Kimura, Suiren – Resident Evil 9 – Tödliche Freiheit

_Story_

U. S. Marshal José Lopez wird zusammen mit seinem Kollegen Kulik zu einer Routinemission nach Großbritannien geschickt, von wo aus die beiden Regierungsbeamten den Serienmörder Jack Trump in die Staaten zu überführen haben. Weil dieser unter Klaustrophobie leidet, tauchen die beiden Marshals mit dem gefangenen Killer inkognito auf einem Schiff des Pharmakonzerns Umbrella unter und treten die längere Heimreise über den Atlantik an.

Währenddessen erprobt der machtbesessene Wissenschaftler Robert Chan sein neues C-Virus vor den Augen der Umbrella-Mitarbeiter und offenbart ihnen seine finsteren Pläne. Die revolutionäre Verbindung aus Red-Light- und Green-Light-Viren ermöglicht es den Menschen, ihren Wünschen entsprechend zu mutieren und somit auch übermenschliche Kräfte zu erlangen. Chans Kollegin und Geliebte Louise Kah ist mit einzelnen Proben ausgestattet an Bord des Handelsschiffes, das gerade von England nach New York reist, und soll Chan dabei helfen, das vernichtende Virus auf dem dortigen Markt zu etablieren. Und um seine Wirkung noch einmal gezielter zu testen, soll zunächst einmal Jack Trump damit infiziert werden, der Mann, der in den Augen Chans die Bösartigkeit in Person ist.

Beim Versuch, Kulik und Lopez zu überrumpeln und Trump das Virus zu injizieren, scheitert Kah jedoch. Stattdessen schnappt sich ein bislang unbeteiligter, allerdings verdächtig neugieriger Reporter das Virus und metzelt im mutierten Körper sowohl die Besatzung der |Liberty| als auch die von Umbrella verständigten Militäreinheiten nieder, die mit einem U-Boot herbeigeeilt waren. In Wahrheit war er nämlich der gefürchtete Serienmörder, der in seinem Bestreben nach Perfektion nun die ultimative Waffe entdeckt hat …

_Meine Meinung_

Eine viel versprechende Handlung, ein rasanter Start, dann aber mal wieder viele Ungereimtheiten und aufgrund des unglaubwürdigen Verlaufs schließlich nur eine mäßige Story. Dieses bedauerlich Resümee war nach knapp 300 Seiten blutiger Action leider das Resultat der vielen Eindrücke des neunten Romans zur erfolgreichen Computerspiel-Reihe „Resident Evil“ (die Buchreihe hat sich bislang 150.000-mal verkauft). Dabei hatte Autor Suiren Kimura so gut angefangen und mit der Einführung des abgebrühten Agenten Lopez sowie des unbekannten und schier wahnsinnigen Kontrahenten Robert Chan den Nährboden für einen spannenden Horror-Thrller ausgelegt.

Alles schien zu funktionieren; die parallel ablaufenden Geschichten um Chans Pläne sowie den Transport des vermeintlichen Serienkillers werden Schritt für Schritt und auch ziemlich spannend zusammengefügt, die Bedrohung sehr transparent dargestellt und im Hintergrund werden auch einige merkwürdige Rätsel erstellt. Doch bevor dann im zweiten Teil die bluttriefende, brutale Action lostritt, kommt es schon zu ersten Logikfehlern, zu denen parallel auch noch die effektvollen Ideen ausgehen. Kimura verstrickt sich indes in immer merkwürdigere Szenarien und entwickelt die Story schließlich mit Ereignissen, deren Ursprung an den Haaren herbeigezogen wurde. Zudem erweist es sich als ungünstig, dass die vielen Geheimnisse, die im ersten Teil noch gesponnen werden, zu einem relativ frühen Zeitpunkt aufgedeckt werden. Zum Beispiel hätte man die Tatsache, dass der depressive Kleinganove Trump eigentlich gar nicht der gesuchte Killer ist, ruhig noch etwas länger verschweigen können, weil die Handlung zu Beginn von solchen Mysterien lebte.

Aber dies ist jetzt nicht der springende Punkt: Schade ist einfach nur, dass der Blutrausch nachher überwiegt und die Story inhaltlich kaum noch Fortschritte erzielt. Das Gemetzel auf dem Schiff sowie die allzu pathetisch aufgebaute Verfolgungsjagd zwischen dem Mutanten und den einzig Überlebenden der |Liberty| bestimmen stattdessen das Geschehen, entfernen aufgrund ihres gekünstelten Erscheinungsbilds jedoch auch sämtlichen Anspruch, den „Tödliche Freiheit“ in den ersten Abschnitten de facto ja auch besessen hat. Bemühte Emotionalitäten wie die Aufarbeitung der Vergangenheit von Jack Trump sowie die klischeebesetzte Befreiung eines kleinen, von einer schweren Krankheit zum Tode verurteilten Mädchens sorgen schließlich dafür, dass eine gute Romanhandlung ungewollt ins Lächerliche gezogen wird. So gut die Action an manchen Stellen auch sein mag, aber ein derart biederes Kontrastprogramm zerstört letztendlich die meisten guten Eindrücke, die „Resident Evil 9“ kurzzeitig hinterlassen hatte, und führt zu dem enttäuschenden Fazit, dass hier inhaltlich sehr viel Potenzial verschwendet wurde. Schade um die vertane Chance.

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