„Der erste Band der märchenhaften Erfolgstrilogie!
In einem Venedig, in dem die Zauberei nie gestorben ist, suchen Meerjungfrauen und geflügelte Löwen, Meisterdiebe und Zauberspiegelmacher die Fließende Königin. Aber nur Merle gelingt es, ihr Vertrauen zu gewinnen. Als die Mächte des Bösen das phantastische Wesen jagen, entbrennt im Labyrinth der dunklen Gassen und Kanäle ein abenteuerlicher Kampf.“ (Verlagsinfo)
Nachtmahr
Nachtmahr 01 Richard Marshhttps://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Richard+Bernard+Heldman – „Der Skarabäus“ (The Beetle)
Nachtmahr 02 H. P. Lovecraft: „Das Grauen von Dunwich“
Nachtmahr 03 M. R. James: „Verlorene Herzen“
Inhalt:
Der elfjährige Steven verliert bei einem Brand seine Eltern und seine kleine Schwester. Noch im Krankenhaus wird der traumatisierte Junge von Mr. Perkins abgeholt, dem Bediensteten von Mr. Abney, einem Onkel von Steven. Mr. Abney ist zwar ein wenig exzentrisch und kauzig, kümmert sich aber rührend um den verwaisten Jungen, dem das düstere Anwesen seines Onkels nicht geheuer ist. Flüsternde Stimmen und geisterhafte Gestalten plagen Steven. Doch erst als er im Garten eine grausige Entdeckung macht, nimmt das Verhängnis seinen Lauf …
Meinung:
Mit der dritten Folge der Reihe NACHTMAHR, hat sich Produzent und Geschäftsinhaber von Wolpertinger Hörbücher, Max von Werder, ein wenig Zeit gelassen. Getreu dem Motto „gut Ding will Weile haben“, ist diese Zeit der Qualität des Hörspiels zuträglich gewesen, denn auch „Verlorene Herzen“ ist ein schaurig-schönes Hörvergnügen. Die Geschichte von M. R. James sorgt für wohlige Gänsehaut und ist ideal für stürmische und verregnete Gewitternächte im Kerzenschein. Der Plot erinnert in seinen Grundzügen an Filme wie „Das Geisterschloß“ oder „The Others“, die möglicherweise von M. R. James inspiriert wurden. Unter heutigen Gesichtspunkten mag die Handlung vorhersehbar sein, verliert dadurch aber keineswegs an Reiz, denn die Inszenierung ist großartig und bisweilen sogar recht brutal.
Die musikalische Gestaltung beschränkt sich auf unheilvolle, atmosphärische Klavierklänge, die von Tobias Schröter stammen. Die Geräusche wirken authentisch und vermitteln das optimale Kopfkino, auch der Raumklang ist einfach exzellent. Hinzu kommen engagierte Sprecher, deren Liste aufgrund der begrenzten Zahl an mitwirkenden Charakteren überschaubar bleibt. Peter Groeger kann sein Image als Dr. Watson aus der Hörspielserie SHERLOCK HOLMES von Maritim zwar nur schwer ablegen, vermag aber dennoch als Mr. Abney zu überzeugen. Seine Stimme ist und bleibt einfach unverkennbar. Lutz Mackensy ist die optimale Besetzung für Mr. Perkins, ebenso wie Doreen Arnold, die Ms. Blunch darstellt.
Franziska Reuter hat als Mary leider viel zu wenig zu tun, dafür kann Jungsprecher und Nachwuchstalent Leo Vornberger voll auftrumpfen. In weiteren Rollen sind Nora Jacobs und Nikolai Arnold zu hören. Hartmut Lehnert fungiert als Erzähler, benötigt aber eine gewisse Anlaufzeit, um warm zu werden und eine gewisse Gruselatmosphäre aufzubauen. Bemerkenswert an dem Ensemble ist, dass es komplett neu aufgestellt wurde und keiner der Sprecher in den ersten beiden Folgen vertreten war. Auch im Serienkontext kann das Hörspiel überzeugen, denn die Geschichte unterscheidet sich komplett von den ersten beiden Folgen und sorgt damit für eine hohe Abwechslung. Max von Werde zeigt aber nicht nur in der Auswahl der Storys ein glückliches Händchen, sondern auch in der sprachlichen Umsetzung. Ein durch und durch spannendes und überzeugendes Stück Hörliteratur.
Die Aufmachung der Reihe ist weiterhin grandios! Die Coverillustration stammt einmal mehr von Felix Gephart und überzeugt durch seine morbide Symbolik, auch wenn die knöchernen Geisterkinder ein wenig zu comichaft aussehen. Dafür ist das Booklet inhaltlich ein Meisterwerk. Sprecherfotos und eine nostalgische Gestaltung bieten dem Hörer auch etwas fürs Auge. Natürlich gibt es auch in dieser Folge ein kleines Extra, in Form eines aufklappbaren Faltblattes mit den Aufzeichnungen und Skizzen des Alchimisten. Erstklassig!
Fazit
Schaurig-schönes Gruselhörspiel mit jeder Menge Atmosphäre und tollen Sprechern. NACHTMAHR ist nicht nur eine weitere Gruselserie, sondern eine echte Bereicherung des Angebotes. Auch diese Folge ist absolut empfehlenswert.
Audio-CD mit 57 Minuten Spieldauer
Titelillustration von Felix Gephart
Fotos von Nadine Bachmann
ISBN-13: 978-3941709034
_|Nachtmahr|:_
01 Richard Marsh – „Der Skarabäus“
02 _H. P. Lovecraft – „Das Grauen von Dunwich“_
03 M. R. James – „Verlorene Herzen“
_Inhalt:_
Dr. Morgan versucht, in der kleinen Ortschaft Dunwich Ruhe und Erholung zu finden. Tatsächlich wird er in der Pension von Mrs. Bishop sehr herzlich empfangen. Doch dann macht er die Bekanntschaft mit Wilbur Whateley, der den Mediziner zu einem Notfall ruft, denn der Großvater des jungen Mannes liegt im Sterben. Morgan kann ihm ebenfalls nicht zur Seite stehen, hört aber die letzten Worte, des scheinbar geistig verwirrten Mannes. Der Großvater von Wilbur Whateley faselt von Beschwörungsformeln und einer Gottheit namens Yog-Sothoth. Einige Wochen später, Dr. Morgan, ist wieder an der Universität, wird sein Freund und Kollege Professor Armitage von Wilbur Whateley genötigt, ihm das sagenumwobene Necronomicon auszuhändigen. Als dieser ihm die Herausgabe des Buches verweigert, bricht Whateley nachts in die Bibliothek ein und wird vom Wachhund attackiert. Dr. Morgan und Professor Armitage können das Schlimmste verhindern, doch die Beschwörung hat bereits Früchte getragen. In Dunwich beginnt ein unsichtbares Monstrum zu wüten …
_Meinung:_
Die Werke von H. P. Lovecraft zählen nicht grundlos zu den Klassikern und Meisterwerken der surrealen Horrorliteratur. Aufgrund der bizarren Kreaturen, die Lovecraft gerade im „Cthulhu“-Mythos auf den Leser losgelassen hat, erscheint das Medium Hörspiel als die optimale Plattform, um die kongenialen Geschichten einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Das Label Wolpertinger Hörbücher hätte sich keine bessere Story für die zweite Folge der Reihe NACHTMAHR aussuchen können, denn zum einen wird sich thematisch von ähnlichen Projekten anderer Labels distanziert und zweitens hat „Das Grauen von Dunwich“ alles, was eine gute Horrorgeschichte ausmacht: Ein düsteres Mysterium, einen interessanten Schauplatz, glaubhafte Charaktere und einen schaurigen Plot. Dabei hält sich das Skript erstaunlich nahe an der literarischen Vorlage. Lediglich in einigen dramaturgischen Punkten wurde die Handlung angeglichen und gestrafft.
Erzählt wird die Geschichte von Dr. Morgan, eindrucksvoll gesprochen von Thomas Arnold, der die Hauptrolle in jeder Lebenslage glaubhaft darzustellen vermag. Das Hörspielurgestein Jürgen Thormann, auch als Synchronstimme von Michael Caine omnipräsent, wurde als Professor Armitage perfekt besetzt und spielt vor allem im effektvollen Finale eine große Rolle. Sehr bedrohlich wirkt Rafael Banasik als Wilbur Whateley, während Heide Simon als Mrs. Bishop ein wenig leidenschaftlicher hätte agieren können. Sehr unbeholfen klingen bisweilen die Studenten, die glücklicherweise nur Staffage sind, denn man hört den Sprechern deutlich an, dass sie wenig Hörspielerfahrung haben. Die Geräusche klingen sehr realistisch und vermitteln ein ideales Hörvergnügen, während die Musik sehr dezent, aber nie unpassend oder störend eingesetzt wurde. Die große Sorgfalt, die dem Hörspiel zuteilwurde, schlägt sich im Zusammenspiel von Sprache, Musik und Geräuschen äußerst positiv zu Buche und macht auch den zweiten Teil der NACHTMAHR-Reihe zu einer kleinen Perle für all jene, die sich gerne dezent gruseln möchten.
Die Aufmachung ist einfach genial! Beiliegend erhält der Hörer eine kleine Wanderkarte von Dunwich, auf der er den Weg von Dr. Morgan verfolgen kann, während das Hörspiel läuft. In einer kleinen Galerie kann man die Fotos der Sprecher bewundern und Informationen zum Autor gibt es ebenfalls. Eine morbide Coverillustration von Felix Gephart rundet die exorbitante Bookletgestaltung perfekt ab.
_Fazit:_
Unheimlich-morbides Hörspiel mit größtenteils hervorragenden Sprechern und einer dezenten, wirkungsvollen Geräuschkulisse. Ideale Vertonung einer bizarren Schauergeschichte vom Großmeister des Horrors.
|Audio-CD mit 54 Minuten Spieldauer
Titelillustration von Felix Gephart
Karte von Max von Werder
Fotos von Sabine Weigold
ISBN-13: 978-3941709027|
[www.wolpertinger-hoerbuecher.de]http://www.wolpertinger-hoerbuecher.de
Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und leidest an einer merkwürdigen Krankheit; die Welt, die dich umgibt, ist zu einem allzu transparenten Kosmos geworden, den du durchschreiten kannst und in dem dir nichts entgeht, weil du alles durchschaust wie Glas: Türen, Wände, ja selbst die Köpfe der Menschen sind kein Hindernis. Du bist wie Gott, der die Wahrheit zu erkennen vermag und auch die schrecklichsten Geheimnisse der Menschen kennt, die tief in ihren Seelen ruhen. Doch was anfangen mit dieser Wahrheit – und viel wichtiger, wie damit umgehen? „Die natürliche Reaktion auf den Wahnsinn ist der Wahnsinn“, und so begibst du dich auf einen Streifzug, der dich Herz und Verstand kosten könnte.
Vor ein paar Monaten habe ich im Fernsehen eine Reportage über Männer auf der Suche nach ihrer Männlichkeit gesehen: Nachdem die Frauen heute alle Männerdomänen erobert haben – sei es nun in Sport, Beruf oder Politik -, treffen sich die suchenden Männer der Gegenwart beim Männerseminar im Indianercamp, springen nackt ums Feuer und spüren ihren verborgenen archaischen Anteilen nach.
Bands wie IMMORTAL, EMPEROR und DIMMU BORGIR haben es da einfacher. Sie dürfen sich unsanktioniert als archaische Kerle präsentieren, die den Frauen überlegen sind und die raue Natur beherrschen. Um all das auszuleben, erweist sich der Black Metal als ungemein praktisch. Mithilfe des Musikvideos steht den Künstlern eine geeignete Bühne zur Verfügung, auf der sie sich abseits des Zeitgeistes archaisch selbst inszenieren können.
Wen interessiert das? Die Rezipienten des Black Metal – vermutlich doch zu einem höheren Anteil Männer – werden kaum einräumen, dass Black Metal eine wunderbare Projektionsfläche für ihre archaischen Träume ist.
Bleibt also wieder mal nur die Wissenschaft, die den Metal und seine Spielarten als Forschungsfeld für sich entdeckt hat. Diesmal ist es der Fachbereich Neue Medien am Institut für Kunstpädagogik in Frankfurt am Main. Hier forscht Jan G. Grünwald, seines Zeichens Dr. phil. und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dunstkreis von Prof. Birgid Richard, die dem forschungsinteressierten Metalfan bereits von der Braunschweiger Tagung „Metal Matters“ aus dem Jahre 2010 bekannt ist, bei der Richard und Grünwald sich mit einem Vortrag bereits des Themas „Mediale Bilder archaischer Männlichkeit im Black Metal“ annahmen.
Nun liegen unter dem Titel „Male Spaces – Bildinszenierungen archaischer Männlichkeit im Black Metal“ Grünwalds komplette Forschungsergebnisse vor. Und man muss es noch einmal deutlich sagen: Das ist eine wissenschaftliche Arbeit. Staubtrocken, mit vielen Fußnoten sowie der Anforderung an den Leser, Hintergrundwissen aus dem Bereich der Medienanalyse mitzubringen. Wer das nicht hat, für den wird die Lektüre des Buches zu einem harten Nüsschen.
Und so geht es auch inhaltlich überwiegend darum, darzulegen, mit welchen Methoden Filme gemacht und analysiert werden. Man lernt dabei, dass in einem Musikvideo unterschiedliche Räume inszeniert werden, die die Medienwissenschaftler als ‚Naturraum‘, ‚Filmraum‘, ‚Andere Orte‘ oder als ‚Heterotopie‘ kategorisieren. Wer Lust hat, sich mit derartig intellektueller Akrobatik zu befassen, der ist bei Jan G. Grünwald richtig.
Der Erkenntnisgewinn speziell zum Black Metal ist für mich hingegen nicht besonders groß. Die Hauptbotschaft legt ja bereits der Buchtitel offen, nämlich, dass Black Metal sich archaischer Männlichkeitsbilder bedient. Beim Durchkämpfen des Buches habe ich festgestellt, dass mich weniger die Frage interessiert, mit welchen Mitteln die dunklen Helden sich filmisch inszenieren als vielmehr a) warum sie das tun und vor allem b) warum archaische Männlichkeitsinszenierungen im 21. Jahrhundert, das den emanzipierten Mann kennt, so erfolgreich sind.
Aber das ist wohl eine andere Forschungsarbeit, die eher am Fachbereich Soziologie denn bei den Neuen Medien geleistet werden müsste.
Wer sich trotzdem an die Bildanalyse heranwagen will, der findet „Male Spaces“ für 34,90 € im Frankfurter |Campus|-Verlag.
Marc Lucas ist Streetworker in Berlin. Seit einem tragischen Unfall, bei dem seine schwangere Frau ums Leben kam, ist seine Existenz ein einziger Alptraum. Ein Splitter in seinem Nacken, der ihn mit Schmerzen peinigt, ist eine ständige Erinnerung an die grauenhafte Tragödie. Verzweifelt meldet sich Marc für ein Versuchsprogramm in einer Privatklinik an, die in einer Zeitungsannonce damit wirbt, gezielt eine Amnesie für bestimmte Erinnerungen auslösen zu können. Für Marc Lucas war die Anmeldung eher eine Kurzschlusshandlung als eine ernst gemeinte Intervention, doch als er auf der Straße persönlich von dem verantwortlichen Professor angesprochen wird, lässt er sich dazu überreden, an dem Programm teilzunehmen.
Caspar ist Patient der Teufelsbergklinik, wo prominente Leute ihre Depressionen und Traumata behandeln lassen. Caspar leidet unter Amnesie und wird darüber hinaus von Visionen geplagt, in denen er ein Mädchen, vermutlich seine Tochter, sieht, die starke Ängste aussteht.
In einer recht nahen Zukunft bringt – entgegen eines Verbots – ein Raumfahrer eine Außerirdische mit auf die Erde. Die außerirdische Frau sieht umwerfend gut aus, gebärt viele Kinder und setzt ihren eigenen Kopf durch.
Viele Jahre später gibt es fast siebentausend weibliche Abkömmlinge, die mit den Genen ihrer Ahnin – liebevoll „Mutter“ genannt – versehen sind. Alle Frauen sehen gut aus, sind gebärfreudig und sehr intelligent. Die Mischung Mensch und Vernaerin führt auch dazu, dass nur Mädchen geboren werden und sämtliche Nachfahren einen starken lesbischen Trieb besitzen. Dazu kommt eine ungewöhnliche Langlebigkeit.
Die Welt ist nun im Wandel und kein Ort für solch eine Menschengruppe, die gleichzeitig auch das wertvollste Gut der Menschheit darstellt. Noch ahnt niemand etwas von dem intellektuellen Potenzial, doch handelt es sich dabei nur um eine Frage der Zeit. Mutter schart nun ihre Familie um sich und kann die meisten dazu bewegen, ihr zu folgen. Sie benennt die junge Megan zur Führerin und schon bald fliehen die meisten Frauen in den Weltraum.
