Samson lebt bei seinem Bruder und dessen Frau mit im Haus. Er hat bislang noch nie eine Beziehung zu einer Frau gehabt, ist aber fasziniert von der Damenwelt. Er beobachtet des Längeren schon viele Frauen aus seiner Straße. Er nimmt aus der Ferne Anteil an ihrem Leben und bekommt so vieles mit. Am allermeisten interessiert er sich für die schöne Gillian, die auch in seiner Nachbarschaft wohnt. Insgeheim liebt er sie und himmelt sie an. Seine Gedanken, Gefühle und Entdeckungen schreibt er jeden Abend auf. Als zwei ältere alleinstehende Damen grausam umgebracht und die Leichen durch Zufall gefunden werden, wird Samson verdächtigt. Er taucht unter und will auf keinen Fall der Polizei in die Hände geraten, weil er sagt, dass er unschuldig sei. Doch sagt Samson die Wahrheit oder handelt es sich bei ihm um den Psychopathen, der die Morde begangen hat?
Kritik
„Der Beobachter“ von Charlotte Link ist aus der Sicht eines Beobachters geschrieben. Es werden die Ereignisse und Empfindungen zum Beispiel aus dem Blickwinkel der Opfer, des „Beobachters“, der von Samson verehrten Gillian aber auch der Ermittler geschildert. Der Schreibstil ist locker und leicht, sodass die Seiten nur so dahin fliegen. Die Kapitel sind in einer angenehmen Länge gehalten, da kann man auch mal Pausen einlegen.
Die Charaktere Samson (der Beobachter) ist einem schnell suspekt, denn er ist arbeitslos, hat noch nie eine Beziehung mit einer Frau gehabt und schlendert den ganzen Tag durch die Siedlung, um möglichst unauffällig das Leben der Damenwelt auszuspionieren und abends zu dokumentieren. Unterstützt wird diese Ansicht, die man von Samson erhält, durch das beschriebene Misstrauen seiner Schwägerin, die mit im Haus wohnt. Man bekommt früh den Verdacht, dass Samson der Mörder sein könnte, denn auch die Familie der heiß begehrten Gillian wird nicht verschont.
Die Ermittler, unter anderem Kommissar Fielder, stehen erst mal vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Sie kommen in ihren Untersuchungen einfach nicht weiter. Der Hauptverdächtige ist geflohen und wird auch nicht gefunden. Trotzdem wird natürlich unter Hochdruck ermittelt.
Die Kommissare kommen mir in der Geschichte ein bisschen hilflos vor. Sie werden zwar tätig, aber vermitteln einem in diesem Buch eher den Eindruck halbherzig bei der Sache zu sein. Aber dies ist, denke ich, von der Autorin so gewollt, denn der Fall wird mehr und mehr zu einer privaten Ermittlung eines Ex-Polizisten, der in der ganzen Geschichte eine wesentliche Rolle spielt.
Dennoch versteht es die Autorin perfekt, die Story so zu verpacken, dass man hin und hergerissen ist mit seinen Vermutungen über den Mörder. Etliche Wendungen in der Geschichte lassen einen mitfiebern und die Spannung zum Ende hin kaum noch ertragen. Im letzten Viertel des Buches kommt dann irgendwann das Aha-Erlebnis, aber es geht dennoch spannend weiter. Und ein nicht vermuteter Held kommt zum Vorschein …
Autorin
Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre psychologischen Spannungsromane sind internationale Bestseller, zuletzt eroberte „Das andere Kind“ einmal mehr den Spitzenplatz der Spiegel-Bestsellerliste. Allein in Deutschland wurde bislang rund 16,5 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Verfilmungen werden im Fernsehen mit enorm hohen Einschaltquoten ausgestrahlt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. (Verlagsinfo)
Fazit
Bei „Der Beobachter“ von Charlotte Link lohnt sich das Lesen der 656 Seiten voll und ganz. Es ist wie immer spannend und mitreißend geschrieben und hat mich begeistert. Also kann ich den Kauf des Buches nur empfehlen.
Taschenbuch: 656 Seiten
ISBN-13: 978-3442367269
www.blanvalet.de
Der Autor vergibt: