S.H.A. Parzzival – Germania (Sternenabenteuer TITAN 23)

Action satt: Firmenzentrale im Klimaschock

Shalyn Shan, geboren 2077, ist die Kommandantin des modernen Forschungsschiffes TITAN. Sie hat bereits einige gefährliche Abenteuer hinter sich, und bei einem davon verlor sie ihren Gatten Jörn Callaghan, der seitdem verschollen ist. Nach einem dieser Abenteuer tritt Shalyn den verdienten Urlaub an. An dessen letztem Tag lernt sie die hübsche Monja Anjetta kennen und verliebt sich seltsamerweise Hals über Kopf in sie. Shalyns Begleiter, der extraterrestrische Ritter Sir Klakkarakk, wundert sich.

Doch dann ruft die Pflicht: Ökoterroristen lassen weltweit genmanipulierte Monsterkäfer auf die Filialen der Kaufhauskette World Market los. Diese gehört dem Tycoon Michael Moses. Er hat in der Wüste von Arizona nach den Plänen des Dritten Reiches GERMANIA errichten lassen, eine Stadt, die als Kapitale der Weltreichs der Nazis entworfen wurde. Sie hat ihr eigenes Mikroklima. Die Ökoterroristen verüben einen Klimaanschlag auf diese neue Firmenzentrale – und Shalyn Shan und Monja befinden sich mittendrin…

Der Autor, die Reihe, die Chronologie

Über den Autor oder die Autorin S.H.A. Parzzival ist nichts bekannt und der Verlag vermeldet auch nichts. Wie auch immer: Jörg Kaegelmann konzipierte die Buchreihe „Sternenabenteuer TITAN“ mit dem am 11.9.2004 verstorbenen Autor und Übersetzer Thomas Ziegler. Zunächst hieß die Reihe noch „Raumschiff PROMET“, doch wie uns die Vita von Shalyn Shan erklärt, wechselte die Hautpfigur der Reihe mehrmals das Schiff. Gegenwärtig ist es die TITAN. Diese Kurzbiografie findet sich im Anhang des Buches und ist Teil des TITAN-Lexikons. Dies wird in jedem Band fortgesetzt.

Jedem Band ist eine Seite vorangestellt, die den Leser darüber aufklärt, WAS BISHER GESCHAH. Das ist ein unerlässlicher Service für den Einstieg in jedes Abenteuer. Es ist also nicht nötig, mit Band 22 zu beginnen, um die Folgebände zu verstehen. Mit Band 22 start eine neue Unterserie, die etwa zwei erzählte Jahre nach dem Ende der vorherigen Abenteuer einsetzt.

Handlung

Jan Sinnlar wird aus Köln, wo er für den World-Market-Konzern in der Sicherheitsabteilung arbeitet, nach GERMANIA in Arizona gerufen. Es herrscht Alarmstufe Rot! Wie Jan aus dem Fernsehen erfahren hat, ist bei der Eröffnung der neuen Firmenzentrale in GERMANIA etwas passiert, aber was es genau ist, weiß er noch nicht. Mit seinem Kollegen Saul Hellmann begibt er sich in das Hochgeschwindigkeitstransportnetz, das die ganze Welt umspannt und nur dem World-Market-Konzern privat zur Verfügung steht. In wenigen Stunden sind sie an Ort und Stelle, werden in ihre Kampfanzüge gesteckt, und dann kann’s losgehen!

Jan hat zwar keinen Überblick über die Lage vor, aber was er in den Straßen sieht, jagt ihm Schauder über den Rücken: überall Rieseninsekten, die sich auf die prominenten Besucher stürzen, die der Konzernchef Michael Moses eingeladen hat. Käfer, Spinnen und anderes Viehzeug. Na, Jan weiß jedenfalls, wie dagegen vorzugehen ist: mit dem Lasergewehr. Allerdings gibt es noch ein Problem: Es herrscht ein Sturm. Wo der wohl herkommen mag, wo doch GERMANIA über ein sandtes, fein geregeltes Mikroklima verfügt, das selbstverständlich ebenfalls Moses untersteht?

Jan geht mit seiner Kampfgruppe gegen die Monster vor, die genauso aussehen wie in Europa, wo sie von den Ökoterroristen losgelassen wurden. Aber er muss aufpassen, dass er nicht vom Sturm umgerissen wird, der seltsamerweise stetig an Vehemenz zunimmt. Und das macht das Kämpfen nicht unbedingt leichter, ganz im Gegenteil. Schon bald sich Jan und Saul abgeschnitten und müssen sich einen Zugang ins Hauptgebäude, die große Halle suchen, um dem Wind zu und den Monstern zu entgehen. Ob er hier wohl Shalyn Shan begegnen wird, fragt er sich. Denn selbstverständlich ist diese Berühmtheit ebenfalls im TV gezeigt worden. An ihrer Seite immer dieses hübsche Mädchen namens Monja und die Riesenheuschrecke. Eine merkwürdige Kombination.