Die Flüchtlinge haben eine neue Welt auserkoren, die es zu bewohnen gilt. Glücklicherweise gibt es nur wenige Gefahren. Schon bald entsteht ein weibliches Utopia in der Weite des Alls. Nur Megan ist unglücklich, da sie ein Mutter gegebenes Versprechen bindet. Doch als plötzlich ein irdisches Raumschiff mit vier Besatzungsmitgliedern erscheint, dreht sich auch für Megan das Liebeskarussell. Leider stellt die Besatzung auch eine große Gefahr für die Frauenkolonie dar… Katherine V. Forrest – Töchter der Morgenröte (Band 1 von 3) weiterlesen →
Wieder einmal sind Sommerferien, und Harry kann es nicht erwarten, dass die Schule endlich wieder anfängt. Denn seine Verwandten setzen ihm immer mehr zu. Als er schließlich Tante Magda an die Decke schweben lässt, da er sie wirklich nicht mehr ertragen kann, befürchtet er das Schlimmste; schließlich ist ihm Zaubern in den Ferien verboten.
Er flieht kurzerhand aus dem Haus und wird vom „Fahrenden Ritter“ aufgesammelt, einem Busdienst für Zauberer. Von diesem lässt er sich in die Winkelgasse in London fahren, einer Straße, die für die Muggels nicht zu sehen ist. Er nimmt sich ein Zimmer im „Tropfenden Kessel“ und erwartet das Schlimmste.
Doch dazu kommt es nicht, denn als er auf den Zaubereiminister Fudge trifft, ist dieser äußerst höflich und zuvorkommend, obwohl Harry das Gesetz gebrochen und in den Ferien bei den Muggels gezaubert hat. Dies könnte allerdings damit zu tun haben, dass ein schrecklicher Verbrecher aus Askaban ausgebrochen ist und es auf Harry abgesehen haben könnte. Denn Sirius Black war der beste Freund seiner Eltern und hat diese an „Du-weißt-schon-wen“ verraten, und jetzt könnte er hinter Harry her sein.
Harry wird in eine verflochtene Geschichte hineingezogen, die immer undurchsichtiger zu werden scheint, in der sowohl Rache als auch Verrat die Hauptrollen spielen. Und es scheint auch nicht besonders viel zu nützen, dass die Dementoren von Askaban die Schule vor dem Flüchtigen schützen sollen, denn es mehren sich die Anzeichen, dass Black trotz allem in das Gebäude eindringen konnte …
Rowlings „Harry Potter“ erweist sich als Suchtlektüre allererster Sahne – auch für den erwachsenen Leser, der eigentlich mit einem leicht skeptischen Gefühl an die Sache herangeht. Die Geschichten sind durchweg dermaßen faszinierend und sympathisch aufgebaut, dass man sich ihrer Magie gar nicht entziehen kann, selbst wenn man es versuchen wollte. Eine ähnliche Wirkung von Jugendbüchern auch auf Erwachsene habe ich bisher bestenfalls bei Mark Brandis‘ „Weltraumpiraten“ und mit leichten Abstrichen bei Kai Meyers „Sieben Siegeln“ feststellen können.
Bei „Harry Potter“ passt einfach alles: Die Handlung (auch für Erwachsene interessant und in hohem Maße spannend), die Charaktere (die keineswegs flach, sondern durchaus interessant geschildert daherkommen) und eine Erzählweise, die geschickt die wirklich spannende Handlung mit witzigen Elementen auflockert.
All dies ist in einer durchaus jugendgerechten Handlung verpackt, die jedoch auch den erwachsenen Leser zu jeder Zeit zu faszinieren in der Lage ist, sollte sich dieser einen kleinen Sinn für die Faszination seiner Jugend bewahrt haben. Es ist jedenfalls fast unmöglich, einen Roman dieser Serie zur Seite zu legen, bevor man am Ende angekommen ist. Bei mir hat dies dann für zwei Nächte gesorgt, die ich mit Lesen verbracht habe – von den Tagen erst gar nicht zu reden. Ich kann jedenfalls jedem nur raten, sich den ersten Band zu besorgen und einen freien Tag in der Woche zur Lektüre zu nutzen – denn nach Beendigung des ersten Bandes wird man mit höchster Wahrscheinlichkeit zur nächsten Buchhandlung rennen und sich die weiteren Bände zulegen wollen. Wochenenden haben hier den Nachteil, dass die Bücherläden geschlossen haben und man bis Montag warten muss. Und dieses Warten sollte man nicht unterschätzen. Am besten ist es immer noch, ein freies Wochenende einzuplanen, alle Romane vorher zu kaufen und diese dann praktisch in einem Rutsch durchzulesen – und am Erscheinungstag des nächsten freizunehmen, morgens in der Buchhandlung zu stehen und dieses Buch direkt mitzunehmen, um es zuhause zu verschlingen.
Das mag jetzt alles recht enthusiastisch klingen – allerdings kann ich nicht viel anderes hierzu schreiben. Immerhin gehört die „Harry Potter“-Reihe zum Interessantesten, Faszinierendsten, Spannendsten und Lustigsten, das ich in der letzten Zeit gelesen habe. Und das will schon einiges heißen.
Noch eine Bemerkung zum Schluss: Angesichts des Umfangs dieser Romane kann man eigentlich kaum glauben, dass die Jugendlichen heutzutage kaum noch lesen. Diese Bücher sind doch im Vergleich ziemliche „Brocken“ – nach denen sich die Zielgruppe die Füße plattläuft. Diese Romane sind das beste Beispiel für Bücher, die auch „Nichtleser“ dazu bringen, die Nase zwischen zwei Buchdeckel zu stecken.
Fazit: Suchtlektüre der allerersten Sahne. Wer sich diese Romane zulegt, sollte auch gleich noch ein verlängertes Wochenende in der Hinterhand haben, an dem er sie an einem Stück lesen kann. Selten sind Jugendromane dieser Qualität erschienen. „Harry Potter“ kann jetzt schon als zeitloser Klassiker gewertet werden. Absolut empfehlenswert!
Der bekannte Psychiater Viktor Larenz leidet immer noch schwer unter dem Verlust seiner Tochter Josy, die vor vier Jahren spurlos verschwand. Seitdem ist sein Leben aus den Fugen geraten: Seine Praxis musste er aufgeben und seine Frau hat sich immer mehr zurückgezogen, denn Viktor ist felsenfest davon überzeugt, dass seine Tochter noch lebt.
Während er auf der Nordseeinsel Parkum weilt, wo er das Interview einer Illustrierten bearbeiten will, wird er erneut mit der Vergangenheit konfrontiert. Eine geheimnisvolle Frau namens Anna Spiegel sucht ihn in der Einsamkeit auf und bittet um ein therapeutisches Gespräch. Zunächst sträubt sich Larenz, doch nach der ersten Sitzung merkt er schnell, dass mehr hinter der Geschichte der Anna Spiegel steckt und sie möglicherweise etwas mit dem Verschwinden von Josy zu tun haben könnte. Aus einer vagen Idee wird nach und nach Besessenheit, und bald schon ahnt Viktor Larenz das, was ihm schon der alte Fährmann und der Bürgermeister von Parkum berichteten: Anna Spiegel ist gefährlich …
_Meine Meinung:_
„Die Therapie“ ist der erste Roman von Sebastian Fitzek und nicht grundlos auf den Bestsellerlisten gelandet: ein grandioses Debüt mit einer hochspannenden Geschichte, die sich im Laufe der Handlung zu einem beklemmenden Kammerspiel entwickelt und ein packendes Finale zu bieten hat. Das Buch ist ein Pageturner ohnegleichen, und dank der kurzen Kapitel wird der Leser immer wieder motiviert weiterzulesen, denn der Autor geizt nicht mit überraschenden Wendungen.
Viktor Larenz ist ein sympathischer Zeitgenosse, für dessen Geschichte man sich automatisch zu interessieren beginnt, wenn man die ersten Zeilen liest. Die Handlung entwickelt schnell eine gewisse Eigendynamik und verselbständigt sich mit fortschreitender Seitenzahl. Dabei begegnet man sehr einfühlsam gezeichneten Charakteren und einer Lokalität, die wie geschaffen ist für einen beklemmenden Psychothriller: eine kleine Nordseeinsel, die durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten ist. Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die hervorragende Recherche. Man merkt dem Roman schon nach wenigen Seiten an, wie gut durchdacht die Story ist und wie tief sich Fitzek in seine Konstruktion hineingedacht hat, um einen authentischen Thriller zu entwerfen, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt, um einmal eine Klischeeformulierung zu strapazieren.
Äußerlich präsentiert sich der Roman eher gediegen und zeigt lediglich den Schatten eines jungen Mädchens, das aus einer typischen Insellandschaft mit düster-verhangenem Himmel herausläuft. Das Cover wirkt in seiner Einfachheit sehr atmosphärisch und ist vor allen Dingen nicht zu überfrachtet, so dass Titel und Autor gut zur Geltung kommen. Das Buch selbst wurde auf sehr hochwertigem Papier gedruckt und verwöhnt den Leser durch einen sehr schönen Satzspiegel.
