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Michael Hardwick – Dr. Watson

Unterhaltsame Memoiren: Watson, Frauenfreund und Sucher

In dieser aufrüttelnden Autobiografie legt Dr. John H. Watson die Wahrheit gänzlich offen, seine schottische Abstammung, die bürgerlichen Verhältnisse, in denen er aufwuchs, ein finsteres Erbe sowie die familiären Zerwürfnisse, die ihn nachhaltig prägen sollten; nicht zu vergessen die ironischen Umstände, die seinen beruflichen Werdegang lenkten – erst Doktorand, dann Kriegsarzt und zuletzt Assistent eines Detektivs.

Ihre schicksalhafte Begegnung, die das Ende dieses Buches markiert, fungiert als stimmiger Abschluss jener frühen Kapitel in Watsons Leben, gibt aber natürlich auch den Startschuss für die Abenteuer, mit denen Millionen von Lesern längst vertraut sind.
(Aus der Verlagsinfo)

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Klaus Peter Walter – Sherlock Holmes und der Werwolf

Der Meisterdetektiv unter dem Skalpell

Wir schreiben das Jahr 1897. Dr. John Watson liest mit Begeisterung den gerade erschienenen Roman „Dracula“ von Bram Stoker. Als wenig später in London eine blutleere Leiche gefunden wird, glaubt Watson an Vampire. Und dann begegnet ihm im Londoner Nebel ein Werwolf. Gemeinsam mit Sherlock Holmes, dem messerscharf deduzierenden Meisterdetektiv aus der Baker Street, begibt sich Watson auf eine phantastische Irrfahrt, die ihn bis in die finsteren Abwasserkanäle Wiens führen soll … (erweiterte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Klaus-Peter Walter wurde 1955 in Michelstadt, Odenwald, geboren. Er lebt heute in Bitburg, Eifel. Nach dem Studium der Slawistik, Philosophie und osteuropäischen Geschichte wurde er freier Publizist. Aufgrund einer schweren Infektion mit dem Holmes-Virus widmet er sich seit dem Gymnasium der Kriminalliteratur. Er gibt seit 1993 das Loseblatt-„Lexikon der Kriminalliteratur“ LKL heraus. Er schrieb 1995 „Das James-Bond-Buch“ und war Ko-Autor an „Reclams Krimi-Lexikon“. Er veröffentlichte zahlreiche Kriminalkurzgeschichten, so etwa „Sherlock Holmes und Old Shatterhand“ (2005) und „Der Tote vom Sewer“ (BLITZ-Verlag, 2006).

_Handlung_

|PROLOG|

Dr. Watson, der Chronist des Meisterdetektiv, ist anno 1929 von der Strahlenkrankheit gezeichnet, die er sich bei seinem letzten Abenteuer „Im Reiche des Cthulhu“ zugezogen hat. Holmes hingegen frönt unbeirrt und kerngesund der Bienenzucht, den von der A-Bombe hat er nichts abbekommen.

Im Tresor seiner Bank hat Watson zahlreiche Fallbeschreibungen weggesperrt, die erst 50 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden sollen. Einen dieser Fälle beschreibt der nun folgende Text aus dem Jahr 1897, bei dem es sich angeblich um eine „Fälschung“ handeln soll …

|Haupthandlung|

Dr. Watson liebt den neuen Roman „Dracula“ von Bram Stoker, was Holmes überhaupt nicht verstehen kann – diese elenden Hirngespinste! Er heftet lieber Zeitungsberichte ab. Aber eine Flut von Klienten bringt die beiden Herren auf eine neue, ziemlich merkwürdige Sache. Erst meldet ein geiziger Apotheker – Holmes hat ihn sofort durchschaut – einen Lykanthropen, also einen Werwolf.

Dann wird die Hand der Mumie von Julia Pastrana gestohlen, der behaartesten Frau aller Zeiten (vgl. das Sherlock-Holmes-Hörspiel „Die Affenfrau“ bei Titania Medien), schließlich verschwindet eine Leiche aus einem walisischen Grab. Hat sich der Verblichene Peter Griffith, der an einer tropischen Hautkrankheit litt, wieder vom Gottesacker gemacht?

Zu guter Letzt erhalten die beiden Herren ein völlig zusammengebackenes Manuskript, das Holmes erst mühselig restaurieren muss, um es lesbar zu machen. Es soll sich als der Schlüssel zu all diesen Vorkommnissen erweisen, doch sie müssen geduldig sein. Im dichten Londoner Nebel macht Watson einen Spaziergang, den der Lieferant des Manuskriptes nutzt, um sich unerkannt an ihn heranzumachen. Man stelle sich Watsons Schrecken vor, als er in ein schwarz bepelztes Gesicht blickt! Der Werwolf sagt, seine Auftraggeberin wolle Mr. Holmes dringend sprechen, doch wo und wann, bleibt unklar, denn der Lykanthrop versteckt sich erneut.

Dass jemand Holmes auf der Spur ist, beweist ein Zwischenfall im Hafen. Aus der Tatsache, dass der Lykanthrop lateinamerikanisches Spanisch sprach, schließt Holmes messerscharf, dass er vielleicht wie Julia Pastrana und ein Brief in der Umgebung des verschwundenen Peter Griffith aus Mexiko kam. Was läge näher, als sich einmal die Schiffe und Lieferungen aus dieser Weltgegend anzusehen?

Doch Holmes kehrt zu Watsons Bestürzung mit blutenden Stellen und einem bunt schimmernden Sammelsurium von Prellungen und Abschürfungen von dieser Expedition zurück. Er wäre im Hafen um ein Haar von zwei kräftigen Seeleuten – eindeutig russischer Herkunft – ins Jenseits befördert worden. Wie sich später zeigt, hatten sie ein buchstäblich „handfestes“ Interesse am Körper des Meisterdetektivs.

Doch die nächsten Ereignisse in London zeigen: Dieser Fall zieht weitere Kreise, als sie sich hätten träumen lassen.

_Mein Eindruck_

Die Spur des Drahtziehers führt nach Wien. Die Hauptstadt des k. u. k. Kaiserreichs wirkt wie ein exotischer Planet: andere Sprache, andere Charaktere, neumodische Erfindungen vs. uralte Traditionen. Der Verdacht kommt auf, dass an einem Ort wie diesem, wo sich ganze Völkerschaften begegnen, einfach alles möglich ist. Und so kommt es auch.

In London und Umgebung scheinen mindestens zwei Werwölfe aufzutreten, und das Dynamische Duo Holmes & Watson kommt ihnen schnell auf die Schliche. Doch der Überfall auf das Domizil des Drahtziehers, der diese Kreaturen in die Welt gesetzt hat, gerät statt zu einem Actionhöhepunkt zu einem Fiasko: Fast alle Beweise werden vernichtet.

Dieser bedauerliche Umstand macht das Manuskript einer gewissen Mariloup Antrennewski aus Mexiko, das Watson in deplorablem Zustand zugespielt worden ist, umso aufschlussreicher und wertvoller. Die Absenderin weiß, dass Watson als Mediziner Verständnis für ihre missliche Lage aufbringen kann: Hypertrichose. Diese Blutkrankheit verursacht eine übermäßige Fellbehaarung des Menschen wie bei einem Tier. Kommen noch Deformationen des Mundes hinzu, sieht der Betroffene aus wie ein Wolfsmann, wie ihn etwa Lon Chaney jr. 1941 in dem gleichnamigen Film verkörperte. Die Legende vom Werwolf findet also eine ganz natürliche Erklärung.

