tropenkrankheit mit einem unaussprechlichen Namen. Und was soll Janos dabei? Ganz einfach, meint Maloney: Als Tropenarzt könne Doktor (!) Bathoy ja wohl ohne weiteres feststellen, ob bei Roscoes Krankheit ein wenig, äh, „nachgeholfen“ wurde. Falls ja, wäre der Tatbestand des „gewaltsamen Todes“ erfüllt. Janos erkennt, dass er das Zünglein an der Waage in einem superheiklen Erbschaftsstreit spielen soll. Na prost!
|In Wales|
Maloney ist von Osborne Pendragon eingeladen worden, ebenfalls das Schloss in Wales zu besuchen – na, so ein Zufall, was? Und wie schön, dass Miss Eileen St. Clair sich bereit erklärt hat, sie bis Chester in ihrem Auto mitzunehmen. Janos lehnt zwar nicht ab, aber nun kommen ihm erste Zweifel. Denn er hat dieses Frauenzimmer in unguter Erinnerung. Drei Jahre zuvor gewährte sie seinem Freund Christofoli, einem völlig in sie vernarrten Archäologen, einen One-Night-Stand, reiste aber gleich am nächsten Morgen ohne ihn ab. Von seinem gebrochenen Herzen und seinem verwirrten Verstand erholte sich sein Freund nie wieder.
Was Eileen St. Clair im Schilde führt, wird erst am Ende der Strecke nach Chester klar, als man sich der walisischen Grenze nähert und sie sich an Janos wendet. Er möge doch bitte dem Earl einen Ring von ihr überbringen. Aber er dürfe unter keinen Umständen den Namen des Besitzers, also ihren, erwähnen. Ritterlich erklärt sich Janos dazu bereit, obwohl er angesichts dieser erneuten Intrige der Dame seine Zweifel hat.
|Auf Schloss Llanvygan|
Er reist mit Maloney weiter, bis Osborne sie vom Bahnhof abholt und zum neuen Schloss bringt, das wesentlich heiterer anmutet als die düstere Stammburg oben auf dem Felsen. Wesentlich trägt zu diesem Eindruck Cynthia, die hübsche Nichte des Earls und Osbornes Schwester, bei. Schon in der ersten Nacht ereignet sich Seltsames. Als er Stimmen hört, begibt sich Janos auf den Korridor. Er muss feststellen, dass ihm jemand die Patronen aus dem Revolver entwendet hat. Auch das Päckchen, das ihm Maloney zur Aufbewahrung übergeben hatte, ist verschwunden. Und auf dem Korridor steht ein riesiger alter Kerl, der ihn wie ein Gespenst anschaut. Es handelt sich offenbar um den Butler mit dem Namen John Griffith. „Sie sollten nachts auf Ihrem Zimmer bleiben“, empfiehlt er düster und verschwindet.
Diese gespenstische Begegnung ist nur der Auftakt zu einem unheimlichen und turbulenten Aufenthalt auf dem Schloss der Pendragons.
_Mein Eindruck_
Dieser Roman, der doch so viel mit Historie zu tun hat, hebt sich wohltuend von der aktuellen Flut historisierender Thriller Marke Dan Brown ab, indem er zwar ebenfalls uralte Geheimorden-Geheimnisse mit einer Krimihandlung verknüpft, aber dies dann doch wieder fein säuberlich zu trennen weiß. Dies gelingt mit einer ironischen Distanz, zu der vor allem die reservierte und objektiv sich zurückhaltende Erzählhaltung Janos Bathoys beiträgt. Aber auch Osborne Pendragon lässt sich in seiner englischen Unterkühltheit nicht so leicht ins Bockshorn jagen.
Bathoy, Osborne und Maloney sind drei Geisterjäger, die dem Geheimnis des „mitternächtlichen Reiters“ auf den Grund gehen wollen. Dabei gehen sie aber nie so weit, alles fein säuberlich auseinander zu klamüsern und bis ins Letzte zu erklären. Nein, der Leser bzw. Hörer muss die Schlussfolgerung, die ihm und ihr nahe gelegt wird, gefälligt selbst ziehen. Der Autor bevormundet nicht, was er für einen mündigen Leser hält, sondern fördert ihn auf dem gewünschten Weg.
Der mündige und hoffentlich auch erwachsene Leser bzw. Hörer sollte deshalb auch keinerlei Probleme damit haben, wenn sich Janos Bathoy auf eine ziemlich schräge Weise mit seiner Erzfeindin Eileen St. Clair einlässt. Das Rededuell, das sich die beiden liefern, kann sich sehen lassen, und die emotionalen Schachzüge, die Eileen einsetzt, qualifizieren sie als eine ebenbürtige Spielerin um Macht und Reichtum, vor der sich Janos wohlweislich in Acht nimmt. Was ihn nicht daran hindert, seinem körperlichen Verlangen nachzugeben und mit ihr zu schlafen. Die Folgen lassen nicht auf sich warten, aber wenigstens ist er in einer Hinsicht standhaft geblieben: Er hat die verlangte Zeugenaussage, er habe Maloneys Mörder gesehen, nicht geschrieben.
Es gibt aber eine Schwäche des Plots, die man nur mit Nachsicht hinnehmen kann. Mehrere Kapitel lang wissen die Geisterjäger Osborne und Janos, dass sich auf Schloss Pendragon ein Spion und Verräter aufhalten muss, doch es gelingt ihnen nicht, sie oder ihn ausfindig zu machen – es gibt einfach zu viel zu tun, weil die Gegenseite nicht schläft und erneute Angriffe startet. Es fällt den beiden Heroen nicht ein, einmal nachzufragen, um wen es sich bei Cynthias „bester Freundin“ eigentlich handelt. Als es dann passiert, fallen sie aus allen Wolken – das Puzzle setzt sich zusammen und alles klärt sich. Doch so viel Naivität kommt mir recht unwahrscheinlich vor. Wen mann schon jeden im Schloss verdächtigen muss, warum wird dann Cynthia davon ausgenommen?
SPOILER!
Im Finale gibt es eine klischeehafte Szene, die aber äußerst ungewöhnlich präsentiert wird und zu dem positiven Eindruck des Buches beiträgt. Klischee: Ein schwarzmagisches Ritual samt menschlichem Opfer wird ausgeführt, und der Beobachter bzw. Erzähler nimmt daran teil. So weit, so schön. Ungewöhnlich ist jedoch, dass sich der Beobachter / Teilnehmer / Ich-Erzähler in einem Geisteszustand befindet, in dem es ihm so erscheint, als wäre er nicht er selbst, sondern jemand anderes. Er wird an einer Stelle von einem Gnomen als „Benjamin Avravanel“ angeredet. Dieser Name sagt unserem Gewährsmann nichts. Aber er kann nichts dagegen tun, als der Zeremonie, in der Satan angerufen wird, beizuwohnen, ob er will oder nicht. Doch dann wird eine Frau hereingeführt, die er von früher kennt …
Die Qualität dieser Szene ist die eines Traums. Doch es geschehen dabei Dinge mit realen, allzu realen Folgen, wie Janos später feststellen muss. Der einzige Mensch, dem er diesen Traum anzuvertrauen wagt, ist der Earl of Gwynedd himself. Und dieser zeigt gottlob volles Verständnis für die unglaubliche Story, die Janos ihm da auftischt. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass der Earl in die Geheimnisse der Rosenkreuzer eingeweiht ist und sicherlich sofort das Ritual erkannt hat. So dürften Asaph Pendragon und Robert Flood seinerzeit vorgegangen sein. Doch wer war der Schwarzmagier, der das Ritual in jenem Gewölbe auf dem Bergplateau ausführte? War es der „unsterbliche“ Asaph, der „mitternächtliche Reiter“ oder der aktuelle Earl selbst? Das bleibt der Fantasie des Lesers bzw. Hörers überlassen.
SPOILER ENDE
Die Krimihandlung ist geprägt von ebenfalls ungewöhnlichen Elementen. Mehrmals sitzt Janos in der Patsche, aus der ihn das ungleiche Pärchen Osborne und Lene Kretzsch wieder heraushaut. Lene kennt er aus Deutschland, und Janos spricht, wie Osborne, ausgezeichnet Deutsch. Diese Fähigkeit ist in jener Zeit vor dem Jahr 1933 vielleicht der Vorliebe des Autors geschuldet. Natürlich erweist sie sich als höchst nützlich. Aber dass auch englische Ärzte deutsch sprechen, finde ich dann schon recht ungewöhnlich.
