Max Rhode – Die Blutschule

Seit Jahren dominiert ein Schriftsteller den deutschsprachigen Raum im Thriller-Genre: Sebastian Fitzek. Welches Buch auch immer er veröffentlicht, es fesselt seine Leser, macht süchtig und Lust auf mehr. Nun schreibt Fitzek erstmals unter einem Pseudonym, und man fragt sich als treuer Fitzek-Leser, was nun anders ist als sonst. Schauen wir es uns an…

Auf der Insel

Simon, sein älterer Bruder Mark und seine Eltern kehren Berlin den Rücken und ziehen in die tiefste Provinz. Er hat es bereits im Gefühl, dass dies die falsche Entscheidung ist, alles fühlt sich falsch an und die Ankunft in der neuen „Heimat“ geht auch bereits gründlich schief. Simon gerät in eine sehr unangenehme Situation, wird der hübschen Sandy komplett und hinterrücks reingelegt und von einem ihrer Handlanger auch noch verprügelt. Alles doof. Doch es soll noch schlimmer kommen.

Kurze Zeit später droht Sandy zu ertrinken. Sie versucht, im Wasser die Luft anzuhalten, stößt sich aber so stark den Kopf, dass sie stirbt. Verzweifelt versucht Simons Vater, ihr das Leben zu retten. Und dann passiert etwas Komisches: Simon sieht, wie komische Spinnen von Sandy auf seinen Vater übergehen, und plötzlich lebt das Mädchen wieder. Doch Simons Vater ist wie verwandelt. War er vorher der liebste und fürsorglichste Vater der Welt, ist er nun zum Monster mutiert. Eines Nachts erwachen die beiden Jungs von einem schrecklichen Schrei. Als sie dem Schrei folgen sehen sie, wie ihr Vater ihre Mutter würgt und dabei auch noch seinen Spaß zu haben scheint.

Als ihr Vater sie mitnimmt auf einen gemeinsamen Ausflug, ahnen Simon und Mark, dass etwas Schlimmes bevorsteht, aber sie können sich nicht ausmalen, WIE schlimm: Ihr Vater nimmt sie mit auf eine einsame Insel in eine ganz besondere Schule. Dort will er ihnen das beibringen, was sie seiner Meinung nach unbedingt können müssen: töten! Und so nimmt das Grauen seinen Lauf…

Vater, Mutter und zwei Kinder

Der Klappentext verspricht einen Horror, wie man ihn nur in der Hölle erwarten könnte – nämlich die Blutschule, in der es darum geht, drei Dinge zu lernen: Fallen stellen, Opfer jagen und Menschen töten. Doch dann beginnt die Geschichte zunächst recht gemächlich. Wir lernen eine ganz normale Familie kennen. Ihnen geht es gut, auch wenn der Vater sich beruflich neu orientieren muss. Sie ziehen in die Einöde und erfahren, dass ein angeblicher Pädophiler in ihrer Nachbarschaft wohnt. Als sie ihn kennen lernen, macht er aber gar keinen so üblen Eindruck. Aber er erzählt den Jungs eine abgefahrene Geschichte von einem Seelenspiegel im Storkower See, der die Macht hat, die Seele eines Menschen zu spiegeln. Was vorher gut war, wird zu böse. Hier schwingt wieder einmal der Hauch des Mystischen mit – nichts, was man nicht auch bereits von Sebastian Fitzek kennt.

Was Max Rhode aber definitiv von Sebastian Fitzek unterscheidet: Der Spannungsbogen setzt deutlich später an. Zwar streut auch Rhode erst mal ein paar Informationen am Anfang ein, die auf drohendes Unheil hindeuten, bis die Geschichte aber Fahrt aufnimmt, dauert es über hundert Seiten. Erst nach Seite 130 befinden sich die Jungs mit ihrem Vater auf der einsamen Insel – aber das Buch hat nur 255 Seiten. Insofern lässt sich Max Rhode deutlich mehr Zeit, um seine Figuren vorzustellen und die Geschichte ins Rollen zu bringen. Auch bei den Beschreibungen der Situationen in der Schule gibt es leichte Unterschiede, denn während Fitzek sich nicht zu schade ist, allen Grusel bis in viele Einzelheiten zu beschreiben, deutet Max Rhode einiges nur an und verrät, dass die wirklichen Dinge viel zu schlimm waren, um sie nochmal beschreiben zu können.

Insgesamt aber schreibt hier unverkennbar Sebastian Fitzek. Es gibt kurze Kapitel, gruselige Szenen, kein Grauen, das schlimm genug ist, als dass es dem Autor einfallen würde und ein Ende, das es in sich hat.

Doch lieber das Original?

Muss man „Die Blutschule“ gelesen haben? Als Sebastian-Fitzek-Fan ganz sicher, alleine schon, um die Sammlung komplett zu haben und weil man ja ohnehin nicht genug bekommen kann von Fitzek. Ansonsten gefallen mir die Fitzek-Bücher bislang aber einen Ticken besser – eben weil sie schneller zur Sache kommen. Fitzek braucht nicht mehr als einhundert Seiten, um wirkliches Grauen zu verbreiten. Er verschwendet keine Zeit.Keine Frage, „Die Blutschule“ ist spannend, kurzweilig und schnell gelesen. Aber ich freue mich jetzt auch noch mehr darauf, nun das „Joshua-Profil“ zu lesen, das übrigens mit einer Schlüsselszene aus der „Blutschule“ beginnt und in der die Hauptfigur „Max Rhode“ heißt. Also lautet die Antwort auf obige Frage ganz klar: Ja, man muss das Buch gelesen haben, und zwar möglichst vor Sebastian Fitzeks neuem Thriller. Und nun muss ich eintauchen in die neue Geschichte, in der es übrigens auf Seite 26 bereits eine Entführung gibt und auf Seite 30 den ersten Toten.

Taschenbuch: 256 Seiten
ISBN-13: 978-3404172672
www.luebbe.de

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