Was aber nichts an den Verbrechen Antrennewskis ändert oder an dem Leid des Hypertrichose-Opfers. Deshalb folgen Holmes und Watson dem Verbrecher nach Wien. Dort zieht der Autor eine weitere Monsterlegende als Vorlage heran, um einen haarsträubenden Plot in Szene zu setzen. Nur so viel sei verraten: Antrennewski leidet selbst unter einer schweren Krankheit und baut als Vermächtnis den „idealen Menschen“ aus Einzelteilen zusammen.

Die Krönung dieser Schöpfung wäre aber nun die Einpflanzung des brillantesten Gehirns des ganzen Planeten. Leider ist dessen ahnungsloser Besitzer überzeugt davon, es noch zu benötigen. Doch diesem Irrtum kann man schnell abhelfen, wie Dr. med. John Hamish Watson schon bald feststellen muss: Er soll das Gehirn seines besten Freundes verpflanzen …

Der Showdown, der unvermeidlich auf diesen Konflikt folgen muss, wird vom Autor genüsslich in die Länge gezogen. Auf die Vorbereitungsphase folgt die Krise, die gleich zwei explosive Folgeszenen hat, eine in einem Stadtpalast, die andere in den Abwasserkanälen von Wien. Ich hatte schon eine weitere Schießerei in den Kanälen à la „Der dritte Mann“ erwartet, als die Verfolgungsjagd wg. Gewitter und Überflutung abgebrochen wird.

Eigentlich schade, dachte ich mir, das hätte noch eine Weile weitergehen können. Schließlich lassen andere Autoren wie etwa Graham Greene und Neil Gaiman ihre Romane ebenfalls weitgehend unter Tage spielen. Aber der Autor wollte wohl nicht in die Gefahr geraten, ein weiteres Klischee zu erfüllen. Denn mit den Legenden um den Werwolf und Frankensteins Ungeheuer hat er bereits zwei Steilvorlagen umgesetzt. Ob ihm dies originell genug gelungen ist, muss jeder Leser selbst beurteilen. Ich fand den Eigenanteil des Autors ausreichend hoch, um ihm Eigenständigkeit bescheinigen zu können.

|Schwächen|

Womit ich mehr Probleme hatte, ist das Beiwerk des Romans. Schon der Prolog aus dem Jahr 1929 ist ganz schön depressiv, was Watson und seine Zukunftsaussichten anbelangt. Was dieser Prolog mit der Haupthandlung, dem „Manuskript der Fälschung“, zu tun hat, wird überhaupt nicht erklärt. Diese Geschichte ist eben nur ein weiterer der „lost cases“ des Meisterdetektivs, die Watson in einem Banktresor verschlossen hat. Das ist akzeptabel, wenn auch wenig befriedigend für den Leser. Der kommt sich ein wenig veräppelt vor, eine „Fälschung“ lesen zu sollen.

Noch dazu nimmt sich diese Fälschung selbst gar nicht ernst. Das heißt, der Autor pfeift auf die Fiktion einer Fälschung – er hat sie ja selbst vorgenommen – und setzt fröhlich eine Fußnote nach der anderen, in denen er seine Mitwirkung mehr oder weniger stolz zugibt, rechtfertigt und belegt. Wäre es bei Belegen für die Realia geblieben, wie etwa Namen, Werke oder Erfindungen, so hätte die Fiktion des Manuskripts funktioniert. Doch der Autor verweist wiederholt auf eigene Werke wie etwa „Sherlock Holmes und das Reich des Cthulhu“.

|Postmodern|

Dass gegen Ende auch noch die Fiktion des James-Bond-Universums – Mycrofts Nachkomme wird einfach zu „M“ hochstilisiert – kreiert wird, setzt der postmodernen Konstruktion die Krone auf. Offensichtlich lässt sich im Holmes-Universum grenzenlos weiterfabulieren, und pfeif auf die Plausibilität!

Andere Autoren machen sich wenigstens die Mühe, ihre Geschichte in die wohlbekannte Biografie des Helden einzubauen (z. B. in „Sh. Holmes und die geheimnisvolle Wand“), doch Walters Watson braucht einfach nur in seinen Tresor zu greifen, um einen weiteren „lost case“ hervorzuzaubern. Das Karnickel aus dem Zylinder lässt schön grüßen.

|Watson|

Ich mag die Figur des Dr. John Hamish Watson sehr, denn sie verleiht der Holmes-Figur durch ihre Genussfreundlichkeit, ihren medizinischen Sachverstand und ihre Kriegserfahrungen aus Afghanistan (heute wieder sehr aktuell) eine Erdenschwere, die dem Freigeist Holmes völlig abgeht. Diesmal aber übertreibt es der Autor Walter mit dem Genuss. Watsons Völlerei (eine der sieben Todsünden der Bibel) ist geradezu abstoßend, gerade in der Caféhausszene vor seiner Entführung.

Man kann aus Höflichkeit zweimal zu Abend essen, okay, aber man muss sich nicht schon wieder am nächsten Tag den Bauch vollschlagen. Über den Umfang selbigen Bauches erfahren wir nichts, aber er dürfte beträchtlich sein und Watson in seinen Aktionen eher behindern als fördern. Das wiederum rückt Watson in die Nähe jener klischeehaften Verfilmungen mit Basil Rathbone und Peter Cushing, in denen er als tumber Hedonist auftritt. Ich finde, dass der Autor Walter seinem Co-Helden damit keinen Gefallen tut.

Auf dem Buchrücken ist übrigens J. J. Preyer als Autor dieses Buches genannt! Ist es also von A bis Z eine Fälschung?

_Unterm Strich_

Und deshalb habe ich den Roman mit gemischten Gefühlen gelesen. Die Ermittlungen gehen flott voran und erhalten durch Mariloups Manuskript eine tiefe, anrührend menschliche Dimension. Auch die Action kommt regelmäßig zu ihrem Recht, besonders in dem lang hinausgezogenen Wiener Finale. Zahlreiche neue Erfindungen jener Zeit um 1900 wie etwa industrielle Kühlung untermauern die historische Erdung des Geschehens.

Dass der Fall zur Entdeckung der vier Blutgruppen beiträgt, ist eine feine Konsequenz (an der Watson maßgeblichen Anteil hat). Blut, soviel wird klar, „ist ein ganz besond’rer Saft“, um mit Goethe zu sprechen. Schon die Lektüre von Bram Stokers Roman „Dracula“, erschienen 1897, schlägt das Generalthema an: Blut kann Segen, aber auch Fluch sein.

Es war die Aufgabe des Autors, die Klischees der Legenden „Dracula“, „Wolfsmann“ und „Frankensteins Ungeheuer“, die er zitiert, mit Leben zu erfüllen. Dieser Aufgabe entledigt er sich recht plausibel und glaubwürdig, auch wenn so mancher Leser schon ahnen dürfte, was als Nächstes kommt. Ich kam mir jedenfalls stellenweise in eine Wundertüte voller UNIVERSAL-Monsterfilme versetzt vor, wie sie zwischen 1931 und 1941 produziert wurden.

Dass der Autor ständig mit Holmes und anderen Klassikern der Kriminalliteratur (s. seine Biografie) zu tun hat, muss kein Nachteil sein, wie die detailreiche Handlung belegt. Doch diese Referenzen ständig in Fußnoten, die auf fast jeder Seite auftauchen, zu erwähnen, wirkt nach einer Weile nicht hilfreich, sondern selbstverliebt. Diese Fußnoten rufen laut: „Schaut her, wie viel ich weiß und was ich alles gelesen habe! Ist das nicht toll?!“ Nein, das ist nicht toll, sondern lenkt den Leser nur von der eigentlichen Geschichte ab. Und es gibt keine effektivere Methode, die eigene Fiktion zu zerstören, als alles darin zu erklären, als handle es sich um ein Lexikon.

Taschenbuch: 272 Seiten inkl. Leseprobe
ISBN-13: 978-3898403382
Blitz

[NEWS] Jack Franklin – Der Weltdetektiv

Jack Franklin ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Detektivkunst. Durch sein kriminalistisches Genie hat er gemeinsam mit seinem Gehilfen Pat Murry auf allen Kontinenten erfolgreich gegen das Verbrechen gekämpft.
In Nebraska stoßen sie auf ein mordendes Ungetüm und in der Grenzregion zu Kanada muss das Rätsel um einen mysteriösen Doppelmord gelöst werden.

In diesem Band stecken fünf aufregende Fälle für den Weltdetektiv Jack Franklin. (Verlagsinfo)

E-Book
Seitenzahl der Printausgabe: 240
Blitz

Robert E. Howard – Die Geier von Wahpeton

Eine Gangsterbande, terrorisiert ein Wild-West-Städtchen. Der Sheriff heuert einen Revolverhelden an, der dem Treiben ein Ende bereiten soll. Dieser muss feststellen, dass sein Auftraggeber der Anführer der Bande ist … – Dass Robert E. Howard, der Schöpfer des Barbarenkriegers Conan, auch Western-Storys schrieb, ist hierzulande kaum bekannt. Das Ergebnis ist interessant, denn Howard macht zwischen Corcoran und Conan kaum einen Unterschied. „Im Schatten der Geier“ entwickelt sich dadurch zum Fantasy-Western und überrascht mit bizarren Einfällen.
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Unsere Weihnachtsempfehlungen – Krimis und Thriller

Weihnachten ist nur noch eine Woche entfernt. Wer noch nicht alle Geschenke beisammen hat, findet im letzten Teil unserer Empfehlungen eine große Anzahl von KRIMIS und THRILLERN, die unsere Redakteure dieses Jahr nicht aus der Hand legen konnten.

Lee Child: 61 Stunden, Blanvalet, 2013
„Reacher, reisender Streiter für die Gerechtigkeit, strandet in einer US-Kleinstadt, die von Eis und Schnee isoliert, von rebellischen Bikern belagert und von einem Killer bedroht wird, während ein Drogen-Warlord mit seiner Privatarmee anrückt. – Auch in seinem 14. Abenteuer steht Reacher weitgehend allein gegen offen brutale und getarnte Schurken, die er trotz Überzahl einfallsreich das Fürchten lehrt: spannend und schnell und ungeachtet bekannter Handlungsmuster ausgezeichnete Unterhaltungslektüre.“ (Michael Drewniok)
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Harald Gilbers: Germania, Knaur, 2013
„Im Sommer des Jahres 1944 sucht ein Serienkiller Berlin heim. Der zuständige SS-Ermittler zwingt den jüdischen Ex-Kommissar Oppenheimer zur Mitarbeit. Dieser bringt Schwung in die Fahndung, während er gleichzeitig seinen ‚Kollegen‘ im Auge behält, der ihn nach erfolgreicher Jagd ins KZ abschieben müsste. – Hervorragend recherchiert, sauber geplottet, flüssig und ohne erhobenen Zeigefinger geschrieben: ein spannender Roman, der sich vor fremdsprachigen Historien-Thrillern keineswegs verstecken muss.“ (Michael Drewniok)
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Michael Hardwick: Dr. Watson, Blitz, 2013
„Eine Menge Unwahrheiten und Verdrehungen sind über Dr. John Hamish Watson und Sherlock Holmes im Umlauf – findet Dr. Watson. Deshalb sieht er sich bemüßigt, endlich mal klar Schiff zu machen und die Wahrheit zu erzählen. Die ist mitunter unangenehm. Der Autor hat es verstanden, die zentralen Motive, die für Watsons Leben bestimmend sind, in Spannungsbögen umzumünzen, die er einen nach dem anderen zu Ende führt. Das sorgt nicht nur für Unterhaltung, sondern auch für Spannung und Zusammenhalt der Erzählung. Der ganze Text wird auf diese Weise kompakt und stabil. Ich fand das Buch sehr unterhaltsam, amüsant, aber auch anrührend.“
(Michael Matzer)
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Anthony Horowitz: Das Geheimnis des weißen Bandes, Suhrkamp, 2013
„Im Winter des Jahres 1890 legt sich Sherlock Holmes mit einer Verschwörer-Gruppe an, die sogar die britische Regierung infiltriert hat, weshalb sich der geniale Ermittler plötzlich als Mörder hinter Gitter wiederfindet. – Dieser Historienkrimi ahmt die Doyle-Vorgaben nicht einfach nach, sondern erweitert und modernisiert das klassische Holmes-Universum behutsam und schlüssig um einige Aspekte, die ihm sehr gut bekommen: eines der besseren Holmes-Pastiches.“ (Michael Drewniok)
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Dan Simmons: Kalt wie Stahl, Festa, 2013
„Ex-Detektiv Joe Kurtz gerät in die Feuerzone eines Drei-Fronten-Krieges, den sich zwei verfeindete Mafia-Clans und ein zum Schurken mutierter Kriegsveteran liefern; mörderisch mit im Spiel sind außerdem gleich mehrere verrückte, aber ehrgeizige Killer sowie hartnäckige Polizeibeamte. – Im dritten und letzten Kurtz-Roman lässt Autor Simmons es nicht nur kräftig krachen, sondern ordnet Mord und Action einem erstaunlich kohärenten Plot unter: Schade um das Ende dieser Reihe!“ (Michael Drewniok)
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Michael Slade: Der Ghoul, Festa, 2012
„In London scheinen gleich mehrere Serienkiller an einem grotesken Wettbewerb um das scheußlichste Verbrechen teilzunehmen; die Spur führt u. a. in die USA, wo einst der Horror-Autor H. P. Lovecraft einen Albtraum in die Welt setzte. – Der zweite Fall des „Special-X“-Teams mischt gut recherchiert Krimi-Realität mit (scheinbarer) Phantastik; der Plot ist irrwitzig, wird aber in einem spektakulären Finale logisch aufgelöst: ein Thriller der härteren, aber lesenswerten Art.“ (Michael Drewniok)
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Nichts für euch oder eure Lieben dabei? Stöbert doch auch in unseren anderen Genres! Einen Überblick über alle Empfehlungen findet ihr hier!

Wayne Allen Sallee – Der Erlöser von Chicago

Sallee Erloeser von Chicago Cover kleinDas geschieht:

Francis Madsen Haid gehörte 1958 zu den wenigen Kindern, die den verheerenden Brand einer Grundschule in der US-Großstadt Chicago überlebten. Er lag in den Trümmern bereits im Sterben, doch ein mysteriöser Mann rettete und heilte ihn und kündigte seine zukünftige ‚Aktivierung‘ als „Erlöser“ an, der die Außenseiter der Gesellschaft von ihrem Elend befreien soll, indem er sie tötet.

Dreißig Jahre später ist es soweit. Hinter Haid liegt ein verpfuschtes Leben, zu dem u. a. der Missbrauch durch seinen Onkel Vincent gehört, den der verwirrte Francis noch heute „Vater“ nennt. Dabei ist Vincent seit geraumer Zeit tot; er wurde Haids erstes und noch unfreiwilliges Opfer, nachdem seine „Erlöser“-Gabe durchbrach: Haid tötet, indem er seine Opfer absorbiert. Sie verschwinden buchstäblich in seinem Körper; zurück bleiben höchstens Körperteile und Gewebereste.

