2003 war’s, als die „Potter-Mania“ einen ihrer Höhepunkte erreichte und geradezu legendär ist die Vermarktungsmasche, den neuesten Band stets schon um Mitternacht des Veröffentlichungstages anzubieten. Campende – oft mit jeder Menge Merchandise aufgetakelte – Fans vor Buchhandlungen waren weltweit ein Phänomen des Hypes. Inzwischen ist der Zyklus mit Band 7 zu Ende gegangen, doch der Auftakt zum großen Finale nahm mit Band 5 seinen Anfang. „Der Orden des Phönix“ läutete das Ende der Kinderbuch Ära ein und katapultierte Harry Potter – passend zu seinem literarischen Alter – nun sehr deutlich in Richtung des Erwachsenseins. Und das ist bekanntlich zuweilen recht ernst und allzu oft auch düster – wie auch der inzwischen wohl berühmteste Zauberlehrling schmerzlich feststellen muss.
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Rowling, Joanne K. – Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Wieder einmal sind Sommerferien, und Harry kann es nicht erwarten, dass die Schule endlich wieder anfängt. Denn seine Verwandten setzen ihm immer mehr zu. Als er schließlich Tante Magda an die Decke schweben lässt, da er sie wirklich nicht mehr ertragen kann, befürchtet er das Schlimmste; schließlich ist ihm Zaubern in den Ferien verboten.
Er flieht kurzerhand aus dem Haus und wird vom „Fahrenden Ritter“ aufgesammelt, einem Busdienst für Zauberer. Von diesem lässt er sich in die Winkelgasse in London fahren, einer Straße, die für die Muggels nicht zu sehen ist. Er nimmt sich ein Zimmer im „Tropfenden Kessel“ und erwartet das Schlimmste.
Doch dazu kommt es nicht, denn als er auf den Zaubereiminister Fudge trifft, ist dieser äußerst höflich und zuvorkommend, obwohl Harry das Gesetz gebrochen und in den Ferien bei den Muggels gezaubert hat. Dies könnte allerdings damit zu tun haben, dass ein schrecklicher Verbrecher aus Askaban ausgebrochen ist und es auf Harry abgesehen haben könnte. Denn Sirius Black war der beste Freund seiner Eltern und hat diese an „Du-weißt-schon-wen“ verraten, und jetzt könnte er hinter Harry her sein.
Harry wird in eine verflochtene Geschichte hineingezogen, die immer undurchsichtiger zu werden scheint, in der sowohl Rache als auch Verrat die Hauptrollen spielen. Und es scheint auch nicht besonders viel zu nützen, dass die Dementoren von Askaban die Schule vor dem Flüchtigen schützen sollen, denn es mehren sich die Anzeichen, dass Black trotz allem in das Gebäude eindringen konnte …
Rowlings „Harry Potter“ erweist sich als Suchtlektüre allererster Sahne – auch für den erwachsenen Leser, der eigentlich mit einem leicht skeptischen Gefühl an die Sache herangeht. Die Geschichten sind durchweg dermaßen faszinierend und sympathisch aufgebaut, dass man sich ihrer Magie gar nicht entziehen kann, selbst wenn man es versuchen wollte. Eine ähnliche Wirkung von Jugendbüchern auch auf Erwachsene habe ich bisher bestenfalls bei Mark Brandis‘ „Weltraumpiraten“ und mit leichten Abstrichen bei Kai Meyers „Sieben Siegeln“ feststellen können.
Bei „Harry Potter“ passt einfach alles: Die Handlung (auch für Erwachsene interessant und in hohem Maße spannend), die Charaktere (die keineswegs flach, sondern durchaus interessant geschildert daherkommen) und eine Erzählweise, die geschickt die wirklich spannende Handlung mit witzigen Elementen auflockert.
All dies ist in einer durchaus jugendgerechten Handlung verpackt, die jedoch auch den erwachsenen Leser zu jeder Zeit zu faszinieren in der Lage ist, sollte sich dieser einen kleinen Sinn für die Faszination seiner Jugend bewahrt haben. Es ist jedenfalls fast unmöglich, einen Roman dieser Serie zur Seite zu legen, bevor man am Ende angekommen ist. Bei mir hat dies dann für zwei Nächte gesorgt, die ich mit Lesen verbracht habe – von den Tagen erst gar nicht zu reden. Ich kann jedenfalls jedem nur raten, sich den ersten Band zu besorgen und einen freien Tag in der Woche zur Lektüre zu nutzen – denn nach Beendigung des ersten Bandes wird man mit höchster Wahrscheinlichkeit zur nächsten Buchhandlung rennen und sich die weiteren Bände zulegen wollen. Wochenenden haben hier den Nachteil, dass die Bücherläden geschlossen haben und man bis Montag warten muss. Und dieses Warten sollte man nicht unterschätzen. Am besten ist es immer noch, ein freies Wochenende einzuplanen, alle Romane vorher zu kaufen und diese dann praktisch in einem Rutsch durchzulesen – und am Erscheinungstag des nächsten freizunehmen, morgens in der Buchhandlung zu stehen und dieses Buch direkt mitzunehmen, um es zuhause zu verschlingen.
Das mag jetzt alles recht enthusiastisch klingen – allerdings kann ich nicht viel anderes hierzu schreiben. Immerhin gehört die „Harry Potter“-Reihe zum Interessantesten, Faszinierendsten, Spannendsten und Lustigsten, das ich in der letzten Zeit gelesen habe. Und das will schon einiges heißen.
Noch eine Bemerkung zum Schluss: Angesichts des Umfangs dieser Romane kann man eigentlich kaum glauben, dass die Jugendlichen heutzutage kaum noch lesen. Diese Bücher sind doch im Vergleich ziemliche „Brocken“ – nach denen sich die Zielgruppe die Füße plattläuft. Diese Romane sind das beste Beispiel für Bücher, die auch „Nichtleser“ dazu bringen, die Nase zwischen zwei Buchdeckel zu stecken.
Fazit: Suchtlektüre der allerersten Sahne. Wer sich diese Romane zulegt, sollte auch gleich noch ein verlängertes Wochenende in der Hinterhand haben, an dem er sie an einem Stück lesen kann. Selten sind Jugendromane dieser Qualität erschienen. „Harry Potter“ kann jetzt schon als zeitloser Klassiker gewertet werden. Absolut empfehlenswert!
[Deutsche Harry-Potter-Homepage]http://www.carlsen-harrypotter.de/
_Winfried Brand_ © 2002
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|
Rowling, Joanne K. – Harry Potter and the Deathly Hallows
Der Titel des siebten und finalen Potter-Bandes war bereits einige Zeit durchgesickert: „Deathly Hallows“. Insbesondere die deutsche Fangemeinde rätselte und diskutierte sich ob der möglichen Mehrfachdeutungen in diversen Internet-Foren unter dem Spitzhut heiß. Tödliches Helloween? Todgeweihte Hallen oder irgendwelche ominösen Heiligen? Nun, mit der langerwarteten Veröffentlichung der englischen Fassung am 21. Juli anno domini 2007 war dann glasklar, dass diejenigen, die unter „Hallows“ nicht nur Allerheiligen oder Halloween (von: all hallows eve), sondern auch (heilige) Reliquien sahen, Recht hatten. Warum „Heiligtümer des Todes“ (so auch der offizielle Titel für die im Oktober ’07 erscheinende deutsche Fassung) eine sehr subtile – auch grammatische – Hintersinnigkeit beinhaltet, erschließt sich jedoch erst mit Kenntnis des Inhalts des wieder einmal gut 600 Seiten starken Wälzers aus der Feder J. K. Rowlings.
Über sieben Brücken musst du geh’n,
sieben dunkle Jahre übersteh’n …
(|Karat|)
_Vorgeschichte_
Harry hatte bereits kurz nach der Beerdigung seines großen Mentors Dumbledore angekündigt, nicht nach Hogwarts zurückzukehren. Er sowie Ron und Hermione haben eine Mission zu erfüllen: die Zerstörung der so genannten „Horcruxes“. Trophäen, welche der Dunkle Lord gesammelt und zu Gefäßen von Seelenfragmenten seiner selbst umfunktioniert hat, um im Falle eines körperlichen Todes quasi aus ihnen wieder aufzuerstehen zu können.
Sieben Stück waren es ursprünglich, die Voldemort seinerzeit als Fail-Safe erschuf und versteckte. Der erste Horcrux – Tom Riddles Tagebuch – wurde bereits vor Jahren durch Harry vernichtet (vgl. „Harry Potter and the Chamber of Secrets“). Ein zweiter konnte von Dumbledore kurz vor seinem Tod neutralisiert werden. Ein dritter entpuppte sich als von einem mysteriösen „R.A.B.“ entfernt und durch eine Fake ersetzt (vgl. „Harry Potter and the Half-Blood Prince“). So weit die Ausgangslage zu Beginn von Harrys siebten aktiven Jahr in der Zaubererwelt.
