Bernhard Hennen/Robert Corvus – Nordwärts (Phileasson 1)

Raubeinige Helden, gefährliche Magie und eine atemberaubende Queste – Nordwärts ist der geniale Auftakt zu einer großen neuen Fantasy-Serie

Sagen und Mythen ranken sich um die legendäre Rivalität zwischen Asleif Phileasson, den sie nur den Foggwolf nennen, und Beorn dem Blender. Nun soll eine Wettfahrt entscheiden, wer von beiden der größte Seefahrer aller Zeiten ist und sich König der Meere nennen darf. In achtzig Wochen müssen die beiden Krieger den Kontinent Aventurien umrunden und sich dabei zwölf riskanten Abenteuern stellen. Abenteuern, die nur die abgebrühtesten Helden zu bestehen vermögen. Es ist der Beginn des größten und gefährlichsten Wettlaufs aller Zeiten … (Verlagsinfo)

Eine neue große Fantasy-Saga von Bernhard Hennen. Gemeinsam verfasst mit Robert Corvus. Eine Saga, erzählt auf einem Schauplatz von großer historischer Bedeutung. Sie stößt die Tore weit auf für Leser umfangreicher Fantasyabenteuer, zeigt den Weg nach Aventurien, einer Welt, in der Heldentum und Ehre genauso ihren Platz haben wie Magie, in der Menschen neben Elfen leben, und die noch weit unheimlichere Geschöpfe bietet als – Yetis.

Phileasson. Ein groß klingender Name. Er gehört einem Mann, der für Rollenspieler des »Schwarzen Auges« ein nicht wegzudenkender Begriff ist. Ihn kennen zu lernen und auf seinen Abenteuern zu begleiten, haben sich die beiden Autoren vorgenommen.


Die Ankündigung dieser Reihe verriet noch nicht viel mehr, als dass es eine Romanadaption einer bekannten Kampagne aus dem Spiel »Das Schwarze Auge« werden würde. Wem Phileasson bis dahin noch kein Begriff war, der wurde bis zur Ankündigung des ersten Romans noch im Unklaren gelassen, was oder wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Es ist ein Seefahrer, der Kapitän eines als Wikingerschiff vorstellbaren Bootes, ein bekannter Mann in seinen Landen und mit der Geltungssucht eines Patriarchen ausgestattet. Das alles und die Tatsache, dass es einen vergleichbar erfolgreichen Seefahrer in seiner Heimat gibt, sorgt für die Initiierung eines Wettkampfes um dem Titel »König der Meere«. Es kann nur einen geben …

Bernhard Hennen und Robert Corvus sind dem Spiel durch ihre Arbeit sehr verbunden, so war Hennen an der Entwicklung der Kampagne beteiligt und Corvus verfasste unter einem anderen Pseudonym Romane, die in dieser fiktiven Welt angesiedelt sind. Für den unbedarften Leser klingt es erst einmal merkwürdig, wie die beiden Autoren zu einer Zusammenarbeit kommen, immerhin ist Hennen ein sehr erfolgreicher und bekannter Fantasyautor, während Corvus sozusagen ein neuer Stern am Himmel ist. Bei Co-Produktionen werden ja oft Welten verkauft, vergleichbar einem Franchise, bei dem ein Autor sich in der Welt eines anderen bewegen darf und dieser dafür als Hauptautor auf dem Buchdeckel auftaucht. Dieser Verdacht ist im vorliegenden Fall unbegründet, es gibt zum Glück eine Reihen-Website, wo man sich über Entstehen und Entwicklung der Reihe informieren kann. So sieht man die beiden Autoren auch gemeinsam in Videos.

Die Reihe, die sich um alle Abenteuer des Spiel-Phileasson kümmern will, soll also im Endeffekt zwölf Bände umfassen. Das ist eine Hausnummer, mit der Fans gut planen können. Endlosserien oder unbeendete Sagas gibt es auch beileibe genug auf dem Markt. Zum Ende des Jahres soll bereits der dritte Band mit dem Titel »Die Wölfin« erscheinen – man ist also auf einem guten Weg.