_Fazit:_
„Die Therapie“ ist ein erstklassiges Debüt, das alles besitzt, was ein moderner Psychothriller benötigt, um zum Bestseller zu werden: einen spannenden Plot, vielschichtige, glaubwürdige Charaktere und ein fesselndes Ende mit einigen Überraschungen. Fitzeks Erstling ist ein flüssig zu lesender Thriller, der jedem Krimifreund lange im Gedächtnis bleiben wird. Absolut empfehlenswert.
Wenn es etwas gibt, das man Stephen King, dem Meister des Alltag-Horrors, nicht vorwerfen kann, dann ist es ein Mangel an Abwechslung in seinen Geschichten.
Dass ein Stoff mehrmals aufgewärmt wird, wie etwa bei den Genrekollegen Koontz oder Herbert, kommt bei King eher selten vor, was wohl einfach an dem schier unerschöpflichen Ideenpotenzial dieses Mannes liegt. Ausnahmen, wie der unsägliche „Rose Madder“-Roman, der mehr als nur eine Parallele zum „Feind in meinem Bett“ aufwies, sollen vorkommen; allerdings ist dieser Roman auch in der wohl schwächsten Phase Kings erschienen, welche 1992 mit „Geralds Game“ („Das Spiel“) begann und mit dem spannenden Doppelpack „Regulator“ und „Desperation“ zum Glück wieder vorbei war.
Dass King auch noch richtige Meisterwerke abliefern kann, hat er spätestens mit „The Green Mile“ ziemlich eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dabei kam der Fortsetzungsroman, ebenso wie bereits die geniale Novelle „The Shawshenk Redemption“ oder „Dolores“, ganz ohne Horror-Elemente aus, zumindest beinahe. Auch in seinem aktuellen Werk spielt das Übersinnliche nur eine eher untergeordnete Rolle.
Mit „Atlantis“ wird Stephen King so manchen Leser überraschen, denn der Roman stellt die bislang wohl ungewöhnlichste, gleichwohl aber auch ohne Zweifel die anspruchsvollste Arbeit des Amerikaners dar. Wobei die Bezeichnung „Roman“ eigentlich nur bedingt zutrifft, da die vier Abschnitte, aus denen das Buch besteht, nur in einem losen Zusammenhang stehen, der sich weniger auf die Handlung, sondern eher auf die Personen bezieht. Diese bilden aber ohnehin das Hauptelement des Buches und bestechen – wie so oft bei King – durch eine unglaublich lebendige, farbige Charakterzeichnung.
Was die Handlung anbelangt, so ist hier eigentlich nur der erste Teil in der typisch Kingschen Erzählform verfasst. King spannt einen chronologischen Bogen, der in den frühen 60ern seinen Anfang nimmt und bis ins Jahr 1999 reicht, wobei die 60er jedoch das tragende Element des Buches bilden.
So dreht sich im ersten Teil alles um den 11-jährigen Bobby Garfield, der zusammen mit seiner jähzornigen und vom Leben enttäuschten Mutter in einer Kleinstadt lebt und dort im Jahr 1960 die Bekanntschaft mit Ted Brautigan macht, einem älteren Herrn, der plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht und sich in Bobbys Haus zur Untermiete einquartiert. Sehr zum Leidwesen von Bobbys Mutter (von King hervorragend dargestellt), schließen die beiden schnell Freundschaft. Ted vertraut Bobby an, dass er auf der Flucht vor ominösen Männern in gelben Mänteln ist, die in grellbunten Wagen unterwegs sind und die trotz oder gerade aufgrund ihrer Auffälligkeit von den Erwachsenen nicht bemerkt werden. Nur Kinder können sie sehen. Anfangs glaubt Bobby, dass es sich bei den Männern in Gelb nur um Phantasiegeschöpfe handelt, doch als Ted ihm anbietet, sich ein paar Dollar zu verdienen, indem er nach merkwürdigen Zeichen Ausschau hält, mit denen sich die Männer untereinander verständigen, muss er seine Meinung recht bald ändern.
Spätestens an dieser Stelle wird der eine oder andere Leser ein Déja-Vu-Erlebnis haben. Dass Stephen King gern mal dazu neigt, Verknüpfungen zwischen seinen einzelnen Werken zu schaffen, ist dem aufmerksamen Fan vor allem bei den neueren Werken sicher nicht entgangen. In diesem Fall musste die Saga vom „Dunklen Turm“ für eine Verbindung herhalten {und auch Anleihen bei „Schlaflos“ sind erkennbar, Anm. d. Lekt.}, was jedoch durchaus geglückt ist, auch wenn die beiden Werke rein handlungstechnisch eigentlich nicht so recht zusammenpassen wollen.
Dieser erste und umfangreichste Teil ist eindeutig der beste – und das nicht nur, weil es der einzige ist, der eine komplexe Handlung und wirkliche Spannungsmomente aufweist. Vielmehr ist King mit diesem Abschnitt auch stilistisch wieder mal ein kleines Meisterwerk gelungen, was nicht zuletzt auch der wirklich guten Übersetzung zu verdanken ist. (Vielleicht hat dem sonst üblichen King-Übersetzer Joachim Körber die Pause auch mal gut getan.)
Doch auch was den Rahmen für die weitere Handlung anbelangt, ist der erste der wichtigste Teil. Indem King die Kindheit seiner Protagonisten beschreibt, leistet er hier nämlich die Vorarbeit für seine späteren Kapitel, deren einziger Bezug zum Hauptteil eben diese Erinnerungen der handelnden Personen an ihre Kindheit und die Beziehungen der Charaktere untereinander darstellen. So wird das Geschehen im zweiten Teil aus der Sicht einer Person geschildert, die zwar im ersten nicht vorkommt, die aber wiederum eine Beziehung zu einer anderen Person aus Teil 1 unterhält, so dass sich der Kreis hier wieder schließt.
Schauplatz dieses zweiten Abschnitts ist eine Universität, an der es Mitte der 60er Jahre zu Auseinandersetzungen der Studenten mit der Vietnamproblematik kommt, während sich langsam so etwas wie eine Friedensbewegung zu entwickeln beginnt.
Mit beängstigender Nüchternheit beschreibt King das Los der Studenten, für die ein guter Notendurchschnitt nichts anderes bedeutet, als überleben zu dürfen – denn wer die Uni verlässt, muss damit rechnen, sofort eingezogen zu werden.
Ahnungslos, wie schrecklich der Vietnamkrieg tatsächlich ist, spielen die Studenten aber lieber Karten, was für einige zu einer regelrechten Besessenheit wird, die sie direkt in den Dschungel führt. King ist mit diesem Teil der Kunstgriff gelungen, das Thema Vietnam mal von einer ganz anderen Seite her zu beleuchten. Selten konnte man sich so gut in die Lage der jungen Menschen versetzen, die in der grünen Hölle ihr Leben verloren, selbst wenn sie nicht den Tod fanden.
Nach einem kurzen Ausflug in die Achtzigerjahre, welcher den Alltag eines schizophrenen Vietnam-Veteranen beschreibt (wiederum eine Figur aus Teil 1), widmet sich King im letzten Teil wieder einer dem Leser vertrauten Figur, nämlich Sully (dem ehemaligen Freund von Bobby Garfield), der nun ebenfalls ein Vietnam-Veteran ist und – wie sollte es anders sein – von den Schatten der Vergangenheit eingeholt wird.
Anhand dieser kurzen Handlungsübersicht wird wohl bereits deutlich, wie vielschichtig dieses Werk ist. Der Autor versteht es ebenso meisterhaft, den Leser auf der einen Seite das Flair der 60er Jahre nachempfinden zu lassen, wie er ihm auf der anderen Seite die Grausamkeiten des Krieges vor Augen führt. King zeichnet hier vor allem im dritten Abschnitt ein überaus reales, plastisches Bild und beschreibt das Chaos in den Köpfen der Überlebenden so, als hätte er dieses traurige Kapitel der amerikanischen Geschichte selbst miterlebt.
Was diese Schilderungen aber erst wirklich interessant macht, was ihre Authentizität ausmacht, das ist zweifellos die mit dem ersten Teil geschaffene Basis, der Kontrast der unschuldigen Kindheitsjahre zum traurigen Erwachsenendasein. Es ist schlichtweg genial, wie es King hier gelingt, diesem ersten Teil im Nachhinein somit eine ganz andere Bedeutung zukommen zu lassen, als es zunächst der Fall zu sein scheint.
King schlägt immer wieder eine Brücke zwischen den Zeiten und zwischen seinen Protagonisten und lässt diese dadurch so lebendig erscheinen wie in kaum einem anderen Werk.