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Andreas Gruber, Matthias Falke, Olaf Kemmler, Markus K. Korb, Michael Knoke, Nina Horvath – Die Schattenuhr, Die – Die bizarre Welt des Edgar Allan Poe

Es hieße, Eulen nach Athen zu tragen, den Schriftsteller Edgar Allan Poe vorzustellen, der wie kein anderer die Kriminalliteratur und die Phantastik bis hinein in unsere Tage geprägt hat. Zweifellos ist es eine enorme Herausforderung für jeden Autor und Herausgeber, sich dem Anspruch dieses großen Namens zu stellen. Die junge österreichische Herausgeberin und Autorin Nina Horvath hat diesen Schritt gewagt und eine Anthologie deutschsprachiger Autoren vorgelegt, die sich ausdrücklich in der Tradition des Altmeisters sieht.

Das 230 Seiten umfassende Hardcover aus dem BLITZ-Verlag besticht bereits durch seine äußere Gestaltung. Die Coverillustration von Zdzislaw Beksinski harmoniert perfekt mit Farbe und Schriften des Umschlags und der ebenfalls sehr ansprechenden Innenillustration von Mark Freier.

Andreas Gruber, Matthias Falke, Olaf Kemmler, Markus K. Korb, Michael Knoke, Nina Horvath – Die Schattenuhr, Die – Die bizarre Welt des Edgar Allan Poe weiterlesen

Jens Lossau – Nordseeblut

Inhalt

Albert Rothmann hat zwei Bücher geschrieben: Eines wurde von den Kritikern verrissen und verkaufte sich hervorragend, das andere wurde hochgelobt und lag wie Blei in den Regalen. Nun befindet der Autor sich in einer Schaffenskrise, und der lange, kalte, deprimierende Winter droht im Städtchen Norden, direkt am Meer. Eine solche Umgebung |kann| unter diesen Voraussetzungen eigentlich nur jeden fruchtbaren Gedanken absorbieren.

Albert beobachtet zufällig ein paar Halbwüchsige in ihrem Versteck und beschließt, sich mit ihnen die Zeit zu vertreiben und dabei vielleicht neue Ideen zu sammeln. Aus den Tiefen seiner Erinnerung kramt er ein Ungeheuer hervor, Wengry, das er auf die Jungen hetzt.

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Horst Hoffmann – Sternenkind (Titan-Sternenabenteuer 29)

Handlung:

Vanessa Modesta und die Crew der Titan machen sich mit Dorlog, dem Lariod der Cadschiden, und mehreren Cadschiden-Raumern auf den Weg nach Wythan, der Heimatwelt der Gefühlstoten.

Dort treffen die Terraner und ihre neuen Verbündeten auf mutierte Wythaner, die sofort zum Angriff übergehen. Mit knapper Not entkommen die Gefährten den Mutanten. Der Cadschide Arlog entdeckt dabei das Sternenkind, ein Wesen, in welchem Dorlog dasjenige erkennt, welches den Cadschiden die Gefühle wiedergeben kann. Denn vor langer Zeit wurden die Wythaner bzw. die Cadschiden ihrer Gefühle beraubt, die sich als Kollektiv zu einer unsichtbaren Entität zusammengefügt haben. Sternenkind ist die Einzige, welche diese Gefühlswolke aufspüren kann. Der Weg der |Titan| und ihrer Begleitschiffe führt zu einem geheimnisvollen Kristallplaneten, der ein grauenhaftes und tödliches Geheimnis birgt …

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Markus K. Korb – Grausame Städte II (Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek, Band 9)

Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek auf Buchwurm.info:

Band 1: „Grausame Städte“ (Markus K. Korb)
Band 2: „Das Alptraum-Netzwerk“ (Thomas Ligotti)
Band 3: „Spuk des Alltags“ (Alexander Moritz Frey)
Band 4: „Die weißen Hände und andere Geschichten des Grauens“ (Mark Samuels)
Band 5: „Cosmogenesis“ (Jörg Kleudgen)
Band 8: „Der dünne Mann“ (Anthologie, herausgegeben von Alisha Bionda)

Markus K. Korb – Grausame Städte II (Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek, Band 9) weiterlesen

Bionda, Alisha / Kleudgen, Jörg – Seelentor, Das (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 8)

Im letzten Band der Serie, [„Zorn des Drachen“, 5032 begann das Autorenduo Alisha Bionda und Jörg Kleudgen einen neuen Gegner für den Bund der Fünf und die Vampire im Allgemeinen vorzustellen: Ein geheimnisvoller Chinese pirschte sich an Dilara und ihre Gefährten heran und hatte offensichtlich nichts Gutes im Sinn. Bisher hielten sich die Autoren allerdings reichlich bedeckt zu der Frage, was es mit dieser neuen Unbekannten in der Welt der Schattenchronik auf sich hatte. Der achte Band der Serie, „Das Seelentor“, soll nun jedoch etwas Licht ins Dunkel bringen.

Lee Khan ist der Name des Drachens, der in London Unruhe in der Gemeinschaft der Vampire verbreitet. Wie ein Schnitter geht er durch ihre Reihen und befördert sie in die ewigen Jagdgründe, ohne dass jemand dazu fähig wäre, den Drachen aufzuhalten. Zu allem Überfluss entführt er dann auch noch Dilara ins ferne China, um den Bund zu spalten und ihre Freunde in eine Falle zu locken.

Natürlich ist Calvin, Dilaras Gefährte, außer sich vor Wut und Sorge. Zwar kann er selbst über diese Entfernung spüren, dass Dilara noch am Leben ist, doch ist der Drachen noch immer eine unbekannte Größe, und so ist es schwierig, seinen nächsten Schachzug vorherzusagen. Zusammen mit dem Cop Mick macht sich Calvin also nach China auf, um die Fährte des Drachen aufzunehmen und Dilara aus seinen Fängen zu befreien.

Dilara wiederum wird vom Drachen in einem fensterlosen Zimmer gehalten und bekommt von Zeit zu Zeit ein Kaninchen zugeschoben, damit sie nicht vollkommen vom Fleische fällt. Da sie nichts hat, womit sie sich die Zeit vertreiben könnte, erinnert sie sich an ihren ersten Besuch in China im Jahre 1908. Damals hatte sie Antediluvian ins Reich der Mitte geschickt, um der dort herrschenden Vampirin ein Geschenk zu überreichen. Dilara ist fasziniert von der vollkommen gegensätzlichen Kultur und lässt sich gern von Tai Xian, der Antediluvians Statthalter in Shanghai ist, führen, um diese fremde Welt zu erkunden. Gemeinsam reisen sie in die Verbotene Stadt, wo sie feststellen muss, dass dieses Zentrum chinesischer Macht ausschließlich von Vampiren bewohnt wird. Selbst Tze Hsi, die Nebenfrau des verstorbenen Kaisers, die nun die Geschicke des Landes führt, hat den Kuss der Verdammnis empfangen, und sie ist es, für die Antediluvians Geschenk bestimmt ist.

Tze Hsi findet Gefallen an Dilara (und ihrem Geschenk) und lädt sie ein, der Vernichtung einiger Vampire beizuwohnen, die die Gunst der Kaiserwitwe verloren haben. Die chinesischen Vampire bedienen sich dazu des Seelentors, durch das ein in Ungnade gefallener Vampir treten muss, um daraufhin ins ewige Nichts einzugehen. Die Vampire verschwinden einfach und niemand weiß so genau, was eigentlich mit ihnen geschieht. Das Schauspiel ist faszinierend und angsteinflößend zugleich.

Während Dilara also ihren Gedanken nachhängt, reisen Calvin und Mick nach Shanghai, um dort die Spur des Drachen aufzunehmen. Durch seinen Job bei der Polizei kann Mick der ganzen Sache einen halboffiziellen Anstrich verleihen, und so wird ihnen bei ihrer Ankunft die Geheimdienstlerin Suemi an die Seite gestellt, die sie bei ihren Ermittlungen unterstützen soll. Es dauert nicht lange, bis die beiden Männer wissen, wo der Drache zu finden ist. Doch Dilara zu befreien, wird sich schwierig gestalten, schließlich rechnet Lee Khan mit der Ankunft der beiden und sehnt sie sogar herbei. Die Befreiungsaktion der beiden ist das letzte Puzzlestück in Lee Khans Racheplan.

Nach dem eher beschaulicheren siebten Teil dreht die „Schattenchronik“ nun wieder auf und liefert mehr Action, mehr wechselnde Schauplätze und mehrere Zeitebenen, auf denen die Geschichte spielt. Bionda und Kleudgen haben sich diesmal China vorgenommen und entführen den Leser sowohl in das heutige Shanghai, das sich als pulsierende Metropole präsentiert, als auch in das vergangene Kaiserreich China, das exotisch und gleichzeitig gefährlich daherkommt. Wieder einmal sind diese Passagen das Highlight des Bandes – sie erweisen sich als gut recherchiert und überzeugend dargestellt. Besonders die Tatsache, dass die Autoren reale Personen in ihre Handlung einweben, macht die China-Passagen reizvoll.

Hinter dem schillernden China des beginnenden 20. Jahrhunderts verblasst das heutige Shanghai etwas, in das es Calvin und Mick verschlägt. Die beiden geben kein besonders gutes Team ab: Während Calvin von einer Depression in die nächste verfällt, weil er sich Sorgen um Dilara macht, versucht Mick mit coolen Sprüchen zu punkten, die zu salopp und gekünstelt für die eher ernste Situation wirken. Beide Charaktere verfallen in Extreme, die übertrieben wirken – der eine erscheint zu leidend, während der andere zu forsch wirkt. Ein wirklich gutes Gleichgewicht stellt sich nicht ein.

Auch der Drache Lee Khan gibt längst nicht alle seine Geheimnisse preis. Der Leser lernt zwar, warum er Rache an den Vampiren nehmen will, doch bleibt im Dunkeln, warum es gerade diese Vampire sein müssen. Ist Dilara persönlich für Lee Khans Unglück verantwortlich oder hofft er, die Vampirgemeinschaft völlig zu zerschlagen, indem er ihre Führer tötet? Lee Khan lässt sich nicht vollkommen in die Karten schauen, und so steht zu vermuten, dass der Leser noch nicht alles von ihm gesehen hat.

In guter Serienmanier dreht „Das Seelentor“ gerade am Schluss so richtig auf, wenn es zur Konfrontation zwischen den Vampiren und dem Drachen kommt. Der Showdown ist actionlastig und schnell, und mit sadistischer Freude reißen Bionda und Kleudgen auf der letzten Seite das Ruder noch einmal komplett herum und drehen die Handlung in eine neue beunruhigende Richtung. Wie immer darf man gespannt sein, wie Dilara und Calvin sich aus dieser misslichen Lage befreien!

http://www.blitz-verlag.de

_Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik auf |Buchwurm.info|:_

Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977
Band 5: [„Der Schattenkelch“ 2483
Band 6: [„Calvin“ 2490
Band 7:
[„Zorn des Drachen“ 5032
Band 9: [„Der Vampir von Düsseldorf“ 4100
Band 10: [„Vabanque“ 4787
Band 11: [„Der Sturz des Drachenthrons“ 4809

Bionda, Alisha / Kleudgen, Jörg – Zorn des Drachen (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 7)

Der sechste Band der „Schattenchronik“ – [„Calvin“ 2490 – endete mit großen Umstürzen: Der Schattenkelch ist gefunden und entfaltet in einem Blutritual seine ganze Kraft. Aus Dilara, ihrem Gefährten Calvin, ihrem Bruder Guardian, dem Vampircop Mick und der unberechenbaren Vampirin Luna Sangue wird der Bund der Fünf. Solange der Bund einig ist, werden die Fünf wirklich unsterblich sein, und ihre Macht über die Vampire der Welt ist grenzenlos.

Guardian, der Besonnene und Nachdenkliche, ist sofort in seinem Element. Zusammen mit Dilara arbeitet er an einer Art Gesetzessammlung für Vampire und lädt die Ältesten ein, zusammen mit dem Bund so etwas wie den Bundestag der Vampire zu bilden.

Lunas Konzentration ist während dieser Formungsphase etwas abgelenkt: Ein Unbekannter versucht ihr Kosmetikimperium zu unterwandern. Es sind bereits Nachahmerprodukte ihrer überaus erfolgreichen LUNATICS-Reihe auf dem Markt aufgetaucht, und es wird höchste Zeit, dass sie dem Problem ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt. Dazu stellt sie einen neuen Mitarbeiter – Mike O’Connell – ein, der mit allen verfügbaren Mitteln zum Kern der Wirtschaftsspionage vordringen soll.

Auch Calvins Freude über die Bildung des Bunds der Fünf ist getrübt. Ihn plagt die Tatsache, dass er praktisch nichts über seine Mutter und deren Familie weiß. Nach dem Bruch mit seinem Vater fühlt er sich – abgesehen von Dilara – vollkommen allein gelassen und wünscht sich nichts sehnlicher als seine Familie ausfindig zu machen. Er hat jedoch wenig mehr als nebulöse Erinnerungen: Diese führen ihn in ein verschlafenes Nest in Wales, wo er hofft, mit seinen Nachforschungen, wenn nicht auf seine Mutter, so doch wenigstens auf den Rest seiner Familie mütterlicherseits zu stoßen.

All diese Vorkommnisse werden jedoch überschattet von einer Reihe von Morden in der Vampirgemeinde. Jemand will den Untoten wohl wirklich ans Leder, doch lange bleiben sein Name und seine Motivation im Dunkeln. Nur eines ist schnell klar: Sein Zeichen ist ein Drache.

Nachdem der „Schattenkelch“ nun die fünf Hauptcharaktere der Serie in einem machtvollen Bund vereint, könnte man annehmen, dass Ruhe in Dilaras Leben einkehrt. Und tatsächlich startet „Zorn des Drachen“ durchaus gemächlich. Die neue Situation in der Gemeinschaft der Vampire will erkundet und ausgelotet werden. Es gilt, neue Regeln des Zusammenlebens aufzustellen und seinen Platz in der veränderten Hierarchie zu finden. So ganz trauen sich die fünf Bündler allerdings nicht über den Weg. Besonders die undurchschaubare Luna Sangue ist den anderen vier ein Dorn im Auge. Sie halten sie für die Schwachstelle im Bund, müssen sie doch jederzeit damit rechnen, dass Luna sich entscheidet, fortan doch nur ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Sollte das geschehen, wäre die Macht des Bundes zerschlagen und keiner der fünf könnte künftig vom Schattenkelch profitieren.

