May, Karl – Schatz im Silbersee I, Der (Europa-Originale 31)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Brinkley – Peter Folken
Großer Bär – Curt Timm
Venuti – Rolf Jahncke
Old Firehand – Benno Gellenbeck
Kleiner Bär – Hans König
Tante Droll – Horst Beck
Missouri-Blenter – Rudolf Fenner
Woodward – Michael Weckler
Humply Bill – Horst Stark
Gute Sonne – Albert Johannes
Mrs. Butler – Helga Panzer

Regie: Konrad Halver

_Story_

Großes Aufsehen im Wilden Westen: Der kompromisslose Schurke Colonel Brinkley und seine Bande von Tramps rauben in steter Regelmäßigkeit Städte und Züge aus und scheuen selbst nicht davor zurück, kleine Farmen zu plündern. Brandschatzend ziehen sie durch die Lande, bis Brinkley, der aufgrund seiner Haarfarbe auch der rote Colonel genannt wird, von einem großen Schatz im Silbersee erfährt. Umgehend machen die Schurken sich auf den Weg und folgen Brinkleys Schatzkarte, die ebenfalls seinem Diebesgut angehört, in bester Hoffnung, bald über große Reichtümer zu verfügen.

Unterdessen hat Old Firehand eine alte Silbermine am Silbersee entdeckt und kehrt nun in die Stadt zurück, um gemeinsam mit dem Ingenieur Patterson nach Wegen zu suchen, die Silberader auszubeuten. Sobald er von den Machenschaften Brinkleys erfährt, schließt er sich mit der schrillen Tante Droll, einem verkleideten Detektiv, zusammen, um dem roten Colonel das Handwerk zu legen. Doch Brinkley zieht ungehindert seines Weges und brennt dabei eine weitere Farm nieder. Dies soll ihm jedoch zum Verhängnis werden, denn die nunmehr obdachlosen Holzfäller schließen sich Old Firehands Gefolgschaft an, im festen Willen, Rache zu üben und zu verhindern, dass die Verbrecher am Silbersee Erfolg haben …

_Persönlicher Eindruck_

„Der Schatz im Silbersee“ ist für einen recht großen Teil der Karl-May-Anhängerschaft die schönste Geschichte des weltberühmten Autors und sticht als solche selbst die Romane um Winnetou und Old Shatterhand (die im späteren Verlauf noch einige Gastauftritte haben sollen) aus. Selbst in Hörspiel-Kreisen sind nicht wenige der Meinung, dass der legendäre Zweiteiler das Meisterstück der auditiven May-Festspiele ist, weshalb eine neue Aufarbeitung mittlerweile längst überfällig ist.

Im Rahmen der „Europa-Originale“ ist die wunderschöne Adaption aus dem Jahre 1968 nun endlich auch im CD-Format veröffentlicht worden, dies allerdings auf zwei unabhängigen Silberlingen. Im ersten Teil werden dabei die gesamte Vorgeschichte beleuchtet und die Charaktere näher eingeführt. Man erfährt von Brinkleys Machenschaften auf dem Flussdampfer |Dogfish|, wird Zeuge einer grausamen Tat eines schwarzen Panthers und folgt schließlich einem der gelungensten Charaktere des populären Autors, nämlich Old Firehand, auf seine Jagd nach den gemeinen Schurken und seiner Hatz nach dem ungeborgenen Silberschatz. Kritisch ist bei dieser Episode allerdings anzumerken, dass relativ viel Zeit damit verbracht wird, die Geschehnisse um den schwarzen Panther zu schildern. Dass dabei der Kopf des Dompteurs ein unschönes Ende nimmt, raubt der Sache ein wenig von der ansonsten durchweg kinderfreundlichen Ausstrahlung und wird für kurze Zeit das Hauptereignis der Handlung, bevor dann der eigentliche Plot um die beiden Kontrahenten Brinkley und Firehand erst seinen Lauf nimmt. Von dort an entwickelt sich das Hörspiel jedoch wirklich manierlich und nimmt in Sachen Spannung gewaltig Fahrt auf. In raschen Szenenwechseln beobachtet man das Geschehen auf Seiten Old Firehands, erfährt unterdessen von den jüngsten Raubzügen des roten Colonels und wird unterdessen mit einigen recht merkwürdigen, bisweilen aber auch äußerst witzigen Gestalten konfrontiert. Allen voran die komische Tante Droll sorgt hierbei für einige Lachmuskelbeanspruchungen, die sich zwischen den einzelnen Action-Sequenzen wirklich sehr gut machen.

Indes ist dem Hörer durchaus bewusst, dass die Höhepunkte der Geschichte erst bevorstehen, sobald weitere bekannte Figuren in die Erzählung eingreifen. Mit dem ersten Teil ist jedoch der Nährboden für eine richtig spannende und durchweg unterhaltsame Wildwest-Story ausgelegt, in der Halver bereits in frühen Tagen sein ganzes Geschick und Können als Regisseur unter Beweis stellen konnte. Aufgrund der durchweg tollen Inszenierung erscheint das Finale in der zweiten Episode nur noch Formsache, doch dazu an anderer Stelle mehr. Festzuhalten gilt bis dato, dass auch das Hörspiel bzw. diese fantastische Neuauflage keinen Beweis schuldig bleibt, dass „Der Schatz im Silbersee“ berechtigterweise nicht nur in Insiderkreisen als der Favorit im Schaffen Mays gehandelt wird.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

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