John Norman – Savages of Gor (Gor 17)

In der Prärie: Indianer, Ungeheuer und Aliens

Im 17. Abenteuer der Gor-Saga macht sich Tarl Cabot, der Agent der Priesterkönige, auf den Weg, um in den östlichen Einöden nach einem Kur-General zu suchen, doch er bekommt es mit indianerähnlichen Kriegern zu tun. Ein ehrloser Wilder teilt sein Schicksal als Sklave und Flüchtling. Sie stoßen auf andere Eingeborene, die sich der seltsamen Idee der Gleichheit von Mann und Frau verpflichtet fühlen – und anscheinend auch danach leben. Dieses Abenteuer wird in Band 18, „Bloodbrothers of Gor“, fortgesetzt und abgeschlossen.

Handlung

Zwei Kur-Aliens, ein Diplomat und ein Kriegerhauptmann, sind ins Vosk-Delta gekommen und haben Tarl und Samos, die zwei wichtigsten Kapitäne der Stadt Port Kar, um eine Unterredung gebeten. Allerdings nur, um ihnen eine Bitte zu überbringen. Sie verfolgen den abtrünnigen Kur-General Zarendargar Halbohr, gegen den Tarl einst (in „Bestien von Gor/Beasts of Gor„) in der Arktis Gors gekämpft hatte. Tarl hatte geglaubt, der General sei in einer Atomexplosion umgekommen. Nun ist er in der östlichen Einöde gesehen worden. Tarl und Samos sollen den beiden Kurii helfen, Zarendargar zu finden und zu töten. Sie sind offenbar keine Boten, sondern eine Todesschwadron.

Tarl lehnt das Angebot dennoch ab, denn Zarendargar ist für die Priesterkönige, denen Tarls Loyalität gilt, lebend mehr wert als für die Kurii tot. Aus Wut versuchen die beiden Kurii, Tarl und Samos zu töten. Das misslingt zwar, doch die Kurii können entkommen. Wie aber soll Tarl Zarendargar, quasi einen Verbündeten also, vor dieser Todesschwadron warnen und retten? Er muss sich in die Prärien wagen, wo die „Wilden“ wirklich noch verdammt wild und Eindringlinge ganz und gar nicht erwünscht sind.

In die Wildnis

Er schließt sich in Kailiauk, einer Grenzstadt à la Dodge City, einem fahrenden Händler namens Grunt an, der mit den Wilden regen Handel treibt, offenbar als einziger. Auf dem Weg in die Stadt ist Tarl an einem Siedlertreck und einem kleinen Söldnerheer von 1000 Mann vorbeigekommen. Diese Söldnertruppe führt 17 abgedeckte Wagen mit sich: die Todesschwadron der Kur.

Die Anführerin und Kur-Agentin Lady Mira aus Venna ist sehr schön und würde Tarl gern in ihre Dienste nehmen, doch er lehnt ab. Erbost lässt sie weiterfahren. Er gibt beiden Gruppen keine hohen Überlebenschancen auf ihrem Weg in die Prärien und ist sicher, sie wiederzusehen, allerdings nicht unbedingt als Lebende.

Das Schlachtfeld

Schon nach wenigen Wochen auf ihrer erfolgreichen Handelsreise stoßen Tarl und sein Freund Grunt auf unheilverkündende Spuren und hören Berichte. Nur drei Tage später stoßen sie auf ein Schlachtfeld, auf dem Trümmer und Leichen von dem Untergang der Armee und der Siedler künden. Interessanterweise sind jene 17 Wagen der Armee, in denen Tarl die Kurii vermutet hatte, leer und nur neun der Wesen tot. Es haben also acht überlebt. Aber die freie Frau Lady Mira, die als Agentin der Kurii die Söldner begleitet hatte, lebt noch, allerdings entkleidet und gefesselt wie eine gewöhnliche Sklavin. Tarl lässt sie, wie schon die Krieger, in der Obhut von zahmen Rothäuten zurück, die an die seltsame Idee glauben, dass alle Menschen gleich seien.

Tribute

Doch die siegreichen Stämme und Kriegergesellschaften sehen die Weißen gar nicht gern. Grunt verliert alle seine kostbaren Sklavinnen, was ihn nicht gerade freut, denn eine davon, die rothaarige Millicent Aubrey-Welles aus Pennsylvania, war für einen Häuptling bestimmt. Der Kriegshäuptling Canka des Kaiila-Stammes beansprucht sie als seine „Winyela“, seine Sklavin, und raubt sie Grunt.

Zudem hat Tarl dem gefesselten Kaiila-Krieger Cuwignaka, was „Frauenhemd“ bedeutet, die Freiheit gegeben. Cuwignaka sollte in der Einöde sterben. Canka, erbost über die Befreiung Cuwignakas, verlangt Kompensation für die Einmischung Tarls. Tarl muss sich ihm als Sklave zur Verfügung stellen, allerdings ungefesselt und bekleidet. Er begleitet Cuwignaka, den er vor dem Tod durch Verdursten gerettet hat, in das Lager des siegreichen Kaiila-Stammes.