Was dem Leser allerdings wohl am meisten in Erinnerung bleiben wird, nachdem er dieses Buch gelesen hat, ist der erste Teil; hier insbesondere die Beziehung zwischen dem jungen Bobby Garfield und seinem großväterlichen Freund. Dieser lässt ihn den „Herr der Fliegen“ lesen, was King zum Anlass nimmt, sich mit diesem Buch und seiner Aussage auseinanderzusetzen und es dem Leser so ganz nebenbei ans Herz zu legen.
Doch auch andere Werke vergangener Tage finden Erwähnung, nicht zu vergessen natürlich die Musik der 60er. Alles in allem darf dieser erste Teil wohl auch als Aufbereitung von Kings eigener Jugend betrachtet werden.
Somit hat der Klappentext, welcher den Roman als Kings persönliches Meisterwerk titulierte, ausnahmsweise einmal nicht zuviel versprochen. Schade ist nur, dass der geniale erste Teil doch ziemlich abrupt endet und leider einfach viel zu kurz geraten ist (wenn er auch immerhin die Hälfte des Buches ausmacht).
Aber ganz genauso verhält es sich ja auch mit der Kindheit…
Wenn man Baxters Buch verstehen will, muss man die Quantenmechanik verstanden haben – so möchte ich einmal einen Satz aus dem Buch selbst abwandeln (s.S. 316). Ich glaube, die wenigsten Leser verfügen jedoch über das nötige Hintergrundwissen, um wirklich zu verstehen, wovon der Autor hier fast ununterbrochen schreibt: Esoterische (real existierende) Physik und höhere Mathematik, durchmischt von offenbar spekulativen Abwandlungen und Extrapolationen oder gar völlig erdachten Weiterungen unserer heutigen Kenntnisse von der Natur des Universums. Da zu meinem Studium die theoretische Physik gehörte, konnte ich zumindest mit dem Begriffsapparat etwas anfangen. Andere dürfte Baxter aber schnell weit hinter sich lassen auf seinen Höhenflügen. Ob ihm das eine dankbare Leserschaft einbringt?
Sherlock Holmes wird von Dr. Tevelyan um Hilfe gebeten, weil sein Förderer und gleichzeitiger Patient Mr. Blessington, der unter Paranoia leidet, der unumstößlichen Ansicht ist, dass bei ihm eingebrochen wurde, obwohl augenscheinlich nichts entwendet wurde. Dr. Trevelyan ist allerdings der Ansicht, dass die Meinung seines Patienten die Folge seiner Erkrankung ist. Doch eine erste Begehung des Tatortes überzeugt Sherlock Holmes schnell, dass sein neuer Klient Recht hat und bei Mr. Blessington tatsächlich eingebrochen wurde. Hintergründe und Motive der Tat bleiben aber auch dem Meisterdetektiv verborgen, da sich Mr. Blessington standhaft weigert, Holmes die volle Wahrheit zu erzählen.
Anna Strong versucht, ihr Dasein als Vampir und ihr Leben unter Menschen in Einklang zu bringen und die Tatsache, dass sie sich vom Blut der Menschen ernährt, vor den Personen zu verbergen, die sie liebt.
Während eines ihrer Besuche bei ihren Eltern erscheint plötzlich Carolyn Delaney auf der Bildfläche, die Ex-Freundin von Annas verstorbenen Bruder. Vom Leben gezeichnet, berichtet sie, dass sie von Annas Bruder ein Kind habe, das nun verschwunden sei. Sie bittet Anna Strong um Hilfe, die als Kopfgeldjägerin einen guten Ruf genießt. Widerwillig, aber um das Wohlergehen ihrer Nichte Trish besorgt, willigt Anna Strong schließlich ein, denn darüber hinaus wurde eine Freundin von Trish ermordet aufgefunden. Scheinbar wollte sie einen der Lehrer von der Highschool, die Trish besuchte, zur Rede stellen. Dieser Lehrer, Daniel Frey, steht unter dem Verdacht, Jugendliche sexuell zu missbrauchen. Anna Strong nimmt sich des Falles an, nicht ahnend ,was Frey in Wirklichkeit ist. Die Suche nach Trish führt in einen Sumpf menschlicher Perversion, der Anna zu verschlingen droht …
„Gloriana“ erschien in Deutschland bereits 1981 als |Heyne Taschenbuch| 06/3808 in seiner ursprünglichen Version, wurde 1993 jedoch vom Autor vollständig bearbeitet und ergänzt. Diese Version hat |Heyne| nun in seiner Reihe |Meisterwerke der Fantasy| veröffentlicht und, um es vorweg zu nehmen, auch die Lektüre der überarbeiteten Fassung (mit einem Vorwort von Tad Williams) lohnt das Lesen.
Handlung
„Gloriana“ spielt in einer Alternativwelt zur Zeit des Elisabethanischen Zeitalters. Großbritannien heißt hier Albion und Gloriana ist die Tochter eines grausamen Herrschers, der von Lord Montfallcon und Großadmiral Lisuarte Armstrong von Ingleborough dereinst gestürzt wurde. Seitdem helfen diese beiden und einige andere der jungen Königin Gloriana, das mächtige Großreich zu regieren. Vor allem Montfallcon erledigt vermittels eines gedungenen Mörders und Intriganten namens Kapitän Arturus Quire alle schmutzigen Staatsaufgaben. Doch Quire, der Mann fürs Grobe, versteht sich als Künstler und Meister seines Faches, und so kommt es, als der Lord dem Kapitän eines Tages nicht genug Wertschätzung und Achtung für dessen geniales Vorgehen und seine Effizienz entgegenbringt, zum Zerwürfnis. Quire tritt in die Dienste der Osmanen und nimmt sich vor, Glorianas Königreich Albion zum Einsturz zu bringen. Dabei geht er mit solcher Diffizilität und Genialität vor, dass die Herrschaft der jungen Königin immer mehr zu wanken beginnt.
Verzweifelt versuchen Ingleborough und Montfallcon diesen Fall aufzuhalten, aber Quire hat ein unglaublich verschachteltes Intrigenräderwerk in Gang gesetzt, dessen Arbeit kaum noch Einhalt geboten werden kann …
Mein Eindruck
Gloriana ist ein absolutes Meisterwerk der phantastischen Literatur und steckt voller opulenter Beschreibungen und farbenprächtiger Sujets, die man sonst nur von Jack Vance kennt. Dabei ist nicht wirklich genau zu eruieren, ob es sich bei der Geschichte um Fantasy oder SF handelt. Zwar gibt es keine Zauberei, jedoch können einige Erfinder und Alchimisten an Glorianas Hof zwischen den verschiedenen Alternativwelten hin und her reisen, andere Wahrscheinlichkeiten besuchen, ohne dass aus deren Technik klar wird, ob sie magischen oder naturwissenschaftlichen Ursprungs ist. Öfters erhält man in Albion auch Besuch von anderen Realitäten und erfährt so von völlig abweichenden geschichtlichen Abläufen.
Moorcocks Erzählung ist jedoch nicht nur farbenprächtig, sondern auch überaus spannend und packend. Während der Leser schnell Quires Plan versteht und dessen einzelne Schritte mit angehaltenem Atem beobachtet, stehen Gloriana und Montfallcon den Geschehnissen ahnungs- und hilflos gegenüber. Während Glorianas Macht bedrohlich zu schwanken beginnt, gewinnt der kalte Intrigant Quire immer mehr an Einfluss. Als er sich auch noch ins Herz der Königin schleicht und Montfallcon nach dem Tod Ingleborougs kalt gestellt wird, scheint es um Albion geschehen. Nur die Initiative einiger Getreuer kann jetzt noch die Rettung bringen. Diese machen sich auf in die unergründlichen Tiefen des gewaltigen Königspalastes, der ominöse Geheimnisse birgt, um Quire zu entlarven.
Überhaupt spielt das Labyrinth des titanischen Gebäudes von Glorianas Palast mehr als nur eine unbedeutende Rolle. In ihm erschafft der Autor fast einen eigenständigen und überaus faszinierenden Kosmos (vgl. Gormenghast).
Unterm Strich
Auch wenn „Gloriana“ auf der Grenzlinie zwischen SF und Fantasy liegt – eines dürfte dem phantasiebegabten Leser nach der Lektüre dieses spannenden und überaus faszinierenden Werkes klar sein: „Gloriana“ ist definitiv ein Meisterwerk der Phantastik!
Sie wird einfach nicht müde. Auch mit 67 Jahren gehört Joy Fielding immer noch zu den festen Größen im Thriller/Drama-Genre. Immer noch erschafft sie zumeist weibliche Hauptcharaktere, die von der Persönlichkeit her kompliziert, vielschichtig und glaubhaft sind. In diesem Bereich macht der guten Frau niemand was vor.
