Istin, Jean-Luc / Montaigne, Thimothée – fünfte Evangelium 2, Das: Die Höhle des Zerberus

_“Das fünfte Evangelium“:_

1 „Die Hand der Fatima“
2 _“Die Höhle des Zerberus“_
3 – nur angekündigt –

_Story:_

Vor Jahren war es Milon von Plancy eher zufällig gelungen, den Text des fünften Evangeliums in seine Hände zu bringen und die verheißungsvollen Worte mit Hilfe eines jungen Mädchens namens Akila zu übersetzen. Doch von Plancy wurde ermordet, und das Mädchen gilt seit längerer Zeit als verschollen – selbst der Orden der Tempelritter, der seit längerem eine konkrete Spur verfolgt, muss sich eingestehen, dass er machtlos gegen Milons Taktiken ist und dieser selbst nach seinem Tod noch ein bitteres Spiel mit denjenigen treibt, die das Evangelium des Judas, Jesus‘ Sohn, in ihren Besitz bringen wollen.

Seither nimmt das Gerangel um die verschollene Schrift immer brutalere Züge an: Odon von Saint-Armand, Leiter der Tempelritter, versucht die christliche Lehre zu verteidigen und erpresst jegliche Information mit grausamen Foltermethoden, die er selbst vor Christus als nötig betrachtet, um dessen Glaubenslehre zu wahren. Er lässt zahlreiche sarazenische Mädchen ermorden, die ebenso wie Akila das Zeichen der Fatima auf ihrem Arm tragen, in der Hoffnung, eines Tages das richtige Mädchen zu treffen. Saladin hingegen erkennt im fünften Evangelium den Schlüssel zur Unterwerfung des Christentums und zum Sieg über Balduin, den jungen König von Jerusalem. Dieser wiederum ersucht eine Audienz in Damaskus, um sich für die jüngsten Gräuel zu entschuldigen und einen Pakt mit Saladin zu schließen. Doch bevor das vermeintliche Zweckbündnisse Formen annehmen kann, taucht urplötzlich Akila wieder auf …

_Persönlicher Eindruck:_

Mit dem Abschluss des ersten von insgesamt nur drei Bänden durfte man schon erste Zweifel haben, inwiefern Jean-Luc Istin in der Geschichte um „Das fünfte Evangelium“ die Kurve bekommen und die Story in klarer strukturierte Bahnen lenken würde. „Die Druiden“, die vorangegangene, historische Serie des französischen Experten, schien hier ein geeignetes Vorbild, schließlich benötigte Istin auch hier eine gewisse Anlaufzeit, um den Plot unter Kontrolle zu bekommen und die verworrenen Arrangements linearer zu gestalten.

Infolgedessen ist man auch weitaus weniger überrascht, dass „Die Höhle des Zerberus“ deutlich kompakter aufgebaut ist und Istin die einzelnen Stränge viel konsequenter verfolgt. Der Autor färbt vor allem die wichtigen Charaktere transparenter und lässt sich beim Aufbau der gesamten Erzählung etwas mehr in die Karte schauen, so dass man dieses mal auch den Kern exakter erfassen kann. Der Bezug zum Titel wird plötzlich von der ersten Seite an hergestellt, dazu gesellen sich dann aber auch in kleinen Flashbacks Aufklärungen über den Background mancher treibender Kräfte aus „Das fünfte Evangelium“. Die Geheimnisse der inhaltlichen Vergangenheit werden dabei ebenfalls beleuchtet und vor allem das Undurchdringliche, das die erste Ausgabe noch so anstrengend unzugänglich machte, konkretisiert. Das verleiht der Story ein gesundes Fundament und auch den entsprechenden Nährboden, um die Entwicklung auch mit logischen Zügen voranzutreiben, ohne befürchten zu müssen, den Komplex noch unnötiger zu verkomplizieren – dies war in „Die Hand der Fatima“ schließlich schon grenzwertig in der dort gebotenen Ausprägung!

Davon abgesehen entpuppt sich „Das fünfte Evangelium“ mit den klareren Linien als reifer Fantasy-Comic mit historischem Hintergrund, hier und dort gewagt und zwischenzeitlich auch brutal in Wort und Bild, allerdings sehr authentisch adaptiert, aber eben auch nicht aufdringlich mit dem Tempelritter-Thema nervend. Dies war sicherlich auch eine der größeren Herausforderungen für die Gesamtkonzeption, nämlich einfach nicht wieder Ausgelutschtes neu zuzubereiten, sondern die Sache als Randthema anzunehmen und diese Basis zu nutzen, damit um sie herum eine eigenständige Handlung existieren und entstehen kann. Genau das ist in „Die Höhle des Zerberus“ nahezu perfekt gelungen. Die Geschichte ist lebendig, actionreich und dennoch zu einem gewissen Maße komplex, mehr oder weniger anspruchsvoll und zum Ende auch wesentlicher spannender als all das, was im zerstückelten Erstling noch in den Kinderbeinen zu stecken schien. Mit diesem Unterbau hat „Das fünfte Evangelium“ daher auch schlagartig noch das Zeug zum kleinen Genre-Klassiker bekommen, ungeachtet des unbestrittenen Fehlstarts dieser Splitter-Serie. Wer also von Band 1 enttäuscht war, sollte sich noch nicht einschüchtern lassen. Der Nachfolger hat durchaus das Potenzial, was man vermutete, aber letztlich nicht aufgetischt bekam!

|Graphic Novel: 48 Seiten
ISBN-13: 978-3-86869-044-6|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

_Jean-Luc Istin bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Geheimnis der Oghams“ (Die Druiden 1)“ 5607
[„Die weiße Stadt“ (Die Druiden 2″ 5972
[„Die Lanze des Lug (Die Druiden 3)“ 5973

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