Jack Campbell – Jenseits der Grenze (Die verschollene Flotte 7)

Auf zu den Aliens! Ein Himmelfahrtskommando?

Admiral John „Black Jack“ Geary ist ein Volksheld, seit er den Krieg gegen die Syndiks gewonnen hat. Das hat ihm einige Politiker zum Feind gemacht, die lebende Helden sehr unbequem finden. Der Krieg ist zwar vorbei, doch Geary und seine Erste Flotte erhalten den Auftrag, die Aktivitäten der Aliens am anderen Ende des Syndik-Raums zu untersuchen. Jetzt, da die Syndik-Welten nicht mehr vereint sind, könnte jede einzelne Spezies eine größere Gefahr darstellen als zuvor.

Geary weiß, dass das Oberkommando und die Regierung seine Loyalität zur Allianz infrage stellen. Daher drängt sich ihm der Verdacht auf: Hat man ihn und seine Leute absichtlich auf ein Himmelfahrtskommando geschickt? (Verlagsinfo)

Der Autor

Hinter dem Pseudonym „Jack Campbell“ verbirgt sich der ehemalige U.S. Navy-Offizier John G. Hemry. In seinem aktiven Dienst bei der Marine sammelte er viel Erfahrung, die er in seine SF-Romane einfließen ließ. Campbell lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Maryland, unweit Washington, D. C.

Zyklus „Die verschollene Flotte“:

1) Furchtlos (Dauntless, 2006)
2) Black Jack (Fearless, 2007)
3) Fluchtpunkt Ixion (Courageous (2007)
4) Gearys Ehre (Valiant, 2008)
5) Der Hinterhalt (Relentless, 2009, dt. am 25.11.11)
6) Ein teurer Sieg (Victorious, 2010, dt. im Juni 2012)
7) Jenseits der Grenze (Beyond the Frontier, 04/2011, dt. im Feb. 2013)
8) Ein halber Sieg (dt. am 19. April 2013)
9) Wächter (dt. im Okt. 2013)

Vorgeschichte

Seit hundert Jahren kämpft die Allianz verzweifelt gegen die Syndikatswelten, und die erschöpfte Flotte ist in Feindgebiet gelandet. Ihre einzige Hoffnung: Captain John Geary. Seit seinem heldenhaften letzten Gefecht hat man ihn für tot gehalten. Doch wie durch ein Wunder hat er im Kälteschlaf überlebt. Als dienstältester Offizier führt er das Kommando über die Flotte, um sie sicher nach Hause zu bringen. In einem Krieg, der nur in einem Fiasko enden kann …

Band 6: Der hundertjährige Krieg zwischen der Allianz und den Syndikatwelten tobt weiter, und Captain „Black Jack“ Geary wird zum Flottenadmiral befördert, obwohl der Große Rat der Allianz befürchtet, dass er einen Militärputsch vom Zaun brechen und sich zum Diktator erklären könnte. Gearys neuer Rang verleiht ihm die Befugnis, mit dem Feind zu verhandeln. Die Syndiks mussten gewaltige Verluste hinnehmen und sind möglicherweise endlich dazu bereit, in Friedensverhandlungen einzutreten. Doch jenseits der äußeren Grenze des Syndik-Raumgebiets trifft Gearys Flotte auf eine weit größere Gefahr, nämlich auf die erwarteten Aliens. Doch sie verhalten sich sehr merkwürdig…

Handlung

Jack Geary, der Admiral, hat endlich seine beste Mitarbeiterin geheiratet: Tanya Desjani, den Captain seines Flaggschiffs „Dauntless“. Nach superkurzen Flitterwochen befinden sie sich im Anflug auf die Station Ambaru im Allianz-Sektor, als TV-Meldungen eingehen, die Geary mal zum Helden, mal zum Aufrührer stempeln. Tanya beruhigt ihren Jack: Alles halb so wild – das sei bloß Politik.