In „Zorn des Drachen“ gibt es – und das ist ungewöhnlich für die „Schattenchronik“ – keinen zweiten Handlungsstrang, der in Rückblenden erzählt wird. Ausnahmsweise widmen sich Alisha Bionda und Jörg Kleudgen nicht fremden Kulturen und vergangenen Zeiten, um Dilaras Unleben auszuloten. Stattdessen konzentriert sich das Autorenduo auf Calvin, der allein nach Wales reist, um dort Näheres über seine Familie zu erfahren. Diese Passagen sind die besten und spannendsten des Romans – denn im Gegensatz zur nur angedeuteten Gefahr des titelgebenden Drachen gelingt es ihnen, den Leser sofort zu fesseln. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Calvin eine Reise in die Vergangenheit unternimmt. Brynddumaen, der kleine Küstenort, den Calvin in Wales besucht, erscheint dem Leser fast wie unter einer Glasglocke konserviert. Die Urlaubssaison ist vorüber und die Bürgersteige wurden hochgeklappt. Kaum jemand lässt sich in dem Örtchen blicken. Die meisten Hotels scheinen bereits für den Winter geschlossen zu haben. Calvin kommt in einem Hotel unter, das offenbar auch schon bessere Tage gesehen hat – man sieht förmlich den Staub im faden Sonnenlicht tanzen. Nur noch ein Angestellter ist anzutreffen und Calvin ist der einzige Gast. Das Hotel wird sein Hauptquartier, von dem aus er seine Nachforschungen anstellt. Bald stößt er auf erste Anzeichen, dass die Familie seiner Mutter tatsächlich aus dieser Gegend stammt. Außerhalb des Ortes lebte sie zurückgezogen in einem Haus am Meer, das in einem tragischen Feuer komplett zerstört wurde. Doch was hatte das Feuer verursacht?

Die Kapitel in Wales atmen Lokalkolorit. Sie machen schon durch das leicht staubige und gottvergessene Ambiente unglaublich Spaß, denn als Leser hat man fast das Gefühlt in einem Horrorfilm aus den 50ern gelandet zu sein, in dem es Protagonisten in ein menschenleeres Hotel verschlägt. Und auch das Geheimnis, das Calvin im Verlauf des Romans aufzudecken beginnt, passt sich in diese Gefühlswelt ein. Dahinter verblassen allerdings die anderen Handlungsstränge des Romans. Gerade der Drache, der Vampire mordend durch London zieht, ist bisher nicht mehr als ein Schemen. Seine Identität wird nicht preisgegeben – ein Vergnügen, das sich Bionda und Kleudgen offenbar für den nächsten Band aufheben -, und so bleibt dem Leser nichts anderes übrig als Vermutungen anzustellen. Aber auch das ist schließlich ein Teil der Lektüre, der ungemein Spaß machen kann!

„Zorn des Drachen“ entbehrt eines wirklichen „Gegners“. Die Autoren Alisha Bionda und Jörg Kleudgen konzentrieren sich im Gegenzug auf ihre Charaktere und versuchen, sie im siebten Band der „Schattenchronik“ etwas mehr auszuleuchten und ihnen mehr Tiefe zu geben. Das bietet dem Leser eine wohlverdiente Verschnaufpause zwischen den actiongeladenen Teilen der Romanserie. Denn vermutlich wird es schon im Nachfolger, „Das Seelentor“, wieder heiß hergehen.

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_Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik auf |Buchwurm.info|:_

Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977
Band 5: [„Der Schattenkelch“ 2483
Band 6: [„Calvin“ 2490
Band 9: [„Der Vampir von Düsseldorf“ 4100
Band 10: [„Vabanque“ 4787
Band 11: [„Der Sturz des Drachenthrons“ 4809

S.H.A. Parzzival – Krakentanz (Titan-Sternenabenteuer 27)

Handlung:

Anake und Cy begleiten den Wirtschaftsmagnaten Michael Moses beim Jungfernflug der |Hindenburg II|: Das Luftschiff ist auch in der Lage zu tauchen und bis in die Tiefsee vorzustoßen. Bei der Demonstration der Fähigkeiten des Wunderwerkes der Technik kommt es zu einem erneuten Anschlag der Ökoterroristen: Ein Riesenkrake greift die |Hindenburg II| an.

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S.H.A. Parzzival – Germania (Titan-Sternenabenteuer 23)

Handlung

Gerade erreichen die Feierlichkeiten zur Eröffnung von „Germania“ ihren Höhepunkt, als die Ökoterroristen zu einem neuen Schlag ausholen und ein mörderischer Orkan losbricht. Shalyn Shan und die Crew der |Titan| sind mittendrin in dem Chaos, das durch die künstlich geschaffene Katastrophe ausgelöst wurde.

Darüber hinaus werden neue Mutationen in den Gebäudekomplex eingeschleust, eine bizarre Mischung aus Ratten und Fröschen, die hochaggressiv alles anfallen, was sich bewegt. Michael Moses, Besitzer und Erbauer von „Germania“, aktiviert seine eigene Privatarmee, um die Terroristen zu beseitigen und die Mutationen zu vernichten.

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Dan Shocker – Die Gruft (Larry Brent, Band 31)

Die Gruft der bleichenden Schädel

Zwei Jahre ist es her, als die Expedition des Wissenschaftlers Frank Hamshere zu einem noch relativ unerforschten Gebiet am Kinabalu in Borneo aufbrach, um dort intensive Nachforschungen über einen mysteriösen Eingeborenenstamm anzustellen. Seitdem gelten die Teilnehmer dieses Unternehmens als verschollen.

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Dan Shocker – Alpträume (Larry Brent 26)

Das Buch enthält die beiden Heftromane „Im Labyrinth des Ghuls“ und „Die Alpträume des Mr. Clint“ welche als Silber-Grusel-Krimis Nr. 51 und 52 erschienen sind. Ihre Neuauflage erlebten sie als Larry-Brent-Romane in der eigenständigen Serie.

Im Labyrinth des Ghuls

In London scheint ein Ghul sein Unwesen zu treiben. Angefressene Leichen werden gefunden. Die PSA schickt ihren besten Mann Larry Brent nach England, damit dieser Chefinspektor Edward Higgins unterstützt. Zeitgleich soll Larrys Kollege Iwan Kunaritschew den Schriftsteller Janosz Bracziskowsky interviewen, der Bücher über düstere, bedrohliche Begebenheiten verfasst, die nicht gänzlich erfunden sein können.

