Alle Beiträge von Bianca Altvater

Elizabeth Haydon – Tochter des Windes (Rhapsody / Symphony of Ages)

Spannend-romantischer Auftaktband

Seit Jahrtausenden lauert er in den weitläufigen Gebirgen im Norden der Insel Serendair: ein Dämon, aus Chaos und Feuer geboren, der die Welt seiner düsteren Herrschaft unterwerfen will. In dem Meuchelmörder Achmed gewinnt er einen Verbündeten.

Doch dann trifft Achmed die junge Sängerin Rhapsody, und das unheilige Band mit dem Dämon wird zerschlagen. Zusammen mit dem Riesen Grunthor fliehen die Gefährten. Verfolgt von den tausend Augen des Dämons begeben sie sich auf eine gefahrvolle Reise, die sie in eine abenteuerliche magische Welt führt … (Verlagsinfo)

Die Autorin
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Rowling, Joanne K. – Harry Potter und der Orden des Phönix

Wohl kein Buch wurde und wird von so vielen Menschen so sehnsüchtig erwartet wie der fünfte Teil der Harry-Potter-Reihe: „Harry Potter und der Orden des Phönix“. Der 1000-Seiten-Wälzer wiegt 1,13 Kilogramm, so dass mit einer deutschen Startauflage von zwei Millionen Exemplaren insgesamt 2268 Tonnen ausgeliefert werden müssen. Dabei hilft auch die Post, die das Buch sogar zur Geisterstunde zu den erwartungsvollen Lesern nach Hause bringt.
Von den ersten vier Bänden wurden jeweils zwischen 3,5 und 4,6 Millionen Bücher in Deutschland verkauft, eine Zahl, die ´“Harry Potter und der Orden des Phönix“ wohl locker schlagen wird. Schon jetzt ist die Autorin J.K. Rowling die reichste Schriftstellerin der britischen Geschichte. Die 38-Jährige hat allein in den vergangenen 12 Monaten umgerechnet 182 Millionen Euro verdient. Dabei hat sie ihre Vergangenheit als Sozialhilfeempfängerin aber nicht vergessen: Um Aufmerksamkeit für die sozial Schwachen der Gesellschaft zu wecken, durften die Straßenmagazine der Obdachlosen das erste Kapitel vorab drucken und verkaufen.

Und so geht die Saga weiter: Normalerweise sind die Sommerferien ohnehin schon sehr unerfreulich für den 15-jährigen Harry, da er sie immer bei seinen Verwandten, den Dursleys, verbringen muss, aber in diesem Jahr ist es schlimmer als sonst. Darauf zu warten, dass der zurückgekehrte Lord Voldemort seinen nächsten diabolischen Zug macht, ist fast zuviel für Harry. Täglich verfolgt er angespannt die Nachrichten der Muggels und hat sogar den Tagespropheten abonniert, doch kein Wort über Voldemort. Ron und Hermine sind schwer beschäftigt mit geheimnisvollen Aufgaben für Dumbledor, von denen sie Harry nichts erzählen dürfen.
Doch plötzlich wird Harrys lange Wartezeit durch den Angriff zweier Dementoren unterbrochen. Dementoren, die Wächter von Askaban, sind übermenschlich große, unheimliche Kreaturen, die sich meist vollständig unter Umhängen mit Kapuzen verbergen. Sie entziehen allen Menschen in ihrer Nähe die guten Emotionen und lassen nur noch schlimme Erinnerungen übrig. Mit einem Kuss rauben sie ihren Opfern anschließend die Seele. Der Körper bleibt eine funktionierende Hülle, ohne Geist und ohne Erinnerung, ein willenloser Zombie. Harry kann sich nur noch durch die Ausübung des Patronus-Zaubers vor ihnen retten, doch dafür bekommt er eine Vorladung ins Ministerium für Magie, wegen unerlaubter Zauberei in den Ferien. Sollte er für schuldig befunden werden, könnte er sogar seinen Zauberstab verlieren und von Hogwarts ausgeschlossen werden. Da es bei den Dursleys offensichtlich zu gefährlich für Harry geworden ist, lässt Dumbledor ihn in das Hauptquartier des Phönix-Ordens bringen. Der Orden des Phönix ist eine Geheimgesellschaft, die schon einmal den Widerstand gegen Voldemort angeführt hat und nun erneut zu diesem Zweck zusammengerufen wurde. Im Hauptquartier trifft Harry seine Freunde wieder, die Weasleys, Hermine und seinen Patenonkel Sirius, der sich immer noch als gesuchter Verbrecher verstecken muss. Hier erfährt er dann auch, warum im Tagespropheten kein Wort über die Rückkehr Voldemorts verloren wurde. Das Ministerium für Magie will dies nämlich auf keinen Fall zugeben und versucht statt dessen alles, um Dumbledor und Harry zu diskreditieren. Leider mit großem Erfolg, denn die Mehrheit der Zauberer glaubt lieber dem Ministerium, das ihnen vorlügt, es gebe nichts zu befürchten, als der schlechten Nachricht von der Rückkehr Voldemorts.
Obwohl Harry den Patronus-Zauber nur zur Selbstverteidigung ausgesprochen hat, sieht es zunächst äußerst schlecht für ihn aus, niemand glaubt ihm. Nur durch Dumbledors Hilfe, der einen Zeugen für den Angriff der Dementoren benennen kann, wird er schließlich freigesprochen. Zurück in Hogwarts, scheint das Jahr für Harry auch nicht besser weiterzugehen. Nicht genug, dass in diesem Jahr die Examen vor der Tür stehen, gibt es da auch noch eine neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Dolores Umbridge, die auf Harry gar nicht gut zu sprechen ist. Und dann diese furchtbaren Träume. Harry träumt jede Nacht von einer geheimnisvollen Tür. Bald glaubt er, dass dieser Traum von Voldemort kommt, denn anscheinend sind Harry und dieser miteinander verbunden. Was bedeutet diese Tür für Voldemort? Kann es sein, dass sich dahinter eine Waffe verbirgt, die ihm den entscheidenden Vorteil über Dumbledor und den Orden des Phönix bringt? Dieser Gedanke bringt Harry dazu, alles zu versuchen, um die Tür vor Voldemort zu finden und zu öffnen. Doch vielleicht ist das Ganze ja nur eine Falle?

Im fünften Teil der Serie wird Harry langsam erwachsen. Er steckt mitten in der Pubertät, entgegen seiner sonst so freundlichen, optimistischen und alles verzeihenden Art ist er nun aufbrausend, nachtragend und jähzornig. Nicht dass er keinen Grund dafür hätte, immerhin wurde am Ende des vierten Teils seine ganze Welt erschüttert. Ein Mitschüler und Freund wurde vor seinen Augen getötet, bevor er selber auf das Grausamste gequält und schließlich sogar gezwungen wurde, mit seinem eigenen Blut Voldemort zu alter Stärke zu verhelfen. Er konnte zwar fliehen, muss jedoch von nun an mit dem Bewusstsein leben, dass Cedric seinetwegen gestorben ist und dass die einzigartige Kraft, die ihn bisher vor Voldemort geschützt hat, nicht mehr existiert.
Nun ist Harry zurück in seiner ganz persönlichen Ferienhölle bei den Dursleys und diesmal erscheint es ihm noch schlimmer, denn er fühlt sich völlig von den Geschehnissen in der Zaubererwelt ausgeschlossen. Nicht einmal Ron oder Hermine haben Zeit für ihn. Dann tauchen die Dementoren auf, die wohl unheimlichsten Gestalten in Rowlings Werken, mitten in der Muggelwelt. Eigentlich sollte Harry bei den Dursleys doch sicher sein. Ganz allein muss er sich gegen sie behaupten und wird dann auch noch vorgeladen, weil er unerlaubterweise in den Ferien gezaubert hat.
Durch den ganzen Roman zieht sich eine bedrückende und düstere Stimmung, die mit dem Auftauchen der Dementoren ihren Anfang nimmt. Obwohl Harry schließlich freigesprochen wird und nach Hogwarts zurück darf, ist das Internat plötzlich nicht mehr dieser strahlende Ort voller Wunder und Magie nach den dunklen, ereignislosen Ferien bei den Dursleys. Gleich zu Anfang bemerkt man eine Distanz zwischen den drei Freunden Harry, Ron und Hermine. Ron und Hermine wurden von Dumbledor zu Präfekten ernannt und können deshalb im Hogwarts-Express nicht mehr im selben Abteil wie Harry fahren. Im Internat müssen sie den anderen Schülern mit einem guten Beispiel vorangehen und sind für die jüngeren Schüler verantwortlich, weswegen sie weniger Zeit mit Harry verbringen können. Wenn Harry dann auch noch bei der neuen Lehrerin Dolores Umbridge Strafarbeiten mit seinem eigenen Blut schreiben muss und sie ihn vom Quidditch ausschließt, nur weil er sich nicht der Lüge des Ministeriums über Voldemorts Rückkehr anschließt, könnte man vor Wut und Ärger über diese Ungerechtigkeit laut schreien.
Dann kommt es noch schlimmer für Harry. Er erfährt, dass sein von ihm über alles verehrter Vater nicht der strahlende Held ohne Fehl und Tadel war und dass Snape wohl durchaus das Recht hat, James Potter und seine Freunde von ganzem Herzen zu hassen. Plötzlich verschwimmt die bisherige klare Teilung in Schwarz und Weiß, Gut und Böse zu einem trüben, alles verdüsternden Grau.
Was sich im vierten Teil schon abzeichnete, wird in „Harry Potter und der Orden des Phönix“ Realität, der Wandel von einer wunderschönen Geschichte für Kinder zu einer wirklich gelungenen Fantasy-Erzählung für Erwachsene. Wie in allen vorhergehenden Bänden schafft J.K. Rowling es, die losen Fäden spannend miteinander zu verknüpfen und die Figuren lebendig werden zu lassen. Die Geschichte ist kraftvoll und sehr mitreißend geschrieben, so dass Langeweile beim Lesen garantiert nicht aufkommt. Das Buch hat nur den einen Nachteil, dass es irgendwann zuende ist und man wieder so lange auf den nächsten Teil warten muss.

[Deutsche Harry-Potter-Homepage]http://www.carlsen-harrypotter.de

Joanne K. Rowling – Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Harry Potter 02)

In Harry Potters zweitem Schuljahr in Hogwarts geschehen schreckliche Dinge, irgendjemand oder irgendetwas hat es auf einige der Schüler abgesehen. Immer wieder werden Schüler versteinert aufgefunden und niemand weiß, was den Bann verursacht hat. Bald geht das Gerücht um, die Kammer des Schreckens sei wieder geöffnet worden. Diese Kammer wurde vor Jahrhunderten von Salazar Slytherin, einem der Gründer Hogwarts, gebaut. Slytherin war der Meinung, dass Schlammblüter, also muggelgeborene Zauberer, nichts auf Hogwarts verloren hätten, konnte sich jedoch nicht gegen seine Partner Ravenclaw, Hufflepuff und vor allem Gryffindor durchsetzen, deshalb schuf er die Kammer des Schreckens und verschloss in ihr ein tödliches Ungeheuer.
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Rowling, Joanne K. – Harry Potter und der Stein der Weisen

Joanne Kathleen Rowling kann man wohl zu Recht als die Erfolgsautorin der Jahrtausendwende bezeichnen. Arbeitslos und von Sozialhilfe abhängig, erdachte die allein erziehende Mutter, die Französisch und Altphilologie studierte, die zauberhafte Geschichte des Waisenkindes Harry Potter. Der erste Band „Harry Potter und der Stein der Weisen“ erschien zum ersten Mal 1997 und löste einen wahren Begeisterungssturm bei Lesern jeden Alters aus. Die Bücher der Reihe sind mittlerweile in 47 Sprachen übersetzt und in 200 Ländern mit etlichen hundert Millionen Exemplaren Auflage verkauft worden. Die ersten zwei Bände wurden bereits mit großem Erfolg verfilmt. Außerdem gab es natürlich zahllose Literaturpreise für das Werk, und auch Rowling selbst hatte bis hin zu Ehrendoktorwürden und dem „Member of the Order of the British Empire“-Rang so einiges von ihrem Erfolg und ihren damit verbundenen Verdiensten.

