Die drei ??? – Schattenwelt (Band 175, Sonderausgabe in drei Bänden)

Die Handlung:

Die drei ??? bekommen eine einmalige Chance: Sie dürfen an der Universität von Ruxton für ein paar Wochen das Studentenleben testen. Doch schnell wird klar, dass hier nicht nur Vorlesungen, Partys und Wohnheimzoff auf sie warten, sondern ein neuer Fall! Kurz nach ihrem Einzug ins Studentenwohnheim müssen sich die drei ??? nicht nur mit ihrem Mitbewohner herumärgern, sie werden auch Zeugen merkwürdiger Ereignisse auf dem Campus. Schreie hallen über das Gelände, freundliche Studenten werden plötzlich aggressiv – geht hier alles mit rechten Dingen zu? Und wer ist der „Teumessische Fuchs“, über den man überall Gerüchte hört? Eine Fuchsjagd der besonderen Art beginnt. (Verlagsinfo)

Enthaltene Romane:

Band 1: „Teuflisches Duell“
Band 2: „Angriff in der Nacht“
Band 3: „Die dunkle Macht“

Mein Eindruck:

Der eigenen, schönen Tradition folgend, präsentiert uns der Verlag zum „runden“ Buch-Jubiläum wieder eine Geschichte, die auf mehrere Romane aufgeteilt wurde und im schicken Schuber serviert wird. Drei Autoren erzählen gemeinsam und im Wechsel eine Story. Der erste Autor verschweigt das tatsächliche Alter absichtlich, aber dass die Jungs keine 13 mehr sind, das merkt nicht nur daran, dass sie Auto fahren oder hin und wieder auch mal eine (bei den Fans Ablehnung findende) Freundin haben.

Diesmal gehts also an die Uni … ob das wohl ein cleverer Schachzug des Verlags ist, die drei Jungdetektive aus Rocky Beach wegzubekommen, um an anderer Stelle neue Abenteuer zu erfinden? So langsam ist ja schließlich auch jeder Grashalm rund um das Örtchen in Kalifornien schon einmal Opfer, Täter oder Zeuge eines Falles gewesen.

„Teuflisches Duell“ von Christoph Dittert

So, den drei ??? ist also langweilig, weil sie grad nichts zu Ermitteln haben? Also nichts wie ab an die Uni … meint der Autor. Der lässt sie damit direkt das College überspringen, das nach der von ihnen besuchten Highschool eigentlich folgt, aber, es sind ja auch nur Schnupperseminare, die die drei Jungdetektive besuchen wollen, sollen, werden.

Dass die Abenteuer der Jungs immer mit einer ordentlichen Portion Humor gewürzt sind, merkt man schon daran, dass der Autor zwar Justus in einen Psychologie-Kurs, Bob in ein Journalismus-Seminar, aber Peter eben nicht in irgendwas Sportliches gesteckt hat … sondern in … ich zitiere „Kreative Dichtkunst mit Schwerpunkt auf experimenteller Lyrik“. Da macht Peter „der Schisser“ Shaw dicke Backen, der Fan grinst breit, aber der Computer sagt NEIN. Auch wenn er sich vielleicht grad gefragt hat, was das für eine Uni ist, die ein solch breites Spektrum an Studiengängen anbietet. Medizin und Jura gibts da bestimmt auch …

Im Anfangsteil dieser dreigeteilten Story werden die Jungs also nicht nur getrennt, sondern auch die Leser gleich mit verschiedenen Sonderbarkeiten konfrontiert, die jede für sich einen ganzen Fall wert zu sein scheinen. Stimmungsschwankende, beklaute Studenten mit Schmiss, die offenbar Drogen nehmen und verkaufen, Pfeilgiftfrösche, ein Aufroll-Handy, luftfixierte Vögel und ein Fuchs mit einem überaus seltsamen Namen, den nicht nur wikipedia, sondern sogar Bobs Dad kennt und Justus entwickelt Stutenbissigkeit? Nicht zu vergessen sind da auch diese tierischen Laute! Was ist denn da nur los?

Und als ob das nicht schon verwirrend genug wäre, wird eine dieser vielen Fragen auch schon wieder so schnell beantwortet, dass man direkt noch mal nachlesen muss, ob man nicht eine Wendung verpasst hat. Nein, hat man nicht, es ging direkt zum Ziel, ohne Abkürzung und in wenigen Sätzen. Hmm …

Aber, es gibt ja noch zwei weitere Bände und nachdem wir diverse, sehr unterschiedliche Vorkommnisse präsentiert bekommen haben, folgen im nächsten Roman vielleicht die passenden Antworten. Und am Ende finden wir vielleicht heraus, ob der Fuchs die Gans gestohlen hat … oder etwas ganz anderes …

„Angriff in der Nacht“ von Kari Erlhoff

Nachdem uns also der letzte Autor arg verwirrt und uns diverse Füchse vorgesetzt hat, wissen wir nun, dass es entweder ein ganzes Rudel geben muss, wir ein Phantom jagen oder bislang nur Fälschungen begegnet sind. Weiter gehen also die Ermittlungen, Kursbesuche und Studentenvereinigungsverschwörungstheorien …

Und da hier eine neue Autorin übernimmt, setzt sie gleich mal wieder diverse Handlungsfäden und Ermittlungsrichtungen auf null und der Leser darf zusammen mit den drei Jungs zwar nicht ganz aber schon recht weit von vorn anfangen. So was sind wir eigentlich nicht gewohnt, aber normalerweise haben wir auch nur 144 Seiten Abenteuerzeit, da bleibt nicht viel Spielraum für falsche Fährten.

