S.H.A. Parzzival – Krakentanz (Sternenabenteuer TITAN 27)

Lesben-Action: Drei Engel für CRC

Shalyn Shan, geboren 2077, ist die Kommandantin des modernen Forschungsschiffes TITAN. Sie hat bereits einige gefährliche Abenteuer hinter sich, und bei einem davon verlor sie ihren Gatten Jörn Callaghan, der seitdem verschollen ist. Nach einem dieser Abenteuer tritt Shalyn den verdienten Urlaub an. An dessen letztem Tag lernt sie die hübsche Monja Anjetta kennen und verliebt sich seltsamerweise Hals über Kopf in sie. Shalyns Begleiter, der extraterrestrische Ritter Sir Klakkarakk, wundert sich. Was ist in die Kommandantin gefahren? Liegt es daran, dass Shalyn eine suuranische Empathin ist?

Doch dann ruft die Pflicht: Ökoterroristen lassen weltweit genmanipulierte Monsterkäfer auf die Filialen der Kaufhauskette World Market los, ein Wetteranschlag wird auf deren Zentrale GERMANIA verübt, und schließlich greift auch noch ein Riesenkrake den Nachbau des Zeppelins HINDENBURG des Besitzers Michael Moses an.

Unterdessen besucht Shalyn mit ihrer Freundin Monja die frühere Studienkollegin Michiko in den japanischen Bergen. Dort stoßen sie in einem verborgen Frachtraumer auf ein monströses Geheimnis. Und müssen aufpassen, dass der Frachter nicht sofort von seinen wahren Besitzern gesprengt wird!

Der Autor, die Reihe, die Chronologie

Über den Autor oder die Autorin S.H.A. Parzzival ist nichts bekannt und der Verlag vermeldet auch nichts. Wie auch immer: Jörg Kaegelmann konzipierte die Buchreihe „Sternenabenteuer TITAN“ mit dem am 11.9.2004 verstorbenen Autor und Übersetzer Thomas Ziegler. Zunächst hieß die Reihe noch „Raumschiff PROMET“, doch wie uns die Vita von Shalyn Shan erklärt, wechselte die Hautpfigur der Reihe mehrmals das Schiff. Gegenwärtig ist es die TITAN. Diese Kurzbiografie findet sich im Anhang des Buches und ist Teil des TITAN-Lexikons. Dies wird in jedem Band fortgesetzt.

Jedem Band ist eine Seite vorangestellt, die den Leser darüber aufklärt, WAS BISHER GESCHAH. Das ist ein unerlässlicher Service für den Einstieg in jedes Abenteuer. Es ist also nicht nötig, mit Band 22 zu beginnen, um die Folgebände zu verstehen. Mit Band 22 start eine neue Unterserie, die etwa zwei erzählte Jahre nach dem Ende der vorherigen Abenteuer einsetzt.

Der Zyklus „Raumschiff TITAN“:

22) Todesanzeigen
23) Germania
24) Gefühlsjäger
25) Himbeertod
26) Fledermaus
27) Krakentanz
28) Dorlog
29) Sternenkind
Wird fortgesetzt.

Handlung

Während ihr Raumschiff TITAN zum Planeten der Cadschiden unterwegs ist, um deren Invasion der Erde zu stoppen, erhält Shalyn eine Einladung von ihrer früheren Studienkollegin Michiko. Da gerade die Langeweile gigantische Ausschläge auf ihrer Befindlichkeitsskala verursacht, nimmt Shalyn die Einladung gerne an. Als sie ihren Chef, den Boss von CRC Amos Carter davon unterrichtet, erfährt sie, was sie eigentlich schon längst hätte ahnen müssen, wenn sie nicht so beschäftigt gewesen wäre: Die CRC hat ihr einen Ortungschip implantiert.

Sie landet in den japanischen Bergen vor einem alten Tempel, der angeblich dem Shaolinorden gehört. Monja, die sie ebenso im Schlepptau hat wie den Quogoren Sir Klakkarakk, wird seltsamerweise gleich von der üppig ausgestatteten „Kampfjapanerin“ Michiko erotisch angemacht. Das nervt Shalyn über kurz oder lang gewaltig und führt zu einer ernsten Verstimmung – bis Michiko das alte Raumschiff in den Bergen erwähnt. Was für ein Raumschiff, will Shalyn sofort wissen. Ein HTO-Frachtraumer? Aber die HTO heißt jetzt CRC! Hat ihr Boss etwas damit zu tun?