Harry Potter wächst bei seinen gemeinen Verwandten den Dursleys auf, da seine Eltern kurz nach seinem ersten Geburtstag ums Leben kamen. Mit elf Jahren erhält Harry die Möglichkeit, auf das Zauberer-Internat Hogwarts zu gehen und dort wie seine Eltern vor ihm die Zauberei zu erlernen. Die Einladung nach Hogwarts wird vom riesenhaften Hagrid auf Weisung des Schulleiters Dumbledor überbracht. Durch Hagrid erfährt Harry dann auch die Wahrheit über den Tod seiner Eltern. Vor zehn Jahren wurde die Gemeinschaft der Zauberer vom bösen und niederträchtigen Lord Voldemort in Atem gehalten. Voldemort und seine Anhänger verachteten alle Muggels (Menschen, die nicht zaubern können), vor allem aber Zauberer, die aus Muggelfamilien stammen. Die Absicht Lord Voldemorts war es, diese, von seinen Anhängern als Schlammblüter bezeichneten Zauberer zu beseitigen. Durch seine großen Zauberkräfte und die Unterstützung seiner zahlreichen Anhänger hätte es ihm gelingen können, sein böses Vorhaben zu verwirklichen, wäre da nicht auch eine Widerstandsbewegung von Zauberern gewesen, zu denen unter anderem neben Hagrid und Dumbledor auch Harrys Eltern gehörten. Bei einem Anschlag Lord Voldemorts kamen Harrys Eltern ums Leben, dem einjährigen Harry gelang es jedoch, den Todesfluch Voldemorts zu überleben und diesen sogar auf den bösen Zauberer zurückzuwerfen. Damit war die Gemeinschaft der Zauberer befreit, denn ohne Voldemort fehlte es seinen Anhängern an Macht und Zusammenhalt, und sie konnten überwältigt und eingesperrt werden.

In Hogwarts lernt der in der Muggelwelt aufgewachsene Harry nun, dass es noch eine andere, für Muggels unsichtbare Welt gibt, in der Hexen, Zauberer, Elfen, Drachen oder Gnome völlig normal sind. Schnell schließt er Freundschaft mit zwei ebenfalls neuen Schülern, Ron Weasley und Hermine Granger. Als der stark geschwächte und verstümmelte Lord Voldemort nach Hogwarts kommt, um den dort aufbewahrten Stein der Weisen zu stehlen, der seinem Besitzer unermessliche Kräfte und sogar Unsterblichkeit verleiht, versuchen Harry und seine beiden neuen Freunde alles, um ihn daran zu hindern.

„Harry Potter und der Stein der Weisen“ mag vielleicht ein Kinderbuch sein, bietet aber auch den älteren Lesern durch die sehr lebendig und witzig erzählte Geschichte eine Menge Spaß. Die Autorin stattete die Welt Harry Potters mit einer liebevoll gestalteten Fülle von Einzelheiten und Nebenpersonen aus. So erschafft sie eine Welt, die schon bald sehr vertraut wirkt, mit einer faszinierenden, manchmal sogar gruseligen Atmosphäre. Der Roman bietet einen geradlinigen Handlungsbogen, dem zu folgen nicht schwer fällt, der dabei aber immer hochgradige Spannung erzeugt. Unbedingt lesen!

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Christopher, John – Tripods I – III

Die von der |BBC| produzierte Fernsehserie „Die dreibeinigen Herrscher“ (The Tripods) war bei ihrer ersten und einzigen deutschen Ausstrahlung 1986 wohl für viele der erste Kontakt mit John Christophers Jugendbuchklassiker von 1967. Die leider nur zum Teil verfilmte Trilogie erzählt von der erschreckenden Vision einer zukünftigen Menschheit, die von dreibeinigen Außerirdischen versklavt wurde und damit, bis auf wenige Ausnahmen, offensichtlich zufrieden war. Da die Serie nach der zweiten Staffel aus Kostengründen eingestellt wurde, blieb man als Zuschauer unbefriedigt zurück, denn eine Auflösung der dramatischen Handlung und die Befreiung der Menschheit sollte erst in der dritten Staffel gezeigt werden. Die durch die Fernsehserie ausgelöste Sucht, mehr über die Geschicke der liebgewonnenen Helden zu erfahren, blieb lange Zeit schwer zu stillen. Die Trilogie war in Deutschland jahrelang vergriffen und konnte höchstens als ausgemustertes Büchereiexemplar zu unglaublichen Preisen bei |eBay| ersteigert werden. Doch das Warten hat endlich ein Ende. Nach der Neuauflage der Bücher im |Arena|-Verlag veröffentlichte |Patmos| mit der hier besprochenen Hörbuchfassung „Tripods“ einen echten Hochgenuss, an dem nicht nur Jugendliche und Achtzigerjahre-Nostalgiker ihre Freude haben werden.

„Tripods“ beginnt irgendwann in einer nicht zu fernen Zukunft. Der 13-jährige Will wächst in einem postapokalyptischen England auf. Die Menschen leben wieder wie im Mittelalter als Bauern, Handwerker oder Adlige. Es gibt nur noch wenige Überbleibsel einer einst hochtechnisierten Welt; da alle Erinnerungen an die technischen Wunder der Vergangenheit verschwunden sind, besitzt niemand mehr das Wissen und die Fähigkeiten, selbst so einfache Dinge wie z. B. Armbanduhren herzustellen. Das einzig Technische in dieser Welt sind die Tripoden, dreibeinige Maschinen, denen alle gehorchen und die von allen verehrt werden.

Will und die Menschen seines Dorfes haben nur wenig Kontakt zu den Tripoden. Einmal im Jahr, am Tag der Weihe, erscheint ein Tripode und versieht alle Vierzehnjährigen des Dorfes mit einer Kappe. Diese Kappe aus Metall, die fest mit dem Schädel verbunden ist, markiert den Punkt des Erwachsenwerdens. Obwohl der Tag von den Dorfbewohnern groß gefeiert wird, werden über die Weihe selbst nur wenige Worte verloren. Erst als Will miterleben muss, wie sein Cousin und bester Freund Jack sich nach der Weihe völlig verändert, beginnt er nachzudenken. Warum verändern sich die Menschen nach der Weihe? Weshalb verwandelt sich ein aufgeweckter, wissbegieriger Junge wie Jack von einem Tag auf den anderen in einen lethargischen und gleichgültigen Erwachsenen?

Von Ozymandias, der nur vorgibt, geweiht worden zu sein und als Wanderer durch die Welt zieht, erfährt Will schließlich die entsetzliche Wahrheit. Die Tripoden werden von Außerirdischen gesteuert, die mit Hilfe der Kappen eine direkte Kontrolle über die Menschen ausüben und sie so versklavt haben. Da Will fest entschlossen ist, sich der Weihe zu entziehen, macht er sich zusammen mit seinem Cousin Henry auf den Weg zu den weißen Bergen, wo laut Ozymandias die letzten freien Menschen leben.

Auf ihrer gefährlichen Reise treffen sie den ebenfalls kurz vor der Weihe stehenden Jean-Paul (Bohnenstange), der sich ihnen anschließt. Bei der Durchquerung Europas werden die drei immer wieder vor die Wahl gestellt, ein bequemes Leben als willenlose Sklaven oder ein gefahrvolles Leben in Freiheit zu führen. Ständig auf der Flucht vor den Tripoden, treffen sie schließlich tief in den Alpen auf den letzen Widerstand der Menschheit. Doch damit ist die Reise noch nicht zu Ende. Bereit für die Freiheit zu kämpfen, wird Will ausgewählt, mit einer falschen Kappe versehen den Tripoden in ihrer Stadt zu dienen und sie dabei auszuspionieren. Zwar gelingt es Will, einige Ansatzpunkte für einen Kampf gegen die Tripoden zu finden, dabei erfährt er jedoch, dass dem Widerstand nicht mehr viel Zeit bleibt. Denn ein perfider Plan der Außerirdischen droht die Menschheit auszulöschen.

John Christopher (alias Samuel Youd), Jahrgang 1922, schreibt seit 1949 Romane, die weltweit übersetzt und verfilmt wurden. Für „Die Wächter“ erhielt er 1976 sogar den Deutschen Literaturpreis. Der Anlass, eine Science-Fiction-Geschichte für Jugendliche zu schreiben, war die Anfrage eines Verlegers, der seine Erwachsenenromane gelesen hatte. Christopher war sich zunächst nicht sicher, ob er ein vernünftiges Jugendbuch mit Science-Fiction-Thematik schreiben könne, da er bislang nur Erwachsenenromane geschrieben hatte und seit der Erforschung des Alls viele Geheimnisse der Zukunft bereits als enthüllt ansah. Deshalb hatte er als Schriftsteller eher ein Interesse an der Vergangenheit. Aber warum nicht Zukunftselemente mit einer mittelalterlichen Welt kombinieren? Dieser Ansatz führte ihn zurück in die Zeit – in ein feudales England, das von futuristischen Monstermaschinen regiert wird. Gerade dieser scheinbare Widerspruch wurde von den Lesern geschätzt und machte die Trilogie zu einem Klassiker, der auch nach 40 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren hat.

Mit dieser Hörbuchfassung ist es dem |Patmos|-Verlag tatsächlich gelungen, den hohen Ansprüchen der Fans gerecht zu werden. Bestehend aus drei Teilen, die jeweils vier CDs umfassen, bietet die Trilogie insgesamt 828 Minuten Hochspannung. Gelesen wird die beklemmende Geschichte, die aus der Sicht des Protagonisten Will erzählt wird, von Torsten Michaelis, der seit 1991 in mehr als 400 Filmen international bekannten Filmstars wie Wesley Snipes, Sean Bean und Martin Lawrence seine Stimme geliehen hat. Die Geschichte wird perfekt untermalt durch Originalgeräusche aus der |BBC|-Fernsehserie. Außerdem ist jedem der drei Teile ein Bonustrack der Originalmusik von Kevin Freeman beigefügt.

_Tripods_

Teil 1: [„Dreibeinige Monster auf Erdkurs“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3491241405/powermetalde-21 (The white Mountains)
Bonustrack „Main Theme“

Teil 2: [„Das Geheimnis der dreibeinigen Monster“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3491241332/powermetalde-21 (The city of lead and gold)
Bonustrack „The City of Gold“

Teil 3: [„Der Untergang der dreibeinigen Monster“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3491241405/powermetalde-21 (The pool of fire)
Bonustrack „Closing Theme“

http://www.patmos.de

Huff, Tanya – Hüte sich wer kann (Die Chroniken der Hüter 3)

[„Hotel Elysium“ 1481
[„Auf Teufel komm raus“ 1995

Nach „Hotel Elysium“ und „Auf Teufel komm raus“, folgt nun mit „Hüte sich wer kann“ der dritte Streich der |Chroniken der Hüter|. Den beiden Hüterinnen Claire und Diana Hansen steht diesmal Schlimmes bevor, denn sie haben es nicht nur mit einem Loch zur Hölle, sondern gleich mit einem Übergang zu tun. Und wo würde ein Übergang zur Hölle besser hinpassen als in ein Einkaufszentrum?