Wie ernst diese Politik sein kann, zeigt sich gleich nach der Ankunft auf Ambaru. Hier soll Geary den Chef des Regierungsrates, Counsellor Navarro, treffen. Worum es geht, weiß Geary nicht. Doch kurz vor Betreten der abhörsicheren Sicherheitszone erhält er eine SMS von Cpt. Duellos, derzufolge das Flottenkommando über hundert Offiziere ihres Amtes enthoben habe und sie vors Kriegsgericht stellen wolle. Die Reaktion der Flotte könnte sehr heftig ausfallen, bis hin zu Meuterei, die Geary zum Diktator ausrufen will. Dazu darf es nicht kommen, meint Geary. Tanya soll sich darum kümmern, seinen Befehl, Ruhe zu bewahren, zu übermitteln und durchzusetzen. Auf alles gefasst, trifft er mit Navarro zusammen.

Doch auch andere Ratsmitglieder haben ein Wörtchen mitzureden. Es kotet geary erhebliche Mühe, den Räten klarzumachen, in welcher Gefahr die Allianzflotte und mit ihr die Regierung jetzt schwebe. Seine schlecht verhüllten und mit allem Respekt vorgebrachten Drohungen verfehlen ihre Wirkung nicht. Das Flotten-Hauptquartier zieht die Anklagen alsbald zurück. Dafür sieht sich Geary der nächsten Sorge gegenüber.

Der Auftrag

Er bekommt einen doppelten Auftrag, der so voller Widersprüche steckt, dass er schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt zu sein scheint. Die Erste Flotte, die Geary befehligt, soll die Grenze zum Territorium der Aliens, die Enigmas genannt werden, überschreiten und deren gebiet erforschen. Zugleich ist Kontakt mit den Aliens aufzunehmen und eine friedliche Koexistenz anzustreben. Nachdem die Enigmas bei Midway fast seine gesamte Flotte vernichtet hätten, fragt sich Geary grübelnd.

Aber das ist noch nicht alles: Bevor er Midway anfliegt, soll er einen großen Umweg nehmen, um ein Lager von Kriegsgefangenen zu befreien. Und wieder ist Vicrtoria Rione mit an Bord, als „Beraterin für diplomatische Fragen“, wie es heißt. Sie, ein weiterer Rat und ein Team von „Spezialisten“ sollen einen friedlichen Kontakt mit den Enigmas herstellen. Geary fragt sich, welche Erfahrungen „Spezialisten“ mitbringen könnten, die noch nie einen Alien zu Gesicht bekommen haben.

Faules Ei

Als seine Flotte das Kriegsgefangenenlager im Syndik-Sektor mit Waffengewalt befreit hat, erfährt Geary schnell, welches faule Ei ihm die Regierung damit ins Nest gelegt hat. Es handelt sich um hochrangige Flottenoffiziere, sogar ein Admiral ist darunter. Und diese erwarten nun von Geary, beiseitezutreten und Dienstälteren den Vortritt zu lassen …

Mein Eindruck

Nachdem Geary einen Weg gefunden hat, die drohende Meuterei abzuwenden, kann er endlich mit den Syndiks des Midway-Systems einen Deal abschließen. Er bekommt einen Schutzmechanismus für das Hypernet-Netzwerk, das die Enigmas hinterlistig den Menschen geöffnet haben. Jedes Hypernet-Portal lässt sich nämlich in eine gigantische Bombe verwandeln, die das betreffende Sternsystem vernichten kann. Als Gegenleistung verspricht Geary der weiblichen CEO von Midway Unterstützung in ihrem Bestreben zu, sich unabhängig zu machen. Dass dieses Abkommen ultrasupergeheim bleiben muss, versteht sich von selbst.

Die Erneuerung der Bekanntschaft mit den Enigmas gestaltet sich schwieriger als gedacht. Denn die Aliens haben nicht das geringste Interesse daran, etwas über sich preiszugeben. Sie haben Tarnung und Täuschung zu einer Kunst erhoben, so dass es nicht nur schwer ist, sie aufzuspüren, sondern sie auch zu bekämpfen. Selbst wenn sie in der ersten Raumschlacht schon besiegt sind, stürzen sich die Überlebenden lieber in den Untergang, als ihre Schiffe der Analyse preiszugeben. Es ist zum Haare raufen, finden Geary und Desjani.