Dass Freundinnen im Drei-Fragezeichen-Universum von Fanseite nie gern genommen wurden, erlebt der Leser spätestens beim ersten von der Autorin eingebauten Catfight zwischen Peters Freundin Kelly und einer Studentin auf dem Campus. So was gibts ja nicht mal bei den „Drei !!!“ und da sind Mädchen die Kernzielgruppe.

Ansonsten wird in diesem Mittelteil der Geschichte eine Menge ermittelt und recherchiert, Personen besucht, befragt, teilweise auch verkloppt und eine direkte Bedrohung der drei Jungs, die durchaus lebensgefährlich ist, darf auch nicht fehlen. Noch allerdings gabs keines dieser so beliebten Worträtsel … aber dafür noch genug zu Grübeln.

Was ist denn damals auf dem Unigelände vor sich gegangen, als Bobs Vater hier studiert hat? Das fragen wir uns schon seit Band 1 … hier wird die Frage nun vertieft und die Antwort noch drängender. Eine Antwort bekommen wir … deren Frage hat zwar nichts mit dem Fall an sich zu tun, kann aber als „Unnützes Wissen“ im Freundeskreis auf Partys verwendet werden, denn ich wusste zum Beispiel nicht, was man unter „Miktion“ versteht.

So dreht die Autorin weiter an der Spannungsschraube und bringt etwas mehr Action, Drama und noch mehr Geheimniskrämerei ins Spiel … und als Peter am Ende dieses Falles sagt: „Fall gelöst!“, dann glauben wir ihm kein Wort. Auch wenn es so zu sein scheint.

„Die dunkle Macht“ von Hendrik Buchna

Das Ende der Fuchsjagd wird eingeläutet. Diverse Verdächtige haben wir ja schon in den letzten Bänden kennen- und jagen gelernt. Alle drucksen nur rum, keiner sagt wirklich etwas und irgendwie wartet der Leser darauf, dass Justus einen seiner langen Monologe hält und endlich erklärt, was zur Hölle auf dem Campus eigentlich los ist. Dass die Jungs dicht an der Lösung sind, davon sind sie und auch der Leser absolut überzeugt.

Aber warum scheint die ganze Sache mit dem „Fuchs“ eigentlich niemanden (außer die drei Fragezeichen) auf dem Campus zu interessieren? Traut sich niemand, selbst Nachforschungen anzustellen, ist noch niemandem etwas aufgefallen oder ist es der Masse schlichtweg egal, was abgeht und sie macht eh ihr eigenes Ding?

Der Autor stellt den Spannungsbogen noch steiler ein und der Leser klebt den Detektiven an den Fersen. Einzige Erleichterung bietet da der als Running-Gag eingebaute Gedichtekurs, den Peter besucht und vor allem seine geistigen Ergüsse in diesem Zusammenhang.

Langsam klärt sich einiges auf, aber neue Fragen und Verdächtigungen betreffen nun auch Altbekannte. Die Dramatik steigt und als am Ende dann wirklich alles aufgelöst ist, nickt selbst der hartgesottene Fragezeichen-Fan anerkennend mit dem Kopf, denn das Story-Konstrukt ist wirklich rund abgeschlossen worden.

Die Autoren:

Kari Erlhoff lebt in Schleswig-Holstein und arbeitet unter zahlreichen Pseudonymen als freie Autorin und Redakteurin. Wenn sie nicht gerade dabei ist, die drei ??? in schwierige Situationen zu bringen, schreibt sie Jugendbücher, Hörspielskripte, ratlose Ratgeber und Einkaufszettel.

Christoph Dittert studierte Germanistik, Literatur- und Buchwissenschaft und hat zahlreiche Romane in fantastischen Romanserien veröffentlicht. Dabei hat er maßgeblich zur “Perry Rhodan”-Serie beigetragen. Er erfüllt sich mit eigenen Fällen der Reihe „Die drei ???“ einen Kindheitstraum.

Hendrik Buchna, geboren in Hamburg, ist freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Seit 2011 schreibt er auch für „Die drei ???“, die ihn bereits seit seiner Kindheit begleiten. Seine Produktionen erhielten zahlreiche Preise und wurden mehrfach mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. (Verlagsinfos)

Mein Fazit:

Der erste Band scheint mehr Fragen aufzuwerfen, als in einer Story jemals abgehandelt werden können, weil sie von sehr unterschiedlichem Charakter sind. Der zweite Band lässt die Jungs getrennt voneinander recherchieren und sich und andere in Gefahr bringen. Und der dritte Band löst das ganze Konzept dann so geschickt auf, dass sicher nur die wenigsten Leser überhaupt mit dieser Auflösung gerechnet hätten.

Ich selbst war ziemlich überrascht und hätte nach dem ersten Band nicht geglaubt, dass zum einen wirklich alles erklärt werden würde und zum anderen hatte auch ich immer wieder andere Personen in Verdacht, der Teumessische Fuchs zu sein.

Die drei Autoren bilden ein perfektes Team, das eine tolle, spannende und kreative Story erzählt, die eines Jubiläums würdig ist. Abwechslungsreich, gefährlich und mit dem gewohnten Schuss Humor zur Auflockerung werden wir hier ungewöhnlich fesselnd unterhalten, obwohl sich alles räumlich nur auf dem Campus-Gelände abspielt. Und selbst wo da denn die „Schattenwelt“ sein soll … das findet der Leser zusammen mit den Jungs heraus.

Schön zu wissen, dass den Autoren auch nach 175 Bänden immer noch kreative Ideen rund um die drei Juniordetektive einfallen. Ich freue mich schon auf das nächste Jubiläum!

Drei Bücher mit laminiertem Pappband im Schuber: 384 Seiten
Mit Illustrationen von Silvia Christoph
Vom Verlag empfohlen ab 10 Jahren
ISBN-13: 978-3440134788

www.kosmos.de

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