Ein verzaubertes Armband führt Claires kleine Schwester und frischgebackene Hüterin Diana an ihrem letzten Schultag in das West-Gardener Einkaufszentrum. Bei einer ersten Überprüfung muss sie bestürzt feststellen, dass die Hölle dabei ist, in einem der Läden, der passenderweise |Erlkönig| heißt, einen Übergang zur Hölle zu erschaffen. Dazu muss die Hölle ein Stück der Gegenseite der Realität immer mehr anpassen, bis es diese irgendwann ersetzen kann. Sollte dies geschehen, hätte die Hölle einen permanenten Übergang. Die Folgen davon sollte sich jeder selbst ausmalen können.

Trotz einer fatalen Neigung zur Selbstüberschätzung merkt Diana (mit ein bisschen Hilfe ihres Katers Sam), dass sie trotz all ihrer Macht mit der Schließung eines Überganges völlig überfordert wäre. Dazu braucht es nicht nur Kraft, sondern auch eine Menge Erfahrung. Wie gut, dass ihre viel erfahrenere Schwester Claire zusammen mit ihrem Freund Dean und Kater Austin das ehemalige Höllenloch Hotel Elysium ganz in der Nähe bewirtschaftet.

Zusammen haben die beiden Schwestern Macht und Erfahrung, nun fehlen ihnen zur endgültigen Schließung des Überganges nur noch ein paar Informationen. Um ihren Feind besser kennen zu lernen, versuchen Claire und Diana durch den Erlkönig hinüber auf die Gegenseite zu wechseln. Sowohl die Schwestern als auch Sam gelangen sicher hinüber, nur für Austin bleibt der Übergang verschlossen. Als klar wird, dass es für ihn keine Möglichkeit gibt, Claire zu folgen, kehrt er mit Dean ins vermeintlich sichere Hotel zurück.

Doch wenn die Hüter aus dem Haus sind, … tanzen die Mumien auf dem Tisch. Während Claire und Diana sich im Ausspionieren der Hölle üben, bekommen es Dean und Austin mit äußerst merkwürdigen Hotelgästen zu tun. Neben den sieben Champions der Zwergenliga (inklusive Managerin mit einer Haut weiß wie Schnee, Haaren schwarz wie Ebenholz und Lippen rot wie Blut), verlangen auch der Ägyptologe Dr. Rebik und seine etwas vertrocknete Freundin Meryat ein Zimmer. Dass Meryat eine reanimierte, fünftausend Jahre alte Mumie ist, schockt weder Dean noch Austin, doch warum geht es der Mumie immer besser, während Dr. Rebik immer älter zu werden scheint?

Im Einkaufszentrum der Gegenseite treffen Claire und Diana auf Einkaufselfen, Straßenkids, die aus der Realität in das Einkaufszentrum der Gegenseite hinübergewechselt sind und sich dort in Elfen verwandelt haben. Angeführt von einer Anime-Version des legendären König Artus, leisten sie erbitterten Widerstand gegen die Schergen der Hölle. Da die beiden Hüterinnen auf der Gegenseite keine ihrer speziellen Kräfte anwenden dürfen und somit allein auf die mitgebrachten Gegenstände und ihren Verstand angewiesen sind, erweisen sich die Einkaufselfen als ideale Verbündete beim Kampf gegen die Hölle. Doch die Kräfte der Hölle scheinen unüberwindlich und bald wird den Hüterinnen klar, dass eine Schließung des Übergangs nur unter großen Opfern zu erreichen ist.

Auch im dritten Teil der „Chronik der Hüter“ gelingt es der 49-jährigen Kanadierin Tanya Huff, Fantasy und Humor gekonnt miteinander zu verbinden. Während der Haupthandlungsbogen um Claire und Diana im Vergleich zu den vorherigen Bänden etwas ernster geraten ist, macht die Nebenhandlung um Dean und Austin alles wieder wett. Der junge, unerfahrene, aber äußerst gutherzige Zuschauer Dean bildet zusammen mit dem alten, erfahrenen und pragmatischen Kater eine wirklich explosive Mischung.

Durch den Wechsel der beiden Hüterinnen auf die Gegenseite kommen einige interessante neue Möglichkeiten ins Spiel, die von der Autorin hervorragend genutzt werden, um dem Kampf gegen die Hölle neues Leben einzuhauchen. Mit Sam wird ein neuer feliner Hauptdarsteller eingeführt, jünger als Austin und durch seine himmlische Abstammung manchmal nicht so ganz auf der Höhe, was feline Etikette betrifft. Leider entwickelt Sam hier noch nicht wirklich einen eigenständigen Charakter, sondern scheint vielmehr ein jüngeres unerfahrenes Abbild von Austin zu sein. Trotzdem kann sich wohl jeder Dosenöffner in der Beziehung von Sam und Diana wiederfinden.

Nicht nur durch die spannende und witzige Geschichte ist „Hüte sich wer kann“ wirklich empfehlenswert. Auch optisch macht der Roman einen sehr guten Eindruck. Das Cover wurde vom |Feder & Schwert|-Verlag wieder sehr edel gestaltet und ist zusammen mit den beiden anderen Bänden ein Blickfang in jedem Bücherregal.

http://www.feder-und-schwert.com/

Kalla, Daniel – Pandemie

_Ein neues Virus_

Dr. Noah Haldane ist Spezialist für Infektionskrankheiten und neue Krankheitserreger. Als Mitarbeiter eines Expertenteams der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgt er einem Hilferuf der chinesischen Regierung und versucht die Ausbreitung einer neuen und sehr gefährlichen Grippevariante, die in der abgelegenen Provinz Gansu im Norden Chinas aufgetreten ist, zu verhindern. Die Erkrankung erhält das Akronym ARCS (Acute Respiratory Collapse Syndrome) da ein Viertel der Infizierten an einem Zusammenbruch der Atemfunktionen verstirbt.

Das Virus weckt bei Dr. Haldane Erinnerungen an die letzte große Grippepandemie von 1918, bei der mehr als 30 Millionen Menschen starben. Genau wie damals erkranken auch viele junge Erwachsene, während sich bei einer „normalen“ Grippe vor allem Immunschwache, besonders Alte und Kleinkinder infizieren. Dabei scheint jedoch dieses neue Virus, obwohl es zum Glück nicht ganz so ansteckend ist, um vieles tödlicher zu sein als das Virus vom Typ H1N1, welches damals als „Spanische Grippe“ grassierte. Durch sofortige Quarantänemaßnahmen und Massenschlachtungen von Hühnern und Schweinen in der gesamten Provinz gelingt es schließlich, eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Gefahr einer Pandemie der „Gansu-Grippe“ scheint gebannt.

_In der Hand von Terroristen_

Doch während das Expertenteam um Dr. Haldane aufatmet, wird der Erreger der „Gansu-Grippe“ schon eifrig in einem geheimen Forschungslabor im Norden Somalias in Hühnereiern kultiviert. Noch vor der Ankunft der WHO-Experten in China gelang es zwei Malaien durch Bestechung des Stellvertretenden Klinikdirektors Ping Wu, zu einem der Infizierten vorzudringen und dessen virushaltige Körpersekrete aus China herauszuschmuggeln.

Der Drahtzieher hinter diesem „Diebstahl“ ist der einflussreiche ägyptische Zeitungsmagnat Hazzir Al Kabaal. Obwohl Kabaal in Europa studiert hat und durch sein ganzes Auftreten eine pro-westliche Haltung signalisiert, gehört er insgeheim einer radikalen muslimischen Vereinigung an. Durch den Angriff der westlichen Mächte auf den Irak verbittert und zu seinen islamischen Wurzeln zurückgekehrt, benutzt er schon seit längerem seine Zeitungen und sein Geld, um für den Islam einzutreten und heimlich verschiedene terroristische Bewegungen zu unterstützen.

Angestachelt durch die Reden von Scheich Hassan, des Vorstehers der Al-Futuh-Moschee in Kairo, sieht Kabaal seine Aufgabe darin, die amerikanischen Besatzungsmächte von islamischem Boden zu vertreiben. Dazu kommt ihm das Gansu-Virus gerade recht.

_Ein infernalischer Plan_

Während der Mikrobiologe Dr. Anwar Aziz mit dem Gansu-Virus an Schweinen, Affen und Menschen herumexperimentiert, um eine stärkere Ansteckungsrate zu erreichen, entsendet Kabaal infizierte Selbstmordattentäterinnen nach London, Hongkong und Vancouver, um dort an speziell ausgewählten öffentlichen Orten besonders viele Menschen zu infizieren. Den WHO-Experten wird schnell klar, dass die in diesen Städten auftretenden Grippe-Epidemien keine natürliche Ursache haben können.

Ihre Vermutung wird zur schrecklichen Wahrheit, als Kabaal über den Fernsehsender Al Dschasira im Namen der Bruderschaft der einen Nation ein Ultimatum an die westlichen Staaten sendet. Nur bei einem sofortigen Rückzug aller Koalitionstruppen von islamischem Boden würde die Bruderschaft von der Entsendung einer ganzen Armee von infizierten Selbstmordattentätern absehen. Damit beginnt für Noah Haldane und Gwen Savard, die Direktorin für Bioterrorismus Abwehr, ein Wettlauf gegen die Zeit. Fieberhaft beginnen die beiden mit Hilfe der CIA nach den Drahtziehern zu forschen.

_H5N1 lässt grüßen_

Passend zur derzeitigen Hysterie um eine mögliche Pandemie mit einem von Mensch zu Mensch übertragbaren Vogelgrippevirus vom Typ H5N1, wurde die Veröffentlichung von David Kallas Erstling „Pandemie“ vom April 2006 auf Dezember 2005 vorgezogen.

Es ist zurzeit wohl eine der größten Befürchtungen, dass das Vogelgrippevirus H5N1 im Schmelztiegel Asiens, wo Hühner, Schweine und Menschen auf engstem Raume zusammenleben, den Speziessprung zum humanen Grippevirus schafft. Kalla startet mit diesem äußerst beängstigenden, aber durchaus realistischen Szenario zur Entstehung einer neuen Pandemie. Doch obwohl „Pandemie“ ebenfalls von einem gefährlichen Grippevirus handelt, das den Speziessprung vom Vogel zum Mensch geschafft hat, kann die natürliche Ausbreitung dieses Virus durch schnell durchgeführte Quarantänemaßnahmen relativ früh gestoppt werden. Damit wäre die Gefahr einer Pandemie gebannt, gäbe es da nicht Hazzir Al Kabaal, der unter dem Deckmantel seines islamischen Glaubens das Virus künstlich in den Metropolen der westlichen Welt verbreitet und so hofft, einen Rückzug der Koalitionstruppen von islamischem Boden erzwingen zu können.

