Charlotte Link – Das Haus der Schwestern

Worum geht’s?

Barbara und Ralph Amberg stehen vor dem Schutthaufen ihrer Ehe. Als letzten Rettungsversuch überrascht Barbara ihren Mann mit einer Reise in das entlegene Westhill House. Doch was als guter Plan gedacht war, kommt letztendlich ganz anders als erhofft. Von Beginn an läuft einfach alles schief. Es schneit ohne Unterlass, so dass ringsum Westhill House schon bald alles unter meterhohem Schnee begraben liegt. Außerdem fällt jegliche Art von Elektrizität und Heizung aus und die Essensvorräte halten auch nicht mehr ewig. Zeit genug eigentlich, um über Zukunft ihrer Ehe zu sprechen, doch Barbara durchstöbert ruhelos das alte Haus und trifft dabei auf die Memoiren einer Frau, die dieses Haus einst bewohnt hat.

Inhalt

Die besten Jahre zwischen Barbara und Ralph liegen in der Vergangenheit. Kurz vor seinem 40. Geburtstag an Weihnachten überrascht Barbara ihn mit einem Geschenk – Zweisamkeit in der Einöde. Was zunächst romantisch klingt, entpuppt sich in der Wirklichkeit als Horrortrip.

Kurz nach der Ankunft in Westhill House beginnt es zu schneien und wie sich herausstellt, soll es auch lange Zeit nicht mehr aufhören. Das Ehepaar ist völlig abgeschieden von der Außenwelt. Es funktionieren weder Telefon noch Heizung oder Lampen. Ein Glück, dass sich genügend Kerzen im Haus befinden. Doch auch die Essensvorräte neigen sich erschreckend schnell dem Ende. Eine harte Bewährungsprobe für ein Paar, das bereits vor der Reise schon keine glückliche Einheit mehr gebildet hat.

Während Ralph die Tage mit Holzhacken verbringt, taucht Barbara in die Niederschrift einer Frau ein, die dieses Haus vor vielen Jahren bewohnt hat. Das Manuskript fand Barbara unter einigen Dielenbrettern im Schuppen. Scheinbar oder besser gesagt offensichtlich versteckt vor neugierigen Lesern.

Die Hauptfigur der Niederschrift ist Frances Gray. Eine Frau, die bereits in Kindertagen bereits ihren eigenen Kopf hatte. Sie war entschlossen und widersprüchlich zugleich. Sie setzte sich für Emanzipation und das Frauenwahlrecht ein. Und dann brach plötzlich der Krieg über das Land.

Barbara taucht wie in Trance in die Welt und das Leben der Frances Gray ein.

Mein Eindruck

Charlotte Link hat mich wie gewohnt vom ersten Satz an in ihren Bann gezogen. Ihr gelingt es immer wieder, mich stets und stetig in die Welt ihrer Geschichte hineinzuziehen. Genauso, wie sie Barbaras Verhalten beim Lesen der Memoiren von Frances Gray beschreibt, so geht es mir mit ihren Büchern.

Nach dem kurzen Prolog, der im Jahre 1980 spielt, wechselt die Autorin in die “Gegenwart”, ins Jahr 1996. Zu der Zeit, als Barbara mit ihrem Mann Ralph in Westhill House, dem Haus von Laura Selley, ankommen. Doch es dauert nicht allzu lange, bis die Geschichte in die Vergangenheit führt, nämlich ins Jahr 1910. Schon bald nimmt der Teil der Vergangenheit mehr und mehr Raum ein.

Es ist toll, wie es Charlotte Link gelingt, persönliche Geschichten, mit politischen und geschichtlichen Umständen zu kombinieren und daraus eine spannende Geschichte zu kreieren. Während der Gegenwarts-Teil sich über nur rund 7 Tage erstreckt, umfasst der Teil der Vergangenheit viele Jahre und findet sein Ende ebenfalls in der Gegenwart. Die Autorin der Vergangenheit schreibt ihr von sich selbst in dritter Person. Was vielleicht nun auf den ersten Blick merkwürdig klingt, liest sich jedoch ganz toll.

Ich finde das Genre “Kriminalroman” allerdings eher unpassend. Auch wenn es ganz gewiss die ein oder andere spannende Passage gibt, so handelt es sich bei “Das Haus der Schwestern” meiner Meinung nach eher um einen Belletristik-Roman mit historischen Einschlüssen. Aber das sei nur am Rande zu erwähnen.

Besonders gut gefallen hat mir die Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart. Da schloss sich dann plötzlich wieder der Kreis. Schade nur, dass nicht alle Fragen beantwortet wurden. An dieser Stelle werde ich jedoch darauf nicht weiter eingehen, um niemandem vorzugreifen und nicht zu viel zu verraten.

Über die Autorin

Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller, auch »Die Suche« und zuletzt »Ohne Schuld« eroberten wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste. Allein in Deutschland wurden bislang über 33 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. (Verlagsinfo)

Fazit

Wie immer ist Charlotte Link eine Garantin für (sehr) spannende Unterhaltungsliteratur. Es gibt fast kein Buch von ihr, das ich nicht gelesen habe und darunter wiederum befindet sich wirklich keines, das mich nicht restlos überzeugt hat. Bei den Geschichten der deutschen Bestseller-Autorin ist es immer so, als würde ich in eine fremde Welt eintauchen – ich liebe dieses Gefühl.

“Das Haus der Schwestern” ist eine komplexe, viele Jahre umfassende Geschichte einer starken Protagonistin, die sich zu lesen sehr lohnt. Absolut empfehlenswert!

Taschenbuch: 768 Seiten
ISBN: 978-3499007828

www.penguinrandomhouse.de

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