S.H.A. Parzzival – Gefühlsjäger (Sternenabenteuer TITAN 24)

Alles in Deckung: Sexbombe an Bord!

Shalyn Shan, geboren 2077, ist die Kommandantin des modernen Forschungsschiffes TITAN. Sie hat bereits einige gefährliche Abenteuer hinter sich, und bei einem davon verlor sie ihren Gatten Jörn Callaghan, der seitdem verschollen ist. Nach einem dieser Abenteuer tritt Shalyn den verdienten Urlaub an. An dessen letztem Tag lernt sie die hübsche Monja Anjetta kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Shalyns Begleiter, der extraterrestrische Ritter Sir Klakkarakk, wundert sich. Am Ende von Band 23 schien Shalyn das Zeitliche gesegnet zu haben!

Doch die Erde dreht sich weiter. Die Ökoterroristen spielen ein weiteres Ass aus: Mit einem monströsen Killerkraken greifen sie nun auch den Privatwohnsitz von Konzernchef Michael Moses an.

Zugleich und viele hundert Lichtjahre entfernt gerät ein Prospektorenschiff der Carter Rocket Corporation (CRC) in die Gewalt einer fremden Rasse. Diese Cadschiden jagen nach verlorenen Gefühlen und haben die Spur zur Erde bereits gefunden…

Der Autor, die Reihe, die Chronologie

Über den Autor oder die Autorin S.H.A. Parzzival ist nichts bekannt und der Verlag vermeldet auch nichts. Wie auch immer: Jörg Kaegelmann konzipierte die Buchreihe „Sternenabenteuer TITAN“ mit dem am 11.9.2004 verstorbenen Autor und Übersetzer Thomas Ziegler. Zunächst hieß die Reihe noch „Raumschiff PROMET“, doch wie uns die Vita von Shalyn Shan erklärt, wechselte die Hautpfigur der Reihe mehrmals das Schiff. Gegenwärtig ist es die TITAN. Diese Kurzbiografie findet sich im Anhang des Buches und ist Teil des TITAN-Lexikons. Dies wird in jedem Band fortgesetzt.

Jedem Band ist eine Seite vorangestellt, die den Leser darüber aufklärt, WAS BISHER GESCHAH. Das ist ein unerlässlicher Service für den Einstieg in jedes Abenteuer. Es ist also nicht nötig, mit Band 22 zu beginnen, um die Folgebände zu verstehen. Mit Band 22 start eine neue Unterserie, die etwa zwei erzählte Jahre nach dem Ende der vorherigen Abenteuer einsetzt.

Diese Episode spielt zur gleichen Zeit wie die Ereignisse in den beiden Vorgängerbänden „Todesanzeigen“ und „Germania“. Der Band enthält eine Leseprobe aus dem Folgeband „Himbeertod“.

Der Zyklus „Raumschiff TITAN“:

22) Todesanzeigen
23) Germania
24) Gefühlsjäger
25) Himbeertod
26) Fledermaus
27) Krakentanz
28) Dorlog
29) Sternenkind
Wird fortgesetzt.

Handlung

Nach der Landung auf dem Planeten Cadschid findet die dreiköpfige Besatzung des CRC-Prospektorenschiffs „Wallenstein“ eine Alienbevölkerung mit gewöhnungsbedürftigen Eigenschaften vor: Die Cadschiden verfügen, so behauptet ihr Abgesandter Fulgor, über keinerlei Gefühle, hätten aber früher welche gehabt. Sie erwarten einen Erlöser, den sie den Lariod nennen und der ihnen die verlorenen Gefühle wiedergeben soll. Kapitän Sebastian Blenkov weiß noch nicht, was er davon halten soll, aber er wird es früher herausfinden, als ihm lieb ist.

Auch sein Xeno-Profiler David und die hübsche blonde Kopilotin Ceccyl sind ratlos, ganz besonders dann, als ein anderer Cadschide, der sich Dorlog nennt, von sich behauptet, er gehöre einer Untergrundbewegung an, die sich die Emotionsrebellen, kurz Emorebs, nenne. Die Emorebs würden von der Regierung verfolgt, weil sie tatsachlich über Gefühle verfügen.

Tatsächlich verfügen die Emorebs, wie Blenkov & Co. bei einer heimlichen Besichtigung feststellen, auch über einen Gefühlstempel, in dem Besucher ihre Gefühle sogar miteinander teilen können. Dass die Erdlinge über die ausgeprägtesten Gefühle verfügen, versteht sich von selbst. Sebastian und Ceccyl werden gezwungen, ihre verborgensten Erinnerungen und verstecktesten Gefühle zu offenbaren. Das kommt zwar einer emotionalen Vergewaltigung gleich (und nur David entgeht diesem Schicksal), doch schweißt es die beiden Besatzmitglieder umso enger zusammen. Sie werden ein Liebespaar.