Hätte Kalla es mal lieber bei einer natürlichen Ausbreitung der Grippe belassen und sich nicht islamischer Terroristen bedient, um seinem Roman eine künstliche Spannung zu vermitteln. Leider fehlt es Kallas stereotypen Bösewichtern an einem wirklich nachvollziehbaren Beweggrund, neben dem typischen Hass der Extremisten. Zum Freisetzen eines tödlichen Grippevirus, für das es kein Heilmittel gibt, reicht es jedoch nicht aus, einen Hass auf die westliche Welt zu haben. Woher sollte Al Kabaal wissen, dass es den Engländern und Amerikanern wirklich gelingt, die Ausbreitung der Grippe zu verhindern? Die Möglichkeit, dass das Virus durch einen infizierten Touristen auch auf islamischen Boden gebracht werden könnte, ist nicht unbedeutend. Ist Kabaals Hass so groß, dass er eine potenziell tödliche Gefahr für ein Viertel aller Moslems völlig ignoriert?

Ein weiterer grober Fehler in der Handlung ist die Entführung des Virus aus Gansu. Woher hat Kabaal so schnell erfahren, dass es ein neues gefährliches Grippevirus in Gansu gibt? Die Inkubationszeit dieser Grippe beträgt nur vier Tage, also kann nach dem ersten Auftreten der Grippe und der Ankunft des WHO-Teams im besten Fall ein Monat gelegen haben. In diesem Zeitraum hat Kabaal von der neuen Krankheit erfahren, ihr tödliches Potenzial erkannt, einen infernalischen Plan geschmiedet und Leute beauftragt, das Virus zu stehlen. Abgesehen von der Zeit, die es dauert, ein gut ausgestattetes Labor zur Zucht und Veränderung von Viren einzurichten. Sollte sein Plan, ungeachtet aller Risiken, ein tödliches Virus zu benutzen, aber schon vor dem Auftreten der Gansu-Grippe existiert haben, gäbe es jede Menge anderer gut geeigneter Krankheiten, die durch infizierte Selbstmordattentäter unter die Leute gebracht werden könnten.

Doch trotz dieser Ungereimtheiten und flachen Charaktere ist „Pandemie“ spannend zu lesen, wenn auch nicht sonderlich anspruchsvoll. Vor allem die real existierende Bedrohung durch H5N1 trägt wohl dazu bei, dass man „Pandemie“ nicht wieder aus der Hand legen mag.

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Huff, Tanya – Auf Teufel komm raus (Die Chroniken der Hüter II)

Band I: [Hotel Elysium 1481

Die Hüterin Claire Hansen hat die Aufgabe, die strukturelle Integrität der Barriere zwischen der Welt und der metaphysischen Energie, die sie umgibt, zu bewahren. Dazu kann sie hinter diese Barriere greifen und sich der vorhandenen Möglichkeiten bedienen. Kurz gesagt, sie flickt mit Magie die Hülle des Universums, damit nichts Böses eindringen kann. Zunächst bestand das kosmische Reparaturteam nur aus Claire und ihrem etwas älterem Kater Austin, nachdem Claire jedoch bei ihrer letzten Unfallstelle im Hotel Elysium den Zuschauer Dean McIsaac kennen gelernt hat, ziehen sie nun zu dritt durch Kanada und flicken einen Riss nach dem anderen.

Das Leben könnte so schön sein, gäbe es da nicht Claires kleine Schwester Diana, die über zu viel Macht und zu wenig Verantwortungsgefühl verfügt. Die zukünftige Hüterin handelt ständig äußerst unüberlegt und beschwört damit die größten Katastrophen herauf. Nicht zuletzt war es ja auch Diana, die die böse Hüterin im Hotel Elysium aus ihrem Schlaf weckte und dadurch beinahe alle Macht der Hölle auf die Welt losgelassen hätte. So geht ihr auch dieses Mal ein gut gemeinter Zauber gründlich schief. Aus Versehen fängt sie die Kraft der Liebe zwischen Dean und Claire ein, als diese sich nach einem schlimmen Streit versöhnen. Diese manifestiert sich als Engel, leider jedoch ohne Botschaft und ohne Ziel; so kann er nicht wieder zurückkehren und wandert ziellos durchs Land auf der Suche nach einer zu verkündenden Botschaft oder Aufgabe.

An sich wäre ein Engel auf Erden ja nichts Schlechtes, doch leider erlaubt seine verlängerte Anwesenheit den Mächten der Hölle, einen Dämon auf die Erde zu schicken, der durch die alles überstrahlende Gegenwart des Engels von den Hütern nicht bemerkt werden kann. Während der Engel Samuel sich durch die Sehnsüchte eines sechzehnjährigen Mädchens und die Ängste ihres überfürsorglichen Vaters nicht als geschlechtsloser Rauscheengel, sondern als ein mit Genitalien versehener Teenager mit dem Aussehen eines Boybandmitglieds manifestierte, findet sich der Dämon Byleth plötzlich mit dem voll ausgestatteten Körper eines pubertierenden Mädchens auf Erden wieder. Für beide ist dieser Zustand äußerst ungewohnt und mehr als hinderlich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. So versucht Samuel natürlich, den Menschen zu helfen, wird jedoch durch seine nicht gerade heilige Gestalt ständig missverstanden. Byleth hingegen weiß zwar ganz genau, was ihre Aufgabe ist, nämlich so viel Unheil anzurichten wie nur möglich, wird aber durch ihre menschliche Form daran gehindert, Magie einzusetzen. Natürlich versucht sie so bösartig wie nur menschenmöglich zu sein, verhält sich dabei aber nur wie ein typischer Teenager.

Durch einen Zufall stolpert Claire über den Riss, durch den die Dämonin die Erde betreten hat, und entdeckt dabei Spuren ihrer Anwesenheit. Um sie aufspüren zu können, müssen Claire, Dean und Austin zunächst alles dafür tun, den Engel zu finden und zurückzuschicken. Und zwar schnell, bevor der Dämon zu viel Schaden anrichten kann. Leider hat das Trio die Rechnung ohne Claires vorwitzige Schwester Diana gemacht, die es mal wieder nicht lassen kann, sich einzumischen.

„Auf Teufel komm raus“ ist eine gelungene Fortsetzung der „Chronik der Hüter“, die aber durchaus für sich alleine gelesen werden kann. Erneut findet man sich in einer absurden Welt voller sprechender Katzen, fluchender Gartenzwerge und göttlichen bzw. höllischen Wesen mit pubertären Problemen wieder. Die Handlung spielt anders als im „Hotel Elysium“ nicht mehr nur an einem Ort, sondern führt mit viel Witz und Tempo quer durch Kanada auf der Suche nach dem Engel und dem Dämon. Äußerst amüsant sind vor allem die Begegnungen der beiden „Besucher“ mit den nichts ahnenden Zuschauern. Die Auflösung der spannenden Geschichte kommt überraschend, denn wer hätte gedacht, dass ein Engel wie eine Katze ist – nur eben anders.

Huff, Tanya – Hotel Elysium – Die Chroniken der Hüter I

Ein Sturm zwingt die junge Hüterin Claire Hansen und ihren nicht mehr ganz so jungen, schwarzweißen Kater Austin, Zuflucht im Hotel Elysium zu suchen, einer äußerst heruntergekommenen Absteige in Kingston. Am nächsten Morgen stellt Claire zu ihrem Entsetzen fest, dass der Besitzer Augustus Smythe sich aus dem Staub gemacht und ihr das komplette Hotel überschrieben hat, mit der einzigen Anweisung, bloß nicht Zimmer sechs zu betreten. Vielleicht hätte sie sich an die Anweisung halten sollen, denn als sie Zimmer sechs von ihrem neuen Angestellten Dean McIssac öffnen lässt, finden sie dort ausgerechnet eine schlafende, böse Hüterin.

Hüter sind in der Lage, Magie zu nutzen, indem sie Energie von außerhalb unserer Realität abziehen. Zwischen dieser Energiequelle, die Magie möglich macht, und der Realität liegt eine Barriere, die die Energie daran hindert, unkontrolliert einzusickern und schlimme Schäden anzurichten. Manchmal entstehen Löcher in dieser Barriere, durch Unfälle oder auch in böser Absicht willentlich erzeugt. Hüter haben die Aufgabe, diese Löcher wieder zu schließen oder zumindest die verursachten Schäden so klein wie möglich zu halten. Bei den Stellen, die nicht geschlossen werden können, weil die Löcher zu groß geworden sind, müssen die Hüter sie mit ihrem Sein versiegeln. Sie sind dann für den Rest ihres Lebens an diesen Ort gebunden.

Als sich vor mehr als vierzig Jahren im Heizungskeller des Hotels ein Loch öffnete und als Zugang zur Hölle manifestierte, entschied sich die damalige Hüterin, die nun leicht zugängliche Energie für ihre Zwecke zu nutzen. Nur mit vereinten Kräften konnten zwei andere Hüter sie daran hindern. Da sie sie nicht töten wollten und sie auch nicht in der Lage waren, das Loch im Heizungskeller zu schließen, schickten sie sie mit einem „Dornröschen-Zauber“ schlafen. Nun werden ihre Kräfte dazu genutzt, das Loch einzudämmen und daran zu hindern, sich weiter auszubreiten, während die Energien dieses Höllenzugangs dazu genutzt werden, sie in Stasis zu halten. Ein sehr empfindliches Gleichgewicht, das einer ständigen Beaufsichtigung bedarf.

Augustus Smythe war lange Zeit mit der Aufgabe betraut gewesen, den Zugang zur Hölle und die schlafende Hüterin zu überwachen, und darüber schon ziemlich merkwürdig geworden. Deshalb ergriff er natürlich schnell die Gelegenheit zu verschwinden, als er in Claire eine Hüterin erkannte. Claire fühlt sich jedoch noch viel zu jung, um schon in den Ruhestand zu gehen und für den Rest ihres Lebens dieses Loch zu beaufsichtigen, geschweige denn das Hotel zu führen. Also versucht sie das Unmögliche, einen Weg zu finden, das Loch zu schließen und dabei gleichzeitig die böse Hüterin dauerhaft unschädlich zu machen.

Rund um die spannende Haupthandlung entfaltet sich eine absurde Welt, in der alles möglich scheint. So führt der Fahrstuhl des Hotels auf jeder Etage in verschiedene Dimensionen und Wirklichkeiten, unter anderem auch auf die Brücke der Enterprise. Außerdem scheint das Hotel eine Reihe sehr merkwürdiger Gäste anzuziehen, Werwölfe, Vampire und Geister oder auch die abgetakelten Götter des griechischen Pantheons, die wie Rentner von Hermes, dem Götterboten, in einem Bus durch die Gegend gefahren werden. Was jedoch besonders Spaß macht, ist der sprechende Kater Austin; mit jedem Satz merkt man, dass die Autorin schon länger fest unter der Pfote steht. Der Kater liefert sich herrliche Wortgefechte mit seiner Besitzerin Claire, wobei schon nach wenigen Seiten klar wird, wer hier wen besitzt.

Bislang in Deutschland vor allem durch die eher dem Horror zuzurechnende „Chronik des Blutes“ um die Privatdetektivin Vicki Nelson und den Romane schreibenden Vampir Henry Fitzroy bekannt geworden, gibt Tanya Huff mit „Hotel Elysium“, dem ersten Band der „Chronik der Hüter“, einen hervorragenden Einstand in die Welt der humoristischen Fantasy. „Hotel Elysium“ macht Lust auf mehr und so ist es nur gut, dass die nächsten beiden Teile „Auf Teufel komm raus“ und „Hüte sich, wer kann“ schon Ende dieses Jahres ebenfalls im Verlag |Feder & Schwert| erscheinen.

|Tanya Huff bei Buchwurm.info:|
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Buttler, Monika – Herzraub

In „Herzraub“ befasst Monika Buttler sich mit der Thematik der Organspende. Durch sorgfältige Recherche und einer gehörigen Portion Sachverstand versteht es die Medizinredakteurin, die Problematik der Explantation (Organspende) beängstigend und eindrücklich zu schildern, ohne dabei in einen reißerischen Erzählstil zu verfallen. Dabei wäre ihr fast ein erstklassiger Wissenschaftsthriller gelungen, hätte sie nicht versucht, das Ganze in einem altmodischem Krimi zu verpacken. Der Versuch, knallharte medizinische Fakten und Schicksale mit den üblichen Zutaten eines Krimis zu vermischen, verursacht in „Herzraub“ am Ende des Romans ein eher schales als befriedigendes Gefühl im Leser.

