Rainer Wekwerth – Das Hades-Labyrinth

Der Autor:

Rainer Wekwerth wurde 1959 geboren und hat bereits unter einem Pseudonym mehrere Buchtitel veröffentlicht. Heute lebt der Mann in Stuttgart und hat just mit „Das Hades-Labyrinth“ sein neuestes Werk auf den Markt gebracht. Nähere Informationen zu diesem Thriller-Autor sind unserem Interview mit ihm zu entnehmen.

Handlung:

Daniel Fischer hat alles verloren. Sein Körper ist schwer gezeichnet von den schwerwiegenden Ereignissen, die gerade erst zurückliegen, seine Frau hat ihn verlassen, weil Daniel seinem ‚alten‘ Leben aufgrund der grausamen Erfahrungen nicht mehr nachgehen kann, und wegen seiner Verletzungen ist es ihm auch nicht mehr möglich, seinem Job als Gesetzeshüter nachzugehen. Doch was ist geschehen?

Irgendwo unter seiner Heimatstadt Lichtenfels vermutet der Kommissar eine Verbrecherbande. Als eines Tages Menschen entführt werden und nicht wieder auftauchen, beschließt Fischer, die Unterwelt der Stadt mit all ihren unterirdischen Höhlen und Tunneln zu durchkämmen, und stößt dabei tatsächlich auf die vermuteten Schwerkriminellen. Doch diese überraschen ihn und seinen Kollegen auf höchst unangenehme Weise, foltern sie und wollen sie anschließend auf qualvollem Wege umbringen. Während sein Kollege dabei einen grauenvollen Tod erleidet, wird Fischer ein Gift injiziert, bevor sein Körper den Ratten vorgeworfen wird. Angesichts seiner Lähmung kann der Hauptkommissar sich nicht mehr wehren und muss die hässliche Folter ertragen. Doch er überlebt und kann mit letzter Kraft entkommen. Sein Körper ist aber bereits vollkommen entstellt und sein Leben kann von da an auch nicht mehr in den bisher gewohnten Zügen ablaufen.

Nach monatelanger Kur und Therapie beschließt Fischer, Rache zu nehmen und den Verbrecherboss Adam zu fassen. Ihm soll dasselbe widerfahren wie dem gequälten Ex-Polizisten, und dafür ist diesem auch nur jedes Mittel Recht …

Bewertung:

Die Geschichte um das so genannte „Hades-Labyrinth“ in den unterirdischen Welten von Lichtenfels ist wirklich ganz harter Tobak und schon mal gar nichts für sanfte Gemüter. Rainer Wekwerth schildert die Brutalität, mit der die Verbrecher ihre Opfer quälen, sehr eindringlich, und nicht selten gehen seine Beschreibungen dabei tief unter die Haut. Damit meine ich nicht nur die brutalen Foltermethoden, sondern auch die Folgeerscheinungen, mit denen Fischer fortan leben muss. Hier wird das Schicksal eines bezwungenen Menschen beschrieben, und so kaltblütig und unerfreulich dies auch sein mag, so wunderbar emotional sind die Darstellungen des Autors schlussendlich wieder geworden und fesseln den Leser stundenlang an dieses Buch.

„Die Rache ist mein, spricht der Herr“, so steht es in der Mitte des Romans, wo Daniel dann realisiert, dass dies die einzige Methode ist, um seinem Leben noch einen halbwegs gerechten Verlauf zu verleihen, und genau diese Textzeile stellt dann auch den Kernpunkt des ganzen Romans sehr schön nach außen. Hier geht es um Rache, um Vergeltung für die grauenvolle Ungerechtigkeit, die dem Protagonisten widerfahren ist. Das Buch handelt aber auch von der einzig akzeptierten Entschädigung, dem brutalen Rückschlag und dem Kampf gegen unkontrollierte Mächte, die einem das Leben von einem Tag auf den nächsten zur Hölle machen.

Dass die Suche nach dem verschwundenen Bandenführer, der mittlerweile zur Legende aufgestiegen ist, dabei nicht ganz so einfach ist, verleiht dem Buch nur zusätzlich an Spannung, ist aber nicht der zentrale Inhalt. Stattdessen handelt die Geschichte von den düsteren Emotionen, und um diese schlussendlich noch einmal treffend zu beschreiben, möchte ich an dieser Stelle den Buchrücken zitieren, in dem die Gedanken von Daniel Fischer sehr fein zusammengefasst werden:

„In mir wohnt eine Einsamkeit, wie sie kein Mensch kennen mag. Dunkelheit umgibt mich, aber es ist mein selbst gewähltes Exil, tief unter der Erde, das mich ohne Licht leben lässt. Ich bin ein Suchender und ich bin der Gesuchte. Ich bin das Licht und die Dunkelheit. Ich bin der Anfang und das Ende.“

Unterm Strich:

Rainer Wekwerth ist es sehr schön gelungen, die Tragik und Dramaturgie rund um den Protagonisten zu beschreiben und dabei auch beim Leser Emotionen zu wecken, vor denen man sich selber manchmal fürchten mag bzw. die schon fast Schuldgefühle entfesseln, weil man mit dem Protagonisten fühlt. Dies macht schließlich auch den so unheimlich fesselnden Teil des Buches aus, so dass man ganz tief in die Story hineinsinken kann und die Zeit dabei gänzlich vergisst. Insofern kann man „Das Hades-Labyrinth“ tatsächlich eine schriftstellerische Meisterleistung nennen, die wunderbar und unkompliziert auf den Punkt kommt und dabei weitaus mehr sagt als so mancher 800-Seiten-Schmöker. Daher auch ganz klar eine deutliche Empfehlung, sowohl für den Schriftsteller als auch für dieses kürzlich erschienene Buch.

Siehe ergänzend auch die Rezension zu „Traumschlange“

Taschenbuch: 268 Seiten
Homepage des Autors: www.wekwerth.com
www.fischerverlage.de