Kein schöner Land in dieser Zeit,
als das uns’re weit und breit …
(|Volkslied|)
_Zur Story_
Die Geschichte startet nicht wie gewohnt am Privet Drive, sondern in Malfoy Manor, dem Anwesen der gleichnamigen Death-Eater-Familie. Hier brütet Lord Voldemort seinen nächsten Schlag gegen Harry aus, gut beraten vom Mörder Dumbledores: Snape, seines Zeichens neuer Schulleiter von Hogwarts. Er berichtet, dass der Orden des Phönix sich darauf vorbereitet, Harry aus dem Haus seiner Pflegeeltern in ein sicheres Versteck zu eskortieren, da dieses nicht mehr lange sicher für ihn sowie die Dursleys ist. Der schützende Zauber, den seine Mutter über ihn und das Haus gelegt hat, erlischt demnächst. Harry wird 17 und ist dann somit volljähriger Zauberer. Während die Evakuierung der Dursleys offensichtlich gelingt, endet das für Harry inszenierte Ablenkungsmanöver beinahe in einem Fiasko. Nur Harrys Zauberstab, welcher sich ohne sein Zutun gegen den Dunklen Lord wendet, verhindert Schlimmeres und sichert das Entkommen.
Im relativ gut abgeschirmten „Fuchsbau“, der Heimat der Weasley-Familie, trudeln die einzelnen Gruppen der Ordensmitglieder nach und nach ein. Doch die Rettungsaktion hat Blutzoll gefordert. Alistor „Mad-Eye“ Moody hat es ebenso erwischt wie Harrys Schneeeule Hedwig. Der berüchtigte Todesfluch. George Weasley hatte mit seinem von Snape abgeschossenen Ohr dagegen noch richtiggehendes Glück. Trotz der düsteren Aussichten laufen die Hochzeitsvorbereitungen von Fleur Delacour (vgl. „Harry Potter and the Goblet of Fire“) und Bill Weasley auf Hochtouren, während Harry, Ron und Hermione ihren Plan, ganz auf sich gestellt die Horcruxes zu finden und zu zerstören, weiter vorantreiben. Wiewohl sie nur von zweien ziemlich genau wissen, wie sie aussehen: Slytherins Halskette und Helga Hufflepuffs Becher. Doch wo danach suchen? Das seltsame Erbe Dumbledores (sein De-Illuminator, ein Märchenbuch und Harrys erster gefangener Snitch) hilft ihnen dabei derzeit nicht weiter.
Außerdem wird ihnen ein Erbstück vorenthalten. Das Schwert Godric Gryffindors, mit welchem man die verwunschenen Seelengefäße Voldemorts penetrieren kann, wurde vom Ministerium für Magie nicht zur Herausgabe freigegeben, da das mächtige Artefakt Allgemeingut sei. Probleme über Probleme also. Zumal an Dumbledores weißer Weste Zweifel auftauchen, welche auch an Harry zu nagen beginnen. Obwohl er auf die gewohnt verleumderische Feder von Rita Skeeter nichts gibt, mehren sich die Hinweise, dass Dumbledores Vergangenheit gewisse Fragen aufwirft und dass er Harry nicht immer die volle Wahrheit erzählt hat. Doch zunächst heißt es für ihn, Ron und Hermione sich auf die Flucht zu begeben, denn sowohl das Ministerium als auch Hogwarts wurden in einem Handstreich von den Death Eatern usurpiert und ein faschistoides Regime installiert, welches reines Magier-Blut propagiert und dieses Ziel auch gewaltsam durchsetzt.
Alles hat ein Ende,
nur die Wurst hat zwei …
(|Karnevalslied|)
_Eindrücke_
J. K. Rowling hat es sich selbst nicht leicht gemacht, indem sie die düstere Prophezeiung installierte, nach welcher einer der beiden Antagonisten ins Gras beißen muss (vgl. „Harry Potter and the Order of the Phoenix“). Somit ist klar, dass es wie weiland beim Highlander nur einen geben kann. Oder keinen, denn ein Teil von Voldemort steckt ja auch in Harry. Kann dieser Teil vernichtet werden, ohne dass er dabei auch draufgeht? Über Harrys quasi unausweichlichen Tod wurde ja bereits lange vor Erscheinen des Bandes lang und breit debattiert. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, zuvor lässt Rowling den Sensenmann jedoch erst einmal die ein oder andere fette Beute anderswo machen. Das ist überaus konsequent und verdeutlicht, dass es sich hier um ein Finale ohne Samthandschuhe handelt – es beginnt schon auf den ersten Seiten mit dem Tod Mad-Eye Moodys, und er soll nicht das einzige prominente Opfer des letzten Kampfes Gut gegen Böse sein.
Leider bremst sie das rasante Anfangstempo aber alsbald wieder runter. Die mehrere Monate währende Flucht der drei sowie das pubertierende Gerangel zwischen den unübersehbar ineinander verliebten Ron und Hermione schlauchen den Leser, wiewohl natürlich bei diesen Exkursionen auch wieder durch einige Informationshappen Licht ins Geschehen gebracht wird, sodass sich langsam das rätselhafte Puzzle um das Leben und Leiden des jungen Harry James Potter vervollständigt. Zwischendurch zieht die Action dann doch noch einmal an, ebbt wieder ab und gipfelt dann nach dieser seichten Phase in einem finale furioso. Ab hier sind die „Hallows“ dann das, was der der Brite schlicht einen Page-Turner nennt. Ganz Hogwarts im offenen Krieg mit den Todessern, da schluckt der Leser schon ein paar Mal trocken und verquetscht sich die ein oder andere pathetisch herbeigeführte Träne. Und blättert fiebrig weiter.
Allerdings wird sowohl ihm – dem Leser – als auch dem namensgebenden Hauptcharakter klar, dass es kein Entrinnen geben kann. Die letzten Mosaiksteinchen fallen ins Bild, was viel mit Snape und seiner Vergangenheit zu tun hat, die zum Teil auch Harrys Eltern betrifft – und natürlich Dumbledores. Mit Harrys kalter, logischer Entscheidung, zu tun, was getan werden muss, geht man konform. So und nicht anders, auch wenn’s noch so schmerzlich ist. Ein wenig dick aufgetragen und arg heroisch das Ganze, doch bitteschön, dies ist ein Potter-Band, da muss sowas irgendwie sein, sonst fehlt etwas. Leider bleiben so einige halboffene Handlungsfäden bzw. Figuren zu guter Letzt etwas im Dunklen. Die Dursleys etwa, die Malfoy-Familie oder auch das Schicksal der impertinenten, opportunistischen Dolores Umbridge. Dort hätte man sich vielleicht ein wenig mehr gewünscht – und dafür im Gegenzug gern auf Teile der etwas zähen Mitte verzichten können.
Lebt denn der alte Holzmichl noch?
(|De Randfichten|)
_Fazit_
Es ist ein rundes, überaus würdiges Finale und es dürfte auch kaum vernünftige Argumente für Fortsetzung(en) oder Prequels geben. Wiewohl der Epilog – so viel sei verraten – eine neue Generation Zaubererkinder auf den Weg nach Hogwarts beschreibt. Doch hoffen wir, dass es bei den sieben bisherigen Bänden bleibt, mit denen sich J. K. Rowling endgültig in den Olymp der fantastischen Literatur eingeschrieben hat. Die magische Nummer sieben ist vielleicht nicht der beste Band der Reihe, was natürlich reine Geschmackssache ist, dafür aber der mit Abstand ernsteste. Das Lesealter sollte dementsprechend ungefähr dem der Hauptakteure entsprechen, als Kinderbuch geht dieser Abschluss nicht mehr durch.
http://www.jkrowling.com/de
|Siehe ergänzend dazu unsere Rezensionen zu:|
[„Harry Potter und der Stein der Weisen“ 139
[„Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ 140
[„Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ 797
[„Harry Potter und der Orden des Phönix“ 141
[„Harry Potter and the Half-Blood Prince“ 1505
[„Harry Potter und der Halbblutprinz“ 1932
J. K. Rowling – Harry Potter und der Halbblutprinz
Dem sechsten Band der Harry-Potter-Reihe wurde ja höchst fiebrig entgegen gesehen! Jetzt, gut vier Wochen nach der deutschen Veröffentlichung, hat ihn wahrscheinlich jeder, der die Serie nicht heftig verabscheut, längst gelesen. Insofern mag ich ein wenig spät dran sein, aber ich bin eben nicht so süchtig wie die Fangemeinde. Dafür werde ich mich bezüglich des Inhalts einfach kürzer fassen.
Diesmal wird Harry in den Ferien von Dumbledore persönlich bei den Dursleys abgeholt. Doch bevor Dumbledore ihn beim Fuchsbau abliefert, nimmt er ihn mit zu einem alten Freund und Kollegen, Slughorn. Er möchte, dass Harry Slughorn überredet, als Lehrer nach Hogwarts zu kommen, denn Slughorn hütet eine wichtige Erinnerung, die für Dumbledore sehr wichtig ist …
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Rowling, Joanne K. – Harry Potter und der Orden des Phönix
Wohl kein Buch wurde und wird von so vielen Menschen so sehnsüchtig erwartet wie der fünfte Teil der Harry-Potter-Reihe: „Harry Potter und der Orden des Phönix“. Der 1000-Seiten-Wälzer wiegt 1,13 Kilogramm, so dass mit einer deutschen Startauflage von zwei Millionen Exemplaren insgesamt 2268 Tonnen ausgeliefert werden müssen. Dabei hilft auch die Post, die das Buch sogar zur Geisterstunde zu den erwartungsvollen Lesern nach Hause bringt.
Von den ersten vier Bänden wurden jeweils zwischen 3,5 und 4,6 Millionen Bücher in Deutschland verkauft, eine Zahl, die ´“Harry Potter und der Orden des Phönix“ wohl locker schlagen wird. Schon jetzt ist die Autorin J.K. Rowling die reichste Schriftstellerin der britischen Geschichte. Die 38-Jährige hat allein in den vergangenen 12 Monaten umgerechnet 182 Millionen Euro verdient. Dabei hat sie ihre Vergangenheit als Sozialhilfeempfängerin aber nicht vergessen: Um Aufmerksamkeit für die sozial Schwachen der Gesellschaft zu wecken, durften die Straßenmagazine der Obdachlosen das erste Kapitel vorab drucken und verkaufen.
Und so geht die Saga weiter: Normalerweise sind die Sommerferien ohnehin schon sehr unerfreulich für den 15-jährigen Harry, da er sie immer bei seinen Verwandten, den Dursleys, verbringen muss, aber in diesem Jahr ist es schlimmer als sonst. Darauf zu warten, dass der zurückgekehrte Lord Voldemort seinen nächsten diabolischen Zug macht, ist fast zuviel für Harry. Täglich verfolgt er angespannt die Nachrichten der Muggels und hat sogar den Tagespropheten abonniert, doch kein Wort über Voldemort. Ron und Hermine sind schwer beschäftigt mit geheimnisvollen Aufgaben für Dumbledor, von denen sie Harry nichts erzählen dürfen.
Doch plötzlich wird Harrys lange Wartezeit durch den Angriff zweier Dementoren unterbrochen. Dementoren, die Wächter von Askaban, sind übermenschlich große, unheimliche Kreaturen, die sich meist vollständig unter Umhängen mit Kapuzen verbergen. Sie entziehen allen Menschen in ihrer Nähe die guten Emotionen und lassen nur noch schlimme Erinnerungen übrig. Mit einem Kuss rauben sie ihren Opfern anschließend die Seele. Der Körper bleibt eine funktionierende Hülle, ohne Geist und ohne Erinnerung, ein willenloser Zombie. Harry kann sich nur noch durch die Ausübung des Patronus-Zaubers vor ihnen retten, doch dafür bekommt er eine Vorladung ins Ministerium für Magie, wegen unerlaubter Zauberei in den Ferien. Sollte er für schuldig befunden werden, könnte er sogar seinen Zauberstab verlieren und von Hogwarts ausgeschlossen werden. Da es bei den Dursleys offensichtlich zu gefährlich für Harry geworden ist, lässt Dumbledor ihn in das Hauptquartier des Phönix-Ordens bringen. Der Orden des Phönix ist eine Geheimgesellschaft, die schon einmal den Widerstand gegen Voldemort angeführt hat und nun erneut zu diesem Zweck zusammengerufen wurde. Im Hauptquartier trifft Harry seine Freunde wieder, die Weasleys, Hermine und seinen Patenonkel Sirius, der sich immer noch als gesuchter Verbrecher verstecken muss. Hier erfährt er dann auch, warum im Tagespropheten kein Wort über die Rückkehr Voldemorts verloren wurde. Das Ministerium für Magie will dies nämlich auf keinen Fall zugeben und versucht statt dessen alles, um Dumbledor und Harry zu diskreditieren. Leider mit großem Erfolg, denn die Mehrheit der Zauberer glaubt lieber dem Ministerium, das ihnen vorlügt, es gebe nichts zu befürchten, als der schlechten Nachricht von der Rückkehr Voldemorts.
Obwohl Harry den Patronus-Zauber nur zur Selbstverteidigung ausgesprochen hat, sieht es zunächst äußerst schlecht für ihn aus, niemand glaubt ihm. Nur durch Dumbledors Hilfe, der einen Zeugen für den Angriff der Dementoren benennen kann, wird er schließlich freigesprochen. Zurück in Hogwarts, scheint das Jahr für Harry auch nicht besser weiterzugehen. Nicht genug, dass in diesem Jahr die Examen vor der Tür stehen, gibt es da auch noch eine neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Dolores Umbridge, die auf Harry gar nicht gut zu sprechen ist. Und dann diese furchtbaren Träume. Harry träumt jede Nacht von einer geheimnisvollen Tür. Bald glaubt er, dass dieser Traum von Voldemort kommt, denn anscheinend sind Harry und dieser miteinander verbunden. Was bedeutet diese Tür für Voldemort? Kann es sein, dass sich dahinter eine Waffe verbirgt, die ihm den entscheidenden Vorteil über Dumbledor und den Orden des Phönix bringt? Dieser Gedanke bringt Harry dazu, alles zu versuchen, um die Tür vor Voldemort zu finden und zu öffnen. Doch vielleicht ist das Ganze ja nur eine Falle?
Im fünften Teil der Serie wird Harry langsam erwachsen. Er steckt mitten in der Pubertät, entgegen seiner sonst so freundlichen, optimistischen und alles verzeihenden Art ist er nun aufbrausend, nachtragend und jähzornig. Nicht dass er keinen Grund dafür hätte, immerhin wurde am Ende des vierten Teils seine ganze Welt erschüttert. Ein Mitschüler und Freund wurde vor seinen Augen getötet, bevor er selber auf das Grausamste gequält und schließlich sogar gezwungen wurde, mit seinem eigenen Blut Voldemort zu alter Stärke zu verhelfen. Er konnte zwar fliehen, muss jedoch von nun an mit dem Bewusstsein leben, dass Cedric seinetwegen gestorben ist und dass die einzigartige Kraft, die ihn bisher vor Voldemort geschützt hat, nicht mehr existiert.
Nun ist Harry zurück in seiner ganz persönlichen Ferienhölle bei den Dursleys und diesmal erscheint es ihm noch schlimmer, denn er fühlt sich völlig von den Geschehnissen in der Zaubererwelt ausgeschlossen. Nicht einmal Ron oder Hermine haben Zeit für ihn. Dann tauchen die Dementoren auf, die wohl unheimlichsten Gestalten in Rowlings Werken, mitten in der Muggelwelt. Eigentlich sollte Harry bei den Dursleys doch sicher sein. Ganz allein muss er sich gegen sie behaupten und wird dann auch noch vorgeladen, weil er unerlaubterweise in den Ferien gezaubert hat.
Durch den ganzen Roman zieht sich eine bedrückende und düstere Stimmung, die mit dem Auftauchen der Dementoren ihren Anfang nimmt. Obwohl Harry schließlich freigesprochen wird und nach Hogwarts zurück darf, ist das Internat plötzlich nicht mehr dieser strahlende Ort voller Wunder und Magie nach den dunklen, ereignislosen Ferien bei den Dursleys. Gleich zu Anfang bemerkt man eine Distanz zwischen den drei Freunden Harry, Ron und Hermine. Ron und Hermine wurden von Dumbledor zu Präfekten ernannt und können deshalb im Hogwarts-Express nicht mehr im selben Abteil wie Harry fahren. Im Internat müssen sie den anderen Schülern mit einem guten Beispiel vorangehen und sind für die jüngeren Schüler verantwortlich, weswegen sie weniger Zeit mit Harry verbringen können. Wenn Harry dann auch noch bei der neuen Lehrerin Dolores Umbridge Strafarbeiten mit seinem eigenen Blut schreiben muss und sie ihn vom Quidditch ausschließt, nur weil er sich nicht der Lüge des Ministeriums über Voldemorts Rückkehr anschließt, könnte man vor Wut und Ärger über diese Ungerechtigkeit laut schreien.
Dann kommt es noch schlimmer für Harry. Er erfährt, dass sein von ihm über alles verehrter Vater nicht der strahlende Held ohne Fehl und Tadel war und dass Snape wohl durchaus das Recht hat, James Potter und seine Freunde von ganzem Herzen zu hassen. Plötzlich verschwimmt die bisherige klare Teilung in Schwarz und Weiß, Gut und Böse zu einem trüben, alles verdüsternden Grau.
Was sich im vierten Teil schon abzeichnete, wird in „Harry Potter und der Orden des Phönix“ Realität, der Wandel von einer wunderschönen Geschichte für Kinder zu einer wirklich gelungenen Fantasy-Erzählung für Erwachsene. Wie in allen vorhergehenden Bänden schafft J.K. Rowling es, die losen Fäden spannend miteinander zu verknüpfen und die Figuren lebendig werden zu lassen. Die Geschichte ist kraftvoll und sehr mitreißend geschrieben, so dass Langeweile beim Lesen garantiert nicht aufkommt. Das Buch hat nur den einen Nachteil, dass es irgendwann zuende ist und man wieder so lange auf den nächsten Teil warten muss.
[Deutsche Harry-Potter-Homepage]http://www.carlsen-harrypotter.de
Joanne K. Rowling – Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Harry Potter 02)
In Harry Potters zweitem Schuljahr in Hogwarts geschehen schreckliche Dinge, irgendjemand oder irgendetwas hat es auf einige der Schüler abgesehen. Immer wieder werden Schüler versteinert aufgefunden und niemand weiß, was den Bann verursacht hat. Bald geht das Gerücht um, die Kammer des Schreckens sei wieder geöffnet worden. Diese Kammer wurde vor Jahrhunderten von Salazar Slytherin, einem der Gründer Hogwarts, gebaut. Slytherin war der Meinung, dass Schlammblüter, also muggelgeborene Zauberer, nichts auf Hogwarts verloren hätten, konnte sich jedoch nicht gegen seine Partner Ravenclaw, Hufflepuff und vor allem Gryffindor durchsetzen, deshalb schuf er die Kammer des Schreckens und verschloss in ihr ein tödliches Ungeheuer.
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Rowling, Joanne K. – Harry Potter und der Stein der Weisen
Joanne Kathleen Rowling kann man wohl zu Recht als die Erfolgsautorin der Jahrtausendwende bezeichnen. Arbeitslos und von Sozialhilfe abhängig, erdachte die allein erziehende Mutter, die Französisch und Altphilologie studierte, die zauberhafte Geschichte des Waisenkindes Harry Potter. Der erste Band „Harry Potter und der Stein der Weisen“ erschien zum ersten Mal 1997 und löste einen wahren Begeisterungssturm bei Lesern jeden Alters aus. Die Bücher der Reihe sind mittlerweile in 47 Sprachen übersetzt und in 200 Ländern mit etlichen hundert Millionen Exemplaren Auflage verkauft worden. Die ersten zwei Bände wurden bereits mit großem Erfolg verfilmt. Außerdem gab es natürlich zahllose Literaturpreise für das Werk, und auch Rowling selbst hatte bis hin zu Ehrendoktorwürden und dem „Member of the Order of the British Empire“-Rang so einiges von ihrem Erfolg und ihren damit verbundenen Verdiensten.
Harry Potter wächst bei seinen gemeinen Verwandten den Dursleys auf, da seine Eltern kurz nach seinem ersten Geburtstag ums Leben kamen. Mit elf Jahren erhält Harry die Möglichkeit, auf das Zauberer-Internat Hogwarts zu gehen und dort wie seine Eltern vor ihm die Zauberei zu erlernen. Die Einladung nach Hogwarts wird vom riesenhaften Hagrid auf Weisung des Schulleiters Dumbledor überbracht. Durch Hagrid erfährt Harry dann auch die Wahrheit über den Tod seiner Eltern. Vor zehn Jahren wurde die Gemeinschaft der Zauberer vom bösen und niederträchtigen Lord Voldemort in Atem gehalten. Voldemort und seine Anhänger verachteten alle Muggels (Menschen, die nicht zaubern können), vor allem aber Zauberer, die aus Muggelfamilien stammen. Die Absicht Lord Voldemorts war es, diese, von seinen Anhängern als Schlammblüter bezeichneten Zauberer zu beseitigen. Durch seine großen Zauberkräfte und die Unterstützung seiner zahlreichen Anhänger hätte es ihm gelingen können, sein böses Vorhaben zu verwirklichen, wäre da nicht auch eine Widerstandsbewegung von Zauberern gewesen, zu denen unter anderem neben Hagrid und Dumbledor auch Harrys Eltern gehörten. Bei einem Anschlag Lord Voldemorts kamen Harrys Eltern ums Leben, dem einjährigen Harry gelang es jedoch, den Todesfluch Voldemorts zu überleben und diesen sogar auf den bösen Zauberer zurückzuwerfen. Damit war die Gemeinschaft der Zauberer befreit, denn ohne Voldemort fehlte es seinen Anhängern an Macht und Zusammenhalt, und sie konnten überwältigt und eingesperrt werden.
In Hogwarts lernt der in der Muggelwelt aufgewachsene Harry nun, dass es noch eine andere, für Muggels unsichtbare Welt gibt, in der Hexen, Zauberer, Elfen, Drachen oder Gnome völlig normal sind. Schnell schließt er Freundschaft mit zwei ebenfalls neuen Schülern, Ron Weasley und Hermine Granger. Als der stark geschwächte und verstümmelte Lord Voldemort nach Hogwarts kommt, um den dort aufbewahrten Stein der Weisen zu stehlen, der seinem Besitzer unermessliche Kräfte und sogar Unsterblichkeit verleiht, versuchen Harry und seine beiden neuen Freunde alles, um ihn daran zu hindern.
„Harry Potter und der Stein der Weisen“ mag vielleicht ein Kinderbuch sein, bietet aber auch den älteren Lesern durch die sehr lebendig und witzig erzählte Geschichte eine Menge Spaß. Die Autorin stattete die Welt Harry Potters mit einer liebevoll gestalteten Fülle von Einzelheiten und Nebenpersonen aus. So erschafft sie eine Welt, die schon bald sehr vertraut wirkt, mit einer faszinierenden, manchmal sogar gruseligen Atmosphäre. Der Roman bietet einen geradlinigen Handlungsbogen, dem zu folgen nicht schwer fällt, der dabei aber immer hochgradige Spannung erzeugt. Unbedingt lesen!
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Rowling, Joanne K. – Harry Potter and the Deathly Hallows (Harry Potter 07)
Im Jahr 2000 begann für mich die Geschichte um Harry Potter, als ich ein zweimonatiges Sommerpraktikum in Glasgow absolvierte, und zwar genau zur Zeit des Erscheinens von Band 4. Damals wunderte ich mich wochenlang, was dieser Harry Potter denn für ein Schriftsteller sein könnte, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Als mir dann zum Abflug die Lektüre ausging, kaufte ich damals kurzerhand Band eins, um anschließend völlig in der Potterwelt zu versinken. Zugegeben, langsam kann es einem schon fast peinlich werden, weil man Opfer der Pottermanie geworden ist, weil mir der Wirbel rund um den kleinen Zauberer und die zugehörigen Bücher inzwischen schon zu viel werden, trotzdem kann ich mich der Magie der wunderbaren Welt, die die Bücher mir eröffnen, einfach nicht entziehen.
_Wunderwelt Potter_
Was genau eigentlich die Faszination ist, die Harry Potter ausübt, kann ich kaum beschreiben. Vielleicht ist es die fantasievolle Welt Hogwarts, vielleicht sind es die sich stetig weiterentwickelnden Charaktere, vielleicht ist es der Wunsch, in eine so magische Welt eintauchen zu können, in der sich dreckiges Geschirr per Zauberspruch von alleine abwäscht, vielleicht ist es Joanne K. Rowlings ausschmückende Sprache, die mit großer Liebe zum Detail auch jede kleinste Kleinigkeit zu würdigen weiß, höchstwahrscheinlich ist es aber genau die Kombination aus all diesen erfolgversprechenden Komponenten.
Harry Potter – das ist für seine Antifans ein kleiner arroganter Zauberer, der in einem Kinderbuch auftritt, um die Welt zu retten. Objektiv betrachtet, mag es vielleicht sogar genau darum gehen. Rowling beschreibt den üblichen Kampf von Gut gegen Böse, wobei Harry mit seinen Anhängern das Gute verkörpert und Voldemort – oder besser „he who must not be named“, denn seinen Namen darf man nicht mehr öffentlich aussprechen im siebten Band – mit seinen Deatheaters, zu Deutsch Todesser, verkörpert das durch und durch Böse.
Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind klar; hier zeichnet JK Rowling einem Kinder- oder Jugendbuch entsprechend in Schwarzweiß, doch gibt es auch immer wieder Charaktere, die sich nicht so leicht einsortieren lassen. Einer davon ist Severus Snape, der im sechsten Teil endlich die Verteidigung gegen die dunklen Mächte unterrichten darf und zu dem Dumbledore ein stets unerschütterliches Vertrauen hat, aber Snape ist auch derjenige, der gen Ende von Band 6 den großen Schuldirektor eiskalt ermordet. Ist Snape also doch wieder zum Anhänger Voldemorts geworden? In Band 7 erhalten wir endlich die allumfassende Erklärung. Aber auch Draco Malfoy, der im vergangenen Band noch versuchte, Voldemorts Aufmerksamkeit zu erheischen, zögert, wenn es darum geht, die Seiten zu wählen. Hier endlich eröffnen sich uns viele Erklärungen, hier endlich erfahren wir viele Hintergründe.
Mit dem sechsten Band hatte Joanne K. Rowling die Weichen gestellt für den fulminanten Abschluss ihrer Potter-Reihe: Snape ermordet Dumbledore, und Harry, Ron und Hermione beschließen, im kommenden Jahr nicht mehr an die Schule zurückzukehren. Sie haben nämlich von Dumbledore einen neuen Auftrag erhalten: Dumbledore hat ihnen erzählt, dass Voldemort seine Seele aufgespalten und in so genannten Horcruxen gespeichert hat. Einer davon ist bereits in Band zwei zerstört worden, nämlich Tom Riddles Tagebuch. Im sechsten Buch konnte Dumbledore einen zweiten zerstören, ein dritter wurde ihm allerdings von einem gewissen R. A. B. vor der Nase weggeschnappt. Erst wenn alle Horcruxe zerstört sind, kann auch Voldemort vernichtet werden, denn erst dann ist seine Seele komplett vernichtet. So weit also zur Ausgangssituation vor dem finalen Band.
_Auf der Zielgeraden_
Harrys 17. Geburtstag steht vor der Tür und damit auch der Tag, an dem er nicht nur volljährig, sondern auch der Schutzzauber seiner Mutter seine Wirkung verlieren wird. Ab diesem Tag wird Harry also nicht mehr länger sicher sein bei den Dursleys, sodass der Orden des Phönix einen guten Plan ausgeheckt hat, um Harry an einen sicheren Ort zu bringen. Doch ahnt der Orden noch nicht, dass Severus Snape das genaue Transportdatum bereits an Voldemort verraten hat. Bevor der halbe Orden im Privet Drive auftaucht, können die Dursleys sich noch in Sicherheit bringen und verabschieden sich mehr kühl als herzlich von Harry – nur Dudley zeigt unerwartet zum ersten Mal Gefühle, da er ahnt, dass er seinen Cousin (der ihm immerhin das Leben gerettet hat) möglicherweise zum letzten Mal sieht.
Mad Eye Moody, der das Rettungskommando anzuführen scheint, unterbreitet Harry seinen Plan, der darin besteht, dass mehrere Zweiergruppen aus dem Haus der Dursleys an einen sicheren Ort fliehen, um die Todesser zu verwirren. Dazu trinken Harrys Freunde Polyjuicepotion, um sich in Harry zu verwandeln. Doch als die Zweiergruppen dann zu ihrer gefährlichen Flucht aufbrechen, werden sie schon von zahlreichen Todessern erwartet. Zunächst ahnen diese noch nicht, dass der echte Harry bei Hagrid auf dem alten Motorrads Sirius‘ sitzt, aber ein verräterischer Zauberspruch ist es dann, der den wahren Harry Potter entlarvt und für eine sehr turbulente Flucht ins Haus der Familie Tonks sorgt.
Dennoch – wie könnte es am Anfang des Buches auch anders sein? – erreichen Harry und auch Ron und Hermione sicher das ausgewählte Versteck des Orden. Während sie eigentlich gemeinsam die Suche nach den Horcruxen planen wollen, macht ihnen Rons Mutter einen Strich durch die Rechnung, denn Bills und Fleurs Hochzeit steht bevor und Mrs. Weasley beschäftigt die drei dermaßen, dass diese gar nicht zum Nachdenken kommen. Das liegt aber wohl weniger daran, dass wirklich so viel vorzubereiten ist, als daran, dass Mrs. Weasleys Mutterherz mit ihr durchgeht und sie ihren Sohn nicht verlieren will. Der hat ihr nämlich verkündet, dass er nicht mehr nach Hogwarts zurückkehren wird, sondern seinen Freund Harry bei einer geheimen Mission unterstützen will, über die er niemandem etwas verraten darf.
Trotz all der ausgefeilten Hochzeitsvorbereitungen endet die Feier plötzlich und nicht sonderlich erfreulich, als sie durch die Nachricht gestört wird, dass der Minister für Magie ermordet wurde und Voldemort damit die Macht über das Zaubereiministerium nun vollends an sich gerissen hat. Alle Gäste fliehen ihn Panik, denn nachdem nun auch Snape zum Schuldirektor in Hogwarts ernannt wurde und einige der Lehrer durch Todesser ersetzt wurden, breitet sich Voldemorts Macht dermaßen aus, dass der Orden des Phönix kaum noch sicher vor ihm ist. Harry, Ron und Hermione flüchten sich zunächst in Sirius‘ Haus, das ihnen allerdings nicht lange als Zuflucht dienen kann, denn durch eine kleine Unachtsamkeit offenbaren sie diesen Standort den Todessern. Doch vorher lösen die drei dank des Hauselfs Kreacher noch ein wichtiges Rätsel, das Harry schon seit langem beschäftigt hat. Im Haus seines Patenonkels nämlich findet Harry endlich heraus, um wen es sich bei dem mysteriösen R. A. B. handelt, der den Horcrux entwendet hat. Diese Information hilft Harry allerdings kaum weiter, denn der Horcrux ist verschwunden und muss einer uns nicht unbekannten Person aus dem Zaubereiministerium entwendet werden.
Während die meisten von Harrys Mitschülern nach Hogwarts zurückkehren, befindet dieser sich gemeinsam mit seinen beiden besten Freunden auf der Flucht vor Voldemort und verzweifelt derweil immer mehr, weil er das Rätsel um die Horcruxe nicht lösen kann und somit seinem Ziel, Voldemorts Seele zu zerstören, nicht näher kommt. Doch bald beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Während Harry, Ron und Hermione nämlich kleine Streitigkeiten unter Freunden ausfechten, ist Voldemort auf der Jagd nach einer Reliquie, die ihn unbesiegbar machen soll …
_Ausgepottert?!_
Heiß erwartet wurde der abschließende Band der Harry-Potter-Reihe, der alle bisher dagewesenen Startauflagen sprengt und eifrige Fans dazu verleitet hat, tagelang vor der Buchhandlung zu kampieren, um bei Erscheinen des Buches der Erste in der Schlange zu sein, der das gute Stück erwerben darf. Über wahrscheinlich kein Buch wurde so viel spekuliert und berichtet wie dieses. Ein Hacker soll sich angeblich bei |Bloomsbury| eingehackt haben und hat dann lange vor Erscheinen eine eigene Zusammenfassung geschrieben, die sich aber wohl doch als falsch erwiesen hat. Viele Mutmaßungen gab es, wie das Ende aussehen könnte, wer stirbt und wer überlebt. Angesichts der langen Todesliste aus Band 7 dürfte wohl jeder einige Tipps für mögliche Opfer richtig abgegeben haben, aber was sich Joanne K. Rowling wirklich für den Abschluss überlegt hat, das konnte man wohl erst seit dem 21. Juli 2007 nachlesen.
Viele Fragen waren offen geblieben, Joanne K. Rowling hat es immer geschickt eingefädelt, dass am Ende eines Buches so vieles unklar geblieben ist, dass man zwangsläufig sehnlichst auf die Fortsetzung gewartet hat. Vor zwei Jahren wurde heftig spekuliert, wer denn R. A. B. sein könnte und was Snape für ein dunkles Spiel treibt, aber nun endlich haben wir die Antwort auf alle offenen Fragen erhalten. Joanne K. Rowling schafft es auf unterhaltsamen und kurzweiligen 607 Seiten, alle losen Handlungsfäden schlüssig zusammen zu führen. Obwohl Albus Dumbledore im letzten Teil sein Leben lassen musste, spielt er auch im vorliegenden Band wieder eine wichtige Rolle, denn Schmierfink Rita Skeeter hat in rekordverdächtigen vier Wochen eine 900-seitige Biografie über den großen Magier verfasst, die nun endlich die Wahrheit ans Licht bringen soll. So erfahren wir vieles aus Dumbledores Vergangenheit, über seine Familie und über seine Bekanntschaft mit dem berühmt-berüchtigten Grindelwald, den Dumbledore einst besiegte. Harry ist schockiert über all die Enthüllungen und fühlt sich von seinem alten Mentor verraten, weil dieser ihm keine eindeutigen Hinweise auf die Horcruxe hinterlassen und ihm nichts über seine Vergangenheit anvertraut hat.