Zunächst geht es um den Mord an der bekannten Schauspielerin Celia Oswald, die vor zwei Jahren ein Spenderherz und damit ein zweites Leben erhielt. Nun wurde ihr dieses Herz gestohlen. Ein Spaziergänger findet ihre Leiche im Klövensteener Forst, dem Hamburger Stadtwald. Hauptkommissar Werner Danzig und sein Partner Torsten Tügel fangen an, in diesem bizarren Mordfall zu ermitteln. Verdächtig sind natürlich zunächst die engsten Angehörigen: ihr Lebensgefährte Marco Steinmann, ihr Exmann Claus Saalbach und ihr Sohn Alexander. Vorstellbar wäre aber auch, das der Täter aus dem Umfeld der Organspende zu finden ist: ein enger Angehöriger eines Organspenders oder ein Herzkranker, der zu Gunsten von Celia Oswald bei der Organspende übergangen wurde. Motive gibt es viele, doch zunächst tappen die Ermittler trotz der Hilfe der Wissenschaftsjournalistin Laura Fleming, die an einem Buch über Organspende arbeitet, im Dunkeln, auch ein anonymer Tipp führt ins Leere.

In einem zweiten Handlungsstrang geht es um den Regisseur Alexander Oswald, Celia Oswalds Sohn. Kurz nach dem Tod seiner Mutter verliert er bei einer rasanten Fahrt die Kontrolle über sein Motorrad und erleidet ein schweres Schädelhirntrauma. Von den Ärzten wird er als potenzieller Organspender trotz Hirntodes künstlich am Leben gehalten, nun muss sein Vater Claus Saalbach die schwere Entscheidung treffen, ob er die Organe seines Sohnes anderen Menschen spenden will. Dabei versuchen die Mitarbeiter des Organspendedienstes alles, um ihn zu einer Zusage zu bewegen. Schweren Herzens entschließt er sich letztlich, das Herz, und nur das Herz, seines Sohnes zu spenden. Das Transplantationsteam nimmt jedoch gegen seinen ausdrücklichen Wunsch eine Vollspende vor, d. h. dass sämtliche spendbaren Organe entnommen werden, Lunge, Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse, Darm, Niere, Augenhornhaut und Knorpel.

Als Claus Saalbach seinen Sohn schließlich beim Bestattungsunternehmer ein letztes Mal sieht, ist er entsetzt, dass Alexander im wahrsten Sinne des Wortes ausgeweidet wurde. Als er beim verantwortlichen Arzt eine Rechtfertigung dafür verlangt, wird er von diesem nur lakonisch abgefertigt: „… Wer ein Organ aus Liebe gibt, der gibt doch auch alles, meinen Sie nicht?“ … „Sind Sie sicher, dass Sie noch zurechnungsfähig sind?“ In seiner Hilflosigkeit wendet sich Claus Saalbach schließlich an eine Selbsthilfe-Gruppe, die NZO (Nein zur Organspende), deren Mitglieder ähnliche Erfahrungen wie er gemacht haben. Dabei trifft er Brigitte Lasbeck, deren Sohn ebenfalls bei einem Motorrad-Unfall ums Leben kam und aufgrund ihrer Einwilligung explantiert wurde. Hier schließt Monika Buttler nun wieder den Bogen zum Mord an Celia Oswald. Denn ausgerechnet die Schauspielerin hat das Herz des fünfundzwanzigjährigen Holger Lasbecks bekommen.

So weit äußerst packend und authentisch geschrieben, doch plötzlich rückt die ganze Thematik der Organspende völlig in den Hintergrund, als die Ermittler beginnen, den Fall zu lösen. Der Herzraub wird zur Nebensache, denn Celia Oswald ist mit Rattengift getötet worden und zwar von dem wahrscheinlichsten Verdächtigen. Im letzten Drittel von „Herzraub“ schafft es Monika Buttler durch das klassische und langweilige Krimifinale, die im ersten Teil aufgebaute Dramatik auf den absoluten Nullpunkt fallen zu lassen.

Ein weiterer Minuspunkt sind eingeführte Handlungstränge, die komplett im Nichts verschwinden. Keine Auflösung, keine Erklärung, nicht einmal Hinweise auf eine Weiterführung der Geschichte in einer Fortsetzung. Wer bedroht die Wissenschaftsjournalistin Laura Flemming? Werden die verantwortlichen Ärzte zur Rechenschaft gezogen und gibt es eine größere Organisation hinter den Organspendediensten, denn die Ärzte und das Krankenhauspersonal bekommen ja offensichtlich ein Kopfgeld für jeden gemeldeten Organspender?

„Herzraub“ ist trotz der Mängel lesenswert, gerade wegen der schonungslosen Ehrlichkeit, mit der die Problematik der Organspende behandelt wird. Ein Thema, das immer noch in der Gesellschaft totgeschwiegen wird, obwohl seit fast 40 Jahren Transplantationen aus der Medizin nicht mehr wegzudenken sind. Wenn über Organspenden berichtet wird, dann immer nur einseitig aus der Sicht des glücklichen Empfängers, nur allzu oft wird vergessen, dass für das neue Leben ein Mensch erst sterben musste.

Schröder, Angelika – Mordsliebe

„Mordsliebe“ spielt an einem Ort, an dem sich die 1955 in Westfalen geborene und in Hagen als Grundschullehrerin arbeitende Angelika Schröder bestens auskennt: eine Grundschule in einem fiktivem Stadtteil von Hagen. Der eher ruhige Krimi lebt von der präzisen und liebevollen Charakterisierung seiner Figuren. Obwohl dem Leser schnell klar ist, wer der Täter sein muss, vor allem durch die den Kapiteln vorangestellten Einblicke in die Gedanken des Mörders, macht es Spaß, die Hauptpersonen auf der Suche nach Hinweisen zu begleiten. Mit treffenden Worten skizziert Angelika Schröder auch den Hintergrund ihres Debütromans: schwierige Schüler, gleichgültige Eltern und resignierte Lehrer in einer heruntergekommenen Grundschule.

Viele der in dieser Grundschule unterrichteten Kinder stammen aus schwierigen Familienverhältnissen – von alleinerziehenden Müttern, die neben der Arbeit nur noch wenig Zeit für ihre Kinder aufbringen können, bis hin zu Missbrauch durch den Vater oder den neuen Freund der Mutter – und die Schule selbst ist dringend sanierungsbedürftig. Die Kellerklassenräume sind durch Schimmel unbenutzbar geworden, in den anderen Klassenräumen fällt den Kindern schon mal der Putz von der Decke und die Sporthalle ist durch ein undichtes Dach kaum einsetzbar. Helga Renner, die Hauptfigur des Romans, unterrichtet dort eine zweite Klasse. Vier Wochen vor Beginn der Romanhandlung wurde ein Mädchen aus ihrer Klasse, die achtjährige Sandra Linner, ermordet im Westpark aufgefunden. Die ermittelnden Beamten der Mordkommission, Klaus Kersting und Jürgen Masowski, wissen bislang nur wenig: Sandra hat ihren Mörder vermutlich gekannt, da sie keine Gegenwehr geleistet hat, und der Mörder trug einen grauen Wollmantel, von dem Fasern an Sandras Kleidung gefunden wurden. Nun wird ein zweites Kind tot im Westpark gefunden: Auch der Drittklässler Benjamin Fränzke wurde, wie Sandra, ohne Gegenwehr zu leisten von seinem Mörder erdrosselt. Doch noch immer verlaufen alle Ermittlungen im Sande und Angst macht sich breit im Viertel, den der Mörder könnte jederzeit wieder zuschlagen.

Die Vorsitzende der Elternschaft Anne-Liese (Ali) Merklin überredet Helga dazu, auf eigene Faust nach dem Täter zu suchen. Mit ihrer Kenntnis des Viertels und dessen Bewohner und Helgas Kenntnissen über die Grundschüler und das Kollegium erhoffen sie sich mehr Hinweise, als die Polizei bisher entdecken konnte. Auch Helgas Aikido-Gruppe möchte sich an den Ermittlungen beteiligen und verabredet sich, Patrouille im Westpark zu gehen. In Zweiergruppen wollen sie dort ihre Hunde spazieren führen, joggen oder Aikido trainieren, um zu beobachten und so die Kinder vielleicht zu beschützen.
Tatsächlich gelingt es ihnen, neue Spuren und Verdächtige in beiden Mordfällen zu entdecken, diese erweisen sich jedoch schnell als Sackgassen. Erst ein dritter Mord an dem neunjährigen Marcel Wohmann lässt in Helga einen schrecklichen Verdacht aufkommen.

Insgesamt besticht „Mordsliebe“ zwar nicht durch große Spannung oder lebensbedrohende „Action“, doch berührt die Geschichte aufgrund der Lebendigkeit ihrer Figuren. Positiv fällt auch die Lösung des Falles auf: die Hobby-Detektive versuchen nicht, den Täter alleine zu stellen, sondern leiten ihren entscheidenden Hinweis an die Beamten der Mordkommission weiter, die dann kompetent die weiteren Ermittlungen und die endgültige Lösung des Falles übernehmen. Man könnte sich durchaus vorstellen, dass der Roman von einer wahren Begebenheit erzählt, nur bleibt zu hoffen, dass Angelika Schröder die Verhältnisse an deutschen Grundschulen aus dramaturgischen Gründen stark übertrieben hat.

Klewe, Sabine – Schattenriss

Die 38-jährige Sabine Klewe, selbstständige Literaturübersetzerin und Dozentin in Düsseldorf, gibt mit „Schattenriss“ ihr Romandebüt. Der Inhalt ihres 227 Seiten umfassenden Erstlingswerkes ist schnell erzählt. Die Landschaftsfotografin Katrin Sandmann fotografiert für einen Artikel über Sterbehilfe des Niederkassler Kuriers Gräber auf dem Düsseldorfer Südfriedhof. Am nächsten Morgen wird auf einem dieser Gräber eine Leiche gefunden. Alles sieht danach aus, als hätte die 15-jährige Schülerin Tamara Arnold Selbstmord begangen, doch Katrin entdeckt auf den Fernsehbildern, dass etwas auf dem Grab fehlt. Auf den von ihr aufgenommenen Bildern wird der Grabstein von der Figur eines kleinen steinernen Engels geziert. Sie zeigt ihre Fotos der Polizei und tatsächlich ist der steinerne Engel verschwunden. Zuerst glauben die Ermittler Komissar Klaus Halverstett und Rita Schmitt nicht an einen Zusammenhang, doch dann ergeben sich neue Hinweise.

Tamara war nicht allein auf dem Friedhof, laut Obduktionsbericht hatte sie kurz vor ihrem Tod noch Geschlechtsverkehr. Dabei ist beunruhigend, dass Tamaras Körper mit Schnittwunden und Striemen übersäht ist. Einige dieser Wunden sind fast schon vernarbt. Wurde Tamara über längere Zeit missbraucht?
Als Katrin nach einer weiteren Befragung vor dem Polizei-Präsidium Tamaras Eltern kennen lernt, fühlt sie sich verpflichtet, zur Aufklärung des Falles beizutragen, und fängt an auf eigene Faust zu ermitteln. Mehr zufällig als aufgrund detektivischer Fähigkeiten, gelingt es ihr auch den Fall zu lösen, dabei gerät sie in tödliche Gefahr.

