Weihnachten steht vor der Tür. Der in Trennung lebende Simon möchte die Feiertage gemeinsam mit seinen Kindern im Ferienhaus seines Vaters verbringen. Doch wie so oft hat seine Exfrau in letzter Minute diese Planung zerstört. Simon bleibt enttäuscht und alleine in Frankreich zurück.
Weil er nicht alleine im Haus sitzen möchte, entschließt er sich dazu, noch einen Strandspaziergang zu machen. Dort begegnet er einer völlig abgemagerten und verwahrlosten jungen Frau. Sie hat weder Geld noch Papiere und scheint in Schwierigkeiten zu stecken. Da Simon beim Anblick der Frau Mitleid verspürt, bietet er ihr seine Hilfe an und nimmt sie mit ins Haus seines Vaters, wo sie sich duschen kann und er ihr etwas zu Essen macht. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Simon noch nicht, dass das Hilfsangebot die falsche Entscheidung war und er somit in eine mörderische Geschichte hineingeraten wird.
Inhalt
Simon ist vierzig Jahre alt und versucht es immer allen Leuten recht zu machen. Sein Vater hält ihm deswegen ständig vor, er sei ein Versager und hätte es im Leben noch zu nichts gebracht. Er lebt von seiner Exfrau Maya getrennt, hat jedoch seit einiger Zeit eine neue Beziehung mit Kristina. Die allerdings ist sein bestbehütetes Geheimnis. Seine Kinder wissen nichts von ihr. Simons Begründung dafür lautet, dass sie sich erst an die Trennung ihrer Eltern gewöhnen müssen. Es sei schließlich schon schlimm genug, dass die Mutter sofort einen neuen Partner hat. Selbstverständlich hat auch Kristina ihren Stolz und irgendwann die Nase voll von dieser Heimlichtuerei. So kommt es, dass Simon letztendlich Weihnachten alleine in Frankreich verbringt.
Bei einem Strandspaziergang trifft er die verwahrloste Nathalie. Der Anblick der Frau schockiert ihn und kurzerhand nimmt er sie mit zu sich nach Hause. Es macht ihn stutzig, dass sie weder Geld noch Papiere, noch sonst irgendetwas bei sich trägt. Außerdem ist sie sehr verschwiegen und reagiert auf das Wort „Polizei“ mit einer unnormalen Heftigkeit. Simon allerdings sieht keinen anderen Weg, als Informationen aus ihr herauszubekommen, wenn er ihr weiterhin Unterschlupf und Hilfe gewährleistet. Und so wird Nathalie schließlich immer redseliger und erläutert ihre bizarre, für Simon unglaubwürdige Geschichte. Er ist hin und hergerissen und weiß nicht so recht, ob er ihr glauben oder misstrauen soll. Doch ihre übertriebene Angst und Panik scheint ihm nicht geschauspielert.
Simon ahnt allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er in eine lebensgefährliche, verstrickte Geschichte hineingezogen wurde. Deren Spuren bis nach Bulgarien, zu einem jungen Mädchen führen, die an ein Netz aus Menschenhändlern geraten ist. Diese Verstrickungen werden für ihn und Nathalie selbst im weit entfernten Frankreich zum Verhängnis.
Mein Eindruck
Die neue Geschichte der Bestsellerautorin Charlotte Link ist sehr komplex und länderübergreifend. Zunächst beginnt der Prolog mit der Schilderung eines Mädchens, das Anfang Dezember offenbar in Frankreich auf der Flucht vor grausamen Menschen ist. Ganz deutlich wird hier die Panik, die das Mädchen vor ihren Peinigern hat. Diese Angst spielt schon zu Beginn des Buches eine große Rolle und wird die Leser auch bis zum Ende weiterhin begleiten.
Nach diesem Prolog kommt ein neuer Erzählstrang hinzu. Man weiß weder an welchem Ort, weder zu welcher Zeit die Erzählung stattfindet. Klar ist jedoch, dass es siech hier um eine Schilderung van Nathalie aus der Vergangenheit handelt. Zu diesem Erzählstrang wird die Autorin immer wieder zurückkommen – erkennbar an dem Wechsel der Schriftart und der Schreibweise in der Ich-Form.
Doch bei diesem weiteren Erzählstrang soll es nicht bleiben, nach und nach kommen immer Weitere dazu, gekennzeichnet an der Kapitelüberschrift mit dem Ort des Geschehens und dem jeweiligen Datum. Jeder dieser Erzählstränge hat seine eigenen Protagonisten und zu diesem Zeitpunkt lässt sich bereits stark vermuten, dass sie zum großen Finale alle zu einem großen Ganzen werden.
Wie immer ist auch der neue Krimi von Charlotte Link nicht sonderlich brutal oder blutrünstig. Sie greift in üblicher Manier, ihre Bücher eher mysteriös als brutal zu schreiben, wieder mal die Psyche der Leser an und schafft so den perfekten Spannungsbogen. Nicht zuletzt wegen der mitreißenden Geschichte, sondern auch aufgrund des bekannten sehr angenehm flüssigen Schreibstils wird die Geschichte zu einem weiteren Pageturner in Links Sammlung.
Über die Autorin
Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller, auch „Im Tal des Fuchses“ und zuletzt „Die Betrogene“ eroberten wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste. Allein in Deutschland wurden bislang über 26 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. (Verlagsinfo)
Fazit
Wie immer bin ich voller schier unbändiger Vorfreude, sobald bekannt wird, dass in naher Zukunft ein neues Buch von Charlotte Link erscheint. Meiner Meinung nach gibt es kaum einen anderen Autor mit einer solch hohen Bestseller-Garantie wie sie. Es ist einfach ein Genuss, ihre Bücher zu verschlingen und dabei an unzählbaren Stellen von einem Herzrasen begleitet zu werden.
Man sollte allerdings das Buch erst beginnen zu lesen, wenn man in den folgenden zwei bis drei Tagen nichts Wichtiges vorhat, denn hat man erst einmal mit dem Lesen angefangen, kann man nicht mehr aufhören und ist auch bald schon enttäuscht, dass es wieder einmal viel zu schnell vorbei ist.
Kurz und knapp: Perfekt durchdachte Geschichte, dreidimensionale Figuren, tolle Tatortbeschreibungen und Spannung pur. Einen klitzekleinen Kritikpunkt vergebe ich höchstens für das Ende, das ich persönlich mir ein wenig anders vorgestellt hätte.
Gebunden: 576 Seiten
ISBN: 3764504412
www.randomhouse.de/Verlag/Blanvalet/
Der Autor vergibt: