Hjorth & Rosenfeldt – Die Früchte, die man erntet (Ein Fall für Sebastian Bergmann, Band 7)

Worum geht’s?

Karlhamn. Ein Serienmörder hält die Kleinstadt in Atem. Das Team um Vanja Lithner steht unter immensem Druck. Zwischen den Morden vergehen nur wenige Tage und der Täter scheint seiner Opfer nicht willkürlich auszusuchen. Es fehlt bislang jedoch jede Spur, da der Täter ein Heckenschütze ist, macht er es den Ermittlern zusätzlich schwer. Das Schlimmste, es könnte jeden treffen!

Vanja ist sogar so verzweifelt, dass sie ihren Vater, den ehemaligen Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann trotz des schwierigen Verhältnisses zu Rate zieht.

Billy, Vanjas bester Freund und einer ihrer besten Mitarbeiter kämpft weiterhin mit seinem Problem der Mordlust. Seit er im Dienst zwei Menschen erschossen hat, hat er ein pathologisches Gefühl fürs Morden entwickelt. Nun aber wird er demnächst Vater von Zwillingen und möchte um jeden Preis sein altes Leben hinter sich lassen.

Inhalt

In der Kleinstadt Karlhamn triebt seit einigen Tagen ein Heckenschütze sein Unwesen und lässt Vanja und sein Team kaum Luft holen. Sie versuchen mit Nachdruck ein Verhaltensmuster des Täters und Gemeinsamkeiten der Opfer zu erkennen. So richtig gelingt ihnen das jedoch nicht. Mit jedem vergehenden Tag steigt der Druck auf das Ermittlerteam. Denn bis jetzt ist nur eines klar: Es könnte jederzeit ein weiteres Opfer geben und es könnte jeden treffen!

Sebastian Bergmann hat sein einigen Jahren das Team der Reichsmordkommission den Rücken gekehrt. Er arbeitet derzeit als Therapeut. Das Verhältnis zwischen ihm und seiner Tochter Vanja ist nach einer langen, schwierigen Zeit nun ein zartes grünes Pflänzchen. Sebastian versucht dies um jeden Preis zu erhalten – nicht zuletzt wegen seiner geliebten Enkeltochter Amanda. Doch auch er hat sein Päckchen zu tragen, denn als ihn ein australischer Klient aufsucht und um Rat bittet, reißt dieser, alte und schmerzende Wunden erneut auf. Und dann kommt auch noch Vanja auf ihn zu und erbittet seine Erfahrung und sein unverkennliches Profiler-Wissen, um sie bei ihrem aktuellen Fall zu unterstützen. Im Normalfall wäre das für ihn eine willkommene Abwechslung. Doch was ist schon normal im Moment?

Billy ist ein geschätztes Mitglied im Ermittlerteam. Für Vanja ist er sogar mehr als das, für sie ist er der nie dagewesene Bruder und bester Freund. Er ist mittlerweile glücklich verheiratet. Er und seine Frau My erwarten in Kürze Zwillinge. In ihm lauert allerdings eine hungrige Schlange – hungrig nach Mord. Seit der Tötung zweier Menschen während seines Dienstes hat er ein ungesundes Empfinden beim aktiven Auslöschen des Lebens einer Person oder sogar eines Tiers. Denn während seiner Hochzeitsnacht hat Sebastian ihn erwischt, wie er eine Katze erdrosselt hat und dabei eine beängstigende Ruhe empfunden hat. Doch das soll alles der Vergangenheit angehören. Er hat My und bald ist er Vater. Seine Familie soll stolz auf ihn sein.

Mein Eindruck

Bei dem Cover und dem Layout bleibt man sich getreu dem Motto “never stop a winning Team” treu. Es ist unerkenntlich, dass es sich mit der signalroten Umrandung und der Schattenabbildung hier um den neuen Hjorth & Rosenfeldt handelt. Der Titel weckt im ersten Moment keine Vermutungen über den möglichen Inhalt – was sich allerdings im Verlauf der Geschichte deutlich ändern wird.

Wie in fast allen Büchern der Bergmann-Reihe werden auch in dem neuesten Fall wieder Details aus alten Fällen/vorherigen Büchern aufgerollt und nochmals auf Verbindungen eingegangen oder wiederholt. An sich sind die einzelnen Bücher zwar in sich geschlossene Fälle, doch ich finde es geht ein ganzes Stück Genuss und auch Verständnis verloren, wenn man nicht die ganze Reihe gelesen hat.

Ich war von der ersten Seite an direkt in der Geschichte drin und brauchte kein Warm Up, das wäre aber auch erstaunlich, wenn das dieses Mal anders gewesen wäre. Hjorth & Rosenfeldt haben einfach die Gabe einen an die Hand zu nehmen und erst am Ende der Geschichte wieder loszulassen. Und ich gehe sogar noch weiter, ich ertappe mich jedes Mal dabei, dass ich (bildlich gesprochen) mit ausgestreckter Hand hinter den beiden her renne und um eine Zugabe flehe.

Wenn man denkt “mehr geht nicht” schaffen die beiden es immer wieder aufs Neue sich zu toppen. Es ist unglaublich, was die beiden für geniale Bücher schreiben. Die eigentliche Geschichte wird mehr oder weniger in der Buchmitte aufgeklärt und ich habe mich tatsächlich gefragt, was denn jetzt auf den folgenden über 200 Seiten noch passieren soll. Holla die Waldfee – eine ganze Menge und für mich der sogar noch bessere Teil des Buchs. Es reiht sich ein Ereignis, oder besser gesagt, Drama ans nächste und das bis zur letzten Seite. Es wird einem schier schwindelig beim Lesen.

Über die Autoren und die Übersetzerin

Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.

Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters‘ Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er sechs Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen Mal verkauft hat – allein in Deutschland 2,2 Millionen mal – und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator.

Ursel Allenstein, 1978 geboren, übersetzt u.a. Sara Stridsberg, Kjersti Skomsvold und Christina Hesselholdt. 2011 und 2020 erhielt sie den Hamburger Förderpreis und 2013 den Förderpreis der Kunststiftung NRW, 2019 den Jane-Scatcherd-Preis für ihre Übersetzungen aus den skandinavischen Sprachen. (Verlagsinfo)

Fazit

Eines der besten Bücher des Jahres, wahrscheinlich sogar das Beste des schwedischen Bestseller-Duos. Von der ersten bis zur letzten Seite ein so raffinierter, unglaublicher Pageturner. Mehr als einmal ist mir der Mund offen stehen geblieben und ich konnte nicht glauben was ich lese. Ein Spannungsbogen schließt sich dem anderen an und man hat kaum Zeit zur Ruhe zu kommen.

Am Ende des Buchs wacht da wieder dieses blöde Gefühl in einem auf, wie man jetzt die Zeit bis zum nächsten Fall überbrückt. Man hat auch kaum Lust zu einem anderen Buch zu greifen, weil es ja eh nicht auf Augenhöhe mit diesem sein wird. Aber gleichzeitig auch die unbändige Vorfreude auf den neuen Fall (der zweifellos kommen wird, da die beiden bereits jetzt genug Fragen aufgeworfen haben, die im nächsten Buch dringend geklärt werden müssen).

Gebunden: 512 Seiten
Originaltitel: Som Man Sår
Ins Deutsche übersetzt von: Ursel Allenstein
ISBN: 978-3805250894

www.rowohlt.de

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