Die Krimihandlung, die sich um den Erbschaftskrieg zwischen den Pendragons und den Roscoes dreht, ist action- und temporeich inszeniert. Nie kommt irgendwelche Langeweile auf. Dieser Roman ist keine Romanze aus der englischen Provinz, sondern höchst kosmopolitisch. Von einer heiligen Dreifaltigkeit der Einheit von Ort, Zeit und Personen kann hier nur begrenzt die Rede sein. Die Wege der Figuren führen kreuz und quer durch England. Auch die Vergangenheit erweist sich als höchst lebendig. Der geistige Raum des Romans ist somit ziemlich groß und passt überhaupt nicht in den Schaukasten einer Bühne oder eines Fernsehers.
|Der Sprecher|
Heikko Deutschmann ist ein kongenialer Sprecher dieses szenenreichen Textes. Was die Flexibilität seines stimmlichen Ausdrucks angeht, kann er es ohne weiteres mit Rufus Beck aufnehmen. So fällt es ihm leicht, die einzelnen Figuren zu charakterisieren und unverwechselbar zu machen. So etwa ist der irische Abenteurer George Maloney stets an seiner soldatisch knappen Ausdrucksweise zu erkennen.
Der blasierte Osborne Pendragon klingt hingegen so schwach, als würde er gleich das Zeitliche segnen, obwohl er erst 18 Lenze zählt. Der Sprecher scheut sich auch nicht, sich die Nase zuzuhalten und eine durchs Telefon verzerrte Stimme nachzumachen. Und als das „Gespenst“ erstmals auftritt, besteht seine Stimme mehr aus einem Schauder erregenden Hauchen als einem Artikulieren.
Nur mit Deutschmanns Aussprache walisischer Namen habe ich meine Probleme. Ortsnamen wie Llandudno und Llanvygan, der das Schloss der Pendragons, werden nach meinen Informationen anders ausgesprochen. Deutschmann spricht die Vorsilbe Llan- immer „schlan-“ aus, dabei sollte dies ein Hauchlaut sein: „chlan“. Das klingt vielleicht nicht so flüssig beim schnellen Vorlesen, aber es wäre durchaus machbar. Dass die zweite Silbe „-vygan“ dann wie im Englischen „waig(e)n“ausgesprochen wird, kommt mir ebenfalls unpassend für ein walisisches Wort vor. Es sollte richtiger „vig(e)n“ lauten.
Ansonsten sind ungarische, französische, italienische, deutsche (sowieso) und englische Namen und Titel alle korrekt ausgesprochen, so dass ich Deutschmann ohne weiteres Mehrsprachigkeit attestieren kann.
Über Musik und Geräusche verfügt diese Lesung nicht, so dass ich sie nicht weiter zu erwähnen brauche.
_Unterm Strich_
„Die Pendragon-Legende“ bietet eine erfrischende Abwechslung in der mittlerweile als Einheitskost verabreichten Mode der historischen Thriller. Krimi ist hier mit Romanze, Erbschaftskrieg mit Geistererscheinungen auf respektlose Weise verquickt. Der Leser bzw. Hörer kann sich auf eine mit überraschenden Wendungen gespickte Handlung gefasst machen.
Im Gegensatz dazu steht das Titelbild, das einen eher kontemplativ veranlagten Mann beim Rauchen und Sinnieren zeigt. Nichts könnte der Story ferner liegen. Janos Bathoy mag ja ein Philosoph und rechter Bücherwurm sein, doch man lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Dafür sorgen schon die Frauen und Scherzkekse wie Maloney und Osborne Pendragon. Die Rätsel, die sich ihm bieten, löst er nicht restlos auf. Dem Publikum bleibt also noch etwas zu tun übrig – ein weiterer Unterschied zu Thrillern wie „Sakrileg“ und „Illuminati“.
Heikko Deutschmann macht den Text zu einem lebhaften akustischen Erlebnis. Selten habe ich Besoffene so humorvoll und hinterhältig nuscheln gehört, selten haben sich Mann und Frau verbal einen so durchtriebenen Schlagabtausch geliefert. Da fallen die Eigenwilligkeiten in der walisischen Aussprache nicht mehr ins Gewicht.
Wem „Die Pendragon-Legende“ gefallen hat, sollte auch „Die Reise im Mondlicht“ lesen oder hören.
|Originaltitel: A Pendragon legenda, 1934
Aus dem Ungarischen übersetzt von Susanna Großmann-Vendrey
383 Minuten auf 5 CDs
Siehe auch unsere [Rezensionen 955 zur Buchfassung der „Pendragon-Legende“.|
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