Johns, Geoff (Autor) / Eaglesham, Dale (Zeichner) – Justice Society Of America 1

_Story_

Ein Jahr nach der Infinite Crisis werden die führenden Köpfe der einstigen Justice Society von Batman, Superman und Wonder Woman beauftragt, die Truppe zu neuem Leben zu erwecken und zwecks dessen neue Rekruten für das bis dato so glorreiche Team zu gewinnen. Alsbald machen sich Flash, Wildcat, Power Girl und Green Lantern daran, Amerika nach neuen Superhelden zu durchforsten und die Mannschaft gezielt zu verstärken. Doch just in dem Moment, als die Justice Society von neuer Euphorie gepackt wird, erleben ihre Mitglieder einen herben Rückschlag. Die Leiche von Mr. America wird ihnen auf dem Präsentierteller serviert und leitet schließlich eine Reihe prekärer Mordfälle ein, deren Opfer die Familien und Angehörigen alter Society-Mitglieder sind. Die Auflösung der Serienattentate lässt nicht lange auf sich warten – eine rassistische Vereinigung militanter Neonazis steckt hinter den Vorfällen und geht beim Vorhaben, das Vierte Reich zu etablieren, selbst über die prominentesten Leichen …

_Persönlicher Eindruck_

Es scheint, als verlören sich die Stammschreiber des |DC|-Universums nach der sagenhaften „Infinite Crisis“ ein wenig im ideenlosen Niemandsland. Kurz nachdem nämlich die weitaus prominenter besetzte Justice League wieder ins Rennen geschickt wurde, darf auch die wesentlich ältere Society wieder in den Krisenregionen dieser Welt mitmischen, dies jedoch ohne einen winzigen Funken an Innovation in die Background-Story zu investieren. Im Grunde genommen orientiert sich der Handlungsstrang, der dem Eröffnungsband von „Justice Society Of America“ zugrunde liegt, recht deutlich an den Geschehnissen im Auftakt der jüngst gestarteten JLA-Reihe, nur eben, dass die B- und C-Prominenz der |DC|-Comichelden das Pendant zur erfolgreicheren „Justice League Of America“ beherrscht.

Diese unumstößliche Tatsache ist zweifelsohne auch einer der größten Kritikpunkte am Debütband der neuen Society-Heftserie. Zwar wird einschlägigen Lesern das Gros der Protagonisten schon aus anderen Reihen bekannt sein, doch fehlt insgesamt ein echter Hammer-Charakter, der die ganze Story im Wesentlichen voranbringen könnte. Die alten Helden der Society vermögen diesen Platz nämlich nicht einzunehmen. Green Lantern ist nur eine kurzzeitige Begleiterscheinung, Flash hat auch nur einen minimalen Auftritt und Power Girl respektive die zuvor erwähnten Helden der JLA haben ebenfalls nur einen sehr kurzen Auftritt und können der Geschichte kaum brauchbare Impulse verpassen.

Zu diesem defizitären Manko gesellen sich außerdem diverse, recht auffällige Parallelen zur kürzlich neu ins Leben gerufenen Serie um Batman, Superman und Co., die zwar inhaltlich nicht wirklich besser, letztendlich jedoch die Inspiration für den ersten Teil des JLA-Äquivalents ist. Es geht ebenfalls um den Aufbau einer neuen Heldentruppe, und das in einem größtenteils vergleichbaren Setting mit fast schon identischem Procedere. Da mag man kaum glauben, dass ein erfahrener Autor wie Geoff Johns hinter dem Ganzen steht, verspricht er doch in der Regel erstklassig ausgearbeitete Storys und dynamische Action.

Dass der ‚Beginn einer neuen, goldenen Ära‘ indes langweilig ist, entspricht entgegen den Befürchtungen nicht der Realität. Betrachtet man den Comic losgelöst von allen Rahmenbedingungen, muss man ihm zumindest bescheinigen, spannend und temporeich gestaltet zu sein. Des Weiteren verfolgt Johns einen recht stringenten Verlauf und scheut sich vor allzu komplexen Themen, obwohl ihm bedingt durch die Masse an beteiligten Figuren die Grundlagen eines verschachtelten Plots definitiv zur Verfügung gestanden hätten. Stattdessen setzt der |DC|-Stammschreiber auf bewährte, erfolgreich erprobte Mittel und lässt seine Erzählung mithilfe des hohen Tempos in kürzester Zeit erstaunlich tiefgreifend reifen. Lediglich die Betonung einzelner, zweifelhafter Klischees ist ein fragwürdiges Nebenelement, das einem auch schnell bitter aufstößt. Ausgerechnet ein Haufen desillusionierter Nazi-Schurken stellt die Seite des Bösen und schmückt sich dann auch noch mit peinlichen Namen wie Swastika und Reichsmark. Wer da unfreiwillig schmunzelt und den Kopf schüttelt, erhält jedenfalls mein vollstes Verständnis.

Letztendlich ist die Häufung der inhaltlichen und äußeren Mängel auch ausschlaggebend für den eher mäßigen Gesamteindruck des neuen JSA-Debüts. Die Geschichte ist prinzipiell zwar in Ordnung, die zahlreichen unerwünschten Begleiterscheinungen aber sicherlich ein Grund für verschärfte Kritik. Das Resümee könnte dementsprechend anders aussehen, hätte man nicht elementare Inhalte der neuen JLA-Serie entliehen und auf den Nazi-Blödsinn verzichtet. Da dem aber nicht so ist, bleibt eine Empfehlung für den ersten Band von „Justice Society Of America“ meinerseits aus.

http://www.paninicomics.de/jsa-s10376.html

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