Die drei ??? – Im Schatten des Giganten (Band 165)

Zur Story

„Hier wohnen Jene. Und sie töten.“ So lautet jedenfalls die Übersetzung des indianischen Wortes „Yosemite“ – und eben hierher in den gleichnamigen Nationalpark, hat es die drei Detektive verschlagen. In den Schatten des Giganten, dem berühmten „El Capitan“ und dem nicht minder beeindruckenden „Half Dome“. Es ist Herbst und Journalist Bill Andrews – Bobs Vater – schickt sich an eine Story über einen brandneuen Rettungshubschrauber zu verfassen, dafür besucht er die Helitack-Staffel des YOSAR (YOsemite Search And Rescue) mit dessen Leiterin, Jeanne Chase, er befreundet ist. Die drei ??? dürfen ihn auf diese Reise begleiten – unter der Voraussetzung diesmal keinerlei irgendwie gearteten Ermittlungen anzustellen und sich wirklich mal zu erholen. Und die gewaltige Naturkulisse ist genau dafür denkbar gut geeignet.

Doch Jeannes Sohn Randy weiß von seltsamen Blutspuren im Wald zu berichten, die jemand scheinbar stets schnell wieder beseitigt. Und das beobachtet er auch nicht zum ersten Mal. Die von ihm darauf hingewiesenen Ranger nehmen Randy, obwohl der Neunzehnjährige ein durchaus natur- und wildniserfahrener Einheimischer ist, nicht so recht ernst. So kommt es, wie es kommen muss: Die drei ??? haben also doch einen neuen Fall. Sie finden an den benannten Stellen im Wald tatsächlich verwischte Spuren vor – allerdings kein Blut. Das fließt aber wenig später, als sie Mr Andrews die Sache am Abend zeigen wollen: Zwei Schüsse fallen und Justus geht getroffen zu Boden. War es aber wirklich der geistig behinderte Steven aus der „Marmot Lodge“, der kurz darauf in der Nähe mit einem Gewehr in der Hand von einem alarmierten Ranger aufgegriffen wird?

Eindrücke

Kari Erlhoff scheucht die drei Fragezeichen (mal wieder) raus aus den eigenen vier Wänden – respektive dem heimischen Rocky Beach – und hinein in die Wildnis. Der Yosemite (gesprochen übrigens etwa: „Jos-simmi-tieh“) Nationalpark ist selbst hierzulande ein Begriff. Zumindest von der weißen, senkrechten Steilwand des imposanten „El Cap“ hat fast jeder ein vages Bild im Kopf. Die anderen Landmarken, welche die Autorin gleichsam schön mit einbaut vielleicht weniger, dennoch sorgt die enge wie authentische Verknüpfung mit den örtlichen Gegebenheiten dazu, dass der Leser die Kulisse dankend als „echt“ annimmt – auch wenn er die Location noch nie selbst besucht hat. Auch das restliche Drumherum mit der Hubschrauber-Rettungsstaffel, den Park-Rangern, nervigen (europäischen) Pfadfindern sowie unvorsichtigen wie teilweise undurchsichtigen Bergwanderern schafft ein sehr lebendiges Bild im Kopfkino.

Darin eingebettet liegt eine originelle wie spannende Geschichte, deren einzelne Puzzleteile immer wieder häppchenweise eingestreut werden, jedoch noch nicht an die Position, an welche sie schlussendlich gehören. Der sehr aufmerksame Leser kann sich seinen Teil zwar schon recht gut zusammenreimen, es steht aber zu erwarten, dass es auch für diesen ein oder zwei Überraschungen im Finale gibt. Überhaupt ist dies ein Action-Fall, wie man schon daran ersehen kann, dass Justus diesmal sogar angeschossen wird – natürlich nicht wahnsinnig gefährlich, jedoch schon dramatisch genug, um als Fan der Serie mal durchzuschlucken. Wobei auch dieser Umstand die Geschichte etwas weiter bringt, da die Verletzung neue Möglichkeiten und Perspektiven für Justus‘ Schnüffeleien eröffnet. Peter darf – wie üblich – den sportlichen Part übernehmen und in der Steilwand herumkraxeln. So hat wieder jeder sein Päckchen (bei) zu tragen. Auch Bob, der diesmal jedoch ein wenig blasser als gewohnt bleibt.

Fazit

Der 165. Fall des Junior-Trios ist voll auf Abenteuer gepolt. Es gibt (endlich) mal wieder keine verschwurbelten Wort-, Bilder- oder was-auch-immer-Rätsel zu lösen. Und: Kein Fußball. Man lese und staune. Stattdessen einen handfesten Jugendkrimi mit Gegnern, die nicht grade zu den Gänseblümchenpflückern gehören, einem temporeichen Plot und einer Auflösung, die man sich nach langer Zeit fast schon vollständig selbst erarbeiten kann, wäre da nicht noch ein klitzekleiner Twist am Ende, der noch einmal ein i-Tüpfelchen oben drauflegt. Der naturbelassene Rezensentendaumen zeigt für diesen flotten Outdoor-Einsatz jedenfalls klar nach oben.

Hardcover, 128 Seiten
Erzählt von Kari Erlhoff basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Zierold, Anja Herre
Franckh-Kosmos, Stuttgart – Februar 2012
ISBN 978-3-440-12694-3
www.kosmos.de