Herbie Brennan – Der Elfenpakt (Faerie Wars 3)

Band 1: „Das Elfenportal“
Band 2: „Der Purpurkaiser“

Wieder einmal haben Henry, Pyrgus und Holly Blue Lord Hairstreak einen Strich durch die Rechnung gemacht, als Pyrgus zu Blues Gunsten abgedankt hat. Aber selbstverständlich ist Lord Hairstreak deshalb keineswegs bereit aufzugeben! Immerhin ist die neue Kaiserin nur ein Kind … Leider hat er seit neuestem das Problem, dass seine bisherigen Verbündeten auf einmal alle mit den Lichtelfen über einen Nichtangriffspakt verhandeln wollen!

Holly Blue indes traut diesem Verhandlungsangebot nicht ein Deut. Immerhin wurde es von ihrem Onkel überbracht! Ohne jemandem etwas zu sagen, macht sie sich mit dem Endolg Flapwazzle auf, um herauszufinden, wie ehrlich dieses Angebot wohl gemeint ist, und hinterlässt als einzige Rückversicherung den Countdown: den Auftrag, die Nachtelfen anzugreifen, sollte sie nicht binnen dreier Tage zurück sein!

Dumm nur, dass der jenige, der Holly Blue letzlich entführt, kein Nachtelf ist – sondern Henry!

Der dritte Teil von Herbie Brennans |Fairy Wars| ist nicht mehr so witzig wie die beiden Vorgängerbände. Unter anderem kommen Chulkhill und Brimstone, die beiden schillerndsten Charaktere des Elfenreiches, nicht mehr vor. Das macht sich deutlich bemerkbar. Dafür verteilt Brennan im Laufe der Geschichte ein paar saftige, politische Ohrfeigen, die mich durchaus gelegentlich breit grinsen ließen. Im Übrigen wird der Humor in diesem Band hauptsächlich durch Pyrgus‘ herausragende Fähigkeit, in möglichst viele Fettnäpfchen zu treten, bestritten. Es gibt also durchaus ab und an noch etwas zum Schmunzeln.

Ein paar zusätzliche Neuerungen, was die Magie angeht, gibt es auch, die aber alle mehr oder weniger bekannt wirken, so zum Beispiel das Gerät, mit dem Mr. Fogarty Henry ins Elfenreich holte, oder das Überwachungssystem von Lord Hairstreaks neuem Landhaus, das eindeutig vom Computerbereich inspiriert ist. Der einzige wirklich neue Aspekt sind die Kristallblumen.

Offensichtlich hat sich der Autor beim Schreiben diesmal voll auf die Handlung als solche konzentriert. Das Ergebnis: Der Haupteindruck, der nach dem Lesen des „Elfenpaktes“ zurückbleibt, ist Spannung. Schon vom Beginn der |Fairy Wars| an hat der Autor bewiesen, dass er es versteht, turbulente Verwicklungen anzulegen und auf originelle Weise aufzulösen. Diesmal aber hat er sich selbst übertroffen. Immer wieder glaubt der Leser, endlich herausgefunden zu haben, was Nachtelfen und Dämonen nun eigentlich vorhaben, und immer wieder kommt eine überraschende Wendung, die alle Erkenntnisse in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Bis wirklich ganz zum Schluss ist nicht klar, wie sich die Sache nun letztlich entwickeln wird. Natürlich hat das Buch ein Happy End, etwas anderes hätte weder zum Inhalt noch zum Stil dieser Reihe gepasst. Und doch schafft es Brennan, den Showdown, wenn schon nicht ganz unvorhersehbar, so doch zumindest in der Schwebe zu halten.

Allerdings fordert das ständige Hakenschlagen auch seinen Tribut. So wunderte ich mich zum Beispiel, dass Anais – die Geliebte von Henrys Mutter – nicht ebenfalls im Elfenreich gelandet ist. Immerhin hielt sie gerade Henrys Hand, als Mr. Forgarty ihn abholte. Außerdem fragte ich mich, warum Henry mitsamt seinem Auftrag in seine Welt zurückgeschickt wurde, und nicht ins Elfenreich. Schließlich sollte er Holly Blue entführen. Mag sein, dass Henrys unerwartetes Auftauchen dort verdächtig gewirkt hätte. Andererseits war der Plan davon abhängig, dass er möglichst bald durchgeführt wurde, bevor die magische Waffe ihre Wirkung verlor, und dass Henry gerade rechtzeitig von Fogarty ins Elfenreich geholt wurde, war reiner Zufall. Es kam mir etwas leichtsinnig vor, dass man sich auf einen solchen Zufall verlassen hat! Andere kleinere Schnitzer – wenn zum Beispiel bei der Überwältigung Pyrgus‘ im Garten der Familie Ogyris von Menschenmassen gesprochen wird – könnten ihre Ursache vielleicht auch in der Übersetzung haben.

Das tatsächliche Ende der Geschichte kam dann fast etwas abrupt und bleibt offen, was ich nach all den ausgeklügelten Wirren als etwas flach empfand, als wäre nach der Anstrengung des Plots plötzlich die Luft ausgegangen. Natürlich könnte man der Meinung sein, dass Hairstreak auch jetzt noch nicht die Absicht hat, mit den Lichtelfen Frieden zu schließen und auf den Thron zu verzichten. Zu meiner eigenen Überraschung wird „Der Elfenpakt“ in der Werbung auf der letzten Seite des Buches jedoch als das Finale der |Fairy Wars| bezeichnet! Es scheint also, als wären auf die restlichen, offenen Fragen keine Antworten mehr zu erwarten. Einerseits schade. Andererseits soll man immer dann aufhören, wenn es am schönsten war. Und was jetzt noch nicht beantwortet ist, kann sich der unzufriedene Leser wohl auch selbst ausmalen.

Bleibt zu sagen, dass der dritte Band der spannendste und furioseste der drei Bände war – dem taten auch die erwähnten Stolperer keinen Abbruch -, und dass die |Fairy Wars| insgesamt zu den interessantesten, witzigsten und charmantesten Jugendbüchern gehören, die ich gelesen habe. Man spürt förmlich die gute Laune des Autors beim Schreiben, was allein schon verhindert, dass die Lektüre langweilig wird. Jeder der drei Bände ist ein wenig anders geraten, und doch bilden sie eine ungebrochene Einheit, was Stil und Handlung angeht. Herbie Brennans Geschichte kommt nahezu völlig ohne bluttriefende Grausamkeit und Monster mit Ekelfaktor zehn aus und ist trotzdem spannend, und die Leichtigkeit, mit der er erzählt, sorgt dafür, dass trotz der massiven Bedrohung von Elfen- und Menschenwelt keine depressive Weltuntergangsstimmung aufkommt. Eine höchst angenehme Abwechslung in der zeitgenössischen Fantasy … Uneingeschränkt empfehlenswert!

Herbie Brennan lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er fürs Radio. Außer den |Fairy Wars| sind auf Deutsch zwei Kinderbücher von ihm erschienen, „Elfenquatsch“ und „Zartok aus dem All“.

Taschenbuch: 380 Seiten
www.herbiebrennan.com
www.faeriewars.com
www.dtv.de