Valerie Rowe, Hauptcharakter des neuen Werks von Joy Fielding, hängt der guten alten Zeit mit ihrem Ex-Mann hinterher und muss sich mit ihrer Tochter im Teenageralter herumschlagen (Technik, Jungs; Valerie steckt noch in den 70ies fest und hat ihre festen, ganz eigenen Ansichten). Das gipfelt in einem Ausflug mit Ex-Mann, seiner Geliebten und Vals Tochter. Ein Wochenende in dem Waldgebiet, in dem vor kurzem ein grausamer Mord die Bevölkerung erschüttert hat.
„Das Herz des Bösen“ zeichnet sich, wie schon „Schlafe nicht, wenn es dunkel wird“, abgesehen von der fehlenden Logik, durch einen trickreichen Hauptcharakter aus, der die Geschichte trägt, den Leser an die Hand nimmt und durch ihre Erlebnisse führt. Valerie ist tiefsinnig, vielschichtig und Joy Fielding lässt uns, wie gehabt, an der Denkweise ihrer Hauptperson teilhaben. Dabei fällt Val aber für Fielding’sche Verhältnisse ungewohnt naiv aus. Intelligent ist sie, keine Frage, aber ihre Gedanken kreisen zu sehr um Vergangenes. Rückblicke sind interessant, wenn sie den Charakteren mehr Tiefe und Leben verleihen. Die Rückblicke und Erinnerungen in „Das Herz des Bösen“ drehen sich aber in der Regel um Unwichtiges, um Sachen, die man aus dem normalen Handlungsverlauf erschließen kann. Und wenn dann zum gefühlt hundertsten Mal Bezug auf ihre frühere Ehe genommen wird, dann ist das einfach zu viel des Guten.
Aber der aktuelle Roman ist auch eine ganze Ecke spannender geworden. Sie bewegt sich zwar nicht mehr auf dem Niveau ihres absoluten Bestsellers „Lauf, Jane, lauf!“, aber Dramatik und Spannung haben doch deutlich zugenommen. Das macht irgendwo auch den Reiz ihrer Bücher aus – die weiblichen, immer leicht unterschiedlichen, aber im Grunde sympathischen Hauptpersonen, gemischt mit einer kriminellen Spannung und nahezu aus dem Nichts auftretender Gewalt. Nicht exzessiv, wie beispielsweise in dem umstrittenen Roman [„American Psycho“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=764 (jedoch ähnlich in ihrer Spontaneität), aber ausreichend, um den letzten Satz ungläubig noch einmal zu lesen.
Gelungen ist neben dem recht flotten, nachvollziehbaren Finale und dem Ergebnis dessen, was sich da aufgebaut hat, auch die Einleitung, der Prolog. Der gibt auch schon einen tollen Ausblick auf die Art und Weise, wie Joy Fielding die Geschichte von „Das Herz des Bösen“ erzählt (Stichwort: plötzliche Gewalt). Das Tempo wechselt insgesamt recht oft zwischen flotter Action (immer im Rahmen eines Joy-Fielding-Romans; dies ist kein Buch, in dem actionreiche Handlungen im Vordergrund stehen) und viel Handlung in kurzer Zeit und schier endloser Charakterporträtierungen.
Leider fällt die Übersetzung gelegentlich negativ auf. Der Satzbau wirkt stellenweise eins-zu-eins aus dem Englischen übernommen, ohne ihn wirklich unserer Grammatik und unserem Satzbau anzupassen. Selten sind auch einfach Fehler in der direkten Wortübersetzung vorhanden. Das trübt den insgesamt doch zufriedenstellenden Lesefluss ein wenig.
„Das Herz Des Bösen“ ist ein gutklassiker Joy-Fielding-Roman geworden. Die Handlung ist etwas fieser als in den vorherigen Werken, Valerie ist eine teils sentimental naive, teils interessante, aber nie zu humorvolle Hauptperson, Nebencharaktere besitzen den richtige Grad an Hintergrundgeschichte und fügen sich besser als in vergleichbaren Werken in die Handlung ein, harmonieren wundervoll miteinander, und spannend ist das Paket auch noch. Nicht ihr bestes Werk, aber auf einem sehr guten Weg, zu ihrer alten Stärke zu finden. Ideal für den dunklen Winter oder für abends im spärlich beleuchteten Schlafzimmer.
Originaltitel: Shadow Creek
Übersetzung: Kristian Lutze
Gebundene Ausgabe, 384 Seiten
ISBN-13: 978-3-442-31270-2
http://www.randomhouse.de/goldmann/
_Joy Fielding auf |Buchwurm.info|:_
[„Schlaf nicht, wenn es dunkel wird“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=556
[„Träum süß, mein Mädchen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4396
[„Nur der Tod kann dich retten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4933
[„Die Katze“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5789
Band 1: [Schwarz 5661
Band 2: [Drei 5839
Band 3: [tot. 5864
Band 4: [Glas]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6034
Band 5: [Wolfsmond 153
Band 6: [Susannah 387
Band 7: [Der Turm 822
_Bereits 2009 gestand Stephen King_, sich auch in Zukunft um sein Lebenswerk, den „Dunklen Turm“, zu kümmern. Die Geschichte sei „noch nicht beendet“ und nur Teil eines langen „Über-Romans“. Er wollte sich bei der Fortsetzung allerdings auf Nebencharaktere konzentrieren. Nähere Einzelheiten zum Was, Warum und vor allem Wann nannte er nicht, und so vergingen die Jahre und die treue Anhängerschaft verblieb im Dunkeln. Ohne größere Vorankündigung ließ Stephen King dann ein Lebenszeichen von sich und von seinem Turm-Zyklus hören, der „Wind“ kam durch das Schlüsselloch, ein neuer Teil des „Dunklen Turms“ war geboren.
Zu Recht muss sich Stephen King die Frage gefallen lassen, ob ein weiterer Band des Turms denn nötig gewesen ist. Denn entweder, er wollte mit der Lizenz und der ganzen von ihm erschaffenen Welt noch einmal verdienen, oder er konnte sich von seinem Lebenswerk einfach nicht trennen. Befasst man sich näher mit Stephen King, muss man zweifellos letztere Option in Betracht ziehen. Für ihn war „Der Dunkle Turm“ das wichtigste Werk seines Lebens, etwas, um das sich alles andere drehte, und in seiner Epik stellt es sogar den „Herrn der Ringe“ in den Schatten. Er hat im Turm-Zyklus frühere Personen aufgegriffen, spinnt geschickt Handlungsfäden um ganze Bücher aus seinem Repertoire und lässt so nicht nur den Turm als geschlossenes Werk, als eigene Welt erscheinen, sondern bezieht auch sämtliche früheren Werke mit ein und erschafft so ein Universum, das alle seine Bücher beinhaltet und jede Geschichte für sich innerhalb des Turms einordnet. Eine „Stephen-King-Welt“, wenn man so will.
Nun, der neue Teil des „Dunklen Turms“ hört auf den Namen „Wind“ (im englischen „The wind through the keyhole“, also der Wind durchs Schlüsselloch) und ist, wie King selbst bei Veröffentlichung verraten hat, eine Art Turm 4.5. Er ist also romanzyklisch nach „Glas“ und vor „Wolfsmond“ einzuordnen, und so schließt die Geschichte nahtlos daran an. Roland und seine Gruppe haben den Grünen Palast verlassen und marschieren unaufhaltsam weiter Richtung Turm. Auf dem Weg dorthin treffen sie auf einen alten Mann, der sie über einen nahegelegenen Fluss bringt und vorerst der letzte Kontakt mit anderen Menschen bleiben sollte. Billy-Bumbler Oy ist schon den ganzen Weg über, bis sie den Fluss erreicht hatten, nervös und der Grund soll ihnen Bix, der alte Mann am Fluss, verraten: Ein Sturm zieht auf. Ein Sturm, so kalt und unbarmherzig, dass er alles in seinem Weg Stehende sofort zu Eis gefrieren lässt und durch den Druck des Windes umknickt bzw. zersplittert. So suchen Roland, Susannah, Jake, Eddie und selbstverständlich Oy Schutz in einem Versammlungshaus inmitten einer verlassenen und runtergekommenen Geisterstadt. Verbarrikadiert und vorerst sicher vor dem grausamen Sturm, sitzt die Gruppe an einem Feuer im Gebäude, und Roland beginnt aus seiner Jugend zu erzählen.
