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Rowling, Joanne K. – Harry Potter and the Deathly Hallows (Harry Potter 07)

Im Jahr 2000 begann für mich die Geschichte um Harry Potter, als ich ein zweimonatiges Sommerpraktikum in Glasgow absolvierte, und zwar genau zur Zeit des Erscheinens von Band 4. Damals wunderte ich mich wochenlang, was dieser Harry Potter denn für ein Schriftsteller sein könnte, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Als mir dann zum Abflug die Lektüre ausging, kaufte ich damals kurzerhand Band eins, um anschließend völlig in der Potterwelt zu versinken. Zugegeben, langsam kann es einem schon fast peinlich werden, weil man Opfer der Pottermanie geworden ist, weil mir der Wirbel rund um den kleinen Zauberer und die zugehörigen Bücher inzwischen schon zu viel werden, trotzdem kann ich mich der Magie der wunderbaren Welt, die die Bücher mir eröffnen, einfach nicht entziehen.

_Wunderwelt Potter_

Was genau eigentlich die Faszination ist, die Harry Potter ausübt, kann ich kaum beschreiben. Vielleicht ist es die fantasievolle Welt Hogwarts, vielleicht sind es die sich stetig weiterentwickelnden Charaktere, vielleicht ist es der Wunsch, in eine so magische Welt eintauchen zu können, in der sich dreckiges Geschirr per Zauberspruch von alleine abwäscht, vielleicht ist es Joanne K. Rowlings ausschmückende Sprache, die mit großer Liebe zum Detail auch jede kleinste Kleinigkeit zu würdigen weiß, höchstwahrscheinlich ist es aber genau die Kombination aus all diesen erfolgversprechenden Komponenten.

Harry Potter – das ist für seine Antifans ein kleiner arroganter Zauberer, der in einem Kinderbuch auftritt, um die Welt zu retten. Objektiv betrachtet, mag es vielleicht sogar genau darum gehen. Rowling beschreibt den üblichen Kampf von Gut gegen Böse, wobei Harry mit seinen Anhängern das Gute verkörpert und Voldemort – oder besser „he who must not be named“, denn seinen Namen darf man nicht mehr öffentlich aussprechen im siebten Band – mit seinen Deatheaters, zu Deutsch Todesser, verkörpert das durch und durch Böse.

Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind klar; hier zeichnet JK Rowling einem Kinder- oder Jugendbuch entsprechend in Schwarzweiß, doch gibt es auch immer wieder Charaktere, die sich nicht so leicht einsortieren lassen. Einer davon ist Severus Snape, der im sechsten Teil endlich die Verteidigung gegen die dunklen Mächte unterrichten darf und zu dem Dumbledore ein stets unerschütterliches Vertrauen hat, aber Snape ist auch derjenige, der gen Ende von Band 6 den großen Schuldirektor eiskalt ermordet. Ist Snape also doch wieder zum Anhänger Voldemorts geworden? In Band 7 erhalten wir endlich die allumfassende Erklärung. Aber auch Draco Malfoy, der im vergangenen Band noch versuchte, Voldemorts Aufmerksamkeit zu erheischen, zögert, wenn es darum geht, die Seiten zu wählen. Hier endlich eröffnen sich uns viele Erklärungen, hier endlich erfahren wir viele Hintergründe.

Mit dem sechsten Band hatte Joanne K. Rowling die Weichen gestellt für den fulminanten Abschluss ihrer Potter-Reihe: Snape ermordet Dumbledore, und Harry, Ron und Hermione beschließen, im kommenden Jahr nicht mehr an die Schule zurückzukehren. Sie haben nämlich von Dumbledore einen neuen Auftrag erhalten: Dumbledore hat ihnen erzählt, dass Voldemort seine Seele aufgespalten und in so genannten Horcruxen gespeichert hat. Einer davon ist bereits in Band zwei zerstört worden, nämlich Tom Riddles Tagebuch. Im sechsten Buch konnte Dumbledore einen zweiten zerstören, ein dritter wurde ihm allerdings von einem gewissen R. A. B. vor der Nase weggeschnappt. Erst wenn alle Horcruxe zerstört sind, kann auch Voldemort vernichtet werden, denn erst dann ist seine Seele komplett vernichtet. So weit also zur Ausgangssituation vor dem finalen Band.

_Auf der Zielgeraden_

Harrys 17. Geburtstag steht vor der Tür und damit auch der Tag, an dem er nicht nur volljährig, sondern auch der Schutzzauber seiner Mutter seine Wirkung verlieren wird. Ab diesem Tag wird Harry also nicht mehr länger sicher sein bei den Dursleys, sodass der Orden des Phönix einen guten Plan ausgeheckt hat, um Harry an einen sicheren Ort zu bringen. Doch ahnt der Orden noch nicht, dass Severus Snape das genaue Transportdatum bereits an Voldemort verraten hat. Bevor der halbe Orden im Privet Drive auftaucht, können die Dursleys sich noch in Sicherheit bringen und verabschieden sich mehr kühl als herzlich von Harry – nur Dudley zeigt unerwartet zum ersten Mal Gefühle, da er ahnt, dass er seinen Cousin (der ihm immerhin das Leben gerettet hat) möglicherweise zum letzten Mal sieht.