Die Geschichte um den Mord an Tamara Arnold hätte sehr großes Potenzial geboten, einen „psychologisch-intelligenten“ (Klappentext) Krimi zu schreiben, Sabine Klewe schafft es jedoch nicht, aus einem zweitklassigem Krimi – den man innerhalb weniger Stunden gelesen und in genauso kurzer Zeit auch wieder vergessen hat – einen wirklich erstklassigen Psycho-Thriller zu machen. Möglichkeiten dazu hätte sie genug gehabt, denn „Schattenriss“ bietet einen äußerst interessanten Plot, der sich im Verlauf der Geschichte auch spannend entfaltet. Leider hat der Roman aber ein paar Ecken und Kanten, die dem Lesevergnügen eher abträglich sind.

Die Geschichte des Opfers Tamara Arnold, mit ihrem Hang zur Selbstverstümmelung und Masochismus, und die Motivation zu ihrem Mord bleibt zum größten Teil im Dunkeln. Was hat dieses Mädchen dazu getrieben, sich selbst zu verletzen? Warum erpresste die ehemals sehr gute Schülerin ihren Chef in der Videothek und versteckt dann das Geld in ihrem Zimmer? Sabine Klewe benutzt den Mord an Tamara nur als etwas, das aufgeklärt werden muss, unter der Prämisse: Wenn der Mörder gefunden wurde, wird schon wieder alles gut. Der Mörder in „Schattenriss“ ist aber kein Serienkiller, der sich ein x-beliebiges Opfer ausgesucht hat, Tamara wurde gerade wegen ihrer drastischen Veränderung vom netten Mädchen in eine selbstzerstörerische, erpresserische Masochistin umgebracht. Was hat Tamara Arnold so verändert, dass der Mörder sich gezwungen sah, sie umzubringen? Die Beantwortung dieser Fragen hätte dem Leser sicherlich einen emotionaleren Blick auf den Mord verschaffen können.

Profitiert hätte der Roman auch von einer sorgfältigeren Ausarbeitung der übrigen Figuren. Manche der aufgeführten Charaktere hätte man komplett streichen können, so nutzlos und uninteressant sind sie für den Verlauf der Geschichte (Rita Schmitt). Einige spielen nur Hinweisgeber für die Hauptfigur, bleiben für die Geschichte jedoch völlig bedeutungslos und austauschbar. Ein „Schuss Romantik“ sollte sich wohl aus der Beziehung von Katrin Sandmann mit Manfred Kabritzky ergeben, man erfährt jedoch so gut wie nichts über den Reporter. Eine Zeitlang gibt er Hinweise, dann ist er Katrins Hauptverdächtiger (aufgrund eines unglaubwürdigen Indizes), dann darf er die Heldin aus einer lebensbedrohlichen Situation retten, trotzdem ist während des ganzen Romans von Gefühlen zwischen den beiden nichts zu spüren.

So richtig schlecht ist dann aber die Aufklärung des Falles durch Katrin Sandmann. Das Indiz, das sie letztendlich zum Mörder führt, ist vollkommen lächerlich. Ohne einen richtigen Hinweis, nur einem Gefühl nach, besucht sie am Ende den Mörder, der, obwohl sie noch keine Frage gestellt hatte, sofort gesteht. Dann legt er Katrin Handschellen an, die dabei völlig passiv bleibt und holt erst danach einen Messer, mit dem er sie bedroht. Anschließend muss sie natürlich vom strahlenden Helden gerettet werden, den sie vorher zu Unrecht beschuldigt hat (s. o.).

Fazit: „Schattenriss“ ist ein durchaus spannender Krimi, bei dem der Mörder nicht schon auf den ersten Seiten klar ist. Dabei bleibt er allerdings meilenweit unter seinem Potenzial, die Figuren bleiben leblos und die Aufklärung des Falles ist nicht wirklich nachvollziehbar.

Zu erwähnen wäre noch ein merkwürdiger Druckfehler, der sich durch das gesamte Buch zieht, anstelle der Buchstabenkombination vera wurde rita gedruckt also z. B. „ritabreden“ für „verabreden“. Das stört den Lesefluss an manchen Stellen dann doch erheblich.

J. R. R. Tolkien – Der Hobbit

In „Der Hobbit“ erzählt J. R. R. Tolkien die Geschichte des Hobbits Bilbo Beutlin. Hobbits sind nur etwa halb so groß wie Menschen und noch kleiner als Zwerge. Es ist gar nichts von Zauberei an ihnen, außer die alltägliche Gabe, rasch und lautlos zu verschwinden.

Eines Morgens bekommt Bilbo Beutlin überraschenden Besuch von Gandalf, dem Zauberer, und dreizehn Zwergen. Die dreizehn Zwerge, unter der Führung von Thorin Eichenschild, wollen versuchen, dem Drachen Smaug den Schatz wieder abzunehmen, den dieser dem Großvater von Thorin, dem König unter dem Berge, vor langer Zeit geraubt hatte. Zu diesem Zweck benötigen die Zwerge jedoch einen erfahrenen Meisterdieb, der sie unterstützen soll. Obwohl Bilbo gar keine Erfahrung als Meisterdieb und eigentlich auch überhaupt keine Lust auf ein Abenteuer hat, erklärt er sich bereit, die Zwerge auf ihrer Queste zu begleiten.

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Huff, Tanya – Blutzoll

„Blutzoll“ beginnt mit einem grauenhaften Mord in der U-Bahn von Toronto. Vicki Nelson, ein früheres Mitglied der Mordkomission und jetzt Privatdetektivin, wird durch einen Hilfeschrei des Opfers alamiert. Sie kommt aber zu spät, denn der Mörder ist bereits fort und seinem Opfer, einem jungen Mann, ist nicht mehr zu helfen.

Der Mord in der U-Bahn ist der Auftakt zu einer schrecklichen Mordserie, die in den nächsten Tagen die Stadt erschüttert. Weitere Menschen fallen dem Mörder zum Opfer und werden alle mit herausgerissener Kehle und völlig blutleer zurückgelassen. Die Morde werden zwischen zwölf und ein Uhr nachts verübt und am Tatort gibt es keinerlei Spuren, die auf den Täter schließen lassen. Außerdem gibt es keine Augenzeugen und eine Verbindung zwischen den Opfern ist nicht erkennbar. Die Polizei steht vor einem Rätsel, doch für die Presse ist schnell klar: „Vampir sucht Stadt heim!“

Dabei ahnt niemand, dass tatsächlich ein Vampir in Toronto lebt. Henry Fitzroy, ein fast 500 Jahre alter Vampir, ist aber in keiner Weise für die Morde verantwortlich, sondern bemüht sich, ein völlig unauffälliges „Leben“ als Schriftsteller zu führen. Er glaubt, dass ein wahnsinniger Vampir in sein Revier eingedrungen ist und die Morde verübt. Besorgt, dass die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihn gelenkt werden könnte, beschließt er den Schuldigen zu finden und zu vernichten.

Auch Vicki Nelson, die Privatdetektivin, versucht den Mörder im Auftrag der Verlobten des ersten Opfers zu finden.
Weder der Vampir noch die Privatdetektivin können ahnen, dass noch etwas viel grauenhafteres als ein wahnsinniger Vampir die Morde verübt und dass sie ihre Kräfte vereinigen müssen, um die Stadt vor dem Untergang zu bewahren.

Tanya Huff ist mit „Blutzoll“ ein Vampir-Roman der Extraklasse gelungen. Anders als in den Büchern von Anne Rice steht jedoch nicht der Vampir im Mittelpunkt. Die Hauptfigur des Romans ist ohne Zweifel Vicki Nelson, ehemals die beste Ermittlerin der Mordkomission, die jedoch durch eine Krankheit, die sie langsam erblinden lässt, gezwungen wurde, ihren Job aufzugeben und nun als Privatdetektivin arbeitet. Dabei bleibt der Vampir Henry Fitzroy aber keine schemenhafte Nebenfigur, sondern wird genauso lebendig charakterisiert wie Vicki. Die Autorin stützt sich bei seiner Darstellung teilweise auf den von Bram Stoker aufgestellten Vampirmythos, hat aber auch eigene sehr originelle Ideen.
Spannung, ein intelligenter Plot, glaubwürdige Charaktere, eine geradlinige Story und eine gehörige Portion Humor machen „Blutzoll“ zu einem schauerhaft-schönen Mix aus Krimi und Horror-Roman.

„Blutzoll“ bildet den Auftakt einer fünfteiligen Serie um die Privatdetektivin Vicki Nelson und den Vampir Henry Fitzroy. Bisher sind drei Teile davon auf deutsch erschienen: „Blutzoll“, „Blutspur“ und „Blutlinien“. Der vierte Teil „Blutpakt“ erscheint im November, ebenfalls beim Feder & Schwert Verlag. Mit 12,95 Euro sind die Bücher ziemlich teuer, bieten aber eine wirklich gute Aufmachung: große Schrift, festes weißes Papier und ein tolles Cover-Bild.

Tanya Huff wurde 1957 in Halifax geboren und ging als eine der ersten Frauen Kanadas zur Canadian Naval Reserve, der kanadischen Marine. Sie lebt heute irgendwo im Nirgendwo Kanadas in der Nähe von Toronto mit ihrer Gefährtin Fiona Patton, einer Menge Katzen und einem Chihuahua.

Homepage der Autorin: http://www.meishamerlin.com/TanyaHuff.html

Fosar, Grazyna / Bludorf, Franz – Spektrum der Nacht: Gut schlafen – klar träumen

Der Schlaf gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Jeder Mensch verschläft rund ein Drittel seines Lebens, dabei ist aber das Schlafbedürfnis jedes Menschen individuell höchst unterschiedlich und sowohl durch seine Lebensumstände als auch genetisch bestimmt. Auch das Alter spielt eine große Rolle, so schläft ein Säugling ca. 16 Stunden, ein Kleinkind noch etwa 12 Stunden, ein Erwachsener 7-9 Stunden, während alte Menschen im Durchschnitt nur noch 6 Stunden Schlaf brauchen.
Schlafstörungen drohen heutzutage zu einer Volkskrankheit zu werden. Viele finden keine Erholung im Schlaf oder fühlen sich trotz ausreichenden Schlafes tagsüber müde. Dabei gibt es im Grunde genommen nur vier Ursachen für schlechten Schlaf: bestimmte Krankheiten (Schichtarbeiter-Syndrom, Schnarchen, Depressionen, nächtliches Zähneknirschen oder Allergien), Umweltfaktoren (Wettereinflüsse, Elektrosmog), Ernährungsfehler und psychische Probleme (beruflicher Stress, Sorgen, Ängste, Unfähigkeit vom Tagesbetrieb abzuschalten).
Grazyna Fosar und Franz Bludorf nennen in „Spektrum der Nacht: Gut schlafen – klar träumen“ einige erfolgversprechende Möglichkeiten, die Schlafqualität zu verbessern. So bilden die „10 Gebote gesunden Schlafes“ und die „Stressless-Übung“ eine gute Grundlage für besseren Schlaf. Auch eine Veränderung der Schlafzimmereinrichtung kann schon Abhilfe bei Schlafstörungen schaffen.
Außerdem diskutieren die beiden Autoren den Einfluss bestimmter Umweltfaktoren wie Elektrosmog, Wettereinflüsse, Schumann-Erdresonanzfrequenzen (elektromagnetische Frequenzen, die aufgrund der Wettervorgänge in unserer Atmosphäre entstehen), Mond und Sonne auf die Qualität des Schlafes.