_Im Grunde ist „Wind“_ in drei Bereiche aufgeteilt. Zu Beginn erfährt der Leser, wie Roland mit seinen Leuten die Hütte erreicht. Dieser Einstieg dient als Rahmen für die Rückblicke. Dem folgt der eigentliche Rückblick, der wiederum in zwei Teilen den Mittelpunkt des Buches bildet und als „Fellmann“ betitelt wird. Der „Fellmann“ soll ein Gestaltwandler sein, den der junge Roland finden und töten muss. Der dritte Teil des Buches durchbricht die beiden Abschnitte des „Fellmanns“ und ist das Märchen „Der Wind durchs Schlüsselloch“. Interessanterweise ist das Märchen so geschrieben, als wäre es von Rolands Mutter erzählt worden. Ausdrücke wie „… lange bevor der Großvater deines Großvaters …“ finden sich demnach reichlich. Überhaupt ist bis auf die Rahmenhandlung alles in einer direkten Form geschrieben worden. Rolands Erzählungen aus seiner Jugend sind in der Ich-Form verfasst und lassen den Leser so geschickt und beinahe sofort eins werden mit der Gruppe, die sich dort im heruntergekommenen Haus vor dem Sturm versteckt.
Die Art und Weise, wie Stephen King seine Gedanken umsetzt, ist nach wie vor großartig. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, die Sprünge aus früheren Bänden des Turms (oder gar ganz anderen Werken) kommen nicht mehr oder nur in geringer Form vor. Hier verlaufen keine parallelen Handlungsstränge, wenn man von dem Märchen in der Mitte des Buches absieht. Der Leser kann sich direkt auf die Erzählungen aus Rolands Jugend konzentrieren und durch die erwähnte Ich-Form ist das Erlebnis intensiv und ohnehin spannend sowie interessant. Das Interesse an der Geschichte, auch wenn es nur zusätzliche Ereignisse aus Rolands Vergangenheit sind, ist ab der ersten Seite an vorhanden und reißt bis zum Ende nicht ab. Das Märchen in der Mitte wird zu einem Märchen für den Leser. Roland erzählt nicht nur seiner Gruppe von der Jugend, sondern auch uns. Der eine oder andere Leser wird sich wohl dabei ertappen, wie er noch etwas mehr unter die Decke kriecht, in dem Glauben, Jake und Eddie neben sich sitzen zu haben. Die Lagerfeuerromantik, die sich dabei als Gefühl zu Beginn einstellt, weicht jedoch im Verlauf der Erzählung einer Ungläubigkeit über die Taten, die der junge Roland überstehen muss. Der Charakter des Revolvermannes bekommt natürlich noch mehr Tiefgang. Es entspricht zwar der Tatsache, dass der Leser schon in „Schwarz“ mehr über Roland und seine Vergangenheit erfährt, durch die Detailfülle in „Wind“ und die schiere Größe der Erzählung aber wirkt der neue Band zu keiner Zeit wie ein Aufguss oder eine unnötige Ergänzung.
Stephen King selbst hatte verlauten lassen, dass auch Neulinge in der Welt des „Dunklen Turms“ in „Wind“ eintauchen können. Man muss nicht zwangsläufig die vorher veröffentlichten sieben Bände gelesen haben, um Spaß an dem Roman zu haben. Natürlich ergibt in dem Fall aber vieles einfach keinen Sinn, weil das Grundwissen fehlt. Ist man Kenner der Materie, entfaltet sich die Geschichte ganz wunderbar und regt zum Nachdenken an. Liest man dann bei „Wolfsmond“ weiter, ergeben sich Szenen, die jetzt mit den neuen Erkenntnissen aus Rolands Jugend nachvollziehbarer werden und die Geschichte noch runder und in sich logischer erscheinen lassen.
Der vielleicht größte Pluspunkt, den man dem Buch attestieren muss, ist die Auswirkung, die es auf Leser des gesamten Zyklus hat. Man will gerne noch einmal von vorn anfangen und dieses Mal „Wind“ direkt nach „Glas“ mit einbeziehen, um eine noch stimmigere Gesamtwirkung zu erzielen. Es bringt den Leser also im besten Fall dazu, Erlebtes noch einmal erleben zu wollen, sich noch einmal in die Welt zu werfen und Band für Band zu verschlingen. Ein mit Sicherheit irgendwo einkalkulierter Schachzug des großen Stephen King.
Die Wirkung auf neue Leser kann allerdings nur sein, sich nach dem Genuss von „Wind“ entweder auf eBay oder in die Bibliothek des Vertrauens zu begeben und sich die Werke nachzukaufen. So angelt man sich treue Leser auf Lebenszeit. Das Resümee kann nur positiv ausfallen. „Wind“ lässt sich gewohnt leicht lesen, ist, wie auch die restlichen Bände des Turms, in seiner inhaltlichen Bildgewalt enorm und wird entweder neue Leser für den Zyklus begeistern oder mit dem Stoff vertraute Leser zum erneuten Lesen animieren. Eine klare Empfehlung.
|Originaltitel: The Wind through the Keyhole
Originalverlag: Scribner
Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 416 Seiten
ISBN: 978-3-453-26794-7|
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http://www.stephenking.com
http://www.stephen-king.de
Über 40 weitere King-Rezensionen findet ihr in unserer [Datenbank.]http://buchwurm.info/book/
Eire Rautenberg, eigentlich Inge Rautenberg, nennt sich aufgrund ihrer Liebe zur ‚Grünen Insel‘ Eire. Bekannt ist sie weniger durch die Publikation ihres autobiografischen Romans ‚Dona da Casa – Herrin des Hauses – Eine Liebe in Portugal‘ die schon 1994 erfolgte, sondern eher durch zahlreiche Publikationen in Anthologien und spirituellen Zeitschriften wie |AHA|, |Shekinah|, |Tattva Viveka|, etc., die alle durchweg lesenswert sind.
Hier liegt nun die zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage ihres 2002 erschienenen Gedichtbandes ‚Traumgeboren‘ vor. Wie stets präsentiert der |Araki|-Verlag von Georg Dehn eine besondere Publikation. In Anlehnung an Friedrich Nietzsche könnte man sagen: ‚Ein Gedichtband für alle und keinen‘. Die Gedichte des Bandes sind in neun Themenbereiche gegliedert. Der erste Themenkomplex (‚Verborgen‘) reht sich um den Dichter und das Dichten bzw. Kunst an sich. Der Künstler (bzw. Eire als Dichterin) will sich nicht nur mitteilen. Ein Kunstwerk (Gedicht) ist wie eine Geburt, das Hervorbringen von etwas Einzigartigem; es soll in dieser Welt lebendig wirken, soll ein Dienst an der Menschheit sein und erhofft keinen Lohn, wohl aber Kritik bzw. Resonanz.
Nicht nur der zweite Themenkomplex ‚Ich bin‘ trägt autobiographische Züge. Er zeigt das Rad der Zeit von Geburt bis Alter. Eine ‚Reise‘ vom ‚Wachsenland‘, welches als Kind betreten wurde, bis hin zur ‚Altertumsforschung‘. Schon hier wird deutlich, dass die Dichterin auch Kritikerin ist und gesellschaftliche Probleme anspricht. Es geht darum, auch würdevoll alt zu werden, das Kind in sich zu wahren, frei zu bleiben. Durchweg verwendet Eire Metaphern (z. B. Wachsenland für Kindheit), die nicht immer leicht zu verstehen sind, oft erst im Kontext oder der Reflexion klarer werden. Ebenso erschafft sie im kreativen Prozess des Werdens ihres Gedichtbandes stets neue Worte und Wortkombinationen (Garten der Kindheit für Erleben als Kind), die ihre Botschaften auf den Punkt bringen.
Weitere Themen sind Spiritualität (thematisiert unter ‚Maat‘ und ‚Heidenarbeit‘), Beziehungen (Kapitel ‚Zwischen uns‘ und ‚Mein Herz stolpert dir nach‘) sowie Freiheit – nicht nur als Rede- und Denkfreiheit – wie in den Kapitel ‚Rede mit Engelszungen‘ oder ‚Kein Blatt vor dem Mund‘.
In ihrer Verehrung der alten Götter tritt ihre naturreligiöser Lebens- und Sichtweise hervor, die in ‚Mondgöttin‘ einen Höhepunkt erreicht und einer Anrufung der Mondgöttin gleicht. Eire nennt es auch ein ‚liturgisches Gedicht für acht Stimmen im Kreis …‘ im Untertitel. Das weiblich Spirituelle, die Intuition, die Naturverbundenheit wird in der neuen Auflage auch in Beziehung zu ihren späteren Erfahrungen in Kulten bzw. Orden gesetzt, ihre Rationalität, Gruppenbindung und Elitedenken. Klar betont Eire immer wieder Werte wie Freiheit, Liebe, Natur, Menschsein in natürlicher Art und Weise. Ebenso verfügt sie über den nötigen Humor und Zynismus, negative Eigenschaften (wie z. B. Egoismus, Narzissmus) in der ihnen gebührenden Weise darzustellen.
