Istin, Jean-Luc / Montaigne, Thimothée; – fünfte Evangelium 1, Das: Die Hand der Fatima

_“Das fünfte Evangelium“:_

1 _“Die Hand der Fatima“_
2 „Die Höhle des Zerberus“
3 – nur angekündigt –

_Story:_

Jerusalem im Jahr 1174: Alamarich I., der geschwächte König, stirbt und hinterlässt sein Königreich dem jungen Balduin. Doch der Knabe scheint noch zu jung, um die Thronfolge anzunehmen und übergibt das Zepter zumindest inoffiziell an den verwandten Milon von Plancy. Allerdings ist die unsichere Stellung des Königs Nährboden für mehrere Komplotte. Raimund III. von Tripolis verlangt ebenfalls nach dem Thron, und als Milon ermordet und verstümmelt wird, liegt die Vermutung nahe, dass der leprakranke Balduin ebenfalls Opfer einer gewaltigen Intrige werden könnte.

Gemeinsam mit seinem Förderer, Wilhelm von Tyrus, reist er durch das Abendland und sucht nach den Gründen für den Tod des Gemeuchelten. Hierbei stoßen sie auf ein weiteres Mysterium: Zahlreiche Kinder verschwinden in Jerusalem, und jedes von ihnen trägt eine tätowierte Fatima auf dem Unterarm und ist Vollwaise. Balduin und Wilhelm untersuchen diesen Fall parallel und geraten dabei in einen gefährlichen Hinterhalt. Doch nicht nur im Dunstkreis de Mächtigen sind Mord und Gewalt ständige Begleiter. Auch der Orden der Templer, der zeitgleich eine neue Epoche einzuläuten gedenkt, startet zu einem Marsch, an dessen Ende die Lade mit dem fünften Evangelium stehen soll – jenes Schriftstück, welches das Christentum für alle Zeiten erschüttern soll!

_Persönlicher Eindruck:_

Bereits mit „Die Druiden“ hat Jean-Luc Istin ein finsteres Mittelalter-Drama geschaffen, welches zwar ganz klar aus dem Schatten eines Klassikers wie „Der Name der Rose“ heraus geboren wurde, mitsamt seiner finsteren Handlung, den starken Illustrationen und dem zum Ende hin wirklich überzeugenden Wendungen die Eigenständigkeit erlangte, die ein guter Fantasy-Comic benötigt, um seinen eigenen Charakter in der breiten Szene zu etablieren. Mit der neuen Trilogie „Das fünfte Evangelium“ will Istin jetzt genau dort anknüpfen und unterstreicht diese Ambitionen auch direkt im zeichnerischen Gesamtbild des Auftaktalbums „Die Hand der Fatima“. Finster, bösartig, manchmal auch beängstigend malen die Skizzen hier ein allzu beklemmendes Szenario, das in sehr lebendiger Wechselwirkung mit dem schwankenden Ausdruck der Story steht, für sich betrachtet aber mindestens eine genau so elementare Bedeutung für die Wirkung der Geschichte hat wie die Dialoge und das bis dato noch sehr komplexe Story-Konstrukt.

Letzteres ist zumindest in „Die Hand der Fatima“ ziemlich verworren; der Plot kommt nicht so richtig in Fahrt, weil die Rolle der beteiligten Figuren nur sehr unklar definiert wird und sich auch noch nicht herauskristallisiert, welche Passagen der Erzählung nun von besonderer Relevanz sind und inwiefern Istin hier nur schmückendes Beiwerk zur sphärischen Untermalung angehangen hat. Dies hat besonders in der ersten Hälfte des Auftakts klare Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung von „Das fünfte Evangelium“. Getreu dem Motto, Masse statt Klasse kommen viele Personen zum Zuge, es gibt Zeitsprünge und hektische Szenenwechsel, und bevor man sich versieht, ist bereits eine Menge geschehen, davon aber kaum etwas, was man auch schon adäquat einordnen könnte. Der Kern ist sehr vage beschrieben, und auch wenn man auf der Zielgerade in Erfahrung bringt, dass Balduin die tragende Figur der Story werden könnte und das versteckte Evangelium schließlich doch noch im Zentrum steht, kann man das Konzept von „Das fünfte Evangelium“ nur schwer greifen. Und hier entstehen dann auch erste klare Parallelen zu „Die Druiden“, eine Serie, die auch verhalten und ohne wirkliche Stringenz gestartet war, sich dann aber stetig weiterentwickelte und dann doch die genannten Fragen Schritt für Schritt beantworten konnte. Fragt sich allerdings nur, ob sich dieses Phänomen in diesem Fall wiederholen wird …

Bis zur noch ausbleibenden Erkenntnis muss man jedoch konstatieren, dass „Das fünfte Evangelium“ noch nicht die erforderliche Überzeugungskraft mit sich führt. Das Potenzial ist da, die Ideen auch, und selbst an den Charakterzeichnungen und Illustrationen gibt es rein gar nichts auszusetzen. Aber es ist noch nicht genug, vielleicht auch für eine Wertung zu wenig, in der Summe eben noch mit einer zu geringen Anzahl tatsächlich mitreißender Szenen. Und daran wird Istin – Potenzial hin oder her – in den nächsten Ausgaben noch zu knabbern haben. Denn mit der gerade anfangs sehr inkonsequenten Struktur hat er sich eine Hürde aufgestellt, die nur mit vielen schlüssigen Einwürfen und einer Masse an runden Szenen wieder zu kompensieren sein wird!

|Graphic Novel: 48 Seiten
Originaltitel: Le Cinquième Évangile – La Main de Fatima
ISBN-13: 978-3-86869-043-9|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

_Jean-Luc Istin bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Geheimnis der Oghams“ (Die Druiden 1)“ 5607
[„Die weiße Stadt“ (Die Druiden 2)“ 5972
[„Die Lanze des Lug (Die Druiden 3)“ 5973

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