Am besten selber nachschauen. Mit ihren CRC-Kenntnissen öffnet Shalyn die Luke des Frachters und betritt das Schiff: Bis auf eine Menge Container befindet sich niemand an Bord. Aber die Container haben es in sich: Genmonsterraupen! Das kann nur bedeuten, dass die Ökoterroristen von der Gaianerfraktion das alte Schiff gekapert haben und es demnächst irgendwo einsetzen wollen, um die Genmonster auf eine von Michael Moses, dem Tycoon, kontrollierte Einrichtung loszulassen.

Unvermittelt startet das Schiff, doch Shalyn gelingt es, eine Störprogrammierung einzuspeisen, die den Start abbricht. Doch die Notlandung verläuft reichlich unsanft, so dass ein paar der Container aufbrechen. Monsterraupen fallen über Shalyn her! Doch Monja zeigt unvermutete Kämpferqualitäten, und Michiko kann endlich ihre Samuraischwerter einsetzen…

Unterdessen

Unterdessen befindet sich eine Agentin namens Ingrid, die von der Organisation namens MENSCHMASCHINE programmiert wurde, auf mörderischem Kurs zum Stützpunkt der Ökoterroristen, von dem aus das Frachtschiff ferngesteuert wird. Leider lässt ihre Programmierung zu wünschen übrig und es kommt zu Fehlleistungen, die eine blutige Spur von Ostchina bis in die amerikanische Wüste ziehen…

U2000?

In einem weiteren Handlungsstrang verfolgen die beiden CRC-Agenten gespannt den Jungfernflug von Michael Moses’ Nachbau der legendären LZ 129 „Hindenburg“. Diese Version ist sowohl in der Luft als auch unter Wasser manövrierfähig. Einige Meter unter der Oberfläche begegnet dem Allround-Schiff ein wütender Riesenkrake, dessen Tanz dem Band seinen Titel verleiht.

Mein Eindruck

Die TITAN-Reihe nimmt für sich in Anspruch, „Social Fiction-Thriller“ zu bieten. Um diesen Anspruch zu erfüllen, setzen sich die Romane stets aus mindestens zwei Erzählsträngen zusammen, je einen für die Social Fiction und den Thriller. Die spannenden Ereignisse um Michael Moses in seinem Kampf gegen die Ökoterroristen eignen sich meines Erachtens ausgezeichnet für die Social Fiction-Seite, denn hier geht es um Auswüchse der Gesellschaft, platziert im Jahr 2109.

Sowas wie Zukunft

Bemerkenswert, dass diese Extrapolation gar nicht so weit an den Haaren herbeigezogen erscheint. Schon heute haben wir ja Multis, die sich wie etwa Microsoft einem weltweiten Monopol annähern. Warum sollte nicht das Gleiche im Bereich der Supermärkte passieren? ALDI for the world – warum nicht? Dass Ökoterroristen nicht erst im Jahr 2109 auftreten dürften, verlangen die Gesetze der Wahrscheinlichkeit. Der Schritt vom Greenpeace-Aktivisten zum Terroristen ist, so legen es die Autoren nahe, nur ein kleiner, wenn auch ein signifikanter. Aber dass er erst so spät erfolgen soll – oder wieder einmal, halte ich für unwahrscheinlich. Hier gibt sich das Zukunftspanorama, das der Autor entwirft, harmloser als es sein könnte. Aber natürlich ist dies erst der schwache Anfang von dem, was noch kommen wird.

Zukunft ist wie Vergangenheit, nur anders…

Es gibt jede Menge Anachronismen in den Bänden. Vermutlich sollen sie dazu dienen, dass sich der deutsche Leser in diesen Kultureinsprengseln wiederfindet. Sir Klakkarakk beispielsweise ist diesmal ganz vernarrt in Folgen von Loriots Sketchen und liebt dessen Filme wie etwa „Ödipussi“. Man kann darüber nachgrübeln, wieviel Erkenntniswert ein Quietscheentchen für einen Außerirdischen hat, muss es aber nicht. Auch die Killeragentin Ingrid fällt durch ihre Zitate von Songs der Neuen deutschen Welle positiv auf. Wem Joachim Witts „Goldener Reiter“ etwas sagt, der ist hier an der richtigen Adresse – er oder sie müsste dann aber schon etwa vierzig Jahre alt sein, also weit jenseits der Altersgruppe, die diese Serie anvisiert.