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Bionda, Alisha (Hg.) / Gruber / Büchner / Hohlbein / Siefener / Marzi / Koch u. a. – dünne Mann, Der (Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek 8)

_Achter Anlauf: Autoren-Armada._

Während sich „Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek“ während der ersten Bände jeweils auf einen Autor konzentriert hat, bietet „Der dünne Mann“ einen Spaziergang durch die deutschsprachige Phantastik-Szene. Dabei dürfen sich unbekanntere AutorInnen ebenso vor dem Erbe Poes verneigen wie renommiertere Schreiberlinge und nicht zuletzt Genregröße & Zugpferd Wolfgang Hohlbein.

|Andreas Gruber| legt mit „Wie ein Lichtschein unter der Tür“ eine Poe’sche Betrachtung sexueller Begierden vor und zeigt, wie ein junger Bursche eine Vorliebe für ältere Frauen entwickelt und dabei in immer krassere Dimensionen vordringt. Die Story hat eine schöne Bildsprache, die an gewählte Worte eines betagteren Tagebuchschreibers erinnert, und ist mit einem atmosphärisch dichten Spannungsaufbau versehen, wenn das Ende auch nicht unbedingt überrascht. Ein wenig aus der Stimmung wird der Leser gerissen, wenn zwischen der würdevollen Tagebuchsprache plötzlich unbeholfene Jugend-Dialoge auftauchen, die sich mit Bauchnabelpiercings befassen oder mit Linda Blairs Gekotze in „Der Exorzist“. Trotzdem: Unterhaltsame Story!

|Barbara Büchner| schwelgt mit „Spinnwebschleier“ in einer düstererotischen Fantasie, die sich ihrerseits mit würdig ergrauter Sprache und morbiden Bildern vor dem Meister des Düsteren verbeugt. Ein kurzes Vergnügen, aber durchaus stimmig.

|Eddie Angerhuber| hat mit „Nepenthe“ eine sehr klassische Geschichte vollbracht über Zivilisationsmenschen, die sich in einem geheimnisvollen Landhaus niederlassen, die allmählich von der düsteren Vergangenheit dieses Hauses eingeholt werden, von düsteren Stimmungen, beklemmenden Abschiedsbriefen und unheimlichen saphiräugigen Katzen. Der Spannungsaufbau ist grandios gebastelt, die Sprache passend pathetisch, die Stimmung meisterhaft morbide und das Ende wurde mit einem wunderbaren Schlusssatz perfekt auf den Punkt gebracht. Tolle Story! Kein Vergleich zu Angerhubers elitärsprachlich dahergeprotztem Nachwort im ersten Band der „Bibliothek des Schreckens“!

|Michael Siefener| enttäuscht zunächst etwas mit seiner „Abendstimmung mit Burgruine“, zu schwach ist der Spannungsaufbau und zu metaphernverliebt die Sprache. Am Schluss jedoch gewinnt die Story durch ihre kluge, düstere Auflösung.

|Dominik Irtenkauf| verlässt sich in „Sündflut“ ebenfalls etwas sehr auf seine Metaphern und erzählt in weitschweifigem Stil von unheilvoller Begierde, Opium, Tod und Wahnsinn. Fans altmodisch bebilderter Innenschauen werden an „Sündflut“ sicher ihre Freunde haben, auch wenn das Ende etwas abrupt über den Leser hereinbricht.

|Micha Wischniewski| scheint mit seiner Story „Die Firma“ eher eine Hommage an Thomas Ligotti und Mark Samuels verfasst zu haben als an Edgar Allan Poe, aber das ändert nichts an ihrer Stärke. Eine namenlose Firma kommt in eine namenlose Stadt, der Protagonist bewirbt sich dort und wird von dem seltsamen Ort und seinen Aufgaben verschlungen. Die Ähnlichkeit mit Samuels „Die Sackgasse“ ist nicht zu übersehen und auch der „Dominioweg“, in dem sich die „Firma“ befindet, dürfte definitiv als Verbeugung vor Ligotti verstanden werden, und vor Frank Dominio, jenem vom Weltekel zerfressenen Protagonisten in Ligottis „Meine Arbeit ist noch nicht erledigt“ (in: „Das Alptraum-Netzwerk“). „Die Firma“ ist demzufolge also nicht unbedingt originell, aber wunderbar zynisch, nihilistisch und düster!

|Christoph Marzi| wandelt mit „Die Raben“ – wie der Titel schon vermuten lässt – sicheren Fußes auf klar Poe’schem Story-Terrain und befasst sich mit alten Familien, toten Ehefrauen und, wie immer, mit dunklen Geheimnissen. Alastair Carfax wird von einer Armada Raben belagert, deren Geheimnis sein neuer Hausverwalter – und gleichzeitig Erzähler der Story – allmählich auf die Schliche kommt. Marzis Sprache ist kraftvoll und seine Bilder treffen, wie schon die tolle Charakterisierung von Alastair Carfax zeigt: „Der letzte knorrige und langsam verrottende Ast dieses Stammbaums, der laut den Einwohnern Baltimores in die tiefste Hölle zurückzureichen schien.“ Kunstvolle Düsterstory!

|Wolfgang Hohlbein|, der „Star“ dieser Anthologie, hat mit „Der dünne Mann“ eine flockig unterhaltsame Gruselmär geschrieben, über den irischen Hafenarbeiter Ian McGillicaddi, über das große Beben in London und über einen geheimnisvollen dünnen Mann, der plötzlich bei McGillicaddi auftaucht und alles über den trinkfesten Iren zu wissen scheint. Nach und nach, in ironischem und lockerem Stil, eröffnen sich die Motive des dünnen Mannes und gipfeln in ein wohlkonzertiertes Ende. „Der dünne Mann“ ist zwar kein Meisterstück, aber handwerklich hochsolide Unterhaltung ohne Fehl.

|Christian von Aster| widmet sich in „Stanchloams Erbe“ ebenfalls ergrauten Gruselmotiven: Asters Protagonist ist ein Viktor Frankenstein, der mit einer Prise Hochmut und Misanthropie angereichert wurde. Dem Poe’schen Erbe angemessen, bedient sich auch Aster des Tagebuchstiles, in dem er die Besessenheit seines Protagonisten darlegt und den epischen Vorverweis darauf, dass der Tagebuchschreiber damit kein glückliches Ende finden wird. Auch Aster kann man einen gekonnten Umgang mit verstaubtem Sprachspielzeug attestieren, und das Ende seiner Story hat einen angenehm düsteren Abgang, wenn es auch nicht vollkommen unerwartet über den Leser herfällt und der Weg dorthin kleine Unglaubwürdigkeiten zu verkraften hat.

|Jörg Kleudgen und Boris Koch| haben mit „Der Fluch von Mayfield“ keine so kraftvolle Verbeugung hinbekommen wie ihre Vorgänger. Auch hier wird der Leser mit alten Häusern, Familientragödien und schrecklichen Geheimnissen konfrontiert, aber leider ist es den beiden Autoren nicht geglückt, eine tragfähige Atmosphäre zu erzeugen, und die Story schleppt sich spannungsarm zu einem lahmen Ende. Schade!

|Mark Freiers| „Kleine Nachtgeschichte“ ist ein kurzer Sechsseiter, der sich ebenfalls den Themen Liebe, Mord und Wahnsinn widmet. Zwar ist die Story nicht brüllend originell und der Spannungsaufbau etwas holprig, dafür entschädigt einen aber die würdig poeske Auflösung.

_Schwächeres Licht in der Ahnengalerie._

Zwar habe ich Band 6 und Band 7 von |Edgar Allan Poes Bibliothek des Schreckens| noch nicht gelesen, aber von den Gelesenen führen noch immer folgende Bände diese Reihe an: „Die Weißen Hände“ von Mark Samuels (Band 4), „Spuk des Alltags“ von Alexander M. Frey (Band 3) und, konkurrenzlos, „Das Alptraum-Netzwerk“ von Thomas Ligotti (Band 2). „Der dünne Mann“ ist durchaus unterhaltsam und zeichnet sich durch unterschiedliche Autoren aus, aus deren Feder Werke von unterschiedlicher Qualität geflossen sind. Der Unterhaltungswert dieses Bandes ist hoch, hat aber auch unter einigen Einbrüchen zu leiden, brüllend originell ist hier nichts, aber an eine Hommage an Poe sollte man solche Ansprüche vielleicht auch nicht stellen. Für Genre-Fans durchaus interessant, Neueinsteiger sollten aber lieber auf die Originale zurückgreifen – oder auf die Bände zwei bis vier.