Wenigstens können die Marines in aller Eile ein Lager von Kriegsgefangenen befreien, bevor dieses durch eine per Totmannschaltung ausgelöste Explosion zerstört wird. Warum die Anzahl der hier gefangen Gehaltenen stets 333 betragen musste, bleibt auch den Xenologen ein Rätsel. Es ist, als hätten die Aliens die Menschen zu Versuchszwecken gehalten, um sie zu studieren.

Ein paar Systeme weiter stellen die Beobachter fest, dass es hier nicht nur eine Festung der Aliens gibt, sondern jeweils zwei davon. Der Eindruck entsteht, als handle es sich hier um einen Grenzverlauf, der eine besondere starke Befestigung notwendig mache. Tatsächlich stellt sich diese Vermutung als richtig heraus, denn kurz nach der Überschreitung dieser Grenze zu einem anderen Territorium wird die Flotte von einer Festung angegriffen, die derart groß ist, dass sie eine ganze Welt umschließt.

Wie die finale Schlacht dieses Bandes ausgeht, darf hier nicht verraten werden. Aber da die Serie weitergeht, kann man es sich leicht ausrechnen. Die entscheidende Frage ist aber, wer die Aliens sind, vor denen selbst die Enigmas Angst sind. Geary lässt sich nicht auf weitere Kämpfe ein, denn er weiß, dass sich daheim etwas zusammenbraut, das ihm gar nicht schmecken wird: Die Regierung baut eine zweite Flotte …

Die Übersetzung

S. 102: „wie der (…) Krieg die Werte der Flotte in ihr Gegenteil verkehrt hatte[n].“ Das N ist überflüssig, den Subjekt des Satzes sind nicht die Werte, sondern der Krieg.

S. 364: „haben die (Syndiks) in dieser Region etliche Schiff[e] verloren“. Das E fehlt.

S. 380: „Falls die Tarntechniken der Syndiks…“ Tatsächlich verfügen nur die Enigmas über Tarntechniken. Statt „Syndiks“ muss es also „Enigmas“ heißen. Das ist der schwerste Fehler im gesamten Text. Der kann allerdings auch schon dem Autor unterlaufen sein. Das könnte ich nur anhand des Originals feststellen.

Unterm Strich

In diesem Auftaktband zu seinem neuen Zyklus „Jenseits der Grenze“ – die Flotte ist ja längst nicht mehr verschollen, wie der deutsche Serientitel behauptet – durchbricht der Autor das bisher beibehaltene Muster von Reise, Kampf, Reise, Kampf usw. Die ersten 200 Seiten vergehen mit internen Querelen und Reisevorbereitungen. Die nächsten 100 oder so Seiten gehen für die Befreiung der Kriegsgefangenen drauf, was diese mit einer Meuterei belohnen.

Das bedeutet nicht, dass es keinerlei Unterhaltung gäbe, ganz im Gegenteil. Da treten recht gewitzte wie auch entschlossene Angehörige der Flotte und der Marines auf, so dass es einiges zum Schmunzeln gibt. Desjani und Geary kabbeln sich immer mal wieder, inspirieren einander aber auch. Ulkigerweise siezen sie einander aber durchweg, obwohl sie verheiratet sind – die Fassade der professionellen Disziplin muss gewahrt bleiben. Victoria Rione taucht immer wieder als düsterer Schatten auf, denn sie führt irgendetwas im Schilde, das sie Geary um keinen Preis verraten will.

Erst ab Seite 320 begibt sich die Flotte auf die Reise in den Raum der Enigmas. Aber diesem Punkt befindet sich die Geschichte wieder im gewohnten Fahrwasser. Neue Erkenntnisse und neue Kämpfe lösen einander ab, eine Raumschlacht jagt die nächste. Tatsächlich musste ich aber auf richtig gute Action bis zu den letzten 50 oder 60 Seiten warten. Der Action-Fan sollte sich also bis zum Schluss gedulden. Ein Sachfehler auf Seite 380 hat mich aber ganz schön irritiert. Der kann aber auch schon dem Autor und nicht erst dem Übersetzer unterlaufen sein.

Der Autor vergibt: (3.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Taschenbuch: 480 Seiten
Originaltitel: The Lost Fleet – Beyond the frontier – Dreadnaught
Aus dem US-Englischen von Ralph Sander
ISBN-13: 978-3404206933
www.luebbe.de