Zwischen Alieninvasion und Verbrecherjagd

Shalyn Shan, geboren 2077, ist die Kommandantin des modernen Forschungsschiffes TITAN. Sie hat bereits einige gefährliche Abenteuer hinter sich, und bei einem davon verlor sie ihren Gatten Jörn Callaghan, der seitdem verschollen ist. Nach einem dieser Abenteuer tritt Shalyn den verdienten Urlaub an. An dessen letztem Tag lernt sie die hübsche Monja Anjetta kennen und verliebt sich seltsamerweise Hals über Kopf in sie. Shalyns Begleiter, der extraterrestrische Ritter Sir Klakkarakk, wundert sich. Was ist in die Kommandantin gefahren? Liegt es daran, dass Shalyn eine suuranische Empathin ist?

Doch dann ruft die Pflicht: Ökoterroristen lassen weltweit genmanipulierte Monsterkäfer auf die Filialen der Kaufhauskette World Market los, ein Wetteranschlag wird auf deren Zentrale GERMANIA verübt, und schließlich greift auch noch ein Riesenkrake den Privatwohnsitz des Besitzers Michael Moses an.

Nun findet zu allem Überdruss auch noch eine Alien-Invasion statt. Die Cadschiden wollen den Erdlingen eigentlich gar nichts Böses – sie wollen bloß ihre Gefühle…

Der Autor, die Reihe, die Chronologie

Über den Autor oder die Autorin S.H.A. Parzzival ist nichts bekannt und der Verlag vermeldet auch nichts. Wie auch immer: Jörg Kaegelmann konzipierte die Buchreihe „Sternenabenteuer TITAN“ mit dem am 11.9.2004 verstorbenen Autor und Übersetzer Thomas Ziegler. Zunächst hieß die Reihe noch „Raumschiff PROMET“, doch wie uns die Vita von Shalyn Shan erklärt, wechselte die Hautpfigur der Reihe mehrmals das Schiff. Gegenwärtig ist es die TITAN. Diese Kurzbiografie findet sich im Anhang des Buches und ist Teil des TITAN-Lexikons. Dies wird in jedem Band fortgesetzt.

Jedem Band ist eine Seite vorangestellt, die den Leser darüber aufklärt, WAS BISHER GESCHAH. Das ist ein unerlässlicher Service für den Einstieg in jedes Abenteuer. Es ist also nicht nötig, mit Band 22 zu beginnen, um die Folgebände zu verstehen. Mit Band 22 start eine neue Unterserie, die etwa zwei erzählte Jahre nach dem Ende der vorherigen Abenteuer einsetzt.

Der Zyklus „Raumschiff TITAN“

22) Todesanzeigen
23) Germania
24) Gefühlsjäger
25) Himbeertod
26) Fledermaus
27) Krakentanz
28) Dorlog
29) Sternenkind
Wird fortgesetzt.

Handlung

Während sich am Rande der Erdatmosphäre die Alien-Invasion vom Planeten Cadschid (TITAN #24) anbahnt, versucht sich Shalyn Shan, unsere Lieblingsheldin, von ihrem vorübergehenden Tod zu erholen. Am Ende von Band #23 wurde sie in der Altstadt von Yellowknife von einem Unbekannten über den Haufen geschossen. Man geht eben nicht nachts durch einsame Straßen und betritt ungesicherte Häuser! Diese Lektion kommt für die attraktive Suuraner-Kommandantin leider etwas zu spät.

Natürlich muss das unerhörte Attentat auf Welt-Promi Nr. 1 – sie wurde in Band 22 zur attraktivsten Erdenbürgerin gewählt – erstens aufgeklärt und zweitens gesühnt werden. Beides ist nicht ganz einfach, wie sich herausstellt. Die Weltpolizei stellt ihr einen „inoffiziellen, speziellen Mitarbeiter“ namens Wernher von Witzleben vor, zwei Meter groß, Quadratschädel und Liebhaber von alten Comicheften aus den 1950er-Jahren. Und er trägt zu allem Überfluss noch den Spitznamen „Fledermaus“. So eine Art verkappter Batman also.

Auf Anhieb traut sie dem zweilichtigen Muskelprotz mit dem schrägen Charme nicht über den Weg. Doch als er schon nach 24 Stunden einen Tatverdächtigen anschleppt, reißt sie sich aus den Armen ihrer Geliebten Monja los, um Witzleben zu treffen: persönlich und allein. Oje, Shalyn, lernst du denn nie dazu?

Leider sagt der Mann namens Haron, den er gefangen haben will, keinen Ton, und als Witzleben seine Spezialverhörmethoden, nämlich Folter, anwendet, schreitet Shalyn ein. Mit dem gleichen Erfolg. Ob wohl ein paar Wahrheitsdrogen etwas aus dem Mann hrauskitzeln können? Das ist jedoch Sache des Labors der Weltpolizei. Und schon bald ereilen Shalyn zwei Ruf, denen sie Folge leisten muss.

Ruf Nummer 1 kommt von einer Unbekannten, die behaptet, sie wisse etwas über die im Dunkeln liegende Herkunft und Kindheit von Shalyns liebster Gespielin, Monja Anjatta. Ruf Nummer 2 ereilt Shalyn von ihrem Boss Amos Carter. Er wurde von Weltregierung und World-Police gebeten, in Sachen Alieninvasion behilflich zu sein. Denn die Cadschiden dezimieren bei ihre „Gefühlschürfaktion“ eine ganzes Bergdorf. Dort geht es drunter und drüber. Die TITAN soll zum Ursprungsplaneten der Cadschiden fliegen, um mit dem Befehlshaber Kontakt aufzunehmen, insbesondere mit einem Individuum namens Dorlog…

In der Nacht zuvor begibt sich Shalyn mit Monja und Sir Klakk ins Stadtzentrum von Yellowknife, um die Unbekannte zu treffen. Ein Orkan tobt um die Wolkenkratzer und droht ihren Gleiter in die Tiefe zu reißen…

Mein Eindruck

Dies ist der bislang unterhaltsamste und actionreichste Band in der neuen TITAN-Serie. Das Autorenkolletiv versteht es, mehrere Handlungen parallel zu führen und dadurch Abwechslung und Leben ins Spiel zu bringen. Die Handlungsstränge enden nur selten im Nichts, sondern knüpfen aneinander an, so etwa dann, wenn die TITAN-Crew eingeschaltet wird, um die Aliens zu bekämpfen.

Allerdings gibt es eine Sequenz, die doch etwas merkwürdig gehandhabt wird: Ein erstes Paar – es trägt französische und deutsche Vornamen, weilt aber als Besucher in dem italienischen Bergdorf – wird ausgeschaltet, nur um von einer Frau als Hauptakteurin abgelöst zu werden, welche dann ebenfalls zum Opfer wird. Sie hätte überleben müssen, um der World-Police wertvolle Hinweise zu liefern.

Während diese Episode zugunsten der plumpen Action auf Geheimnisse und deren Enthüllungen verzichtet, so tauchen diese in Shalyn Shans Erzählstrang mit schöner Regelmäßigkeit auf, und der gespannte Leser sieht sich veranlasst, immer weiterzulesen, um die Lösung dieser Rätsel zu erfahren.

Inzwischen wurde auch der Illustrator gewechselt. Die statischen, wenn auch grandiosen Panoramen aus den ersten drei Bänden 22-24 machen Platz für actionbetonte und auf Figuren abgestellte Gemälde, die Rudolf Sieber-Lonati geschaffen hat.

Unterm Strich

Das neue Titelbild spricht bereits Bände. So passt sich die TITAN-Reihe auf einmal nahtlos in die Horrorserien des Blitz-Verlags ein. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder Leser selbst entscheiden. Mir hat der Band jedenfalls bislang am besten gefallen. Action paart sich mit Kriminalerzählung, sinnliche Szenen mit nachdenklichen Gesprächsrunden, so etwa bei der World-Police.

„Himbeertod“ – das Wort bezieht sich auf die Methoden der Cadschiden – erfüllt anspruchslose Erwartungen von jungen Lesern zwischen 14 und 16 Jahren, die gerne mal was anderes als „Perry Rhodan“ lesen würden. Außerdem ist der Sex in der TITAN-Serie stets erfreulich präsent und spricht sowohl Jungs als auch Mädels an. Darüber hinaus sind die Bände ausgezeichnet illustriert – von einem Illustrator, der sich offensichtlich mit seiner Software sehr gut auskennt.

Insgesamt bekommt man für knapp zehn Euro eine sehr gut ausgestattes Serienheft in Taschenbuchform – allerdings nur in einer limitierten Auflage von 999 Stück. Das macht die Serie für Sammler höchst interessant, denn alles, woran es einen begrenzten Vorrat gibt, erfährt später, nach dem Verkaufsende, eine entsprechende Wertsteigerung.

Taschenbuch: 160 Seiten
ISBN-13: 978-3898401258
www.blitz-verlag.de

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