Mooney, Chris – Enemy

Darby McCormick, die Serienheldin aus Chris Mooneys Büchern, hat in „Enemy“ eine persönliche Tragödie aufzuklären: Den Tod ihres Vaters. Doch nicht nur das. Sie muss sich auch durch ein Geflecht aus Lügen und Intrigen kämpfen – und gerät dabei in Lebensgefahr …

Nach einem anstrengenden Trainingstag beim SWAT-Team der Bostoner Polizei wird Darby zu einem schrecklichen Tatort gerufen. Die Mutter eines dreizehnjährigen Jungen wurde zu Tode gefoltert, während er mit im Raum saß und alles mit angehört hat. Als Darby zum Tatort kommt, stellt sie fest, dass es mehrere Täter gewesen sein müssen – und dass sie noch in der Nähe sind.

Nach einer wilden Schießerei, bei der die Mörder entkommen, fährt die CSI-Ermittlerin ins Krankenhaus, um sich mit dem Jungen zu unterhalten. Der weigert sich zuerst, mit ihr zu sprechen. Seine Mutter hat ihm eingetrichtert, nur mit einem Polizisten zu reden – Thomas McCormick, Darbys verstorbenem Vater. Nachdem sie den Jungen davon überzeugt hat, dass er sich auch ihr anvertrauen kann, fängt er stockend an zu erzählen, dass er und seine Mutter sich stets auf der Flucht befanden, seit seine Großeltern gestorben sind, und dass sie ständig ihre Namen geändert haben. Doch als er weiter sprechen will, werden sie unterbrochen. Ein FBI-Agent betritt das Zimmer und will die Ermittlungen an sich reißen, was darin gipfelt, dass der Junge sich mit einer eingeschmuggelten Pistole erschießt. Doch das ist noch nicht alles: Es stellt sich heraus, dass der FBI-Agent überhaupt kein echtes Mitglied des FBIs war. Es scheint, als ob jemand Darbys Ermittlungen zu sabotieren versucht. Jemand, der genau über den Fall Bescheid weiß und vor nichts zurückschreckt …

Chris Mooney hat eine wendungs- und actionreiche Geschichte geschrieben, die zwar spannend, aber nicht besonders originell ist. Bücher mit toughen, weiblichen Protagonistinnen in Männerberufen sind keine Seltenheit und auch Thriller, in denen einige der Gesetzeshüter sich nicht so benehmen, wie ihr Job das von ihnen verlangt, kennt man. Die Brutalität, die Mooney in seiner Geschichte besonders betont, hilft da wenig. Das Buch ist vielleicht mitreißend geschrieben sowie gut und spannend aufgebaut, aber es hinterlässt den Eindruck, dass man es schon mal irgendwo gelesen hat. Nett ist allerdings die Einbettung des Falls in das Alltagsleben des kleinen Städtchens Charlestown mit seinen seltsamen Verwicklungen.

Hauptperson Darby McCormick geht komplett in ihrem Job auf, von ihrem Privatleben erfährt man so gut wie gar nichts. Ihre Gedanken und Gefühle spielen durchaus eine Rolle, aber sie drehen sich zumeist um alte Fälle, ihren verstorbenen Vater, manchmal um ihren Kollegen Coops. Sie wirkt allerdings trotzdem tiefgängiger als andere, ähnlich geartete Romanfiguren. Das Gleiche gilt für die anderen Figuren in der Geschichte. Auch sie wirken alltäglich, lebendig. Trotzdem bleiben beispielsweise die Beweggründe der Bösen verdeckt. Die Täter werden sehr eindimensional dargestellt, was im Vergleich mit den übrigen Figuren beinahe etwas enttäuscht.

Geschrieben ist das Buch wie viele andere Thriller auch. Hohes Tempo, klare Sätze, wenig Platz für Verzierungen und Wortbilder. Es ist leicht zu lesen, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck.

„Enemy“ ist vielleicht spannend und gut gemacht, aber nicht gerade neu. Wer nur ab und zu einen Thriller liest, wird sicherlich seine Freude an dem handwerklich einwandfreien Buch haben.

|Aus dem Englischen von Michael Windgassen
Originaltitel: The Dead Room
393 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3499252846|
http://www.rororo.de

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