Colin Kapp – Der Ionenkrieg

Lady Absolut und ihr Supersoldat

Science-Fiction-Romane über Rebellionen gegen ein repressives Kolonialsystem hat es schon früher gegeben, beispielsweise etwa Robert A. Heinleins „Revolte auf Luna“ und „Der Mond ist eine herbe Geliebte“. Sie haben wohl auch viel Ähnlichkeit mit der amerikanischen Geschichte.

Auch Romane über interstellare Kriegsführung gibt es in der SF nicht gerade wenige, sei es nun aus pazifistischer Sicht wie Joe Haldemans „Der ewige Krieg“ oder mehr aus militaristischer wie etwa Heinleins „Starship Troopers“. Colin Kapps „Der Ionen-Krieg“ bedeutet in diesem Rahmen kaum eine Neuerung: Es ist Supersoldaten-Military SF auf niedrigem Niveau, aber mit einem ironischen Twist.

Der Autor

Colin Kapp (* 3. April 1928 in South London, UK; † 3. August 2007 in Chichester, Sussex) war ein britischer Science-Fiction-Schriftsteller.
Kapp war der Sohn von John L. F. Kapp und Annie M. A. Kapp, geborene Towner.[1] Er arbeitete als Elektrotechniker, anfangs bei Mullard Radio Valve Company und später als freiberuflicher Spezialist für Galvanotechnik, und schrieb Science-Fiction im Nebenberuf. Seine erste Kurzgeschichte Life Plan erschien 1958 in der Zeitschrift New Worlds. 2007 ist Kapp im Alter von 79 Jahren gestorben.

Cageworld-Zyklus

1) Die Suche nach der Sonne. (Heyne 1998, ISBN 3-453-14006-0, Search for the Sun! 1982.)
2) Die verlorenen Welten von Cronus. (Heyne 1998, ISBN 3-453-14007-9, The Lost Worlds of Cronus 1982.)
3) Der Tyrann von Hades. (Heyne 1998, ISBN 3-453-14871-1, The Tyrant of Hades 1982.)
4) Die Suche nach den Sternen. (Heyne, Star Search 1984.)

Chaos-Serie

The Patterns of Chaos (1972)
The Chaos Weapon (1977)

Unorthodox Engineers-Serie (Short Stories)

„The Railways Up on Cannis“ (1959)
„The Subways of Tazoo“ (1964)
„The Pen and the Dark“ (1966)
„Getaway from Getawehi“ (1969)
„The Black Hole of Negrav“ (1975)
Gesammelt in “The Unorthodox Engineers” (1979)

Sonstige

The Dark Mind (1963, auch als Transfinite Man, 1964)
Deutsch: Dimensionen des Satans. Bastei Lübbe Science Fiction Taschenbuch #18, 1972, ISBN 3-404-00007-2.
The Wizard of Anharitte (1972)
Deutsch: Der Zauberer von Anharitte. Übersetzt von Michael K. Iwoleit. Heyne SF&F #5947, 1998, ISBN 3-453-13976-3.
The Survival Game (1976)
Manalone (1977)
The Ion War (1978)
Deutsch: Der Ionen-Krieg. Übersetzt von Irene Holicki. Heyne SF&F #4437, 1987, ISBN 3-453-00465-5.

Sammlung

The Cloudbuilders and Other Marvels (2013)

Handlung

Bürger Dam Stormdragon, der auf Terras Kolonien im Zentrum der Galaxis lebt, wird mit einem Auftrag nach Terra abkommandiert. Er findet, Schlimmeres könne ihm nicht passieren, als auf diesem autoritären, vom Militär beherrschten Planeten Dienst tun zu müssen.

Prompt gerät er auch durch ein Komplott der Geheimdienste ins Gefängnis, aus dem ihn nur die Verpflichtung zu einer terranischen Sondertruppe herausholt: die sogenannten „Ionenkrieger“, die nach einem bestimmten physikalischen Verfahren benannt sind, das sie unverwundbar macht.

Unter der Führung der sadistischen Sergeantin „Absolut“ sind die Ionenkrieger die beste Waffe in Terras Feldzug gegen aufmüpfige Kolonialwelten. Hier kommt der Entmenschlichungsprozess in der Produktion von Soldaten als Werkzeugen ebenso deutlich zur Darstellung, wie dies Stanley Kubrick in „Full Metal Jacket“ getan hat.

Dem Ionenkrieger Stormdragon steht der Rebell unhd Anarchist Liam Liam gegenüber, doch ist dieser nicht etwa Pazifist, sondern ein mit allen Wassern gewaschener Guerillakämpfer, der beim Vernichten von Menschenleben auch nicht gerade mit der Wimper zuckt. Darüber hinaus werden die Vertreter des Pazifismus auf den Kolonialwelten der Lächerlichkeit preisgegeben. Kein Wunder: Sie sind einfach zu wehrlos, sozusagen Kanonenfutter.

Der Schluss ist vorhersehbar. Die ums Überleben in Freiheit kämpfenden Kolonien siegen – wie einst die USA gegen das Mutterland England – aufgrund ihrer Intelligenz und weil Stormdragon und Absolut an Terra Verrat üben.

Unterm Strich

Nach einem simplen Strickmuster dargestellt, von eindeutig entweder guten oder bösen Figuren vorgetragen, schildert Kapp im Grunde nur wieder die alte Selbstrechtferttigung Amerikas im Sieg der „gerechten Sache“. Interessant ist lediglich das Verhalten der sadistischen Lady „Absolut“, die durchaus etwas Dämonisches an sich hat. Aber solche zwielichtigen Gestalten wählt man ja auch nicht ins Weiße Haus, oder?

Taschenbuch: 253 Seiten
O-Titel: The Ion War, 1978
Aus dem US-Englischen von Irene Holicki
ISBN-13: 9783453004658

www.heyne.de