Mad Eye Moody, der das Rettungskommando anzuführen scheint, unterbreitet Harry seinen Plan, der darin besteht, dass mehrere Zweiergruppen aus dem Haus der Dursleys an einen sicheren Ort fliehen, um die Todesser zu verwirren. Dazu trinken Harrys Freunde Polyjuicepotion, um sich in Harry zu verwandeln. Doch als die Zweiergruppen dann zu ihrer gefährlichen Flucht aufbrechen, werden sie schon von zahlreichen Todessern erwartet. Zunächst ahnen diese noch nicht, dass der echte Harry bei Hagrid auf dem alten Motorrads Sirius‘ sitzt, aber ein verräterischer Zauberspruch ist es dann, der den wahren Harry Potter entlarvt und für eine sehr turbulente Flucht ins Haus der Familie Tonks sorgt.

Dennoch – wie könnte es am Anfang des Buches auch anders sein? – erreichen Harry und auch Ron und Hermione sicher das ausgewählte Versteck des Orden. Während sie eigentlich gemeinsam die Suche nach den Horcruxen planen wollen, macht ihnen Rons Mutter einen Strich durch die Rechnung, denn Bills und Fleurs Hochzeit steht bevor und Mrs. Weasley beschäftigt die drei dermaßen, dass diese gar nicht zum Nachdenken kommen. Das liegt aber wohl weniger daran, dass wirklich so viel vorzubereiten ist, als daran, dass Mrs. Weasleys Mutterherz mit ihr durchgeht und sie ihren Sohn nicht verlieren will. Der hat ihr nämlich verkündet, dass er nicht mehr nach Hogwarts zurückkehren wird, sondern seinen Freund Harry bei einer geheimen Mission unterstützen will, über die er niemandem etwas verraten darf.

Trotz all der ausgefeilten Hochzeitsvorbereitungen endet die Feier plötzlich und nicht sonderlich erfreulich, als sie durch die Nachricht gestört wird, dass der Minister für Magie ermordet wurde und Voldemort damit die Macht über das Zaubereiministerium nun vollends an sich gerissen hat. Alle Gäste fliehen ihn Panik, denn nachdem nun auch Snape zum Schuldirektor in Hogwarts ernannt wurde und einige der Lehrer durch Todesser ersetzt wurden, breitet sich Voldemorts Macht dermaßen aus, dass der Orden des Phönix kaum noch sicher vor ihm ist. Harry, Ron und Hermione flüchten sich zunächst in Sirius‘ Haus, das ihnen allerdings nicht lange als Zuflucht dienen kann, denn durch eine kleine Unachtsamkeit offenbaren sie diesen Standort den Todessern. Doch vorher lösen die drei dank des Hauselfs Kreacher noch ein wichtiges Rätsel, das Harry schon seit langem beschäftigt hat. Im Haus seines Patenonkels nämlich findet Harry endlich heraus, um wen es sich bei dem mysteriösen R. A. B. handelt, der den Horcrux entwendet hat. Diese Information hilft Harry allerdings kaum weiter, denn der Horcrux ist verschwunden und muss einer uns nicht unbekannten Person aus dem Zaubereiministerium entwendet werden.

Während die meisten von Harrys Mitschülern nach Hogwarts zurückkehren, befindet dieser sich gemeinsam mit seinen beiden besten Freunden auf der Flucht vor Voldemort und verzweifelt derweil immer mehr, weil er das Rätsel um die Horcruxe nicht lösen kann und somit seinem Ziel, Voldemorts Seele zu zerstören, nicht näher kommt. Doch bald beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Während Harry, Ron und Hermione nämlich kleine Streitigkeiten unter Freunden ausfechten, ist Voldemort auf der Jagd nach einer Reliquie, die ihn unbesiegbar machen soll …

_Ausgepottert?!_

Heiß erwartet wurde der abschließende Band der Harry-Potter-Reihe, der alle bisher dagewesenen Startauflagen sprengt und eifrige Fans dazu verleitet hat, tagelang vor der Buchhandlung zu kampieren, um bei Erscheinen des Buches der Erste in der Schlange zu sein, der das gute Stück erwerben darf. Über wahrscheinlich kein Buch wurde so viel spekuliert und berichtet wie dieses. Ein Hacker soll sich angeblich bei |Bloomsbury| eingehackt haben und hat dann lange vor Erscheinen eine eigene Zusammenfassung geschrieben, die sich aber wohl doch als falsch erwiesen hat. Viele Mutmaßungen gab es, wie das Ende aussehen könnte, wer stirbt und wer überlebt. Angesichts der langen Todesliste aus Band 7 dürfte wohl jeder einige Tipps für mögliche Opfer richtig abgegeben haben, aber was sich Joanne K. Rowling wirklich für den Abschluss überlegt hat, das konnte man wohl erst seit dem 21. Juli 2007 nachlesen.

Viele Fragen waren offen geblieben, Joanne K. Rowling hat es immer geschickt eingefädelt, dass am Ende eines Buches so vieles unklar geblieben ist, dass man zwangsläufig sehnlichst auf die Fortsetzung gewartet hat. Vor zwei Jahren wurde heftig spekuliert, wer denn R. A. B. sein könnte und was Snape für ein dunkles Spiel treibt, aber nun endlich haben wir die Antwort auf alle offenen Fragen erhalten. Joanne K. Rowling schafft es auf unterhaltsamen und kurzweiligen 607 Seiten, alle losen Handlungsfäden schlüssig zusammen zu führen. Obwohl Albus Dumbledore im letzten Teil sein Leben lassen musste, spielt er auch im vorliegenden Band wieder eine wichtige Rolle, denn Schmierfink Rita Skeeter hat in rekordverdächtigen vier Wochen eine 900-seitige Biografie über den großen Magier verfasst, die nun endlich die Wahrheit ans Licht bringen soll. So erfahren wir vieles aus Dumbledores Vergangenheit, über seine Familie und über seine Bekanntschaft mit dem berühmt-berüchtigten Grindelwald, den Dumbledore einst besiegte. Harry ist schockiert über all die Enthüllungen und fühlt sich von seinem alten Mentor verraten, weil dieser ihm keine eindeutigen Hinweise auf die Horcruxe hinterlassen und ihm nichts über seine Vergangenheit anvertraut hat.