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Dan Shocker – Totenkopfmond (Macabros, Band 24)

Der Band enthält die beiden Romane „Aufstand der Knochenmonster“ und „Totenkopfmond“, die beide 1977 in der gleichnamigen Heftromanserie des |Zauberkreis|-Verlages erschienen sind.

Anka Sörgensen hat sich auf eigenen Wunsch in eine psychiatrische Anstalt einweisen lassen, nachdem sie gesehen hat, wie ein Bild in ihrer Wohnung lebendig wurde (siehe Macabros Band 23). Dort wird sie fast erneut zum Opfer eines merkwürdigen Anschlags, als ein Baum unvermittelt umstürzt. Dabei hat sie eine neue Vision: Eine junge Frau, die Schauspielerin Tina Marino, begegnet vor ihrem Hotel in London einem lebenden Skelett. Anka und ihr Arzt Thorwald Belman fliegen nach England und kontaktieren Tina Marino. Anka und Tina schließen schnell Freundschaft und beschließen, den skelettierten Mann aufzusuchen. Doch dort lauert bereits die dämonische Hexe Maletta auf die beiden Frauen, welche bereits in Norwegen mehrfach versuchte, Anka zu vernichten.

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Dan Shocker – Fürst der Knochenburg (Macabros, Band 23)

In diesem Band sind die beiden Heftromane Band 43 und 51 der gleichnamigen Serie enthalten.

Die Horror-Tempel von Skyx

Rani Mahay, der Koloss von Bhutan, und seine bengalische Tigerin Chitra folgen Björn Hellmark durch den Spiegel der Druidin Kiuna Macgullygosh. Doch Rani trifft nicht in Tschinandoah ein, sondern gelangt im Land Ullnak. Dort trifft er auf Statuen, die seinen Freund Björn darstellen und mit Nadeln gespickt sind. Die Bewohner geben dem deutschen Millionärssohn die Schuld an dem Umsturz ihres Landes und wollen ihn quälen. Nachdem der Fürst von Ullnak starb, kam seine Tochter Aleana an die Macht, doch alsbald wurde sie ihr wieder entrissen.

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Bionda, Alisha / Parzzival, S.H.A. – Calvin (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 6)

Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977
Band 5: [„Der Schattenkelch“ 2483

„Calvin“ heißt der sechste Band der „Schattenchronik“, diesmal aus der Feder der ominpräsenten Alisha Bionda und ihres Gastautors S. H. A. Parzzival. Und Calvin ist auch Programm in diesem rasanten Mix aus Mystery, Crime und Romanze. Er ist es schließlich, der das Wissen um den Schattenkelch besitzt – nur kann er sich daran leider nicht wirklich erinnern. Doch der Kampf um den Gral, der im letzten Band begonnen hat, erreicht nun seinen Höhepunkt und Calvin sollte möglichst schnell eine Seite wählen; am besten natürlich die richtige!

Zunächst jedoch lockt ihn sein Vater nach St. Barbara. Er drängt auf eine Versöhnung, impliziert, dass seine Ende naht. Doch tatsächlich will er Calvin nur in seine Gewalt bringen, um ihm unter Drogeneinfluss die Geheimnisse des Schattenkelchs zu entlocken. Allerdings hat er die Rechnung ohne Dilara gemacht. Diese reist ihrem Seelengefährten natürlich hinterher und kann ihn aus den Fängen seines Vaters befreien: Zwischen Vater und Sohn kommt es danach endgültig zum Bruch.

Währenddessen sind Mick und Cassandra in London immer noch damit beschäftigt, die brutale Mordserie aufzuklären, die die Stadt heimsucht. Dass Micks Ermittlungsmethoden einige Ungereimtheiten aufweisen, kann Cassandra dabei nicht länger übersehen; auch wenn sie immer noch hoffnungslos in Mick verknallt ist. Und so bleibt Mick nichts anderes übrig, als Cassandra endlich in seine Arbeitsweise einzubeziehen. Tatsächlich ist er nämlich nicht nur ein Vampir, sondern auch noch ein Necromancer, fähig, in Trance Verbindung zu den Toten aufzunehmen. Dort bezieht er seine Informationen von seinem ermordeten Partner Greg Lane und ist damit den bösen Buben immer haarscharf auf den Fersen.

Luna Sangue wiederum muss mit unvorhergesehenen Problemen kämpfen: Unerwarteterweise hat sich nämlich ihr Handlanger Mark Garimont den Schattenkelch geschnappt und versucht nun – recht ungeschickt – Luna Sangue damit zu erpressen. Doch hat er die Rechnung ohne die leicht schizophrene Vampirin gemacht.

Die Handlung verdichtet sich also zusehends. Die Schlinge zieht sich zusammen und das Geheimnis um den finstren Gral wird Stück für Stück vor dem Leser ausgebreitet, bis es auf den letzten Seiten zu einem Finale kommt, das den Leser vor Spannung die Tage bis zur Fortsetzung der Reihe zählen lässt (der nächste Band erscheint im November).

Die eigentlichen Stars dieses Bands sind das dynamische Duo Cassandra/Mick: Mick, der gut aussehende Zombie-Vampir, der genau weiß, wie er seine Reize einzusetzen hat, und die pummelige Cassandra, die Mick vergeblich schöne Augen macht und deren innere Monologe über ihre Verliebtheit, ihr Gewicht und die Ungerechtigkeit der Welt wohl jede Frau kennt. Die beiden landen – wenig überraschend – mitten in dem Kampf um den Gral und sollen dabei lange keine Nebenrolle spielen!

Als einzigen neuen Charakter lernen wir diesmal Delphine kennen. Man könnte ihr nachsagen, ein „plot device“ zu sein, ein Charakter, der nur dazu da ist, die Handlung in die richtige Richtung zu forcieren. Doch sollte man sich hüten, dem Autorenteam so niedere Motive nachzusagen. Wir erfahren wenig über Delphine: Eine alte Freundin von Dilara ist sie, die nun – aus rein egoistischen Gründen – plötzlich wieder in deren Leben auftaucht. Die beiden scheint in der Vergangenheit ein enges Band verbunden zu haben, doch dieses zerriss, als Delphine Dilaras Vertrauen missbrauchte. Es gibt nur Andeutungen über die Vergangenheit der beiden, gerade so viel, um den Leser nur noch neugieriger auf diese vampirische Lolita zu machen. Und da Bionda/Parzzival dem Leser diesmal einen Handlungsstrang in der Vergangenheit vorenthalten haben, ist davon auszugehen, dass wir in Zukunft noch mehr von Delphine sehen werden.

Alles in allem ist „Calvin“ wieder ein gelungenes Puzzleteil innerhalb des Schattenchronik-Universums. Weder die Charaktere noch die Handlung stagnieren an irgendeinem Punkt. Bionda und Parzzival erzählen flott und ohne Schnörkel und vermeiden so das Schicksal vieler anderer Romanserien; nämlich im Sumpf der eigenen Charaktere stecken zu bleiben und die Handlung aus den Augen zu verlieren. Diese Gefahr besteht hier keineswegs: Die Handlung bewegt sich unweigerlich auf das Finale zu, und in gewohnter (und lang erprobter) Serienmanier lassen die beiden Autoren den geneigten Leser in der Luft hängen. Wie wird sich nun der Schattenkelch auswirken? Welche Macht besitzt er tatsächlich? Wie geht es weiter? In welche Richtung wird sich die Handlung wenden?

Da gibt es wohl nur eine Antwort: Im November geht’s weiter mit Band 7, „Zorn des Drachen“.

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