Shalyn Shan

Für den Thriller ist eher Shalyn Shan zuständig. Und nicht von ungefähr hat sie es mit allerlei Rätseln um ihre neue Gefährtin, die kindhafte Monja, zu tun. Shalyn kann sich hier als Privatdetektivin betätigen. Für Mystery à la Philip Marlowe ist also gesorgt, aber auch überall, wo Shalyn auftaucht, gilt es Gefahren zu bestehen. Die Flutwelle in den Bergen in „Todesanzeigen“ ist nur eine davon, in den Folgebänden folgen noch viele weitere, zuletzt der Gleiterabsturz in Yellowknife. Immer wieder darf sich Shalyn als Lebenretterin bewähren. Denn Monja verfügt offenbar in keinster Weise über das geistige Rüstzeug, plötzlich auftretende Gefahren zu bewältigen. Dies ändert sich mit dieser Episode grundlegend.

Monja

Wenn mich eines an diesen Romanen bisher immer wieder geärgert hat, dann war es die kindliche Mentalität der etwa 20-jährigen Monja, die sie auf das Niveau einer Zwölfjährigen stellte, so dass Shalyn sie immer wieder bemuttern darf. Aber wer weiß schon, wie alt Monja wirklich ist, wenn sie doch für die Zeit vor ihrem sechsten Lebensjahr keinerlei Existenznachweis erbringen kann? Das zu glauben, fällt nicht nur der World-Police schwer, sondern auch Shalyn. Wenn man bedenkt, dass Computer bereits heute alles und jeden erfassen, müsste Monja entweder sehr weit weg versteckt worden sein – oder frisch fabriziert worden sein. Dass ihre Erinnerung daran gelöscht wurde, liegt nahe.

Diesmal betätigt sich Monja jedoch als Shalyns Lebensretterin. Dabei agiert sie, wie man es von einem Kyborg – einem kybernetischen Organismus – erwarten würde: Sie sieht aus, aber sie kalkuliert eiskalt wie eine Maschine. Die Vermutung wird nahegelegt, dass diese Doppelnatur etwas mit der schwarzen Tätowierung zu tun hat, die sich über die linke Hälfte von Monjas Gesicht ausgebreitet hat. Beherbergt die junge Dame vielleicht einen Alien-Organismus in sich, ohne es zu wissen? Und falls ja, was könnte dies für ein Wesen sein, das sich so segensreich auf Monjas Intellekt auswirkt? Vielleicht erfahren wir es in Band 29, der da den Titel trägt „Sternenkind“.

Unterm Strich

In dieser Episode fehlt der nervende Typ namens von Witzleben fast gänzlich – er kommt nur am Anfang vor. Dafür kann sich Shalyn endlich auf das konzentrieren, was sie kann: ein Raumschiff fliegen. Allerdings gibt es auf allen drei Handlungssträngen jede Menge Actioneinlagen, so dass sich kein Leser über Langeweile zu beklagen braucht. Hinzukommen zahlreiche mehr oder weniger entblößte Brüste, so dass sich pubertierende Jungs über ansehnliche Heldinnen freuen dürfen.

„Krakentanz“ erfüllt anspruchslose Erwartungen von jungen Lesern zwischen 14 und 16 Jahren, die gerne mal was anderes als „Perry Rhodan“ lesen würden. Diese Episode ist wesentlich kunstfertiger und routinierter geschrieben als die vorherigen Folgen, und es werden auch keine Zeilen mehr geschunden.

Alle Bände sind ausgezeichnet illustriert – von einem Illustrator, der sich offensichtlich mit seiner Software sehr gut auskennt. Sie könnten aus einem beliebigen Spiel à la „Lara Croft“ stammen, denn die abgebildeten Mädels sind obenrum ebenso üppig ausgestattet wie die Titelheldin jenes Spiels.

Insgesamt bekommt man für knapp zehn Euro eine sehr gut ausgestattes Serienheft in Taschenbuchform – allerdings nur in einer limitierten Auflage von 999 Stück. Das macht die Serie für Sammler höchst interessant, denn alles, woran es einen begrenzten Vorrat gibt, erfährt später, nach dem Verkaufsende, eine entsprechende Wertsteigerung.

Taschenbuch: 157 Seiten
ISBN-13: 978-3898401272

www.blitz-verlag.de

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