Severus Snape nimmt im finalen Teil enttäuschend wenig Raum ein, nur selten wird er beiläufig erwähnt und wir erfahren nur ganz nebenbei, dass er nun zum Schuldirektor ernannt wurde. Doch fehlen die großen Szenen, sodass wir lange warten müssen, um endlich die Hintergründe zu erfahren und um endlich zu lesen, warum um Himmels Willen Dumbledore ihm eigentlich blind vertraut hat. Diese Enthüllungen zählen zu den absolut stärksten Szenen im Buch, denn natürlich ist nichts so, wie es scheint – Joanne K. Rowling hat immer neue Überraschungen für uns im Gepäck.

_Düsternis_

Die Atmosphäre im Buch ist wie erwartet düster wie nie. Die Gefahr für Harry und seine Freunde ist greifbarer denn je, Potter ist der meistgesuchte Zauberer und sogar ein Kopfgeld wird auf ihn ausgesetzt. Die drei Freunde wechseln daher nahezu täglich ihr Versteck und schützen dieses mit allerlei Zaubern, doch helfen diese nichts gegen Zwistigkeiten, die untereinander ausbrechen. Harry zieht sich immer mehr zurück, leidet unter den Schmerzen, die seine Narbe ihm zufügt, und hadert mit sich, seinem Schicksal und vor allem mit den Offenbarungen, die über Dumbledore zutage kommen. Außerdem überlegt er krampfhaft, wo die Horcruxe zu finden sein mögen und wie diese denn schlussendlich zu zerstören sind. Währenddessen wächst in Ron der Frust, da er darauf vertraut hatte, dass Harry einen Plan hat und genau weiß, wie die drei ihren Auftrag aufzuführen haben. Als schließlich seine Wut zu groß wird, lässt Ron sich zu einer Kurzschlussreaktion hinreißen, die die Situation noch aussichtsloser wirken lässt.

Über weite Strecken des Buches beschreibt Joanne K. Rowling die Suche der drei sich zerstreitenden Freunde nach den Horcruxen. Da die Geschichte erstmals nicht hauptsächlich in Hogwarts spielt und sich die meisten Szenen nur um diese drei Hauptfiguren drehen, wirkt die Erzählung manchmal etwas eintönig und die Geschichte plätschert ein wenig vor sich hin, ohne dass etwas Entscheidendes passiert. Dies ist sicherlich eine Gratwanderung, die Rowling versucht hat, um ihre drei Hauptcharaktere noch weiter zu entwickeln, um der Beziehung der drei mehr Raum zu geben und um noch mehr Spannung vor dem rasanten Finale aufzubauen. Streckenweise litt der Spannungsbogen allerdings ein wenig, da zu wenig passierte und sich Rowling zu sehr auf ihre Figuren konzentriert hat, doch glücklicherweise hat sie dann doch noch die Kurve gekriegt und ihrer Reihe ein würdiges Ende verpasst. Die „Campingzeiten“ der drei Schulfreunde sind nämlich nur die Ruhe vor dem großen Sturm.

Zwischendurch schleicht sich immer wieder Voldemort in Harrys Geist ein, sodass Harry stets genau weiß, wo sein Widersacher sich herumtreibt. Warum er es aber auf den Zauberstabmacher Ollivander abgesehen hat, das durchschaut Harry erst (zu?) spät. Voldemort und seine Todesser sind allgegenwärtig, sie beherrschen das ganze Buch, auch wenn sie gerade nicht aktiv am Geschehen teilnehmen, doch sind sie der Grund, warum Harry, Ron und Hermione sich in einsamen Waldsiedlungen versteckt halten müssen. Auch die frühen Todesfälle diverser Romanfiguren sorgen dafür, dass man die tödliche Gefahr, die von Voldemort und seinen Anhänger ausgeht, nie vergisst. In diesem Buch opfert Joanne K. Rowling ihre Figuren rücksichtslos wie nie.

Viele Zeitungsartikel wurden dominiert von Vergleichen zwischen Voldemort und Hitler. Natürlich liegen die Ähnlichkeiten auf der Hand: Voldemort will die Zaubererwelt erobern und sie von Muggles (normale Menschen) und Mudbloods (Zauberer, die von Menschen geboren wurden) befreien. Dazu geht er über Leichen und scheut auch nicht davor zurück, mit unlauteren Mitteln die Menschen und die Politik zu beherrschen. Hineindeuten mag ich in diese auffälligen Parallelen allerdings nicht zu viel, denn ich glaube, Joanne K. Rowling will mit ihren Büchern einfach „nur“ gut unterhalten. Wenn sie damit eine Botschaft verknüpfen will – warum nicht? Allerdings dürfte sich die Mehrheit der eigentlichen Leserzielgruppe bislang kaum mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigt haben und daher die Parallelen auch nicht erkennen.