Lady Mira aber wird in eine Gemeinschaft von Gleichen aufgenommen. Im nächsten Band soll sich das, was sie als Rettung vor Sklaverei begrüßt hatte, als bittere Strafe herausstellen. Der Humor der Wilden lässt doch sehr an Rücksichtnahme gegenüber edlen Damen zu wünschen übrig.

Mein Eindruck

„Savages of Gor“ versetzt den Leser in die Zeiten des Wilden Westens, als europäische Siedler in das Indianerland eindrangen, US-Kavallerie Strafexpeditionen ausführte und Cowboys ihre Späße in den Saloons der Grenzstädte trieben. Natürlich stellt John Norman all dies in einem Gor-Kontext dar. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er für die „Roten Wilden“ große Sympathie hegt. (Er hat sich schon 1969 in „Ghost Dance“ eingehend mit ihrer Kultur auseinandergesetzt und die Lakota-Sprache verwendet.)

Ihre Sprache wird ebenso detailliert vorgestellt wie der innere Aufbau ihrer Kultur, in der die ziehenden Büffelherden – hier Kailiauk genannt – und der Kampf eine zentrale Rolle spielen. Die Begegnung mit diesem Volk bzw. seinen Stämmen ist von hoher Spannung und Achtung füreinander gekennzeichnet.

Die Gleichen

Das humorvolle Gegenstück dazu sind die „Gleichen“ oder Waniyanpi. Sie bauen Gemüse an, das sie im Dienst der Stämme ernten und liefern. Allerdings unterliegen sie anscheinend der Irrlehre, dass Frau und Mann einander gleich seien, ja, dass es da keinerlei Unterschiede gebe und so etwas wie Sex schon gleich gar nicht existiere.

Tarl findet allerdings sehr schnell heraus, dass ihr Glaubensgebäude – die „Lehre“ – überhaupt keinen Bezug zur Realität hat. Der Umstand, dass Lady Mira dazu begnadigt wurde, bei den „Gleichen“ zu leben, kommt daher einer Einweisung in die Irrenanstalt gleich – Tarl hält dies für einen guten Witz.

Zahlreiche philosophische Unterhaltungen machen dem Leser des Originals klar, dass es Norman ein wichtiges Anliegen ist, die Absurditäten mancher irdischer Gesellschaften zur Debatte zu stellen. Dies führt sogar zu linguistischen Erörterungen über bestimmte Begriffe wie etwa „die Jungfernschaft verlieren“, deren verborgene Grundannahmen er mit den Methoden der Dekonstruktion offenlegt und einer kritischen Betrachtung zuführt.

Hinweis: Die von den „Wilden“ gesprochene Sprache ist Lakota. „Bloketu“ bedeutet beispielsweise „Die Schöne“.

Der Gor-Zyklus

In seinem bis dato 37 Bände umfassenden Gor-Zyklus erzählt der amerikanische Geschichts- und Philosophie-Professor John Norman (eigentlich John Lange) die Abenteuer von Menschen auf der Welt Gor, einem Planeten, der sich in seiner Umlaufbahn um unsere Sonne der Erde genau gegenüber befindet. Gor ist somit eine Art Zwillingswelt, allerdings weitaus wilder, altertümlicher, wenig erforscht und von zwei Alienspezies umkämpft, den auf Gor im Verborgenen herrschenden Priesterkönigen und den sie bedrängenden Kurii. Raumschiffe der Priesterkönige verkehren zwischen Erde und Gor: Sie bringen geheime Technik, Gold und entführte junge Damen auf die Gegenerde.

1: Tarnsman of Gor
2: Outlaw of Gor
3: Priestkings of Gor
4: Nomads of Gor
5: Assassin of Gor
6: Raiders of Gor
7: Captive of Gor
8: Hunters of Gor
9: Marauders of Gor
10: Tribesmen of Gor
11: Slave Girl of Gor
12: Beasts of Gor
13: Explorers of Gor
14: Fighting Slave of Gor (Jason Marshall 1)
15: Rogue of Gor (Jason Marshall 2)
16: Guardsman of Gor (Jason Marshall 3)
17: Savages of Gor
18: Bloodbrothers of Gor
19: Kajira of Gor
20: Players of Gor
21: Mercenaries of Gor
22: Dancer of Gor
23: Renegades of Gor
24: Vagabonds of Gor
25: Magicians of Gor
26: Witness of Gor
27: Prize of Gor
28: Kur of Gor
29: Swordsmen of Gor
30: Mariners of Gor
31: Conspirators of Gor
32: Smugglers of Gor
33: Rebels of Gor
34: Plunder of Gor
35: Quarry of Gor
36: Avengers of Gor
37: Warriors of Gor
38: Treasure of Gor

Taschenbuch: 376 Seiten
Sprache: Englisch

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