Defoe, Daniel – Robinson Crusoe (Europa-Originale 10)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Kapitän – Claus Wagener
Jones – Michawel Weckler
Robinson – Peter von Schultz
Steuermann – Edgar Maschmann
1. Matrose – Walter Petersen
2. Matrose – Alexander Berger
3. Matrose – Michael Vulpius
Papagei – Christoph Rudolf
Freitag – Konrad Halver
Spanier – Rudolf H. Herget

Regie: Konrad Halver

_Story_

Wir schreiben das Jahr 1659, als ein britisches Schiff mit seiner vierzehnköpfigen Besatzung in der Nähe des Äquators von einem Orkan erfasst wird und diesem schließlich zum Opfer fällt. Die gesamte Mannschaft wird bei diesem Unglück umgebracht – bis auf den tapferen Robinson Crusoe, der nach langem Kampf gegen die Tücken des Ozeans als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel landet.

Zunächst dankbar für die unverhoffte Rettung, steigt in ihm mit der Zeit das blanke Entsetzen über die dortige Einsamkeit. Keine Menschenseele treibt sich auf dem Eiland herum, und auch die Versorgung mit Nahrung ist für den verwöhnten Reisenden recht spärlich, denn wirklich Nahrhaftes gibt es nicht zu finden. Für Robinson beginnt der nackte Kampf ums Überleben, in der stillen Hoffnung, eines Tages entdeckt zu werden und in die Heimat zurückzureisen.

Doch statt eines rettenden Schiffes gelangt ein Boot mit Kannibalen auf die Insel; diese verfolgen einen der ihren auf grausame Weise vor Robinsons Augen. Der schreitet ein, vertreibt die unmenschlichen Bestien und gewinnt ganz unerwartet sympathische Gesellschaft. Crusoe nennt seinen neuen Gefährten Freitag, frei nach dem Tag, an dem er ihn kennen gelernt hat, und bringt ihm nach und nach seine Sprache bei. Aus den beiden werden richtig dicke Freunde, und obwohl Robsinson insgeheim immer noch hofft, nach langen Jahren seine Heimat wiederzusehen, hat er sein neues Leben mittlerweile voll akzeptiert. Dann aber geschieht ein Schicksalsschlag in Freitags Leben, und es sieht so aus, als müssten sich die beiden wieder voneinander trennen …

_Meine Meinung_

Mit „Robinson Crusoe“ haben |Europa| vor ziemlich genau 35 Jahren einen der schönsten Klassiker der Jugendbuch-Literatur aufgegriffen und ihn dazu auch noch in sehr sympathischer Form aufgearbeitet. Die Geschichte vom Schiffbrüchigen Crusoe, der fortan und ungeplant sein Überleben in stiller Einsamkeit ausfechteb muss, ist ja allgemeinhin schon dutzende Male verfilmt oder vertont worden, sollte im Grunde genommen auch jedem bekannt sein, wenngleich es hier noch sehr feine Unterschiede bezüglich der Umsetzung gibt. Während die Buchfassung natürlich von Daniel Dafoe zu empfehlen ist, kann ich Mattscheiben-Stammgästen vor allem die Verfilmung mit Tom Hanks namens „Cast Away“ ans Herz legen, welche wahrscheinlich auch die modernste Variante aller bisherigen Adaptionen ist. In Sachen Hörspiel hat indes die im letzten Jahr neu aufgelegte Fassung von |Europa| die Nase vorn, ganz einfach deshalb, weil die Atmosphäre der teils bedrückten, teils aber auch von Hoffnung geprägten Handlung hier am authentischsten herübergebracht wird.

Allerdings ist dies bei der Starbesetzung von „Robinson Crusoe“ auch kein Wunder. Hans Paetsch als Erzähler ist einfach eine Institution, die einen auch hier wieder sehr stimmungsvoll durch die Geschichte führt. Weiterhin trifft man auf alte Bekannte wie Konrad Halver (der im Übrigen auch die Regie übernommen hat), Rudolf H. Herget und Claus Wagener, die allesamt schon einmal für einen sehr ansprechenden Rahmen sorgen.

Doch abgerechnet wird bekanntlich erst später, weshalb die Geschichte noch einmal genauer analysiert werden muss. Wie gehabt, beginnt man mit einer kurzen Beschreibung der Motivation hinter dieser verhängnisvollen Schiffsreise, die dann ziemlich rasant auch in das Debakel übergeleitet wird und nach wenigen Minuten schon Robinsons schier ausweglose, verlassene Situation beschreibt. Von hier an wird die Story auch erst so richtig interessant, denn gleich mehrfach ist Robinson dem Tode näher als dem Überleben; er muss sich mit allen versteckten Tücken seines neuen Umfelds herumschlagen, dabei stets auf der Hut sein, um rettende oder gefürchtete Personen zu erkennen und darf bei all dem auch nicht den Lebensmut verlieren, der durch seine stete Einsamkeit schon arg getrübt ist. All dies wird schon einmal prima erzählt, jedoch nicht bewusst bedrückend, sondern schon durchgehend mit einem gewissen Hoffnungsschimemr, der sich in den Stimmen von Erzähler und Robinson auch deutlich widerspiegelt.

Die Lage verändert sich allerdings mit dem Hinzukommen von Freitag; plötzlich hat Robinsons Leben völlig neue Prioritäten und er lernt viel einfacher, mit seiner misslichen Lage umzugehen. Der Gestrandete empfindet seine Situation nicht mehr einzig und allein als Misere und kann der Angelegenheit sogar positive Aspekte abgewinnen. Von hier an wird der Wert der moralischen Normen auch immer schwerwiegender. Es geht um Tapferkeit, Freundschaft, Zusammenhalt und letztendlich auch darum, selbst in den ausweglosesten Situationen nicht aufzugeben. Dies alles kombiniert, ergibt die Geschichte von Robinson Crusoe und seinem ungleichen Gefährten Freitag, die in diesem Fall von einer teils recht humorvollen Seite bestimmt wird und sich somit auch wieder als allerbeste Familienuntehaltung herausstellt. Es darf nämlich trotz allem gelacht werden, so etwa, wenn Robinson seinem Kumpanen die ersten Worte beibringt, dabei aber erst einmal nur Unsinn herauskommt. Kein bahnbrechender Witz, aber doch sehr lustig und nicht zu plakativ umgesetzt – eben das, was man von einem guten Hörspiel erwartet.

Kurz zusammengefasst, ist „Robinson Crusoe“ ein weiteres Goldstück in der „Europa-Originale“-Serie und mitunter auch einer der besten Vertreter der neu aufgelegten Klassiker von damals. Ein Bekannter meinte hierzu, dass es seiner Meinung nach die harmonischste Adaption dieses literarischen Meisterwerkes sei, und dem kann ich mich fast gänzlich anschließen. „Robinson Crusoe“ ist einfach nur schön, mehr braucht man darüber dann auch gar nicht mehr zu sagen.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

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