_Aus Kindern werden Erwachsene_

Harry und seine Freunde sind im Laufe der gesamten Reihe zu kleinen Erwachsenen geworden und besonders Harry musste schneller erwachsen werden, als ihm lieb war. Schon früh hat Dumbledore ihm gefährliche Aufträge erteilt und schon mit elf Jahren musste Harry zum allerersten Mal seinem großen Widersacher entgegentreten. Inzwischen ist er zu einem nachdenklichen, (ver)zweifelnden und mutigen Zauberer herangewachsen, der viele Schicksalsschläge einstecken musste. Vielleicht mag man ihm vorwerfen, er wäre arrogant, ich denke eher, dass sich hinter seinem Verhalten viel Unsicherheit versteckt. Harry weiß nicht, welchen Weg er einschlagen soll, und es betrübt ihn, dass sich seine Freunde für ihn bewusst in Gefahr begeben müssen und für ihn zu sterben bereit sind, doch weiß er eben auch, dass dies der Weg ist, den Dumbledore und das Schicksal für ihn vorgesehen haben.

Im Grunde genommen hat Joanne K. Rowling im sechsten Band schon den Grundstein für ihren Abschlussband gelegt, die Charaktere waren vorher bereits so ausgefeilt und glaubwürdig, dass sie darauf nun hervorragend aufbauen konnte. Bei den Hauptcharakteren sind kaum Überraschungen zu erwarten; Ron und Harry zerstreiten sich wieder einmal, aber gleichzeitig dreht sich auch das Liebeskarussell nochmal weiter. Interessante neue Aspekte bringt Rowling beispielsweise im Falle der Malfoys ins Spiel, die in Voldemorts Ansehen stark gesunken sind und nun ihr Verhalten zu überdenken beginnen. Diese Entwicklung erscheint mir zwar genau wie Dudleys Gefühlsausbruch angesichts des Abschieds von Harry nicht sonderlich stimmig, aber das sind Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck nicht trüben.

Zwei große Highlights gibt es im Buch: Einmal ist dies der Blick hinter „Snapes Kulissen“, der den Zauberer zeigt, wie er wirklich ist. Einiges mag überraschen, was Rowling uns hier präsentiert, doch ist dies die einzig stimmige Entwicklung, die ich mir hätte vorstellen mögen. Meiner Meinung nach fügt Rowling hier das letzte fehlende Puzzleteilchen ein, um ihr Bild zu vollenden – ganz großes Kino!

Der zweite Moment geschieht kurz vor Ende, als Harry erfahren muss, welches Schicksal ihm vorbestimmt ist. Diese Passage geht einem echt unter die Haut, sodass ich sie mit einem dicken Kloß im Hals lesen musste. Mehr sei darüber aber nicht verraten.

_Am Ende der Pottermanie_

Am Ende lässt sich festhalten, dass es wohl mit großer Sicherheit keine Fortsetzung geben wird – muss aber auch nicht, da Joanne K. Rowling für mich alle offenen Fragen zufriedenstellend beantwortet hat. Natürlich konnte sie am Ende nicht mehr das Schicksal jedes Einzelnen beleuchten, aber alles Wesentliche ist geklärt und fügt sich wunderbar stimmig in die bisher aufgebaute Potterwelt ein. Zwar leidet zwischendurch ein wenig die Spannung, weil die Handlung lange nur von drei Figuren bestimmt wird, die sich manchmal in etwas pubertären Streitereien ergehen, doch das fulminante Finale macht alles wieder wett. Manch einer mag mit dem Ende nicht einverstanden sein, aber ganz ehrlich: Welches Ende hätte es geben sollen, das jeden zufriedenstellt? Das war eine unlösbare Aufgabe, die Rowling aber zumindest zu meiner Zufriedenheit vollauf gelöst hat.

„Harry Potter and the Deathly Hallows“ ist ein absolut würdiger Abschluss einer großartigen Fantasyreihe, die ich mit Sicherheit noch viele Male lesen werde.

http://www.jkrowling.com/de

|Siehe ergänzend dazu unsere Rezensionen zu:|

[„Harry Potter und der Stein der Weisen“ 139
[„Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ 140
[„Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ 797
[„Harry Potter und der Orden des Phönix“ 141
[„Harry Potter and the Half-Blood Prince“ 1505
[„Harry Potter und der Halbblutprinz“ 1932

Rowling, Joanne K. – Harry Potter and the Half-Blood Prince (Harry Potter 06)

Etwas mehr als zwei Jahre lang hat Joanne K. Rowling ihre Fans warten lassen auf die Fortsetzung ihrer Harry-Potter-Reihe. Am 16. Juli war es nun so weit, endlich durfte der lang ersehnte sechste Band verkauft werden, und damit ist auch die Zielrichtung für den abschließenden Band 7 klar.

_Ein ganz normales Schuljahr?_

Nach den schrecklichen Ereignissen am Ende von [Band 5, 141 die mit dem Tod Sirius Blacks endeten und mit der offensichtlichen Rückkehr Lord Voldemorts, wurde Cornelius Fudge als Minister für Magie entlassen und durch einen offensiv arbeitenden Rufus Scrimgeur ersetzt, der nicht einmal davor zurückschreckt, unschuldige Zauberer nach Azkaban zu schicken, nur um den Eindruck zu erwecken, dass er etwas gegen die Todesesser unternimmt. Harry verbringt derweil bei seiner Tante Petunia und seinem Onkel Vernon seine Sommerferien, als ihn ein Brief von Dumbledore erreicht, der verspricht, Harry abzuholen, damit dieser für den Rest seiner Ferien bei der Familie Weasley wohnen kann. Doch bevor die beiden zu den Weasleys aufbrechen, machen sie noch einen Zwischenstopp bei Horace Slughorn, den Dumbledore gerne als neuen Lehrer in Hogwarts gewinnen möchte. Nur mit Harrys Hilfe gelingt es ihm schließlich, den ehemaligen Lehrer erneut einzustellen.