Severus Snape nimmt im finalen Teil enttäuschend wenig Raum ein, nur selten wird er beiläufig erwähnt und wir erfahren nur ganz nebenbei, dass er nun zum Schuldirektor ernannt wurde. Doch fehlen die großen Szenen, sodass wir lange warten müssen, um endlich die Hintergründe zu erfahren und um endlich zu lesen, warum um Himmels Willen Dumbledore ihm eigentlich blind vertraut hat. Diese Enthüllungen zählen zu den absolut stärksten Szenen im Buch, denn natürlich ist nichts so, wie es scheint – Joanne K. Rowling hat immer neue Überraschungen für uns im Gepäck.
_Düsternis_
Die Atmosphäre im Buch ist wie erwartet düster wie nie. Die Gefahr für Harry und seine Freunde ist greifbarer denn je, Potter ist der meistgesuchte Zauberer und sogar ein Kopfgeld wird auf ihn ausgesetzt. Die drei Freunde wechseln daher nahezu täglich ihr Versteck und schützen dieses mit allerlei Zaubern, doch helfen diese nichts gegen Zwistigkeiten, die untereinander ausbrechen. Harry zieht sich immer mehr zurück, leidet unter den Schmerzen, die seine Narbe ihm zufügt, und hadert mit sich, seinem Schicksal und vor allem mit den Offenbarungen, die über Dumbledore zutage kommen. Außerdem überlegt er krampfhaft, wo die Horcruxe zu finden sein mögen und wie diese denn schlussendlich zu zerstören sind. Währenddessen wächst in Ron der Frust, da er darauf vertraut hatte, dass Harry einen Plan hat und genau weiß, wie die drei ihren Auftrag aufzuführen haben. Als schließlich seine Wut zu groß wird, lässt Ron sich zu einer Kurzschlussreaktion hinreißen, die die Situation noch aussichtsloser wirken lässt.
Über weite Strecken des Buches beschreibt Joanne K. Rowling die Suche der drei sich zerstreitenden Freunde nach den Horcruxen. Da die Geschichte erstmals nicht hauptsächlich in Hogwarts spielt und sich die meisten Szenen nur um diese drei Hauptfiguren drehen, wirkt die Erzählung manchmal etwas eintönig und die Geschichte plätschert ein wenig vor sich hin, ohne dass etwas Entscheidendes passiert. Dies ist sicherlich eine Gratwanderung, die Rowling versucht hat, um ihre drei Hauptcharaktere noch weiter zu entwickeln, um der Beziehung der drei mehr Raum zu geben und um noch mehr Spannung vor dem rasanten Finale aufzubauen. Streckenweise litt der Spannungsbogen allerdings ein wenig, da zu wenig passierte und sich Rowling zu sehr auf ihre Figuren konzentriert hat, doch glücklicherweise hat sie dann doch noch die Kurve gekriegt und ihrer Reihe ein würdiges Ende verpasst. Die „Campingzeiten“ der drei Schulfreunde sind nämlich nur die Ruhe vor dem großen Sturm.
Zwischendurch schleicht sich immer wieder Voldemort in Harrys Geist ein, sodass Harry stets genau weiß, wo sein Widersacher sich herumtreibt. Warum er es aber auf den Zauberstabmacher Ollivander abgesehen hat, das durchschaut Harry erst (zu?) spät. Voldemort und seine Todesser sind allgegenwärtig, sie beherrschen das ganze Buch, auch wenn sie gerade nicht aktiv am Geschehen teilnehmen, doch sind sie der Grund, warum Harry, Ron und Hermione sich in einsamen Waldsiedlungen versteckt halten müssen. Auch die frühen Todesfälle diverser Romanfiguren sorgen dafür, dass man die tödliche Gefahr, die von Voldemort und seinen Anhänger ausgeht, nie vergisst. In diesem Buch opfert Joanne K. Rowling ihre Figuren rücksichtslos wie nie.
Viele Zeitungsartikel wurden dominiert von Vergleichen zwischen Voldemort und Hitler. Natürlich liegen die Ähnlichkeiten auf der Hand: Voldemort will die Zaubererwelt erobern und sie von Muggles (normale Menschen) und Mudbloods (Zauberer, die von Menschen geboren wurden) befreien. Dazu geht er über Leichen und scheut auch nicht davor zurück, mit unlauteren Mitteln die Menschen und die Politik zu beherrschen. Hineindeuten mag ich in diese auffälligen Parallelen allerdings nicht zu viel, denn ich glaube, Joanne K. Rowling will mit ihren Büchern einfach „nur“ gut unterhalten. Wenn sie damit eine Botschaft verknüpfen will – warum nicht? Allerdings dürfte sich die Mehrheit der eigentlichen Leserzielgruppe bislang kaum mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigt haben und daher die Parallelen auch nicht erkennen.
_Aus Kindern werden Erwachsene_
Harry und seine Freunde sind im Laufe der gesamten Reihe zu kleinen Erwachsenen geworden und besonders Harry musste schneller erwachsen werden, als ihm lieb war. Schon früh hat Dumbledore ihm gefährliche Aufträge erteilt und schon mit elf Jahren musste Harry zum allerersten Mal seinem großen Widersacher entgegentreten. Inzwischen ist er zu einem nachdenklichen, (ver)zweifelnden und mutigen Zauberer herangewachsen, der viele Schicksalsschläge einstecken musste. Vielleicht mag man ihm vorwerfen, er wäre arrogant, ich denke eher, dass sich hinter seinem Verhalten viel Unsicherheit versteckt. Harry weiß nicht, welchen Weg er einschlagen soll, und es betrübt ihn, dass sich seine Freunde für ihn bewusst in Gefahr begeben müssen und für ihn zu sterben bereit sind, doch weiß er eben auch, dass dies der Weg ist, den Dumbledore und das Schicksal für ihn vorgesehen haben.
Im Grunde genommen hat Joanne K. Rowling im sechsten Band schon den Grundstein für ihren Abschlussband gelegt, die Charaktere waren vorher bereits so ausgefeilt und glaubwürdig, dass sie darauf nun hervorragend aufbauen konnte. Bei den Hauptcharakteren sind kaum Überraschungen zu erwarten; Ron und Harry zerstreiten sich wieder einmal, aber gleichzeitig dreht sich auch das Liebeskarussell nochmal weiter. Interessante neue Aspekte bringt Rowling beispielsweise im Falle der Malfoys ins Spiel, die in Voldemorts Ansehen stark gesunken sind und nun ihr Verhalten zu überdenken beginnen. Diese Entwicklung erscheint mir zwar genau wie Dudleys Gefühlsausbruch angesichts des Abschieds von Harry nicht sonderlich stimmig, aber das sind Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck nicht trüben.
Zwei große Highlights gibt es im Buch: Einmal ist dies der Blick hinter „Snapes Kulissen“, der den Zauberer zeigt, wie er wirklich ist. Einiges mag überraschen, was Rowling uns hier präsentiert, doch ist dies die einzig stimmige Entwicklung, die ich mir hätte vorstellen mögen. Meiner Meinung nach fügt Rowling hier das letzte fehlende Puzzleteilchen ein, um ihr Bild zu vollenden – ganz großes Kino!
Der zweite Moment geschieht kurz vor Ende, als Harry erfahren muss, welches Schicksal ihm vorbestimmt ist. Diese Passage geht einem echt unter die Haut, sodass ich sie mit einem dicken Kloß im Hals lesen musste. Mehr sei darüber aber nicht verraten.
_Am Ende der Pottermanie_
Am Ende lässt sich festhalten, dass es wohl mit großer Sicherheit keine Fortsetzung geben wird – muss aber auch nicht, da Joanne K. Rowling für mich alle offenen Fragen zufriedenstellend beantwortet hat. Natürlich konnte sie am Ende nicht mehr das Schicksal jedes Einzelnen beleuchten, aber alles Wesentliche ist geklärt und fügt sich wunderbar stimmig in die bisher aufgebaute Potterwelt ein. Zwar leidet zwischendurch ein wenig die Spannung, weil die Handlung lange nur von drei Figuren bestimmt wird, die sich manchmal in etwas pubertären Streitereien ergehen, doch das fulminante Finale macht alles wieder wett. Manch einer mag mit dem Ende nicht einverstanden sein, aber ganz ehrlich: Welches Ende hätte es geben sollen, das jeden zufriedenstellt? Das war eine unlösbare Aufgabe, die Rowling aber zumindest zu meiner Zufriedenheit vollauf gelöst hat.