Wenn man es dann geschafft hat und endlich wieder gut schlafen kann, oder noch nie Probleme mit dem Schlafen hatte, gibt das Buch Einblicke in die Welt der Träume. „Spektrum der Nacht“ bietet dabei keine Deutung von Träumen nach Art herkömmlicher Traumbücher, sondern eine Anleitung, die Bedeutung seiner Träume selbst herauszufinden und zu verändern.
Ein Mensch träumt jede Nacht mehrmals, kann sich aber nicht immer daran erinnern, meist bleibt nur der letzte Traum kurz vor dem Aufwachen schwach in Erinnerung. Man kann jedoch seine Traumfähigkeiten trainieren, seine Traumerinnerung verbessern und unter Umständen erlernen, seine Träume bewusst zu erleben oder sie sogar verändern, das sogenannte Klarträumen. Klarträume erlauben es, neue Verhaltensmuster oder Bewegungsabläufe beim Sport zu trainieren oder bewusst im Traum auf Reisen zu gehen, z.B. nach New York. „Ein Klartraum ist ein Traum, in dem der Mensch weiß, daß er träumt, und sich zusätzlich der Tatsache bewußt ist, daß er in die Traumhandlung steuernd eingreifen kann.“

„Spektrum der Nacht: Gut schlafen – klar träumen“ ist ein gut zu lesendes Selbsthilfebuch für alle von Schlaflosigkeit oder Albträumen geplagten Menschen. Faszinierend ist jedoch vor allem die detallierte Anleitung zum Klarträumen. Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, seine Träume steuern zu können? Schritt für Schritt lernt man mit „Spektrum der Nacht“ seine Träume bewusst zu erleben und dann gezielt zu verändern. Von großer Hilfe dabei ist die dem Buch beigefügte „Dreamcard“, ein kleines Kärtchen im Scheckkartenformat, bedruckt mit den Worten: „Wach‘ ich oder träum‘ ich?“ Richtig angewendet, dient sie dazu, die Realität zu überprüfen und schnell festzustellen, ob man träumt.
Aber auch wenn man keine Schlafprobleme hat oder nichts an seinen Träumen verändern will, ist „Spektrum der Nacht“ ein wertvolles Nachschlagewerk zum Thema Schlafen und Träumen.

Grazyna Fosar und Franz Bludorf sind Physiker und Mathematiker sowie ausgebildete Heilpraktiker und Hypnosetherapeuten. Schwerpunkte ihrer Forschungsarbeit sind Neue Physik, Geomantie und Bewußtseinsforschung. Sie sind Autoren mehrerer Bücher zu grenzwissenschaftlichen Themen. Starke internationale Beachtung fanden ihre Bücher „Vernetzte Intelligenz“ (siehe Rezension in unserer Bücherecke), „Das Erbe von Avalon“ und „Zaubergesang“. Weitere Titel u. a.: „Der kosmische Mensch“, „Reif für die Zukunft“, „Dialog mit dem Unsichtbaren“.

Homepage der Autoren: http://www.fosar-bludorf.com

Cornwell, Patricia – Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers

„Wer war Jack the Ripper?“ Bis jetzt gelang es wohl niemandem, diese Frage mit endgültiger Sicherheit zu beantworten. Seit 115 Jahren wurde versucht, dieses „Mysterium“ zu lösen und dabei hat man unzählige Theorien über die Identität des Rippers entwickelt. Einige davon klingen äußerst plausibel, jedoch beruhen alle auf Annahmen und Vermutungen. Für keine Theorie konnten bis jetzt schlüssige Beweise erbracht werden.

Fakt ist, dass zwischen dem 31. August und dem 9. November 1888 in Londons „East End“-Stadtteil Whitechapel fünf Prostituierte auf grausame Weise ermordet wurden. (Über die Jahre schwankte die Zahl der dem Ripper zugeschriebenen Morde, aber diese fünf werden von fast allen Autoritäten auf diesem Gebiet akzeptiert.)
Das erste Opfer, Mary Ann (Polly) Nichols, wurde am 31. August gegen vier Uhr morgens gefunden. Sie starb an zwei vertikalen Schnitten durch ihren Hals, die sowohl die Luftröhre als auch die Speiseröhre durchtrennten. Nach Aussage des herbei gerufenen Arztes war sie noch nicht länger als eine halbe Stunde tot und sie wurde an ihrem Fundort getötet. Von den befragten Anwohnern hatte jedoch niemand etwas Verdächtiges gesehen oder gehört. Im Leichenschauhaus wurde dann festgestellt, dass Polly’s Unterleib tiefe Messerschnitte aufwies, die ihr aber vermutlich erst nach dem Tod zugefügt wurden.
Das zweite Opfer, Annie Chapman, wurde am 8. September um sechs Uhr morgens gefunden. Obwohl die Straßen um diese Zeit schon belebt waren, hatte auch diesmal niemand etwas gesehen oder gehört. Der untersuchende Arzt vermutete, dass sie seit etwa zwei Stunden tot war. Annie Chapman wurde am Fundort vermutlich erst bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und anschließend mit einem Schnitt durch die Kehle getötet. Auch ihr Unterleib wurde nach dem Tod mit einem Messer zerschnitten.
In der Nacht vom 29. auf den 30. September wurden zunächst das dritte Opfer Elisabeth Stride und dann das vierte Opfer Catherine Eddowes gefunden. Elisabeth Stride, entdeckt um ein Uhr morgens in Dutfield Vard, war vermutlich erst eine halbe Stunde tot, als man sie fand. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten und ihr Unterleib wurde mit einem Messer ausgeweidet. Ebenso war es bei Catherine Eddowes, die etwas später am Mitre Square aufgefunden wurde.
Das fünfte und vermutlich letzte Opfer des Rippers war Mary Kelly, die man am 9. September in ihrem Zimmer mit durchtrennter Kehle und grausam verstümmeltem Unterleib fand.

Die wohl bekannteste und in Filmen und Büchern am meisten verwendete Theorie über die Identität des Rippers ist die „Königliche Verschwörung“ (die auch die Grundlage für den neuesten Ripper-Film „From Hell“, basierend auf einer Comic-Reihe, bildete):
Prinz Albert Victor, Enkelsohn von Queen Victoria, verliebt sich in ein armes Mädchen aus Whitechapel, schwängert und heiratet sie anschließend in einer geheimen Trauung. Um einen Skandal für die Queen zu vermeiden, müssen sowohl das Mädchen und ihr Kind, aber auch ihre fünf Freundinnen, die davon wissen, beseitigt werden. Der königliche Leibarzt nimmt sich der Sache an, bringt das Mädchen in ein Irrenhaus und erfindet für die fünf Freundinnen „Jack the Ripper“. Da diese Theorie sehr viele Lücken aufweist und Teile davon einfach erfunden wurden, gehört sie zu den weniger glaubwürdigen.

Die amerikanische Krimi-Autorin Patricia Cornwell, die vor allem durch ihre Kay-Scarpetta-Romane bekannt geworden ist, behauptet nun, dass die grausamen Morde von Englands angesehenem viktorianischen Maler Walter Sickert begangen wurden. Die ehemalige Polizeireporterin gab über sechs Millionen Dollar aus, um ihre Theorie mit Beweisen zu untermauern. Sie befragte Forensiker, DNA-Analytiker, Graphologen und Kunsthistoriker und kaufte mehrere Bilder Sickerts, um diese auf DNA-Spuren zu untersuchen. Diese wollte sie dann mit DNA-Spuren vergleichen, die eventuell auf einem oder mehreren von den 250 von Jack the Ripper unterschriebenen Briefen vorhanden waren. Leider hatte sie bei der Suche nach DNA-Spuren keinen Erfolg. Ihre Theorie stützt sich bislang also nur auf Vermutung und Indizien. So malte Walter Sickert einige makabre Gemälde, die Cornwell mit dem Ripper in Verbindung bringt. Auf einem seiner Gemälde will sie beispielsweise das Zimmer wiedererkennen, in dem Mary Kelly (Opfer Nr. 5) ermordet wurde. Außerdem hat sie herausgefunden, dass ein weithin als echt eingestufter Brief des Rippers das gleiche Wasserzeichen aufweist wie die Korrespondenz des Malers. Walter Sickerts psychologisches Profil scheint dazu für einen Serien-Killer maßgeschneidert zu sein. Er hatte einen gewalttätigen Vater und wurde mit einer Penis-Mißbildung geboren. Durch einen chirurgischen Eingriff im Kindesalter musste er wahrscheinlich mit einer Verstümmelung leben.

Patricia Cornwell schafft es aber in „Wer war Jack the Ripper?“, ihre Vermutungen auf packende und überzeugende Weise darzustellen. Vor allem die Beschreibungen der fünf Whitechapel-Morde sind sehr eindrücklich und nichts für schwache Nerven, obwohl, oder gerade weil sie ohne die in fiktiven Romanen übliche Effekthascherei beschrieben werden. Die Atmosphäre der viktorianischen Epoche wird durch die sorgfältige Recherche der Autorin überzeugend geschildert. Ein großer Nachteil bleibt jedoch, dass Patricia Cornwell in der Chronologie hin und her springt, was zwar dem wirklichen Verlauf ihrer Ermittlungen entspricht, es aber dem Zuhörer sehr erschwert, ihrem Versuch, Walter Sickert als Ripper zu überführen, zu folgen.

Die im Vergleich zum Buch gekürzte Hörbuchfassung wird im Wechsel von Fransiska Pigulla (bekannt als Synchronstimme von „Scully“ aus „Akte X“) und Stephan Benson gelesen. Sie besteht aus vier CDs mit einer Gesamt-Laufzeit von 293 Minuten. Negativ fällt das Papp-Booklet auf, das die CDs enthält. Es ist nicht sehr stabil und die CDs werden nur eingesteckt, können also jederzeit bei unvorsichtiger Handhabe herausrutschen und die Handhabung ist für die Oberflächenbeschichtung nicht gerade schonend.