Im Hause Weasley angekommen, erreichen Harry, Ron und Hermione bald ihre O.W.L (ordinary wizarding level)-Ergebnisse, die selbst für Ron und Harry überraschend positiv ausgefallen sind. Doch muss Harry seinen Traum wohl aufgeben, Auror zu werden, denn mit seinem „exceeding expectations“ ist er leider bei Prof. Snape im Unterricht für Zaubertränke nicht zugelassen.

Der alljährliche Besuch in Diagon Alley zum Kauf aller nötigen Dinge für das kommende Schuljahr sorgt für das erste unliebsame Zusammentreffen mit Draco Malfoy, der sich unbemerkt nach Knockturn Alley zurückzieht. Harry, Ron und Hermione bleiben ihm unter dem unsichtbar machenden Umhang auf den Fersen und werden Zeuge eines merkwürdigen Gespräches. Harry vermutet sofort (zu Recht!), dass Draco etwas im Schilde führt.

Dieser Verdacht erhärtet sich, als Harry sich im Hogwarts Express in Dracos Zugabteil schleicht und einer Unterhaltung lauschen kann, doch leider wird er dort überwältigt und kann erst mit Tonks‘ Hilfe aus dem Zug befreit werden, um verspätet in Hogwarts einzutreffen. Dort beginnt das neue Schuljahr überschattet von verstärkten Sicherheitsmaßnahmen aufgrund von Voldemorts Rückkehr. Aber Dumbledore hat auch einige Überraschungen für seine Schüler auf Lager, denn Slughorn wird nicht wie erwartet die Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten, sondern Zaubertränke. Nun ist Professor Snape am Ziel, denn endlich darf er sein heiß geliebtes und lang ersehntes Fach unterrichten …

Das gibt Harry die Möglichkeit, Zaubertränke weiterhin zu belegen, doch da er kein passendes Schulbuch gekauft hat, muss er sich eines leihen. Dieses gebrauchte Schulbuch verhilft ihm dank einiger handschriftlicher Anmerkungen des so genannten Halbblutprinzen zu überraschenden Erfolgen im Mischen von Zaubertränken und zu unerwartetem Ruhm in Slughorns Unterricht. Aber wer ist bloß dieser geheimnisvolle Halbblutprinz? Und was führt Draco Malfoy im Schilde, der sich immer wieder unbemerkt davonstiehlt? Harry wird immer misstrauischer und wendet sich mit seinen Vermutungen an Dumbledore, der jedoch weiterhin unbesorgt bleibt. Doch das könnte sich als großer Fehler herausstellen …

_The same procedure as every year_

Zu Beginn des Buches lernen wir den britischen Premierminister kennen, der regelmäßigen Besuch vom Minister für Magie erhält und nun auch dem neuen Minister vorgestellt wird, der nach Cornelius Fudges Rauswurf diesen wichtigen Posten besetzt. Zunächst beginnt der Roman also gemächlich, Joanne K. Rowling lässt sich viel Zeit, um die neue Geschichte beginnen zu lassen, und auch in Harry Potters Leben hat sich seit Ende des fünften Teils nicht viel getan. Doch schon früh werden wir Zeuge einer Schlüsselszene, die vieles in ein anderes Licht setzt, das wir zuvor in anderen Büchern rund um den jungen Zauberlehrling gelesen haben. Spätestens nach dieser Szene zwischen Draco Malfoys Mutter und Severus Snape wird man gepackt von der beschriebenen Handlung, da man endlich hinter ein wichtiges Geheimnis kommen möchte.

Den Einstieg in den sechsten Band empfand ich als sehr einfach, da Joanne K. Rowling zwischendurch viele Informationen aus dem letzten Buch einfließen lässt, um das Gedächtnis ihrer Leser aufzufrischen, die es vielleicht nicht mehr geschafft haben, den Vorgängerband erneut zu lesen. Einige Schlüsselszenen werden nochmals beschrieben, sodass man sich schnell wieder einfindet in die Geschichte. Normalerweise mag ich derlei Wiederholungen nicht, doch da sie sich in Grenzen halten und bei zwei Jahren Pause zwischen den beiden Büchern sehr sinnvoll erscheinen, fielen sie mir positiv auf.

Auch „Harry Potter and the Half-Blood Prince“ folgt dem gleichen Strickmuster wie alle vorigen Potter-Bücher; die jungen Zauberschüler reisen wieder einmal gemeinsam nach Hogwarts, um dort ihre Ausbildung fortzusetzen. Daran ändert sich auch nach Voldemorts Rückkehr nichts. In Hogwarts ist praktisch nichts davon zu merken, dass außerhalb der Schulmauern schreckliche Dinge vor sich gehen. Leider kommt dadurch wenig Spannung auf und auch die ganze Atmosphäre verdüstert sich nicht. Nur nebenbei erfahren wir einige schlimme Nachrichten aus einer Zaubererzeitung, doch geht der Unterricht in Hogwarts unbeeindruckt weiter. Dies allerdings finde ich sehr unwahrscheinlich, denn in solchen Krisenzeiten würden Lehrer sicherlich nicht so weitermachen, als sei nichts geschehen. Immerhin eines scheint sicher: Im abschließenden Potter-Band wird Joanne K. Rowling nicht so weitermachen können wie bisher.

