May, Karl – Winnetou I (Europa-Originale 9)

_Besetzung_

Old Shatterhand/Erzähler – Michael Poelchau
Sam Hwakins – Horst Beck
Rattler – Curt Timm
Klekih-Petra – Albert Johannes
Intschu-tschuna – Hans Paetsch
Tangua – Josef Dahmen
Winnetou – Konrad Halver
Nscho-tschi – Herma Koehn
Dick Stone – Hans Meinhardt
Will Parker – Rolf Jahncke
Anführer der Kiowas – Miachael Weckler
Santer – Peter Folken

Regie: Konrad Halver

_Story_

Bereits bei ihrem ersten Aufeinandertreffen sind sich Old Shatterhand und der Sohn des Apachen-Häuptlings Intschu-tschuna, Winnetou, nicht grün. Bei einem blutigen Gefecht kommt nämlich Winnetous Lehrer, Klekih-Petra, durch einen Schuss aus dem Gewehr eines Weißen ums Leben. Dennoch wünscht sich der Sterbende kurz vor seinem Tod, dass Old Shatterhand seine Rolle übernehmen wird. Winnetou ist von dieser Idee gar nicht begeistert. Als dann auch noch gegen die Abmachungen eine neue Eisenbahnstrecke durchs Apachengebiet gebaut werden soll, ist sich der indianische Krieger sicher, dass Old Shatterhand ein Feind seines Stammes ist. Doch nach und nach erweist sich der als Verräter beschimpfte Old Shatterhand als wahrer Freund und schlägt sich schließlich auf die Seite der Indianer. Dennoch kann er ein weiteres Blutbad, das Winnetous gesamte Familie erschüttert, nicht verhindern.

_Meine Meinung_

Ich kann mich gar nicht entsinnen, wie oft ich den zugehörigen Kinofilm in meiner Kindheit sah, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich jedes Mal mitfieberte, als Old Shatterhand und Winnetou-Mime Pierre Brice sich langsam miteinander anfreundeten und später sogar Blutsbrüderschaft schlossen. Das gleichnamige Hörspiel zum ersten Teil der Winnetou-Saga fängt die angespannte Stimmung des TV-Ereignisses sehr gut auf. Es wird sicher nichts beschönigt, doch immer darauf geachtet, dass die im Grunde genommen schon sehr harte Geschichte durch die Aneinanderreihung moralischer Werte an den entsprechenden Stellen entschärft wird. Obwohl der Inhalt also (unter anderem durch die verschiedenen Todesfälle und Racheakte) nichts für sanfte Gemüter ist, handelt es sich auch beim im Original 1968 produzierten Hörspiel um sehr kurzweilige Unterhaltung, die für die gesamte Familie geeignet ist.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Hauptdarstellers Old Shatterhand, der sowohl seine Listen als auch sein Interesse für den Apachen-Stamm sehr detailliert schildert und den Leser permanent an seiner Abenteuerreise teilhaben lässt. Sprecher Michael Poechlau klingt dabei ziemlich hart und emotionslos, obwohl die Erzählung viele emotionale Passagen bereithält. Stellenweise sind die Dialoge sogar richtig trocken, ganz so, als wären die tragischen Ereignisse an der Seite der Apachen zwar von hohem Stellenwert, aber im Nachhinein nicht mehr diskussionswürdig. Nach dem Tod steht nur die Rache, und selbst die Trauerfeier für den zu Beginn ermordeten Klekih-Petra geht unter diesem Aspekt ein wenig unter. Erst zum Ende hin, als sich die Geschichte zu einem echten Drama entwickelt, werden die Emotionen lebendig und die Trauer der Lage entsprechend authentisch umgesetzt.

Die trockene Erzählweise ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt, den man diesem Hörspiel anlasten kann. Bisweilen erscheint die Story dadurch ein wenig einspurig, was aber auch damit zusammenhängt, dass Erzählstimme und Hauptrolle von derselben Person übernommen werden. Für den Spannungsaufbau wirkt sich dies indes aber glücklicherweise nicht nachteilig aus. Gleich mehrere Höhepunkte leiten die Story ein, werden dann in ihrer Dramaturgie stetig gesteigert und enden in einem abrupten Cliffhanger, der – Karl-May-Leser wissen es – später im zweiten Teil der Trilogie münden wird. Apropos zweiter Teil, die Neuauflage bietet gleich beide Folgen des ursprünglich in zwei Etappen veröffentlichten Hörspiels und kommt auf satte 60 Minuten Spielzeit. Damit ist „Winnetou I“ die bislang umfangreichste Produktion dieser ersten Staffel – und sicherlich auch eine der besten. Trotz der etwas drögen Erzählstimme.

http://www.natuerlichvoneuropa.de/

Schreibe einen Kommentar