Leider kommen Ja und Saul nicht allzu weit. Denn Sturm Riesenspinnen sind nicht die einzigen Schrecken, die die Gaianer auf die Firmenzentrale losgelassen haben. Das dynamische Duo stößt schon bald in den Korridoren, wo der Strom ausgefallen ist, auf Monster, deren Überzahl sie durchaus in Verlegenheit bringen könnte: Froschratten. Wie sich bald zeigt. Sind diese Mutationen in der Lage, weit zu springen und mit ihren spitzen Reißzähnen den härtesten Kampfanzug in Fetzen zu reißen…

Mein Eindruck

Die TITAN-Reihe nimmt für sich in Anspruch, „Social Fiction-Thriller“ zu bieten. Um diesen Anspruch zu erfüllen, setzen sich die Romane stets aus mindestens zwei Erzählsträngen zusammen, je einen für die Social Fiction und den Thriller. Die spannenden Ereignisse um Michael Moses in seinem Kampf gegen die Ökoterroristen eignen sich meines Erachtens ausgezeichnet für die Social Fiction-Seite, denn hier geht es um Auswüchse der Gesellschaft, platziert im Jahr 2109.

Im Hinblick auf die Auswüchse einer künftigen Gesellschaft steht Michael Moses im Brennpunkt des Geschehens, und als seine neue Firmenzentrale GERMANIA angegriffen wird, muss er sämtliche Register ziehen, um der Bedrohung Herr zu werden. Allerdings geht er dabei so weit, den Kompetenzbereich der Weltregierung zu missachten und geht selbst gegen die Klimaterroristen vor, die GERMANIA vom Erdboden blasen wollen. Der Konflikt mit der Weltregierung dürfte noch ein Nachspiel haben.

Der Leser betrachtet das Geschehen in GERMANIA aus mehreren Perspektiven. Aus der von Michael Moses, der von Jan Sinnlar und der von Shalyn Shan. Dadurch erscheint das Geschehen ebenso wie die Erzählung recht komplex, aber das ist auch nötig, um den Eindruck von Action (den Shalyn vermissen lässt) aufrechtzuerhalten. Nur Sinnlar & Co. sind dafür zuständig. Ihre Szenen sind dicht und genau erzählt, so dass man sich keine Sorgen um Unterhaltung zu machen braucht.

Der Thriller

Für den Thriller ist eher Shalyn Shan zuständig. Und nicht von ungefähr hat sie es mit allerlei Rätseln um ihre neue Gefährtin, die kindhafte Monja, zu tun. Shalyn kann sich hier als Privatdetektivin betätigen. Für Mystery à la Philip Marlowe ist also gesorgt, denn wieder einmal begibt sich Monja auf mysteriöse Abwege. . Immer wieder darf sich Shalyn als Lebenretterin bewähren. Denn Monja verfügt offenbar in keinster Weise über das geistige Rüstzeug, plötzlich auftretende Gefahren zu bewältigen. Auf den Spuren von Monjas Aufenthaltsorten wandelnd gerät Shalyn Shan selbst in Lebensgefahr.

Wenn mich eines an diesem Roman immer wieder geärgert hat, dann war es die kindliche Mentalität der etwa 20-jährigen Monja, die sie auf das Niveau einer Zwölfjährigen stellte, so dass Shalyn sie immer wieder bemuttern darf. Aber wer weiß schon, wie alt Monja wirklich ist, wenn sie doch für die Zeit vor ihrem sechsten Lebensjahr keinerlei Existenznachweis erbringen kann? Das zu glauben, fällt nicht nur der World-Police schwer, sondern auch Shalyn.

Wenn man bedenkt, dass Computer bereits heute alles und jeden erfassen, müsste Monja entweder sehr weit weg versteckt worden sein – oder frisch fabriziert worden sein. Dass ihre Erinnerung daran gelöscht wurde, liegt nahe. Aber wer hat die Macht dazu und ein Interesse daran? Shalyn stößt auf die Spur eines Finsterlings, der auf rätselhafte Weise in den Wänden zu verschwinden scheint…

Unterm Strich

Hinsichtlich der Action, der Spannung und der Komplexität der Handlung bildet „Germania“ einen großen Fortschritt gegenüber dem Vorgängerband „Todesanzeigen“ (Nr. 22). Für diese Wendung im Aufbau der Geschichte muss der Leser allerdings eine geringere Tiefe in der Beschreibung des Gefühlslebens von Shalyn und Monja hinnehmen. Aber ich glaube, das lässt sich gut verschmerzen, denn wir können immer noch annehmen, dass sich die beiden Mädels von Herzen, mit Schmerzen, lieben.

So ganz am Rande vermittelt der Autor – wer auch immer sich hinter dem Pseudonym S.H.A. Parzzival verbergen mag, womöglich ein ganzes Kollektiv – einen Eindruck davon, was auf die Welt unter dem Einfluss des Klimawandels zukommen könnte. Der Hurrikan „Katrina“ lieferte nur einen schwachen Eindruck davon, wie sich eine wirkliche Wetteranomalie auswirken könnte: Von der Sintflut bis zur Eiszeit ist alles drin.

Der Band „Germania“ erfüllt anspruchslose Erwartungen von jungen Lesern zwischen 14 und 16 Jahren, die gerne mal was anderes als „Perry Rhodan“ lesen würden. Außerdem ist der Sex in der TITAN-Serie stets erfreulich präsent und spricht sowohl Jungs als auch Mädels an. Darüber hinaus sind die Bände ausgezeichnet illustriert – von einem Illustrator, der sich offensichtlich mit seiner Software sehr gut auskennt.

Insgesamt bekommt man für knapp zehn Euro eine sehr gut ausgestattes Serienheft in Taschenbuchform – allerdings nur in einer limitierten Auflage von 999 Stück. Das macht die Serie für Sammler höchst interessant, denn alles, woran es einen begrenzten Vorrat gibt, erfährt später, nach dem Verkaufsende, eine entsprechende Wertsteigerung.

Taschenbuch: 160 Seiten
ISBN-13: 978-3898401234

www.blitz-verlag.de

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