Mühe hatte der Rezensent mit der Form. Diese wird schon in der Reflexion über Kunst, in ihrem Gedicht ‚Kunst‘, welches auch auf dem Rückumschlag abgedruckt ist, aufgehoben:
Kunst
Der Durst
nach Stoff
nach Form
nach Werk
dies erkennen
sich entbinden
wenn vollendet
auslöschen
Meist handelt es sich um zwei bis fünfzeilige Verse, die selten einem Reimschema unterworfen sind, wenn dann ggf. a:b, a:b. Der Begriff ‚unterworfen‘ wurde bewusst gewählt, da das häufig hohe abstrakte oder metaphorische Niveau sich kaum in Jamben oder Trochäen ausdrücken ließe. Schon die Einteilung in Zeilen und Verse stellt oft ein Problem dar, da Zeilen oder Verse nicht immer als ‚Sinneinheiten‘ auftreten und durch das bewusste Weglassen der Interpunktion manchmal etwas schwer zu lesen bzw. verstehen sind. Sinn- oder Spracheinheiten (Satz) gehen oft über einen Vers hinaus, wobei im selben Vers auch schon die nächste Sinn- oder Satzeinheit beginnt.
Vielleicht hätte ein Übergang in das Lyrische dem Werk besser gestanden. Natürlich ist sich der Rezensent der Problematik des Lyrik-Begriffes und der Lyrik-Diskussion bewusst, dennoch soll hiermit nicht allein die Zugehörigkeit zur poetischen Gattung gemeint sein, sondern gilt „demnach als stimmungshafte Verschmelzung von Subjekt und Objekt als Ergebnis der Verinnerlichung der gegenständlichen Wirklichkeit“ (siehe Metzler Literatur Lexikon -> lyrisch).
Es ist stets Eires Wirklichkeit, die sie uns mitteilt, ihr Leben, Denken, Fühlen, sowie Weisheiten und Erfahrungen, an denen sie uns teilhaben lässt. Auch wenn sie als Jahrgang 1956 nicht mehr ’so‘ jung ist, so ist sie doch im Herzen jung und spricht zu uns von Herz zu Herz, welches die Aufhebung aller Formen möglich machen könnte (also auch der Versform). Wer sich durch die Themen und Verse angesprochen fühlt, wird eine Bereicherung erfahren, wenn er sich Zeit und Ruhe zum Genießen, Reflektieren und Verstehen nimmt, vielleicht auch zum Forschen (Mythologien, Religionen), Leben (Lieben) oder Nachahmen (Kampf um Freiheiten, ‚Revolution‘).
Es hieße, Eulen nach Athen zu tragen, den Schriftsteller Edgar Allan Poe vorzustellen, der wie kein anderer die Kriminalliteratur und die Phantastik bis hinein in unsere Tage geprägt hat. Zweifellos ist es eine enorme Herausforderung für jeden Autor und Herausgeber, sich dem Anspruch dieses großen Namens zu stellen. Die junge österreichische Herausgeberin und Autorin Nina Horvath hat diesen Schritt gewagt und eine Anthologie deutschsprachiger Autoren vorgelegt, die sich ausdrücklich in der Tradition des Altmeisters sieht.
Das 230 Seiten umfassende Hardcover aus dem BLITZ-Verlag besticht bereits durch seine äußere Gestaltung. Die Coverillustration von Zdzislaw Beksinski harmoniert perfekt mit Farbe und Schriften des Umschlags und der ebenfalls sehr ansprechenden Innenillustration von Mark Freier.
„Science-Fiction handelt von dem Moment, in dem sie geschrieben wird.“ Das erklärt William Gibson in einem Interview mit dem Spiegel, als es darum geht, ob seine Werke Prognosen für die Zukunft seien. Man mag bei dieser Aussage zurückzucken, wenn man an all die visionären Dinge denkt, die Gibson entworfen hat, als er seinen „Neuromancer“ 1987 auf einer mechanischen Schreibmaschine geschrieben hat. Spätestens jedoch, wenn man sich „Mustererkennung“ und dem Nachfolger „Quellcode“ widmet, wird einem klar, was Gibson damit meint: Ein Spiel mit dem Aktuellen, eine Überspitzung, ein Zerrbild der Gegenwart, von dem man weiß, dass es mit der „wirklichen Zukunft“ nur wenig zu tun haben wird.
|Von Netzwerk-Kraken und Locative Art|
Beginnen wir also mit Hollis Henry, einer ehemaligen Rock-Musikerin, die sich nun als freie Journalistin verdingt. Ihr erster Auftrag führt sie und den Leser in die Welt der „Locative Art“ ein, eine Kunstform, in der per GPS und W-LAN dreidimensionale Kunstwerke in die Umwelt gemalt werden, die nur dann zu bestaunen sind, wenn man einen entsprechenden VR-Helm aufsetzt.
Hollis wird schnell klar, dass es nicht nur darum geht, über eine Kunst-Avantgarde zu berichten, die Leichen von Berühmtheiten oder dreidimensionale Kraken auf Straßen projizieren: Spätestens als sie den Auftrag bekommt, sich mit Bobby Chombo in Verbindung zu setzen, einem zurückgezogenen Nerd, der die Grundlagen der Locative Art-Technik geschaffen hat, ahnt sie, dass hinter dem Technologie-Magazin „Node“ weit mehr steckt, als die Fassade andeutet. Mit Chombo soll sie sich die „Muster des internationalen Frachtverkehrs“ ansehen; sie nimmt den Auftrag an, recherchiert dabei über das Magazin, das ihr den Auftrag gegeben hat, und findet bestätigt, dass ihre Auftraggeber von bedeutend anderen Dingen angetrieben werden, als von journalistischen Absichten.
Dann gibt es da noch den Junkie Milgrim und den undurchsichtigen Brown. Brown lässt Milgrim nicht aus den Augen, versorgt ihn mit der Droge, die er benötigt, und verlangt dafür von ihm, dass er die schräge Kunstsprache Volapuck entschlüsselt, die Brown auf den Handys der Zielpersonen vorfindet, die er observiert. Ist Brown Polizist? Mitglied eines anderen Regierungsorgans? Brown weiß es nicht, wird unterdrückt und gehorcht seinem ultra-paranoiden Gefängniswärter.
Tito schließlich ist einer der Schmuggler, die von Brown und seinem Junkie-Sklaven observiert werden. Der Leser taucht mit Tito in die Welt des organisierten Verbrechens ein, in die Welt der Schmuggler und Piraten.
Nach und nach wird klar, dass sich alles um einen geheimnisvollen Fracht-Container dreht, hinter dem alle her sind: Hollis Henrys Auftraggeber, Brown und viele mehr. Dieses Netzwerk aus zwielichtigen Motiven und Hintergründen läuft am Ende des Romans zusammen; all die Handlungsstränge treffen aufeinander, und die Verstrickung der Figuren untereinander offenbart sich.
|Die Kunst der indirekten Erzählweise|
Gibson ist ein Meister darin, den Leser direkt in seine Geschichte hineinzuwerfen. Keine Erklärungen von einem Erzähler, der seine Leser aus der Gegenwart an der Hand nimmt, nein, die Figuren reden in der Sprache der skizzierten Zukunft, handeln nach den Richtlinien dieser skizzierten Zukunft so selbstverständlich, wie es sich für natürlich gezeichnete Figuren gehört. Das ist manchmal anspruchsvoll, weil man sich viele Dinge aus den Zusammenhängen herleiten muss; manchmal schickt Gibson seine Leser mit einem dicken Fragezeichen auf der Stirn aus einer Szene hinaus und löst es erst ein paar Szenen später auf, aber genau das macht auch den Reiz dieses Romans aus. Es ist ein Puzzle. Ähnlich wie die Zusammenhänge zwischen all den Figuren und Handlungssträngen, schält sich die Welt nur allmählich aus dem Erzählten heraus. Dabei entsteht nie der Eindruck von aufgeblasenem Techno-Babble oder gewollt kompliziertem Kunst-Getue, Gibson hat die Gratwanderung zwischen Anspruch und Erklärung hervorragend gemeistert.
_“Quellcode“ ist also_ ein würdiger Mittelteil einer Trilogie geworden, die mit „Mustererkennung“ begonnen hat, und aktuell mit „Systemneustart“ ihr Ende findet, es ist ein schillernder und vielschichtiger Roman, der seinen Lesern auch mal Geduld abverlangt. Wer die jedoch aufbringt, wird mit einer spannenden Vision von einer nahen Zukunft belohnt. Pardon, mit einem kunstvollen Zerrbild unserer Gegenwart natürlich. Für Freunde anspruchsvoller Gedankenspielereien jenseits des Sci-Fi-Mainstreams unbedingt empfehlenswert!
|Taschenbuch: 464 Seiten
Originaltitel: Spook Country
ISBN-13: 978-3453526808|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de