Froideval, François Marcela / Ledroit, Olivier – Flug des Drachen, Der (Die Chroniken des schwarzen Mondes, Band 2)

„Der Flug des Drachen“ ist die direkte Fortsetzung des ersten Bandes der „Chroniken des schwarzen Mondes“, dem gemeinsamen Werk von François M. Froideval und Olivier Ledroit. Nachdem in [„Das Zeichen der Schatten“ 1625 zunächst die Charaktere einzeln vorgestellt und ihre speziellen Kräfte ausführlich erläutert wurden, nimmt die Geschichte um den jungen Wismerhill hier erst richtig ihren Lauf.

Nach der großen Schlacht, der zahlreiche Freunde, darunter auch sein Anführer Ghor-Ghor Bey, zum Opfer gefallen sind, ziehen Feidreiva, Pilou und Wismerhill weiter durch die Lande und gelangen dabei zunächst nach Feyhin Lockthat, in die Stadt der Spiele und Gladiatoren, wo sie nach erfolgreichem Kampf auf neue Gefährten stoßen. Fortan schließen sich ein mysteriöser Verschwiegener sowie der monströse Rise Goum samt seiner kleiner geratenen Zwillingsschwester dem Trupp an, und gemeinsam ziehen sie nach Magistrya, wo Wismerhill eine Audienz beim Magister fordert.

Dort wird er jedoch von diesem Magister und seiner Schergin Desdemona überrumpelt, doch als diese beiden Wismerhill die Lebensessenz aus dem Körper saugen wollen, werden seine bislang verborgenen Kräfte geweckt, und im Kampf besiegt er schließlich den Sukkubus Desdemona und tötet den Magister. Anschließend erfährt er, wo er das gesuchte Orakel finden wird und macht sich samt seinen neuen Gefährten, die inzwischen für einige Unruhe in der Stadt gesorgt haben, auf den Weg in das Tal der Drachen.

Währenddessen sind Frater Sinister und seine weißen Ritter zurück in die kaiserlichen Fste gelangt, um ihren Herrscher über den Verlauf der Schlacht zu unterrichten. Gleichzeitig schmiedet das Oberhaupt der Ritterschaft jedoch auch Intrigen, infolge derer der Kaiser vom Thron gestürzt werden soll. Und auch der Erzmagier Haazeel Thorn ist nicht untätig und verfolgt aufmerksam den Weg von Wismerhill, der ihm geradewegs in die Arme läuft …

„Der Flug des Drachen“ gefällt mir persönlich noch ein Stück besser als der erste Band, weil hier einzelne Andeutungen bereits klarer erläutert werden und die Rollen und Positionen der einzelnen Charaktere noch detaillierter beschrieben werden. Wo in „Das Zeichen der Schatten“ manche Einzelheiten noch vage dargestellt und offen gelassen wurden, wird hier vor allem die Motivation von Frater Sinister klarer, und auch den Erzmagier Haazeel Thorn und seine Beweggründe versteht man jetzt um einiges besser, auch wenn einige Äußerungen bzw. ihre möglichen Folgen weiterhin offen gelassen werden.

An der Handlung gibt es also rein gar nichts auszusetzen, auch wenn das Erzähltempo zur Mitte des Buches mal weider recht flott ist und wie auch schon zuvor diverse Punkte zeichnerisch und erzähltechnisch nur kurz angerissen werden, bevor der Weg von Wismerhill dann wieder in die nächste Runde geht. Bei den Nebencharakteren ist dieses Erzähltempo hingegen sehr förderlich, denn so behalten diese Unbekannten – und hier spreche ich vor allem von Haazeel Thorn und seinem Baron von Monk – ihre mysteriöse Ausstrahlung, was dem Buch zusätzliche Spannung verleiht.

Und auch die Zeichnungen sind wieder erstklassig und sehr farbenfroh, wobei die Elemente Eis und Feuer im zweiten Band eine übergeordnete Rolle spielen und von Froideval und Ledroit sehr gut illustriert wurden. Vor allem die Zeichnungen zur Schlacht zwischen dem Heer des Schwarzen Mondes und den weißen Rittern bzw. der Kampf des Drachen gegen seinen Kontrahenten Wismerhill, für welchen sich das Duo eine ganze Doppelseite Platz gelassen hat, sind wirklich mit genialen Zeichnungen bedacht worden. Aber überhaupt sind es speziell die größeren Bildausschnitte, die in diesem Band Eindrücke hinterlassen, die man so schnell nicht vergisst; so zum Beispiel auch die Darstellung des Dämonen auf der ersten Seite oder Wismerhills Begegnung mit der alten Stätte des Windkultes und ähnliche Momente.

Es gibt also wirklich eine Menge zu entdecken, und die Detailverliebtheit, die man hier oft erst mit dem zweiten Blick einfängt, ist wirklich schon Grund genug, sich mit den „Chroniken des Schwarzen Mondes“ auseinander zu setzen. Dass die Geschichte selbst im zweiten Band ebenfalls genial ist, wurde ja bereits erwähnt – keine Frage, diese Reihe ist bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Erzählung eine echtes Meisterwerk der modernen Comic-Kunst!