Den Spannungsaufbau fand ich nicht sonderlich gelungen, denn nach der einen wichtigen Szene relativ zu Anfang des Buches plätschert die Handlung gemächlich vor sich hin, im neuen Schuljahr passiert nicht viel und auch die Bedrohung durch Voldemort und seine Todesesser bleibt doch sehr im Hintergrund. Dumbledore lässt sich hier durch nichts aus der Ruhe bringen und seine Zuversicht scheint auch auf die meisten Schüler und Lehrer abzufärben. Rein inhaltlich gibt das Buch eigentlich keinen Stoff her für seine 600 Seiten, sodass sich gerade der Mittelteil ähnlich wie in Band 5 ziemlich lang hinzieht. Erst zum Ende hin beschleunigt Joanne K. Rowling drastisch ihr Erzähltempo, dann nämlich erfährt der Leser, mit welchen Mitteln Voldemort vernichtet werden kann. Auf den letzten hundert Seiten überschlagen sich die Ereignisse förmlich, an verschiedenen Schauplätzen geschehen hier entscheidende Dinge, die die Zielrichtung von Band 7 vorgeben. Wieder einmal denke ich, dass dem Buch hundert Seiten weniger gut getan hätten, um die Erzählung zu straffen.

_Ärgernisse_

Recht früh erfahren wir, dass Draco Malfoy dunkle Pläne schmiedet und etwas ganz Besonderes vorhat, und auch Harry Potter ahnt dies bald. Die Verdachtsmomente gegen Draco erhärten sich immer mehr, doch wird Harry von niemandem Glauben geschenkt. Stets trifft er auf Zweifler, die sich seine Argumente kaum anhören wollen. Angesichts der Ereignisse innerhalb und außerhalb der Schule fand ich dies reichlich merkwürdig.

Doch auch andere Ereignisse führen zu grauen Haaren beim Leser, denn in diesem Buch wird eine wichtige Frage geklärt: Endlich erfahren wir den Grund für Dumbledors stetes Vertrauen in Severus Snape, allerdings scheinen Rowling hier die Ideen ausgegangen zu sein, denn ihre vorgebrachte Erklärung erscheint mehr als dürftig und befriedigt den treuen Harry-Potter-Leser nicht sehr.

In diesem Band tauchen nun die sich bereits vorher angekündigten pubertären Nebenerscheinungen auf. Ron, Harry und Hermione sind sechzehn Jahre alt und entdecken schließlich die Liebe. Nach Harrys unglücklicher Schwärmerei für Cho Chang verliebt er sich in ein anderes Mädchen, das allerdings bereits vergeben ist. Ron zeigt mehr als übertriebene Eifersucht seiner Schwester und ihrem aktuellen Freund Dean gegenüber und beginnt daraufhin eine ebenso übertriebene Liebelei mit Lavender Brown. Diese wiederum ist Hermione ein Dorn im Auge, da sie ihre Gefühle für Ron entdeckt zu haben scheint, doch ist dem erwachsenen Leser sofort klar, dass auch dieser eigentlich nicht in Lavender verliebt ist, sondern in Hermione. Das Liebeskarussel in Hogwarts dreht sich in diesem Buch schneller denn je und drängt viele andere Ereignisse in den Hintergrund. Während des Schuljahres passiert eigentlich nicht viel außer Dracos geheimnisvollen Ausflügen, Harrys Unterricht bei Dumbledore und dem ständigen Liebeskummer in Harrys Freundeskreis. Während diese zarten Gefühle anfangs vielleicht noch unterhaltsam wirken, nerven sie auf Dauer schließlich doch. Da erwachsene Leser bekanntlich einen großen Teil der Harry-Potter-Fangemeinde ausmachen, hätte Rowling sich etwas zurücknehmen können in ihren ausschweifenden Beschreibungen dieser Liebesverwicklungen in Hogwarts.

_Vorbereitung zum Finale_

Mit ihrem sechsten Band rund um die Abenteuer Harry Potters legt Joanne K. Rowling den Grundstein zum Finale, das uns im abschließenden siebten Band erwarten wird. Der vorliegende Roman stellt lediglich eine Überbrückung dar und klärt viele bislang offene Fragen, wirft jedoch kaum neue auf. Harry erhält auch in diesem Jahr Einzelunterricht, dieses Mal von Dumbledore persönlich, doch geht es nicht mehr um das Erlernen neuer Zaubersprüche, sondern darum, Lord Voldemorts dunkle Vergangenheit kennen zu lernen. Dazu schleichen die beiden sich in Erinnerungen ein, die viele neue Informationen aus Tom Riddles Kindheit im Waisenheim zeigen und auch beleuchten, wie es zu seiner Wandlung zu Lord Voldemort kommen konnte. Harry Potter soll dabei so viele nützliche Geheimnisse seines Feindes kennen lernen wie möglich, denn seit der Prophezeiung aus dem fünften Teil ist offenkundig, dass nur einer überleben kann, Harry oder Voldemort. Die Zielsetzung ist also klar.

Durch diesen Unterricht spielt sich allerdings ein großer Teil des Buches in der Vergangenheit ab, sodass die aktuellen Ereignisse auf der Stelle treten und Rowling inhaltlich nicht viel weiter kommt. Die Informationen über Lord Voldemorts dunkle Vergangenheit hätte man vielleicht etwas geschickter in die Erzählung einflechten können als über die gesammelten Erinnerungen anderer Leute, in die sich Harry und Dumbledore einschleichen. Harrys Treffen mit seinem Schuldirektor stellen dadurch immer wieder einen Bruch in der aktuellen Erzählung dar, was ich etwas schade fand.

