Noah – er weiß nicht wer er ist und woher er kommt, wie alt er ist und ob er eine Familie hat. Gemeinsam lebt er mit anderen Obdachlosen auf und unter den Straßen Berlins. Alle nennen ihn Noah, denn diese 4 Buchstaben sind in seinen rechten Handballen tätowiert. Schließlich macht er sich auf die Spur seiner Vergangenheit und trifft dabei auf schockierende Tatsachen, denn die Suche nach seinem wahren Ich. Diese Reise entwickelt sich nach und nach zu einem wahren Alptraum, erst recht, als ihm bewusste wird, dass bereits tausende Menschen seinetwegen in ihr Unglück geraten oder schlimmer noch, ums Leben gekommen sind.
Inhalt
Noah wacht in einem U-Bahnschacht mitten in Berlin auf. Seine Schulter schmerzt furchtbar und wer der Mann neben ihm ist, weiß er auch nicht. Er hat keinerlei Erinnerungen an das, was ihm widerfahren ist und über sich selbst weiß er auch nichts. Oscar, der Mann, der bei ihm ist, erweist sich als sein Lebensretter, denn Noah wurde im Hotel Adlon angeschossen. Warum? Das weiß er selbst nicht. Verwirrt und völlig verunsichert macht er sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.
Bei dieser Suche trifft er auf zahlreiche Menschen, die einen sind ihm gut zugetan andere eher weniger. Dieser Unterschied ist für jemanden, der zunächst keinerlei Erinnerungen an sich selbst hat, schwierig zu erkennen. Das Einzige, was ihm schnell klar wird ist, dass er keine Hemmungen hat jemanden zu erschießen und das er erschreckend gut mit verschieden Waffen umgehen kann. Diese Erkenntnis trifft ihn schwer und macht ihm Angst auf der weiteren Suche nach seinem wahren Ich.
Seine Reise beginnt in Berlin, verschlägt ihn später aber unter anderem nach Amsterdam und auch nach Rom. Oscar ist dabei stets an seiner Seite und steht ihm einerseits mit seinen komischen Verschwörungstheorien bei, andererseits teilt Noah diese Eigenart nicht immer und ist zeitweise von seinen abstrusen Ansichten genervt. Doch im Großen und Ganzen bilden die beiden ein sich gut ergänzendes Duo, das die ein oder andere brenzlige Situation auch bereits gemeinsam gemeistert hat.
Während seiner Reise treten zahlreiche unbekannte Menschen in sein Leben, wobei andere wiederum aus diesem verschwinden. Doch eine Erkenntnis bleibt stets: Er ist scheinbar ein Mensch, der die Gefahr gewohnt ist, da er einen überraschend klaren Kopf in Notsituationen behält und sich zu wehren weiß. Als ihm jedoch im Laufe der Zeit bewusst wird, dass er ein elementares Teil einer globalen Verschwörung ist, die bereits mehrere Tausend Opfer gefordert hat, wird ihm ganz anders zumute.
Mein Eindruck
Fasziniert von dem außergewöhnlichen Cover des Buchs, das im Dunkeln leuchtet, habe ich mich voller Vorfreude auf meinen ersten Fitzek gestürzt. Wenn man die Kritiken anderer „Fitzek-Erfahrener“ liest, stößt man immer wieder auf Andeutungen, dass „Noah“ doch mal ein ganz anderes, für den Autor eher untypisches Buch sei. Wie gesagt, da dies mein erster Fitzek überhaupt war, kann ich diese Erkenntnis nicht teilen, dennoch kann ich behaupten, dass es in der Tat eine etwas unkonventionelle Geschichte mit irrsinniger Tiefe ist.
In diesem Buch geht es um eine globale Verschwörungstheorie, die sich mit der unaufhaltsamen Populationsvermehrung auf unserem Planeten befasst. Die Drahtzieher des Projekts „Noah“ sind der Meinung, dass das zunehmende Wachstum der Menschheit die Erde in naher Zukunft zerstören wird. Genau diese Erkenntnis ist der Auslöser für ihr fragwürdiges Handeln und Machen.
Die einzelnen Kapitel spielen zwar an verschiedenen Orten, jedoch zu selben Zeit. Durch diese Schreibweise gelingt es dem Autor, seinen Lesern näher zu bringen, dass diese Problematik die ganze Welt und nicht nur einen Teil von ihr betrifft. Der Stil dieses Aufbaus hat mich ein wenig an den Bestseller-Thriller von Marc Elsberg, „Blackout“ , erinnert.
Teilweise ist die Story ein wenig verwirrend und verworren, da man auf viele Personen stößt, die jedoch nun mal mit der Szenerie der einzelnen Orte einhergeht. Wenn man allerdings stets konzentriert bei der Sache bleibt, ist es kein unüberwindbares Hindernis, den Überblick zu bewahren, auch wenn man zwischendurch vielleicht nochmal zurückblättern muss, weil man doch feststellt, den Faden ein wenig verloren zu haben. Wobei ich zur Ehrenrettung des Autors sagen muss, dass es natürlich an jedem Ort gewisse Stamm-Protagonisten gibt, die den Lesern den nötigen roten Faden bieten.
Fazit
Das erste Drittel des Buchs habe ich sprichwörtlich verschlungen. Ich war direkt von Beginn an in der Schreibweise und dem Erzählstil des Autors gefangen. Leider hielt diese Situation nicht bis zum Schluss der Geschichte an. Denn wie aus heiterem Himmel wurde der Plot plötzlich etwas zäh und zog sich wie Kaugummi. In dieser Zeit kam es zwar immer wieder zu neuen Geschehnissen, dennoch hat mich auf diesen Seiten die Geschichte nicht mehr so in den Bann gezogen wie zu Beginn. Dennoch wird man für das Weiterlesen mit einem wirklich ergreifenden Ende belohnt.
Dieses Buch hat mich ehrlich zum Nachdenken angeregt. Der Autor behandelt ihr eine wirklich ernst zu nehmendes Thematik, von der niemand weiß, wie sie einmal enden bzw. wo sie uns hinführen wird. Besonders erwähnenswert ist übrigens das Nachwort von Fitzek, in dem er in sehr persönlichen Worten seinen Standpunkt und seine Gedankengänge beschreibt und dadurch automatisch ein Stück näher an seine Leser tritt.
Über den Autor
Sebastian Fitzeks Psychothriller sind definitiv nichts für schwache Nerven. „Therapie“, erschienen 2006, war sein erstes Werk – und wurde gleich ein Bestseller. Seither präsentiert der Friedrich-Glauser-Preisträger einen Erfolgstitel nach dem anderen. Zum Glück entstammen die bedrohlichen Plots seiner Fantasie – und ebenfalls erfreulich: Fitzeks Sprache hat wenig mit seinem Uni-Abschluss zu tun. Denn sein erstes Buch schrieb der 1971 geborene Berliner in Form einer Jura-Promotion zum Thema Urheberrecht. Es folgten redaktionelle Tätigkeiten in Funk und Fernsehen. Als Autor und bekennender „Mailoholic“ ist Fitzek ebenso fleißig wie kommunikativ, tourt gern auf Lesereisen und ist (fast) immer online. Sein Wohnort ist weiterhin Berlin.(Verlagsinfo)
Gebunden: 560 Seiten
Originaltitel: Projekt Noah
ISBN: 3785724829
www.luebbe.de
www.sebastianfitzek.de
Der Autor vergibt: