Julie Cameron – Das Landhaus

Inhalt

Ein Haus auf dem Land: Für Tom geht damit ein Traum in Erfüllung, seine Frau Isabel dagegen lässt London nur ungern hinter sich. Das alte Haus mit den Streuobstwiesen verursacht ihr Gänsehaut, und zugleich hat sie das Gefühl, es bereits zu kennen. Genau wie den Jungen auf den alten Fotos, der vor vielen Jahren hier gewohnt hat. Als Isabel eine versteckte Kammer mit seltsamen Zeichen an den Wänden entdeckt, ist sie überzeugt, dass dort Schlimmes vorgefallen ist. Die Polizei nimmt ihren Verdacht ebenso wenig ernst wie Tom. Doch Isabel weiß, dass die Idylle trügt … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der atmosphärische Schreibstil lässt die Leser*innen sofort in die Handlung eintauchen und die Geschehnisse aus der Sicht der Protagonistin erleben. Isabel wurde als Jugendliche brutal attackiert und scheinbar tot zurückgelassen. Über zwanzig Jahre später hat sie immer noch mit physischen sowie psychischen Beeinträchtigungen zu kämpfen.

Ihr ach so fürsorglicher Ehemann Tom unterstützt Isabel dabei, mit ihren Einschränkungen zu leben – aber ist jemand, der eine Person behütet, ihr hilft die eigenen Grenzen zu zementieren, wirklich hilfreich? Der Umzug aufs Land in ein abgelegenes Haus rüttelt verdrängte Gefühle in Isabel auf, wodurch ihr Innenleben in jeder Hinsicht heftig ins Schleudern gerät…

Dann wäre da noch der Bösewicht: aus der Sicht des allwissenden Erzählers erfährt die Leserschaft wie er tickt, was er braucht, was er will. Schnell wird klar; er ist ein waschechter Psychopath aus dem Lehrbuch. Der gutaussehende, charmante, erfolgreiche Geschäftsmann hat bereits als Teenager gemerkt, dass er anders ist, und allmählich gelernt seine Bedürfnisse zu kontrollieren. Doch dann passiert etwas höchst Unerwartetes, und das wilde Verlangen aus seiner Jugendzeit wird entfesselt…

Obwohl relativ früh erkennbar wird was Isabel mit dem Psychopathen verbindet, bleibt es spannend! Sie findet beim Ausmisten des verwahrlosten Landhauses verdächtige Hinweise, sodass sich ihr nach und nach eine grauenvolle Vermutung aufdrängt…aber wer nimmt eine Frau mit psychischen Problemen schon ernst? Niemand! Isabel ist allerdings ziemlich erfinderisch und so macht sie sich, gezwungenermaßen alleine, daran, die gefahrbringenden Puzzleteilchen zusammen zusetzen…

Die Autorin

Julie Cameron lebt mit ihrem Mann und zwei Katzen auf dem Land, in einem kleinen Dorf im südenglischen Berkshire. Sie hat Biomedizin studiert und im Gesundheitswesen gearbeitet, bevor sie mit »Das Landhaus« ihren ersten Thriller verfasst hat. Derzeit schreibt sie an ihrem zweiten Roman. (Verlagsinfo)

Fazit:

Dieses Erstlingswerk ist herrlich beklemmend, subtil spannend sowie erfreulich ereignisreich. Die verschiedenen Gefühle der Protagonistin werden ungemein sensibel, differenziert und greifbar beschrieben. Schmerzvolles wird schonungslos, stellenweise auch schwarzhumorig, beim Namen genannt, sodass jede Situation ehrlich beleuchtet wird. Ich finde die Hauptfigur weder sympathisch noch unsympathisch, aber sie bzw. ihre Metamorphose, ist auf jeden Fall sehr bewegend! Die Geschehnisse sind packend, unheimlich sowie vielschichtig gestaltet – die Autorin legt gekonnt vielversprechende Spuren, und ich bin ehrlich gesagt der falschen Fährte gefolgt! Julie Cameron erzählt mit „Das Landhaus“ fast schon ein Schauermärchen über Familie, Liebe, Verrat, Wut, Mut und Befreiung.

Taschenbuch: 432 Seiten
Originaltitel: Only Truth
Aus dem Englischen von Rainer Schmidt
ISBN-13: 978-3-442-49058-5

www.penguinrandomhouse.de

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