„Harry Potter and the Deathly Hallows“ ist ein absolut würdiger Abschluss einer großartigen Fantasyreihe, die ich mit Sicherheit noch viele Male lesen werde.
http://www.jkrowling.com/de
|Siehe ergänzend dazu unsere Rezensionen zu:|
[„Harry Potter und der Stein der Weisen“ 139
[„Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ 140
[„Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ 797
[„Harry Potter und der Orden des Phönix“ 141
[„Harry Potter and the Half-Blood Prince“ 1505
[„Harry Potter und der Halbblutprinz“ 1932
Rowling, Joanne K. – Harry Potter and the Half-Blood Prince (Harry Potter 06)
Etwas mehr als zwei Jahre lang hat Joanne K. Rowling ihre Fans warten lassen auf die Fortsetzung ihrer Harry-Potter-Reihe. Am 16. Juli war es nun so weit, endlich durfte der lang ersehnte sechste Band verkauft werden, und damit ist auch die Zielrichtung für den abschließenden Band 7 klar.
_Ein ganz normales Schuljahr?_
Nach den schrecklichen Ereignissen am Ende von [Band 5, 141 die mit dem Tod Sirius Blacks endeten und mit der offensichtlichen Rückkehr Lord Voldemorts, wurde Cornelius Fudge als Minister für Magie entlassen und durch einen offensiv arbeitenden Rufus Scrimgeur ersetzt, der nicht einmal davor zurückschreckt, unschuldige Zauberer nach Azkaban zu schicken, nur um den Eindruck zu erwecken, dass er etwas gegen die Todesesser unternimmt. Harry verbringt derweil bei seiner Tante Petunia und seinem Onkel Vernon seine Sommerferien, als ihn ein Brief von Dumbledore erreicht, der verspricht, Harry abzuholen, damit dieser für den Rest seiner Ferien bei der Familie Weasley wohnen kann. Doch bevor die beiden zu den Weasleys aufbrechen, machen sie noch einen Zwischenstopp bei Horace Slughorn, den Dumbledore gerne als neuen Lehrer in Hogwarts gewinnen möchte. Nur mit Harrys Hilfe gelingt es ihm schließlich, den ehemaligen Lehrer erneut einzustellen.
Im Hause Weasley angekommen, erreichen Harry, Ron und Hermione bald ihre O.W.L (ordinary wizarding level)-Ergebnisse, die selbst für Ron und Harry überraschend positiv ausgefallen sind. Doch muss Harry seinen Traum wohl aufgeben, Auror zu werden, denn mit seinem „exceeding expectations“ ist er leider bei Prof. Snape im Unterricht für Zaubertränke nicht zugelassen.
Der alljährliche Besuch in Diagon Alley zum Kauf aller nötigen Dinge für das kommende Schuljahr sorgt für das erste unliebsame Zusammentreffen mit Draco Malfoy, der sich unbemerkt nach Knockturn Alley zurückzieht. Harry, Ron und Hermione bleiben ihm unter dem unsichtbar machenden Umhang auf den Fersen und werden Zeuge eines merkwürdigen Gespräches. Harry vermutet sofort (zu Recht!), dass Draco etwas im Schilde führt.
Dieser Verdacht erhärtet sich, als Harry sich im Hogwarts Express in Dracos Zugabteil schleicht und einer Unterhaltung lauschen kann, doch leider wird er dort überwältigt und kann erst mit Tonks‘ Hilfe aus dem Zug befreit werden, um verspätet in Hogwarts einzutreffen. Dort beginnt das neue Schuljahr überschattet von verstärkten Sicherheitsmaßnahmen aufgrund von Voldemorts Rückkehr. Aber Dumbledore hat auch einige Überraschungen für seine Schüler auf Lager, denn Slughorn wird nicht wie erwartet die Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten, sondern Zaubertränke. Nun ist Professor Snape am Ziel, denn endlich darf er sein heiß geliebtes und lang ersehntes Fach unterrichten …
Das gibt Harry die Möglichkeit, Zaubertränke weiterhin zu belegen, doch da er kein passendes Schulbuch gekauft hat, muss er sich eines leihen. Dieses gebrauchte Schulbuch verhilft ihm dank einiger handschriftlicher Anmerkungen des so genannten Halbblutprinzen zu überraschenden Erfolgen im Mischen von Zaubertränken und zu unerwartetem Ruhm in Slughorns Unterricht. Aber wer ist bloß dieser geheimnisvolle Halbblutprinz? Und was führt Draco Malfoy im Schilde, der sich immer wieder unbemerkt davonstiehlt? Harry wird immer misstrauischer und wendet sich mit seinen Vermutungen an Dumbledore, der jedoch weiterhin unbesorgt bleibt. Doch das könnte sich als großer Fehler herausstellen …
_The same procedure as every year_
Zu Beginn des Buches lernen wir den britischen Premierminister kennen, der regelmäßigen Besuch vom Minister für Magie erhält und nun auch dem neuen Minister vorgestellt wird, der nach Cornelius Fudges Rauswurf diesen wichtigen Posten besetzt. Zunächst beginnt der Roman also gemächlich, Joanne K. Rowling lässt sich viel Zeit, um die neue Geschichte beginnen zu lassen, und auch in Harry Potters Leben hat sich seit Ende des fünften Teils nicht viel getan. Doch schon früh werden wir Zeuge einer Schlüsselszene, die vieles in ein anderes Licht setzt, das wir zuvor in anderen Büchern rund um den jungen Zauberlehrling gelesen haben. Spätestens nach dieser Szene zwischen Draco Malfoys Mutter und Severus Snape wird man gepackt von der beschriebenen Handlung, da man endlich hinter ein wichtiges Geheimnis kommen möchte.
Den Einstieg in den sechsten Band empfand ich als sehr einfach, da Joanne K. Rowling zwischendurch viele Informationen aus dem letzten Buch einfließen lässt, um das Gedächtnis ihrer Leser aufzufrischen, die es vielleicht nicht mehr geschafft haben, den Vorgängerband erneut zu lesen. Einige Schlüsselszenen werden nochmals beschrieben, sodass man sich schnell wieder einfindet in die Geschichte. Normalerweise mag ich derlei Wiederholungen nicht, doch da sie sich in Grenzen halten und bei zwei Jahren Pause zwischen den beiden Büchern sehr sinnvoll erscheinen, fielen sie mir positiv auf.
Auch „Harry Potter and the Half-Blood Prince“ folgt dem gleichen Strickmuster wie alle vorigen Potter-Bücher; die jungen Zauberschüler reisen wieder einmal gemeinsam nach Hogwarts, um dort ihre Ausbildung fortzusetzen. Daran ändert sich auch nach Voldemorts Rückkehr nichts. In Hogwarts ist praktisch nichts davon zu merken, dass außerhalb der Schulmauern schreckliche Dinge vor sich gehen. Leider kommt dadurch wenig Spannung auf und auch die ganze Atmosphäre verdüstert sich nicht. Nur nebenbei erfahren wir einige schlimme Nachrichten aus einer Zaubererzeitung, doch geht der Unterricht in Hogwarts unbeeindruckt weiter. Dies allerdings finde ich sehr unwahrscheinlich, denn in solchen Krisenzeiten würden Lehrer sicherlich nicht so weitermachen, als sei nichts geschehen. Immerhin eines scheint sicher: Im abschließenden Potter-Band wird Joanne K. Rowling nicht so weitermachen können wie bisher.
Den Spannungsaufbau fand ich nicht sonderlich gelungen, denn nach der einen wichtigen Szene relativ zu Anfang des Buches plätschert die Handlung gemächlich vor sich hin, im neuen Schuljahr passiert nicht viel und auch die Bedrohung durch Voldemort und seine Todesesser bleibt doch sehr im Hintergrund. Dumbledore lässt sich hier durch nichts aus der Ruhe bringen und seine Zuversicht scheint auch auf die meisten Schüler und Lehrer abzufärben. Rein inhaltlich gibt das Buch eigentlich keinen Stoff her für seine 600 Seiten, sodass sich gerade der Mittelteil ähnlich wie in Band 5 ziemlich lang hinzieht. Erst zum Ende hin beschleunigt Joanne K. Rowling drastisch ihr Erzähltempo, dann nämlich erfährt der Leser, mit welchen Mitteln Voldemort vernichtet werden kann. Auf den letzten hundert Seiten überschlagen sich die Ereignisse förmlich, an verschiedenen Schauplätzen geschehen hier entscheidende Dinge, die die Zielrichtung von Band 7 vorgeben. Wieder einmal denke ich, dass dem Buch hundert Seiten weniger gut getan hätten, um die Erzählung zu straffen.
_Ärgernisse_
Recht früh erfahren wir, dass Draco Malfoy dunkle Pläne schmiedet und etwas ganz Besonderes vorhat, und auch Harry Potter ahnt dies bald. Die Verdachtsmomente gegen Draco erhärten sich immer mehr, doch wird Harry von niemandem Glauben geschenkt. Stets trifft er auf Zweifler, die sich seine Argumente kaum anhören wollen. Angesichts der Ereignisse innerhalb und außerhalb der Schule fand ich dies reichlich merkwürdig.