_Besonderheiten_

Wie auch schon in den Vorgängerbänden, so legt Joanne K. Rowling auch hier wieder viel Wert darauf, die auftauchenden Figuren und die sich abspielenden Szenen detailliert zu beschreiben. Jede Person wird uns so vorgestellt, dass wir sie bildlich vor Augen haben, und auch viele Charakterzüge und Eigenarten finden Erwähnung, die der jeweiligen Figur ein Profil geben – gerade was die Hauptcharaktere betrifft. So erkennt der treue Leser eine stete persönliche Weiterentwicklung, die sich nicht nur in den neuerdings auftauchenden Gefühlen dem anderen Geschlecht gegenüber ausdrückt. In vielen Situationen wirkt besonders Harry Potter schon sehr erwachsen, allerdings gibt es dann auch wieder Momente, in denen er sehr kindlich reagiert und wir deutlich merken, dass er eben noch nicht erwachsen ist. Realistisch ist die Charakterzeichnung eher nicht, aber das erwarten wir in einem Fantasybuch auch gar nicht; hier wollen wir Figuren kennen lernen, die uns Vorbilder sein können und die Wesenszüge tragen, die wir uns selbst manchmal vielleicht wünschen. Diesen Wünschen wird Rowling sicherlich gerecht, denn besonders Jugendliche werden in der Harry-Potter-Reihe eine eigene Identifikationsfigur finden.

Sprachlich macht das Buch einfach Freude. Obwohl es auf Englisch geschrieben ist, vergisst man oft beim Lesen, dass die Geschichte in einer fremden Sprache erzählt wird. Nur eine ganz kurze Einlesephase ist nötig, um völlig in die Geschichte einzutauchen, und dann stören auch nicht die wenigen unbekannten Vokabeln, die zwischendurch doch einmal auftauchen. Rowling bedient sich einer sehr blumigen Sprache, in den meisten Sätzen finden sich Adjektive, die die Erzählung ausschmücken und dabei helfen, alles genau vor Augen zu haben. So entstehen richtige Bilder der Figuren und der Szenerie im Kopf, die schließlich dazu führen, dass man Harry Potter trotz zwischenzeitlich schleppender Erzählweise doch mit Vergnügen liest.

_Kindgerecht?_

Wie sich schon ab Band 4 angedeutet hat, schreibt Joanne K. Rowling nicht mehr für Kinder, sondern eher für Jugendliche. In jedem Buch kommt mindestens eine Person ums Leben, viele werden verletzt und die Bedrohung durch Voldemort und seine Anhänger wird immer offensichtlicher. Kinder unter 12 Jahren dürften somit ziemlich überfordert sein von den beschriebenen Gefahren. Gerade in diesem Buch geschehen außerhalb von Hogwarts schreckliche Dinge, wie die Schüler immer wieder in der Zaubererzeitung „Daily Prophet“ nachlesen können. Die Brutalität, mit der die Todesesser gegen die Feinde ihres dunklen Lords vorgehen, nimmt stetig zu, sodass Eltern wirklich aufpassen sollten, was sie ihren Kindern zu lesen geben. Harry Potter ist inzwischen kein Kinderbuch mehr, sondern eindeutig ein Jugendbuch, das sicherlich kein zehnjähriges Kind mehr lesen sollte!

_Was am Ende übrig bleibt_

Insgesamt habe ich auch den neuen Harry Potter Band gerne lesen. Positiv fällt auf, dass das Buch deutlich kürzer ist als sein Vorgängerband und sich die Erzählung gerade im Mittelteil dadurch nicht ganz so sehr hinzieht. Dennoch hätte Rowling ihre Geschichte noch straffen können, um den Spannungsbogen geschickter ansteigen zu lassen. Während des Schuljahres passiert erneut nicht viel, sodass die komplizierten Liebesverwicklungen in der Schülerschaft nahezu das einzig Neue sind. Obwohl Voldemort omnipräsent ist nach seiner Rückkehr, läuft das Schuljahr praktisch ab wie gehabt; kaum jemand lässt sich davon beeindrucken, was ich reichlich merkwürdig finde. Hier hätte man mehr Spannung aufbauen und eine düstere Atmpsphäre entstehen lassen können. „Harry Potter and the Half-Blood Prince“ merkt man deutlich an, dass er eine Vorbereitung auf das ausstehende Finale darstellt. Rowling bereitet hier einen Showdown vor und setzt klare Erwartungen an den abschließenden Band. Lange Passagen beleuchten Tom Riddles Werdegang und seine Entwicklung hin zu Lord Voldemort; nun endlich wird uns klar, wie es weitergehen muss. Sprachlich gefällt das Buch äußerst gut, durch ausschmückende Beschreibungen lässt Joanne K. Rowling Bilder im Kopf ihrer Leser entstehen, die sehr zum Lesevergnügen beitragen. Dennoch kann auch Band 6 nicht an die fantastische Geschichte von „Harry Potter und der Feuerkelch“ anknüpfen, obwohl natürlich auch der aktuelle Band mehr als lesenswert ist.

