Yann / Berthet – Poison Ivy 2: Flying Tigers

Band 1: [„Sumpfblüte“ 4019

_Story_

Poison Ivy und die Mitglieder der |Women On War| sitzen zutiefst in der Patsche; gerade eben wurde ihr Kampfjet von einem japanischen Zero-Bomber versenkt und befindet sich im Sturzflug in den Tod. Doch die Damen haben Glück im Unglück: An Bord ihrer Maschine befindet sich tatsächlich ein Pilot, der den Flieger trotz seines alkoholisierten Zustandes heil zu Boden bringt.

Gemeinsam mit dem Whiskey trinkenden Nervenbündel ziehen die militanten Nonnen durch den Dschungel zur Spezialeinheit der |Flying Tigers|, bei denen Swampy ihren Bruder Tinkleberry wähnt. Doch kurz vor ihrer Ankunft hat sich dieser mit seinem Kumpel Achab in die letzten beiden Maschinen des Geschwaders gesetzt, um einen weiteren japanischen Luftangriff abzuwehren. Von beiden Piloten fehlt anschließend jede Spur, sodass es Poison Ivy schwerfällt, sich weiter ausschließlich auf die gemeinsame Mission zu konzentrieren. Beobachtet von den Spionen, die Swampy bereits in Louisiana beinahe umgebracht hätten, geht die feminine Einsatztruppe kompromisslos und selbstbewusst ihren Weg, um dem korrupten Präsidenten Roosevelt einen Anlass für den Krieg gegen die Japaner zu beschaffen. Doch den naiven Superheldinnen scheint nicht bewusst, was sie mit ihrem radikalen Verhalten im Endeffekt bewirken werden.

_Persönlicher Eindruck_

Dem äußerst sympathischen Auftakt der neuen Reihe beim |Schreiber & Leser|-Verlag folgt im zweiten Teil bereits eine ziemlich skurrile, teils auch recht durchgeknallte Fortsetzung, bei der die Handlung weitestgehend vom makaberen Humor des Autors geprägt wird und beinahe die gesamte Ausrichtung der Story auf den außergewöhnlichen Situationen, die infolge dessen entstehen, fußen lässt.

Alles beginnt damit, dass ein Vollblut-Alkoholiker die verkleideten Nonnen der W.O.W. ein wenig ziellos vor dem Tod bewahrt. So entsteht einerseits ein wenig 007-Atmosphäre, weil die Action wirklich brisant und spektakulär inszeniert wird. Doch kontrastierend dazu entwickelt Yann eine eindeutige Persiflage des klischeebesetzten Agententypus und zieht diverse Größen des verdeckt ermittelnden Genres mächtig durch den Kakao. Diese Qualität verbirgt sich des Weiteren auch hinter den improvisierten historischen Aufnahmen, die verschiedene Eckpunkte des Comics zieren. Wie es sich für einen politisch unkorrekten Comic gehört, wird natürlich in erster Linie wieder gegen die Staaten gewettert. Genau dort sitzt der machthungrige Präsident, genau dort ist der Schmelztiegel der Korruption, personifiziert in einem gierigen Machthaber, der gerne bereit ist, menschliche Opfer vor der Küste Japans dafür zu nutzen, die Kriegstreiberei vor der asiatischen Halbinsel zu forcieren, und genau dort sind auch die sechs komischen Nonnen beheimatet, deren Fähigkeiten von einer theatralischen Darbietung als religiös beeinflusste Nazis bis hin zu den unkonventionellen Tötungsmethoden mit einem stets enorm makaberen Beigeschmack aufgeführt werden. Letzterer sollte vor allem diejenigen ansprechen, die sich mit der drastischen Alberei von Mega-Hits wie „South Park“ und den gezielten Seitenhieben, wie sie von einer berühmten gelben Familie kürzlich sogar im Leinwand-Format dargebracht wurden, arrangieren können, wobei man demzufolge nicht auf inhaltliche Parallelen, sondern einzig auf den Charakter des bewusst überspitzten Humors schließen sollte.

Neben den Scharfschüssen, Skurrilitäten und Albereien soll die Handlung allerdings nicht ausgeblendet werden; die Reise der Sondereinheit setzt sich mit steigendem Tempo fort und steht ausnahmslos im zentralen Fokus. Zwar wird sie schon deutlich von den verrückten Darstellungen sowie dem gekonnten Wortwitz überlagert, aber sie bildet stets den Ausgangspunkt und verschwindet unterdessen nicht hinter den Auswüchsen, mit denen sich die Schmunzelmünder und Lachmuskeln auseinandersetzen müssen. Schlussendlich entwickelt sich hier eine eindrucksvolle Fortsetzung der Abenteuergeschichte, die mittlerweile zu einer geschickten Verbindung aus Action-Komödie, Thriller-Parodie und unterschwellig kritischer Historienverarbeitung herangewachsen ist und somit sogar noch ein größeres Publikum anspricht als kürzlich das Debüt.

Daher darf man sich zu guter Letzt auch gerne zum Resümee hinreißen lassen, dass diejenigen, die „Sumpfblüte“ jüngst in ihrem Favoritenkreis Einlass gewährt haben, „Flying Tigers“ höchstwahrscheinlich gar nicht mehr entkommen lassen wollen. Ein ganz spezieller Humor mag zwar gewissermaßen als Voraussetzung für die innige Beziehung zum zweiten Teil von „Poison Ivy“ gelten, doch da ein solcher unter Comic-Fanatikern definitiv zum Handgepäck gehört, ist dieser Hinweis fast schon wieder hinfällig. Nun denn, Freunde des intelligenten Humors, hier erwartet euch eine neue Herausforderung!

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