Doch auch andere Ereignisse führen zu grauen Haaren beim Leser, denn in diesem Buch wird eine wichtige Frage geklärt: Endlich erfahren wir den Grund für Dumbledors stetes Vertrauen in Severus Snape, allerdings scheinen Rowling hier die Ideen ausgegangen zu sein, denn ihre vorgebrachte Erklärung erscheint mehr als dürftig und befriedigt den treuen Harry-Potter-Leser nicht sehr.
In diesem Band tauchen nun die sich bereits vorher angekündigten pubertären Nebenerscheinungen auf. Ron, Harry und Hermione sind sechzehn Jahre alt und entdecken schließlich die Liebe. Nach Harrys unglücklicher Schwärmerei für Cho Chang verliebt er sich in ein anderes Mädchen, das allerdings bereits vergeben ist. Ron zeigt mehr als übertriebene Eifersucht seiner Schwester und ihrem aktuellen Freund Dean gegenüber und beginnt daraufhin eine ebenso übertriebene Liebelei mit Lavender Brown. Diese wiederum ist Hermione ein Dorn im Auge, da sie ihre Gefühle für Ron entdeckt zu haben scheint, doch ist dem erwachsenen Leser sofort klar, dass auch dieser eigentlich nicht in Lavender verliebt ist, sondern in Hermione. Das Liebeskarussel in Hogwarts dreht sich in diesem Buch schneller denn je und drängt viele andere Ereignisse in den Hintergrund. Während des Schuljahres passiert eigentlich nicht viel außer Dracos geheimnisvollen Ausflügen, Harrys Unterricht bei Dumbledore und dem ständigen Liebeskummer in Harrys Freundeskreis. Während diese zarten Gefühle anfangs vielleicht noch unterhaltsam wirken, nerven sie auf Dauer schließlich doch. Da erwachsene Leser bekanntlich einen großen Teil der Harry-Potter-Fangemeinde ausmachen, hätte Rowling sich etwas zurücknehmen können in ihren ausschweifenden Beschreibungen dieser Liebesverwicklungen in Hogwarts.
_Vorbereitung zum Finale_
Mit ihrem sechsten Band rund um die Abenteuer Harry Potters legt Joanne K. Rowling den Grundstein zum Finale, das uns im abschließenden siebten Band erwarten wird. Der vorliegende Roman stellt lediglich eine Überbrückung dar und klärt viele bislang offene Fragen, wirft jedoch kaum neue auf. Harry erhält auch in diesem Jahr Einzelunterricht, dieses Mal von Dumbledore persönlich, doch geht es nicht mehr um das Erlernen neuer Zaubersprüche, sondern darum, Lord Voldemorts dunkle Vergangenheit kennen zu lernen. Dazu schleichen die beiden sich in Erinnerungen ein, die viele neue Informationen aus Tom Riddles Kindheit im Waisenheim zeigen und auch beleuchten, wie es zu seiner Wandlung zu Lord Voldemort kommen konnte. Harry Potter soll dabei so viele nützliche Geheimnisse seines Feindes kennen lernen wie möglich, denn seit der Prophezeiung aus dem fünften Teil ist offenkundig, dass nur einer überleben kann, Harry oder Voldemort. Die Zielsetzung ist also klar.
Durch diesen Unterricht spielt sich allerdings ein großer Teil des Buches in der Vergangenheit ab, sodass die aktuellen Ereignisse auf der Stelle treten und Rowling inhaltlich nicht viel weiter kommt. Die Informationen über Lord Voldemorts dunkle Vergangenheit hätte man vielleicht etwas geschickter in die Erzählung einflechten können als über die gesammelten Erinnerungen anderer Leute, in die sich Harry und Dumbledore einschleichen. Harrys Treffen mit seinem Schuldirektor stellen dadurch immer wieder einen Bruch in der aktuellen Erzählung dar, was ich etwas schade fand.
_Besonderheiten_
Wie auch schon in den Vorgängerbänden, so legt Joanne K. Rowling auch hier wieder viel Wert darauf, die auftauchenden Figuren und die sich abspielenden Szenen detailliert zu beschreiben. Jede Person wird uns so vorgestellt, dass wir sie bildlich vor Augen haben, und auch viele Charakterzüge und Eigenarten finden Erwähnung, die der jeweiligen Figur ein Profil geben – gerade was die Hauptcharaktere betrifft. So erkennt der treue Leser eine stete persönliche Weiterentwicklung, die sich nicht nur in den neuerdings auftauchenden Gefühlen dem anderen Geschlecht gegenüber ausdrückt. In vielen Situationen wirkt besonders Harry Potter schon sehr erwachsen, allerdings gibt es dann auch wieder Momente, in denen er sehr kindlich reagiert und wir deutlich merken, dass er eben noch nicht erwachsen ist. Realistisch ist die Charakterzeichnung eher nicht, aber das erwarten wir in einem Fantasybuch auch gar nicht; hier wollen wir Figuren kennen lernen, die uns Vorbilder sein können und die Wesenszüge tragen, die wir uns selbst manchmal vielleicht wünschen. Diesen Wünschen wird Rowling sicherlich gerecht, denn besonders Jugendliche werden in der Harry-Potter-Reihe eine eigene Identifikationsfigur finden.
Sprachlich macht das Buch einfach Freude. Obwohl es auf Englisch geschrieben ist, vergisst man oft beim Lesen, dass die Geschichte in einer fremden Sprache erzählt wird. Nur eine ganz kurze Einlesephase ist nötig, um völlig in die Geschichte einzutauchen, und dann stören auch nicht die wenigen unbekannten Vokabeln, die zwischendurch doch einmal auftauchen. Rowling bedient sich einer sehr blumigen Sprache, in den meisten Sätzen finden sich Adjektive, die die Erzählung ausschmücken und dabei helfen, alles genau vor Augen zu haben. So entstehen richtige Bilder der Figuren und der Szenerie im Kopf, die schließlich dazu führen, dass man Harry Potter trotz zwischenzeitlich schleppender Erzählweise doch mit Vergnügen liest.
_Kindgerecht?_
Wie sich schon ab Band 4 angedeutet hat, schreibt Joanne K. Rowling nicht mehr für Kinder, sondern eher für Jugendliche. In jedem Buch kommt mindestens eine Person ums Leben, viele werden verletzt und die Bedrohung durch Voldemort und seine Anhänger wird immer offensichtlicher. Kinder unter 12 Jahren dürften somit ziemlich überfordert sein von den beschriebenen Gefahren. Gerade in diesem Buch geschehen außerhalb von Hogwarts schreckliche Dinge, wie die Schüler immer wieder in der Zaubererzeitung „Daily Prophet“ nachlesen können. Die Brutalität, mit der die Todesesser gegen die Feinde ihres dunklen Lords vorgehen, nimmt stetig zu, sodass Eltern wirklich aufpassen sollten, was sie ihren Kindern zu lesen geben. Harry Potter ist inzwischen kein Kinderbuch mehr, sondern eindeutig ein Jugendbuch, das sicherlich kein zehnjähriges Kind mehr lesen sollte!
_Was am Ende übrig bleibt_
Insgesamt habe ich auch den neuen Harry Potter Band gerne lesen. Positiv fällt auf, dass das Buch deutlich kürzer ist als sein Vorgängerband und sich die Erzählung gerade im Mittelteil dadurch nicht ganz so sehr hinzieht. Dennoch hätte Rowling ihre Geschichte noch straffen können, um den Spannungsbogen geschickter ansteigen zu lassen. Während des Schuljahres passiert erneut nicht viel, sodass die komplizierten Liebesverwicklungen in der Schülerschaft nahezu das einzig Neue sind. Obwohl Voldemort omnipräsent ist nach seiner Rückkehr, läuft das Schuljahr praktisch ab wie gehabt; kaum jemand lässt sich davon beeindrucken, was ich reichlich merkwürdig finde. Hier hätte man mehr Spannung aufbauen und eine düstere Atmpsphäre entstehen lassen können. „Harry Potter and the Half-Blood Prince“ merkt man deutlich an, dass er eine Vorbereitung auf das ausstehende Finale darstellt. Rowling bereitet hier einen Showdown vor und setzt klare Erwartungen an den abschließenden Band. Lange Passagen beleuchten Tom Riddles Werdegang und seine Entwicklung hin zu Lord Voldemort; nun endlich wird uns klar, wie es weitergehen muss. Sprachlich gefällt das Buch äußerst gut, durch ausschmückende Beschreibungen lässt Joanne K. Rowling Bilder im Kopf ihrer Leser entstehen, die sehr zum Lesevergnügen beitragen. Dennoch kann auch Band 6 nicht an die fantastische Geschichte von „Harry Potter und der Feuerkelch“ anknüpfen, obwohl natürlich auch der aktuelle Band mehr als lesenswert ist.