Elizabeth Kostova – Der Historiker. Ein Vampirroman

Ein junges Mädchen findet in der Bibliothek ihres Vaters ein Konvolut mit vergilbten Briefen. Das Geheimnis um den Vater und das Schicksal der Mutter verbinden sich zu einem Drama, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Die Briefe fragen nach der Herkunft von Vlad dem Pfähler, dem Urbild der Dracula-Legende. Eine atemberaubende Suche in Klöstern, Bibliotheken und Archiven beginnt, bei der Grausamkeiten Draculas zutage treten, die sich bis heute fortsetzen… (Verlagsinfo)
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Coupland, Douglas – Hey Nostradamus!

_Douglas Coupland_

Douglas Coupland wurde 1961 geboren und lebt heute in Vancouver. Seinen Durchbruch feierte er Anfang der 90er mit dem Kultroman „Generation X“. Es folgten die Romane „Shampoo Planet“, „All families are psychotic“, „Miss Wyoming“ und „Girlfriend in a coma“. Neben seinen fiktionalen Romanen veröffentlichte er auch Essays und Ähnliches, so auch „American Polaroids“ oder den Fotoband „City of glass“.

_Hey Nostradamus!_

Der Roman beginnt im Jahr 1988. Wir begegnen der Ich-Erzählerin Cheryl, die uns gleich zu Beginn eröffnet, dass sie tot ist. Wie es dazu kam, erzählt sie auf den folgenden Seiten. Cheryl wohnt in Vancouver und geht noch zur High School. Sie hat einen Freund namens Jason, er geht auch zur High School, ist im Gegensatz zu ihr aber in einer sehr religiösen Familie aufgewachsen. Sie lieben sich, beide möchten miteinander schlafen, Jason will davor aber unbedingt heiraten, was sie heimlich auch tun. Cheryl wird daraufhin schwanger. Eines Tages kommt es darüber zum Streit. Am selben Tag stürmen maskierte Schüler die Cafeteria und Cheryl befindet sich mitten in einem Schulmassaker, dessen Opfer sie schließlich wird. Als sie stirbt, schreibt sie noch folgende Zeilen:

|“God is nowhere. God is now here“|

Jason beendet den Amoklauf, indem er einen der Attentäter mit einem Stein erschlägt. Ende des ersten Teils, jetzt springt die Geschichte zum Jahr 1999. Jason ist nun der Ich-Erzähler und schildert das Massaker aus seiner Sicht der Dinge. Wir erfahren eine Menge neuer Dinge; so wurde Jason beschuldigt, von diesem Attentat gewusst zu haben, weil er es schließlich auch beendet hatte. Cheryl wurde wegen ihrer Botschaft zur Heiligen hochsterilisiert und Reg, der Vater von Jason, sagte, dass sein Sohn zur Hölle fahren wird, weil dieser einen Attentäter umgebracht hätte. Egal ob er damit anderen das Leben gerettet hat, Mord bleibt Mord. Daran soll auch die Ehe von Jasons Eltern zerbrechen. Seine Noten werden schlecht und die Leute fangen an, ihn zu meiden. Zwar stellte sich die Vermutung, dass Jason am Amoklauf beteiligt war, als falsch heraus, aber ein bitterer Beigeschmack bleibt natürlich immer und so begegnet der Leser einem Jason, der seinen Glauben verloren hat, nie über den Tod seiner Jugendliebe hinweggekommen ist und versucht, irgendwie durchs Leben zu kommen. Er geht den Weg des geringsten Widerstands, folglich ist er weder auf beruflicher noch auf zwischenmenschlicher Ebene erfolgreich.
Es folgen darauf zwei weitere Kapitel, das dritte führt ins Jahr 2002, diesmal erzählt Heather, die neue Freundin von Jason. Seinen Abschluss findet die Geschichte 2003 aus der Perspektive von Reg, Jasons Vater, der nun auf der Suche nach seinem inzwischen verschollenen Sohn ist.

_Hey, LESENSWERT!_

Dieses Buch ist hervorragend, da es auf mehreren Ebenen funktioniert und die Charaktere so glaubwürdig und echt wirken. Sie sind typisch Coupland. Es sind Außenseiter, zumindest werden sie das. Trotzdem kann man sich sehr gut in sie hineinversetzen, da Coupland ihre Macken nicht überzeichnet und normal wirken lässt. Durch die Erzählperspektive findet man sich zudem in der Gedankenwelt der durchweg interessanten Charaktere wieder, was zur Identifikation beiträgt.

Thematisch spielt Religion eine ebenso große Rolle wie die Frage, ob es ein Schicksal gibt, ob alles im Leben schon vorbestimmt ist, was den Titel „Hey Nostradamus“ erklärt. Für mich steht aber im Mittelpunkt, wie ein einzelnes Vorkommnis, in diesem Fall ein Schulmassaker, das Leben so vieler Menschen für immer verändert, ihr Leben sozusagen steuert. Damit sind nicht nur die Menschen, die direkt etwas mit Cheryl zu tun hatten, gemeint, sondern auch Menschen, die sie nie kannten. Jasons Leben wurde zum Beispiel extrem durch den Tod der Jugendliebe geprägt, die Ehe seiner Eltern ging deswegen auseinander und Heather, die nie etwas mit Cheryl zu tun gehabt hat, soll trotzdem dadurch beeinflusst werden, weil sie eine Beziehung mit Jason eingeht. Man kann aber noch so vieles in diesem Roman finden; so könnte man im Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen Jason die Rolle der Medien diskutieren, aber auch unsere Gesellschaft im Allgemeinen, die jemanden nur aufgrund von Vermutungen verurteilt.