Homepage der Autorin: http://www.patriciacornwell.com

Deutsche Infoseite zum Thema: http://www.jacktheripper.de

Rice, Anne – Merrick oder Die Schuld des Vampirs

Und die wohl berühmtesten Vampir-Chroniken werden fortgesetzt …

Im achten Band der Vampir-Chronik verbindet Anne Rice zum ersten Mal direkt die Geschichten um Louis und Lestat mit der Saga um die Mayfair-Hexen. Die Geschichte wird erzählt von David Talbot, dem ehemaligen Generaloberst der Talamasca. Die Talamasca sind ein wohl tausend Jahre alter Orden übersinnlicher Detektive, die Wesen wie Vampire, Hexen oder auch Geister beobachten und überwachen. David tauchte zum ersten Mal in „Königin der Verdammten“ auf, wo er als Generaloberst der Talamasca vorstand. Obwohl über siebzig und schwer krank, lehnte David Lestats Angebot, ihn unsterblich zu machen, ab. In „Nachtmahr“ half er dann Lestat dabei, seinen Körper wiederzubekommen (Lestat tauschte seinen mächtigen Vampirkörper mit einem übersinnlich veranlagten Mann. Dieser hatte jedoch nicht die Absicht, Lestats Körper zurückzugeben). Lestat dankte David für seine Hilfe, indem er ihn gegen seinen Willen in einen Vampir verwandelte. In „Merrick oder die Schuld des Vampirs“ bittet nun Louis de Pointe du Lac David um Hilfe. Er möchte mit dem Geist seiner Tochter und Geliebten Claudia in Verbindung treten, die in „Interview mit einem Vampir“ auf so grausame Weise vernichtet wurde. Louis plagen starke Schuldgefühle, weil er Lestat dabei geholfen hatte, das Vampirkind zu erschaffen und später nicht in der Lage war, sie zu retten. Er hat Angst, dass Claudia als ruheloser Geist herumirrt und wegen seiner Fehler keinen Frieden finden kann. Um Louis zu helfen, wendet David sich an Merrick Mayfair. Merrick, ein Mitglied des farbigen Teils der riesengroßen Mayfair-Familie, ist eine Hexe mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und zudem eine ausgebildete Vodooo-Priesterin. Unter anderem besitzt sie die Fähigkeit, Geister zu beschwören. Früher war David Merricks Vorgesetzter, Vaterfigur und für kurze Zeit ihr Geliebter. Auf Bitten von David und Louis führt Merrick schließlich ein Ritual durch, um den Geist von Claudia zu beschwören. Doch wie Merrick schon sagte : „Ein Geist kann denen, die ihn rufen, fürchterliche Dinge sagen, und hier geht es um den Geist eines Monsterkindes, das gewaltsam gestorben ist!“

„Merrick“ ist einer der weniger gelungenen Romane von Anne Rice. Die Lebensgeschichte von Merrick ist zwar durchaus fesselnd und die Beschreibung der Voodoo-Rituale und Geisterbeschwörungen sind ziemlich überzeugend. Auch die Idee einer Verbindung zwischen den beiden Romanreihen (Vampir-Chronik und Mayfair-Saga) wurde gut umgesetzt. Durch die Wahl eines Mitglieds des farbigen Zweigs der Mayfair-Familie, das mit den Hexen aus der Triologie zwar entfernt verwandt ist, aber mit diesen im Grunde genommen nichts zu tun hat, bieten sich vielfältige Möglichkeiten, die Anne Rice zum Teil auch aufgreift. Jedoch verliert die Geschichte schnell an Schwung. Durch die Wahl von David als Erzähler der Geschichte fehlen wichtige Einblicke in die Gefühle der anderen Figuren. Die Handlungen von Merrick und Louis sind deshalb ziemlich sprunghaft und zum Teil überhaupt nicht nachvollziehbar. Wer eine Weiterentwicklung der Vampir-Chronik erwartet, wird zwar nicht entäuscht, aber leider findet dies erst auf den letzten hundert Seiten statt. Da David die Geschichte erzählt, aber die Veränderung Merrick und Louis betrifft, erfährt man zwar was passiert, leider jedoch nicht warum. Für Fans der Serie ist Merrick sicherlich lesenswert, aber trotz allem ziemlich unbefriedigend.

Homepage der Autorin: http://www.annerice.com/

Rice, Anne – Interview mit einem Vampir

Anne Rice, am 4. Oktober 1941 in New Orleans geboren, schreibt nach dem Tod ihrer Tochter Michele durch Leukämie in nur fünf Wochen den Roman „Interview with the Vampire“.
In dem 1974 in den USA veröffentlichten Roman verliert der junge Plantagenbesitzer Louis de Pointe du Lac durch ein Unglück seinen Bruder und mit ihm auch seine Freude am Leben. Voller Selbstzerstörungswut fällt er im Jahre 1791 dem Vampir Lestat de Lioncourt in den Straßen von New Orleans zum Opfer. Aus eigennützigen Gründen verwandelt Lestat Louis in einen Vampir. Anfangs von Lestat und dem Leben als Vampir beeindruckt, erkennt Louis schnell, wie schrecklich das Leben als Vampir ist, wenn man wie er Skrupel hat zu töten. Um Louis an sich zu binden, verführt Lestat ihn dazu, mit ihm zusammen die fünfjährige Claudia in einen Vampir zu verwandeln.
Zusammen ‚leben‘ die drei Vampire anfangs glücklich in New Orleans, bis Claudia bewusst wird, dass sie auf ewig in einem Kinderkörper gefangen ist, der niemals erwachsen werden kann. Dafür beginnt sie ihre beiden ‚Väter‘ zu hassen. Für ewig auf die Hilfe eines anderen Vampirs angewiesen, benutzt sie Louis, um Lestat zu beseitigen. Vergiftet und ausgeblutet werfen sie Lestat in die Sümpfe, in der trügerischen Hoffnung, ihn so für immer losgeworden zu sein. Jedoch ist es gar nicht so einfach, einen Vampir wie Lestat zu vernichten.

Anne Rice‘ Erstlingswerk wird 1978 unter dem Titel „Schule der Vampire“ vom Claasen-Verlag erstmals in Deutschland veröffentlicht. Insgesamt vier weitere Auflagen folgen: zunächst 1989 beim Ullstein-Verlag und 1992 beim Goldmann-Verlag unter dem Titel „Gespräch mit einem Vampir“, und nach der Verfilmung mit Brad Pitt und Tom Cruise 1994 wird es im selben Jahr ebenfalls beim Goldmann-Verlag unter dem selben Titel wie der Film, „Interview mit einem Vampir“, veröffentlicht. 2003 erscheint dann die neueste Auflage auch wieder im Goldmann-Verlag.

Da ursprünglich keine weiteren Vampir-Romane geplant waren, ist „Interview mit einem Vampir“ ein abgeschlossener Roman, denn erst der große Erfolg in den USA veranlasste Anne Rice, daraus eine ganze Reihe zu machen. Durch diesen Roman entstand (in den USA) ein neues Feld der Literatur: New Gothic. Erstmals in der damaligen Literatur wird die Geschichte aus der Sicht des Vampirs dargestellt. Man erfährt von der Zerissenheit zwischen der Sehnsucht nach der verlorenen Menschlichkeit und der Sucht nach dem Gefühl und der Macht, die darin liegt, einen Menschen zu töten und über sein Blut seine Lebenskraft in sich aufzusaugen. Schnell vergisst man die mörderischen Monster, die sie ja eigentlich sind, und sieht nur noch ihr allzu menschliches Streben nach Liebe, Wissen und einem Sinn im Leben.
Ein sehr gelungener und packender Roman, bei dem es wirklich schwer fällt, ihn aus der Hand zu legen, bevor man die letzte Seite gelesen und somit alles über Louis, Lestat und Claudia erfahren hat. Vor allem macht gerade dieser erste Teil der Vampir-Chronik süchtig – süchtig nach mehr.

Homepage der Autorin: http://www.annerice.com

Herbert, Mary H. – letzte Zauberin, Die

Lord Medb, Häuptling des mächtigen Klans der Wylflinge, hegt ehrgeizige Pläne: Er will uneingeschränkter Herrscher über die zwölf nomadischen Stämme werden, die in Eintracht in der weiten Ebene der dunklen Pferde leben. Als die Corin sich gegen Lord Medb auflehnen, lässt er den gesamten Klan durch Söldner auslöschen. Allein Gabria, die halbwüchsige Tochter des Häuptlings, überlebt unbemerkt das Massaker und schwört Blutrache. Da eine Frau im Rahmen der Klangesetze kein Recht auf Vergeltung hat, opfert sie ihr langes blondes Haar und nimmt die Identität ihres Zwillingsbruders Gabran an. Auf dem Weg zu den Khulinin, dem Klan ihrer ermordeten Mutter, rettet Gabria eine schwarze Hunnuli-Stute, die sich ihr anschließt. Die Hunnulis sind eine besondere Rasse von Pferden und jeder, der ein Hunnuli reitet, genießt ein besonderes Ansehen. Dennoch stößt Gabria bei den Khulinin auf großes Misstrauen. In dieser einsamen Zeit hält allein der Gedanke an Rache sie aufrecht; unbeirrt lässt sie sich zum Krieger ausbilden, um den Mörder der Corin beim jährlichen Treffen der Klane herauszufordern.
Lord Medb hat jedoch inzwischen ein uraltes schwarzmagisches Buch in seinen Besitz gebracht, und obwohl die Ausübung von Magie bei den Klanen mit dem Tode bestraft wird, nutzt er das Buch bei seinem Versuch, die Stämme zu unterjochen.

Der Roman ist sehr spannend geschrieben und kommt ohne eine komplexe neue Welt aus, in der es von fantastischen Elementen nur so wimmelt. Vielmehr liegt der Schwerpunkt eher auf dem fremdartigen Leben der Stämme; von den Hunnuli-Pferden und der Zauberei abgesehen, könnte das Ganze auch ein historisches Abenteuer sein.

Mary H. Herbert wurde 1957 in Ohio geboren und fing zuerst als Autorin bei der Fantasy-Serie „Drachenlanze“ an. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in Georgia.

Bertin, Joanne – letzte Drachenlord, Der

Die Drachenlords sind Menschen, die nur mit einer halben Seele geboren wurden. Den frei bleibenden Teil besetzt die ebenfalls halbe Seele eines Drachen. Die so entstandenen Werdrachen können mehrere tausend Jahre alt werden und sind sehr mächtig, da sie über die Fähigkeit verfügen sich zu verwandeln und in Drachengestalt zu fliegen. Sie können telepathisch miteinander kommunizieren und mittels ihres Drachenfeuers heilen. Als unparteiische Schutzherren der Menschheit werden sie bei Konflikten als Vermittler und oberste Richter um Hilfe gebeten.
Als im Land Cassori der Herrscher plötzlich verstirbt, werden die drei Drachenlords Linden, Kief und Tarlna gerufen, um die Streitigkeiten bei der Thronfolge zu schlichten. Linden ist mit seinen 600 Jahren der jüngste aller Drachenlords und seit vielen Jahren auf der Suche nach seiner Seelengefährtin, einer Frau, die mit der anderen Hälfte seiner Seele geboren wurde und ebenfalls die Fähigkeit besitzt, sich in einen Drachen zu verwandeln.
In Casna, der Hauptstadt Cassoris, trifft Linden auf die Seefahrerin Mauryanna, die er als seine Seelengefährtin erkennt. Die beiden verlieben sich ineinander, doch da Mauryanna ihre erste Verwandlung in einen Drachen noch nicht erlebt hat, wird sie durch die Anwesenheit der Drachenlords gefährdet. Sollte einer der Drachenlords sich in ihrer Gegenwart in einen Drachen verwandeln müssen, könnte der Drache in ihr zu früh erweckt werden, was ihren Tod bedeuten könnte.
Als die Bruderschaft – böse Magier, die alle Drachenlords vernichten wollen – einen Anschlag auf Linden verübt, spitzt sich die Lage zu.

Ein sehr schöner Drachenroman, der sich vor den Pern-Büchern von Anne McCaffrey nicht zu verstecken braucht. Die Autorin richtet ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die gefahrvolle Liebesgeschichte zwischen dem letzten Drachenlord und seiner Seelengefährtin. Jedoch wird auch das tödliche Intrigenspiel am Hofe Casnas eindringlich geschildert und die Spannung durch die bedrohliche Bruderschaft aufrechterhalten.

Joanne Bertin wurde 1953 in New York geboren und lebt heute in Connecticut, wo sie in einer Bücherei arbeitet. Der letzte Drachenlord ist ihr erster veröffentlichter Fantasy-Roman.

Homepage der Autorin: http://www.weredragon.com