Shocker, Dan – Hexensabbat (Larry Brent, Band 25)

Dieser Band enthält die beiden Heftromane „Hexensabbat“ und „Die Horror-Maschine“, welche erstmalig als Silber-Krimis Nr. 970 und 974 erschienen sind und später in der eigenständigen Heftromanserie „Larry Brent“ als Band 85 und 49 neu aufgelegt wurden.

|Hexensabbat|

In London kommt es zu einer Häufung von Kindesentführungen. Viele Anzeichen deuten auf ein verstärktes Treiben von Hexenzirkeln hin und die Computer der PSA stellen einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen fest. Larry Brent soll den ermittelnden Inspektor Paul Tabbert unterstützen. Gemeinsam befragen sie eine Zeugin in einer Spielwarenabteilung, wo das letzte Kind verschwunden ist. Dort kommt ihnen Kommissar Zufall zu Hilfe, denn die Zeugin entdeckt just in diesem Moment jene Frau, welche sie mit dem entführten Kind hat weggehen sehen.

Unauffällig verfolgen sie die Frau in ein abgelegenes Waldstück, wo sie ihre Spur verlieren. Larry Brent wird bei der Suche nach der Frau von einem gewissen Lord Shanny niedergeschossen. Als der Agent wieder erwacht, kümmern sich der besorgte Lord und seine Frau um Brent. Der begeisterte Jäger hat den Agenten mit einem Wildschwein verwechselt und glücklicherweise nur einen Streifschuss gelandet. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Gespräch, an dessen Ende sich für Larry immer mehr Verdachtsmomente gegen die Adeligen verhärten. Kurz darauf wird Paul Tabbert telefonisch bedroht und wenig später stirbt der Inspektor an plötzlichem Herzversagen. Ist Hexerei und Teufelsspuk mit im Spiel?

Derweil schafft es Larrys Kollegin Morna Ulbrandson, die ebenfalls auf den Fall angesetzt wurde, sich in einen der Hexenzirkel einzuschleichen und an dem größten Hexensabbat Englands teilzunehmen, zu dem sich sämtliche Satansschwestern unter der Führung des Great Ram versammelt haben, um dem Teufel zu huldigen …

Zunächst beginnt der Roman wie ein gewöhnlicher Sektenroman, wie sie in den siebziger Jahren zu Dutzenden erschienen sind, doch schon bald merkt man, dass man einen echten Larry-Brent-Roman in Händen hält. Es kommt zwar nicht allzu viel Action vor, dafür aber eine Menge Atmosphäre und ein kräftiger Schuss Okkult-Horror, wie man ihn aus Filmen wie „Das Omen“ oder „Rosemaries Baby“ kennt.

Die Identität des Great Ram überrascht den erfahrenen Gruselromanleser zwar nicht allzu sehr, ist aber durchaus logisch und fesselnd beschrieben worden. Die unsichtbare Bedrohung durch den magisch begabten Teufelsdiener, der mittels Voodoo-Magie seine Opfer zu töten vermag, erhöht den Gruselfaktor und lässt auch den Serienhelden in ernste Gefahr geraten. Äußerst gelungen ist auch der Humor, der durch eine gewisse Situationskomik das Geschehen an den richtigen Stellen aufzulockern versteht. Besonders lesenswert ist die Stelle, an der Larry Brent völlig sediert durch ein Gift von Morna Ulbrandson geweckt wird und sich einfach wieder schlafen legen will.

|Die Horror-Maschine|

In China verschwindet ein junger Mann namens Pao Lim spurlos. Er wurde entführt von einer schrecklichen Mutation mit sechs Armen. Die Zeugin des Vorfalls, Tschiuu Lo, erhält einen so schweren Schock, dass sie die Sprache verliert. Die Kreatur bringt Pao Lim zu einem abgelegenen Gebäude, in dem der wahnsinnige Genetiker Professor Wung Experimente mit menschlicher DNS durchführt. Durch eine Maschine ist es ihm gelungen, die Erbinformationen in menschlichen Zellen so zu verändern, dass diese sich wie Krebszellen verformen und Geschöpfe erschaffen werden, die dem Willen des Professors gehorchen.

Um weiterhin mit Menschen experimentieren zu können, lässt Wung Menschen entführen und pflanzt ihnen mit Hilfe seines Assistenten Lon Tung einen Elektrochip ins Gehirn. Einem der Gefangenen, der sich als Geistesgestört ausgegeben hat und dadurch der Operation entgangen ist, gelingt die Flucht. X-RAY-1, der Wind von den Vorgängen in China bekommen hat, reist in die Provinz Kwangchow und verhört den Mann. Anschließend schickt er seinen besten Mann X-RAY-3 inkognito nach China.

Larry gibt sich als amerikanischer Reporter aus und simuliert durch eine von den Medizinern der PSA entwickelten Droge einen Herzinfarkt und seinen daraus resultierenden Tod. Larry wird in das Krankenhaus überführt, in dem auch Tschiuu Lo behandelt werden soll. Doch Lon Tung, der in einer zweiten Existenz dort als Arzt arbeitet, will Tschiuu endgültig in den Wahnsinn treiben und schiebt die Chinesin regelmäßig in die Leichenhalle, wo er sie allein in der Dunkelheit stehen lässt.

Als Larry zu sich kommt und sich mit Hilfe einer biosynthetischen Maske ein neues Aussehen verleiht, erscheint wieder der verbrecherische Arzt mit seinem Opfer. Als sie allein sind, will Larry Tschiuu befreien. Durch diesen neuerlichen Schock erhält sie zwar ihre Stimme wieder und beginnt zu schreien, aber zugleich wird Tung auf die Geschehnisse aufmerksam und überwältigt den Agenten und die Frau. Er nimmt sie mit in Wungs geheimes Labor. Dort erwartet den Amerikaner und seine Begleiterin das nackte Grauen …

Rasant, actionreich, unheimlich und fesselnd. So lässt sich der Roman in wenigen Worten beschreiben. Die Handlung wird konsequent weitergeführt, ohne das Langeweile aufkommt. Larrys Eingreifen wird in allerbester Geheimagenten-Manier geplant, vorbereitet und durchgeführt, dass James Bond vor Neid erblassen würde. Allein das Präparat für den künstlichen „Tod“ des Agenten und die biosynthetischen Masken sind klasse. Die einzelnen Erklärungen, auch bezüglich der Experimente des Professors, sind durchaus schlüssig, wenn auch teilweise sehr an den Haaren herbeigezogen. Aber immerhin ist das hier auch ein Unterhaltungsroman und keine wissenschaftliche Abhandlung.

Auf alle Fälle ist dies ein erstklassiger Larry-Brent-Roman mit einer altbekannten Storyline, eben einem wahnsinnigen Wissenschaftler, der in seinem geheimen Labor menschenverachtende Experimente durchführt und sich ganz nebenbei auch auf die Weltherrschaft vorbereitet. Eines der Lieblingsthemen des Autors, welchem er sich im Laufe der Jahre des Öfteren widmete. Die vorliegende Variante dieses Themas ist wirklich super umgesetzt worden.

|Insgesamt|

Beide Geschichten spielen jede auf ihre Weise mit den Stereotypen des Gruselromans, gewinnen ihnen aber auch jede Menge neue Aspekte ab. Während sich „Hexensabbat“ mit okkulten Phänomenen, basierend auf satanistischem Aberglauben, befasst, beschäftigt sich „Die Horror-Maschine“ mit der Bedrohung durch skrupellose Wissenschaftler, und das mit einer Thematik, wie sie gerade heute wieder hochaktuell ist, wo die Genetik immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik gerät.

Die Romane wurden wieder eindrucksvoll von Pat Hachfeld illustriert, der nicht nur das Ambiente des Hexensabbats grotesk darstellte, sondern auch einem Monster aus der Horror-Maschine ein Gesicht verlieh. Das Artwork des Künstlers passt zu den bizarren Geschichten Dan Shockers wie die Selbstgedrehte zu Iwan Kunaritschew. Das Cover zeigt den Hexensabbat in voller Blüte. Das Bild vermittelt exzellent die Atmosphäre der satanistischen Veranstaltung und präsentiert im Hintergrund die typischen Frauengestalten, wie sie Lonati am liebsten darstellte: Jung, grazil, mit kleinen festen Brüsten, die am liebsten aus dem Bild zu hüpfen scheinen.

_Fazit:_ Spannende Grusel-Thriller mit abwechselungsreichen Handlungen und originellen Einfällen. Dan Shocker in Reinkultur!

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

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