Der erste, hier besprochene Roman startet mit einem knackigen Prolog in die Welt und positioniert die Geschichte sofort deutlich in einem rauen, erbarmungslosen Bereich der Fantasyliteratur. Hier wird nicht weggeschaut, wenn Morde geschehen, hier spritzt das Blut, hier gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern alle Töne dazwischen, und die Charaktere sind gleichfalls in der Lage, sich zu entwickeln, vom Sympathieträger zum Antagonisten zu werden und umgekehrt. Selbst Phileasson (der allerdings im Prolog noch nicht auftaucht) ist ein rauer, nicht unbeschränkt sympathischer Charakter. Seine Schwächen sind jedoch deutlich der Welt angepasst herausgearbeitet, er ist ein Kind seiner Umgebung, ein lebendiger Mann. Wer mit einem harten, fairen, aber auch brutalen und geltungssüchtigen Mann auf eine gefährliche Reise gehen möchte, der ist bei Phileasson goldrichtig.

Mit dem Prolog also werden Maßstäbe gesetzt. Im ersten Kapitel wird die Stimmung erstmal zurück geschraubt, man beschäftigt sich mit den Kontrahenten, stellt die Welt in weiteren Einzelheiten vor, entwickelt die Ausgangslage für diesen Wettstreit. Es geht etwas gemächlicher voran, die Urkräfte, die Magie, die Zwischenmenschlichkeit wird vorgestellt und die Reise beginnt. Was den beiden Bootsbesatzungen während dieses ersten Abenteuers widerfährt, sollte ich hier nicht näher in Worte fassen. Jedoch kommt insgesamt ein gutes Gespür für die Welt zustande, auch für Leser, die weder mit dem Schwarzen Auge, noch mit Rollenspielen allgemein etwas anfangen können. Inwieweit sich die Autoren bemühen, Anekdoten und Bezüge zu bekannten Spielstationen herzustellen, kann ich als Nichtkenner dieses Spiels natürlich nicht beurteilen – mit der Geschichte selbst bin ich als Leser allerdings nicht vollends zufrieden:

Was der Prolog verspricht, vermag das Buch nur in Teilen zu halten. Zu weit sind die erzählerischen Strecken, die zwischen spannenden Eckpunkten der Reise zurückzulegen sind. Anzuerkennen ist natürlich das gut gemeisterte Problem, eine für zwölf Romane tragfähige Welt, die auch der Rollenspieler als »sein« Aventurien wiedererkennt, zu entwerfen. Auch werden die Kontrahenten gut positioniert, Geheimnisse werden ausgestreut und durchaus interessante Fragen stellen sich. Diese Geheimnisse aufzudecken, wäre mein Anliegen bei der weiteren Begleitung der Reihe – vor allem die Weiterverfolgung der im Prolog angelegten Situation ist mir als interessant im Hinterkopf geblieben.

Auffällig ist auch die gute Koordination der einzelnen Textabschnitte. Man merkt als Leser keinen Bruch zwischen den Wechseln der Autoren, es wirkt wie aus einem Guss. Anscheinend sind die beiden ein gutes Team. Insgesamt kann man also über das Buch sagen, dass es einen interessanten Einstieg in die Welt bietet mit teilweise hochspannenden Seiten, teilweise etwas konstruierten Abschnitten, die die Spannung vernachlässigen. Wem das jedoch als Anreiz für die weiteren Bücher reicht, der kann guter Hoffnung sein, dass sich die Ereignisse weiter zuspitzen und auch die Atmosphäre dichter wird, denn die Grundlagen für die Standfestigkeit der Welt sind gelegt.

Broschiert, 496 Seiten
ISBN-13: 9783453317512

Projekt-Homepage
Heyne-Verlag

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)