Jean-Pierre Andrevon – Neutron. Und andere apokalyptische Erzählungen

Gehörte Warnung

In seinen „apokalyptischen Erzählungen“ schildert der Franzose Jean-Pierre Andrevon, Jahrgang 1937, mit meist makabrem Sinn für Humor und Ironie die vielfältigen, doch stets bedrohlichen Folgen der atomaren Aufrüstung und des Atomkriegs. Diese Visionen sind aktueller denn je, seit die USA und Russland ihren atomaren Wettlauf wieder aufgenommen haben.

Der Autor

Jean-Pierre Andrevon (geboren am 19. September 1937 in Bourgoin-Jallieu, Département Isère) ist ein französischer Science-Fiction-Autor, Maler und Sänger. Neben den zahlreichen von ihm veröffentlichten SF-Romanen und Kurzgeschichten arbeitete er auch mit bekannten Comic-Künstlern wie Georges Pichard und Caza zusammen.

Sein erster Roman „Les hommes-machines contre Gandahar“ (1969) war Grundlage des Zeichentrickfilms „Gandahar“ (1988, Regie: René Laloux). Für seine weniger ambitionierten Werke, insbesondere die bei Fleuve noir erschienenen Abenteuerromane, verwendete er bis Mitte der 1970er Jahre das Pseudonym Alphonse Brutsche. (Quelle: Wikipedia)

Mehr Infos unter https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Pierre_Andrevon.

Die Erzählungen

Mal verlegt der Autor den Schauplatz in ferne, märchenhafte Zukunft, in der das Leben nach dem Holocaust wie auf einem fremden Planeten wiederersteht, dann wieder untersucht er die psychologischen Folgen der Atomangst im Hier und heute – durchgespielt bis zu tragischen Ereignissen in Paris während eines Fehlalarms („Man muss daran denken“). In allen Erzählungen steht der individuelle Mensch im Mittelpunkt des Interesses, nicht sich überschlagende Action. Das Schicksal der Charaktere, an die uns der Erzähler ganz dicht heranführt, soll berühren, warnen – und das tut es.

Ich weiß nicht, ob Frankreich die Neutronenbombe hat. Jedenfalls ist ihre unterstellte Existenz dem Autor schließlich Anlass zu einem zynischen Szenario für einen (erzählten) Film: Das Leben nach dem Fall der N-Bombe soll, mal idyllisch, mal heroisch stilisiert, die Vorlage für einen Film namens „Neutron“ abgeben!

Die Titelgeschichte

Der dreifach gestaffelte Schluss der Erzählung „Neutron“ stellt die Frage nach dem Sinn solchen Treibens , aber auch nach der Berechtigung des Autors, darauf zu hoffen, dass seine literarische Warnung vor der N-Bombe, vor der Verharmlosung der Bedrohung, vor dem Vergessen irgendeine Wirkung haben könnte.

Ich denke, in diesem Punkt kann Andrevon beruhigt sein: Es ist nicht nur die visionäre Qualität der meisten Stories in dem Band, die aufrüttelt; auch die ernüchternden non-fiktionalen Zitate aus den französischen Medien und der Literatur, die jeder Erzählung angefügt sind, sorgen für das Bewusstsein der Bedrohung, während einen manchmal die abstruse Logik mancher Militärs in Wut versetzen kann.

Unterm Strich

Wie bei vielen französischen Science Fiction-Autoren kommt auch bei Andrevon sein Sinn für bizarre Romantik zum Vorschein; trotzdem können sich eine Menge anderer Science Fiction-Schreiber sein menschliches Engagement und die Modernität seiner Erzählweise (im Vergleich zur restlichen Science Fiction) zum Vorbild nehmen.

Taschenbuch: 282 Seiten
Originaltitel: Neutron, 1981
Aus dem Französischen übertragen von Hilde Linnert.
ISBN-13: 9783453010161

www.heyne.de

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