Da sich die „Wallenstein“ durch den Besuch der Emorebs in die Innenpolitik der Cadschiden eingemischt hat, kommt es zu einer politischen Krise. Ein Schiff der Space-Police soll helfen, doch dessen Kapitän Miryoff (ich liebe diese Schreibweise aus dem 19. Jahrhundert) gerät selbst in die Bredouille.

Inzwischen haben die Cadschiden nämlich gerafft, was für ein emotionaler Leckerbissen da direkt vor ihrer ausgehungerten Nase baumelt – und beschließen, Lariod Lariod bleiben zu lassen und diese leckeren Gefühlsspeicher, also die Terraner, ohne göttliche Vermittlung „anzuzapfen“. Buchstäblich. Und da, wo diese Gefühlsbolzen herkommen, gibt es noch viel mehr davon…

Mein Eindruck

Man muss erst einmal drauf kommen, dass Emotionen eine privilegierte Eigenschaft der Terraner sind. Der konsequente nächste Schritt in der Verarbeitung dieser Ressource besteht darin, sie abzuzapfen, zu speichern und zu verteilen. Durch magische Weise schaffen die Cadschiden das durch Einsatz irgendwelcher Kristalle, die keiner weiteren Erklärung oder Beschreibung bedürfen. Hier treffen sich SF und Fantasy, und es fehlt nur noch die Kristallkugel zum Lesen der Zukunft.

Wie auch immer, so versteht der Autor es doch, eventuell auftretendes Stirnrunzeln durch das nachfolgende Liebesspiel zwischen Sebastian und Ceccyl zu verdrängen. Warum die Blondine plötzlich den Drang zu kopulieren verspürt, bleibt ebenso im Dunkeln wie der Grund für ihre Müdigkeit nach mehreren durchvögelten Nächten. „Das ewige Rätsel Weib“, muss sich wohl der männliche Leser sagen und kann sich damit trösten, das Sigmund Freud auch nicht mehr darüber wusste („Was will das Weib?“).

Was die Episode des weiteren etwas verwirrend macht, ist die widersprüchliche Logik in den Handlungen der Cadschiden. Sebastian und seine Crew stoßen immer wieder auf „unlogische“ Widersprüche, denen sie sich aber nicht weiter nachzugehen bemüßigt fühlen. Ihm fehlt eben ein Mr. Spock, der auf alle Dinge in Sachen Logik eine Antwort hätte. Die Erkenntnis, dass das Verhalten der Cadschiden, insbesondere des Emorebs Dorlog, keineswegs einer Logik entbehrt, wenn man ein wenig um die Ecke denkt, erleuchtet das Hirn des braven Kommandanten erst, als es für präventive Maßnahmen bereits zu spät ist: Die Cadschiden haben bereits die Erde erreicht.

Unterm Strich

Alles in allem ist diese Episode recht gewöhnungsbedürftig. Erstens kommt die Serienheldin gar nicht vor (noch nicht mal als „Freundin“, „Vorgesetzte“ oder „Kollegin“), zweitens ist das Abenteuer unter den Cadschiden verwirrend und läuft recht zäh ab, und drittens ist all dieses Hin und Her äußerst langweilig. Lediglich die ersten 20 Seiten, die auf der Erde spielen, und die letzten 30 von 140 Seiten lassen so etwas wie Action-Feeling aufkommen. Mit 141 Seiten Text ist dieser Band obendrein um rund 20 Seiten kürzer als die jeweiligen Vorgängerbände, doch der Preis keineswegs niedriger. Daher also auch die notwendige Integration einer Leseprobe aus dem Folgeband.

„Gefühlsjäger“ erfüllt anspruchslose Erwartungen von jungen Lesern zwischen 14 und 16 Jahren, die gerne mal was anderes als „Perry Rhodan“ lesen würden. Außerdem ist der Sex in der TITAN-Serie stets erfreulich präsent und spricht sowohl Jungs als auch Mädels an. Darüber hinaus sind die Bände ausgezeichnet illustriert – von einem Illustrator, der sich offensichtlich mit seiner Software sehr gut auskennt.

Insgesamt bekommt man für knapp zehn Euro ein gut ausgestattes Serienheft in Taschenbuchform – allerdings nur in einer limitierten Auflage von 999 Stück. Das macht die Serie für Sammler höchst interessant, denn alles, woran es einen begrenzten Vorrat gibt, erfährt später, nach dem Verkaufsende, eine entsprechende Wertsteigerung.

Taschenbuch: 158 Seiten
ISBN-13: 978-3898401241

www.Blitz-Verlag.de

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